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Anonym
12. Dezember 2016
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Das geht ja gar nicht !!! (Aber herrlich. . . )
Oooh ha, ich sehe schon die gestrengen Kritikaster von Fono-Forum, Rondo-Magazin etc., die alle Johann Sebastian Bach noch persönlich kannten (und sicherlich auch bei machen Kompositionen beraten haben): Wie kann eine solche Aufnahme in der heutigen Zeit wieder veröffentlicht werden? Es beginnt mit dem Cover: Da sitzt Frau Ruzickova mit einer Fluppe in der Hand! ! Herr Minister Gröhe hat sicherlich schon eine Klage wegen unerlaubter Zigarettenwerbung auf den Weg gebracht. Und dann die Aufnahmen: Keine historischen Instrumente (bis auf eine CD mit einem französischen Cembalo von Mitte 1750), nicht mal Nachbauten, nein, Cembali aus den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts von Neupert, Sperrhake und Ammer. Und wie Frau Ruzickova lustvoll in die Tasten greift, die Möglichkeiten der Registrierung nutzt (man hörts manchmal Rumpeln und Krachen, wenn sie die Züge bedient): Da wird manchmal die Unterstimme im Lautenzug und die Oberstimme in vollem Cembaloklang gespielt. Einfach nur schön und spannend. Ich gehöre eher zu den Menschen, die keine großen Cembalo-Fans sind (Sie wissen schon, die vielzitierten kopulierenden Skelette auf dem Blechdach . . .) Meine Aufnahmen mit dem WTK 1 & 2 und den Goldberg-Variationen mit Koopman und den Partiten mit Suzuki habe ich bislang nicht in einem Rutsch durchhören können, irgenwann habe ich die Lust verloren. In den Aufnahmen von Frau Ruzickova passiert aber soviel Überraschendes, das man gar nicht auf die Idee kommt, aufzugeben. Dazu kommt ein sehr guter, sehr persönlicher Booklet-Text von Mahan Esfahani, einem Schüler von ihr (dem man bei seiner neuen Aufnahme der Goldberg-Variationen etwas vom Mut seiner Lehrerin gewünscht hätte). Diese Box ist nichts für Puristen. Aber für die Neugierigen unter uns und diejenigen, die ihren Bach damals durch die Archiv-Produktion der DG (die dicken dunkelgrünen LP-Boxen) mit Musikanten wie Karl Richter oder Helmut Walcha kennengelernt haben und jetzt mal wieder nostalgisch werden wollen, denen kann ich nur empfehlen: Zuschlagen!