Alexander Wimmer: Die erotische Südsee - Zu Georg Forster und seinen Tahiti-Beschreibungen
Die erotische Südsee - Zu Georg Forster und seinen Tahiti-Beschreibungen
Buch
- Bachelor + Master Publishing, 05/2014
- Einband: Kartoniert / Broschiert, Paperback
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783956844683
- Bestellnummer: 5029393
- Umfang: 44 Seiten
- Auflage: 1. Aufl.
- Copyright-Jahr: 2014
- Gewicht: 91 g
- Maße: 221 x 154 mm
- Stärke: 15 mm
- Erscheinungstermin: 8.5.2014
- Serie: Bachelorarbeit
Klappentext
In vorliegender Studie beschäftigt sich der Autor mit Georg Forster und seinen Tahiti-Beschreibungen. Seine Befunde und Darstellungen müssen jedoch im Hinblick auf seinen kulturellen Hintergrund und den Wissensstand seiner Zeit gelesen werden.Auch die gängigen anthropologischen Theorien der Aufklärungszeit werden kurz besprochen, da sie Forsters Denken strukturieren und er auch während der Fahrt darauf Bezug nimmt. Man darf allerdings nicht vergessen, dass es sich im Denken der Aufklärung bei den fremden Völkern um Wilde handelt, denen zum Teil jegliche Kultur abgesprochen wurde.
Die Erotik und die Sexualität nehmen in Forsters Werk einen großen Stellenwert ein. Dies ist erst durch einen Blick in das aufgeklärte Europa nachzuvollziehen. Für die eingehende Analyse der erotischen Südsee reicht es nicht, Georg Forsters Südseebeschreibungen heranzuziehen, weshalb sich der Autor auch auf die Beobachtungen Bougainvilles stütze.
Gerade die Frauen auf Tahiti eignen sich besonders für eine Analyse, da Forster eine Faszination des kulturell Anderen geprägt hat. Speziell die Frauenfiguren bieten Forster Platz für Kritik an einer freizügigen Sexualität oder bestätigen die Analogie von Schönheit und Tugend.
Auszüge aus dem Buch
Textprobe:Kapitel, Sexualität im 18. Jahrhundert:
Durch die Aufklärung entstand eine neue Männlichkeitsvorstellung, da sich der neue Mann sowohl sexuell, als auch politisch behaupten musste, um ein würdiges Mitglied der Gesellschaft zu sein. Es ist daher auch nur logisch, dass die Aufklärung von Männern dominiert wurde und Frauen größtenteils aus dieser Gesellschaft ausgeschlossen wurden. Trumbach erläutert, dass ab 1750 die gesellschaftliche Akzeptanz dafür wächst, dass Männer ein sexuelles Ventil außerhalb der Ehe brauchen.
Der Mann galt als Vernunftwesen, dessen vornehmste Aufgabe darin bestand nach intellektueller Perfektion zu streben, während die Frau als Naturwesen gesehen wurde, deren Aufgabe darin bestand moralische Vollkommenheit zu erreichen. Der Frau wird also eine klare Rolle im Denken der Aufklärung zugeordnet, nämlich Reproduktion, Hausfrau- und Mutterdasein. Frauen sollten keusch sein, zurückgezogen leben und ihre Bestimmung ausschließlich im familiären Bereich finden.
Es herrschte das Bild der männlich-sexuellen Aggression und der weiblichen Passivität vor. Diese Aufwertung der männlichen Sexualität hing aber stark mit einer neuen positiven Sicht der natürlichen Verhaltensweisen zusammen. Etwas Natürliches, wie der Sexualtrieb des Mannes, konnte nicht verwerflich sein, sondern im Gegenteil, das sich dem Trieb widersetzen, galt als schädlich und unverantwortlich. Diese sexuelle Entfaltung wurde aber allen unmündigen Menschen, also Frauen und Kindern, abgesprochen, betraf also lediglich erwachsene Männer. Obwohl die Frau so geringgeschätzt wurde, oder genau deswegen, übte der Frauenkörper eine starke Faszination und Anziehungskraft auf die aufgeklärten Männer aus.
Ein Grund für die Abwertung der weiblichen Sexualität war die weitverbreitete Annahme, dass die Frau fähig war dem Mann wertvolle Energien zu rauben und durch exzessive Sexualität dauerhafte Schäden zu verursachen. Mit dem Vollzug des Geschlechtsverkehrs ging die positive Energie des Mannes auf die Frau über und führte, zum Exzess betrieben, beim Mann zu Rückgratkrümmung, Blaßheit und allgemeiner schlechter Gesundheit.
Nachdem man entdeckte, dass der weibliche Orgasmus keine Bedingung für die Empfängnis war, wurde den Frauen bald jeglicher Lustgewinn an sexuellen Handlungen abgesprochen. Weibliches Verlangen wurde somit zu krankhaftem Verhalten abgewertet und die frigide Frau als natürlich erklärt, da man nun auf Grund der Medizin den Beweis für die naturgewollte Passivität der Frau erbrachte. Die Frauen wurden nun auf ihre versorgende Mutterrolle beschränkt, wodurch sie sehr bald zu lustlosen Sexualpartnerinnen wurden, somit wurde das neue männliche Verlangen nach erfüllender Sexualität kaum noch innerhalb einer Ehe befriedigt. Dadurch ist die Faszination der Südsee bis zu einem gewissen Grad durchaus nachvollziehbar.
Man kann der sexuellen Darstellung in den Reiseberichten auch eine entlastende Funktion von Triebbedürfnissen zuschreiben. Die Entdeckung der Südsee eröffnete nun einen großen Spielraum für die unbefriedigten männlichen Fantasien von einer sexuell aktiven Partnerin. Der Kauf von erotischer Reiseliteratur war im Gegensatz zur Aufsuchung einer Prostituierten nicht verboten und mit weniger Risiko und Stigma behaftet.
Anmerkungen:
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