Fritz Bauer. Der Staatsanwalt
Fritz Bauer. Der Staatsanwalt
Buch
- NS-Verbrechen vor Gericht. Zur Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt am Main in Kooperation mit dem Fritz Bauer Institut, 2014
- Herausgeber: Fritz Backhaus, Monika Boll, Raphael Gross
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- Campus Verlag GmbH, 04/2014
- Einband: Flexibler Einband
- ISBN-13: 9783593501055
- Umfang: 300 Seiten
- Sonstiges: div. Abbildungen
- Copyright-Jahr: 2014
- Gewicht: 765 g
- Maße: 241 x 169 mm
- Stärke: 25 mm
- Erscheinungstermin: 10.4.2014
Kurzbeschreibung
Jurist, Sozialdemokrat, HumanistFritz Bauer gehört zu den bedeutendsten jüdischen Remigranten im Nachkriegsdeutschland. Als hessischer Generalstaatsanwalt, der den Frankfurter Auschwitz-Prozess auf den Weg brachte, hat er bundesrepublikanische Geschichte geschrieben. Die öffentliche Wirksamkeit des Auschwitz- Prozesses und dessen politische Folgen sind für das Selbstverständnis der Westdeutschen nicht hoch genug einzuschätzen.
Anlässlich des 50. Jahrestags des Auschwitz-Prozesses veranstaltet das Jüdische Museum Frankfurt am Main in Kooperation mit dem Fritz Bauer Institut eine umfassende Ausstellung zu Leben und Werk Fritz Bauers. Sie würdigt den politisch und gesellschaftlich engagierten Juristen und Strafrechtsreformer, den kämpferischen Sozialdemokraten den Mitstreiter Kurt Schumachers, den ein gemeinsames Exil mit Willy Brandt verband , den atheistischen Humanisten, aber auch den leidenschaftlichen Theatergänger und Kunstkenner.
Inhaltsangabe
InhaltFritz Backhaus, Monika Boll und Raphael Gross
Vorwort
Herta Däubler-Gmelin
Fritz Bauer - ein herausragender Jurist und Sozialdemokrat
Kindheit und Jugend
Walter Mühlhausen
Im Kampf um die Republik - der junge Fritz Bauer
Jahre des Exils
Monika Boll
Als politischer Flüchtling anerkannt, als Homosexueller observiert - das dänische Exil
Rolf Tiefenthal
Doppelter Exodus
Helmut Müssener
"Wir sind uns sehr uneinig" - Fritz Bauer im schwedischen Exil
Dokumente aus der Zeit des Exils
Fritz Bauer, "glückliche Insel Dänemark"
Martha Ruggaber an Fritz Bauer
Fritz Bauer an Max Horkheimer
Max Horkheimer an Fritz Bauer
Fritz Bauer an Kurt Schumacher
Rückkehr nach Deutschland
Claudia Fröhlich
Remigration und Neuanfang - Fritz Bauer als Richter und Generalstaatsanwalt in Braunschweig 1949-1956
Der hessische Generalstaatsanwalt
Werner Renz
Fritz Bauer und der Frankfurter Auschwitz-Prozess
Gespräch mit Oberstaatsanwalt a.?D. Johannes Warlo
"Er war misstrauisch, aus gutem Grund"
Matthias Meusch
Staatsräson und gelebte Demokratie im Kalten Krieg - Fritz Bauer und seine Kritiker
Carl Bringer
"Der General" - Erinnerungen an Fritz Bauer
Joachim Perels
Wider das juristische Erbe des Nationalsozialismus - Fritz Bauer und die Gründung der Zeitschrift Kritische Justiz
Gespräch mit Heinz Friedrich Meyer-Velde
"Dann machen's doch selbst besser"
Monika Boll
Fritz Bauer und die Religion
Dieter Schenk
Die Todesumstände von Generalstaatsanwalt Dr. Fritz Bauer
Anhang
Autorinnen und Autoren
Leihgeber und Danksagung
Bildnachweis
Impressum
Auszüge aus dem Buch
VorwortFritz Bauer gehört zu den bedeutendsten und juristisch einflussreichsten
jüdischen Remigranten im Nachkriegsdeutschland. Als hessischer Generalstaatsanwalt, der den Frankfurter Auschwitz-Prozess auf den Weg brachte, hat Fritz Bauer bundesrepublikanische Geschichte geschrieben. Im Dezember 1963, 18 Jahre nach Kriegsende, wurde im Plenarsaal des Römers der Auschwitz-Prozess gegen 22 Angeklagte eröffnet. Das Verfahren endete im August 1965 mit der Urteilsverkündung im Bürgerhaus Gallus. Bis zur Schließung der Beweisaufnahme vernahm das Schwurgericht 360 Zeugen, von denen
211 Überlebende des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz waren. Mit dem Auschwitz-Prozess begann in der Bundesrepublik Deutschland eine intensive Phase öffentlicher "Aufarbeitung der Vergangenheit". Bis dahin war vielen Deutschen noch fremd, dass massenhafter Mord an Zivilisten nicht als Nebenfolge eines grausamen Krieges abgetan werden kann, sondern ein Menschheitsverbrechen darstellt.
Der Auschwitz-Prozess, der sich 2013 zum 50. Mal jährte, ist bis heute der größte jemals in der Bundesrepublik durchgeführte Prozess dieser Art. Die Idee einer Ausstellung zu Fritz Bauer nahm mit der Erinnerung an diesen Prozess ihren Ausgang. 1 Aber bald schon wuchs mit dem Anlass auch unser Wunsch, Bauers Persönlichkeit insgesamt einem größeren Publikum vorzustellen. Schließlich blieb sein Leben nicht unberührt von den großen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts. Fritz Bauers Lebensgeschichte war selbst Teil der historischen Ereignisse, wie unsere Ausstellung zeigen möchte.
Bauer stammte aus einem bürgerlichen jüdischen Elternhaus. Die jüdischen Feste, so erzählte es später seine Schwester Margot, feierte man, solange eine Großmutter noch im Haus lebte. Das Versprechen der Assimilation der Kaiserzeit nahmen Vater und Sohn jeweils auf eigene Weise ernst. Der Vater deutsch-national und autoritär, der Sohn linksradikal. Die sogenannte
Judenfrage, so die Hoffnung dieser Jahre, sollte sich entweder auf dem Weg politischer Gleichstellung lösen, indem Juden deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens sein würden, oder aber marxistisch, wenn zukünftig alle
Unterschiede in einer Gesellschaft freier Menschen aufgehoben sein würden.
Der Antisemitismus, dem Bauer als Schulkind, als Student und als junger Amtsrichter begegnete, erschien ihm nur mehr als ärgerliche Rückschrittlichkeit. Den Zionismus hielt er daher für eine Art von überflüssigem Umweg; noch im dänischen Exil bezeichnete er sich als antizionistisch. Aber auch dort holte ihn und seine Familie das Schicksal als Jude ein. 1938 ging beim deutschen Konsulat in Kopenhagen der Antrag auf Ausbürgerung des "jüdischen Emigranten" von der Gestapo Berlin ein. Bauer wurde staatenlos. Seinen Eltern gelang erst im Dezember 1939 die Einreise nach Dänemark.
Seine politische Heimat war indes seit 1920 die SPD. Die Ausstellung zeigt Fritz Bauer an der Seite von Kurt Schumacher im Kampf gegen NSDAP und KPD und während einer gemeinsamen Haftzeit im Konzentrationslager Heuberg. Im schwedischen Exil lernte er Willy Brandt kennen, mit dem er die Zeitschrift Sozialistische Tribüne gründete. Nach dem Krieg war es Bauer, der Willy Brandt beim Parteivorsitzenden Kurt Schumacher einführte und so seine politische Karriere mit beförderte. Bauers Jahre im Exil waren außer von materieller Not auch durch jahrelange Observierungen wegen
homosexueller Aktivitäten überschattet. In der Zeit von 1936 bis 1940 musste
Bauer bei der Ausländerbehörde immer wieder Angaben dazu machen.
Wir haben überlegt, ob wir diesen Fund in der Ausstellung und im Katalog thematisieren sollen und uns schließlich dafür entschieden. Ein Argument, das möglicherweise dagegen spricht, ist der Hinweis auf den Schutz von Bauers Privatleben. Aber würde man damit, 45 Jahre nach Bauers Tod, nicht unterstellen, dass Homosexualität nach wie vor etwas Diskreditierendes anhaftet und auf diese Weise genau jene
Biografie (Fritz Backhaus)
Fritz Backhaus ist stellvertretender Direktor des Jüdischen Museums in Frankfurt und Herausgeber verschiedener Bücher, u. a. zu Ignaz Bubis und Leo Baeck.Biografie (Raphael Gross)
Raphael Gross, Prof. Dr. phil., geboren 1966 in Zürich, studierte Geschichte in Zürich, Berlin, Cambridge, Bielefeld, Jerusalem und Essen. Seit 2001 ist er Direktor des Leo Baeck Instituts in London und leitet seit Februar 2006 zudem das Jüdische Museum in Frankfurt am Main sowie seit April 2007 das Fritz Bauer Institut. Er ist Honorarprofessor im Fachbereich Geschichte der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und Reader am Queen Mary College in London.Anmerkungen:
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