Entsetzlich wie ein Thriller, fast so glaubwürdig wie ein Sachbuch unserer Zukunft
    
    
        Inhalt:
Mit dem Vorwurf, sie plane einen Anschlag auf ihren Mann, wird Sara am Flughafen von Grenzschutzbeamten festgehalten. Doch sie hat sich nichts zu Schulden kommen lassen. Einzig ein Traum – oder besser: ein Albtraum – hat dafür gesorgt, dass ihr Risikowert gestiegen ist und sie nun vorsorglich in ein Einbehaltungszentrum gebracht wird. Straftaten stoppen, bevor sie begangen werden, lautet das Ziel dieser Maßnahme. Sara fügt sich ihrem Schicksal und versucht, nicht weiter negativ aufzufallen, um schon bald zu ihrer Familie zurückkehren zu dürfen. Obwohl sie sich mustergültig verhält, finden die Wärter aber immer wieder Gründe, ihren Aufenthalt im Madison zu verlängern – bis Sara allmählich begreift, nach welchen Regeln hier gespielt wird. …
Meine Meinung:
Laila Lalamis „Das Dream-Hotel“ skizziert ein Szenario, das in der Zukunft spielt. Dass es sich dabei um eine Dystopie handelt, wird schon auf den ersten Seiten des Buches deutlich: Die Menschen leben in einer Welt, in der die totale Überwachung an der Tagesordnung ist. Dank des „Dreamsavers“, ein Gerät, das guten Schlaf verspricht, gelingt es den Behörden, sogar die Träume ihrer Bürger und Bürgerinnen zu kontrollieren. Alle ihnen zur Verfügung stehenden Informationen nutzen sie, um mit Hilfe eines Algorithmus den Risikowert eines jeden Menschen zu berechnen. Steigt dieser über 500 – und da können ein Wortgefecht im Bus oder ein Albtraum schon ausreichen – ist womöglich Gefahr für die Mitmenschen in Verzug. Es folgt die Einbehaltung der jeweiligen Personen, um künftige Verbrechen zu verhindern. Der Großteil der Geschichte spielt schließlich im Einbehaltungszentrum „Madison“, wobei es gelegentliche Rückblicke in das frühere Leben der Hauptfigur gibt. Auf fast 500 Seiten lernt man Sara und ihre Familie kennen und erfährt von ihrem Alltag in dem Gefängnis, das vorgibt, keines zu sein. Trotz der Länge habe ich mich an keiner Stelle des Buches gelangweilt – im Gegenteil. 
Mit den im Roman anklingenden Themen tun sich etliche Abgründe menschlichen Handelns auf: die vollständige Überwachung, Willkür behördlicher Mitarbeiter, Machtmissbrauch sowie das moralisch fragwürdige Handeln großer Unternehmen, die ihre wirtschaftlichen Interessen über ihre Verantwortung gegenüber den Menschen stellen. Mit dem Gedanken an manche Länder mit ihren derzeitigen Regierungen finde ich es besonders erschreckend, dass all das Erzählte für mich fast schon realistisch erscheint. „Das Dream-Hotel“ ist zwar kein Thriller im klassischen Sinn, für mich aber mindestens genauso entsetzlich. Absolut lesenswert!