3 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
17. Januar 2019
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Kleibers Dresdner Tristan - Trauma
Der Dresdner Kleiber-Tristan entstand über drei Jahre und über diverse Monate verteilt vom Sommer 8-1980 bis zum Frühjahr 4-1982. Keine kontinuierliche, sondern eher eine unausgeglichene Produktion, der man das Diskontinuierliche auch anhört, und der Kleiber selbst höchst kritisch und anfangs seine Zustimmung lange verweigernd gegenüberstand, was damals über die Kultur-PR hinaus Aufmerksamkeit erregte.
Schließlich wird seine Freigabe die DG weit mehr als nur Überredungskunst gekostet haben, zumal im Zwang damaliger Koproduktion mit der ostdeutschen DDR-VEB-Schallplatten Kooperative.
Damals - Mitte bis Ende der 1970er - nachdem der berühmte Pianist und bekennende Wagnerianer S.Richter seinen erlebten 76er Kleiber-Tristan in Bayreuth tief beeindruckt als 'ultimativ' beurteilte, und nach Kleibers bejubelten ersten Wiener Beethoven-Einspielungen der 5ten und 7ten begann der zunehmend fast schon mythische CK-Hype. Die 4te Brahms als erste Wiener DG- Digitalaufnahme der 80er folgte, und dann der Tristan ...
Nicht nur die prof.Kritiker-Rezeption war äusserst kontrovers, auch viele Musikliebhaber befremdete vor allem die vokale, weniger die instrumentale Seite von Kleibers inbrünstigem Dirigat.
Vor allem klangtechnisch war und ist die die Aufnahme streckenweise ein Debakel, weil die Vokalpartien meist räumlich verhallt und zumal in dynamischen Fortebereichen geradezu hysterisch überzeichnet und schrill klingen.
Kleibers Wunsch-Isolde Margaret Price, wohl in Erinnerung an Catarina Ligendza in Bayreuth, kaum Wagner-Isolden-versiert, klingt durchweg überfordert im Fortebereich wie der grauweiss verblasste Kollo, dem kein druckvoller klanglicher Bogen gelingt, wenig souverän und nur bemüht auf schlanker Linie zu singen, und gegen ein so ausdrucksstark und agil und allemal klangschön aufspielendes Orchester, jedoch immer unter viel akustischer Manipulation der Klangregie - es fehlte so ein Claus Strüben, der auch in Dresden, allerdings für die EMI, für Kempe und Karajan zuständig war ...
Von den Dresdnern unter Kleiber hätte man sich so einen 'Ring ohne Worte' a la Maazel gewünscht, unter Verzicht aller defizitärer vokaler Bemühungen wie dem alten polternd-bellenden Fischer-Dieskau und der schon tremolierenden Fassbaender.
Einzig Kurt Moll kann seine vokal moderate Marke-Distinktion halten, zumal in der bewegenden Tristan-Abschieds-Arie.
Jedoch, allzu wenig für's Ganze, wenn nur das orchestrale Vorspiel wie das superbe 3.Akt-Intro mit dem feinen Hirtenspiel in Erinnerung bleiben.
Ich besitze noch eine hochwertige Cassetten-Kopie eines Freundes über einen Denon-3-Kopf-Recorder vom DG-LP-Original, die subjektiv viel besser, musikalischer klingt, als diese neuerlich überarbeitete Originals-CD-Variante, die nur die Defizite einer verkorksten Produktion offenbart.