Oscar van Hemel: Kammermusik on CD

Als ich 2014 die künstlerische Leitung des Orlando Festivals, des ältesten und größten Kammermusikfestivals der Niederlande (gegründet 1982), übernahm, setzte ich die reiche Orlando-Tradition fort, Kammermusik vom Barock bis zur Gegenwart zu programmieren, und beschloss darüber hinaus, mehrere Generationen niederländischer Komponisten aus Vergangenheit und Gegenwart zu ehren.

Dies hat in den letzten drei Jahren zu Aufführungen von Musik von Alfons Diepenbrock, Willem Pijper, Jan van Gilse, Oscar van Hemel, Marius Flothuis, Otto Ketting, Louis Andriessen, Bob Zimmerman, Gilius van Bergeijk, Jacob ter Veldhuis, Roel van Oosten, Robin de Raaff, Martijn Padding, Vincent Cox, Chiel Meijering und Sam David Wamper geführt, darunter vier Uraufführungen. So reich das niederländische Musikleben auch ist und im letzten Jahrhundert war, scheinen wir dazu zu neigen, unsere wichtigen Komponisten zu vergessen, sobald sie gestorben sind oder im besten Fall etwas später. Im Falle der Musik der sechs erstgenannten Komponisten ist dies sicherlich spürbar.

Als ich um 1970 als junger Bratschenschüler in das Königliche Konservatorium in Den Haag eintrat, hatte ich Oscar van Hemels Bratschensonate im Radio gehört. Mein Streichquartettlehrer Nap de Klijn, der Leiter des Niederländischen Streichquartetts, hatte mehrere Kammermusikwerke von van Hemel aufgeführt und aufgenommen. Dennoch haben wir, was ich heute sehr bedauere, nie über diese Aktivitäten zur Aufführung zeitgenössischer Musik gesprochen. Oscar van Hemel, auch ein ausgebildeter Geiger, hat ein umfangreiches Werk und eine Fülle von Kammermusik komponiert, darunter zwei Violinsonaten, eine Bratschensonate, eine Cellosonate, Kammermusikstücke für Holz- und Blechbläser, ein Klaviertrio, ein Streichtrio und sechs Streichquartette.

Zu seinen Lebzeiten wurde er von den angesehensten niederländischen Musikern aufgeführt, wie Eduard Flipse, dem Dirigenten des Rotterdamer Philharmonischen Orchesters, dem Röntgen-Quartett, dem Niederländischen Streichquartett (das sein viertes Streichquartett und sein Klarinettenquintett mit der Klarinettistin Jolle Huckriede uraufgeführt und aufgenommen hat), Theo Olof (erstes Violinkonzert), Herman Krebbers (zweites Violinkonzert mit dem Concertgebouw-Orchester unter der Leitung von Bernard Haitink) und dem Guarneri-Trio, ebenfalls mit Herman Krebbers. Ich bin dankbar für die Unterstützung der Stiftung Oscar van Hemel, die dem Orlando Festival geholfen hat, die Aufführungen und Aufnahmen dieser vier Werke von Van Hemel zu realisieren.

Henk Guittart 2018