5 von 5
Andreas Wittkopf
12. September 2015
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Überragendes Klangbild, fantastische Durchhörbarkeit - DER Sibelius zum Sibelius-Jahr
Das kann BIS: Klang. Die SACDs sind auch auf normalen Playern abzuspielen und überzeugen durch ein absolut klares und durchhörbares Klangbild. Die Interpretation durch Okko Kamu (war mal Preisträger des Karajan-Wettbewerbs) ist für mich eine Offenbarung: noch nie habe ich z.B. den 2. Satz der Ersten so klar gehört. So wie sie am Anfang aus dem Nichts auftaucht, lässt Kamu die Vierte, Sibelius' persönlichste Symphonie wie er sagt, am Ende regelrecht verlöschen (Ritardando am Ende), das Allegro wird nicht einfach - wie bei den meisten Interpreten - bis zum Schluss durchgezogen. So hat man den Eindruck, hier schliesse sich ein Bogen. Im letzten Satz der Fünften hält es Kamu mehr mit dem Bild der Schreie vorüberfliegender Kraniche (so wie Sibelius selbst die Inspiration zum Thema des letzten Satzes beschrieben hat) als mit Thor, der den Hammer schwingt (Karajan's Lesart - muss man gehört haben). Was ich nicht so gut finde (und was wohl - viele skandinavische Dirigenten gestalten heute so - auch in der Partitur steht) ist, dass auch Kamu die Lautstärke beim Beginn des letzten Satzes der Zweiten zurücknimmt, also quasi mit dem Spannungsbogen neu ansetzt. Bei anderen (früheren ausserskandinavischen Interpreten, z.B. Karajan und Bernstein) wird der Spannungsbogen mit dem Übergang vom 3. zum 4. Satz begonnen und 'rübergezogen', was klanglich einen wesentlich größeren Effekt hat. Bei der Zurücknahme der Lautstärke kann man sich fragen, ob jetzt noch alle spielen oder ob welche rausgeflogen sind :-) ...
Aber alles in allem: M.E. DIE Neuerscheinung zum Sibelius-Jahr 2015 - für Sibelius-Fans und solche, die es werden wollen, ein absolutes MUSS.