Gideon Klein: Streichquartett op.2 auf Super Audio CD

Totgeschwiegene Meisterwerke
Beim Anhören dieser CD stellt sich unmittelbar die Frage, wie es möglich sein konnte, dass Musik dieses Formats so lange nach dem Ende der Naziherrschaft unbekannt geblieben ist. Das Verdikt über „entartete Kunst“ wirkte zwar auch nach 1945 in vielen Köpfen fort, auf der anderen Seite liegt es sicher auch kaum an dem einseitigem Interesse der 1950er und 1960er Jahre an seriellen Kompositionstechniken, dass die Musik der Prager Avantgarde der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen gewissermaßen zwischen die Mühlräder der besiegten Nazi-Ideologie und eines tendenziösen Avantgardismus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg geriet. Der bedeutende Beitrag einer deutschsprachigen Elite jüdischer Herkunft, die sich als loyale Bürger des Vielvölkerexperiments Tschechoslowakei verstanden, zur europäischen Musik des 20. Jahrhunderts wird bis heute nicht nach Verdienst gewürdigt. Es geht dabei nicht um eine späte Wiedergutmachung, sondern um die Anerkenntnis, dass diese Prager Avantgarde einen zentralen Beitrag zur europäischen Musikgeschichte geleistet hat, ganz unabhängig von der bestürzenden Tatsache, dass die meisten Komponisten dieses Kreises Opfer der Mordwut der Nationalsozialisten wurden. Noch im Konzentrationslager Theresienstadt haben diese Komponisten unbeirrt an ihrem Werk weitergearbeitet.

Der hochbegabte Komponist Gideon Klein wurde 1919 nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie im neuen Staat Tschechoslowakei geboren. Seine Musik besticht durch Eigenständigkeit und Lebendigkeit. Neben Hans Krása, Pavel Haas und Viktor Ullmann gehörte Klein zu den tragenden Säulen des Musiklebens im Konzentrationslager Theresienstadt.