2 von 5
Anonym
14. August 2017
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
2,0 von 5
"Parfüm" - Ein Album wie Whisky !
Nach ihren Alben Schumann/Brahms in Wigmorehall 2014 und "Scene" hätte ich ihr einen "Fidelio", "Heilige Elisabeth" oder ähnliches zugetraut. Aber diese CD verwundert mich, - und ich bin relativ enttäuscht. Denn bei einer positiven Frankreichwelle hätte ich im Lande Claudels, Rollands und Zolas den Griff auf anderes vermutet. Obendrein bin ich sehr religiös, aber offen für einen sogenannten "frommen" Umgang mit der Natur.
Darum frage ich mich: Warum denn schon wieder Ravel, Scheharazade, mit jenem bluttriefenden Anfangstext ("ich möchte Meuchelmörder lächeln sehen, wenn der Henker einem Unschuldigen den Kopf abschlägt, mit seinem krummen Türkensäbel"/(ein vermeintlicher Putschist?))???
Debussys Balcon mit dem Abschied eines Mannes von einem Vamp ist da zwar schon besser.
Aber zum Schluss Duparcs drei Lieder mit seinem säuerlich melancholisch schwülen Phidyle - eine phonetisch seltsame Verballhornung des Begriffs "fidelite" (Treue, Anhänglichkeit) die Beethoven für seine Retterin des politischen Gefangenen Florestan benutzt, kurz vor Duparcs Lied aber als Name für eine Spinne verwendet wurde, - ich möchte hier meine subjektive Wahrnehmung für mich allein persönlich äußern: das ist nun wirklich kein französischer Sommer, kein Glück auf einer glücklichen freien Wiese auf einer freien Welt, auf der man unbedrängt einmal musikalisch selig sein kann -- wie bedrückend!! ("Fidelio" soll doch dagegen reinherzig geistige Freiheit sein)
Das war echt kein CD-Sonntag für mich. Da kenne ich besseres.
Abgesehen davon haben Franzosen mehr als Parfüm komponiert. Durchaus wären mal Komponisten wie Jean Cras, Dubois, Faure, Berlioz, Ropartz und Magnard eine Rede wert gewesen. Darum: passt alles nicht zu den geistig-emotionalen Erwartungen, die man in diese Sängerin entwickeln könnte, ist aber stimmig mit anderen Rollen, die sie oft darstellte, wie etwa die Nymphe Calisto aus Cavallis Oper usw. (die von einer Nymphen-Göttin zur Keuschheit gezwungen wird)
Technisch negativ ist die CD nicht, allerdings wird die Stimme der Sängern sehr "flach" in den perfekten Orchesterklang eingebettet; das erinnert durchaus an "Klatschmohn", der aber von französischen Malern wesentlich sympathischer gemalt wurde. Felicity Lott erhebt sich da in ihrer Vergleichs-CD deutlicher heraus mit großer Stimme und Bogen und hat eher die Eigenschaft einer großen reifen Charakter-Diva, - Karg dagegen wirkt auf mich eher wie ein jüngeres argwöhnisch gestimmtes Mädchen, überwiegend melancholisiert.
Kein sonderlich apartes CD-Album in nicht annehmbarer Whysky-Farbe, das diesmal auch mit wirklich allen Reizen spart.
Ich würde mich für die Version von Lott entscheiden, klingt echt besser.