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soundsurfer
12. April 2017
Hoch (und tief) wie nie
Dass Falco mit seinen ersten beiden Alben „Einzelhaft“ und „Junge Römer“ (letzteres leider komplett unterbewertet!) sozusagen „a class of its own“ in der deutschsprachigen Pop-Szene der frühen 80er Jahre war, steht außer Frage.
Er hatte seinen eigenen Stil und seinen eigenen Sound kreiert, unverwechselbar, modern und qualitativ in einer ganz anderen Liga spielend, als das, was man damals landläufig als „Neue Deutsche Welle“ bezeichnete. Auch wenn ab und an nach dem Motto „besser gut geklaut, als schlecht selbst gemacht“ gearbeitet wurde („Der Kommissar“ ist und bleibt halt ein Rip-off von Rick James` „Superfreak“), so gut wie am Anfang seiner Karriere war Hans Hölzl später nie wieder.
So sind denn auch die Highlights dieses 3 CD-Pakets auf der ersten Hälfte von CD Nr. 1 komprimiert zu finden (leider fehlt aber wieder einmal – wie bei den meisten Compilations – die versteckte Udo-Jürgens-Hommage „Siebzehn Jahr“). Da fliegt der Falke tatsächlich „hoch wie nie“.
Indes, dieses Level war nicht lange zu halten. Bereits sein drittes Album zeigte – trotz des massiven kommerziellen Erfolgs – mit seinem fürchterlichen Bolland-Boller-Sound schon deutliche musikalische Defizite. Und seien wir ´mal ehrlich: gehört „Rock me Amadeus“ nicht zu den nervigsten Songs der 80er, der eigentlich nur in der „Salieri-Mix“-Maxi-Version (mit dem „Whole lotta love“-Riff-Zitat) einigermaßen erträglich ist (und die fehlt hier leider auch, stattdessen gibt es zweimal „Body next to body“, das unterirdische Duett mit einer dänischen „Darstellerin“, deren Namensnennung schon der Ehre zu viel wäre)?
Besser wurde es danach auch nicht mehr. Ein paar kleine Highlights noch, wie „Emotional“ oder „The sound of Musik“, aber dann ging es speziell in den 90ern so richtig bergab, was sich auf CD 2 leider recht drastisch nachvollziehen lässt, da folgt dann fast nur noch Platitüde auf Platitüde und Selbstzitat auf Selbstzitat.
Ob Falco nochmal die Kurve gekriegt hätte? Das posthum veröffentlichte „Out of the dark“ zeigte zumindest das ein oder andere positive Anzeichen, aber das ist ja alles nur Spekulation, die durch den Unfalltod Falcos 1998 hinfällig wurde (der andererseits auch zu einem nicht unerheblichen Maß seinen Legendenstatus begründete).
Insofern ist dies eine recht aussagekräftige Songkollektion, die Aufstieg und Fall eines Künstlers in chronologischer Reihenfolge gut nachvollziehbar macht, dafür gibt es die Empfehlung (speziell für "Nachgeborene").
Auf CD 3 finden sich dann noch einige Maxi-Versionen, Re-Mixes und „Raritäten“ (ohne deren Kenntnis wir auch gut hätten weiterleben können), u. a. als Tiefpunkt ein Live-Auftritt gemeinsam mit Opus (Sie wissen schon, die Truppe, die dereinst mit „Life is Life“ einen ganz schlimmen Verstoß gegen die Genfer Konventionen begangen hatte). Alles in allem durchaus verzichtbar.
Gewünscht hätte man sich allerdings deutlich bessere Überspielungen auf CD. Die Klangqualität ist eher bescheiden, was insbesondere im Fall der Songs von den sehr gut produzierten ersten beiden Alben, durchaus schade ist. Das wirkt jetzt alles recht komprimiert, mit einem speziell im Hochtonbereich sehr artifiziell klingenden Sound.
Da waren am Mischpult leider keine „Helden von heut`“ am Werk…