Luigi Boccherini: Sämtliche Flötenquintette (G.419-439) auf 3 CDs

Spanische Instrumentalisten in neuen Aufnahmen von unterschätzter Kammermusik aus dem goldenen Zeitalter des Klassizismus, voll von musikalischem Sonnenschein und Sommerbrisen.

Die Abreise des 24-jährigen Boccherini aus seiner Heimatstadt Lucca im Jahr 1767 sollte sich als sein Schicksal erweisen. 1770 wurde er Hofkomponist und Cellist der königlichen Kammer von Prinz Luis Antonio de Borbón, dem jüngsten Sohn von Philipp V. von Spanien. Zu dem Ensemble, das ihm zur Verfügung stand, muss ein hervorragender Flötist gehört haben, denn er schrieb mehrere Kammermusiksätze, in denen die Flöte die Hauptrolle spielt, darunter die Quintette op. 17 aus dem Jahr 1773 und die Quintette op. 19 aus dem Jahr 1774, die alle dem Prinzen Luis gewidmet sind.

Der Flötensatz ist orchestral, als ob es sich um verkappte Konzerte handeln würde, mit einem rasanten Dialog zwischen den beiden Violinstimmen. Alle 12 Werke folgen demselben zweisätzigen formalen Muster, mit einem mäßig schnellen Auftakt, gefolgt von einem anmutigeren Tanz, mit Ausnahme von Op. 19 Nr. 6, das den Untertitel Las parejas" (Die Paare) trägt, nach der gleichnamigen feierlichen Pferdeparade, die jedes Frühjahr im Palast von Aranjuez stattfand; die Satztitel (Entrada-Marcia, Galope und Entrada-Marcia) spiegeln die verschiedenen Abschnitte der Veranstaltung wider.

Die Flötenquintette op. 55 auf CD3 stammen aus dem Jahr 1797 und wurden für einen besonders talentierten Flötisten / Oboisten geschrieben. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Boccherini mit einer großzügigen Pension in Madrid niedergelassen, nachdem Prinz Luis einige Jahre zuvor gestorben war, und war Komponist an verschiedenen Höfen in Osuna und Preußen. Diese späteren Werke haben im Großen und Ganzen ein entspannteres Temperament, auch wenn die Solokompositionen für die Flöte immer noch sehr blumig und ausdrucksstark sind, selbst in den stattlicheren Sätzen wie dem ernsten Lento zum Abschluss von Op. 55 Nr. 5.

Im Booklet gibt Rafael Ruibérriz de Torres, ein Flötist, der mit Koryphäen der Alten Musik wie Leonhardt, Minkowski und Leonhardt zusammengearbeitet hat, sich aber auf Kammermusik spezialisiert hat, eine ausführliche Einführung zu den Flötenquintetten im Kontext von Boccherinis Leben und Werk. Ihm zur Seite steht das Cuarteto Francisco de Goya, das auf historischen Instrumenten spielt.

Luigi Boccherini (1743-1805), ein viel unterschätzter Komponist, war einer der führenden Komponisten des späten 18. Jahrhunderts, ein Freund und Kollege von Haydn und Mozart und ein beeindruckender Cellovirtuose. Obwohl seine Musik weniger dramatisch ist als die von Haydn oder Mozart, hat sie doch Momente von explosiver Dramatik, die umso wirkungsvoller erscheinen, wenn sie im Fortissimo aus einem ansonsten ruhigen Satz hervorbricht. Auch die harmonischen Verschiebungen sind überraschend und werden sehr wirkungsvoll eingesetzt. Seine Musik ist sinnlich, leidenschaftlich und dramatisch.

Dieses neue 3-CD-Set enthält die kompletten Flötenquintette für Soloflöte und Streichquartett. Musik von großem Charme, Vitalität, Brillanz und aufrichtigen tiefen Gefühlen.

Gespielt auf historischen Instrumenten von dem Flötisten Rafael Ruibérriz de Torres, der bei Wilbert Hazelzet studierte und mit Gustav Leonhardt, Philippe Herreweghe und Jos van Immerseel spielte, und dem spanischen Francisco de Goya String Quartet.