4 von 5
Ralf G.
Top 10 Rezensent
20. August 2018
Lohnt sich!
Da es etwas im Getriebe knirschte, nahmen die Bandmitglieder 1975 eine Auszeit von Yes und produzierten alle(!) eine Solo-LP (erst 1977 erschien mit Going For The One dann wieder ein Album von Yes). Bassist Chris Squire, damals 27 Jahre alt, nutzte die Chance eines Soloalbums seinerzeit am gelungensten. Mit dem alten Yes-Drummer Bill Bruford (eines der besten Rock-Rhythmusgruppen aller Zeiten), dem damaligen Yes-Mitglied Patrick Moraz an der Orgel, Mel Collins (sax) und Jimmy Hastings (fl) hatte er Hochkaräter im Studio. Squire spielte den Bass immer schon als fast gleichberechtigtes Instrument, keinesfalls als reinen Rhythmusgeber. Auch durch das Fehlen einer Gitarre rückte der Rickenbacker-Bass hier noch mehr in den Mittelpunkt. Der Sound wurde durch den Einsatz eines Orchesters und der fantasievollen Orchestrierung seines Jugendfreundes Andrew Pryce Jackman, der auch am Klavier zu hören ist, weiter verfeinert. Bei Yes unterstützte Squire Jon Anderson immer schon auch gesanglich. Zwar ist seine Stimme nicht so individuell wie Andersons, doch Squires im Kirchenchor geschulte Tenorstimme kann sich als Leadsänger auf dem Album durchaus hören lassen etwas was man z.B. von Steve Howes zeitgleichen Soloexkursionen nicht sagen kann. Drei kürzere, abwechslungsreiche Songs umrahmen die zwei zentralen Longtracks, die die Zehnminuten-Grenze überschreiten. Hier finden Progfans genügend Futter, Silently Falling stellt den Höhepunkt des Albums dar. Ein neuer Stereomix von Jakko Jakszyk, vier Bonustracks (zwei Singleversionen von Albumtracks und die zwei 1981 eingespielten Weihnachtssingles in Kollaboration mit Alan White), sowie interessante Linernotes runden die willkommene Wiederauflage ab. Leider hielt sich Chris Squire dann bis weit in die Zweitausender-Jahre als Solist zurück, wie wenn er wusste, dass er sein Debüt nicht mehr toppen konnte. Desweiteren musste er bekanntlich Yes am Leben halten und durch alle Höhen und Tiefen lotsen, bis er 2015 an Leukämie verstarb und seinen Bass an Billy Sherwood weitergab.