Gerd Schwerhoff: Historische Kriminalitätsforschung, Kartoniert / Broschiert
Historische Kriminalitätsforschung
Buch
- Verlag:
- Campus Verlag GmbH, 02/2011
- Einband:
- Kartoniert / Broschiert
- Sprache:
- Deutsch
- ISBN-13:
- 9783593393094
- Artikelnummer:
- 7680164
- Umfang:
- 234 Seiten
- Copyright-Jahr:
- 2011
- Gewicht:
- 309 g
- Maße:
- 207 x 136 mm
- Stärke:
- 23 mm
- Erscheinungstermin:
- 15.2.2011
- Serie:
- Historische Einführungen - Band 9
- Gesamtverkaufsrang: 19821
- Verkaufsrang in Bücher: 1348
Kurzbeschreibung
Historische EinführungenGewaltrituale, organisiertes Verbrechen oder verbotene Sexualität - kaum etwas charakterisiert eine Gesellschaft anschaulicher als das, was sie als abweichendes Verhalten definiert. Folgerichtig beschäftigt sich die Geschichtswissenschaft zusehends intensiver mit den typischen Erscheinungsformen von Kriminalität und ihrem Wandel in verschiedenen Epochen. Gerd Schwerhoff vermittelt in diesem Band die zentralen Fragestellungen, Methoden und Theorien der historischen Kriminalitätsforschung. Er skizziert die wichtigsten Deliktfelder vom Mittelalter bis in die neueste Zeit sowie das breite Spektrum möglicher Sanktionen und zeigt, welche Quellen wie genutzt werden können.
Der Band gibt einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Kriminalität und ihre Erforschung.
Inhaltsangabe
Inhalt1. Einleitung: Gegenstand und Begriffe . . . . . . . . 7
2. Forschungsfelder und Forschungskonzepte . . . . 15
2.1 Themen, Disziplinen und Epochen . . 15
2.2 Konzepte und Theorien . . . . . . . . . . . . . . 30
3. Quellen und Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . 40
3.1. Quellen der Kriminalitätsgeschichte . . 40
3.2 Methoden der Quellenauswertung . . 54
4. Kriminalität und Recht . . . . . . . . . . . . . . . . 72
4.1 Normen und Gerichte . . . . . . 74
4.2 Strafverfolgung und Strafprozess . . . . . . . . . . 81
4.3 Strafen . . 95
4.4 Funktionen der Justiz . . . . . . . . . . . . . . . 105
5. Kriminalität und Gesellschaft . . . . 113
5.1 Gewaltkriminalität . . . . . . . 113
5.2 Eigentumsdelikte und organisierte Kriminalität . . 136
5.3 Sexual- und Sittendelikte . . 151
5.4 Religionsdelikte und politische Kriminalität . . 164
6. Kriminalität und Öffentlichkeit . . . 178
Auswahlbibliographie . . . 197
Register . . . . . . . 226
Auszüge aus dem Buch
1. Einleitung: Gegenstand und BegriffeKriminalität ist ein Teil unseres gegenwärtigen Alltags. Geht es
um das eigene Lebensumfeld, denken wir uns dabei zunächst einmal
als Opfer von Einbrüchen, Autodiebstählen oder Überfällen
oder aber als Zeugen von kriminellen Handlungen. Wenn wir ehrlich
sind, kommen die meisten von uns aber auch als potentielle
Gesetzesbrecher in Frage: Wer mag sich davon frei sprechen, schon
einmal als Ladendieb, als Versicherungsbetrüger, als Steuerhinterzieher
oder auch lediglich als Verkehrssünder tätig oder gar
auffällig gewesen zu sein? Häufiger beschäftigt uns Kriminalität
jedoch in fiktionaler Form: In den Urlaub begleitet uns der unvermeidliche
Kriminalroman, während wir jeden Tag in zahlreichen
Fernsehserien Polizisten oder Privatdetektiven bei ihren Ermittlungen
zusehen können. Als Brücke zwischen erlebter Realität und
Fiktion fungieren die Massenmedien. Gerade hier nimmt die Kriminalität
einen zentralen Platz ein. Berichte über besonders grausame
Verbrechen, über außergewöhnliche kriminelle "Karrieren"
oder über die Macht der organisierten Kriminalität bringen die
unterschiedlichsten Seiten bei den Rezipienten zum Klingen: Sie
können Unterhaltungsbedürfnisse befriedigen, Bedrohungs- und
Ohnmachtsgefühle wachrufen, aber auch auf dem Umweg über
vermeintliche Ausnahmefälle Einblicke in politische und ökonomische
Strukturen der heutigen Gesellschaft vermitteln. Einfühlsamen
Gerichtsreportern kann es gelingen, aus dem Schicksal von
Angeklagten, Klägern und Opfern ein beredtes Porträt unserer Zeit
zu destillieren. Über den Einzelfall hinaus werden in ihren Berichten
Schattenseiten und Konfliktlinien unserer Gesellschaft deutlich.
Kriminalität und abweichendes Verhalten, so wird hier sichtbar,
sind ein wichtiges Abbild gesellschaftlicher Zustände. Polizeistatistiken
auch über sie wird regelmäßig berichtet erscheinen
geradezu als Fieberkurve sozialer Krankheitszustände.
Am eindrücklichsten gilt das für die Großstadtkriminalität. Seit
etlichen Jahren ist Frankfurt am Main Träger der roten Laterne
der höchsten Kriminalitätsbelastung und gilt als "gefährlichste
Großstadt Deutschlands", obwohl Experten die Aussagekraft der
Daten in Frage stellen und zum Beispiel auf die "importierte" Kriminalität
auf dem Rhein-Main-Flughafen verweisen (spiegel online
12.4.2007). Eng verwoben mit den Diagnosen sind die kriminalpolitischen
Therapievorschläge. Weil sich hier wie kaum irgendwo
anders ordnungspolitische Vorstellungen kristallisieren, wird mit
dem Thema Kriminalität regelmäßig Politik gemacht. Wie stark
die Bewertungen divergieren können, zeigt die Tatsache, dass
wechselweise zum Beispiel Gewalt gegen Ausländer und Gewalt
durch Ausländer zum Thema gemacht wird. So verwundert es
nicht, dass die Rezepte zur Kriminalitätsbekämpfung ebenfalls
diametral entgegengesetzt ausfallen: Wo die einen nach
der "starken Hand" von Polizei, Justiz und Strafvollzug rufen
loben, verweisen die anderen auf soziale Deprivation als Kriminalitätsursache
und sehen die Abhilfe eher in Prävention und
Resozialisierung. Dabei ist die allgemeine Wahrnehmung der
Bevölkerung von der statistisch "gemessenen" Kriminalität weitestgehend
abgekoppelt und wird durch sensationalistische Medienberichte
geprägt: Während zwischen 1993 / 5 und 2003 / 5 in
Deutschland insgesamt ein zum Teil erheblicher Rückgang der
Straftaten zu verzeichnen war, zeigen Stichprobenbefragungen,
dass allgemein ein starker Anstieg der Zahlen unterstellt wird
(Windzio 2007: 20).
Kriminalität (von lat. crimen = Beschuldigung, Anklage, Verbrechen),
das zeigen schon die einleitenden Bemerkungen, ist
keine soziale Wirklichkeit sui generis, sondern kulturell und gesellschaftlich
konstruiert. Zum einen, so eine Bestimmung aus
der gegenwartsbezogenen Kriminologie, bezeichnet der Begriff
"Kriminalität" diejenigen Tatbestände, die "das jeweilige Kontrollsyst
Biografie
Gerd Schwerhoff ist Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der TU Dresden.Anmerkungen:
Bitte beachten Sie, dass auch wir der Preisbindung unterliegen und kurzfristige Preiserhöhungen oder -senkungen an Sie weitergeben müssen.

Gerd Schwerhoff
Historische Kriminalitätsforschung
Aktueller Preis: EUR 22,00