Seichte Handlung, der fesselnde Schreibstil konnte das Buch leider nicht retten
Psychotherapeutin Sophie Stach hält ihr Leben für ausbalanciert, sie führt eine glückliche Ehe, in der alle Probleme harmonisch gelöst werden. Als unerwartet eine Frau in ihrer Praxis auftaucht und behauptet, die Geliebte von Sophies Mann Jakob zu sein, kommt es zu einem Gerangel, bei dem sich die Unbekannte versehentlich einen tödlichen Genickbruch zuzieht. Kann ja mal passieren, denkt sich Sophie und entsorgt die Leiche kurzerhand - damit enden die Probleme zwar nicht, doch im Lauf der Zeit bemerkt die reflektierte Therapeutin, dass ein kleiner Mord ab und an das Leben durchaus erleichtern kann.
"Mordscoach" von Lilli Pabst ist eine Kriminalkomödie, die sich zwar locker-flockig weg lesen lässt, mich jedoch nicht wirklich überzeugen konnte. Meiner Meinung nach tut sich der Verlag keinen Gefallen, indem er dieses Buch mit der "Achtsam morden" Reihe vergleicht, wer Karsten Dusses Bücher kennt und hier etwas Ähnliches erwartet, kann nur enttäuscht werden. (Da ich mich bemühe, diese Erwartung und die damit verbundene Enttäuschung nicht in meine Bewertung einfließen zu lassen, vergebe ich einen Stern mehr, als ich ursprünglich geplant hatte.)
Der Einstieg in die Geschichte las sich recht viel versprechend, auch den "Unfall" von Jakobs Geliebter habe ich noch entspannt hin genommen - erst beim zweiten Mord habe ich mich gefragt, ob es wirklich so leicht und unkompliziert ist, ein Menschenleben gewaltsam zu beenden. (Nicht dass ich in der Hinsicht Erfahrung hätte, aber allein nach dem einen oder anderen Krimi zu urteilen, den ich gelesen habe, stirbt es sich selten so widerstandslos.) Dieses "das kann doch nicht sooo einfach sein" - Gefühl hat sich bei mir dann durch den gesamten Roman fort gesetzt.
Jedes auftauchende Problem, jeder durch Sophies Achtlosigkeit aufgetretene Fehler wurde durch das gnädige Schicksal in Form vieler glücklicher Zufälle wieder ausgebügelt, damit hat die Handlung in meinen Augen immer mehr an Glaubwürdigkeit verloren. Als sich zu guter Letzt der ermittelnde Kommissar in Sophie verguckt und dadurch offenbar schlagartig zu absoluter Dämlichkeit mutiert, war ich emotional endgültig raus. Da konnte dann auch der fesselnde Schreibstil das Leseerlebnis nicht mehr retten, trotz des offenen Endes verspüre ich keinerlei Verlangen, mir die Fortsetzung zu Gemüte zu führen.
Fazit: Die Geschichte liest sich zwar locker flockig weg, bleibt aber meiner Meinung nach seicht und konnte mich nicht wirklich überzeugen.