5 von 5
JAW-Records
Top 50 Rezensent
05. Januar 2015
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
wesentlich besser als die alte BMG-Ausgabe!
Dies ist die Carmen mit Reiner (an der Met) in der Studioaufnahme der RCA. Das sei gleich erwähnt, denn bei der alten BMG-Ausgabe sind bei Amazon alle möglichen Rezensionen aufgeführt, die aber alle nicht mit der Reiner-Produktion zu tun haben.
Die Gretchenfrage bei Digital-Transfers analoger Aufnahmen ist, was in den Originalbändern (bzw. Schellacks) wirklich drin steckt. Oftmals ist, wenn die Quellen nicht genau bekannt sind bzw. man eine exzellente LP-Ausgabe als vergleich hat, da eine Grauzone, bei der man bez. Schwächen nicht weiß: "ist's das Original, ist's die Digitalisierung?"
Die Überspielung dieser Veröffentlichung von 2014 (Transfer und Mastering: Andreas K. Meyer) ist um soviel besser als der alte BMG-CD-Transfer (die weiß-blaue Box), dass sich diesmal die Frage nicht wirklich stellt. Das Ganze klingt klar, durchsichtig, mit schönem originalen(!) Raumklang (ohne Manipulation wie bei BMG). Einziger Nachteil ist, dass es hier kein Textheft gibt - bei dem Preis durchaus verschmerzbar.
Die Aufführung bzw. Einspielung selbst? ... ist ein Klassiker. Es werden sich aber dennoch immer wieder Menschen über die Besetzung ereifern und z.B. etwas an Jan Peerce auszusetzen haben. Ich kann das nicht nachvollziehen, denn Peerce trifft mit seiner "Schärfe" in der Stimme das letztlich Starre und Uneinsichtige des Wesens von Don José, dessen "Liebe" in ihrer Rigidität keine ist, da sie die Freiheit und Selbstbestimmtheit Carmens nicht anerkennt. Und eben dieses Aufeinanderprallen von starren Vorstellungen und unbeugsamen Freiheitswillen macht ja das Drama dieser Oper aus.... Das sind natürlich Überlegungen, die über ein Denken in Kategorien des Schönklangs hinausgehen.
Ich persönlich finde die Sängerbesetzung großartig: Stevens, Albanese, Merill: Alle VERKÖRPERN die Personen und stellen sie nicht nur dar! Reiner ist ein Ausbund an Vitalität: Mehr Rhythmus und Feuer ist nicht denkbar, aber auch nicht mehr Feingefühl im "Begleiten" der Sänger. Das Orchester spielt hervorragend (man höre nur die Holzbläser) und um sein Leben - wie so oft bei Reiner.
Das Klangbild ist von Lewis Layton hervorragend klar farbig und räumlich eingefangen, natürlich 1951 in monauraler Technik.
Für mich ist diese Aufnahme eine der drei ganz großen Studioproduktionen des ergreifenden Werks.
Eine unbedingte Kaufempfehlung, wenn nicht grade eine "Mono-Phobie" vorhanden ist. Über Anlage gehört fällt dieser Umstand übrigens kaum ins Gewicht...