Ferenc Farkas: Orchesterwerke Vol.6 auf CD

Ferenc Farkas wird oft als begnadeter Miniaturist angesehen, der barocke und populäre ungarische Quellen durchforstete, um daraus glanzvolle Orchestertänze von mitreißender Energie zu schaffen. Diesen Farkas präsentiert die Suite aus dem Ballett »Die schlauen Studenten«, doch das Album zeigt auch eine ganz andere Seite seiner musikalischen Persönlichkeit. In seinem »Preludio e fuga« experimentiert er mit Zwölftonmusik – allerdings mit einer Einschränkung: »Im Zwölfton-Thema der Fuge habe ich nicht Schönbergs orthodoxes Modell verwendet, sondern eine weichere, euphonischere Form mit einer runderen und attraktiveren Klangfülle – ich denke dabei an Werke von Luigi Dallapiccola oder […] Frank Martin.« Seine einzige Sinfonie fiel der kommunistischen Orthodoxie zum Opfer und wurde bei Versammlungen der Komponistenunion so heftig kritisiert, dass Farkas die Partitur zu den Akten legte. Diese erste vollständige Aufnahme offenbart ein Werk, das sowohl groß angelegt als auch großherzig ist – eine der schönsten ungarischen Sinfonien überhaupt.

Das Album folgt auf Aufnahmen von Farkas Orchesterwerken, Kammermusik-Stücken, Musik für Blasinstrumente und Chormusik. Der bekannte Dirigent Gabor Takacs-Nagy leitet das MAV Symphony Orchestra.

Rezensionen

"Hierzulande ist der Name Ferenc Farkas (1905–2000) kaum bekannt, in seiner Heimat Ungarn war er eine ganz große „Nummer“.​ 1949 wurde er als Nachfolger von Zoltán Kodály und Sándor Veress Kompositionslehrer an der Musikakademie in Budapest und blieb es 25 Jahre lang; zu seinen berühmtesten Schülern zählten György Ligeti und György Kurtág.​ Farkas selbst schrieb Werke für nahezu alle Gattungen und Genres.​ Toccata Classics hat sich die Veröffentlichung seines Oeuvres seit 2012 auf die Fahnen geschrieben und präsentiert mit dem Volume 6 der Orchesterwerke jetzt eines von Farkas‘ populärsten Werken – die 1951 zu einer Suite umgearbeitete Fassung des Balletts „Furfangos diákok“ (Die schlauen Studenten) von 1949 – sowie eine seiner besten Kompositionen: die (einzige) Sinfonie von 1952.​ Farkas adelt das etwas belanglose, auf einer Liebeskomödie beruhende Libretto mit einer maskenhaft-neoklassizistischen Musik und scheut sich dabei nicht vor raffiniert ins Werk gesetzten Stereotypen.​ Zur Entdeckung des Albums gerät die Sinfonie, deren Untertitel „In memoriam 4.​ IV.​ 1945“ lautet – es war der Tag, als die sowjetische Armee Ungarn von den Deutschen befreite.​ Das sozialistisch-realistische „Programm“ dieses (offiziell) für die Arbeiterschaft geschriebenen Stücks braucht man nicht (mehr), um die emotional packende Musik zu goutieren, die allenfalls im allzu optimistischen letzten Satz etwas an Substanz verliert.​ Das hier quasi als „Zugabe“ erklingende Werk „Preludio e fuga“ (1947) macht von der Dodekaphonie gebraucht und erinnert an Hindemith.​ Die Lesarten der Werke bewegen sich durchweg auf sehr hohem Niveau.​" (FONO FORUM, Burkhard Schäfer)