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Präzisionslauscher
27. Februar 2024
Wow, tolle Klänge, aber …besser: The Unknown Man
Boris Blank (der Macher von der Zweiergruppe / dem Duo »Yello« – singen tut ab und an der Dieter Meier) ist in der Tat ein ausgefuchster Klangtüftler; dahinter könnte / sollte man drei Ausrufezeichen setzen. Ich mag den Typ, ich finde viele Lieder von Yello super. Nach einer guten Rezension in einer aktuellen HiFi-Zeitschrift (mit einem informativen Blank-Interview dort), kaufte ich mir spontan diese CD »Resonance«.
Vorweg: Ich bin leider von diesem Klangwerk »Resonance« ein wenig enttäuscht; hatte mir doch einiges mehr davon versprochen. Besonders deutlich (und da kommen wir zum grundsätzlichen Thema) zeigte sich ein Vergleich zum genialen Klangvirtuosen und Synthi-Giganten Vangelis; was dann doch nicht sehr schmeichelhaft für Boris Blank und seinem Werk »Resonance« ist.
Von einem Genie wie Klaus Schulze mal ganz abgesehen. ;)
Nach »Resonance« hörte ich mir zum Vergleich von Vangelis das Stück Sauvage Et Beau, Spiral sowie vor allem To the Unknown Man an. War vielleicht ein Fehler, denn diese drei Musikjuwelen sind wirklich genial gemacht, sorry, da kann Boris Blank mit seinem Resonance-Gedudel nicht mithalten.
»Resonance« im Detail: Das Eröffnungsstück Vertigo Heroes Part I haut einen erst einmal weg, denn es ist klanglich toll, musikalisch sehr gut gemacht und rockt recht gut sowie: Es ist musikalisch beinahe zum Tanzen geeignet; geht voll ab – hat nen klasse flow. Erinnert einen a) an Yello, sowie b) noch eher an Klaus Schulze. Dieses Lied Vertigo Heroes Part I wie auch das ähnliche Part II ist meines Erachtens das / die besten Musikstücke von Resonance. Meines Erachtens hätte Part II sofort nach Part I kommen sollen (habs bei mir in der Playliste nun auch so angeordnet). Ja, Part II ist nur unwesentlich anders als Part I, trotzdem, so passt es m.E. besser.
Das zwote Stück von seinem Werk »Resonance« (mit dem selben Namen) ist eher ruhig und sphärig, beinahe spacig. Dieses Stück hatte Boris Blank mal gekürzt, nachdem er eine Anfrage eines englischen Filmstudios bekam, die wiederum von der US-Ami-Bude NASA angefragt wurden. Die wollten zum Start des James-Webb-Teleskops irgend ein Musikstück haben. Doch statt das von Boris Blank nahmen die NASA-Leute irgend ein Mainstream-Gedudel (lt. Blank-Interview). Dabei hätten die z.B. von der Vangelis CD »Rosetta« (in Andenken der gleichnamigen US-Raumsonde) eine Sequenz ganz locker und fein herausnehmen können. Ist den Amis aber wohl zu hoch oder zu anspruchsvoll gewesen. Allerdings halte ich dieses Vangelis-Werk »Rosetta« nicht für seine allerbeste Nummer – da gibts viele bessere mehr. Wie einige Musikkäufer sicherlich wissen, spielte Vangelis früher zusammen mit seinem griechischen Kollegen und Sänger Demis Roussos bei Aphrodite’s Child – wo sie das wegweisende, leider auch mit viel Müll (imho) versehene Doppelalbum »666« schufen; aber deren Songs: Rain and Tears, End of the World, It's Five o’Clock sind super gut.
Was mir bei »Resonance« auch komplett negativ auffällt, ist die Tatsache, dass die Musikstücke in der Tat Einzelstücke sind, sogar mit teils längeren Ruhepassagen dazwischen. Hätte mir eher einen fließenden Übergang zu den einzelnen Songs gewünscht. Denn schlussendlich ist es eher ein musikalisches Gesamtwerk, als ne schnöde Anordnung von dahingespielten Liedchen. Wie nennt man es noch mal? BINGO: Ein Konzeptalbum !
Time Bridges – eher Time Water / Rain – ist ein Werk, dass zunächst mit starkem (Gewitter-) Regenfall aufwartet (netter Sound). Hätte man auch für den super genialen Film »Blade Runner« von Kult-Regisseur Ridley Scott (mit den beiden Hauptdarstellern Harrison Ford als Rick Deckard und – sehr gut – dem Replikanten Roy Batty, der von Rutger Hauer gespielt wird) verwenden können. Ups, wer machte in 1982 nochmals die Musik zum Film? BINGO: Vangelis.
Respiro di Mare weist mit einem schiff-/dampferähnlichen Tuten am Anfang sowie nettes Vogelgezwitscher / -laute ganz gut auf sein Thema hin: Hauch des Meeres. Grundsätzlich ein solides, schönes Lied.
Bei vielen Resonance-Musikparts – vor allem bei Angel Base - fallen einem die bassstarken Impulse / teils kürzere Basslines auf; je nach HiFi-Anlage hört man dann tiefe Töne oder einfach nur ein Brummen. Jeder, der ne gute HiFi-Anlage hat, sollte diese bei gehobener Lautstärke damit mal testen. Danke für einen kurzen Kommentar dazu.
Najade? Na ja, denn … eher langweilig. North of Eden: Doch eher ein esoterisches Klanggewurschtel mit Vogelpiepen, Wassertropfen, die plätschern etc. Auch nicht so irre toll! Ninive? Ganz nett – mehr nicht, sorry.
Mag sein, dass in diesem ominösen Thermalbad, für das Boris Blank extra diese Musik komponierte (im Auftrag der Architekten) mit dem supi-dupi »SpatialSound Wave«-System die Mucke besser funktioniert. Erst nach Erledigung dieses Auftrages fragten viele Interessenten nach einem Kauf dieser Musik und so wurde diese CD hier etc. realisiert. An ner guten bis sehr guten HiFi-Anlage, wie ich sie nutze, kommt die Musik dagegen nicht halbwegs so gut herüber, wie eventuell mit so nem supi-dupi »SpatialSound Wave«-System. Deshalb nehme ich dann bei mir doch lieber Vangelis oder eins der super genialen Klaus-Schulze-Werke.
Beim letzten Stück Mirage fehlen mir – spontan gedacht – noch irgendwelche gregorianischen Chorgesänge. Wie es z.B. beim Album Symbols (of the Seven Sacred Sounds) von Chris Evans & David Hanselmann zu hören ist oder vielfältig bei Michael Cretu alias seinem Projekt Enigma.
Nun ja, anbei noch ein paar Empfehlungen / Alternativen zu Boris Blank »Resonance« (gibts leider hier nicht mehr, ist aber echt super: Vangelis – Portraits (So Long Ago, So Clear))