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Anonym
11. Juni 2016
Enttäuschendes "Remaster"
Als treuer Phil Collins-Fan hatte ich mir von diesem Remaster viel erhofft; ist doch das Original-Album mit Abstand die bestklingende Aufnahme von ihm. Leider enttäuscht mich das Remaster als anspruchsvollen HiFi-Anwender gewaltig; unter audiophilen Aspekten herrscht hier absolute Windstille, obwohl und gerade weil Toningenieur Nick Davis krampfhaft versucht hat, einen Orkan zu entfesseln. Die Lautstärke der CD läßt den geneigten Zuhörer zum Schutz der Trommelfelle blitzartig aus dem Sessel zum Volume-Regler hechten und diesen gehörig nach unten korrigieren; sofern selbiger auf den vom Original-Album zu erwarteten Pegel justiert ist. Nein, das ist keine Ironie und auch keine Übertreibung. Es ist der völlig unangemessene Einsatz von Pegel-nivellierenden Finalizern oder anderen digitalen Kompressoren, der hier die Lautstärke durch die Decke treibt und dafür sorgt, daß man die letzten Reste von Dynamik mit dem Mikroskop suchen muß.
Dies ist insofern besonders schade, da doch die dezente Nachentzerrung absolut in die richtige Richtung ging und meist genau die teilweise etwas "spitzen" Töne der Original-Aufnahme entschärft, wodurch das Klangbild tonal sehr ausgewogen wirkt.
Dies alles wird jedoch durch die brachiale Lautstärke, welche neben der Dynamik auch die räumliche Abbildung der Aufnahme nachhaltig verringert, zerstört.
Bleibt noch die Musik:
Auf der ersten Scheibe sind bekanntlich keine Überraschungen zu erwarten. Die Bonus-CD wartet mit einigen meines Wissens bisher unveröffentlichen Live-Mitschnitten auf, welche allerdings größtenteils musikalisch eher flach bleiben. Empfehlenswert hierbei sind lediglich das sehr fetzige "Saturday Night and Sunday Morning" und die sehr schöne Version von Irving Berlins "Always"; beide allerdings schon von der Live-DVD "Serious Hits Live in Berlin" bekannt. Die Demos..., nun ja, sind halt Demos. Der Durchschnittsverbraucher wird wenig damit anfangen können; für Fans vielleicht interessant, wie Phil Collins seine Songs entwickelt.
Fazit:
Dieses Werk verdient den Namen "Remaster" nicht, denn es bleibt klanglich weit hinter der Original-Aufnahme zurück.
Das sollte jeder Interessent vor dem Kauf berücksichtigen.