4 von 5
Gylvana
02. Oktober 2013
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
La Traviata / La Netrebko
La Traviata. Es ist ja nicht so, dass es von dieser Oper nicht bereits viele herausragende Einspielungen gibt. Aber diese, aus den Salzburger Festspielen im Jahr 2005, kann dennoch auf ihre Art beeindrucken.
Die Namen Netrebko, Villazon und Hampson sprechen schon alleine für sich. Alle drei können in ihren Rollen sängerisch wie darstellerisch überzeugen. Die Netrebko durch ihre herausragend klare Stimme, aber auch ihr überaus präsentes und mitreißendes Spiel. Villazon spielt wie immer sehr expressiv und setzt seinen Alfredo etwas jünger und kindlicher an, als man es sonst gewohnt sein mag, dazu auch seine grandiosen sängerischen Fähigkeiten. Hampson wiederum vermag es, den Germont senior zwar steif, aber zugleich auch mit sympathischen Zügen zu versehen.
Das Zusammenspiel zwischen Hampson und Villazon ist hier besonders stark.
Das Dirigat (Rizzi) ist klar und musikalisch, dabei jedoch eher traditionell gehalten. Im Gegensatz zur Inszenierung, die sicherlich modern ist, dabei jedoch mit gut verständlichem und durchweg schlüssigem Konzept.
Violetta als Künstlerin, die für das Volk/das Publikum lebt und von diesem verheizt wird, die beschränkte Dauer des Glücks immer (in Form von Todesahnungen/Krankheit) klar vor Augen. Am Ende sucht sich das Publikum eine neue „Violetta“.
Der noch weitergehende Vergleich, die Übertragung auf die Diva Netrebko selbst, liegt zwar nahe, zwingt sich jedoch nicht auf.
Jedoch bringt das Konzept, hier nur kurz umrissen, einen gewaltigen Haken mit sich: Es fokussiert sich sehr stark auf Violetta selber. Natürlich ist sie Titel- und Hauptrolle, doch etwas mehr Aufmerksamkeit hätten die anderen Personen schon auch verdient, und bei ihnen gerät die Inszenierung konzeptbedingt etwas zu kurz. Gerade im ersten Akt und im Finale des zweiten Aktes fällt dies besonders auf, Alfredo gerät von der Beleuchtung und dem Augenmerk her deutlich in den Hintergrund und so manchem Nebendarsteller (Flora, Marchese …) kann man am Ende kaum ein Gesicht zuordnen.
Und so zeigt sich ironischerweise noch eine Parallele zur echten Netrebko, bei der der Medienhype – bei aller berechtigter Bewunderung – so manchen anderen, nicht schlechteren Sänger etwas verdrängt.