Detlef Kappert: Tanz zwischen Kunst und Therapie
Tanz zwischen Kunst und Therapie
Buch
- Mit ausführlichem Praxisteil
- Illustration: Henrike Gralfs, Margit Scherer
- Kappert, Detlef, 07/2010
- Einband: Kartoniert / Broschiert
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783000311505
- Bestellnummer: 7605643
- Umfang: 157 Seiten
- Sonstiges: 27 Schwarzweiß-Fotos
- Nummer der Auflage: 10002
- Auflage: 2., überarbeitete und erweiterte Auflage
- Copyright-Jahr: 2010
- Gewicht: 313 g
- Maße: 214 x 140 mm
- Stärke: 15 mm
- Erscheinungstermin: 15.7.2010
Kurzbeschreibung
Dem Tanz fehlt oft die »richtige« Kombination zwischen künstlerischen und Trainingsstandards einerseits und dem persönlichen Verstehen und Sichaneignen andererseits. Den meisten Therapien fehlt das Element der Freude, des Heilen und Intakten, der Stärkung der Selbstheilungs- und Selbstregulationskräfte. Ich möchte in diesem Buch Körpersymbolik und Tanzimprovisation vorstellen; das eine beinhaltet ein erweitertes Therapieverständnis mit Selbstheilung und Selbstregulation, das andere ein Alltagskunstkonzept mit Improvisationstraining und gezielten Aneignungsstrategien für Tanztechniken. Beide zusammen kombinieren Verstehen der Bewegung, individuellen Zugang über die Sinne zum eigenen Körper, Bewegungstraining und kreativen AusdruckInhaltsangabe
Aus dem Inhalt:A Leistung, Gesundheit und Tanz in der modernen Gesellschaft: Skizze eines Unterrichtsstils, der den alten Gegensatz zwischen Leistung / Konfrontation und psychologischem Verstehen überwindet
1 Geschichte
2 Der aktuelle Gegensatz zwischen Leistung und Gesundheit
3 Leistung, Konfrontation und Wachstum
4 Der Unterschied zwischen abstrakter Leistungsanforderung und sinnvoller Konfrontation
5 Sinnvolle Leistungsanforderung, massive Konfrontation und persönliches Wachstum im professionellen Tanztraining
6 Wie können »normale« Menschen vom Tanztraining profitieren?
7 Körperarbeit und Tanztraining können einander korrigieren und helfen
B Über Bühnentanz und Alltagskunst
C Begründung einer beruflichen Weiterbildung: Lehrer/-in für Tanzimprovisation, Tanztheater und Körpersymbolik
D Körpersymbolik, Tanz und Therapie
1 Tanztherapie im engeren und weiteren Sinne
2 Das Bedürfnis nach neuen Berufsbildern
3 Körpersymbolik und Tanzimprovisation als Modell für Alltagskunst
E Tanz zwischen Kunst und Therapie: eine psychosomatische Selbsthilfekunst für den Alltag
1 Postmoderne Gesellschaften und die Notwendigkeit der Selbsthilfe
1.1 Entfremdung, Diffusität, Isolation und Stress als ungekannte Belastung
1.2 Diffusität und Depression
1.3 Psychosomatische Selbsthilfekunst für den Alltag
2 Die sinnvolle Konfrontation (produktive Verunsicherung): Nutzung von Psychologie für einen optimierten Wachstumsprozess
2.1 Persönliche Entwicklung durch Konfrontation mit Kunst
2.2 Eine neue Möglichkeit, mit Widerständen positiv umzugehen: die produktive Verunsicherung
2.2.1 Die Verbindung eines ernsthaften Trainings mit der Akzeptanz im Sinne der humanistischen Psychologie als Grundlage der sinnvollen Konfrontation
2.2.2 Die Verbindung von Körpererfahrung (Empfindungsschulung) und Tanztraining als Grundlage ganzheitlichen Lernens
2.2.3 Methodische Besonderheiten der Arbeit zwischen Kunst und Therapie
2.3 Resümee und weitere Themenstellung
3 Dekonditionierung von Stress und Fehlsteuerung: die Umsetzung neurophysiologischer Forschung in der Initiierung und Steuerung des Selbstheilungsprozesses
3.1 Die freie Entscheidung und ihre unbewusste Steuerung
3.2 Können Tanztraining und Empfindungsschulung diese unbewussten Programme bewusst und beeinflussbar machen?
3.3 Ästhetische Bildung durch den Körper als Erfahrung der Natur im Menschen
4 Die Ordnung innerer Themen in Archetypen: Nutzung von Philosophie für die Selbststrukturierung
4.1 Innere Ordnung des Bewusstseins: Erforschung und Umsetzung
4.2 Innere Ordnung des Bewusstseins: Archetypen und Ubiquität
4.3 Gegensätzlichkeit als Anlagemuster der Psyche
4.4 Das Gestaltprinzip einer nonverbalen Selbststrukturierung
4.5 Konkrete Methodik KÖSYBE
4.6 Konkrete Methodik TIA
4.7 Entwicklung
5 Alltagskunst und ästhetisches Know-how in der Inszenierung realer Lebensthemen auf der kreativ-symbolischen Ebene
5.1 Postmoderner Lifestyle und Autismus
6 Schönheit und Wahrheit: das Unwillkürliche und die Anmut
6.1 Neurophysiologie und Ästhetik - verblüffende Verbindungen
6.2 Das Wesen der Anmut
7 Anwendbarkeit
Klappentext
Tanz zwischen Kunst und Therapie wendet sich an alle, die Tanz nicht als reine Bewegungstechnik verstehen oder unterrichten wollen. Tanz ist grundlegender Bestandteil des Lebens. Rhythmus, Witz, und Poesie des Tanzes sind jedoch unter unseren Lebensverhältnissen nur selten direkt spürbar und zugänglich.Menschen brauchen außer Verständnis auch Konfrontation, eine Herausforderung, um als Person zu wachsen. Ein Tanztraining stellt eine solche Herausforderung dar. Es konfrontiert mit Energie, Wahrheit und Schönheit, den Dingen, auf die das unbewusste Potenzial in uns wartet, um alle verfügbaren Energien auf die richtige Art im rechten Moment freizusetzen. Damit wir der Mensch werden, der wir sein könnten das ist das eigentliche Ziel des Lebens.
Im ersten Teil dieses Buches wird genau erklärt, warum und wie ein Körpertraining wirkt, wie Schönheit, Neurophysiologie, Arbeit mit Verdrängung, die Konfrontation mit Wahrheit und die Einbettung in einen humanistischen Ansatz zusammenwirken, um optimal anzuregen. Im zweiten Teil werden in detaillierten Schritten 19 komplexe Unterrichtsszenarien beschrieben.
Ein anspruchsvolles, mit vielen Fotos versehenes Werk, das die große Zahl der am Zusammenhang von Körper, Tanz und Therapie Interessierten praktisch und theoretisch anspricht, ein Buch, das den Tanz zwischen Kunst und Therapie strukturiert.
Auszüge aus dem Buch
¿Praktisch entsteht im Tanzunterricht oft ein Gegensatz zwischen dem Bedürfnis nach Freiheit und freier Improvisation einerseits, Techniktraining und der implizierten Leistungsanforderung andererseits.Ich will mich zuerst mit Techniktraining beschäftigen: Nicht nur stellt es den überwältigenden Anteil aller Laientanzkurse dar, sondern ist Hauptinhalt der professionellen Ausbildungen.
Hier existiert ein verblüffender scheinbarer Gegensatz zwischen Leistungs-anforderung und Freiheit, Disziplin und persönlichem Wachstum. Die Leistungsanforderung ist tatsächlich so extrem wie im Leistungssport, dem oben paradigmatischer Charakter für unsere Gesellschaft zugesprochen wurde.
Die Kombination von massiver persönlicher und körperlicher Konfrontation mit der Weigerung, darüber zu reden, gibt dem Training eine schicksalhafte Qualität. Die Ausbildungen sind autoritär strukturiert, die Inhalte können nicht diskutiert werden.
»Das Interessante hierbei ist« - so Kleinman - »dass die meisten Tänzer und Choreographen Erfahrungen nicht totreden oder über sie theoretisieren ... Von allen Bewegungstrainings ist Tanz dasjenige, welches am meisten fordert. Verlangt wird die beinahe vollständige Unterwerfung unter eine eiserne Disziplin. Und Tanzlehrer sind gemeinhin nicht gerade dafür berühmt, dass der Geist der Demokratie ihre Studios erfüllt.«[4]
Für viele Tanzausbildungen gilt, was Schmidt für japanische Kampfsportausbildungen schreibt: »Blut, Schweiß und Tränen machen ein ... Training aus, an dem die Schüler entweder wachsen oder zerbrechen.«[5]
In dieser Beschreibung wird die Qualität »freiwilliger Schicksalhaftigkeit« besonders deutlich. Es gibt somit eine Verabsolutierung von Leistung, wie man sie sonst nur in bestimmten Teilen der Wirtschaft und im Leistungssport findet.
Trotzdem kann ich bezüglich der persönlichkeitsbildenden Wirkung Kleinman zustimmen: »Trotz dieses pädagogisch vollständig ¿falschen¿ Unterrichtes ist das Resultat absolut erstaunlich: Aus all diesen Erfahrungen tritt nicht ein Sklave, sondern ein wirklich freier Mensch hervor ...«[6] (Zitate wurden vom Autor aus dem Englischen übertragen).
Freilich muss man ergänzen, dass dieses »Wachstum durch massive Konfrontation« bei professionellen Tänzer(inne)n und in jahrelangem Training nach entsprechender Vorauswahl stattfindet. Nur ganz bestimmte Personen, die »es wissen wollen«, wählen einen solchen »Hardcore«-Weg. Dann bleiben noch einmal viele auf der Strecke, die den Druck nicht aushalten, sich verletzen oder aus anderen Gründen aufgeben. Für den Rest, der die ganze Ausbildung durchhält, kann ich allerdings bestätigen, dass die Kombination körperlich-persönlicher Konfrontation mit ästhetischer Bildung durch Schönheit und Kunst zu Wachstum und Reifung der Persönlichkeit führt. In halbstrukturierten Tiefeninterviews, die ich mit Absolventen von Modern-Dance-, Atem-, Eutonie-, Alexandertechnik- und ähnlichen Körperbildungsschulen in Europa und den USA durchführte, ließ sich eine überdurchschnittliche Frustrationstoleranz, Zufriedenheit sowie psychische Entwicklung zu mehr Ganzheitlichkeit und »vom Ich zum Selbst« konstatieren.[7] Bei Interviews mit Leistungssportlern gab es einen ähnlichen Effekt von Zufriedenheit und Frustrationstoleranz, es fehlte aber die ganzheitliche persönliche Entwicklung, und nach der Perspektive beim Älterwerden habe ich erst gar nicht gefragt.[8]
Dieser Unterschied liegt darin begründet, dass die Konfrontation beim Leistungssport nur auf Leistung und Konkurrenz zielt, während Kunst alle archetypischen Aspekte des menschlichen Wesens in sich trägt. ...."
Biografie (Detlef Kappert)
Dr. Detlef Kappert ist niedergelassener Psychotherapeut mit Praxis in Essen.§Er studierte Psychologie und Tanz in Deutschland, den USA und Haiti, promovierte über die Verbindung von Tanztraining, künstlerischem Ausdruck und persönlicher Entwicklung, leitet das Institut für Tanz- und Bewegungsdynamik und veröffentlichte zahlreiche Bücher, Lehrvideos und CDs.Anmerkungen:
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