Atmosphärisch, melancholisch - wunderbare Herbst-Lektüre!
“In einem Winkel meines Bewusstseins nahm ich gerade noch wahr, wie alles um mich herum verschwamm und von weit weg her eine Stimme sagte: Dieser Revolver gehört von nun an dir.“ (S.14)
“Es fühlte sich an, als würde der Revolver mir helfen, aus meiner verschlossenen Welt auszubrechen, als würde er mich dahin führen, wo alles möglich war.“ (S.20)
INHALT:
Sein eigenes Verhalten ist Nishikawa oftmals selbst ein Rätsel. So auch, warum er in jener Nacht lieber im strömenden Regen herumläuft, als nach Hause zu gehen. Als dabei plötzlich in den Straßen Tokios eine Leiche vor ihm auftaucht, sieht der junge Mann dies als sein großes Glück an. Denn daneben liegt ein Revolver, der ihn wie magisch anzieht. Er muss ihn haben! Bisher hatte er in seinem eintönigen Leben keinerlei Interesse an Waffen gehabt. Doch irgendetwas daran fasziniert ihn und er muss den "Schatz" einfach an sich nehmen.
Ab sofort dreht sich im Leben des Studenten alles nur noch um den Revolver und um dessen letzte Kugeln. Doch diese bloß zu besitzen, reicht ihm irgendwann nicht mehr aus...
MEINUNG:
Was würde ich tun, wenn ich einen Toten finden würde und neben ihm eine Waffe? Vermutlich wäre ich erst mal total geschockt, würde zitternd die Polizei rufen und hätte Bedenken, dass ein eventueller Mörder noch in der Nähe sein könnte...
Für Nishikawa dagegen scheint es, als er den Revolver entdeckt, ein einziger Glückstag zu sein - so angetan ist er von der "Schönheit" der Waffe.
Seine Faszination dafür kommt während dem Lesen sehr gut zum Ausdruck.
Der junge Mann hat durch sein mir fremdes Denken und Handeln, mein Interesse an ihm und an der Geschichte geweckt, obwohl er mir als Protagonist mit der Zeit immer unsympathischer wurde. Auf mich wirkte er etwas sonderbar und rätselhaft, da ich einfach nicht nachvollziehen konnte, was er an diesem Revolver so toll findet, dass er eine regelrechte Obsession entwickelt. Doch genau das machte das Buch für mich interessant und hielt auch meine Aufmerksamkeit während dem Lesen aufrecht.
Lediglich Nishikawas Frauengeschichten waren thematisch nicht immer meins.
Besonders gut gefiel mir dagegen die bildliche, lebendige und atmosphärische Sprache, so dass ich z.B. den Regen regelrecht spüren und hören konnte. Auch sprangen mir viele schöne und aussagekräftige Sätze ins Auge. Insgesamt entsteht beim Lesen eine eher melancholische Stimmung, die meines Erachtens perfekt zum regnerischen Herbst-Wetter passt!
Das langsame Fortschreiten der Handlung, ließ das Buch außerdem zumeist authentisch wirken.
FAZIT: Ein wunderbares Buch für einen verregneten Herbsttag! Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 4/5 Sterne!