4 von 5
gemirevers
Top 25 Rezensent
23. November 2010
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
rattles neuer berliner brahms
simon rattle hat mit den berliner philharmonikern die brahms
sinfonien über jahre gespielt und erarbeitet in div. konzertreihen - ich erinnere u.a. eine mitreissend-elektrisierende aufführung der
zweiten sinfonie, welche nach wie vor zu meinen hervorragenden berlin-phil.- konzerteindrücken gehört und den so geschätzten claudio abbado - zeitweilig - vergessen machte.
man hört es dieser neuen brahms-sinfonien-cd-box an, wie jedes detail reflektiert erarbeitet klingt und nichts mal eben so, von den berlin-phil hinlänglich bekannt aufgespielt wurde.
solch nuancierte detail-erschöpfung macht das ganze aber auch zu einem 'mixed bag' und leider nicht zu dem e i n e n grossen wurf eines stringenten dramaturgischen verlaufs:
vom auftrumpfend-aufbegehrenden beginn des hier zu gemessenen paukengrundierten eingangs-themas der ersten sinfonie bis zum höhepunkt im finalsatz der vierten, den choral-variationen über den bachschen kantaten-schlusschor 'nach dir, herr, verlanget mich'.
und ein solch wehmütig rückwärts gesinnter sinfonischer abschluss als aufschrei im schluss-dacapo des allegro-energico-(e passionato)-eingangs wird trotz des brahmsisch klangschönen cello-grundtons - leider allzu moderat - wenig profiliert.
die binnensätze aller sinfonien, vor allem der mittleren sinfonien sind m.e. sehr gelungen, doch vermisse ich partiell die kontur oder schärfe des streng-klassischen brahmschen konstrukts (wie bei walter n.y., klemperer, toscanini-london-live), im rhapsodisch-emotional klanggesättigten spiel der philharmoniker.
wohlgemerkt, teil-defizite auf hohem musikalischen niveau, auch klangtechnisch gibts wenig zu meckern, obschon die dgg-abbado-einspielung besser, weiträumig und zugleich detail-präsenter klingt.
alles in allem eine respektable, klangvolle gesamtaufnahme der brahms-sinfonien, allenfalls gibts andre und natürlich einzelne aufnahmen der sinfonien, vor allem 'alte' von jochum, sabata, furtwängler bis mravinsky, die brahms gewachsenen sinfonien-kosmos noch eindrucksvoller, individueller eben, ausleuchten.