Gutes Konzept vor einem sommerlichen Setting, allerdings mit ausbaufähigen Charakteren
"Das Wasser unten wirbelt herum wie ein lebendiges Wesen, und die Wellen pulsieren gleich einem Herzschlag."
Als Maggie gemeinsam mit ihren Freundinnen Giselle, Emi und Vivi an Board der Jacht "Escape" geht, freut sie sich auf einen unvergesslichen, luxuriösen Trip. Inmitten von leckeren Cocktails, unterhaltsamen Landgängen und zahlreichen Bediensteten genießen die Freundinnen die Tage auf hoher See. Bis eine von ihnen eines Nachts über Bord geht - und Maggie mittels Videoaufzeichnungen auf frischer Tat dabei ertappt wird, wie sie Giselles Sturz zu verantworten hat. Aber ist diesen wirklich zu trauen?
"Girls' Trip" ist ein Young Adult Thriller, welcher direkt von Beginn an mit einer spannenden, innovativen Erzählweise zu bestechen weiß. Denn hier wird die Geschichte der Mädchen rückwärts erzählt. Dieser Thriller beginnt mit der Tat und eröffnet dabei anschließend Seite für Seite Hintergründe dieser, Hinweise sowie Ermittlungsansätze und individuelle Lebenswege der Protagonistinnen. Eingerahmt von Tagebuchauszügen, Nachrichtensendungen, Chatnachrichten sowie Polizeiverhören wird dem Leser so das Gefühl vermittelt, selbst die Rolle der Ermittler einnehmen zu können. Sicherlich geht durch die Vorwegnahme der Tat ein Stück weit das typische Thrillergefühl verloren. Durch klug eingesetzte Details werden so aber hin und wieder einzelne Puzzleteile zwischen den Zeilen platziert, dessen Zusammensetzen für eine ganz eigene Art von Spannung sorgt.
Interessant ist dabei auch das Setting der Geschichte, welche unter anderem mitten auf hoher See oder auf kleinen Inseln auf dem Weg in die Karibik spielt. Gepaart mit dem luxuriösen Leben der reichen Protagonistinnen eröffnet sich so ein sommerliches Lesegefühl - "Girls' Trip" macht sich sicherlich hervorragend als Strandlektüre!
Etwas weniger hat mir leider die Art und Weise gefallen, wie die einzelnen Figuren gezeichnet wurden. Klar, jedes der Mädchen hatte ihre Ecken und Kanten und war ebenso glaubwürdig in ihren jeweiligen Hintergründen und Motivationen. Allerdings erschienen sie mir allesamt recht klischeehaft und im Allgemeinen etwas blass. Viele von ihnen hätten meiner Meinung nach auch durch ein beliebiges "Rich Kid" ausgetauscht werden können.
Zu meinen Kritikpunkten zähle ich weiter auch den Schluss der Geschichte. Wie bereits angerissen, besticht die Autorin durch einen gerissenen Einsatz von spannenden, kleinen Details, welche den Leser auf unterschiedliche Fährten locken. Hier hätte unheimlich viel Potential für eine fulminante Auflösung gesteckt. Letztendlich wurde diese mir aber zu schnell abgehandelt. Und obwohl der Schlussteil hier und da durchaus überraschend war, fand ich diesen durch die Kürze insgesamt zu überzogen und nicht optimal zum Rest des Buches passend.
Nichtsdestotrotz wurde ich beim Lesen gut unterhalten und denke, dass diese Lektüre vor allem bei etwas jüngeren Lesern gut ankommen sollte. Sie lässt sich flott lesen, bietet ein tolles Setting und ist durchaus innovativ und interessant gestaltet.
3,5/5 Sterne