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    Corso11

    Aktiv seit: 15. Juli 2011
    "Hilfreich"-Bewertungen: 36
    10 Rezensionen
    "Goldchen, wie soll ich das alles erzählen" Nicole Jost
    "Goldchen, wie soll ich das alles erzählen" (Buch)
    03.03.2024

    Großartige Studie über Alban Berg

    Nicole Jost-Rösch fügt der umfangreichen Literatur zur „Lyrischen Suite“, dem zweiten Streichquartett von Alban Berg, nicht nur ein weiteres Buch hinzu: ihre Arbeit geht weit darüber hinaus. Dass der Lyrischen Suite ein geheimes Programm zugrunde liegt, dass die Partitur ein Dokument der Liebe Bergs zu Hanna Fuchs ist, das ist bereits Mitte der 1970er Jahre mithilfe der überlieferten Briefe Bergs an Hanna Fuchs und der für die Adressatin annotierten Partitur entschlüsselt worden. Der Autorin geht es aber, wie der Titel verrät, um anderes: Berg als einen Komponisten vorzustellen, für den das Schreiben und Erzählen in Briefen und gleichermaßen in Musik, existenziell ist; es sind schöpferische Akte auf parallelen Ebenen, die einander bedingen. Welche Funktion das Briefeschreiben für Berg hatte, war bislang bekannt, doch die Autorin analysiert das Material rund um die Lyrische Suite, Briefe, Partitur und Skizzen, so detailliert, anschaulich und präzise, dass die Zusammenhänge zwischen den erzählerischen Ebenen greifbar werden. Jost-Rösch nimmt zusätzlich, um die Korrelationen von Adressat und Adressant beschreiben zu können, zahlreiche Materialien von der Entstehungsgeschichte bis zur Rezeptionsgeschichte in den Blick, nicht um zu zeigen, wie sich das Werk im Laufe der Zeit in der Wahrnehmung geändert hat, sondern eher im Gegenteil, dass das äußerst Ausdruckshafte der Lyrischen Suite schon zur Entstehungszeit zu Mutmaßungen über den Gehalt geführt hat. Obwohl die Autorin sehr ins Detail geht (und ihre Methodik im ersten Kapitel des Buches erläutert), belässt sie zahlreiche Leerstellen, die leicht hätten aufgefüllt werden können, offen und entgeht so der Versuchung von Spekulation. Auch wenn man als Leser versucht ist, die eine oder andere Stelle zu deuten, die Autorin bleibt stets bei den Fakten. Es ist dies nicht nur eine wissenschaftlich gesicherte Vorgehensweise, sondern auch eine klare Positionierung hinsichtlich biographischer Forschung.
    Die Liebe zu Hanna Fuchs war nicht Bergs einzige dokumentierte (und letztlich unerfüllte) Liebesgeschichte. Schon die Eheschließung mit Helene Nahowski stieß auf Widerstand seitens der Schwiegereltern. Dass es in Bergs letzten Lebensjahren noch zwei weitere Affären gab, von denen die zu Anny Askenase, der Frau des Pianisten Stefan Askenase, ebenfalls in Briefen gut dokumentiert ist und hier ausführlich dargestellt wird, ist bislang eher am Rande wahrgenommen worden.
    Zu den Fragen, die kaum abschließend geklärt werden können, für die die Autorin aber sehr viel Material bereitstellt, zählt auch, inwieweit das musikalische Werk Ausdruck einer Liebe ist oder ob nicht umgekehrt die Liebesgeschichte Stimulans für die Komposition gewesen ist. Bedingt durch den Aufbau des Buches ist es nicht nur diese Fragestellung, sondern sind es zahlreiche Gedanken, Fakten, Zitate, Briefstellen, die in verschiedenen Kapiteln in unterschiedlicher Fragestellung wiederkehren und den Leser quasi auf eine Art Karussellfahrt rund um die Story schicken. Mich störte diese Redundanz beim Lesen kaum, bietet diese Methode doch die Chance, Gleiches aus unterschiedlicher Perspektive zu beleuchten.
    Das spannend und flüssig geschriebene Buch ist sowohl für die biografische Forschung im Allgemeinen als auch für die Berg-Forschung im Speziellen von allergrößtem Wert und sei nicht nur den an Alban Bergs Musik Interessierten dringend empfohlen.
    "Spielen Sie Stockhausen wie Beethoven" Jochen Köhler
    "Spielen Sie Stockhausen wie Beethoven" (Buch)
    30.01.2024

    Großartige Musiker-Biografie

    Den einen gilt Aloys Kontarsky als DER Pianist der neuen Musik der 1950er bis frühen 1980er Jahre, einem breiteren Publikum aber wurde er bekannt als die eine Hälfte des brüderlichen Klavierduos Alfons und Aloys Kontarsky. Ihre fulminante Einspielung der Ungarischen Tänze von Brahms anlässlich des Brahms-Jahres 1983 ist zweifellos ihr populärstes klingendes Vermächtnis. Diese Mischung aus Texttreue und unbändiger Spielfreude in seinem Spiel ist auch der Grund, dass Aloys Kontarskys Ersteinspielung von Stockhausens Klavierstücken 1 bis 11 auch nach knapp 60 Jahren nichts von ihrem unbändigem Furor und ihrer Frische verloren hat. Umso dringlicher erschien es, dem großen Pianisten endlich eine Biografie zu widmen. Und – dies sei vorweggesagt – die von Jochen Köhler vorgelegte Arbeit wird ihrem Gegenstand vollauf gerecht, das Buch ist so interessant und flüssig geschrieben, dass man es nicht aus der Hand legen mag - selten habe ich eine derart faszinierende Musikerbiografie gelesen. Und ohne Köhlers Leistung in irgendeiner Weise zu mindern, alleine schon das berührende Vorwort von Helmut Lachenmann ist den Kauf des Buches wert.
    Der Band gliedert sich in zwei Teile. Texte von und Gespräche mit Aloys, in einem Fall mit Alfons Kontarsky bilden den zweiten Teil. Bei den Gesprächen fehlen zumeist die Quellenangaben, vorwiegend handelt es sich wohl um Transkriptionen von Rundfunkgesprächen. Der erste Teil aber, Jochen Köhlers Biografie des Pianisten, ist das eigentliche Zentrum des Buches. In vier Themenbereiche ist dieser Teil gegliedert: Nach den biografischen Stationen folgen Kapitel zu Kontarskys Rolle als Lehrer, seinem Verhältnis zur Neuen Musik und, entsprechend ausführlich, das künstlerische Vermächtnis, das heißt eine Besprechung von Kontarskys Schallplatten-, CD- und Rundfunkeinspielungen, gegliedert nach Komponisten. In Exkursen werden Vorbilder und Weggefährten gewürdigt, in erster Linie Eduard Erdmann und Eduard Steuermann, die zwar denselben Vornamen tragen, aber für unterschiedliche Wege der Moderne stehen. Köhler geht weit über das Biografische hinaus, aus seiner Kenntnis als Pianist, er ist Klavierprofessor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, gelingt es ihm, Merkmale von Kontarskys Klaviertechnik anschaulich einzuordnen und zu erläutern, etwa in der Verwendung der Pedale.
    Alles in allem ist Jochen Köhler eine großartige Musikerbiografie gelungen, der man viele Leser wünscht, die, wenn sie es nicht schon sind, begeisterte Kontarsky-Hörer werden dürften. Köhler weist immer wieder in seinem Buch auf die desolate diskografische Situation des klingenden Nachlasses hin: Schön wäre es, die Deutsche Grammophon könnte sich dazu entschließen, ihre Kontarsky-Einspielungen gebündelt herauszugeben, auch wenn sie für die Stockhausen-Aufnahmen, z.B. Mantra, keine Lizenzen mehr hat. Denn viele der wunderbaren Duo-Aufnahmen sind lange gestrichen bzw. nie auf CD erschienen. Und wenn man dann zusätzlich noch einige Rundfunk-Schätze heben könnte, wäre das „Kontarsky“- Glück vollkommen.
    Avantgarde Series (DGG-Edition) Avantgarde Series (DGG-Edition) (CD)
    22.11.2023
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein überzeugendes Plädoyer für die Neue Musik der 1960er Jahre

    Ende 1968 veröffentlichte die Deutsche Grammophon einen Schuber mit sechs LPs unter dem Titel Avantgarde: ein gewagtes Unterfangen, allerneueste Avantgardemusik in einem solchen Umfang auf den Markt zu bringen! Es war die Zeit gesellschaftlicher Umbrüche, die Veröffentlichung kam genau im richtigen Moment. Die Repertoirepolitik der Deutsche Grammophon richtete sich damals noch nicht vorwiegend nach Verkaufszahlen, sie fühlte sich darüber hinaus einem Bildungsauftrag verpflichtet, der sich am deutlichsten wohl in der Archiv-Produktion mit der systematischen und wissenschaftlich fundierten Erforschung alter Musik niederschlug. Neue Musik war schon ab Mitte der 1950er Jahre präsent in der Reihe Musica nova – zuletzt betreute die DG um die Jahrtausendwende die Reihe 20/21, die aber bereits großenteils aus dem eigenen Backkatalog schöpfte. Die anderen Majorlabels hatten keine vergleichbar umfassenden Anthologien im Angebot. Heute ist die Neue Musik aus den Produktionsplänen der Majors fast vollständig verschwunden, sie wird von kleineren, auf Neue Musik spezialisierten Labels gepflegt.
    Die erste Avantgarde-Box war ein großer Erfolg, weshalb die DG beschloss, jährlich weitere 6-LP-Schuber auf den Markt zu bringen. Bei vier Schubern blieb es dann, Vol. IV erschien 1971.
    Nun hat die DG alle vier Schuber zu einer CD-Box zusammengefasst und erstmals in dieser Form wiederveröffentlicht – freilich nicht ganz vollständig, denn drei LPs enthielten ausschließlich Werke von Karlheinz Stockhausen: Gruppen und Carré in Vol. I, Telemusik und Mixtur in Vol. II sowie Stimmung in Vol. III. Stockhausen hatte große Teile seines Oeuvres bis 1990 bei der DG veröffentlicht, gründete aber 1991 sein eigenes Label und erwarb die Rechte seiner Aufnahmen durch Rückkauf. Weil die Stockhausen-Erben die Rechte nun nicht freigaben, fehlen diese drei CDs in der vorliegenden Box. Eigentlich sollte das Projekt schon vor Jahren erscheinen, doch jetzt – endlich – hat die DG entschieden, die Edition in der leicht gekürzten Fassung herauszugeben, zumal die fünf fraglichen Werke bzw. Einspielungen auf diversen Digitalplattformen zugänglich sind. Der Deutschen Grammophon gebührt für diese Veröffentlichung allergrößter Dank!
    Die 21 CDs entsprechen in der originalen Zusammenstellung den 21 LPs. Die Papphüllen sind mit den originalen Cover der LPs bedruckt, die Texte der Plattenrücken hingegen wurden, der Lesbarkeit halber, englisch/deutsch in das 184seitige Booklet übernommen. Dieses enthält zusätzlich detaillierte Tracklists sowie einen – leider etwas leichtgewichtigen – Essay von Paul Griffiths. Die Aufnahmen wurden, soweit ich das beurteilen kann, sorgfältig remastert. Die Tracksetzung erfolgte in vielen Fällen nach der Partitur, gelegentlich wurden eigenständige musikalische Abschnitte gekennzeichnet (das String Quartet von Earle Brown ist in einem Satz durchkomponiert, hier kann ich die Unterteilung nicht nachvollziehen).
    Viele der Produktionen wurden mit den damals renommiertesten Interpreten Neuer Musik eingespielt, unter ihnen Gerd Zacher, Siegfried Palm und Aloys Kontarsky. Zudem wurden die Aufnahmen sehr sorgfältig nach den Audiostandards der DG realisiert, weswegen nicht wenige der Einspielungen der Box bis heute Referenzstatus genießen; die Authentizität der Interpretationen verdankt sich ihrer Nähe zu den Komponisten und zum Entstehungsprozess der Werke.
    Alles in allem enthält die Edition 60 Werke von 34 Komponisten (der Gedanke, Komponistinnen mit einzubeziehen, wäre damals als völlig abwegig erschienen). Die Werke bilden ein ganzes Jahrzehnt, die 1960er Jahre, ab. Stockhausens Gruppen und Schnebels für stimmen (…missa est) wurden bereits ab Mitte der 1950er Jahre konzipiert, in Teilen aber erst Ende der 1960er Jahre ausgearbeitet, Leo Küppers drei elektronische Stücke sind die jüngsten Werke. Einige Komponisten und Interpreten, wie Stockhausen, Ligeti oder Kagel bzw. die Schola Cantorum Stuttgart oder Heinz Holliger, sind mehrfach vertreten, das vertraglich an die DG gebundene LaSalle-Quartett allein mit sechs Streichquartetten. Die inhaltliche Ausrichtung des Repertoires ist weit gefasst, berücksichtigt wurde hier keineswegs nur das, was bei den Darmstädter Ferienkursen oder in Donaueschingen gespielt wurde. Oberstes Prinzip ist die musikalische Qualität, man findet hier weder langweilige noch richtig schwache, pseudo-moderne Stücke, jedes einzelne Werk ist hörenswert. Die Konzeption der ursprünglichen LP-Reihe trägt überdeutlich die Handschrift von Heinz-Klaus Metzger, der auch einige Werkeinführungen beisteuerte. Metzger war, verkürzt gesagt, als Adorno-Schüler der bedeutendste Theoretiker der Nachkriegsmusik, ihn darf man wohl als Spiritus Rector des Projekts bezeichnen.
    Etliche LPs der Reihe habe ich in meiner Jugend kennengelernt, sie haben mich damals nicht nur höchst beeindruckt, sondern bildeten eine Art Referenz. Frische und Qualität der Musik sind – das Wiederhören nach Jahrzehnten beweist es eindrucksvoll – in keiner Weise verblasst; meine Befürchtung, dass vieles heute arg verstaubt wirkt und Patina angesetzt hat, bestätigte sich nicht. Doch selbst Stücke von Komponisten mit nur temporärem Bekanntheitsgrad, die selbst im Netz kaum Spuren hinterlassen haben, wie etwa Leo Küppers (CD 21), bieten immer etwas, was aufhorchen lässt und überrascht.
    Der Großteil der Werke ist eher kleinbesetzt, vom Solo (Orgel, Posaune) über Duos, Trios, Streichquartette, Ensemble- und Chorwerke bis hin zum Kammerorchester. Die große Orchesterbesetzung ist nur zwei, drei Mal vertreten, in den (hier, wie gesagt, nicht enthaltenen) Stockhausen-Klassikern Gruppen und Carré und in zwei Werken von Roman Haubenstock-Ramati und Vinko Globokar.
    Zwei CDs werden komplett vom LaSalle-Quartett bestritten, es bildete seinerzeit mit der Ausrichtung auf Neue Musik den Gegenpol zum konservativen Amadeus-Quartett, dem „Haus-Quartett“ der DG. Das Streichquartett von Lutoslawksi und Ligetis zweites Quartett sind längst Klassiker, die heute auch zahlreiche nichtspezialisierte Quartette im Repertoire führen. Earle Browns Streichquartett ist ein klanglich reizvolles Stück, das von Browns Erfahrungen mit offener Form und grafischer Notation zehrt; es ist präzise ausnotiert, lässt den Spielern aber Gestaltungsfreiräume. Eine Entdeckung ist auch das Prelude für Streichquartett des Japaners Toshiro Mayuzumi. Mittels erweiterter Spieltechniken für Streicher gelingt es ihm, eine Musik zu erschaffen, die ihre Kraft und Faszination aus der Synthese westlicher Kompositionstechniken und Materialentfaltung zieht und die gleichzeitig die – für einen damals jungen japanischen Komponisten neue und überraschende – Erfahrung der eigenen Kultur mit einbringt, etwa in der formalen Ausgestaltung des Werks oder in den lang ausgehaltenen sul ponticello-Klängen, die den silbrigen Klang der Shō beschwören. Mayuzumi schreibt, unter Verzicht auf billige Exotismen und kulturelle Anbiederung eine Musik, die weder rein westlich noch rein östlich ist, sondern etwas eigenständiges Neues – „beyond categories“.
    Drei CDs präsentieren Neue Musik für Chor bzw. Vokalensemble. Highlight der CD 3 mit dem NDR-Chor unter Helmut Franz ist Ligetis Chorstück Lux aeterna, das auch dem Cineasten durch Stanley Kubricks Film 2001: A Space Odyssey bekannt ist. Eine weitere CD des NDR-Chors enthält zwei großformatige Werke: Sylvano Bussottis luxuriös funkelnde Cinque frammenti all’Italia sowie den etwas sperrigen Versuch über Sprache von Nicolaus A. Huber, dessen physische Attacke nur schwer zu ertragen ist (offenbar ein Relikt der Zeit). Von den zwei in der Box enthaltenen Werken Heinz Holligers bezieht das Oboenkonzert Siebengesang Chorstimmen mit ein, es gehört, zusammen mit dem Bühnenwerk Der magische Tänzer, zu den beeindruckendsten Werken der Sammlung. Mauricio Kagel ist mit fünf Werken aus den Jahren 1964 bis 1968 hier vertreten, darunter dem Trio Match, eines seiner bekanntesten Werke, dann die Musik für Renaissance-Instrumente und das großformatige Klangkompendium Der Schall. Der Witz der großartigen Chorkomposition Hallelujah erschließt sich vollständig erst mittels der theatralen Komponente, die in einem zeitgenössischen Schwarzweißfilm (der hier natürlich nicht enthalten ist) überliefert ist. Die unerschrockene Schola Cantorum Stuttgart unter ihrem Leiter Clytus Gottwald war seinerzeit das einzige Ensemble, das sich an solcherart herausfordernde Partituren wagte. Der Komponist und Theologe Dieter Schnebel arbeitete unter dem Eindruck der Konzerte der Schola eigene frühe utopische Kompositionskonzepte aus: Die drei Messesätze für stimmen (… missa est) entfalten in ihrem rabiaten, mit anarchischem Witz gepaarten Furor eine fantastische Klangwelt, die mit der biederen Kirchenmusik der 1950er Jahre nichts mehr gemein hat, stattdessen durch die Dekonstruktion der zugrundeliegenden Texte die Musik auf lustvolle Weise entäußert. Wie verstörend dies Ende der 1960er Jahre gewirkt haben mag, kann man sich lebhaft vorstellen, heute indes macht das Zuhören einfach nur Spaß - mein absoluter Favorit dieser CD-Box! Auch Schnebels anderes Stück, die Glossolalie mit dem Ensemble Musica Negativa gehört in dieselbe Kategorie. Die Sprecherstimmen – 1969! – klingen reichlich altmodisch, aber nicht weniger charakteristisch.
    Ein Komponist durfte in dieser Sammlung nicht fehlen: Bernd Alois Zimmermann. Seine epochale Oper Die Soldaten war erst kurz zuvor, im Frühjahr 1968, auf Schallplatte veröffentlicht worden – gerade einmal zwei Jahre vor seinem Tod wurde Zimmermann damit einem breiterem Publikum bekannt. Die zwei Kammermusikwerke auf CD 7, das szenische Klaviertrio Présence sowie das Duo Intercomunicazione, werden von damals führenden Interpreten Neuer Musik eingespielt: Aloys Kontarsky am Klavier, Siegfried Palm am Violoncello und Saschko Gawriloff an der Geige. Beide Aufnahmen wurden, ihrer Bedeutung wegen, mehrfach wiederveröffentlicht. Auf einige Werke und Komponisten möchte ich noch hinweisen: John Cage, der Altmeister der US-amerikanischen neuen Musik, ist mit dem Atlas eclipticalis, simultan verschränkt mit Cages Winter Music („electronically amplified after Cartridge Music“), vertreten; die einzelnen Stimmen, in diesem Fall 21, sind alle aus Sternatlanten abgeleitet. Es gibt keine Partitur, mithin keine Koordination. Das klangliche Resultat ist abhängig von der Bereitschaft der Musiker, aufeinander zu hören und erfordert vom Hörer eine punktuelle, quasi meditative Wahrnehmung, von Moment zu Moment (beim mehrmaligen Hören erkennt man dann doch Zusammenhänge und Verläufe). Neu zu entdecken ist die Musik des in Berlin aufgewachsenen und früh in die USA emigrierten Komponisten Lukas Foss, hier das spielerische Paradigm für fünf Instrumentalisten. Der italienische Komponist Franco Evangelisti ist zwei Mal vertreten, zum einen mit seinem Bühnenwerk Die Schachtel und dann mit seiner Improvisationsgruppe Nuova Consonanza, die sich ausschließlich aus Komponisten zusammensetzte. Ennio Morricone, der ein Jahr zuvor die Filmmusik zu Sergio Leones Italowestern Spiel mir das Lied vom Tod geschrieben hatte, war zwischen etwa 1969 und 1975 als Trompeter Mitglied des Ensembles! Evangelisti hatte aus unterschiedlichen Erwägungen nach der Komposition der Schachtel das Komponieren eingestellt und sah die Zukunft der Musik in nicht-notierter, improvisierter Musik. Den fünf Stücken der Nuova Consonanza hört man die intensive und durchdachte Vorbereitung an, die Ausarbeitungen klingen weit weniger improvisatorisch als die anderer zeitgenössischer Improvisationsgruppen. Ein anderes eher gegensätzliches Modell, sich vom herkömmlichen Musikbetrieb zu lösen, verfolgte der englische Komponist Cornelius Cardew, der, bevor er sich dem Agitprop zuwandte, das Scratch Orchestra gründete, das ganz im Gegensatz zur Nuova Consonanza aus Laien bestand; entsprechend einfach strukturiert sind die zwei Auszüge von Aufführungen auf CD 17 (The Great Learning).
    Unbedingt hörenswert sind die fünf CDs mit elektronischer Musik. In den letzten Jahren gerät die elektronische Musik der „heroischen Zeit der Neuen Musik“, also der 1950er und 1960er Jahre, aus dem Blickfeld. In einem Grußwort zur Rettung des Elektronischen Studios des WDR in Köln meinte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker kürzlich sinngemäß, im Studio hätten Stockhausen und andere begonnen, was später durch Pink Floyd, Kraftwerk und Can fortgeführt worden sein soll. Auch als Politikerin möchte man gerne seine Hipness unter Beweis stellen, doch sollte man keine Geschichtsklitterung betreiben: Holger Czukay von Can arbeitete zwar inoffiziell (nämlich nachts nach Dienstschluss) kurzzeitig im WDR-Studio, aber Pink Floyd hatten mit dem Studio überhaupt nichts zu tun. So sehr ich die drei genannten Bands auch schätze, Tatsache ist, dass ihre Musik keine Fortsetzung der Musik Stockhausens ist, sie ist auf einem anderen Planeten angesiedelt (auch wenn es klangliche Berührungspunkte gibt). Die Klangeffekte der Popmusik sind mit den komplexen Gebilden Stockhausens (und denen von Iannis Xenakis, Pierre Henry und vielen anderen) nicht vergleichbar, und das soll kein Werturteil sein. Aber dass Stockhausens Gesang der Jünglinge, die Kontakte, Telemusik und Hymnen etc. die Hauptwerke der genuin elektronischen Musik sind, lässt sich nun mal schwerlich bestreiten.
    CD 10 enthält u.a. zwei Stücke eines Pioniers der elektronischen Musik, Gottfried Michael Koenig, realisiert im Utrechter Studio. CD 14 präsentiert Stücke von Lejaren Hiller und Elliott Schwartz aus amerikanischen Studios. Auf CD 15 finden sich zwei Realisationen des Mailänder Studio di Fonologia: die Cybernetics III von Roland Kayn und der Contrappunto dialettico alla mente von Luigi Nono, ein politisch engagiertes Werk, das auf ein Madrigal des Renaissancekomponisten Adriano Banchieri Bezug nimmt, die Ermordung von Malcolm X thematisiert und der Nationalen Befreiungsfront Venezuela gewidmet ist – ein ungemein ausdrucksstarkes Stück. Die Schluss-CD der Box macht mit drei Stücken von Leo Küppers bekannt. Hier wie auch in einigen anderen Fällen ist die Kürze der Einführungstexte ein Problem, denn man erfährt wenig Hilfreiches zu Komponist und Werk. Leo Küppers scheint mit automatisierten Abläufen gearbeitet zu haben, aber ob diese mit Computern realisiert wurden bzw. inwieweit diese Werke als frühe Computermusik gelten mögen, bleibt im Dunkeln. Ein Spezialfall schließlich ist das Tonbandstück Presque rien von Luc Ferrari: Es ist kaum mehr, eben presque rien, als ein klangliches Abbild einer ländlichen Idylle, durchzogen von Zeugnissen der Technisierung, gewissermaßen eine Musique concrète pure.
    Die CD-Box Avantgarde ist ein überzeugendes Plädoyer, sich mit der Musik der Nachkriegsavantgarde erneut (oder auch erstmals) zu beschäftigen, sie bietet ein sorgfältig kuratiertes Panorama der Musik der 1960er Jahre für Musikliebhaber, die bereit sind, sich dem Abenteuer des lustvollen, überraschenden und herausfordernden Hörens zu stellen. Sie werden reich belohnt!
    450 Years Staatskapelle Berlin - Great Recordings 450 Years Staatskapelle Berlin - Great Recordings (CD)
    26.05.2020
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Eine klingende Geschichte der Berliner Staatskapelle - von Leo Blech bis Daniel Barenboim.

    Die wunderbare CD-Box, die anlässlich des 450-jährigen Jubiläums der Staatskapelle Berlin bei der Deutschen Grammophon erschienen ist, nimmt die quasi „zweite Existenz“ der Staatskapelle als Konzertorchester ins Visier. Denn wenn das Gründungsdatum der Staatskapelle in der Chronik des 180 Seiten dicken Booklets auch mit 1570 angegeben ist, zum Opernorchester wurde es erst 1740, also 170 Jahre später, mit dem Bau des Opernhauses Unter den Linden. Doch die Oper kommt keineswegs zu kurz – dank etlicher Ouvertüren, Zwischenspiele und ganzer Opernakte.
    Von den 15 CDs sind 14 jeweils einem Dirigenten gewidmet, eine Bonus-CD enthält frühe Aufnahmen der Deutschen Grammophon mit acht Dirigenten, von Max Schillings und Hans Pfitzner bis zu Paul van Kempen. Der Name Selmar Meyrowitz ist heute kaum mehr präsent; in den 1920er Jahren war er mehrere Jahre an der Staatsoper engagiert.
    Die Edition bildet (fast) ein ganzes Jahrhundert klingender Aufnahmehistorie ab: Die allererste Einspielung vom Juli 1916, eine der allefrühesten Tondokumente der Staatskapelle überhaupt, ist Mozarts Figaro-Ouvertüre mit Leo Blech, der an der Staatsoper von 1907 bis zu seiner Emigration 1937 wirkte, die neueste Aufnahme ist ein Live-Mitschnitt von Beethovens dritten Klavierkonzert mit Daniel Barenboim und Zubin Mehta vom November 2012. Allein 6 CDs enthalten Transfers von Schellackplatten, neben Leo Blech sind Richard Strauss, Erich Kleiber, Otto Klemperer und Herbert von Karajan vertreten, die sechste CD ist die erwähnte Bonus-CD. Obwohl etliche der Aufnahmen hier und da auf CD erhältlich waren, sind sie die für den Sammler vielleicht wichtigsten CDs der Edition, denn die Quellen wurden alle neu von Schellack überspielt und gemastert, was zu einem frischen und natürlichen Klangbild geführt hat. Erstaunlich, was man aus den alten Schellackplatten herausholen kann! Neben der Klangqualität ist es die musikalische Seite, die überrascht. Man höre nur mal Leo Blechs Mozart-Aufnahmen. Er nimmt Tempi, wie man sie derzeit von Currentzis zu hören bekommt, doch es klingt nie gehetzt, immer bleibt der natürliche Fluss gewahrt. Auch die Klangbalance und extrem sparsame Verwendung von Vibrato fallen auf.
    Die allermeisten der restlichen CDs der Edition enthalten Rundfunkmitschnitte, entweder des Rundfunks der DDR oder, für die jüngste Zeit, von Deutschlandfunk Kultur. Ein paar wenige Mitschnitte sind Schallplattenproduktionen. Im Falle von Bruckners fünfter Sinfonie mit Barenboim, die vor Jahren in einer Bruckner/Barenboim-Edition bei der DGG erschienen ist, fehlen leider wieder, wie in der Erstausgabe, die Pausen zwischen den Sätzen. Das hätte doch auffallen müssen. (Abgesehen von diesem Fehler sind alle anderen CDs sehr gut gemastert).
    Die Auswahl der Dirigenten orientiert sich an ihrer Bedeutung für die Geschichte der Staatskapelle in den vergangenen 100 Jahren. Aus der DDR-Ära sind Franz Konwitschny und Otmar Suitner mit von der Partie, letzterer auch mit einem Werk eines der wohl (oder des?) bedeutendsten Komponisten der DDR, Paul Dessau. Ob Furtwängler und Celibidache prägende Dirigenten der Staatskapelle waren? Immerhin, so liest man in dem ausführlichen Booklettext, hat Furtwängler bedeutende Spuren hinterlassen. Und Sergiu Celibidache, der nur für drei Programme am Pult der Staatskapelle stand, war – wie Furtwängler – eine derart singuläre Erscheinung, dass man auf ihn – zur Freude der Sammler – nicht verzichten wollte.
    Meine Highlights sind die Leo Blech-CD, Erich Kleiber, Klemperer und Celibidache, und aus neuerer Zeit Michael Gielens eigenwillige und eindrückliche Deutung von Schuberts Unvollendeter.
    Das sehr umfang- und kenntnisreiche Booklet enthält erfreulicherweise genaue Dokumentationen zu den einzelnen Aufnahmen. Zu guter Letzt: bei dem super günstigen Preis kann man nichts falsch machen – eine lohnende Anschaffung!
    Burden Of Proof Burden Of Proof (CD)
    21.02.2014
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Nichts Aufgebackenes!

    Das Cover ist voller Fingerabdrücke, was heißen könnte, dass Soft Machine Legacy ihr nun bald fünfzigjähriges Erbe (legacy) nicht einfach negieren kann. Und die Beweislast (Burden of proof) ist groß!
    Zwar hat Soft Machine Legacy schon zwei Mitgliederwechsel hinter sich; nach Hugh Hoppers Tod kam ein alter Bekannter, Roy Babbington, wieder und Theo Travis "ersetzte" Elton Dean, ein Soft Machine Mitglied seit dem dritten Album (Third). Doch mit John Marshall und John Etheridge sind hier noch zwei Musiker dabei, die die Geschichte von Soft Machine seit 1972 bzw. 1976 entscheidend mitgeprägt haben.
    Ist das Ganze nur ein lauwarmer Aufguß? Keineswegs.
    Doch im Einzelnen: "Burden of proof" ist getragen von einem sanft fließenden, gleichzeitig drängenden Rhythmus. Die "Voyage beyond seven" beginnt mit einem profilierten Thema, das sich nach und nach auflöst und in ein im Hintergrund liegenden Gitarrenloop mündet, auf dem freie Improvisationen aufgebaut werden, die immer dichter werden, bis sie plötzlich zu einem Themenfragment des Beginns zurückkehren. "Kitto" ist eine kleine Gitarrenstudie. "Pie Chart" beginnt mit einem schwerfälligen, reichlich humpelnden, basslastigen Thema. Das Saxofon macht aus der Passage eine Allusion an Bluesrock, was hier irgendwie nicht reinpasst. Wie das auch immer gedacht war, die Variationen, die Etheridge anschließend aus seiner Gitarre zaubert, sind wunderbar. Das Saxofon greift das Thema danach noch einmal auf, stark diminuiert, so dass die Allusion völlig verschwunden ist. Das Ganze endet mit einem Duett Gitarre - Saxofon. Nach dem Schlagzeugsolo "JSP" gibt's einen Soft Machine-Klassiker, "Kings and Queens" von der Platte "Fourth" von 1970. Die akustischen Instrumentalpassagen sind großartig, leider wertet der etwas sterile Synthiesound das Ganze ein wenig ab. "Fallout" startet mit einem rhythmisch und metrisch komplexen Thema (das man sich auf Seite 7 des Booklets anschauen kann). Vor der Wiederkehr des Themas stehen diverse improvisatorische Passagen, die klangfarblich und spieltechnisch ausgesprochen reizvoll sind. Ein wenig schade finde ich, dass die Komplexität des Themas darin keinen Widerhall findet. Trotz des kleinen Abstriches meine Hauptempfehlung!
    "Going somwhere canorous?" ist eine Studie für Bassgitarre und Schlagzeug. Der 9. Track knüpft mit seinem Flow wieder an "Burden of proof" an. Etheridges schönes Gitarrenspiel knüpft hier deutlich an "Softs" (1976) und "Alive & Well" (1977) an. "The Brief" ist ein Duett Schlagzeug - Saxofon. "Pumps Room" beginnt rockig und findet seinen Höhepunkt in einem ausgefeilten Gitarrensolo von Etheridge. "Green Cubes" ist anders herum aufgebaut als etliche andere Stücke: es beginnt frei, wonach sich die Strukturen immer mehr verfestigen. "They landed on a hill" ist eine Hommage an diverse Passagen auf "Fourth" und "5": Keyboard und Gitarre öffnen den Klangraum und verschmelzen dabei so sehr, dass man sie kaum auseinanderhalten kann. Ziemlich kammermusikalisch.
    Fazit: Man sollte das Album mehrmals konzentriert hören, seine Stärken liegen eher in den Details. Es ist vielleicht nicht das beste Album von Soft Machine Legacy, aber es ist auf jeden Fall sehr sorgfältig gearbeitet und sehr gut aufgenommen. Der Sound ist sehr direkt, fast trocken, auf jeden Fall sehr (um das Wort noch mal zu bemühen): kammermusikalisch. Die Musiker beherrschen ihre Instrumente immer noch, Ideen haben sie auch noch - da ist nichts aufgebacken.
    Jazzfest Berlin 1981 (CD + DVD) Jazzfest Berlin 1981 (CD + DVD) (CD)
    18.12.2013
    Klang:
    3 von 5
    Musik:
    2 von 5

    Laues Konzertdokument schlecht verpackt

    Über diesen Mitschnitt etwas positives zu sagen, fällt mir sehr schwer. Volker Kriegels Soloscheiben "Inside Missing Link", "Spectrum" oder "Lift" und seine Platten mit dem Dave Pike Set höre ich immer noch sehr gerne (Kriegel war einfach DER deutsche Jazzgitarrist seiner Zeit), aber um 1980 scheint Kriegel in eine künstlerische Krise geraten zu sein, aus der er, wie mir scheint, nicht mehr herausgekommen ist (die ganzen Platten und CDs nach 1980 sind langweilig und biedern sich an kommerziellem Jazzrock an, ohne dort etwas eigenständiges zu entwickeln).
    Das ganze Konzert zieht sich in einer melancholischen Dauerstimmung hin, ohne dass es zu Ausbrüchen oder Stimmungswechseln kommt. Nirgendwo swingt die Musik, nicht ein einziges Mal hebt sie ab. Zum Teil hat man den Eindruck, als wolle Kriegel auf der Pat Metheny-Welle mitschwimmen (der hatte auch arg lange Durststrecken, dazwischen aber kriegt er doch auch mal tolle Alben hin).
    Instrumentaltechnisch ist Volker Kriegel hier zweifellos über alle Einwände erhaben. Das Schlagzeugspiel von Ralf Hübner fand ich noch nie gut, hier ist es nicht besser. Wolfgang Schlüter und Thomas Bettermann machen sich auch kaum positiv bemerkbar. Dagegen Eberhard Weber: er veredelt mal wieder mit seinem großartigen Spiel das ganze Konzert!!
    Am besten gefällt mir noch Track 3, "Chateau Sentimental".
    Leider (ich muss weitermeckern) ist das Layout der CD/DVD furchtbar. Wenn man das Digipack aufklappt, liest man auf der Doppelseite in großen Lettern die Namen der Produktionsbeteiligten, aber nirgendwo finde ich einen Hinweis, welcher Musiker was spielt (weiß ja nicht jeder). Nur vorne stehen in abenteuerlicher grafischer Gestaltung die Namen der Musiker. Bis ich die Titel gefunden hatte, das hat gedauert. Es gibt keine Titelliste mit Tracknummer und Abspielzeit!
    In die DVD habe ich nur kurz reingeschaut. Musik angucken interessiert micht nicht, ich höre Musik.
    Und (oh je, jetzt wird's mir so langsam peinlich), der Booklettext ist in so winzigen Lettern und dermaßen unleserlicher Schrifttype gesetzt, dass ich den Text erst mal mit dem Fotokopierer auf 200 % aufblasen musste. Dass die CD-Rückseite dann noch um 180° gedreht wurde, also auf dem Kopf steht, schießt sozusagen den Vogel ab (wenn ich mir das Foto anschaue).
    Schade, Volker Kriegel habe ich schon Ende der 1960er Jahren in tollen Konzerten gehört, dieses hier war damals mein letztes Kriegel-Konzert. So viele Jahre später nun kann ich den damaligen Eindruck nicht im mindesten revidieren.
    Wenn eine Empfehlung, dann ist die CD/DVD was für Jazzfest Berlin-Sammler und für echte Volker Kriegel-Komplettisten.
    Electric Cats Guru Guru
    Electric Cats (CD)
    18.12.2013
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    4 von 5

    Back to the roots - Psychedelischer Krautrock von 2012 im Stil der frühen Zeit

    Herrlich altmodischer Seniorenrock (sorry, will hier niemandem zu nahe treten)! Guru Guru war für mich neben Can und Kraftwerk immer die erste Liga des Deutschrock vor Udo Lindenberg, und eigentlich ist alles, was Guru Gurus frühe Platten heute noch hörenswert macht, auch hier vorhanden. Nur halt irgendwie als Erinnerung, 40 Jahre danach. Weshalb die Musik noch lange nicht schlecht oder schwach ist.
    "Return of the Platypus" ist ein richtig teutonischer Marsch, typisch ironisch (wie damals, um 1970, vieles im Deutschrock). "Electric Cats" ist ein schön relaxter Song mit 70er Jahre Vocoderstimme. "Afghani" und "A trip to Gurustan" zwei richtig schöne Ethnopop-Titel. "African beauty" ist arg dünne (die Gesangsstimme - uuaahhh). Höhepunkte sind für mich "Sweet Orbit", "Drumoroto 2" und besonders "Psylo", das auch von den frühen Platten "Ufo" oder "Hinten" stammen könnte.
    Aufnahmetechnisch scheint mir die Platte auch was Nostalgisches zu haben, zum Teil klingt der Sound wie aus der Zeit um 1970. Ob das so gewollt ist?
    Mani Neumeier ist immer noch ein super Schlagzeuger (von wegen Senioren)!
    Für Freunde des frühen und authentischen Krautrocks eine starke Empfehlung!!
    Things We Like Things We Like (CD)
    18.12.2013
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Ein Rockstar back in heimatlichen (Jazz-)Gefilden

    Nach zwei Jahren kommerziellem Höhenflug mit der Supergroup "Cream" hatte Jack Bruce im Spätsommer 1968 genug vom kreativen Korsett der Popmusik und produzierte sein eigenes erstes Soloabum: "Things we like" (das der Plattenfirma wohl nicht ganz geheuer war und sie es deshalb erst 1970 auf den Markt brachte). Bruce schreibt im Booklet, dass mehrere Titel der Platte auf Kompositionen beruhen, die er als Elfjähriger geschrieben haben soll (auch wenn das nur eine Legende ist, so ist es immerhin eine schöne Legende). Noch schöner aber die Geschichte, dass die Musiker schon ein paar Tage im Studio gearbeitet hatten, und Bruce auf dem Nachhauseweg vom Studio den mittellosen John Mclaughlin auf der Straße traf - und ihm durch die Studiosessions den Weg in die USA, zu Miles Davis, bahnte.
    Mit dem Saxophonisten Dick Heckstall-Smith, dem Schlagzeuger Jon Hiseman (beide später bei "Colosseum") und eben John McLaughlin hatte Jack Bruce hervorragende Musiker um sich geschart, alle mit dem Background der britischen Jazz- und Freie Musik-Szene der 1960er Jahre.
    Die Musik bewegt sich zwischen Hardbop und ganz frühem Jazzrock. Improvisationsanteile gibt es eher wenige, dominierend sind meistens feste Strukturen, aus dem jeweiligen Thema entwickelt. Ab Track 3 ist McLauhglin zu hören, die Ballade "Born to be blue" ist eine Sternstunde, kurz vor McLaughlins Erstling "Extrapolation"!
    Jack Bruce spielt hier Kontrabass, gelegentlich vielleicht etwas dominant im Vordergrund (ist immerhin seine Solo-Platte), aber was für ein tolles Bassspiel!
    The Ligeti Project (Warner Classical) The Ligeti Project (Warner Classical) (CD)
    18.12.2013
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ein MUSS für jeden Ligeti-Fan!

    Das "ligeti project" von Teldec ist der vierte Versuch einer Gesamtschau auf Ligetis Werk. Die zwei (posthum kompilierten) Editionen von Wergo und Deutsche Grammophon bieten authentische Interpretationen aus dem Umfeld der Uraufführungen der Werke. Klanglich, aber auch musikalisch, können sie den späteren Editionen nicht das Wasser reichen. Die Sony-Edition aus den späten 1990er Jahren war sehr umfangreich und schloss auch Frühwerke und die Werke der 1990er Jahre ein, welche die beiden Vorgänger-Editionen noch nicht berücksichtigen konnten (die Sony-Edition ist dennoch nicht "vollständig", das Projekt wurde nach der 7. (oder 8.) CD abgebrochen). Die Teldec-Editon ist weniger umfangreich. Sie konzentriert sich auf die Orchesterwerke, die in der Sony-Edition unter den Tisch fielen (es ist bekannt, dass die Planung der Teldec-Edition kurz vor dem Konkurs von Teldec einer Harakiri-Aktion gleichkam - um so glücklicher können wir sein, dass es sie gibt). Etliche Orchesterwerke findet man hier in ausgezeichneten Interpretationen, auch klanglich hervorragend. Ein Glücksfall ist die Einspielung der oft vernachlässigten "Apparitions". Ebenso bedeutsam ist die Einspielung des Hornkonzertes (Hamburger Konzert). Alles ist auf hohem Niveau, das Requiem etwa hört man hier in einer der wenigen gelungenen Einspielungen. Ein Bonus der Edition auch der Liederzyklus "Sippal, dobbal". György Ligeti war, wie auch in der Produktinfo zu lesen, an den Aufnahmen beteiligt, was ihren Authentizitätsrang bestätigt. Das Booklet enthält Ligetis eigene Begleittexte zu den ursprünglichen Einzel-CDs, dazu sind die Gesangstexte mehrsprachig abgedruckt. Ein MUSS für jeden Musikliebhaber, zumal die Box preislich unschlagbar günstig ist.
    Can DVD Box-Set Can DVD Box-Set (DVD)
    15.07.2011
    Klang:
    4 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Die ultimative Can-Doku auf DVD

    Das Kölner Free-Concert von 1972 ist für jeden Can-Fan ein Muss, schon dafür lohnt die Anschaffung des Box-Set. Der Film über das Konzert vpn Peter Przygodda ist kein reiner Konzertfilm, er verwendet vielmehr Material aus dem Konzert, woraus ein Portrait von Can entsteht. Die Dolezal/Rossacher-Doku auf DVD 2 bringt eine Menge an Fernsehdokumentationen und Fernsehauftritten von Can. Ansonsten gibt es Gespräche mit den Musikern aus den Jahren um 1999, und Ausschnitte aus Solo-Projekten aus dieser Zeit. Die CD enthält jeweils 3, 4 Titel aus ebendiesen Solo-Projekten. Noch vieles andere ist auf der Box zu finden, wie etwa ein kurzes Tribute-Video von Brian Eno.
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