Gerald Eckert: Kammermusik auf CD
Kammermusik
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
(soweit verfügbar beim Lieferanten)
Studie über Nelly Sachs; Von Innen - Körnung; Nen VII; Schächte - les nuages d'automne; Klangräume II; Feld 3; Wie Wolken um die Zeiten legt; Fäden (Part 1)
- Künstler:
- Ensemble Reflexion K
- Label:
- Neos
- Aufnahmejahr ca.:
- 2008
- Artikelnummer:
- 2803341
- UPC/EAN:
- 4260063108112
- Erscheinungstermin:
- 1.8.2013
RAUMGREIFEND UND SCHWERELOS
So filigran und ästhetisch ausgewogen Eckerts Partituren dem Betrachter entgegenkommen, so entschieden, ja geradezu pedantisch verlangen sie den Interpreten ein äußerst differenziertes Klangspektrum ab und dynamische Abstufungen, die an die Grenzen des Machbaren gehen, die Ränder der Wahrnehmung und des technischen Vermögens markieren, jedoch verbindlich sind, extrem verbindlich sogar.
Gesten und konkreteste spieltechnische Vorstellungen sind auf diese Art und Weise formuliert, die nur darauf warten, in Klänge umgewandelt und damit zum Leben erweckt zu werden, etwa im Stück Vom Innen – Körnung für Viola solo, das von Beginn an ›atemlose‹ Skalen zwischen vier- und fünffachem Pianissimo vorsieht und den Einzelton in einer durch Obertonspektren aufgerauten, in sich bewegten und doch geradezu monochromen Klangfläche aufgehen lässt. Triller gleichen in dieser ständigen Bewegung einem nur kurz innehaltenden Vibrieren. Wie in NEN VII für Flöte, Violoncello und Tonband oder in Schächte – les nuages d’automne für Flöte, Viola und Harfe ist im Moment der Klangentfaltung schon wieder ein Ansatz von Vergehen, von permanentem Perspektivenwechsel spürbar.
Unverwechselbar an Eckerts Partituren ist die kalligraphische Fragilität der Schreibweise. Ausschließlich per Hand sind die Noten auf Papier gebannt, scheint doch die Fixierung der imaginären Klangvorstellung Teil der Werkgenese zu sein. Sobald die instrumentale Besetzung selbst nur eine intime kammermusikalische Formation vorsieht, verweigern sich die Partiturformate den gängigen Normvorgaben. Das Raumgreifende und gleichzeitig Schwerelose der diffizilen Handschrift ruft unweigerlich das visuelle Œuvre Eckerts ins Gedächtnis, seine Tuschezeichnungen oder den Fotozyklus Lichtgeschwärztes, der Lichtreflexionen an Folienoberflächen als eine Art ›negative Schatten‹ sichtbar macht, spezifische Bewegungsmomente eben, die sowohl seine Stücke wie seine Bilder durchdringen.
Für Eckert geht die musikalische wie graphische Arbeit denn auch Hand in Hand, so dass seine Bilder durchaus als Visualisierung von Musik verstanden werden können. Um etwa ein Klanggeschehen bei Werken mit Instrumenten und Elektronik konkret sichtbar zu machen, erstellt Eckert zunächst ein sogenanntes Sonogramm, das den temporären Verlauf von Frequenzen innerhalb eines Zeitabschnittes zeigen kann. Diese Art von visueller Klangdarstellung führt plastisch vor Augen, wie entscheidend der Obertonanteil für die subtile Veränderung eines Klangspektrums ist und stellt damit einen zentralen Moment in Eckerts musikalischem Schaffen dar.
Denn schon seit Jahren entsprechen die Fragilität und gleichzeitige Exaktheit solch einer Werkstruktur seinem kompositorischen Anliegen. Äußerste Differenziertheit, Subtilität und Detailreichtum im Sinne einer inneren Komplexität sind für alle seine Stücke charakteristisch. Ausgefeilte Obertonspektren verleihen seiner Musik und den Momenten – den inneren wie den äußeren – eine spezifische Klanglichkeit, die wiederum Ausdruck der immanenten Strukturen ist.
Analoges kennzeichnet seinen Fotozyklus: So schwerelos und ätherisch diese Bilder erscheinen, so sehr sind sie doch Ergebnis von genau kalkuliertem Gegenteil, Resultat von in bestimmte Lagen und Positionen gezwungenem Material (Folien), das Lichtprojektionen ausgesetzt wird und so den Anschein unmittelbarer Leichtigkeit erweckt. Diese Umwandlung von potentieller Energie in kinetische Energie – diese Transformation der inneren Kräfte – schafft in Eckerts Musik Bewegungsimpulse, die den Hörer ergreifen, unabhängig davon, ob er den Prozess technisch nachvollziehen kann oder nicht.
Meret Forster
Disk 1 von 1 (CD)
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1 Studie über Nelly Sachs (für Sopran, Flöte, Akkordeon, Perkussion, Violine und Kontrabass) (2004/2008)
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2 Vom Innen - Körnung (für Viola) (2003)
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3 Nen 7 (für Flöte und Violoncello) (2007)
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4 Schächte - Les nuages d automne (für Flöte, Viola und Harfe) (2002)
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5 Klangräume 2 (für Flöt, Viola und Harfe) (1991/2000)
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6 Feld 3 (für Flöte und Harfe) (2005)
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7 Wie Wolken um die Zeiten legt (1996/1997)
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8 Fäden: Erster Teil (2006)
