5 von 5
Anonym
14. August 2021
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Ein kraftvoller Brahms mit Gänsehaut – eine der hochwertigsten Einspielungen der 2. Brahms
Von der ersten Sekunde war ich von dieser Einspielung der 2. Brahms fasziniert und mit Gänsehaut gefesselt: Eine Synergie von höchster spielerischer Präzision, tief emotionaler Interpretation, gewaltiger Dynamik, einer dichten und ausgepielten und doch frischen Spielweise, ein genialies Klangbild, das klar und durchsichtig ist und doch die Mystik Brahms erhält. Auch die gute Räumlichkeit der Aufnahe bei erhaltener Direktheit ist zu loben — ob es DECCA-Tree wie aus Soltis Zeiten ist? Diese Aufnahme hat einfach nur Kraft und ein geniales Zeitgefühl, wo die Kraft aus dem festen Puls trotz sich ändernder Dynamik erwächst. Alles fügt sich nahntlos ineinander und jedes Nebenmotiv wird ausgepielt. Und dann war da noch etwas, worauf ich nicht sofort kam: Alle Bläser, Holz und Blech, kommen leicht prägnanter durch. Ein Blick ins Booklet löste das Rätsel schnell auf: Schaller besetzte die Streichersektion leicht kleiner so wie es Brahms selbst bevorzugte. Wir haben hier also ein Klangbild, wie Brahms die Sinfonie eher konzipierte hatte, denn die großen Orchesterbesetzungen kamen erst nach und nach in Mode. Daher sind die meisten Brahmseinspielungen heute eher arg streicherlastig, was auch schön ist, aber die Bläser gehen dann halt leicht unter. Wir haben hier also quasi eine hisorisch inspirierte Aufnahme, die jedoch, wie man deutlich hört, mit modernen Instrumenten eingespielt wurde und nicht mit den alten der historischen Aufführungspraxis, die immer leicht unsauber sind und einem das Hörvergnügen nehmen. Das ist die Einzigartigkeit dieser Aufnahme: Historisch im Sinne Brahms aber mit den Vorteilen der modernen Instrumente. Diese Aufnahme ist schnell zu meiner Lieblingsaufnahme der 2. Brahms aufgestiegen. Ich habe gleich auch nach den anderen Brahms Sinfonien mit Schaller gesucht, aber wie es scheint, war noch nichts zu finden. Ich werde es daher kaum erwarten können, wann die anderen drei Sinfonien eingespielt sein werden. Das verspricht, einer der interesanntesten Brahmszyklen zu werden!