Tiefgründig, tolle Themenvielfalt & eine bewundernswerte Protagonistin!
INHALT:
1649 im Westerwald: Die beinahe 30-jährige Sophie hilft ihrem Vater, dem Müller, bei der täglichen Arbeit in der Michelbacher Mühle sowie mit Haus und Hof. Sie kommen gerade so über die Runden.
Der Dreißigjährige Krieg ging letztes Jahr endlich zu Ende. Die Soldaten haben vieles an sich genommen.
Auch ihr Mann Dietrich hat sich den kaiserlichen Truppen angeschlossen. Seit vier Jahren hat Sophie nun nichts mehr von ihm gehört. Ob er überhaupt noch lebt?
Die Aufregung im Dorf bei Altenkirchen ist groß, als eines Tages eine Leiche im Mühlengraben gefunden wird! Wer war der kopflose Mann? Was ist passiert? Schweben die Bewohner in Gefahr?
Plötzlich geschehen auch noch seltsame Dinge: Gegenstände verschwinden, manches taucht an anderen Stellen wieder auf; zudem finden sich rätselhafte Spuren. Die alte Magd Martha ist überzeugt, dass es spukt, schließlich gibt es da diese Legende des „Wilden Mannes“.
Sophie hat ihre Zweifel, denn auf einmal kreuzen immer wieder romantische Gedichte und Blumen ihren Weg. Es muss eine andere Erklärung geben…
(TRIGGERWARNUNG: Häusliche Gewalt)
MEINUNG:
Nachdem „Die Kannenbäckerin“ für mich ein absolutes Highlight war, musste ich unbedingt auch das neue Buch von Annette Spratte lesen.
Zum Glück habe ich danach gegriffen, obwohl ich vom Titel her ein bisschen die Befürchtung hatte, dass mir hier eventuell eine Liebesgeschichte zu großen Raum einnehmen könnte (was aber nicht der Fall war)!
Ich mochte die Themenvielfalt richtig gerne:
Wie bereits bei „Die Kannenbäckerin“, wird auch hier eine handwerkliche Tätigkeit näher beleuchtet und Hintergrundwissen darüber vermittelt: Diesmal die Arbeit eines Müllers in einer Mühle. Außerdem begleiten wir Sophie bei den Aufgaben in Haushalt (z. B. Butter herstellen, Brotbacken, etc.) und Hof (Tierhaltung) in der damaligen Zeit. Das alles fand ich atmosphärisch beschrieben und konnte es mir gut vor Augen führen. Wer Romane mag, die auf dem Land spielen, könnte hieran Gefallen finden!
Der unbekannte Tote im Mühlengraben bringt Spannung in die Geschichte. Ebenso, dass Dinge verschwinden und Spuren auftauchen. Man rätselt von Anfang an mit, sicher war ich mir aber nie, wie alles miteinander zusammenhängt.
Eine poetische Note erfährt das Buch u. a. durch Gedichte (die mir etwas zu romantisch waren - Geschmackssachen eben). Sie nimmt aber keinen allzu großen Stellenwert ein, was mir recht gelegen kam.
Sophies Glaube wird thematisiert und es wird ein kritischer Blick darauf geworfen, dass die Bibel auch für andere Zwecke missbraucht werden kann…
Häusliche Gewalt ist bis heute ein sehr unterschätztes Problem. Umso wichtiger ist es, darauf aufmerksam zu machen.
Diese und weitere Punkte haben den Roman für mich tiefgründig und bewegend erscheinen lassen.
Das Buch liest sich sehr flüssig und ich bin regelrecht durch die Seiten geflogen.
Besonders Protagonistin Sophie, die so einiges erleiden muss, immer wieder aufsteht und schließlich selbst die Zügel in die Hand nimmt, hat mich mit ihrer Entwicklung sehr begeistert!
FAZIT: Erneut hat mich die Autorin mit einem tiefgründigen und bewegenden Roman mit historischem Setting überrascht, durch den ich regelrecht geflogen bin! Eine klare Leseempfehlung und 4,5/5 Sterne!