4 von 5
LittleWalter
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Alter:
45 bis 54
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Geschlecht:
Männlich:
16. Juni 2011
Fleet Foxes - Hype oder Qualitätsprodukt?
Die Fleet Foxes finden derzeit einen breiten Konsens. Woher resultiert die einheitliche Zustimmung in der Fachpresse und beim Publikum? Was macht die Faszination dieser Band aus? Vielleicht ist es der ungewöhnliche Stil, immer leicht neben der Spur, nie puristisch, aber doch traditionsbewusst. So sind sie im weitesten Sinne dem Folk zuzuordnen, sind aber keine biederen Folkies. Man kann sie auch nicht der Freak-Folk-Bewegung um den schratigen Hippie Devendra Banhart zurechnen.
Aber sie sind Meister des Verwendens von Zitaten. Man nehme die verspielten Melodien der kauzigen, eigenwilligen Underground-Folk Band PEARLS BEFORE SWINE um den eigenbrödlerischen Sänger TOM RAPP, mixe sie mit dem verschachtelten, auf englischer Folklore basierenden Liedgut der INCREDIBLE STRING BAND und füge noch etwas Pathos der alternativen Gospel Truppe POLYPHONIC SPREE sowie die Gemütlichkeit von SIMON AND GARFUNKEL hinzu. Dann hat man in etwa die Inhaltsstoffe des Fleet Foxes Sounds zusammen. Da sie diese Zutaten geschickt miteinander verweben und die genannten Referenzen im aktuellen Radar der Hörer keine Rolle spielen - also als exotisch und neu empfunden werden - klingt die Band ungekünstelt, frisch und ergreifend zugleich. Besonders das hymnische Element wird in ihrer Musik betont. Hall im Gesang, Choräle und getragene Kompositionen lassen häufig eine andächtige, sakrale Stimmung entstehen, quasi einen Ort des Rückzugs, des Eintauchens in eine fremde, aber sympathische Welt.
Selbst den lauteren und schnelleren Liedern haftet oft die Aura des Verletzlichen und Zerbrechlichen an. Die Fleet Foxes haben ein breites Instrumentenspektrum, was eine Flexibilisierung bei den Arrangements erlaubt. Sie schöpfen das Dynamik-Spektrum von Beinahe-Stille bis zu kratzbürstigen Free-Jazz Attacken aus und schaffen so zusätzliche Aufmerksamkeitspunkte. Helplessness Blues erfüllt die hohen Erwartungen, die nach den ersten Veröffentlichungen entstanden waren. Aber oft zeigt sich erst mit dem schwierigen dritten Album, in welche Richtung sich eine Band bewegt. Potential und Talent sind jedenfalls vorhanden, mal ganz groß zu werden.