Johannes Bähr: Der Flick-Konzern im Dritten Reich, Gebunden
Der Flick-Konzern im Dritten Reich
- Herausgegeben durch das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin im Auftrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
(soweit verfügbar beim Lieferanten)
- Verlag:
- De Gruyter Oldenbourg, 06/2008
- Einband:
- Gebunden, HC runder Rücken kaschiert
- Sprache:
- Deutsch
- ISBN-13:
- 9783486586831
- Artikelnummer:
- 2031639
- Umfang:
- 1052 Seiten
- Sonstiges:
- 55 schw.-w. u. 5 farb. Abb., 57 schw.-w. Tab., 20 Grafiken
- Nummer der Auflage:
- 08001
- Ausgabe:
- 1. Auflage
- Copyright-Jahr:
- 2008
- Gewicht:
- 1718 g
- Maße:
- 241 x 160 mm
- Stärke:
- 61 mm
- Erscheinungstermin:
- 2.6.2008
Kurzbeschreibung
Die erste Unternehmensgeschichte, die das Verhältnis von Flick-Konzern und NS-Regime in den Mittelpunkt rückt.Der Flick-Konzern steht wie kein anderes Unternehmen für die enge Verbindung zwischen Wirtschaft und NS-Regime. Sein Wachstum wurde während des Dritten Reiches von kaum einem Unternehmen übertroffen. Er profitierte in großem Ausmaß von "Arisierungen", war einer der bedeutendsten Rüstungsproduzenten und beschäftigte zehntausende Zwangsarbeiter. Die Führungsfiguren des Konzerns wurden dafür vor dem Internationalen Militärtribunal im Rahmen der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse zur Verantwortung gezogen und verurteilt.
Die Autoren legen die ökonomische Strategie dieses Unternehmens offen, analysieren seine internen Strukturen und Lobbyingmethoden und können so zeigen, wie und warum der Flick-Konzern zu einem engen Partner des NS-Regimes wurde. Ein Editionsteil mit 47 Dokumenten ergänzt die Konzerngeschichte.
Beschreibung
"Der Flick-Konzern steht wie kein anderes Unternehmen für die enge Verbindung zwischen Wirtschaft und NS-Regime. Sein Wachstum wurde während des Dritten Reiches von kaum einem Unternehmen übertroffen. Er profitierte in großem Ausmaß von "Arisierungen", war einer der bedeutendsten Rüstungsproduzenten und beschäftigte zehntausende Zwangsarbeiter. Die Führungsfiguren des Konzerns wurden dafür vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg zur Verantwortung gezogen und verurteilt. Die Autoren legen die ökonomische Strategie dieses Unternehmens offen, analysieren seine internen Strukturen und Lobbyingmethoden und können so zeigen, wie und warum der Flick-Konzern zu einem engen Partner des NS-Regimes wurde. Ein Editionsteil mit 47 Dokumenten ergänzt die Konzerngeschichte." "Es ist das Verdienst der Autoren, dass sie keinen Zweifel an der Verstrickung und persönlichen Verantwortung Friedrich Flicks lassen und das schonungslose Bild eines Konzernherren zeichnen, der bereitwillig mit den Nationalsozialisten kooperierte, um sein Unternehmen und seine Macht auszubauen." "Eine sehr materialreiche Studie auf hohem Reflexionsniveau." Christopher Kopper, Die Zeit 17.07.2008, Nr. 30 "Das Verdienst des Autorengespanns Johannes Bähr, Axel Drecoll, Bernhard Gotto, Kim C. Priemel und Harald Wixforth liegt allerdings darin, nun eine Vielzahl neuer Mosaiksteine zur Geschichte des Flick-Konzerns im Dritten Reich zusammengetragen zu haben." "Selten wurde eine Unternehmensgeschiche in der Zeit des Nationalsozialismus so genau aufgearbeitet. ... Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat hier eine Dokumentation vorgelegt, die Pflichtlektüre für alle Verantwortlichen in Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft werden sollte." www. ihre-Stiftung. deInhaltsangabe
1;Inhaltsverzeichnis;62;Vorwort;12
3;Dank;14
4;Einleitung;16
5;I. Die Entwicklung bis 1933;28
5.1;1. Der Aufstieg eines Außenseiters: Der Unternehmer Friedrich Flick und die Anfänge des Flick-Konzerns;30
5.2;2. Die Expansion nach Oberschlesien;39
5.3;3. Vom Eintritt in die Vereinigten Stahlwerke bis zur Wiederbegründung des Flick-Konzerns;49
5.4;4. Wachstum auf Kredit: Flick und seine Finanzierungsmethoden;62
5.5;5. Die Gelsenberg-Affäre: Ursachen Verlauf Ergebnisse;71
5.6;6. Außenseiter, Usurpator, Montankönig: Flicks Standing am Ende seines ersten Aufstieges;84
6;II. Erweiterung und strategische Ausrichtung des Flick-Konzerns nach 1933;90
6.1;1. Der Ausbau zum rohstofforientierten Mischkonzern;92
6.2;2. Ein Konzern in einer Hand: Die Corporate Governance der Flick-Gruppe;135
6.3;3. Der Flick-Konzern im NS-Wirtschaftsaufschwung;160
7;III. Information und Kommunikation: Die Führung des Flick-Konzerns 1933 1945;192
7.1;1. Krise und Neupositionierung;194
7.2;2. Organisation und Steuerung;207
7.3;3. Die Vermittlung der Konzernpolitik;254
8;IV. Adaption und Kooperation: Neue Geschäftspraktiken im Dritten Reich;322
8.1;1. Geschäfte für den NS-Staat: Flick als Unternehmensberater des Regimes;326
8.2;2. Geschäfte an der Seite des NS-Staates: Die Arisierung des Hochofenwerks Lübeck;334
8.3;3. Geschäfte mit dem Staat: Der Fall Petschek ;349
9;V. Die Expansion im besetzten Europa;406
9.1;1. Die verhinderte Geschäftsausweitung: Flick und seine Expansionsversuche im Sudetenland und im Protektorat Böhmen und Mähren;411
9.2;2. Flick und die Neuordnung der oberschlesischen Montanindustrie nach der Besetzung Polens;427
9.3;3. Die Ausweitung des Flick-Konzerns in die Ukraine und das Baltikum;442
9.4;4. Die geglückte Expansion im Westen: Der Fall Rombach;466
9.5;5. Zusammenfassung;492
10;VI. Rüstungsproduktion, Konzernumbau und Zwangsarbeit (1939 1945);498
10.1;1. Auf dem Weg zu neuer Größe: Die Entwicklung des Konzerns im Krieg;500
10.2;2. Für alle Zukunft : Der Konzernumbau von 1943 / 44;526
10.3;3. Zwangsarbeit im Flick-Konzern;538
11;VII. Flick vor Gericht: Die Verhandlungen vor dem alliierten Militärtribunal 1947;586
11.1;1. Einleitung;588
11.2;2. Warum Flick? Die Ermittlungen gegen den Konzern und der Aufbau der Anklage;591
11.3;3. Der Aufbau der Verteidigung;625
11.4;4. Der Prozess;649
12;VIII. Unternehmensgeschichte reloaded: Der Umgang der Friedrich Flick KG mit der NS-Vergangenheit in Öffentlichkeitsarbeit, Entflechtung und Restitution nach 1945;674
12.1;1. Einleitung: Unternehmensgeschichtliche Deutungsmacht und ökonomische Interessen;676
12.2;2. Revisionsbemühungen und die Integration des Prozesses in die corporate identity;679
12.3;3. Im Schnittfeld von Entflechtung und Entnazifizierung: Die Neuordnungsverhandlungen;687
12.4;4. Restitution, Revision und Reinterpretation: Die Rückerstattungsverhandlungen;705
12.5;5. Schluss;742
12.6;Fazit;748
13;Dokumentation;772
13.1;1. Einführung;774
13.2;2. Dokumentenverzeichnis;778
13.3;3. Dokumente;782
14;Anhang;984
14.1;1. Verzeichnisse;986
14.2;2. Quellen und Literatur;994
14.3;3. Register;1026
Klappentext
Der Flick-Konzern steht wie kein anderes Unternehmen für die enge Verbindung zwischen Wirtschaft und NS-Regime. Sein Wachstum wurde während des Dritten Reiches von kaum einem Unternehmen übertroffen. Er profitierte in großem Ausmaß von "Arisierungen", war einer der bedeutendsten Rüstungsproduzenten und beschäftigte zehntausende Zwangsarbeiter. Die Führungsfiguren des Konzerns wurden dafür vor dem Internationalen Militärtribunal im Rahmen der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse zur Verantwortung gezogen und verurteilt. Die Autoren legen die ökonomische Strategie dieses Unternehmens offen, analysieren seine internen Strukturen und Lobbyingmethoden und können so zeigen, wie und warum der Flick-Konzern zu einem engen Partner des NS-Regimes wurde. Ein Editionsteil mit 47 Dokumenten ergänzt die Konzerngeschichte.
Auszüge aus dem Buch
2. Die Expansion nach Oberschlesien (S. 12)von Harald Wixforth
Dass Flick in den politisch wie ökonomisch turbulenten Jahren nach dem Ende des Ersten Weltkrieges nicht der einzige Protagonist einer exponentiell beschleunigten Konzernbildung in den Schlüsselbranchen der europäischen Wirtschaft war, zeigt eine Reihe vergleichbarer Karrieren nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Niederlanden, in Österreich und der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Dort etablierten einerseits Spekulanten, andererseits Industriekapitäne wie Hugo Stinnes, Otto Wolff, Jakob Michael, aber auch Camillo Castiglioni oder Julius und Ignaz Petschek große Industriekonglomerate.
Während die Konzerne der deutschen "Inflationskönige" zumeist nach dem Ende des Währungsverfalls wieder verschwanden, waren andere Unternehmensgruppen, die in der Inflationszeit aus kleinen Anfängen entstanden waren, von längerer Dauer. Diese Inflationsgewinner und Konzernarchitekten sammelten sich insbesondere in jenen Revieren, in denen politische und ökonomische Krisen die Besitzverhältnisse aufwirbelten und somit Übernahmemöglichkeiten in großem Umfang und mit verhältnismäßig geringem Aufwand eröffneten.
Nicht zufällig trafen sich mit Friedrich Flick, Ignaz Petschek, Siegmund Bosel und Hugo Stinnes gleich mehrere der Aufsteiger und "Alleskäufer" ab 1920 auf dem schwierigen oberschlesischen Parkett. Nach Kriegsende und Wiederentstehung des polnischen Staates war es hier zwischen der polnischen und der deutschen Bevölkerung immer wieder zu bewaffneten und bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen gekommen, die zu einer weitgehenden politischen und wirtschaftlichen Destabilisierung der Region geführt hatten.
Erst im Oktober 1921 entschied der Völkerbund per Dekret über die endgültige Grenzziehung. Deutschland musste einen großen Teil des oberschlesischen Reviers an Polen abtreten. Politisch und wirtschaftlich war die Lage jedoch weiterhin instabil. Die Eigentums- und Besitzverhältnisse in Schlüsselbranchen wie der Schwerindustrie blieben oft ungeklärt. Die Abtrennung von Betriebsanlagen sowie Verschiebungen in der Unternehmensstruktur war bei den Unternehmen, die sowohl auf polnischem als auch auf deutschem Gebiet produziert hatten, an der Tagesordnung.
Ein Teil von ihnen musste Anlagen an neu gegründete, rein polnische Gesellschaften abgeben, wodurch die Produktionsgrundlage in den "integrierten Hüttenzechen" deutlich beeinträchtigt, wurde. Zudem belasteten die unsichere Position auf den internationalen Märkten, Rentabilitätsprobleme sowie ein hoher Rationalisierungsdruck die Zukunftsperspektiven vieler Unternehmen in der oberschlesi- schen Schwerindustrie. Vor diesem Hintergrund war ein Teil der Eigentümer bereit, sich aus der Region zurückzuziehen oder sich sogar von ihren Anteilen zu trennen.
Dazu zählten insbesondere einige der oberschlesischen "Magnaten" wie etwa die Grafen Schaffgotsch oder Tiele-Winckler, die sich ganz von der oberschlesischen Schwerindustrie abwenden wollten und nach Käufern für ihre Unternehmen suchten. Auf diese Konstellation traf Flick, als er nach dem Fehlschlag seiner Expansionsbemühungen im Siegerland in Oberschlesien aktiv wurde, um dort neue Chancen zu sondieren. Er zögerte nicht, aus den revierspezifischen Problemen Kapital zu schlagen und beauftragte Anfang 1920 einen befreundeten Bankier damit, Aktien der Bismarckhütte aufzukaufen, eines der führenden Unternehmen in Oberschlesien.
Im Juli 1920 hatte Flick etwa 40% des Aktienkapitals der Bismarckhütte in seinen Besitz gebracht. Erst jetzt erkannten
Biografie (Johannes Bähr)
Johannes Bähr wurde 1956 in Tübingen geboren. Studierte Geschichte und Politikwissenschaft in Freiburg i.Br. und München. Ist heute selbständiger Publizist und Bearbeiter von Forschungsprojekten. Lehrt an der Freien Universität Berlin und an der SRH Hochschule Calw mit den Schwerpunkten Unternehmensgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Unternehmenspublizistik.Biografie (Harald Wixforth)
Dr. Harald Wixforth lebt als Historiker in Bielefeld.Anmerkungen:
