Tolle Lektüre, auch wenn man selbst kein Schach spielt!
„Sie liebte die Macht, die die Figuren über die Linien und Diagonalen hatten. Mitten in der Partie, wenn sich die Figuren übers ganze Brett verteilten, fand sie es erregend, wie sich die Energieströme kreuzten.“
INHALT:
Elizabeth Harmon, genannt Beth, ist 8 Jahre alt, als sie ihre Mutter verliert und in ein Heim in Kentucky kommt.
Sie ist die Jüngste, aber die Beste in ihrer Klasse. Als sie immer größere Schwierigkeiten mit dem Einschlafen hat, sammelt sie für die Nacht heimlich die Beruhigungstabletten, die allen Kindern in der Einrichtung zweimal täglich verabreicht werden. Doch nach und nach benötigt Beth immer mehr davon…
Ihr einziger Lichtblick wird das Schachspielen, das sie von Hausmeister Mr. Shaibel im Keller des Heims lernt.
Beth wird innerhalb kürzester Zeit immer besser, liest Bücher über verschiedenste Schachzüge, spielt diese im Kopf durch und nimmt sogar an Wettbewerben teil. Sie gilt als Wunderkind in der männerdominierten Schachwelt.
Mit 16 spielt sie um die US-Meisterschaft.
Gleichzeitig benötigt sie immer noch die Pillen. Und auch dem Alkohol kann sie irgendwann nicht mehr widerstehen. Doch für das Schachspiel benötigt Beth einen klaren Kopf.
Wird sie ihrem Talent zuliebe der Sucht den Rücken kehren?
MEINUNG:
Als ich das erste Mal von Buch und Serie erfahren habe, klang der Inhalt interessant. Aber ich war mir unsicher, ob er für jemanden wie mich, der keinerlei Ahnung vom Schachspiel hat, etwas sein könnte. Doch als ich die ersten Seiten angelesen hatte, wollte ich dem Buch eine Chance geben. Und ich habe es alles andere als bereut!
Von Anfang an haben mich die Erziehungsmaßnahmen im Heim den Kopf schütteln lassen: Bei Schimpfwörtern wird der Mund mit Seife ausgewaschen, es gibt Schläge mit dem Ledergurt, die Kinder müssen ihre Teller leer essen und bekommen alle zweimal täglich Beruhigungstabletten. Ja, das waren noch andere Zeiten und zum Glück hat sich seitdem vieles getan. Aber man bekommt direkt Mitgefühl mit Beth, wie sie versucht mit allem zurechtzukommen.
Als Leser*in bekommt man mit, wie eines Tages die Beruhigungstabletten gesetzlich verboten werden. Dies stellt Beth vor ein neues Problem…
Was mich an der Protagonistin besonders fasziniert hat, war, wie intelligent und wie vorausschauend sie Schach spielen kann. Sogar in Gedanken, indem sie sich Schachbrett, Figuren und Spielzüge bildlich vorstellt!
Als Leser*in wird man regelrecht in das Geschehen gesogen. Man fiebert mit Beth mit und lässt sich von ihr von Schachturnier zu Turnier tragen und hofft jedes Mal, sie möge erneut gewinnen und die deutlich älteren Spieler würden vor Neid und Erstaunen erblassen.
Sie war mir eine wirklich interessante, tolle Protagonistin, die ich gerne durch das Buch begleitet habe.
Dem Autor gelingt es, dass man beim Lesen Bilder vor Augen hat. Er erzählt die Geschichte lebendig und es gibt viele Absätze, wodurch man schnell durch das Buch hüpft.
Es ist eines der Bücher, von dem ich mir gewünscht hätte, es möge nicht enden. Und das ist immer ein sehr gutes Zeichen!
FAZIT: Ja, ich hätte wohl noch ewig weiterlesen können. Und das, obwohl ich mit Schach absolut gar nichts am Hut habe. Daher: Chapeau! Eine Empfehlung sowohl für Schach-Enthusiasten, als auch für Schach-Neuland-Betreter und ganze 5/5 Sterne für eine wunderbare Lektüre!