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Riccardo Berg
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Alter:
45 bis 54
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Geschlecht:
Männlich:
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Kunde seit:
5-10 Jahre
20. Juli 2023
Großartige Doku, magere "Limited Edition"
Es gibt ja mittlerweile einige Dokus über das wohl wichtigste und prägendste Plattenlabel der Musikgeschichte. Bezeichnend ist, dass es allesamt europäische Produktionen sind. Ein weiterer Hinweis, dass die USA ihre ureigene amerikanische Musik noch immer als Stiefkind ansieht und Rassismus auch da durchaus noch immer eine Rolle spielt...
Alle diese Dokus nähern sich von einerm anderen Blickwinkel und ergänzen sich daher eher als dass sie konkurrieren. Entweder steht die Musik und der musikalische Einfluss im Vordergrund oder es werden die politischen und geselschaftlichen Einflüsse des Labels intensiv beleuchtet.
Diese hier konzentriert sich in erster Linie auf die beiden Gründer, Alfred Lion und Francis Wolff. Aufbereitet durch mehr oder weniger gelungene animierte 3D-Sequenzen wirkt das manchmal ein wenig zu infantil und zu betont emotionalisiert, nah an der Grenze zum Kitsch. Aber interessant und informativ ist das alles allemal, und wenn Lou Donaldson mit seiner äußerst ansteckenden Lache aus dem familiären Nähkastchen plaudert und z.B. über Art Blakey lästert oder Herbie Hancock lachend den Tanzstil von Francis Wolff nachmacht, ist das auch überaus unterhaltsam und kurzweilig. Ich persönlich finde die Doku "Blue Note: A Story Of Modern Jazz" aus dem Jahr 1997 deutlich runder und gelungener. Überaus empfehlenswert!
Zu dieser "Limited Edition" sei noch gesagt, dass sie optisch sehr nett aufgemacht ist, in der Größe eines echten Gatefold-Plattencovers und mit vier großformatigen Foto-Drucken von Francis Wolff. Ein Booklet mit zusätzlichen Infos und einer echten LP mit einigen bedeutenden Songs aus den wichtigsten Jahren des Labels hätten das ganze dann tatsächlich zu einer wirklich lohnenswerten "Limited Edition" gemacht. So stecken die vier DVDs/Blu-rays lieblos in Papp-Einschüben auf der Innenseite. Verschenktes Potential.