2 von 5
jommelli
Top 50 Rezensent
25. März 2014
Gesamteindruck:
2,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
2,0 von 5
Leider nicht überzeugend
Die erste Tragédie lyrique des jungen Pancrace Royer erlebte bei ihrer Uraufführung 1730 einen Misserfolg. Interessant ist es nach nun fast 300 Jahren anhand der vorliegenden Aufnahme zu hinterfragen, ob dies musikgeschichtlich gerechtfertigt ist. Die klare Antwort lautet: Ja!
Wer Royer als fantasievollen und experimentellen Cembalokomponisten kennt und schätzt kann sich nur wundern, wie einfallslos der 26-jährige (man denke an die Opern die Händel, Mozart, Rossini oder Donizetti in diesem für damalige Verhältnisse nicht mehr besonders jungem Alter schrieben!) hier die tradierten Schemata der französischen Barockoper aneinanderreiht. Am besten fällt noch die Beurteilung der vielen Chöre aus, in denen sich Royer zumindest als gewandter Kontrapunktiker erweist. Doch ansonsten fehlen dem Pyrrhus Größe und Gravität eines Campra oder Marais, von revolutionären Experimenten wie sie Rameau nur wenig später in "Hypolite et Aricie" verwendete ganz zu schweigen. Der schablonenhafte Wechsel zwischen ariosem Singsang ohne jegliche Einbeziehung italienischer Elemente und mäßig einfallsreichen Tänzen ermüdet schon nach kürzester Zeit. Man spürt wie reformbedürftig die immer noch in der Ästhetik Lully`s feststeckende Gattung um 1730 war- nur war Royer nicht der Mann der Stunde, sondern der um eine Generation ältere geniale Rameau.
Die Kräfte dieser Liveeinspielung aus Versailles leisten durchweg Durchschnittliches bis Gutes, wirkliche Inspiration kommt jedoch aufgrund der drögen Partitur kaum auf. Die nicht enden wollenden geschwollenen und stereotypen Rezitative nehmen auch nur den kleinsten Wind, der sich in den Tänzen oder Chören ab und an erhebt, wieder völlig aus den Segeln. Größter Wermutstropfen ist jedoch die matte, glanzlose und sehr nebengeräuschreiche Akustik der Salle des Croisades in Versailles. Es war mir nicht möglich diese Oper in einem Stück durchzuhören, daher kann ich leider nicht einmal für eingefleischte Fans französischer Barockmusik eine klare Kaufempfehlung aussprechen.