Das 20. Jahrhundert begann mit einer vernichtenden Klage gegen die Großstadt: Sie sei grenzenlos und unübersichtlich, chaotisch und ungeordnet. Der Großstädter sei haltlos; er fühle sich ungeborgen und nicht sesshaft - deshalb die allgemein akzeptierte Forderung, die Stadt von Grund auf zu erneuern (»Gesundung des kranken Stadtkörpers«) oder gar aufzulösen. Wohl bedachte Beglückungsstrategien von Stadtplanern und Architekten zielten darauf, die überkommene Stadt durch eine bessere zu ersetzen. Dabei ging es nicht nur um neue Räume, sondern vor allem um andere soziale Ordnungsmuster.
Im Rückblick ist nicht zu übersehen, dass die Umsetzung dieser Versprechen zum unbedingten Glück immer wieder an den Realitäten scheiterte. Erst im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts setzte sich allmählich die Erkenntnis vom hohen kulturellen und sozialen Wert der bestehenden Stadt durch. Diese widersprüchliche und kontrastreiche Entwicklung der Stadt sowie die Ideengeschichte des Städtebaus werden im Spiegel der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung
zwischen 1922 und 1975 entfaltet - von den Anfängen in der Weimarer Republik über ihre Rolle und Funktion in der Zeit des Nationalsozialismus bis zu ihrem Wirken in der Bundesrepublik.
Biografie (Jörn Düwel)
Jörn Düwel, Architekturhistoriker, lebt in Wiesbaden und ist an mehreren Projekten zur Aufarbeitung der Architekturgeschichte in der SBZ und DDR beteiligt.§
Biografie (Niels Gutschow)
Niels Gutschow, Jg.1941 in Hamburg, studierte Architektur und Städtebau in Darmstadt, zahlreiche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen zur Geschichte von Architektur und Stadt in Europa und Asien, Honorarprofessor der Universität Heidelberg, lebt in Abtsteinach (Odenwald) und in Bhaktapur (Nepal). Hans Stimmann, Jg. 1941 in Lübeck, studierte nach einer Maurerlehre Architektur, Stadt- und Regionalplanung in Lübeck und Berlin, zahlreiche Veröffentlichungen zur Architektur, zum Städtebau und zur Stadtentwicklung besonders Berlins, Senatsbaudirektor a. D. und Honorarprofessor am Institut für Stadtbaukunst der TU Dortmund.