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    SimoneF

    Aktiv seit: 25. Januar 2023
    "Hilfreich"-Bewertungen: 11
    41 Rezensionen
    Geordnete Verhältnisse Lana Lux
    Geordnete Verhältnisse (Buch)
    23.03.2024

    Beeindruckend und beklemmend

    Als Philipp zehn Jahre alt ist und die dritte Klasse wiederholen muss, kommt Faina in seine Klasse. Er, der rothaarige Außenseiter aus schwierigen familiären Verhältnissen, und Faina, das jüdisch-ukrainische Einwandererkind, werden beste Freunde. Philipp hilft Faina, Deutsch zu lernen und sie befreit ihn aus seiner Einsamkeit. Als Erwachsene ziehen sie zusammen und sind mehr als Freunde, aber doch kein echtes Liebespaar. Nach einem Streit folgt eine mehrjährige Funkstille, bis eines Tages Faina Hilfe suchend vor seiner Tür steht.
    Das Buch gliedert sich in drei Teile. Der erste wird aus Philipps Sicht erzählt, der zweite aus Fainas, und der dritte aus wechselnden Perspektiven. Ich liebe Romane, in denen sich bei Perspektivwechseln Wortwahl und Sprachstil an die jeweilige Figur anpassen, und Lana Lux ist es hervorragend gelungen, bereits anhand der Sprache die Wesenzüge, Gefühle und Denkstrukturen von Philipp und Faina herauszuarbeiten.
    Beide Protagonisten sind auf ihre Weise durch ihre Kindheit traumatisiert, sind sich einerseits tief verbunden und auf andere Weise völlig gegensätzlich. Philipp, der planvolle, nach außen hin mustergültige Mann, wohlhabend, fürsorglich und großzügig, und Faina, die freiheitsliebende, unstrukturierte, mittelose schwangere Frau mit abgebrochenem Studium sind auf fatale Weise voneinander abhängig. Beim Lesen hatte ich von Anfang an ein beklemmendes Gefühl, das sich immer weiter steigerte, je weiter die Geschichte voranschritt.
    Lana Lux zeigt in „Geordnete Verhältnisse“, wie schnell man in eine toxische Beziehung geraten kann und mit welchen manipulativen Mechanismen Schuldgefühle und Abhängigkeiten erzeugt werden. Aus unbedeutend wirkenden Anzeichen entwickelt sich so eine quälende Situation, aus der eine Befreiung nur schwer möglich ist.
    Ein beeindruckend geschriebenes, aufwühlendes Buch zu einem wichtigen Thema und für mich ein Highlight in diesem Frühjahr.
    Willkommen bei den Grauses 1: Wer ist schon normal? Sabine Bohlmann
    Willkommen bei den Grauses 1: Wer ist schon normal? (CD)
    28.02.2024

    Herrlich komisch....Verzeihung, originell!

    Ottilie ist ein schüchternes, introvertiertes Mädchen, das es sich lieber mit einem schönen Buch in ihrem Zimmer gemütlich macht, als mit Gleichaltrigen draußen zu spielen. Es fällt ihr schwer, Freundschaften zu schließen, und so ist sie eine Aussenseiterin in ihrer Klasse.

    Eines Nachts gehen im baufälligen leerstehenden Nachbarhaus seltsame Dinge vor sich, und Ottilie beobachtet, wie dort im Dunkeln eine neue Familie einzieht. Ottilie ist gespannt - vielleicht findet sie ja in den Nachbarskindern endlich Freunde? Schnell stellt sie fest, dass die Neuankömmlinge - drei Kinder, ihre Eltern und ein Opa - so ihre Eigenheiten und Geheimnisse haben und sich irgendwie von "normalen" Menschen unterscheiden, auch wenn sie sich größte Mühe geben, nicht aufzufallen. Doch wer ist schon normal?

    Nachdem meinen Sohn und mich bereits das Buch begeistert hat, waren wir gespannt auf das Hörbuch, das von der Autorin Sabine Bohlmann selbst eingelesen wurde. Das Lesetempo ist angenehm, Sabine Bohlmann verleiht jeder Figur eine persönliche Note und liest sehr lebendig und abwechslungsreich, so dass wir prima in die Geschichte abtauchen konnten. Allerdings brauchte ich anfangs ein paar Minuten, bis ich mich an ihre relativ helle Stimme gewöhnt hatte, da ich eher dunkle Stimmlagen bevorzuge.

    Auch wenn ich mit über 40 schon der Zielgruppe entwachsen bin, habe ich mich köstlich amüsiert. Susanne Bohlmann schreibt so lebendig, kurzweilig, humorvoll und voller kreativer Ideen, dass wir das Buch gar nicht mehr weglegen wollten. Dabei vermittelt sie ganz nebenbei und ohne erhobenen Zeigefinger die Botschaft, dass es völlig in Ordnung ist, anders zu sein, und jeder und jede auf seine bzw. ihre Art liebenswert ist. Denn: Wer ist schon normal?

    Glücklicherweise wird es im Frühjahr 2025 eine Fortsetzung geben, auf die wir uns schon sehr freuen.
    Das Vampirtier und die Sache mit den Tomaten Lotte Schweizer
    Das Vampirtier und die Sache mit den Tomaten (Buch)
    22.10.2023

    Hatte mir mehr erwartet

    ​Von der Autorin kennen mein Sohn und ich bereits die "Detektei für magisches Unwesen", die uns sehr gut gefällt, und so waren wir auf das Vampirtier gespannt.


    Emma wünscht sich zum 8. Geburtstag sehnlichst einen Hund, doch ihr Papa ist strikt dagegen.  Stattdessen zieht an diesem Tag seine neue Freundin mit ihren beiden Jungs bei ihm und Emma ein. Da alle drei Hundeliebhaber sind, kapituliert Emmas Papa bald und ein kleiner Vierbeiner darf einziehen. Dieser kommt aus dem rumänischen Tierschutz und verhält sich so ganz anders als erwartet...

    Leider konnte mich die Geschichte nicht überzeugen. Alles wirkt etwas unrund und sehr oberflächlich. Das Zusammenziehen der beiden Erwachsenen und ihrer Kinder läuft ohne Konflikte ab, die Internet-Anzeige für den Hund aus Rumänien ist auf deutsch und so seltsam formuliert, daß niemand diesen Hund nehmen würde, das Auftauchen von Dracula scheint die Kinder wenig zu schockieren, und die Sache mit der Villa am Ende würde jeden Erwachsenen stutzig machen. Die Figuren wirken eindimensional, die böse Vermieterin platt und stereotyp, die Sache mit den Riesentomaten im Gewächshaus überzogen. Alles in allem für uns leider enttäuschend.
    Das Klugscheißerchen Marc-Uwe Kling
    Das Klugscheißerchen (CD)
    21.10.2023

    Herrlich und urkomisch

    Dieses 30-minütige Hörbuch ist so wunderbar komisch, dass man sich sofort eine Fortsetzung wünscht - und das Buch gleich nochmal von vorne hört! Marc-Uwe Kling, gleichzeitig Autor und Sprecher, vertont den herrlichen, pointiert-witzigen Text wirklich toll, und bereits die Intro erzeugt ein breites Grinsen, das man während der folgenden 30 Minuten gar nicht mehr los wird. Dieses Hörbuch macht einfach Spaß, und das nicht nur Kindern ab ca. 8 Jahren, sondern auch den Eltern, und ich habe mich an der ein oder anderen Stelle gleich wiedererkannt, denn wer ist nicht ab und an selbst ein kleines Klugscheißerchen? Ich werde mir den Autor Marc-Uwe Kling definitiv merken und hoffe ganz dringend auf ein "Wiederhören" mit dem Klugscheißerchen. Unbedingt hörenswert!!!
    Memoria Zoë Beck
    Memoria (Buch)
    14.10.2023

    Spannende Dystopie

    Memoria beschreibt ein dystopisches Szenario in Deutschland in einer nahen Zukunft. Der Klimawandel sorgt für Extremereignisse, Waldbrände sind an der Tagesordnung, die Gesellschaft spaltet sich weiter auf. Die Mittelschicht verschwindet, Reiche schotten sich durch Security ab, während Arme in ehemaligen Firmengebäuden hausen.

    Die Hauptfigur Harriet rettet bei einem Waldbrand einer alten Frau das Leben, die sie mit Namen anspricht und offenbar zu kennen scheint, doch Harriet ist diese Frau völlig fremd. Diese seltsame Begebenheit beschäftigt Harriet und lässt sie nicht mehr los. Sie versucht mit aller Macht, sich zu erinnern, doch je stärker sie ihr Gedächtnis bemüht, desto weniger greifbarer werden ihre Erinnerungen. Erinnerungen und Träume verschwimmen zusehens miteinander, und Harriet beschließt, nach München an den Ort ihrer Kindheit zurückzukehren, in der Hoffnung, dort Klarheit zu finden.

    Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, aber eher nüchtern, und so blieb ich auch zu Harriet und den weiteren Figuren emotional eher auf Distanz. Da diese erzählerische Kühle in gewissem Sinne aber gut zu der dargestellten Gesellschaft passt, empfand ich dies nicht als störend. Die Geschichte ist spannend erzählt, und auch wenn ich Teile der Auflösung relativ früh ahnte, hat mich der Roman bis zum Schluß gepackt.

    Als klassischen Thriller sehe ich Memoria nicht, eher als spannende Klima- und Wissenschaftsdystopie, die zum Nachdenken anregt.


    Memoria Zoë Beck
    Memoria (Buch)
    14.10.2023

    Spannende Dystopie

    Memoria beschreibt ein dystopisches Szenario in Deutschland in einer nahen Zukunft. Der Klimawandel sorgt für Extremereignisse, Waldbrände sind an der Tagesordnung, die Gesellschaft spaltet sich weiter auf. Die Mittelschicht verschwindet, Reiche schotten sich durch Security ab, während Arme in ehemaligen Firmengebäuden hausen.

    Die Hauptfigur Harriet rettet bei einem Waldbrand einer alten Frau das Leben, die sie mit Namen anspricht und offenbar zu kennen scheint, doch Harriet ist diese Frau völlig fremd. Diese seltsame Begebenheit beschäftigt Harriet und lässt sie nicht mehr los. Sie versucht mit aller Macht, sich zu erinnern, doch je stärker sie ihr Gedächtnis bemüht, desto weniger greifbarer werden ihre Erinnerungen. Erinnerungen und Träume verschwimmen zusehens miteinander, und Harriet beschließt, nach München an den Ort ihrer Kindheit zurückzukehren, in der Hoffnung, dort Klarheit zu finden.

    Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, aber eher nüchtern, und so blieb ich auch zu Harriet und den weiteren Figuren emotional eher auf Distanz. Da diese erzählerische Kühle in gewissem Sinne aber gut zu der dargestellten Gesellschaft passt, empfand ich dies nicht als störend. Die Geschichte ist spannend erzählt, und auch wenn ich Teile der Auflösung relativ früh ahnte, hat mich der Roman bis zum Schluß gepackt.

    Als klassischen Thriller sehe ich Memoria nicht, eher als spannende Klima- und Wissenschaftsdystopie, die zum Nachdenken anregt.


    Hundert Klassiker Steffen Henssler
    Hundert Klassiker (Buch)
    14.10.2023

    Gelungenes Kochbuch für die bodenständige Küche

    Memoria beschreibt ein dystopisches Szenario in Deutschland in einer nahen Zukunft. Der Klimawandel sorgt für Extremereignisse, Waldbrände sind an der Tagesordnung, die Gesellschaft spaltet sich weiter auf. Die Mittelschicht verschwindet, Reiche schotten sich durch Security ab, während Arme in ehemaligen Firmengebäuden hausen.

    Die Hauptfigur Harriet rettet bei einem Waldbrand einer alten Frau das Leben, die sie mit Namen anspricht und offenbar zu kennen scheint, doch Harriet ist diese Frau völlig fremd. Diese seltsame Begebenheit beschäftigt Harriet und lässt sie nicht mehr los. Sie versucht mit aller Macht, sich zu erinnern, doch je stärker sie ihr Gedächtnis bemüht, desto weniger greifbarer werden ihre Erinnerungen. Erinnerungen und Träume verschwimmen zusehens miteinander, und Harriet beschließt, nach München an den Ort ihrer Kindheit zurückzukehren, in der Hoffnung, dort Klarheit zu finden.

    Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, aber eher nüchtern, und so blieb ich auch zu Harriet und den weiteren Figuren emotional eher auf Distanz. Da diese erzählerische Kühle in gewissem Sinne aber gut zu der dargestellten Gesellschaft passt, empfand ich dies nicht als störend. Die Geschichte ist spannend erzählt, und auch wenn ich Teile der Auflösung relativ früh ahnte, hat mich der Roman bis zum Schluß gepackt.

    Als klassischen Thriller sehe ich Memoria nicht, eher als spannende Klima- und Wissenschaftsdystopie, die zum Nachdenken anregt.


    Momo - Das Hörspiel (Jubiläum) Michael Ende
    Momo - Das Hörspiel (Jubiläum) (CD)
    05.09.2023

    Hervorragende Hörspiel-Inszenierung

    Zum 50. Geburtstag des Kinder- und Jugendbuchklassikers Momo von Michael Ende erscheint bei Hörbuch Hamburg/Silberfisch ein neu inszeniertes Hörspiel unter der Regie von Robert Schoen. Die Laufzeit beträgt 3 Stunden und 43 Minuten.

    Da ich Michael Endes Bücher seit meiner Kindheit liebe, war ich richtig gespannt auf die Hörspielversion - und bin begeistert! Das Ensemble erweckt die Figuren gekonnt zum Leben und ich konnte sofort richtig in die Geschichte abtauchen. Vor allem die Stimme des Erzählers Friedhelm Ptok passt ganz hervorragend. Das Herzstück des Hörspiels ist für mich die liebevolle und differenzierte musikalische Gestaltung durch Tobias Unterberg, die das Geschehen wunderbar unterstreicht und eine ganz besondere Atmosphäre erzeugt. Man spürt, mit wie viel Liebe zum Detail, Qualität und Sorgfalt hier produziert wurde.

    Mir hat dieses Hörspiel wirklich gut gefallen und ich kann es rundum weiterempfehlen.
    Taormina Yves Ravey
    Taormina (Buch)
    02.07.2023

    Erzählerisch hervorragend, aber sehr plötzliches Ende

    Da der Klappentext sehr vielversprechend klang und die Literaturkritiken sehr positiv ausfielen, war ich sehr gespannt auf "Taormina" von Yves Ravey.

    In der Ehe von Louisa und Melvil Hammet kriselt es, ein romantischer Sizilienurlaub soll die Risse kitten. Doch die Reise steht unter keinem guten Stern. Direkt nach der Ankunft stürmt und regnet es, Melvil verfährt sich nachts mit dem Mietwagen auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel, und plötzlich spüren sie einen heftigen Schlag gegen den Wagen. Sie halten an, steigen aber nicht aus, und verlassen so schnell wie möglich den Unfallort. Es wird schon nichts passiert sein, vielleicht ein Tier, nur weg. Doch am nächsten Tag lesen sie in der Zeitung, dass ein Migrantenkind am fraglichen Ort tot am Straßenrand gefunden wurde. Sie suchen Ausflüchte, um sich nicht ihrer Verantwortung stellen zu müssen, Schuld haben andere, jedenfalls nicht sie, eine Werkstatt soll den Schaden gegen Cash reparieren, niemand von ihrem Unfall erfahren. Doch nun wittern andere die Chance auf schnell verdientes Geld, und die Hammets geraten in einen Strudel aus Erpressung und zwielichtigen Geschäften.

    Die Geschichte hat mich zunächst sehr angesprochen, die Figuren sind scharf gezeichnet, Melville als ein verantwortungsloses Weichei, das Louisa vergöttert, und die Schuld für eigenes Versagen stets bei andern sucht, sowohl im Hinblick auf seine Arbeitslosigkeit, als auch in Bezug auf den Unfall. Louisa ist eine gutaussehende, beruflich erfolgreiche, aber noch immer von Papa verwöhnte Frau, die gewohnt ist, ihren Willen zu bekommen. Die Paardynamik ist sehr gut beschrieben, auch das Verhalten der beiden nach dem Unfall, die Ausflüchte, Schuldzuweisungen, Diskussionen der beiden. Leider flacht das Buch in den letzten Kapiteln deutlich ab. Plötzlich versteht Melvil, der zwei italienische Polizisten belauscht, jedes Wort ihrer Unterhaltung, obwohl er kein Italienisch spricht. Der Kellner und zwei Streifenpolizisten geraten zu einer Karikatur italienischer Korruption. Enttäuscht lässt mich dann das doch sehr abrupte Ende zurück. Ich habe nichts gegen einen offenen Schluss, aber dieses Buch endet gefühlt mitten in der Geschichte.

    Insgesamt eine zunächst starke Geschichte mit viel Potenzial, dicht und erzählerisch stark, deren plötzliches Ende mich ernüchtert zurückließ.
    Die Postkarte Anne Berest
    Die Postkarte (MP3)
    02.07.2023

    Bewegend

    ​Anne Berests Mutter erhält Anfang des Jahres 2003 eine Postkarte ohne Absender, darauf nur 4 Namen: Ephraim, Emma, Noemie, Jacques. Dabei handelt es sich um Annes jüdische Urgroßeltern und deren Kinder, die 1942 in Ausschwitz ermordet wurden. Anne vergisst die Karte zunächst, doch 10 Jahre später, als sie selbst ein Kind erwartet, erwacht ihr Interesse daran, und sie begibt sich auf Spurensuche, fragt ihre Mutter nach der Familiengeschichte. Diese hat in mühevoller Arbeit über Jahre in Archiven recherchiert, Briefe und Erinnerungsstücke zusammengetragen, so dass die Geschichte der Familie beeindruckend genau und detailliert erzählt werden kann. Zusammen mit ihrer Mutter macht sich Anne weitere Jahre später auf die Suche nach dem Absender der Karte und besucht den Wohnort ihrer Vorfahren, in der Hoffnung, dort weitere Antworten zu finden. Des weiteren thematisiert Anne Berest Antisemitismus im heutigen Frankreich und geht der Frage nach, was es bedeutet, heute als Jüdin in Frankreich zu leben.


    Anne Berests Schilderungen sind sehr berührend und bewegend. Da Annes Vorfahren im heutigen Baltikum, in Russland, Polen, Palästina und Frankreich gelebt haben, liefert das Buch ein beeindruckendes Zeugnis jüdischen Lebens in Europa zwischen 1920 und heute. Ich habe zudem viel über die Verfolgung der Juden während des Vichy-Regimes erfahren.

    Das Hörbuch wurde von Simone Kabst eingelesen. Ihre tiefe, ruhige Stimme empfand ich als sehr angenehm.

    Ein wirklich bemerkenswertes und sehr empfehlenswertes (Hör-)buch. 
    Die Unverbesserlichen - Die Revanche des Monsieur Lipaire Volker Klüpfel
    Die Unverbesserlichen - Die Revanche des Monsieur Lipaire (CD)
    08.06.2023

    Vor allem als Hörbuch super

    "Die Unverbesserlichen - Die Rache des Monsieur Lipaire" ist der zweite Band der Reihe "Die Unverbesserlichen". Ich kannte den ersten Teil nicht, und brauchte zunächst ein bisschen, um mich zurechtzufinden. Der zweite Band referenziert häufig auf den ersten Teil, so dass es vorteilhaft ist, diesen zuerst zu hören. Da im Laufe der Geschichte die zum Verständnis nötigen Informationen eingestreut werden, ist es aber möglich, mit Band 2 einzusteigen.

    Die sechsköpfige Gruppe, die sich "Die Unverbesserlichen" nennt, besteht aus Guillaume Lipaire, der eigentlich Wilhelm Liebherr heißt und seinen Verdienst als Hausmeister durch illegale Vermietung leerstehender Ferienhäuser aufbessert, Paul, dem ehemaligen Fremdenlegionär, der leidenschaftlich gerne gärtnert und mit Hanf aus eigenem Anbau dealt, Karim, dem jungen und etwas begriffstutzigen Taxibootfahrer, Jacqueline, der Tochter des Bürgermeisters, die Schauspielerin werden möchte, Delphine, die einen kleinen Handyladen führt, und der hochbetagten Österreicherin Lissy mit ihrem Pudel Louis XIV, die mit Vorliebe reiche Männer anbaggert.

    Mit nicht ganz legalen Mitteln, aber immer in bester Absicht versuchen die Sechs, die Pläne der Familie Vicomte zu durchkreuzen, die den normalen Bürgern von Port Grimaud an der Côte d'Azur das Leben schwer macht. Aufgrund der illustren Zusammensetzung der Gruppe sind kuriose Szenen mit viel Slapstickpotential vorprogrammiert, und nicht umsonst gibt es immer wieder Anspielungen auf Louis de Funès.

    Der Anfang ist etwas langatmig, und an der ein oder anderen Stelle hätte ich mir eine etwas straffere Erzählweise und etwas mehr Spannung gewünscht. Wer einen klassischen Krimi mit Action und Nervenkitzel sucht, wird hier nicht fündig werden. Die Geschichte lebt vielmehr von ihrem speziellen Humor um die tollpatschige Gaunertruppe, und wird eher die Freunde alter Louis-de-Funès-Filme begeistern.

    So wie diese Filme von der speziellen Art des Komikers leben, entfalten auch "Die Unverbesserlichen" ihre volles Potenzial erst durch den grandiosen Sprecher Axel Prahl (bekannt als Kommissar Thiel aus dem Münsteraner Tatort), der die einzelnen Figuren unglaublich genial und facettenreich verstimmlicht. Jeder Charakter erhält eine unverwechselbare Note, und allein Axel Prahls Interpretation der kapriziösen Österreicherin Lissy fand ich so überragend und urkomisch, dass sich bereits dafür das Hörbuch lohnt.

    Für die Geschichte vergebe ich 3,5 Sterne, für die herrliche Hörbuchversion aber 5 Sterne, da Axel Prahl deren Komik erst richtig zur Geltung bringt.

    Wenn Worte töten Anthony Horowitz
    Wenn Worte töten (MP3)
    30.05.2023

    Klassischer Krimi

    ​"Wenn Worte töten" ist bereits der dritte Band der Reihe um den ehemaligen Kriminalbeamten Daniel Hawthorne, der als Berater der Polizei arbeitet und bei komplexen Fällen hinzugezogen wird. Für mich war es das erste Buch von Anthony Horowitz, und da keine Vorkenntnisse nötig sind, konnte ich mit diesem Band problemlos einsteigen.


    Im Roman begleitet der Schriftsteller Anthony Horowitz als autofiktionaler Ich-Erzähler Daniel Hawthorne bei seinen Ermittlungen und schreibt darüber. Die Konstellation aus genialem, aber etwas eigenem Privatdetektiv und seinem Chronisten, der sich eher vergeblich bemüht, bei der Aufklärung zu helfen, erinnert mich stark an Hercule Poirot und seinen Hastings. Auch der Schreibstil, die wendungsreiche Geschichte und die Art des Falles, bei dessen Lösung es auf kleinste Details ankommt, lassen unwillkürlich an Agatha Christie denken. Es ist sicherlich kein Zufall, dass der Autor die Drehbücher zu den Poirot-Verfilmungen verfasst hat.

    Die Figur des Daniel Hawthorne finde ich richtig spannend. Sie ist undurchsichtig und eigen, ein scharfer Beobachter, der auf der Insel Alderney den Schatten seiner Vergangenheit begegnet. Wie er hier seine eigenen Ziele verfolgt, erinnert mich fast ein wenig an Dürrenmatts "Der Richter und sein Henker".

    Der Fall bleibt spannend bis zum Schluß, und ist ideal für alle, die gerne selbst miträtseln und Spaß an verzwickten Details haben.

    Ein besonderes Vergnügen wird die Geschichte als Hörbuch durch den brillianten Sprecher Uve Teschner. Wie er jeder Figur eine individuelle Note verleiht und sie beinahe wie in einem Hörspiel zum Leben erweckt, ist einfach große Klasse.

    Eine absolute Hörempfehlung für alle, die Krimis im Stile von Agatha Christie, Dorothy L. Sayers oder Arthur Conan Doyle lieben!

    Wolf Sasa Stanisic
    Wolf (Buch)
    24.04.2023

    Dein innerer Wolf

    Kemi wird von seiner Mutter zum Ferienlager im Wald angemeldet, da sie in den Ferien keinen Urlaub bekommen hat. Kemi ist alles andere als begeistert - mit Natur kann er nichts anfangen, Ferienlager im Wald klingt nach fiesen Insekten und Brennnesseln und nach Gruppenprogramm mit nervigen Kids aus seiner Jahrgangsstufe. Im Ferienlager ist Jörg sein Zimmergenosse. Jörg ist auch ein Außenseiter, gilt als uncool und wird von seinen Mitschülern gehänselt, insbesondere Mark und seine Kumpels  haben es auf ihn abgesehen und machen ihm das Leben schwer.

    Beim Lesen des Buches kam mir einiges aus meiner eigenen Schulzeit bekannt vor, die teils verhängnisvolle Gruppendynamik, kleine Boshaftigkeiten und spöttische Bemerkungen, denen man ausgesetzt ist, wenn man irgendwie aus dem Mainstream ausschert. Wer anders ist, ist schnell aussen vor.

    Die Geschehnisse im Camp, die Verhaltensweisen der verschiedenen Jugendlichen und der erwachsenen Betreuer sind glaubhaft dargestellt. Ganz besonders gelungen finde ich die Sprache. Sie ist klar und erfrischend, jugendlich, ohne anbiedernd zu wirken, mal witzig, mal nachdenklich, und fängt Kemis Gefühle und Gedanken wunderbar ein.

    Richtig toll finde ich die schwarz-gelb-weissen  Illustrationen im Buch, die wie flotte Skizzen wirken und hervorragend zum Stil des Buches passen.

    Ein wirklich lesenswertes Buch über Freundschaft und Mobbing, über Andersartigkeit und Toleranz, über den "inneren Wolf" und den Mut, seine Ängste zu überwinden, zu sich selbst zu stehen und seinen eigenen Weg zu finden.
    Going Zero Anthony McCarten
    Going Zero (Buch)
    24.04.2023

    Spannend und erschreckend realistisch

    ​Was passiert, wenn sich staatliche Geheimdienste und private Medienriesen zusammenschließen und ihre gesammelten Datenmengen und ihr technisches Know-How bündeln? Ist es überhaupt noch möglich, sich als Bürger deren kompletter Überwachung zu entziehen? Dieser Frage widmet sich "Going Zero".


    Der Medienguru Cy Baxter, Chef des SocialMedia- und Cyberüberwachungs-Konzerns WorldShare, arbeitet zusammen mit NSA, FBI und CIA am Fusion-Projekt, das im Regierungsauftrag das Wissen und die Informationen aller Institutionen bündeln soll. Der Beta-Test "Going Zero", an dem 10 vorausgewählte Amerikaner*innen teilnehmen, soll nun die Schlagkraft von Fusion unter Beweis stellen: Wem es gelingt, 30 Tage lang unentdeckt zu bleiben, erhält 3 Millionen Dollar. Mit dabei ist auch die Bibliothekarin Kaitlyn Day, die ihre ganz eigenen Interessen verfolgt...

    "Going Zero" ist ein atemloser, hochspannender Thriller, ein Buch wie ein Hollywood-Blockbuster. Er entwirft ein erschreckend realistisches Szenario über die Überwachungsmöglichkeiten, die sich anhand der Vielzahl an Daten ergeben, die wir in unserer hochdigitalisierten Welt ständig und überall, mal sorglos freiwillig, mal unausweichlich, hinterlassen. Daten sind die neue Währung, und Macht besitzt, wer über die Datenmassen verfügt.

    Der Schreibstil ist direkt, eindrücklich und lebendig, und ich hatte die Protagonisten Kaitlyn Day, Cy Baxter und alle anderen Figuren, sowie die Schauplätze lebhaft vor Augen. Die Geschichte ist voller spannender Wendungen und interessanter Einfälle.

    Mein einziger Kritikpunkt ist, dass der Roman dann deutliche Schwächen zeigt, wenn es um technische Dinge geht. Er bleibt dann entweder sehr vage, vereinfacht stark oder offenbart Mängel an technischem Wissen, etwa wenn eine der weltweit größten Datenbanken innerhalb weniger Minuten von einem Hacker kopiert und auf ein paar Festplatten in einem Lagerraum gespeichert wird. Auch bezeichnen FLOPS kein Datenvolumen, sondern die Anzahl der Gleitkommaoperationen pro Sekunde und sind ein Maß für die Leistung eines Computers.

    Wenn man über diese technischen Unzulänglichkeiten hinwegsieht, ist "Going Zero" ein  hochinteressanter, angesichts realer Entwicklungen beunruhigend aktueller Thriller, der sehr zum Nachdenken anregt über die digitalen Spuren, die wir täglich hinterlassen und das, was uns in Zukunft noch bevorstehen könnte. Eine klare Leseempfehlung!
    Der Wunschling - Wünsche schmecken nach Brausepulver Annette Brahms
    Der Wunschling - Wünsche schmecken nach Brausepulver (Buch)
    20.04.2023

    Humorvolles Erstlesebuch

    Theo liegt abends aufgeregt im Bett und kann nicht einschlafen. Mit seiner Schwester Anne und seinen Eltern ist er kürzlich umgezogen, und morgen ist sein erster Tag in der neuen Schule. Da hört er ein Schmatzen und Tapsen, und entdeckt ein seltsames grünes Wesen aus Fell: Einen Wunschling, der die Wünsche von Kindern erschnüffeln und erfüllen kann. Die üblichen materiellen Wünsche wie Spielzeug oder Süßigkeiten findet er langweilig, doch im Moment ist der Wunschling einem ganz besonders leckeren und aufregenden Duft auf der Spur. Welcher Wunsch könnte das sein?

    Als das Buch bei uns zu Hause ankam, hat es sich mein Sohn (3. Klasse) sofort geschnappt und auf einen Rutsch gelesen. Den knuffigen Wunschling haben wir auf Anhieb ins Herz geschlossen - man möchte ihn am liebsten knuddeln! Der Wunschling ist ein aufgewecktes kleines Kerlchen. Beim Erfüllen der Wünsche stellt er sich mitunter etwas schusselig an, was zu witzigen Situationen führt. So kommt beim Lesen auch der Humor nicht zu kurz.

    Dank kurzer Sätze und altersgerechter Wortwahl ist das Buch perfekt für Erstleser ab der 2. Klasse. Für jüngere Kinder eignet es sich auch sehr gut als Vorlesebuch. Die liebevollen und farbenfrohen Illustrationen auf jeder Seite lockern die Geschichte zusätzlich auf. 

    Ein sehr schönes, unterhaltsames und humorvolles Buch!
    Der treue Spion Uta Seeburg
    Der treue Spion (Buch)
    20.04.2023

    Spannender Krimi mit viel Jahrhundertwendeflair

    "Der treue Spion" von Uta Seeberg ist der dritte Band um Major Gryszinski, den königlich-bayerischer Sonderermittler der Münchner Kriminalpolizei. Im Jahr 1896 verschwindet ein französischer Diplomat spurlos aus dem Hotel Vier Jahreszeiten. Gryszinski nimmt die Ermittlungen in dem Fall auf, der sich als überaus verzwickt und mysteriös erweist und ihn in die Welt von Spionage und Hochstapelei entführt. 20 Jahre später, während des 1. Weltkriegs, befindet sich Gryszinskis inzwischen erwachsener Sohn Fritz als Meldegänger in Verdun und erhält unverhofft neue Hinweise zu dem alten Fall seines Vaters.

    Die Geschichte wird abwechselnd in zwei Handlungssträngen erzählt, wobei der erste 1896 spielt und Major Gryszinskis Ermittlungen beinhaltet. Der zweite ist 20 Jahre später angesiedelt und erzählt die Erlebnisse von Fritz.

    Uta Seeberg beschreibt die handelnden Figuren und ihre Gedanken sehr detailliert und lebendig, so dass ich sie sofort lebhaft vor Augen hatte und auch mit dem Ehepaar Gryszinski und ihrem Sohn richtig mitfiebern konnte. Auch die Handlungsorte, Hotels, Restaurants, Wohnungen etc. werden in ihrer Austattung und Atmosphäre sehr ausführlich beschrieben, so dass man als Leser*in richtig in die Welt der Jahrhundertwende und die Zeit des ersten Weltkrieges eintauchen kann. Allerdings tritt hierdurch auch der kriminalistische Part manchmal etwas in den Hintergrund.

    Obwohl ich die beiden Vorgängerbände nicht kannte (das wird sich ändern!), bin ich problemlos in die Geschichte hineingekommen, da keinerlei Vorkenntnisse nötig sind. Die Handlung ist richtig spannend, die Puzzleteile fügen sich erst ganz zum Schluss ineinander und ich habe bis zur letzten Minute mitgerätselt.

    Das Hörbuch gibt das Buch ungekürzt wieder und hat eine Laufzeit von 13 Stunden und 20 Minuten. Der Sprecher Michael Schrodt hat nach meinem Empfinden eine sehr angenehme, ruhige Stimme und genau das richtige Sprechtempo. Er verleiht jeder Figur eine individuelle Note und baut ihre persönlichen Eigenheiten, wie etwa ein charakteristisches Schnauben oder einen sächsischen Dialekt, gekonnt ein. Einzig bei den wenigen bayerischen Sätzen ist seine norddeutsche Herkunft für mich als Bayerin spürbar (und auch, wenn er die Münchner Liebigstrasse als "Liebichstrasse" ausspricht oder den Odeonsplatz auf der 1. anstatt der 2. Silbe betont.). Da die Familie Gryszinski jedoch selbst aus Preußen stammt, ist ein norddeutscher Sprecher hier sogar authentischer.

    Fazit: Ein wirklich spannender, atmosphärisch toll erzählter Krimi, der sehr gelungen als Hörbuch umgesetzt wurde. Wilhelm, Sophie und Fritz Gryszinski sind mir richtig ans Herz gewachsen und ich bin sehr gespannt auf weitere Folgen (und auch die beiden Vorgängerbände, die ich noch lesen möchte).
    30 Tage Dunkelheit Jenny Lund Madsen
    30 Tage Dunkelheit (Buch)
    16.04.2023

    Krimi mit schwieriger Protagonistin

    ​Hannah ist Schriftstellerin mit hohem literarischen Anspruch, überschaubarem Leserkreis und aktueller Schreibblockade und blickt auf den erfolgreichen Bestsellerautor Jörn und dessen leichte Krimikost herab. Auf einer Buchmesse kommt es vor Publikum zum Eklat zwischen den beiden und Hannah behauptet vollmundig, innerhalb eines Monats einen besseren Krimi als Jörn zu schreiben. Nun muss sie zu ihrer unüberlegten Aussage stehen und binnen 30 Tagen liefern. Hierzu schickt sie ihr Lektor in ein abgeschiedenes Dorf nach Island. Kaum ist sie dort angekommen, kommt ein junger Mann ums Leben, und sie befindet sich mitten in einem echten Mordfall....


    Der Schreibstil ist flüssig und schnörkellos, und das Buch hat mich zunächst durch einige trocken-humorvolle Passagen für sich eingenommen.

    Die Protagonistin Hannah ist herablassend, egozentrisch, eingebildet, gefühlskalt und stößt ihre Mitmenschen ständig vor den Kopf. An einer Stelle im Buch heißt es "Niemand mag eine sympathische Hauptfigur in einem Krimi.", und diesem Ratschlag scheint die Autorin überaus konsequent gefolgt zu sein. Leider gelingt es mir dadurch nur schwer, mit Hannah mitzufühlen und mich in sie hineinzuversetzen. Auch viele weitere Personen, denen Hannah in Island begegnet, sind wenig einnehmend und erreichen mich emotional nicht, so dass mich das Buch seltsam kalt lässt. Da die meisten Dorfbewohner*innen als verschlossen und ruppig dargestellt werden und Hannahs mangelnde Sozialkompetenz ihr den Zugang zu den Menschen zusätzlich erschwert, stößt sie bei ihren Nachforschungen auf eine Mauer des Schweigens und tritt lange auf der Stelle.

    Der Roman an sich ist spannend und wendungsreich geschrieben und die Auflösung sehr überraschend, so dass man wirklich bis zum Schluß miträtseln kann.

    Insgesamt konnte der Krimi meine hohen Erwartungen leider nicht erfüllen und ich blieb mit der Geschichte und den Protagonist*innen auf Distanz.
    Das Café ohne Namen Robert Seethaler
    Das Café ohne Namen (Buch)
    16.04.2023

    Wunderbar!

    ​Robert Simon ist Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt in Wien. Er pachtet eine leerstehende Gastwirtschaft gegenüber dem Markt und eröffnet dort sein eigenes Café, bei dem es sich eher um eine Kneipe handelt. Die Gäste sind einfache Leute aus dem Viertel, Arbeiterinnen aus der Textilfabrik, Bauarbeiter, Marktleute, ältere Damen, junge Leute, Obdachlose und Künstler. Sie streiten sich, betrinken sich, spielen Karten, plaudern miteinander und hängen ihren Träumen nach.


    Robert Seethaler erschafft mit seiner schnörkellosen, beinahe nüchternen Schreibweise eine präzise Miliestudie der einfachen Leute des recht armen Viertels um den Karmelitermarkt in den 60er und 70er Jahren. Mt wenigen Worten und einem zauberhaften Blick fürs Detail werden die Figuren und die Atmosphäre des Aufbruchs lebendig und das Existenzielle zeigt sich mitunter ganz beiläufig. Besonders angetan haben es mir die Kapitel, in denen die Gespräche der beiden älteren Damen wiedergegeben sind.

    Ein leiser, berührender Roman und unbedingt lesenswert!
    Erinnere dich! Max Reiter
    Erinnere dich! (Buch)
    12.04.2023

    Packender Psychothriller!

    "Erinnere Dich!" von Max Reiter ist ein richtig packender Thriller mit interessanten psychologischen Aspekten: Wie verlässlich sind unsere Erinnerungen und wodurch werden sie beeinflusst? Inwieweit dürfen wir unserer Erinnerung trauen?

    Der Schreibstil ist direkt, schnörkellos und sehr angenehm zu lesen. In den Hauptcharakter Arno Seitz konnte ich mich von Anfang an gut einfühlen, und die Entwicklung, die er im Buch durchmacht, war sehr gut nachvollziehbar. Besonders positiv fand ich, dass der Thriller ganz ohne blutrünstige Momente und Gewaltexzesse auskommt und sehr realistisch wirkte. Ich hatte bis zum Schluß das Gefühl, dass eine derartige Geschichte tatsächlich so ähnlich passieren könnte. Das Buch war von der ersten bis zur letzten Seite hochspannend und ich habe bis zum Schluß mitgerätselt.

    Sehr gut gefielen mir die wiederkehrenden Bezüge zu "Das verrräterische Herz" von Edgar Alan Poe, dem Meister des Unterbewussten, der sich in seinen Werken ebenfalls mit der Frage von Schuld und Unschuld und deren psychischen Auswirkungen befasste.

    Fazit: Ein toller und intelligenter Psychothriller, den ich allen empfehlen kann, die Lust auf Hochspannung ohne Blut und Gewalt haben.
    Das Lied der Zelle Siddhartha Mukherjee
    Das Lied der Zelle (Buch)
    31.03.2023

    Ein herausragendes Buch!

    Bevor ich dieses Buch las, hatte ich noch nie von Siddharta Mukherjee gehört, aber der Titel und die Beschreibung machten mich sehr neugierig.

    Bei populärwissenschaftlichen Büchern aus dem amerikanischen Raum bin ich zunächst sehr skeptisch, da sie häufig bemüht locker und oberflächlich geschrieben sind. Das ist bei diesem Buch erfreulicherweise nicht der Fall. Siddharta Mukherjee gelingt es auf einzigartige Weise, hochkomplexe medizinische Sachverhalte Laien verständlich zu erläutern, und dabei genau soweit zu vereinfachen wie nötig. Man spürt richtig, dass er seine Leser*innen ernst nimmt und sich viel Mühe gibt, anschauliche Vergleiche und Bilder zu finden, die das Verständnis erleichtern. Sein Schreibstil ist abwechslungsreich und eingängig, und er mischt medizinische Theorie gekonnt mit interessanten Fallbeispielen aus seinem Berufsalltag und umfassenden und sehr informativen Ausflügen in die Geschichte der Medizin, so dass ein rundes Bild entsteht.

    Der Enthusiasmus des Autors für sein Fachgebiet war für mich beim Lesen regelrecht spürbar und führte dazu, dass mich das Buch richtig begeistert hat. Ich möchte auf jeden Fall demnächst seine anderen bisher auf deutsch erschienen Bücher lesen und kann "Das Lied der Zelle" nur jedem empfehlen, der sich für diese faszinierenden Bausteine des Körpers interessiert. Ganz klare 5 Sterne!
    Die spürst du nicht Daniel Glattauer
    Die spürst du nicht (MP3)
    27.03.2023

    Regt zum Nachdenken an

    Zwei gutsituierte österreichische Familien fahren gemeinsam in den Sommerurlaub in die Toskana. Mit dabei ist Aayana, eine Freundin der 14jährigen Tochter Sophie-Louise und Flüchtlingskind aus Somalia. Der erste Ferientag verläuft geruhsam im Feriendomizil mit Pool, bis am Abend ein Unglück geschieht, das alles verändert.

    Die Geschichte beginnt als herrlich bissige Gesellschaftssatire und wechselt nach dem Unglück etwas den Ton, die ironische Note tritt in den Hintergrund. Der Roman beleuchtet unseren Umgang als Gesellschaft und als Einzelne mit Migranten und Migrantinnen, geprägt von mangelnder echter Empathie, herablassender Ignoranz und kulturellen Missverständnissen.

    Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Tochter Sophie-Louise und ihre Mutter Elisa, die für die Grünen im Nationalrat sitzt. Die Erzählung wird immer wieder ergänzt durch Onlineberichte diverser Medien und zugehörige Postings, die sehr gut getroffen sind. Jede Figur hat ihre eigene Art, mit dem Unglück umzugehen, doch drehen sie sich alle im Grunde nur um sich selbst und ihre eigenen Befindlichkeiten.

    Die Charaktere sind scharf getroffen, der Schreibstil ist toll zu lesen. Leider ist der Part um Sophie-Louise recht vorhersehbar. Die Beschreibung der somalischen Familie empfinde ich als weniger gelungen, die Figuren wirken unrund und ihr Verhalten wenig glaubwürdig.

    Zum Hörbuch: Das ungekürzte Hörbuch mit einer Laufzeit von 8h 47 min wurde von Tessa Mittelstaedt und Steffen Groth eingesprochen, wobei Frau Mittelstaedt die eigentliche Geschichte vorträgt und Herr Groth die Passagen, die Presseberichte und zugehörige Postings beinhalten. Diese Aufteilung ist eine tolle Idee und sehr gelungen umgesetzt. Beide haben eine sehr angenehme Stimme und ein gutes Sprechtempo. Herr Groth trifft genau den richtigen Presse-Ton und spricht auch die einzelnen Postings und Kommentare facettenreich und teilweise mit wunderbarem Wiener Dialekt. Ein echter Zugewinn zum reinen Buch! Auch Frau Mittelstaedt verstimmlicht jede Figur gekonnt und verleiht ihr eine individuelle Note.

    Insgesamt eine interessante, außergewöhnliche und zum Nachdenken anregende Geschichte und ein  sehr empfehlenswertes Hörbuch mit  hervorragenden Sprechern.
    Die Goldene Höhle Catalin Partenie
    Die Goldene Höhle (Buch)
    27.03.2023

    Jugend in Rumänien in den 80ern

    Der Roman erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Jugendlichen, Stefane, genannt Fane, und Paul. Es ist Herbst 1988, als sie sich in Bukarest kennenlernen, Fane ist noch Schüler, Paul 4 Jahre älter und Student der Philosophie und begeisterter Schlagzeuger. Beide verbindet die Liebe zur Rockmusik, zu Deep Purple und Frank Zappa. Sie treffen sich fast täglich in einem verlassenen Theaterdepot, ihrer "Goldene Höhle",  und spielen dort stundenlang E-Gitarre und Schlagzeug. Die Goldene Höhle wird für sie und ihre gemeinsame Freundin Oksana ein Ort, an dem sie der Enge des kommunistischen Regimes entfliehen und ihren Träumen nachhängen können. Bis Paul eines Tages verschwindet.

    Als Ich-Erzähler berichtet Fane einer zunächst unbekannten Person von den lange zurückliegenden Ereignissen um Paul und der Zeit zwischen September 1988 und Anfang 1990. Die Atmosphäre in der Endzeit der kommunistischen Diktatur Ceausescus wird dabei spürbar, die Bespitzelungen, der allgegenwärtige Mangel an Nahrungsmitteln, Strom und Gas, und die trostlosen Zukunftsaussichten. Vieles davon wird nahezu beiläufig, nur in Nebensätzen, erzählt. Dem steht die Wärme ihrer Freundschaft und der liebevoll gezeichneten Familie Pauls gegenüber. Der Autor ist Professor für Philosophie, was sich in einigen Passagen bemerkbar macht und manchmal etwas aufgesetzt wirkt.

    Insgesamt ein berührender und empfehlenswerter Coming-of-Age Roman, in dem die Musik eine zentrale Rolle einnimmt, und der zugleich ein wichtiges Stück europäischer Geschichte erzählt.
    Melody Martin Suter
    Melody (Buch)
    23.03.2023

    Wahrheit und Fiktion

    Leider hat mich dieser Roman nicht begeistern können.

    Der Schreibstil ist eingängig und leicht zu lesen, aber konventionell. Stotz in seiner selbstgefälligen Altherrenart und dekadenten Lebensweise blieb mir fremd und unsympathisch und es gelang mir nicht, mit ihm mitzufühlen, so dass mich die Geschichte nicht bewegen konnte. Tom und Laura bleiben blasse und schwache Charaktere, ihre Liebesgeschichte wirkt vorhersehbar und klischeehaft. Die ausufernde Erwähnung diverser Mahlzeiten und Alkoholika empfand ich als ermüdend und den ständigen Alkoholkonsum als äußerst befremdlich.

    Nachdem die ersten beiden Drittel des Romans eher vor sich hin plätscherten, nahm die Geschichte im letzten Drittel an Fahrt auf und bot einige überraschende Wendungen, die aber leider etwas routiniert heruntererzählt wirkten.

    Die Grundgedanken des Romans über Wahrheit und Fiktion, und die Frage, welches Bild nach dem Tod eines Menschen bleibt und wie dieses gezielt beeinflusst wird, sind durchaus interessant. Da sich unsere Identität über unsere Erfahrungen und Beziehungen und damit letzlich unsere Erinnerungen definiert, lässt sie sich auch durch die Fiktion von Erinnerungen beeinflussen, wenn wir diese selbst verinnerlichen. Die Fiktion verändert so nicht nur die Außendarstellung, sondern auch die Selbstwahrnehmung.

    Insgesamt ein unterhaltsamer, aber etwas konstruiert wirkender Roman, mit einer interessanten Grundidee, der meine hohen Erwartungen leider nicht erfüllt hat.
    Morgen und für immer Ermal Meta
    Morgen und für immer (Buch)
    21.03.2023

    Sehr berührend

    "Morgen und für immer" von Ermal Meta erzählt die  Geschichte des fiktiven Pianisten Kajan Dervishi, dessen Kindheit und Jugend in Albanien geprägt wird von den Wirren des Zweiten Weltkrieges und des totalitären kommunistischen Regimes nach 1945. Sein Lebensweg führt ihn auf abenteuerlichen Pfaden von einem albanischen Bergdorf nach Tirana, Ostberlin, Westberlin und bis in die USA.

    Mit berührenden, teils sehr poetischen Worten zeichnet Ermal Meta ein lebendiges und sehr erschütterndes Bild von Kajans Leben und den Repressionen und Grausamkeiten der kommunistischen Diktatur in Albanien zwischen 1945 und 1991. Da ich mich mit der albanischen Geschichte zuvor noch nie auseinandergesetzt hatte, hat mich das Buch auch dazu gebracht, hierzu einiges nachzulesen.

    Das Buch ist bis zur letzten Seite sehr spannend und wendungsreich geschrieben und hat mich so gefesselt, dass ich es trotz des Umfangs an einem Tag ausgelesen habe. Momente des Glücks und der Hoffnung wechseln sich mit unvorstellbar tragischen und qualvollen Ereignissen ab. Für jedes Glück zahlt Kajan einen hohen Preis, und dies erklärt auch das zunächst seltsam anmutende Cover: Auch die süßen Früchte der Brombeeren sind nicht ohne Verletzungen durch die Dornen zu erreichen. Die Entwicklung von Kajan und seine innere Zerrissenheit sind eindrücklich und gefühlvoll beschrieben, und am Beispiel seiner Mutter Sadie wird offenbar, wozu blinder Glaube an eine Ideologie führen kann.

    Für mich war dieses Buch eine echte Überraschung und ein sehr intensives Leseerlebnis, und ich möchte das Buch unbedingt weiterempfehlen!



    Die Geschichtenwandler - Magische Tinte Kristen Perrin
    Die Geschichtenwandler - Magische Tinte (Buch)
    16.03.2023

    Magisch und unterhaltsam

    Die 12jährige Enna beobachtet in der Buchhandlung ihrer Mutter einen Mann, der mit grüner Tinte etwas in eine teure Erstausgabe von "Große Erwartungen" von Dickens schreibt. Kurz darauf fallen ihr Veränderungen in London auf - so sind etwa plötzlich alle Taxis rot und Statuen verändern sich. Seltsamerweise scheint das niemandem außer ihr und ihrer Großmutter Grams aufzufallen, die einen immer verwirrteren Eindruck macht. Enna beginnt, der Sache nachzugehen und stößt dabei auf die geheime Emerald Ink Gesellschaft und den mysteriösen Quillon Fable...

    Der direkte und lebendige Schreibstil des Buches gefiel mir auf Anhieb, und auch die skurrile Grams und die intelligente, natürliche und mutige Enna waren mir sehr sympathisch. Die Geschichte ist spannend und wendungsreich bis zum überraschenden Schluß und Enna lernt im Laufe der Geschichte viel dazu - über Freundschaft, Vertrauen, Macht, Magie und auch über sich selbst.

    Die Altersempfehlung ab 11 Jahren würde ich keinesfalls unterschreiten, da die Zitate von Burns, Shakespeare u.a. sowie die Gesamtthematik mir für jüngere Kinder zu komplex erscheinen.

    Abgesehen von ein paar logischen Ungereimtheiten v.a. in der Szene in der British Library eine runde, sehr unterhaltsame magische Geschichte und ein gelungener Auftakt zur Trilogie!
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