Igor Strawinsky: Le Sacre du Printemps (Fassung für Pianola) auf CD

Auf den ersten Blick erscheint es seltsam, dass sich ein weltgewandter, erfolgreicher Komponist wie Strawinsky stundenlang in einem kleinen Studio einschließt und seine eigene Musik für ein Prachtstück namens Pianola arrangiert. Jeder weiß doch, dass Pianolas (ein nicht ganz so allgemeiner Begriff für selbstspielende Klaviere) wie alte, ramponierte Honky-Tonk-Kneipen klingen und jede musikalische Inspiration im Quietschen ihrer Zahnräder und dem Keuchen ihrer Pedale ersticken!

Nun, wir haben Neuigkeiten für Sie! Pianolas spielen nicht immer mit einem unerbittlichen Tempo und dreifachem Forte; sie können und sollten genauso musikalisch sensibel klingen wie jedes andere Instrument, und Strawinsky selbst hat es genossen, sie zu spielen. In den letzten vierzig Jahren gab es so viele falsche Beschreibungen und laute Aufnahmen der Pianola, dass die öffentliche Wahrnehmung des Instruments eine Travestie dessen ist, was ursprünglich beabsichtigt war.

Natürlich gab es billige Pianolas, und zweifellos gab es in Bordellen und Bars in der Innenstadt viele betrunkene Spieler, aber die meisten Instrumente waren in hochwertigen Klavieren eingebaut und kosteten oft so viel wie Luxusautos. Während Sie Petruschka und Le Sacre du Printemps hören, hoffe ich, dass diese Programmnotiz Ihnen dabei hilft, Ihre Meinung über ein oft und zu Unrecht geschmähtes Musikinstrument zu ändern.