3 von 5
Stimmgabel
30. November 2014
Die Lichter strahlen nicht mehr
Sie hätten ihr Debüt einfach noch einmal aufgenommen, war in einem deutschen Musikmagazin anlässlich der Veröffentlichung des fünften Studioalbums der Amerikaner zu lesen.
Tatsächlich orientieren sich INTERPOL hörbar an ihrem dunklen, funkelnden Erstling, das 2002 erschienene TURN ON THE BRIGHT LIGHTS, dessen Intensität sie mit keinem Folgealbum mehr erreichen sollten. Im Gegenteil, mit ihrem selbstbetitelten Vorgänger fand sich die Band an einem kreativen Tiefpunkt wieder.
EL PINTOR beschreitet insoweit auch keine neuen Wege, lässt aber deutlich den Versuch erkennen, an die großen Melodien und das hymnische Gitarrenspiel anzuschließen. Dies misslingt zwar nicht völlig, richtig gelingen mag es allerdings auch nicht. Schon der Eröffnungstitel und zugleich die Vorabsingle ALL THE RAGE BACK HOME klingt wie ein INTERPOL-Titel wie er typischer nicht sein kann.
MY DESIRE und ANYWHERE setzen die bekannten Songstrukturen fort, aber auch hier bleibt beim Durchhören wenig hängen. TWICE AS HARD verliert sich ebenso in Beliebigkeit. Möchte man einen entscheidenden Unterschied zum Debüt nennen, dann sind es schlicht die fehlende Eleganz und Tiefe sowie die Blässe der neuen Titel. Nirgendwo findet sich das elegische Gitarrenspiel aus den Anfangstagen.
Wo die Band es jedoch schafft, mit bemerkenswerten Stücken aufzuwarten, zerstören sie dies ärgerlicherweise mit liebloser Umsetzung. Neben BREAKER 1 ist das eingängige und große TIDAL WAVE ein gutes Beispiel, das eine unglaublich einfallslose Bridge bekommt, an der dann plump wieder der Refrain anschließt. MY BLUE SUPREME als auch SAME TOWN, NEW STORY sind zäh und haben eben auch nicht die große Songidee im Gepäck.
Kurz und gut: Mit EL PINTOR stößt die Band keine neuen Tore auf, dies haben allerdings sicher auch viele Hörer kaum erwartet. Denn mit jedem weiteren Album nach ihrem Debüt manifestierte sich immer deutlicher, dass INTERPOL fest ihrem Klangkosmos verhaftet sind. Was auch kein Mangel ist, wären ihnen nicht die Ideen abhanden gekommen. Und dies unterstreicht ihr fünftes Album lediglich einmal mehr.