Herbert von Karajan - The Legend on 2 CDs

Die Szene erinnert an einen Spionagethriller aus dem kalten Krieg: Ein Mann geht in einem zerbombten Haus eine Treppe hinauf – in der Tasche eine Flasche Whisky vom Schwarzmarkt. Es ist der erste Nachkriegswinter, der Januar 1946. Der Mann ist der englische Musikproduzent Walter Legge. Er hat sein Ziel erst nach einer Odyssee voller Bürokratie und Papierkrieg erreichen können – von den desolaten Verkehrsbedingungen ganz zu schweigen. Wir sind in Wien, und der Mann, den Walter Legge hier treffen wird, ist ein junges Genie unter den Dirigenten, dem ein immenser Ruf vorauseilt: Herbert von Karajan.

Der Vertrag, den die beiden schließen, ist einer der folgenreichsten der Schallplattengeschichte: Zwischen 1946 und 1984 wird Karajan der Firma EMI verbunden bleiben. Er nimmt Musik auf, die an die 160 CDs füllen wird – mehr als 1000 Stunden Klassik, die zum Besten gehören, was je auf diesem Gebiet produziert wurde. Der Dirigent, zum Zeitpunkt des Treffens mit Legge noch keine vierzig Jahre alt, wird sich in der anbrechenden Nachkriegszeit zum erfolgreichsten Orchesterleiter aller Zeiten entwickeln und als wahrer Mythos-Maestro ein Milliardenpublikum begeistern – dies nicht nur durch seine visionäre und unnachahmliche Kunst der Orchesterführung, sondern auch wegen seiner akribischen Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Fonografie. Karajans Vermächtnis ist so umfangreich, dass der Dirigent selbst zur Klassik-Ikone wurde – zum ersten und vielleicht auch letzten Musiker, der es als Maestro am Pult zu einem Superstar brachte, und dessen Bekanntheit weit über die Feuilletonseiten der Zeitungen hinausreichte und nach wie vor hinausreicht.