Stile Antico - Music for Compline auf SACD

Gebete vor dem Dunkel der Nacht
An jedem Tag, bevor die Nacht hereinbricht, versammeln sich die Mönche oder Nonnen eines Klosters zur Komplet. Dieser Abendgottesdienst beschließt den Rhythmus der Stundengebete, die den Tageslauf der Mönche wie eine Perlenschnur durchziehen. In eindrucksvollen Gebeten und Wechselgesängen vertraut sich die Klostergemeinschaft dem Schutz Gottes an, der sie sicher durch das Dunkel der Nacht geleiten wird.

Die auf dieser Einspielung vertretenen Komponisten lebten in Zeiten der schwersten politisch-religiösen Wirren der Religionsgeschichte Englands, während derer das Land in krassen Extremen zwischen Katholizismus und Protestantismus hin und her gerissen wurde und Politik und Religion in oft gefährlicher Weise vermischt wurden. Während Heinrich VIII. (trotz seines Bruches mit Rom im Jahr 1534) theologisch und liturgisch Katholik geblieben war, setzte sein Nachfolger auf dem Thron, der junge Edward VI., eine puritanische protestantische Kirchenordnung durch, die auch erhebliche Auswirkungen auf die Kirchenmusik hatte. 1553 kehrte Königin Maria zu einem kompromißlosen Katholizismus zurück, ließ Protestanten, die sich ihr widersetzten, auf dem Scheiterhaufen verbrennen und führte auch die alten Riten wieder ein. Mit der Regierungsübernahme Königin Elisabeths kehrte durch den gemäßigt protestantischen Kompromiss, der bis heute das Gesicht der anglikanischen Kirche prägt, religiöser Friede im englischen Königreich ein. Doch war dieser Friede keinesfalls ein immerwährender Zustand der Eintracht, die 1580er und 90er Jahre waren geprägt von massiven Katholikenverfolgungen, die manchen Intellektuellen und Künstler in die Emigration trieb, so entstand beispielsweise in Antwerpen eine Kolonie katholischer englischer Exilanten. Die meisten Komponisten dieser CD waren zu Beginn dieser neuen Bedrängungen nicht mehr am Leben oder schon betagt (wie Tallis), einzig William Byrd verstand es mit diplomatischem Geschick, der katholischen Konfession die Treue zu halten, ohne sich damit königlichen Repressionen auszusetzen. Königin Elisabeth schätzte diesen Musiker offensichtlich außerordentlich, so dass er es sich sogar leisten konnte, ein Trauerlied auf den Tod Maria Stuarts, der katholischen Nebenbuhlerin Elisabeths, zu schreiben. Die konsequente Verwendung der lateinischen Sprache in allen Stücken dieses Programms zeugt von einem durchaus mutigen Nonkonformismus der Komponisten, da die neue anglikanische Kirche eine eigene englischsprachige Liturgie zum Maßstab erklärt hatte, wenn auch Latein an der Chapel Royal immer noch geduldet wurde. So stellen die Stücke dieser Debüt-CD, mit der sich das junge britische Ensemble Stile Antico vorstellt, in ihrem flehentlichen Rufen in das Dunkel der Nacht gewissermaßen als Schwanengesang auf die großartige Tradition der frühen englischen Kirchenmusik dar.

Rezensionen

"Die Debüt-CD von Stile Antico bewegt sich auf einem Niveau, von dem so mancher Chorleiter hierzulande nur träumen kann." STUTTGARTER ZEITUNG

"Magisch schön" WESTDEUTSCHER RUNDFUNK

"Exzellent" KIELER NACHRICHTEN