3 von 5
Anonym
26. Februar 2019
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
2,0 von 5
Nach innen gewendet
Die Johannespassion in dieser Einspielung des Mainzer Bachchors/Orchesters unter Ralf Otto lässt mich mit zwiespältigen Gefühlen zurück. Die Interpretation scheut plakative Wucht und expressive Zuspitzungen, sowohl im Orchester, als auch im Orchester. Zumindest jenseits der üblichen Turbae-Chöre innerhalb der Kreuzigungsszene. Über weite Strecken wendet Otto die Sicht der Gläubigen (Chor) eher nach innen als nach außen, was u.a. dazu führt, dass die Choräle in ihrem dynamischen Duktus selten den Ausdruckskorridor eines kultivierten Mezzavoce verlassen. Das ist alles rund und klangschön, aber eben in Teilen auch etwas verhalten-pietistisch und plätschert so vor sich hin. Zentrale Peripetien wie "Durch Dein Gefängnis Gottes Sohn" oder "In meines Herzens Grunde" verharren in der Grunddynamik der Gesamtanlage, reißen aber keine neue Perspektive auf, lassen, wenn man so will, den Hörer nicht staunen, erschüttern auch nicht. Kommt erschwerend dazu, dass die Klangtechnik der gesamten Aufnahme auch einen leicht dumpfen, obertonarmen Charakter nicht nehmen kann und damit das Frequenzspektrum eingeschränkt scheint. Bei den Solisten gibt es wenig zu meckern, wenngleich man doch überrascht ist, dass ein Georg Poplutz live mehr Präsenz und Durchschlagskraft entfaltet als im Rahmen einer solchen Aufnahme. Ist mir aber auch schon bei anderen Produktionen aufgefallen. Ansonsten punktet er wie gewohnt mit höchst beweglicher Diktion und kluger Textauslegung. Unterm Strich bringt Otto mit dieser Einspielung einen eigenen Akzent in die reiche diskographische Phalanx dieses Werkes, an die Stringenz und Dynamik der Lübecker Einspielung von Gardiner reicht sie aber dann doch nicht heran. Alles in allem eine Aufnahme, die stabile drei Sterne auf sich vereinigt, knapp an den vier Sternchen kratzt, sie aber nicht ganz erreicht.