Toshio Hosokawa: Solokonzerte Vol.1 auf CD
Solokonzerte Vol.1
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
(soweit verfügbar beim Lieferanten)
Violinkonzert "Landscape III";Flötenkonzert "Per-Sonare"; Klavierkonzert "Ans Meer"
- Künstler:
- Irvine Arditti, Gunhild Ott, Bernhard Wambach, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, NDR Radiophilharmonie, Robert HP Platz
- Label:
- Neos
- Aufnahmejahr ca.:
- 1997
- Artikelnummer:
- 4886708
- UPC/EAN:
- 4260063107160
- Erscheinungstermin:
- 1.8.2013
»Musik muss nobel sein« – Mit diesen Worten zeichnete der Komponist Toshio Hosokawa einmal seine musikalische Haltung im persönlichen Gespräch aus, um sich von der Ästhetik anderer Komponisten abzugrenzen. Dieser Satz mag als präzise Charakterisierung seiner Werke gelten, denn Hosokawas Musik schöpft ihre eigene Noblesse aus einer ebenso edlen Quelle: dem »Gagaku«, der traditionellen Musik des japanischen Kaiserhofs. Obwohl dies nicht bedeutet, dass Hosokawa von Kindheit an mit diesen Klängen vertraut war, berichtet er, erst während seiner weiterführenden Studien – insbesondere während seiner Zeit in Berlin bei Isang Yun – erstmals mit Gagaku in Berührung gekommen zu sein. Dabei fand er quasi durch den Einfluss externer Einflüsse zurück zu seinen kulturellen Wurzeln.
Tatsächlich führte die klassische japanische Musik lange ein Nischendasein im eigenen Land, da sie überwiegend funktionalen Charakter hatte und bei Tempelfesten oder Hochzeitszeremonien gespielt wurde. Diese zeremonielle Musik bahnte sich ihren Weg in die Öffentlichkeit zunächst nur über ausländische Bühnen, denn in ihrem Ursprung war sie streng dem kaiserlichen Hof vorbehalten und blieb dem breiten Volk hinter Palastmauern verborgen.
Hosokawa integriert Elemente des Gagaku tiefgreifend in sein eigenes Schaffen. Neben einem zeremoniellen Grundtonfall finden sich auch rhythmische Figuren wie das Accelerando der Trommel »Kakko« wieder, ebenso wie die heterophone Struktur seiner Musik. Letztere äußert sich darin, dass lang gehaltene harmonische Felder individuell von den Stimmen des Orchesters ausgefüllt werden. Jedes Instrument spinnt dabei seinen eigenen Faden, wobei es einen begrenzten und für alle gültigen Tonvorrat berücksichtigt. Wenn man Homophonie als Vertikale und Polyphonie als Horizontale begreifen möchte, könnte man Hosokawas heterophone Technik treffend mit einer Diagonalen umschreiben.
In diesen scheinbar entwicklungsfreien Klanglandschaften zeigt sich dennoch eine verblüffende Vielfalt, die aus äußerst einfachen Verfahren entsteht. Diese Fähigkeit, mit minimalen Mitteln eine immense Wirkung zu erzielen, verdeutlicht sowohl Hosokawas fundiertes Verständnis westlicher Kompositionstechniken als auch seine tiefe Verwurzelung in der japanischen Kultur der Einfachheit und Reinheit.
Ein anschauliches Beispiel dafür ist der Einsatz eines sechstönigen Akkords, bei dem obere und untere Töne durch gegenläufige Oktavierung vertauscht werden. Durch diesen simplen Schritt entsteht ein vollkommen neuer Spannungszustand und ein harmonisches Feld, das zu ungeahnten Klangfarben und musikalischer Vielfalt führt. So demonstriert Hosokawas Werke eine Musik, die nichts anderes sein will als sie selbst – sie verfolgt kein Ziel außer ihrer eigenen Schönheit. Sie ruht in sich. Und tatsächlich, sie ist nobel.
Das Flötenkonzert Per-Sonare (1988) markiert den Beginn von Hosokawas Arbeit mit Soloinstrument und Orchester. Die Flöte, unter den europäischen Instrumenten am ehesten vergleichbar mit der japanischen Shakuhachi (Bambusflöte), inspirierte diese Komposition mit ihrem charakteristischen, oft aufgebrochenen und geräuschhaften Klang, bei dem Ton und Atemgeräusch verschmelzen und durchdringen – ein Konzept, das sich treffend im Titel »per-sonare« widerspiegelt.
Darüber hinaus behandelt Hosokawa das Orchester als eine Art zu gestaltende Landschaft. Der Klang selbst wird zum wandernden Element im Raum: Zwei Orchestergruppen, bezeichnet als »Echo I« und »Echo II«, sind räumlich weit links und rechts hinter den Zuhörern positioniert und erzeugen bei der Aufnahme ein eindrucksvolles Panorama.
Diese landschaftliche Vorstellung des Klangs ist es auch, die dem Violinkonzert Landscape III (1993) seinen Namen gibt. Als Teil eines Zyklus verschieden besetzter Werke entfaltet es eindrucksvoll die Einfachheit der Techniken, die Hosokawa meisterhaft einsetzt, aber ebenso seine Fähigkeit, daraus unterschiedlichste Lösungen abzuleiten. Dabei kristallisieren sich vor allem zwei gegensätzliche Klanggesten heraus: ein sanftes horizontales oder diagonales Kontinuum meist im unteren dynamischen Bereich sowie vertikale Schnitte mit lautem, scharf konturiertem Charakter – wie schroffe Felsblöcke inmitten einer harmonischen Klanglandschaft. Dieses Zusammenspiel von Gesten hat Hosokawa in seinem Kammermusik-Zyklus Vertical Time Studies tiefgehend ergründet.
Disk 1 von 1 (CD)
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1 Landscape III (1993) (Konzert für Violine und Orchester)
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2 Per-Sonare (1988) (Konzert für Flöte und Orchester)
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3 Ans Meer (1999) (Konzert für Klavier und Orchester)
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