4 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
26. Mai 2019
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Mahleropulenz in Salzburg
Wer neulich eins der zahlreichen Salzburger 'Events', Mahlers 2te mit den Wienern unter Andris Nelsons (2018), als Normalsterblicher ohne ökonomische Bedenken daselbst oder auch nur als TV-Zuseher (BR)verpasst hat, kann sich hier posthum genugtun.
Wobei anfangs Zimmermanns Konzert-Adaption der "Nobody knows de trouble..." mit dem exzellenten und hier allemal überzeugenden Trompeter Hakan Hardenberger das eigentliche und so gut wie unbekannte wirkliche Event dargeboten wurde. Sollte man öfter im Konzertbetrieb hören, Zimmermann überhaupt.
Erstrangigen Orchestern wie den Wiener Philharmonikern kann auch hier nichts schief gehen, selbst mit einem so hochdotiert-gehandelten Dirigenten wie Nelsons, der nunmehr zwei adäquaten Orchestern aus Boston und Leipzig vorsteht.
Ich erinnere sein Debut mit dem City of Birmingham Orchestra vor zig Jahren bei den Berliner Festspielen in der Philharmonie als eine dirigentische Fuchtelorgie mit Stab, Händen und Füßen.
Derart so Gescholtene wie Bernstein wirken verglw. unspektakulär.
Ganz so primitiv agiert Nelsons nun inzwischen nicht mehr, jedoch immer überagierend mit seiner Diktion auch notenunabhängig ständig bedeutungshaft insistierend wie ein streamender mastermind, der fürs Orchester visuell unnötige körperhafte Akzente setzt, prätentiös bis manieriert seinen meist langatmigen musikalischen Fluss steuert, hier Mahlers 2te, die stellenweise im Stillstand zu langer Pausen sich aufzulösen schien.
Natürlich singen die Choristen des Bayerischen Rundfunks den Text deutsch untadeliger als die Solisten, wie die opulente Gubanova, die alle Rs so schön rollt, aber die bedeutsamen Konsonanten wie die S-Laute eher verschluckt. Lucy Crowe bleibt akzeptabel, wenn auch nicht so bemerkenswert im Umfeld instrumentaler Weltklasse, die man auch unabhängig von der Interpretation offenbar hört - ein Wiener Fest in Salzburg.