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soundsurfer
06. November 2017
In der Abwärtsspirale
Da konnte doch eigentlich nichts schief gehen.
Die dunkle, samtig- warme Stimme von Gregory Porter, wunderbare Standards aus dem „Great American Songbook“, die in der Interpretation von Nat „King“ Cole unsterblich geworden sind, einige hervorragende Begleitmusiker aus der aktuellen Jazz-Szene, wie der erstklassige Pianist Christian Sands – also, das kann doch nur gut werden, nicht wahr?
Nein wird es nicht, wenn:
Erstens: sich die Beteiligten gerade ´mal auf einen kleinsten gemeinsamen musikalischen Nenner einigen, der da lautet: tut bloß niemandem weh, bitte nicht zu viel Jazz!
Und zweitens: dann auch noch ein Tunichtgut wie der sogenannte Arrangeur Vince Mendoza (der schon für sein ruinöses Werk, das er vor einigen Jahren an den Songs von Mary Chapin Carpenter verübt hat, eigentlich lebenslanges Studioverbot hätte bekommen müssen) über das Ganze eine widerlich-kleberige Orchester-Soße kippt, die so unerträglich aufdringlich ist, dass sie jeden hier dargebotenen Song schon im Ansatz ruiniert.
Sorry, aber das ist keine Hommage an Nat „King“ Cole, sondern eine Beleidigung seiner Kunst. Vielleicht hätten sich die hier versammelten Missetäter ´mal besser vorher Natalie Cole´s „Unforgettable – with love“ angehört, um zu lernen, wie man so etwas stilvoll macht, wenn´s schon großes Kino werden soll.
Und überhaupt: warum hatte Porter nicht den Mut, die Substanz dieser Songs in kleiner Jazz-Besetzung neu aufleben zu lassen?
Hat er (bzw. sein Management) Angst, damit seine „neuen Fans“ aus der Helene-Fischer-Fraktion zu verlieren (nachdem er es geschafft, gemeinsam mit dieser Schlagerpop-Mamsell „Purple rain“ von Prince öffentlich im Geronten-TV zu ruinieren)?
Der Mann befindet sich leider eindeutig in einer künstlerischen Abwärtsspirale:
An die so hoffnungsvoll stimmende Qualität seiner ersten Alben, wo er sich als stilsicherer Grenzgänger zwischen Jazz und Soul präsentierte, konnte er bei seinen letzten beiden Werken schon nicht mehr so richtig anschließen, aber diese Sülze ist jetzt doch der bisherige Tiefpunkt in Porter´s Karriere.
Na dann, lieber Gregory, viel Spaß demnächst bei Carmen Nebel, Florian Silbereisen oder in Kiwi´s Fernsehgarten: da wartet schon dein neues Zielpublikum!
Atemlos in das Nichts…