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    pemberley1

    Aktiv seit: 11. September 2019
    "Hilfreich"-Bewertungen: 18
    80 Rezensionen
    Mörderisches aus dem Saarland Marion Demme-Zech
    Mörderisches aus dem Saarland (Buch)
    17.05.2021

    Im Saarland trifft es mörderisch nie die Falschen.

    Mörderisches aus dem Saarland – Krimis von Marion Demme – Zech

    Was ich so gar nicht mag im Leben? Böse und niederträchtige Menschen. Menschen, die glauben sie wären etwas Besseres, die andere niedermachen. Menschen die Böses tun, einfach aus Freude, oder aus niederen Gründen, wie Neid, oder um sich selbst besser zu fühlen. Ja, ich kann durchaus sagen, ich kann für alles, was ich als böse empfinde, keine Sympathien empfinden. Und ist es nicht so, dass fast jedem von uns schon mal ein „Das geschieht dem aber recht“ in die Gedanken gehuscht ist, wenn jemand der was Böses getan hat, seine gerechte Strafe bekommen hat? Dabei geht es vielleicht auch um Dinge wie böses Karma, oder was das Schicksal anstellt, um Gerechtigkeit walten zu lassen. Aber nun wird es zu merkwürdig. Klar ist: In vorliegendem Buch geht es oftmals darum, wer was verdient, und ob derjenige das bekommt, was er verdient. Nicht immer, aber oftmals, sind die Geschichten mörderisch. Also tretet ein ins manchmal mörderische Saarland. Ist eure Weste rein, kann euch ja gar nichts passieren. Und sonst? Ist das Saarland doch eigentlich auch ganz lieb :)

    Die Geschichten, die uns das Buch erzählt:

    Jawohl, ihr habt richtig gelesen. Geschichten! Denn das Buch besteht nicht aus einer einzigen Geschichte. Es ist ein Potpourri aus mehreren Einzelgeschichten. Kleine Kurzgeschichten, die als einzelne gesehen werden können, aber in sich trotzdem miteinander verknüpft werden können. Durch Personen und Orte. Dabei kommen verschiedene Arten von Verbrechen vor. Diebstahl, Betrug, Geiselnahme, Mord. Und manchmal liegt das Verbrechen auch einzig an den Gedanken, die sich im Kopf des Menschen bilden, wenn etwas Ungerechtes passiert. Und das alles in einem Buch? Ja, genau. Die Protagonisten können tierisch und menschlich sein. Es gibt Rätsel zu lösen. Und das nicht nur für die Charaktere im Buch, sondern auch für uns Leser. Und nun, kann ich euch auch gar nicht mehr über den Inhalt erzählen. Denn die Geschichten muss man natürlich alle selber lesen.

    Cover:

    Ach Leute. Wie schön ist die Saarschleife bitte hier eingefangen worden?! :D. Still liegt sie da, als ob kein Wässerchen sie trüben könnte. Als ob das Saarland friedlich vor sich hinwerkelt, während die Saar immer hindurchfließt. Und diese Abendstimmung? Ich gebe zu dort am Tag gewesen zu sein. Und jede Tageszeit zeigt eine andere Wirkung, ein anderes Gesicht der Schleife. DAS…… solltet ihr euch aber selbst ansehen. Einen Besuch ist sie allemal wert. Schwärme ich hier also wirklich von einer Flußschleife auf einem Buchcover? Natürlich und definitiv :)

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Ein gemütlicher Tag im Saarland. Während das gemütliche Leben im kleinsten unserer Bundesländer seinen Lauf nimmt, der Tag anbricht, oder gar die Nacht, Menschen ihren Jobs nachgehen, ältere Menschen Ausflüge machen, und so mancher Tourist oder Naturliebhaber einen Ausflug in die Gegend macht, da spielt sich wohl auch eine andere, dunkle Seite der menschlichen Gefühle in unseren Gehirnen ab. Sie durchzieht jede Altersgruppe, ist betüpfelt voller Niedertracht, Unterdrückung, Gemeinheit, Geldgier, Neid, Missgunst und…….noch lauter anderen Dingen. Und aus dem gemütlichen Tag, werden schnell ein paar Tage im Leben mehrerer dort lebender Menschen. Mir gefällt unheimlich gut, dass in den Geschichten jede Altersgruppe vorkommt. Seniorinnen, junge Studenten, und auch mittelaltrige Menschen.

    Das Buch beinhaltet 13 Kurzgeschichten, die sich aneinanderreihen (welch passende Unglückszahl für einige der Protagonisten). Zumindest, wenn ich mich in all der Leserei, dem Amüsieren, aber auch der Ernsthaftigkeit der Geschichten, nicht verzählt habe :D. So ist jede Geschichte für sich, und trotzdem ist alles im Buch etwas großes Gemeinsames. Was mir unsagbar gefallen hat. Denn auch wenn man in einer Geschichte nicht über jeden etwas oder viel erfährt, so tut man es dann spätestens in einer anderen Geschichte, wo derjenige wieder auftaucht, mit einer Anspielung…..und das sind die Lesemomente in denen man sich denkt „Aaachhhhh stimmt, von dem und dem hab ich schon mal was in Geschichte soundso gelesen…….“ Oder so :D. Alles hängt irgendwie zusammen, alles ist miteinander verbunden. Als ob jede Geschichte ein Teilstück eines großen Ganzen ist, und das Teilstück trotzdem als eigenständig angesehen werden kann. Die ganzen Geschichten ergeben eine mordsmäßige Symbiose.

    Und es mag komisch klingen: Trotz, dass das Saarland mörderisch ist, hat es meine Lebensgeister geweckt, und mich glücklich ob der Lektüre zurückgelassen. Denn auch wenn Menschen umkommen, so wird es mitten in der Lektüre geschafft, dass sie vor Leben nur so sprießt, und das Leben überall seine humorvolle Atmosphäre versprüht. Dass uns Situationen beschrieben werden, die das Leben in all seinen Altersstufen und in verschiedenen Szenerien und Situationen darstellen. So ist das Ganze kunterbunt wie das Leben….oder äh…..der Tod?! O_o

    Besonders gefallen haben mir bei der Lektüre die menschlichen Charaktereigenschaften, die sich in einem weiten Spektrum im Buch verteilen, und die so real erscheinen, und irgendwie von einer menschlichen Beobachtungsgabe zeugen. Denn irgendwie ist das ganze psychologisch durchdacht. Wir sehen die Gier nach Geld, nach alleiniger Anerkennung, nach Menschen, nach Rache? nach einem Gefühl, das einem gegeben wird, oder einfach und schnöde nach Kostbarkeiten und teuren Dingen, die einem ein Leben ermöglichen, welches einem zwar Geld einbringt, aber wohl kein Glück. Wir beobachten Überheblichkeit gegen Vorsicht. Und es gibt Schuld, Lüge und Wahrheit. Und somit haben wir ein wunderbares Sammelsuriumspotpourriallerlei an menschlichen Emotionen und psychologischen Tiefen und Untiefen, die der Saar Konkurrenz machen. Denn nicht immer geht es um mörderische Verbrechen, sondern manchmal auch einfach nur um den Gedanken der Mordslust, oder darum, was in einem Menschen vorgeht, der schlecht behandelt wird, und was wir dem, der uns schlecht behandelt, dann an den Hals wünschen. Und viel mehr als einmal, finden wir uns in menschlichen Abgründen wieder. Und was soll ich sagen? Unfälle passieren im Leben auch ab und an.

    Es gibt verschiedene Sichtweisen und Perspektiven zu den Handlungssträngen und Protagonisten, so dass man sie aus mehreren Szenerien heraus erlebt, und sich so ein noch genaueres Bild von ihnen machen kann. Sehr durchdacht das Ganze. So lernen wir einen etwas motzigen Kommissar kennen, der uns wieder begegnet, und in einer anderen Geschichte schon ganz anders rüberkommt, da wir mehr Hintergrundwissen haben. Davon lebt das Buch. Dass sich alles überschneidet, ohne zu überschneiden. Alle sind irgendwie miteinander verbunden, über den, der den kennt, der mal mit dieser und jener zusammen war, oder auch nicht, und diesen oder jenen mal getroffen hat, und…. naja, ihr wisst sicher was ich meine :D. Fast würde ich sagen, der Aufbau der Geschichten baut aufeinander auf, und ist nicht willkürlich oder zufällig in genau dieser Reihenfolge so im Buch, da einiges im Laufe der Geschichten und des wieder Aufeinandertreffens von Charakteren dann später noch mehr Sinn macht.

    Und damit nicht genug, begeben wir uns auf eine kleine Reise durch das Saarland, sind bei Ausgrabungen dabei, in Ausflugslokalen, an alten Ruinen, unter der Erde in Höhlen, und gar im Zoo. Wir treffen uns beim Geocachen. Bei Stadtführungen. In Sternerestaurants. Auf Sommerrodelbahnen, im Museum oder gar der Staatskanzlei. In Wassergärten und im Unesco Weltkulturerbe. Auf Cosplay Conventions, beim Downhill fahren. Also alles wunderbare Dinge, die das Leben bereichern, alles realistisch erscheinen lassen, und somit mitten aus dem Leben erzählen. Wir werden gewarnt vor Gefahren des alltäglichen Lebens wie Betrüger, die versuchen Senioren über den Tisch zu ziehen, der Gefahr einer Naturgewalt, oder gar der sozialen Medien. Querbeet und bunt durch alle Gesellschaftsschichten hindurch. Und nach der Lektüre des Buches hat das Besuchen von Orten im Buch, welches von manchen Lesern ja gerne mal zelebriert wird (jaaaaa, ich gebe zu, hauptsächlich auch von mir), eine völlig neue Bedeutung. Und weitere Lehren bringt uns das Buch dann auch noch: Man bekommt immer alles zurück, was man in die Welt bringt. Schlechtes Karma eben und so. Und zweitens: Es kann jeden Moment zu Ende sein im Leben, was einem nochmal mehr Grund dazu gibt, das Leben zu genießen. Denn ein Schritt, ein Biss, ein falscher Schritt, kann tödlich mörderisch sein. Und dann könnte man nie mehr die schönen Orte im Saarland (Ja, verschieden angesprochene Orte begegnen uns wiederholt), und natürlich überall auf der Welt, bewundern. Drum schaut, dass ihr gute Menschen seid, in all euren Taten. Sonst könnte eines Tages alles zu euch zurückkommen, und das Schlechte euch umso schlimmer treffen.

    Kleines Goodie: Bei einer Geschichte kann man sogar interaktiv miträtseln. Ein Erlebnisbuch, das nicht nur voller mörderischer Erlebnisse ist. Juhu. Doch unter all dem Humor findet man oftmals auch ernste Untertöne, die zum Nachdenken anregen. Stärkere, die Schwächere ausnutzen, sie unterdrücken, sich lustig machen über sie. Ungerechtigkeiten eben. Wir treffen auf Rache und Genugtuung. Hier trifft es immer die Richtigen. Denn die Geschichten leben von dunklen Geheimnissen und Wünschen, Dingen und Szenen, die auf einmal überkochen, und das Dunkle in uns Menschen freisetzen.

    Und trotz, dass jede Geschichte für sich gelesen werden kann, und eine eigenständige ist, haben alle etwas gemeinsam. Zum ersten die Figuren, die dort erscheinen, und an anderer Stelle in den anderen Geschichten, die nur kurz erwähnt werden, aber eine Verbindung zu allem herstellen. Das macht das Ganze zu etwas Großem, und trotzdem eigenständigen. Und zum anderen haben alle Geschichten eine kleine Lehre, die man auf das eigene Leben übertragen kann. Und das selbst, wenn man nicht in ein Verbrechen verwickelt ist.

    Von schwarzhumorig, bis zum Schmunzeln über schlimme Verbrechen ist hier alles dabei, was einem eine gute Lesezeit beschert, auch wenn in den Fällen eine unterschwellige Grausamkeit zu erahnen ist. Es sind kleine pikante mörderisch gute Geschichten, die keinen großen Kriminalfall ergeben, sondern in sich selbst abgeschlossen sind, und immer eine kleine Lehre haben. Jede Geschichte hat ihren eigenen Geist und Esprit, ist durchzogen von Erwähnungen und Ortschaften oder Örtlichkeiten des Saarlandes. Alles handelt von Neuanfängen und Verbrechen, die dazu verhelfen. Von der Befreiung dessen was niederdrückt und fertigmacht. Und doch sind die Krimis sind nicht gänzlich grausam, sondern eher zum Schmunzeln. Das ergibt eine spannende Mischung. Schlau mit eingeflochten in die Geschichten sind die Örtlichkeiten des Saarlandes, und der Grenzregion zu Frankreich, die zusätzlich noch die Neugier wecken, das Ganze interessant und spannend machen, und mit denen die Liste der Dinge erweitert wird, die man sicherlich im Leben mal gesehen haben möchte. Mitten aus dem Leben, ist jede Altersgruppe vertreten, und trotz, dass wir die Figuren nur kurz kennenlernen, bekommen wir einen kleinen, wenn auch feinen Einblick in ihr Innenleben, also natürlich das seelische. Denn im Saarland gibt es allerlei nette Leute, aber wie mir scheint, auch einige finstere Gesellen, mit denen nicht gut Kirschen essen ist. Wir haben tierischen Beistand, tierische Beute, tierisches Allerlei, das sich in die Geschichten mit reinschleicht. Randpersonen treffen wir in mehreren Geschichten, so dass jede Geschichte für sich selbst eine Episode im Buch ist, man aber auch irgendwie merkt, dass alles in derselben Gegend und wahrscheinlich zur selben Zeit spielt. Angesprochenen tierischen Beistand und Randpersonen trifft man im Übrigen auch im Buch „Letzter Ausstieg Saar“, das Vorgängerbuch der Autorin, welches getrennt von diesem gelesen werden kann. Aber gerne auch für ein Wiedersehen von einigen Charakteren aus dem Buch benutzt werden darf :)

    Eine Sammlung von Geschichten, mit wahren Begebenheiten aus der Vergangenheit, viel Geschichtlichem und Historischem, was man über das Saarland und die Umgebung lernen kann. Hinzu werden immer wieder die Namen von Ortschaften der Gegend eingewebt in die Geschichte. Eine kleine Reise durch das Saarland mit Blick auf sehenswerte Dinge. Der Fokus liegt nicht auf ihnen, aber unterschwellig nimmt man sie gerne als Tipp an.

    Heutiges Rezensionslied kann also nur eines sein, das sich damit beschäftigt, dass all das, was man anderen antut, irgendwann wieder bei einem selbst ankommt:

    „Don't let go. You've got the music in you.
    One dance left. This world is gonna pull through.
    Don't give up. You've got a reason to live.
    Can't forget. We only get what we give“
    Hard Land Hard Land (Buch)
    07.04.2021

    Die Pfade mehrerer Leben treffen aufeinander im harten Land….

    Hard Land von Benedict Wells

    Euphancholie. Ich kann nicht anders, als meine Rezension mit diesem im Buch vorkommenden Wort zu eröffnen. Beschreibt die Euphancholie doch genau DIESES EINE Gefühl, das eben nicht nur im Roman auftaucht, sondern damit auch gleich etwas Bittersüßes. Die Mischung aus Euphorie und Melancholie. Und damit wohl bei vielen die Erinnerung an die Jugendzeit, die so gemischt war, und aus Hochgefühlen bestand, an die man sich zu gern erinnert. Die aber gleichzeitig auch traurig macht, weil diese Zeit vorbei ist, und nie mehr wiederkommt. Es ist auf jeden Fall ein Wort, dass einen zwiespältig zurücklässt, in allen Dingen. Man ist froh erwachsen zu sein, nicht mehr wie ein Teenager durch alle Lebenslagen zu stolpern, aber gleichzeitig sehnt man sich nach der Unbeschwertheit dieser Zeit. Und weil die Geschichte von Hard Land genau das wiedergibt, die Euphancholie, werde ich mich diesmal gar nicht so lange im Einleitungstext aufhalten, wollte es nur schnell erwähnen. Denn was das Buch noch mehr als andere geschafft hat, war, dass es ziemlich viele Gedanken in meinen Kopf gezaubert hat. Dazu weiter unten im Text mehr.

    ….hier also schon die Geschichte des Buches:

    Samuel „Sam“ Turner ist 15, fast 16, und wir befinden uns mit ihm im Sommer 1985. Und es geht im Buch nun darum, ein Geheimnis zu ergründen, oder auch 49. Das Geheimnis eines Sommers? Der Jugend? Des Erwachsenwerdens? Des Verlustes? Oder gar etwas ganz Anderes? Dies offenbart sich euch am Ende. Denn die Geheimnisse seiner eigenen Jugend muss natürlich jeder für sich selbst entdecken, erleben und lösen :). So wie Sam in diesem Buch. Und so ist die Geschichte nicht nur Sams Geschichte, sondern die von uns allen, und unserer Jugend. Genau darum geht es. Denn Sam ist ein Außenseiter, spricht nicht viel, hat Angst vor Vielem, wird von anderen nicht wahrgenommen. Bis er in just diesem Sommer einen Job im alten Kino seiner Heimatstadt annimmt, Grady, diese Stadt die so eng, konservativ, langweilig, engstirnig, so sterbend erscheint, und ihm am Ende des Sommers doch so viel gegeben, aber auch genommen hat. Denn mit Kirstie, Cameron und Hightower, alle ein klein wenig älter und im letzten Schuljahr, verbindet ihn ziemlich bald nicht nur der Job im Kino, sondern genau dieser Sommer der Sehnsucht, die erste Liebe, die eigene Identitätsfindung, Erwachsenwerden, Freundschaft, Rebellion, Ablösung, Trauer und Selbstfindung. Aber das Buch erzählt auch von einer dunklen Seite, Sam nennt es sein dunkles Summen, das uns die Geschichte eines Jungen erzählt, dessen Mutter krank ist, der seinem arbeitslosen Vater aus dem Weg geht, der anfangs sehr schmächtig und in sich gekehrt ist, keine Freunde hat, und eine Schwester und einen besten Freund, die ihn beide sozusagen „verlassen“ haben. Der Sommer wo etwas beginnt, ist auch der Sommer, wo etwas endet. Nicht nur symbolisch, sondern wahrhaftig. Die Kindheit endet, die Jugend ist da, das Leben fängt nun richtig an, die eigene Freiheit, aber gleichzeitig auch die Düsternis und Dunkelheit, und der Tod. Das Ende überhaupt. Ob das Buch sich trotzdem von anderen Geschichten des Erwachsenwerdens unterscheidet? Definitives JA. Und am Ende darf jeder herausfinden, was Hard Land für ihn bedeutet, was es aussagt, was es mit diesem Buch zu tun hat, was sein Geheimnis ist, und wie man es am besten löst.

    Cover:

    Ein typisches Diogenes Cover, das aber trotzdem mit der Geschichte zu tun hat. Es verkörpert nämlich genau DAS, was im Buch beschrieben wird. Das Alleinsein der Jugend, sich einsam fühlen, aber auch Licht drum herum, das für Hoffnung sorgt, und sagt, dass man in allem Erwachsenwerden dann doch nicht alleine ist. So zumindest meine Interpretation.

    Fazit, und ein sehr langes Gedankenallerlei zum Buch:

    Um es mit den Worten aus Hard Land zu sagen: Dieses Frühjahr war chaotisch katastrophal, aber es war auch das Frühjahr, in dem ich mich in dieses Buch verliebte.

    Sam Turner, einen ganz großen Dank dafür, dass du mich in die Zeit des Jahrs 1985 mitgenommen hast, um mich an deinem Sommer teilhaben zu lassen. Das Buch braucht eine Weile, wirkt in einem nach. Man sollte sich nicht durchhetzen, um es so schnell wie möglich durchzulesen. Und ich gebe zu, die Lektüre des Buches etwas hinausgezögert zu haben, ganz einfach, weil ich etwas länger in der Zeit, der Atmosphäre, und im Zeitgeist der Geschichte gefangen sein wollte. Damit ich ein bisschen länger eintauchen konnte in das Erlebnis Hard Land. Fast sind die Szenerien so intensiv, dass man erstmal blinzeln muss, um wieder in der Realität und im Jetzt zu landen. Also liebes Hard Land. Vielen Dank, dass ich dank dir nochmal jung sein durfte. Also, zumindest ein kleines bisschen jünger, als ich jetzt bin. Ich könnte nicht mal sagen, welche Lieblingsszene ich habe, da sich grandiose Szene an Szene reiht, und das Buch sich somit zu einer einzigen Lieblingsszene von Anfang bis Ende zusammensetzt. Nur dass man in dieser Szene durch alle Emotionen rollt, in ihr weint, lacht, grinst, sich gut und schlecht, hilflos, aber auch berauscht fühlt. Fast fühlt man sich beim Lesen zurückversetzt in eine Zeit, als Mitglied eines Geheimclubs, dessen Ziel es ist, gemeinsam mit den Protagonisten das Geheimnis des Buches zu entschlüsseln, und wenn es dann vollbracht ist, fühlt man sich dazugehörig. Und nach dem Buch fühlt es sich auf einmal einfach nur cool an, die Außenseiterin zu sein, die jeder anstarrt :D

    Die 80er Atmosphäre ist einfach wunderbar eingefangen, und man fühlt sich im Buch wohl und beschützt, wie in einer Blase aus Jugendlichkeit und Freiheit. Und das, obwohl man doch so sehr auch im Buch bedroht wird, und die reale Welt aus Erwachsensein und problematischen Themen versucht, die Blase anzugreifen. Sie schafft es aber nicht, die Blase ganz kaputt zu machen. Und so ist es genau diese Mischung, die im Buch unheimlich gut hinbekommen wurde. Das Gleichgewicht aus Traurigkeit, Problemen, und einer sehnsüchtigen Jugendlichkeit verbunden mit allem, was Freiheit in der Jugend bedeutet. Und das, obwohl die unterschwellige Drohung einer Katastrophe immer da und gegenwärtig ist, etwas womit man sich auseinandersetzen muss: Das eigene Erwachsenwerden, aber auch die eigene Sterblichkeit. Ganz besonders gefallen hat mir das Flair der Kleinstadtatmosphäre, aus einer anderen Zeit. In der die Menschen und Jugendlichen, sich noch auf ganz andere Dinge besonnen haben. Wo es noch keine Überdigitalisierung gab, man sich untereinander mit Menschen beschäftigt hat, und es nicht so viel Ablenkung vom Menschsein gab. Wodurch man sich auch selbst schneller finden konnte, und sich als Mensch nicht verloren hat.

    Die Entwicklung, ja gar Metamorphose, Sams ist so anschaulich geschaffen, dass man sie dauerhaft im Kopf hat. Vom kleinen schüchternen und schmächtigen Kerl, der kaum etwas sagt zum jungen Mann der viel nachdenkt, sich wehrt, und quasi zum Erwachsenwerden gezwungen wird. Man hat tatsächlich immer ein Bild der Wandlung vor Augen, und es wird hier geschafft, dass auch das Benehmen so angepasst ist, dass man immer weiß, was Sache ist, und alles nachvollziehen kann. Ich nenne es einfach mal die Allegorie des Erwachsenwerdens. Die Charaktere behalten durchgängig ihre Individualität. Sie bleiben individuell in ihrem eigenen Selbst, und das, obwohl sie zusammen eine Gruppe ergeben, die mal mehr, und mal weniger zusammenhält, sich aber vor allem versteht. Denn in ihrer Individualität sind sie gar nicht so unterschiedlich, selbst wenn sie so erscheinen. So ist es, wenn Leute aufeinandertreffen, die denken, nichts gemeinsam zu haben, und dann doch merken, mehr gemeinsam zu haben, als offensichtlich ist. Das anfängliche Nichtwissen von Sam erscheint sympathisch, fast wie bei einer Identifikationsfigur, der man sich nahe fühlt, wenn man an seine eigenen Unsicherheiten als Teenager (oder eben heute noch) denkt. Geschrieben mit so viel Wortwitz, der gleichzeitig eine Ehrlichkeit ausstrahlt, der man sich unweigerlich ergeben muss. Die Sehnsucht und Nostalgie nach der eigenen Jugend fließt in jedes Wort und jede Szene mit ein, und die Erlebnisse der eigenen Jugendzeit sind sofort wieder präsent. Man mutiert ein wenig zum 15jährigen Teenager beim Lesen, etwas Zeitloses passiert, mit Feinsinn und Durchblick geschrieben. Getrieben von einer ernsthaften Wahrhaftigkeit, oder einer wahren Ernsthaftigkeit. Man merkt der Seele des Buches an, dass sie manchmal schreien will, es aber nicht tut, und trotzdem erkennt man unter dem Schreibstil, der Humoriges erzählt, das Tiefgründige und fast schon melancholisch anmutende, das in kleinen Nuancen erwähnt wird, die aber eine große Sprengkraft haben. Die Atmosphäre ist sehr dicht gewoben, mit wenigen Worten wurde geschafft, viel zu sagen. Geschrieben mit der Rebellion, des Irrsinns, und mit den Worten, der Stimmung und vor allem der Stimme einer Jugend, die so immer da war, und wohl immer da sein wird. Mit den Selbstzweifeln der Jugend gespickt, in der man so vieles an sich selbst nicht mag.

    Und wichtig! Das Buch ist durchwirkt von Musik, ein Ausflug in die Film- und Musikwelt der 80 er. Und ja…. Als Film – und Musikfreak mag ich auch das Heutige, schaue aber mit Tränen in den Augen auf das Vergangene zurück. Und musste dieses Durchzogene im Buch einfach erwähnen. Denn bei so mancher Musikszene im Buch musste man die Augen schließen ob der Gänsehaut, sie sich auf den eigenen Armen ausgebreitet hat, weil man sie so sehr fühlen konnte. Diese Gänsehaut – oft auch Tränenszenen, gab es natürlich bei Szenen außerhalb der Musik. Die noch eine andere Wirkung hatte. Denn ich gebe zu, dass mein Kopf während der Lektüre des Buches eine einzige 80 er Jahre Diskothek, die nicht nur dafür gesorgt hat, dass ich mit mir selbst getanzt habe (Dancing with myself, ohoooo), sondern auch während der Lektüre. Und das sowohl körperlich, als auch gedanklich, und mit Emotionen voller Freude. Hineingeschmissen wurde ich in einen Wirbel aus Erinnerungen, den Spirit einer anderen Zeit, und den Problemen eines Teenagers, dessen Probleme greifbar und wirklich da waren. Selbst die Einsamkeit und das Alleinsein.

    Ich möchte nicht sagen, dass es etwas völlig Neues ist, eine Geschichte zu lesen, in der sich jugendliche Sonderlinge zusammentun, und den Sommer ihres Lebens und des Erwachsenwerdens spüren, und uns mitnehmen in ihren Gedanken und Gefühlen. Doch das ist nun mal ein Merkmal des Coming of Age Genres. Aber erstens ist jede einzelne Geschichte des Erwachsenwerdens so individuell und einzigartig wie jeder Mensch selbst. Und zweitens schafft es die bildhafte Sprache einfach eine Atmosphäre zu schaffen, die einen traurig und niedergeschlagen, aber gleichzeitig auch fröhlich sentimental, und gar schmunzelnd zurücklässt. Und von dieser Atmosphäre lebt das Buch. Deswegen ist das Erwähnen von den „Geschichten und Büchern meiner Jugend“ auch nicht als Kritik gemeint, weil andere Geschichten ihre ganz eigene Individualität haben. Genau wie dieses Werk. Und erwähnen muss ich wenigstens Filme wie „The Breakfast Club“, „Stand by me“ oder sogar „ES“ u.v.m. In genau diesem Zeitgeist der Filme, der Bücher, der Geschichten, die sich mit dem Erwachsenwerden, da spielt sich auch Hard Land ab. Es zeigt uns etwas auf, dass es heute gibt, und immer gegeben hat, nämlich die Wandlung vom Kind zum Erwachsenen, und das Erkennen, dass die Zeit der Kindheit unweigerlich vorbei ist, aber man auch noch nicht ganz ein richtiger Erwachsener ist. Diese Zeit des Zwielichtes zwischen Kindheit und Erwachsensein, die ist magisch. Und zwar für jeden einzelnen Menschen. Und natürlich hat jede Zeit ihren Reiz. Jugendliche der 60 er z.B. werden genau diese Zeit lieben, und sich nach ihrer Zeit des Aufbruchs sehnen. Und somit regt das Buch nicht nur zum Nachdenken an. Man kommt als Leser in eine Welle aus tiefer Traurigkeit, die bricht, sich dann zurückzieht mit dem Gefühl der Sentimentalität und Sehnsucht nach der Leichtigkeit der Jugend. Beides wechselt sich ab. Wir haben keinen leichten Jugendroman, der nichtssagend vor sich hinplätschert vor uns. Und trotzdem einen Roman über die Jugend. Beides im Zusammenspiel dessen, was man wohl Leben nennt. Da wären Themen wie die eigene Jugend, und ihre Vergänglichkeit, die Vergänglichkeit des Seins, das Leben, der Tod. Das aus sich rauskommen. Aber auch das Kind bleiben, das jugendlich-sein, und der Geist der Dinge, die man als Jugendlicher tut, ausprobieren will, und es dann auch macht. Und es geht auch irgendwie um ein Nichtvergessen einer schönen, aber auch schrecklichen Zeit, die einen prägt. Dieses Buch lebt von seiner einmaligen Zeitatmosphäre, den gelebten Gefühlen und Gedanken.

    Entgegen dem ersten Eindruck strahlt das Buch dann doch nicht den Geist des Gefangenseins in einer Kleinstadt aus, sondern eher den der Freiheit. Selbst wenn das Gefängnis auch als Krankheit in der Familie, Alleinsein, oder das Gefangensein in der eigenen Unsicherheit wiedergespiegelt wird, aus der man ausbricht. Und es hat beim Lesen auch nicht wirklich lange gedauert, bis es szenisch als Geschichte so atmosphärisch und bildhaft beschrieben wurde, dass bei einigen Szenen eben jene Gänsehaut kam. Diese Momente kommen plötzlich, sind ohne Sicherheitsnetz einfach da, und sind deswegen umso intensiver, um sich fallen zu lassen. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, die einen nach dem Lesen wehmütig zurücklässt. Als der Sommer noch aus Mix-Tapes, Cornetto-Eis, Rollschuhen, dem Computerspiel Defender und Vokuhilas bestand. Ich sage gerne, dass dieses Buch mir Erinnerungen an eine Zeit gibt, in der ich kein Teenager war, und es trotzdem alles nachempfinden kann, jeden Augenblick miterlebe, und mich erinnere (was ja schon was heißen will). Es war eine Zeit ohne Ablenkungen der Technisierung, in der es zwar die Anfänge dessen gab, diese aber auf Basis heutiger Sicht natürlich nicht alles bedeutet haben. Man hat seine Freizeit einfach mit den Menschen um sich herum verbracht, und sich mit ihnen beschäftigt, hat Fotos und Bilder noch als Erinnerung gesehen, und nicht wie oftmals heutzutage, als Selbstdarstellung eines Selbst. Und dann ist das Buch natürlich noch durchzogen von Weisheiten über das Leben, die direkt aus der Seele kommen, und nicht nur einfach dahingesagt sind.

    Als schüchternes Teenagermädchen, das in sich gekehrt war (und wahrscheinlich immer noch ist), und das Alleinsein kennt, ist der Roman eine kleine Offenbarung, und zeigt auf, dass man nicht alleine ist in seinem Alleinsein. Und dass die Einsamkeit nur eine kleine Zeitebene ist, die nicht ewig dauert. Und somit ist das Ganze eine Symphonie aus melancholischen Sehnsuchtserinnerungen, die gleichzeitig Trauer in sich bergen. Ein Zusammenspiel, das ungewohnt gut zusammenpasst, und einen in jede Emotion und Gefühlsregung mit hineinzieht. Denn gleichzeitig strahlt das Buch aus, dass man manchmal aus seiner Sicherheit herauskommen muss, um die Unsicherheit zu überwinden, und dann etwas mehr Sicherheiz zu empfinden, mitten in einer Gruppe, die einem Sicherheit bietet. Und dann spürt man auf einmal das Leben, in diesem Buch zwischen Leben und Tod. Und man ist zerrissen. Nicht aufgrund von Wahnsinn, sondern weil man dieses Bittersüße einer ersten Liebe spürt, gepaart mit der Erkenntnis, die uns vor eine Wand aus Realität stellt. Und das zerreißt eben. Alles im Leben hat seine Zeit, und man muss auch genau zu dieser Zeit das dazu passende Leben durchmachen.

    Am Ende erkennt man, dass man mit all seiner Einsamkeit, seinen verwirrenden Gefühlen, aber auch dem jugendlichen Drang nach Freiheit nicht alleine ist. Denn irgendwie muss wohl jeder durch sein eigenes „Hard Land“, um erwachsen zu werden. Aber auch, um sich zeit des Lebens seine Jugendlichkeit ein wenig zu bewahren. Darin sind sich viele Menschen gar nicht so ungleich :D. Das Buch führt und bringt, ja, entführt uns sogar, in den Wiederhall einer Zeit, in der Küsse und Erfahrungen noch nicht inflationär waren, in der erste Küsse, erste Partys, erster Herzschmerz noch besonders waren. Erster schmerzlicher Verlust noch für immer unvergessen und präsent war. Eine Zeit, in der man den Moment einfach erlebt hat, ohne sich vorher Sorgen zu machen, wie Dinge bei anderen ankommen, wobei das natürlich auch nicht ganz stimmt. Aber es war freier, weil man nicht jederzeit darauf achten musste, sich selbst darzustellen, um Dinge von sich in den sozialen Medien preiszugeben. Ja, irgendwie wird nicht nur das Zeitgefühl, sondern auch das Gefühl einer ganzen Generation rübergebracht und fühlbar gemacht, weil tanzend, springend, sich gehen lassend, die Jugend genießend, mit einem Gefühl von Freiheit und Sorglosigkeit. Und in all dieser Zwielichtatmosphäre zwischen Trauer und Euphorie, da gibt es Stellen, die grenzen an einer solch wundervollen Situationskomik, dass es einen immer wieder zum Schmunzeln bringt. Das sind die Teile der Geschichte, die in einem Humor geschrieben sind, der nicht zu übermäßigem Lachen anregt, sondern melancholisch darauf hinweist, dass man selbst solche Zeiten erlebt hat, und mit Sehnsucht, und eben einem Grinsen, darauf zurückblickt, und sich irgendwie selbst in der Situation wiedererkennt. Und am Ende wird einem klar, dass jeder Mensch seine eigene Geschichte hat. Seine eigene Jugend, sein eigenes Erwachsenwerden. Und dass wir uns doch nicht so sehr darin unterscheiden. Die Geschichten mögen anders sein, aber das Menschsein in ihnen ähnelt sich doch sehr. Also lest am besten dieses Buch, hört euch danach die Playlist an…. und tanzt…… am besten mit euch selbst :). Und in dem Wissen, dass jeder in seiner Jugend irgendwelche Kirsties, Hightowers, Camerons, oder auch Chucks um sich hatte. Wenn vielleicht auch in ganz anderer Form, und natürlich mit anderen Namen.

    Heutiges Rezensionslied? Irgendwie tanzt im Video dazu ja auch jeder für sich selbst, und doch keiner allein. Vielleicht ist das auch ein bisschen die Aussage des Buches. Alle tanzen allein für sich, und doch tanzt man zusammen. Und irgendwie ist es trotzdem am Ende auch so, dass man mit Sam, Kirstie, Cameron und Hightower befreundet IST. Außerdem gehört das Lied ins Jahr 1985, und zu einem Film, der im Buch erwähnt wird:

    „We are not alone. You'll find out when your cover's blown. There'll be somebody there to break your fall.
    We are not alone. 'Cause when you cut down to the bone. We're really not so different after all, after all. We're not alone.“
    The Story of a Love Song Vi Keeland
    The Story of a Love Song (Buch)
    06.04.2021

    Das Buch, das uns die Geschichte, der Geschichte von einem Lied erzählt :D

    The Story of a Love Song von Vi Keeland und Penelope Ward

    Lieder und Musik. Seufz. Sind sie nicht einfach das Tollste, das unsere Welt hervorbringt? Nun ja. Zusammen mit Büchern und Texten natürlich. Und doch muss ich immer wieder sagen, dass die beiden Dinge sich gar nicht so sehr unterscheiden. Wir lesen Bücher, die Worte, und nehmen die Geschichten in uns auf, erleben sie mit. Und bei Liedern, zumindest bei den wirklich tollen, ist das doch genauso. Sie alle erzählen uns Geschichten, die der Komponist, sozusagen der Autor des Liedes, entweder erlebt, oder davon gehört hat. Sie sind also durchzogen mit Fantasie, oder eigenen Erlebnissen. Zeugen von Gefühlen der Wut, des Hasses, der Enttäuschung, der Freude, der Aggression, der Leichtigkeit, und natürlich der Liebe. Manchmal der Verliebtheit, manchmal der alles überdauernden oder leidenschaftlich losgelassenen Liebe. Und ja, somit gibt es für jede Situation, die man selbst erlebt, ein Lied, in dem ein anderer dieselbe oder eine ähnliche Situation erlebt hat, und diese Situation in einer vertonten Geschichte für die Welt hinterlassen hat. Damit wir sie uns anhören, und die Geschichte des Liedes kennen. Dieser Meinung war ich ja schon immer, wohl aufgrund meiner musikalischen Kindheit. Habt ihr euch nicht schon immer gefragt, was hinter bestimmten Liedern steckt? Ob der Song alleine geschrieben wurde, oder gemeinsam? Ob Alkohol im Spiel war, oder sonst was? Ob er in einem Keller, oder auf einer wunderschönen Terrasse in der Sonne geschrieben wurde, man gerade Liebeskummer hatte, oder jemanden mit dem Lied einfach nur zum Teufel schicken wollte? Natürlich sind Liedtexte auch immer Ausdruck des Menschen an sich, der sie schreibt. Denn die einen Menschen reagieren auf bestimmte Dinge mit Weltschmerz und Trauer, die anderen mit Wut oder Aggression. Es hängt immer vom Schreiber, und seiner momentanen Gemütsfassung ab, was für ein Lied dabei herauskommt. Das ist die Überraschung. Warum ich das alles schreibe? Nun ja. Zum einen wollte ich das schon immer mal loswerden, und der Welt verkünden :D. Zum anderen ist es natürlich irgendwie logisch, einen Text so einzuleiten, der sich mit einem Buch beschäftigt, das wohl irgendwas mit der Story eines Liebesliedes zu tun hat. Und das hat es diesmal tatsächlich. Lest also nun die Geschichte, die das BUCH erzählt, das euch eine Geschichte über ein Lied erzählt, das eine Geschichte wiedergibt. Alles klar soweit?! :D

    Die Geschichte im Buch:

    Luca und Griffin verbindet eine Brieffreundschaft seit Kindheitstagen. Er lebt in England, sie in Amerika. Trotz der weiten Entfernung, und einem Ozean zwischen ihnen, werden ihre Briefe im Laufe der Jahre immer einfühlsamer, bedeutsamer, intimer. Die beiden kommen sich dadurch näher, vertrauen sich alles an, sehen sich aber nie. Doch eines Tages, mitten in der Jugendphase der beiden, bricht Luca den Kontakt ab, ohne dass Griff weiß, warum. Grund ist ein katastrophales Erlebnis in Lucas Leben, welches bei ihr Ängste auslöst, so dass sie danach mit Therapien leben muss, und sich kaum noch aus ihrem Haus traut. Doch das Schicksal will es anders, und so flattert bei Luca eines Tages, nach einigen Jahren, ein Brief von Griffin ins Haus, der einfach nur seine Wut nochmal loswerden will, dass Luca ihn vor Jahren sozusagen hat fallenlassen. Was er nicht weiß? Was Luca geschehen ist, und wie es um ihren Gemütszustand steht. Was sie nicht weiß? Dass Griffin, der schon damals als Junge die Musik geliebt hat, mittlerweile zu einem der bekanntesten Rockstars der Welt geworden ist. Da beide ihr Aussehen nicht kennen, und unter anderem Namen die Briefe schrieben, können sie also nun in ihren Briefen sie selbst sein. Dabei kann einer verheimlichen WER er ist, und jemand WIE er ist. Und trotzdem will Luca nun mehr, nämlich Griffin endlich kennenlernen, und zwar in echt. Doch wie soll das gehen, wenn einer ein Leben in der Öffentlichkeit führt, und die andere ein einsames zurückgezogenes Leben mit Angststörungen? DAS….. dürft ihr dann selber herausfinden :)

    Cover:

    Ich habe das Cover von Anfang an geliebt. Nicht nur, weil es darauf hinweist, dass es eine typische Rockstargeschichte sein könnte, sondern auch, weil es mit der Verbindung des Titels sagt, dass es nicht unbedingt um den Rockstar und sein Leben gehen muss, sondern eher darum, was den Rockstar dazu treibt, ein bestimmtes Lied zu schreiben. Und DAS ist somit viel mehr als eine einfache Rockstargeschichte. Hinter dem Cover verbirgt sich also viel mehr.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Wem wir in unserer Welt vertrauen, und zu wem wir ein unüberwindbares Vertrauensverhältnis aufbauen, das geschieht manchmal per Zufall, und manchmal vielleicht ein wenig durch Schicksal. Wenn ich nun sage, dass ich jemandem vertraue, den ich noch nie in meinem Leben gesehen habe, und zwar mehr, als den Menschen, die täglich um mich herum sind, dann würde ich wohl erstmal schiefe Blicke zugeworfen bekommen. Blicke die sagen, dass man vorsichtig sein soll, dass man doch jemanden, den man noch nie gesehen hat, nicht kennen kann, und ihm erst recht nichts anvertrauen sollte. Dass das sicher eine Falle ist, ein Trick, und uns dieser Mensch nur böse will. Dass es naiv ist zu glauben, derjenige könnte sogar über geschriebenen Kontakt Gefühle aufbauen. Und trotzdem denke ich, es ist nicht unmöglich, dass ein Mensch für einen der wichtigste im Leben werden kann, selbst wenn man ihn noch nicht von Angesicht zu Angesicht gesehen hat. Verbirgt sich hinter Buchstaben, die ehrlich sind, denn weniger, nur, weil der Mensch einen nicht körperlich berührt, aber wohl im Herzen? Und müssten nicht gerade wir Lesenden es verstehen, dass geschriebenes Wort, auch in anderer Form, eben doch Gefühle in uns auslösen kann? Könnte man sich also in einen Brieffreund verlieben? Das habe ich mich die ganze Zeit gefragt. Und ich muss sagen: Luca und Griffin fühlen sich beim Lesen zusammengehörig und sich gegenseitig zugehörig an, wie eine Einheit, oder wie zwei Seiten einer Medaille, die sich jeweils ergänzen im Gegenteiligen und sich unterstützen. Ihr wisst doch, dass Charaktere mir im Buch immer am meisten bedeuten. Es wird hier geschafft, Luca und Griffin in jeder Altersstufe so darzustellen, dass es zum Alter, und zu jedem Lebensabschnitt passt, und dass man später als Erwachsene dann aber auch noch erkennt, dass es sich um die Jugendlichen und Kinder von früher handelt, weil ihr Kern, ihr Inneres, und ihre Essenz geblieben und noch da ist. Nur die Themen der Briefe haben sich eben geändert, und werden erwachsener, intimer, wenngleich man auch immer Hauch der Jugend darin erkennt.

    Wenn ich einen Liebesroman lese, dann muss ich die Liebe zwischen den sich liebenden Figuren auch spüren, die Chemie muss da sein, fühlbar, und das wurde hier geschafft. Auch die Vertrautheit die sich aufbaut, oder gar schon da ist aufgrund der Vorgeschichte, ist zu spüren. Die Protagonisten müssen eine Einheit sein, ein Team, dass es gegen jede Widrigkeit aufnimmt, und zwar zusammen. Die Geschichte beinhaltet LIEBE und Vertrauen, das sogar in Massen. Und man erkennt die Verbindung der Protagonisten. Luca und Griffin sind beide auf ihre Art alleine. Luca wegen ihrer Angststörungen, und Griffin, weil alle in ihm nur den Rockstar Cole Archer sehen. Doch wenn man die beiden zusammen erlebt, dann sind sie jeweils für sich, nicht mehr nur nicht mehr alleine, sondern fast als die gemeinte Einheit zu sehen. Etwas Funktionierendes. Menschen, die sich lieben, und vor allem Verständnis füreinander aufbringen. Ich mag diese Mischung, weil ich einfach die Sicherheit mag, die der Roman ausstrahlt. Dass es wenigstens einen Menschen auf dieser Welt gibt, auf den man sich verlassen kann. Und das ist schön zu lesen. Für mich ist das Ganze auch nicht kitschig. In diese Sparte passen die beiden Protagonisten auch gar nicht. Und trotzdem fühlt man beim Lesen die Emotionen und Gefühle der beiden. Tatsächlich war ich vorher skeptisch, ob die Lektüre es schaffen wird, alles authentisch rüberzubringen. Aber aus meiner Sicht wurde das hier wirklich geschafft. Und das nicht nur in Bezug auf die Angststörungen von Luca als Thematik, sondern auch, dass man sich wohl über Schwierigkeiten hinwegsetzen muss, wenn sie dem eigenen Glück im Weg stehen. Das Hauptaugenmerk liegt im Buch nicht auf dem Lied an sich. Es greift viele Themen auf, wie natürlich die Angststörungen von Luca. Diese nehmen viel Platz ein, weil sie eben nun mal das Leben eines Menschen sehr beeinflussen. Zum anderen haben wir die Freundschaft, die immer tiefer wird, und sich von einer einfachen Brieffreundschaft wandelt zu etwas, das man beinahe schon als wichtigsten Menschen der Welt beschreiben kann. Was mir ebenfalls gefallen hat, das war die Darstellung der Situationen am Anfang. Griffin als Rockstar hatte beinahe schon panische Angst, Luca sein wahres Ich zu zeigen, seinen wahren Namen zu verraten, aus Angst, sie zu verlieren. Was auch eine gewisse Angst ist. Und Luca, die seit 8 Jahren mit Angstattacken lebt, und mit Panikstörungen dazu, war auf einmal so mutig, sich Griffin zu zeigen. Und zwar in echt und damit der Realität. Der Schritt hat mich überrascht, und ich fand ihn wirklich schön, dass er von der Autorin aufgegriffen wurde. Lernt man so von beiden Seiten eine andere kennen, als die, die man anfänglich vermuten mag. Und dazu noch eine andere Schublade, als die, in die man sie automatisch steckt, wenn man „Rockstar“ und „Mädchen mit Angststörungen“ liest. Denn auch hier habe ich das Gefühl, dass die Welt manche Dinge, die sie nicht sehen kann, einfach nicht akzeptiert, oder wahrhaben will. Griffin ist kein Bad Boy Rockstar, den man im Zaum halten muss. Bei ihm fühlt man sich sicher. Und das war tatsächlich mal einfach angenehm zu lesen. Kein Bad Boy Gehabe, kein riesiger Herzschmerz, sondern einfaches Wohlfühlen und sich in Sicherheit wiegen. Kann ja auch gerne mal sein, in einer so unsicheren Welt, wie unserer Realität.

    Wundervoll fand ich, dass Menschen mit Angststörungen hier nicht als wimmernde, immer und überall weinende und schwache Menschen dargestellt werden, sondern auch mutig und selbstbewusst sein können, trotz ihrer Krankheit. Die meisten Menschen verstehen das nicht, verstehen die Krankheit nicht, verstehen Angststörungen nicht, und sind oft abwertend den Menschen gegenüber, die zugeben, diese zu haben, weil es als Makel angesehen wird. Deshalb ist das Buch super, um offenzulegen, wie so etwas funktioniert, und schon allein deswegen würde ich mir wünschen, dass es mehr Menschen wahrnehmen, und auch versuchen zu verstehen. Lasst euch das gesagt sein, von einem der Menschen, der im Vorsatz, der Widmung des Buches, erwähnt wird ;) (was das bedeutet, müsst ihr aber selbst herausfinden. Traut euch ruhig, und habt keine Angst :)). Denn Menschen mit Angststörungen bestehen nicht nur aus ihrer Angst, sondern dahinter verbirgt sich auch noch ein Mensch, den man eher wahrnehmen sollte, als ihn nur auf seine Angst zu reduzieren. Denn man ist so viel mehr als seine Angst. Das nur am Rande. Was mir am Buch ungemein gefällt ist, dass es die Realität nicht schönt. Wir haben nicht nur puderig rosarote Zeiten, die kitschig wirken, und in denen alles gut ist, aber wir haben auch nicht das Dauerdrama einer Geschichte, die uns runterzieht. Es ist eine Mischung aus beidem, zwischen Hoffnung, sich verlieren, oder zueinanderstehen. Luca mit ihren Angststörungen, die auch offen gezeigt werden, und nicht verschönt dargestellt sind. Und auch, wenn zum Beispiel in meiner Realität kein Rockstar auftaucht, wieso eigentlich?! :(, so ist es trotzdem eine Mischung aus Rockstargeschichte und Liebesgeschichte, hinter der sich aber die Realität dessen verbirgt, was sowohl Luca als auch Griffin sind. Nämlich Menschen, mit all ihren Facetten, und Tagesformen. Menschen die sich dafür entschieden haben Musik zu machen, und berühmt geworden sind, und Menschen, die wegen einer Tragödie unter Angstattacken leiden. Und ganz besonders gefällt mir die Denkanregung ob wir etwas fallen lassen, es vergessen sollten, nur, weil es schwierig ist, oder ob wir uns für dieses Ziel durch die Probleme kämpfen sollen, weil das Ziel es wert ist, auch Entbehrungen und schlechtere Zeiten neben den guten zu akzeptieren. Sprich: Will ich mit einem Menschen zusammen sein, weil ich ihn so sehr liebe, dass ich auch die dunkle Seite in seinem Leben akzeptiere, oder liebe ich nur die lichten Seiten an und mit ihm, und lasse ihn fallen, stoße ihn weg, sobald die Dunkelheit kommt?

    Ich mag unheimlich das Buchgleichgewicht, die Verknüpfung, aus Humor und Ernsthaftigkeit, dass man nicht in tiefer Depression versinkt, die Thematik aber auch nicht als nichtiges und unleidliches Thema unter den Teppich kehrt, und erkennt, dass Menschen mit Angststörungen ebenso auch Witze machen können, oder fröhlich sind. Und sich sogar öffnen können. Wenn sie eben…..vertrauen. Was wohl das Wichtigste ist. Ein Halt, ein Mensch, der ein Anker ist in all der Unsicherheit und Angst der Welt. Und ich finde es ebenfalls toll, dass dieser Mensch, dieser Anker für Luca, Griffin ist, auch wenn sie ihn (anfänglich) nie gesehen hat. Die Mischung aus nicht vorhandener Körperlichkeit, und sich jemandem doch nahe fühlen, finde ich wahnsinnig gut gelungen. Denn das sagt ja andersrum auch aus, dass man sich durchaus in jemanden verlieben kann, von dem man nur Worte kennt, und sich nicht verliebt aufgrund dessen, dass er zwar ein blöder Mensch ist, aber unheimlich toll aussieht. Das hat eine gewisse Tiefgründigkeit. Und auch wenn man im Heute aufpassen muss, nicht an einen Betrüger zu geraten, so gefällt mir die Aussage an sich eben. Ich kann ja auch nichts dafür. Leute, das ist irgendwie romantisch, kommt schon (ich sehe schon die Augenroller, wie sie sagen: „…..und unglaublich naiv und gefährlich und doof..“ :D).

    Und es hat wirklich gutgetan, dass die Charaktere minimiert waren auf Luca, Griffin, und den Doc, Lucas psychologische Betreuung, aber viel mehr noch Freund und Vaterfigur. Das hat das Ganze nicht nur intimer gemacht, sondern die Welt des Buches auch ein wenig schrumpfen lassen, so dass sich jeder ein wenig fühlen konnte wie ein Mensch, dessen Welt durch seine Ängste so sehr schrumpft, dass er sich entweder in seiner Wohnung vergräbt, oder die Angst ihn so sehr in Beschlag nimmt, dass er nichts Anderes mehr sieht, als genau diese. Auch kein Leben außerhalb mehr. Symbolisch gesehen fand ich das Buch also toll. Und trotzdem braucht man keine Angst zu haben, dass es einen erdrückt, einem keinen Freiraum bietet, und man sich irgendwie beengt oder gefangen durch dieses Minimale und Kleine fühlt, hier in Form der wirklichen Verbundenheit von zwei Personen, die wir die ganze Zeit begleiten dürfen. Beim Lachen, Weinen, verzweifeln, Flirten, lieben, sich austauschen, und beim restlichen ganz GROßEN Spektrum dessen, was man Leben, und miteinander leben wollen, nennt, haben wir nämlich Griffin als Ausgleich. Die Intimität fokussiert sich auf Luca und Griffin, sie ist präsent. Und da sind diese Momente, als wären sie die beiden einzigen Menschen auf der Welt. Gefangen in ihrem eigenen Mikrokosmos aus Liebe, Vertrauen und Sicherheit. Der Mikrokosmos von Griffin und Luca, außerhalb der Scheinwelt von Griffins Rockstarleben. Gelebt hat der Roman, wie so oft bei Liebesgeschichten, von seinen Figuren. Und die haben mir ziemlich gut gefallen. Ebenso mag ich dieses Minimale, das Zusammensinken der Welt von Griffin und Luca aufeinander, so dass man während des Lesens meint, man könne die Atmosphäre zwischen den beiden greifen. Was man als Leser auch irgendwie tut. Denn man fühlt sich wie eingesogen in die Stimmung des Romans.

    Das Ganze ist eine Mischung, ein Zusammenschluss, aus zwei Menschen, die sich zum einen in – und auswendig kennen, alles voneinander geteilt haben, und ihre tiefsten Geheimnisse und Emotionen kennen, auf der anderen Seite sich aber auch neu kennenlernen müssen. Luca wurde glaubhaft dargestellt, ohne Frage. Und auch Griffin habe ich den Rockstar abgenommen. Und vielleicht, aber auch nur vielleicht, ist Griffin seit Langem mal wieder einer der Protagonisten, bei dem man seufzend und träumend vor dem Buch sitzt, und ihn sich in die Realität wünscht (also nicht, dass ich das täte, hüsterchen :D). Hier wurde alles in den Buchtopf geworfen, was ich an Zutaten liebe, wurde liebevoll zubereitet und angerichtet. Die Darstellung hat mir gefallen. Rockstars sind nicht immer Arschlöcher die alle ins Bett bekommen wollen, und Menschen mit Angststörungen sind nicht immer verrückt, nur, weil sie sich etwas anders benehmen, als die Normalität.

    Warum ich dem Buch also meine 5 Sterne gegeben habe? Ich denke die Thematik und der Umgang mit dem Thema Angststörungen war ausschlaggebend, dass die Protagonistin mal völlig anders war, und somit vielleicht denen Mut macht, die ebenfalls darunter leiden, und sich nicht trauen, sich zu offenbaren. Und vielleicht fand ich es auch einfach toll, wie Griffin dafür gekämpft hat, DASS diese Beziehung funktionieren kann. Denn einfach ist das nicht. Und dann gibt es in der Realität viele Menschen, die sich von einem abwenden, wenn sie solche Dinge erfahren. Das Buch hat mich also nicht nur angesprochen, sondern auch zum Nachdenken angeregt. Es geht nämlich im Buch auch darum, über sich selbst, über seine Ängste hinauszuwachsen, und über den eigenen Schatten zu springen, der aus Ängsten und Panik besteht, und zu verstehen, dass es etwas gibt, dessen Verlust schlimmer wäre als all diese Ängste zusammen. Dazu gehören bedingungsloses Vertrauen und schonungslose Wahrheiten, selbst wenn sie Dinge verkomplizieren. Und was soll ich sagen?! Mir imponiert die Vehemenz, mit der Griffin an etwas festhält, nämlich an Luca, das alle anderen als etwas ansehen würden, das nie funktionieren kann, und dass er sie nicht austauscht, sich kümmert. WEGEN der verschiedenen Welten, WEGEN Lucas Angststörungen, WEIL sie sich beide kaum in der Realität kennengelernt haben…. Sich DAFÜR aber gegenseitig besser kennen, als alle anderen, durch die Briefe. Wir sehen zwei Arten eines komplizierten Lebens. Eines im Rückzug, und eines in voller Öffentlichkeit und Präsenz. Zurückgezogen und Menschen meidend, und im Rampenlicht stehend.

    Und wenn man alle möglichen Ängste in sich hat, dann ist es ganz wichtig, ein sicheres Zuhause zu haben, oder immerhin einen Ort, an dem man sich sicher fühlt. Bei vielen ist das dann ihr Zuhause, dort wo man allein sein kann, sich einsperrt vor der grausamen Welt. Doch was hier gelungen ist, und was man merkt, ist, wie eine Wandlung entsteht, und wie ein Mensch für einen anderen zum Zuhause wird. Und das nicht nur für Luca, sondern auch für Griffin. Denn dessen Rockstarleben besteht auch nicht gerade aus Beständigkeit, etwas Gefestigtem und Vertrauen. Selbst sichere Häfen, die uns Schutz bieten, und sich Zuhause nennen, können plötzlich leer erscheinen, wenn der Schutz einer Person fehlt, die unser Zuhause ist.

    Und das heutige Rezensionslied? Wenn wir schon bei den Geschichten sind, die sich hinter den Songs verstecken, dann fällt mir hier und heute eines ein, welches sogar so heißt. Love Song. Ihr dürft es euch gerne anhören, und euch dazu eure eigene Geschichte ausdenken :):

    „Whenever I'm alone with you, you make me feel, like I am home again. Whenever I'm alone with you, you make me feel, like I am whole again. Whenever I'm alone with you, you make me feel, like I am young again. Whenever I'm alone with you, you make me feel, like I am fun again.

    However far away, I will always love you. However long I stay, I will always love you. Whatever words I say, I will always love you.“





















    Wallat, A: Dolce Vesuvio. Ein Italien-Roman. Wallat, A: Dolce Vesuvio. Ein Italien-Roman. (Buch)
    29.03.2021

    Willkommen im Pompeji der Gegenwart, und gleichzeitig der Vergangenheit.

    Dolce Vesuvio von Astrida Wallat

    Jüngst war ich in Italien. Genauer gesagt in Pompeji. Ich streifte durch die antiken Anlagen, nahm die Gerüche, Geräusche, und das Leben um mich herum wahr, und auch auf. In dieser Stadt, in der alles Leben vernichtet wurde, und in der heute doch so viel Leben sprießt. Ich habe die Atmosphäre des Landes und der Landschaft eingesaugt. Bin durch Geschichte gewandelt. Und habe teilgenommen an einem Alltag von Menschen, deren Leben so schnell ausgelöscht und unvorbereitet beendet wurde. Ich wurde Zeuge der letzten Sekunden im Leben von Menschen, die nur kurze Zeit später unter Lavagestein vergraben wurden, an giftigen Dämpfen erstickten, oder in heißer Lava verbrannten. Und trotzdem sah ich das Leben, das sie vorher führten, weil just diese Gegebenheiten des Vulkans dafür sorgten, alles zu konservieren, und zwar genau im Moment des Todes, der Zerstörung, und der letzten Lebensaugenblicke. Somit bekamen wir Menschen einen Einblick, der auf der Welt wohl einmalig ist. Einblicke in ein Leben vor fast 2000 Jahren, ohne Verfall. So wie es eben zur damaligen Zeit war. Ihr glaubt mir nicht? Nun gut. Ich muss zugeben, dass ich natürlich nicht körperlich in Pompeji stand (was wahrscheinlich momentan auch gar nicht sooooo wirklich möglich ist), aber das vorliegende Buch mich gedanklich genau an Ort und Stelle versetzt hat. Dazu nun mehr.

    Die Geschichte, konserviert im Buch, um sie uns zu erzählen:

    Carlotta, auch Lollo, oder manchmal gar von einem unverschämten Kommilitonen, wegen ihrer Locken, Salatkopf genannt, ist Archäologiestudentin, und bekommt die Möglichkeit, zu ihrer theoretischen Erfahrung nun auch Feldforschungserfahrung zu bekommen. Doch wie es das Schicksal so will, soll diese Erfahrung im antiken Pompeji gemacht werden. Und ist das nicht gut? Doch, natürlich ist es das. Italien. Dolce Vita! Moment mal….. da ist ja nur diese Sache, dass Lollos Mutter seit jeher eine Abneigung gegen Capri hat (warum das denn eigentlich?!). Aber auf die Mutter muss man ja eigentlich nicht hören, wenn man etwas wirklich will. Und dann schlägt das Schicksal nochmal zu, und schickt ihr ausgerechnet jenen unverschämten Kommilitonen mit in die Nähe Neapels, da dieser als Jahrgangsbester die Assistenz der Grabungsleitung übernehmen darf. Ausgerechnet Alessandro, der selbst Italiener ist, und mit seinem Charme zu spielen weiß. Zumindest bei allen anderen Frauen. Wie die beiden miteinander auskommen, ob Lollo ihn erträgt, was sie in Pompeji ausgraben, wie man italienische Lebensfreude erlebt, welche Personen noch mit Einzug halten, und warum Lollos Mutter Capri so gar nicht mag, aber vielleicht dann doch….. das ist die Geschichte, die ihr selbst ausgraben dürft, und die in einem kleinen Vulkanausbruch der Gefühle endet.

    Cover:

    Locker, sonnig, und mit Bild des Vesuvs, merkt man, dass man einen Italien Roman vor sich hat, der gleich gute Laune macht. Mir gefällt das Cover auf alle Fälle. Vielleicht auch, weil es an Zitronen, Sonne, und damit Sommer erinnert.

    Fazit und Gedanken:

    Dolce Vesuvio als Titel sagt so viel aus. Die Süße des Vesuvs, der für einige Menschen so bitter war, der Leben vernichtet hat, aber irgendwie auch wieder welches hervorgebracht hat in Form von einer wachsenden Natur. Kommt schon. Sowas kann man leicht als Symbolik für Erneuerung und Neuanfang sehen. Und vielleicht, aber nur vielleicht, ist das genau das, was unsere Titelheldin Lollo braucht. Neue Erkenntnisse, neue Sinneseindrücke. Und vielleicht muss manchmal erst ein Vulkan ausbrechen, und altes Leben vernichten, um etwas völlig Neues zu gestalten. Wie ein Leben, oder eben eine Landschaft. Die Geschichte ist zeitlos, genauso wie die Liebe, und das Leben, und diese beiden Dinge begleiten uns dann auch über die Jahrtausende hinweg, in verschiedenen Formen. Es ist keine reine Liebesgeschichte, so wie wir sie kennen. Aber es ist definitiv eine Geschichte über die Liebe. Und diese kann so viele Formen haben. Sie kann verborgen sein, oder erst ausgegraben werden. Im Stillen wachsen, oder ganz laut. Heimlich stattfinden, enttäuschen. Beim einen richtig sein, beim anderen falsch. Oder aus Vernunftgründen stattfinden. Alles in allem entscheiden unsere Liebesentscheidungen auch unsere Zukunft. Und auch darum geht es im Roman. Ein Roman über die Liebe zu Menschen, zu Italien, zum Vesuv, der Vergangenheit, oder einfach zu alten Ausgrabungen, und den Geheimnissen, welche sich darin verbergen. Und dann handelt das Buch natürlich noch von den Beziehungen, die wir aus Liebe eingehen, die wir eingehen, weil es unsere Pflicht ist, die wir eingehen weil…… das wissen wir selbst manchmal nicht..... die wir eingehen, obwohl wir wissen, dass es ein Fehler ist, die wir eingehen aus Liebe, aus Gewohnheit, und die wir eingehen, trotz, dass wir andere immer noch lieben und sie nicht vergessen können, und dass uns das Leben, oder manchmal die Vergangenheit, zuflüstert, was in Sachen Liebe für unser Leben richtig ist. Diese Konstellationen im Buch gefallen mir, weil sie so bunt durchgemischt sind, wie es nur das Leben schreiben kann. Und dieses Feiern des Lebens wird uns ganz bewusst, als uns im Buch der Spiegel dessen vorgehalten wird, was das Gegenteil des Lebens ist. Nämlich eine Katastrophe, die den Tod bedeutet, einen mitten im Leben ereilt. Und da wird einem klar, oder in diesem Moment spricht das Buch zu uns, dass das Leben zu kurz ist, um falsche Entscheidungen zu treffen, zu kurz um mit den falschen Menschen das Leben zu verbringen, zu kurz um nicht jeden Tag zu nutzen. Kann uns doch jeden Tag eine Katastrophe ereilen. Und auch wenn es kein Vulkanausbruch ist, so kann diese ähnlich explosiv in unser Leben eingreifen, und alles zerstören, was uns je nahe und lieb war. Ja, die Vergangenheit und die Gegenwart verschmelzen hier miteinander. Statt Romantik stellt das Buch sich eher den Fragen, ob diejenigen, mit denen wir zusammen sind, die richtigen Menschen für uns sind, und das, durch die Gezeiten hindurch. Von der Antike bis in die Gegenwart, und zwischendrin. Denn es ist keine dieser durchgehend und unentwegt romantischen Geschichten in einem Buch, welche sich dauerhaft mit romantischen Gefühlen und durchkommender Leidenschaft beschäftigen. Nein, darum handelt es sich hier wahrlich nicht. Und doch wurde es hier geschafft, dass es diese zarten Gefühle unterschwellig zu spüren gibt. Denn was das Buch hat, das sind MOMENTE. Zwischen all der Asche und dem Stein werden Momente ausgegraben, die es schaffen in genau diesem das zu sein, wofür andere Bücher all ihre Seiten brauchen. Und diese Momente, festgehalten und konserviert im Buch für die Nachwelt, werden ja symbolisch auch ausgegraben.

    Ja, die Geschichte erscheint wie eine dieser lebensfrohen Komödien, die das Leben verehrt, und alles, was dieses Leben lebenswert macht. Verheimlicht dabei aber durch die Thematik von Pompeji auch nicht, wie bitter und schnell dieses lebenswerte Leben, mit all seinen Problemen aber auch Annehmlichkeiten, vorbei sein kann. Und alles läuft auf den Vesuv hinaus, diesen Vulkan, der die Süße des Lebens bringt, nachdem er so viel Tod geschaffen hat. So gesehen sehe ich darin eine kleine süße Lehre darüber, Respekt vor der Natur zu haben. Denn diese kann von einer Sekunde auf die andere nicht nur das eigene, sondern ALLE Leben verändern, und auch vernichten.

    Diese Verwebungen von Vergangenheit und Gegenwart gefallen mir außerordentlich gut. Nicht nur, dass man das Buch, auch wenn es im Heute spielt, nicht direkt einer Zeit zuordnen kann. Es spielt nicht mit moderner Sprache, will nicht cool und hipp sein, maßt es sich aber auch nicht an, in solch einer alten Sprache zu uns zu sprechen, dass wir sie als heutige Leser und Menschen nicht mehr verstehen. Und genau diese Aussage finde ich schön. Das Buch spielt in der Gegenwart, und zeigt uns das pralle Leben mit einer Leichtigkeit, und ausstrahlenden Fröhlichkeit. Und somit auch, dass das Leben immer davon gehandelt hat, egal in welcher Zeitepoche man gelebt hat. Dieser Hauch der Antike ist gar nicht so antik, wie manch einer glauben mag. Zusätzlich erhalten wir noch ein kleines Hintergrundwissen zu einigen Geschichten der antiken griechischen Mythologie. Nicht im Detail. Aber so, dass man erahnen kann, warum die Menschen zur damaligen Zeit diese Geschichten in Freskenform um sich haben wollten (gefunden in den Häusern von Pompeji). Weil sie wohl in irgendeiner Form umgeben sein wollten von „Geschichten“. Und ja, wer könnte das besser verstehen, als Lesende?! Die Verknüpfungen sind also grandios gelungen. Und das nicht nur, weil ich Bücher eben liebe, die an antiken Handlungsorten spielen. Was aus meiner Liebe zu den antiken Handlungsorten an sich liegen mag :D. Man wird eingesogen in die Welt des Buches, und somit ein bisschen auch in die Vergangenheit der Geschichte, und der Geschichten in ihr.

    Und wie einen Vulkan kann man auch Lollos Liebesleben sehen. Die Stille des ruhenden schlafenden Vulkans ist das, was sie mit Stoffel (schon wieder so ein Spitzname :D), ihrem Freund in Deutschland, erlebt. Sicher, nett, lieb…. Aber eben auch ohne vulkanischen Ausbruch und Leidenschaft. Was dies genau bedeutet lernt sie in der Kunst des Daseins und des Lebens in Italien. Und schon rumort das Liebesleben, es bebt, und man spürt, dass es sich bis ans Ende zu einem Ausbruch der Spannung aufbauen wird. Trotzdem. Lollo lernt natürlich nicht nur von den Menschen der Gegenwart, sondern auch aus der Vergangenheit. Und ganz besonders von den Menschen, deren Vergangenheit schon weit zurückliegt. Die damals ebenso wussten, wie leidenschaftlich sie ihr Leben verbringen mussten. Und das im Angesicht dessen, was ihr Leben so jäh beendete. Einem Vulkan.

    Der Schlagabtausch, der immer dann auftaucht, wenn Lollo und Alessandro aufeinandertreffen, macht ein wenig den Reiz der Geschichte aus, davon lebt sie. Lollo Rosso oder Salatkopf, Alexander der Große. Mit Namen und Namensbedeutungen wird hier gespielt. Ich hatte bei der Lektüre an diesen Stellen eine Menge Spaß. An vielen Stellen gibt es diese bildhaft beschriebene Situationskomik, die uns daran teilhaben lässt, gleichzeitig Augenrollen und Schmunzeln wahrzunehmen, weil es gar nicht anders geht. Die Macken der Figuren sind liebenswert, und nicht nervend. Tjaaa. Manchmal sogar mit Dingen aus unserem alltäglichen Leben vergleichbar. Auch fühlt man sich in der Gruppe der Archäologen wohl, weil sie alle bunt durchgemischt sind, und nicht blass bleiben, selbst wenn sie nur kurz erwähnt werden. Unndddd…Es gibt über jedem Kapitel eine schöne lateinische Weisheit, die zum Kapitel passt, und uns netterweise auch noch ins Deutsche übersetzt wird. Es gibt ständig, und das Buch ist durchzogen davon, Anspielungen auf Namen bekannter Römer, Dichter, antiker Geschichte, Götter, und Ereignisse einer Zeit, die trotzdem jeder versteht, der sich für Geschichte und Archäologie interessiert.

    Wäre ich in einem Fantasyroman, dann würde ich besonders die tolle Anschauung der Welt im Buch begrüßen und loben. Da ich mich aber im Buch in Italien befinde, würde ich das Ganze trotzdem beibehalten, und die Autorin loben, dass sie etwas so wundervoll beschrieben hat, dass man gerne sofort in einen Flieger steigen würde, um durch die Ruinen von Pompeji zu wandeln, um alles mit eigenen Augen zu sehen. Trotzdem schafft die Sprache im Buch zusätzlich, dass die Bilder im Kopf sich zumindest so bilden, dass man eine Vorstellung von Land, Leuten, und Landschaft bekommt und hat. Tatsächlich spürt man wirklich fast die Wärme der Sonne auf der Haut, die gnadenlos auf einen scheint, während man durch antike Ruinenanlagen läuft, oder dort gräbt, den Staub unter den Füßen, und das Gefühl, etwas zu betreten, und dort zu laufen, wo schon vor fast 2000 Jahren Menschen gelaufen sind. Und ich kann es nicht anders sagen: Ich habe mich im Buch, in der sommerlichen Atmosphäre Italiens, und gleichzeitig in den alten Ruinen, die doch noch zu uns sprechen, wohlgefühlt. Tatsächlich ist es so, dass man vollkommen von der Atmosphäre eingefangen wird, sich während des Lesens in Pompeji befindet, und nicht nur dort. Auch in Neapel, in den Straßen der Stadt, und dies alles mit dem Blick auf den Vesuv. Dieser Naturgewalt, die so viel Nutzen, aber auch so viel Leid bringt. Bringen kann. Gebracht hat. Wieder bringen könnte? Locker flockig von seiner Sprachwahl, macht es einem unheimlich Spaß, das Gelesene quasi mitzuerleben.

    Das Schöne ist, dass sich hinter einem beschriebenen Italienroman nicht nur das verbirgt, was draufsteht. Wir müssen graben, pardon, uns durch das Buch hindurchlesen, um die Geschichte zu erfahren. Und es ist eine schöne Geschichte, eine die nicht nur von unserer Gegenwart zeugt, sondern durch das Thema und den Handlungsort auch ein wenig einen Hauch von Vergangenheit in sich hat. Die Liebe zur Archäologie, die Liebe zur Antike, Archäologie, Geschichte, zu Vergangenem, ist unumstößlich in fast jedem Satz zu finden. Grabungsanlagen entscheiden oft selbst, was sie uns heutigen Menschen von sich und der Vergangenheit preisgeben. Sie entscheiden nicht nur, was es zu sehen gibt, sondern auch wann sie sich offenbaren, und etwas ans Tageslicht fördern. Etwas, das uns die Vergangenheit näherbringt, und uns so manches Ding oder eine Erkenntnis zeigt, die bis ins Heute reichen kann, und meist auch tut. Ein bisschen auf dieser Schiene ist der Roman aufgebaut, denn neben der locker fröhlichen Grabungsgeschichte in Pompeji, geht es auch immer ein wenig um die Vergangenheit von Lollos Eltern. Und die Thematik, die alle Menschen durch alle Zeiten hindurch verbindet, nämlich die Liebe. So kann eine Ausgrabung sehr lange dauern, bis sie zu einem Erfolg kommt, eine Liebe aber genauso. So würde ich den Roman nicht unbedingt ins Liebesgenre einordnen, aber trotzdem behaupten, dass Gefühle und Liebe vorkommen. Eben vergraben unter einer Schicht aus Worten, viel Wortwitz, und Plänkeleien, die einfach nur göttlich sind, um beim Thema der alten Götter der Antike zu bleiben. Und so buddelt der Leser sich durch das Buch, was ihm allerdings ungemein leichtfällt, so wie der Archäologe sich durch den Sand und die Ascheschichten von Pompeji gräbt, um Geheimnisse der Vergangenheit zu finden. Mir gefällt das alles. Auch, dass es keine Geschichte ist, wie eine dieser tragischen Familiengeschichten, oder einfach rein auf das Thema Liebe bedacht. Es ist eine Geschichte, die vom bunten Leben erzählt. Und da gehört nun mal einiges dazu, um so ein Leben als schön zu beschreiben. So wird parallel zu einer Ausgrabung auch etwas Anderes ausgegraben. Ein neues Lebensgefühl, die eigene Geschichte der Familie? Ein kleines Geheimnis? Die Wandlung von Lollo? Ein bisschen italienische Lebensfreude? Oder gar alles? Das Schöne am Buch ist diese Klarheit, die uns vermittelt, was Archäologie bedeutet, und dass es nicht einfach nur das Ausgraben von alten Dingen ist. Dem kann ich als Archäologieliebhaber natürlich nur zustimmen. Und wie könnte man anders? Steht das Ganze doch für Erhalt und eine Einsicht in eine Zeit, sie uns so fremd scheint. Wie eine schützende Blase, etwas, das bewahrt hat, wo anderes zerfallen ist. Etwas das überdauert hat, aufgrund dessen, was es zerstört hat. Wir finden im Buch nämlich nicht nur die Liebe zu Ausgrabungen und Archäologie, sondern auch ein wenig die Liebe zu Pompeji an sich. Und wer es nicht liebt, wird es vielleicht nach der Lektüre lieben, oder es zumindest gerne mal näher in Augenschein nehmen. Denn ein kleiner Bonus des Buches ist, dass wir viel über die Arbeit eines Archäologen erfahren, und sehr viel an Infos über Pompeji, die Ausgrabungen, die Gebäude, die Menschen, die Anfänge, die Entdeckungen, das Leben und die Tragödien…….. und alles, was diese Stadt unter der Ascheschicht ausgemacht hat und immer noch ausmacht.

    Das heutige Rezensionslied hat mit Pompeji erstmal eines gemeinsam, nämlich seinen Namen. Und trotzdem beschreibt es auch eine Zerstörung, und die Vorstellung, dass man sich Bilder im Kopf zusammenreimt, wie etwas gewesen ist, und dass die Vergangenheit sich oft nicht so sehr von unserer Gegenwart unterscheidet:

    „And the walls kept tumbling down, In the city that we love. Grey clouds roll over the hills, bringing darkness from above.

    But if you close your eyes, does it almost feel, like nothing changed at all? And if you close your eyes, does it almost feel, like you've been here before?“
    Hasse, S: Matching Night, Band 1: Küsst du den Feind? Hasse, S: Matching Night, Band 1: Küsst du den Feind? (Buch)
    29.03.2021

    Die Geschichte von Raben und Löwen und ihrer Zusammenarbeit.

    Matching Night Band 1- Küsst du den Feind? Von Stefanie Hasse

    Liebe Leser dieser Rezension. Ich weiß nicht ob ihr es wusstet. Raben sind sehr intelligente Vögel, wenn nicht sogar intelligenter als viele andere. Sie können unter anderem komplexe Handlungen planen, haben eine sehr große Merkleistung, und können sich sogar in andere hineinversetzen, so dass er zum Beispiel weiß, dass er sein Futter nur verstecken sollte, wenn ihm gerade kein anderer dabei zusieht. Auch ist ihr Lernverhalten überdurchschnittlich gut, so dass es sich in einem bestimmten Umkreis unter den Raben schnell verbreitet, und sie sozusagen voneinander lernen. Sie können sich Angreifer merken, und geben sogar dieses Wissen weiter. Man hat sogar festgestellt, dass dieses Wissen an die Nachkommenschaft weitergegeben wird, so dass alle sicher vor dem Angreifer sind. Und sonst? Nun ja. Krähen findet man oft in der Nähe von Wölfen, um sich an deren Beuteriss zu beteiligen und zu schauen, ob etwas davon abfällt. Was das alles mit dem Buch zu tun hat? Ich wollte es nur mal erwähnen. Denn die Raubtiere in diesem Buch sind keine Wölfe, sondern Löwen. Aber von Raben und Löwen handelt es trotzdem, und von deren Zusammenarbeit. Auch wenn die Löwen und Raben eher menschlicher Natur sind. Aber nichts von ihrer Intelligenz einbüßen, um ihresgleichen zu schützen, und all das……. Was es mit sich bringt…. Wenn man ein Rabe, also ein Raven, oder ein Löwe, also ein Lion, ist.

    Wovon das Buch handelt:

    Alles beginnt ganz harmlos. Cara sucht eine Wohnung in Universitätsnähe. Doch was am Ende dabei herauskommt? Ich habe etwas in die Richtung geahnt, habe immer noch Witzchen darüber gemacht, aber richtiges Wissen hat sich erst in den letzten Abschnitten aufgeklärt. Denn sie Suche wird ihr leichter gemacht, als sie ahnt. Aus einer nicht wirklich reichen Familie kommend, die ihr gesamtes Erspartes in das Studium von Cara steckt, bekommt sie plötzlich die Gelegenheit, einer Studentenverbindung, den Ravens, beizutreten. Sie hätte ein eigenes Zimmer, Kost und Logis wären frei, Unterstützung im Studium wäre da, und Cara wäre alle (Geld)sorgen los. Ein wahrgewordener Traum, oder?! Was sie dafür tun muss? Die obligatorische Studentenverbindungsprüfung ablegen. Doch die Ravens wären nicht die schlauen Raben, wenn sie es so einfach machen würden. Cara und die anderen Anwärterinnern müssen mit den Anwärtern der Lions (dasselbe wie die Ravens, nur eben in Kerlform, oder so :D) zusammenarbeiten. Jeweils ein Lion und eine Raven müssen der Welt glaubhaft vorspielen, ein Paar zu sein, und zusammenhalten, um mehrere Aufgaben zu überstehen. Am Ende gilt als Ziel der Beitritt zur Verbindung, und damit die Erfüllung dessen. Und alles weitere gehört dann auch schon in die Ecke des Selbstlesens, weil man die Geheimnisse des Buches und der Verbindungen selbst herausfinden muss.

    Cover:

    Tatsache ist, dass dieses Cover sofort meine Aufmerksamkeit hatte. Es handelt sich nicht nur um ein Mädchen in einem hübschen Kleid, das sozusagen in den „Fängen des Raben“ ist. Vielmehr sehen wir auch ihr Gesicht nicht. Was zum einen darauf hindeuten kann, dass Cara (denn sie scheint es zu sein) ihre alte Identität verliert, oder zum einen symbolisch für die Matching Night sein kann, in der tatsächlich Masken getragen werden. Diese Silhouette des Raben war sofort ein Blickfang. Und nach der Lektüre macht das Ganze wirklich einfach noch mehr Sinn. Cara im Bann der Raben, und mit dem Wissen, eine andere zu sein. Symbolisch sehr schön. Ich hatte dann noch den Drang, aus dem Cover einen Löwen herauszusuchen, habe ihn im Schattendasein von Schwarz und Weiß aber nicht gefunden. Zumindest könnte man mit vieeeel Fantasie (und die habe ich ja bekanntlich) Löwenzähne am Rand des Raben erkennen. :D

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Ganz zu Anfang habe ich ein wenig gebraucht, um in die Geschichte rein zu finden, aber dann habe ich mich einfach von ihren eigenen Wegweisern leiten lassen, um zu entdecken, wo mich das Ganze hinführt. Und dieses “leitenlassen“ war es dann auch, was mir die Spannung der Jagd nach dem Geheimnis, oder den Geheimnissen, gebracht hat. Denn eines ist sicher. (Fast) jeder in diesem Buch HAT ein Geheimnis, und etwas, das er verbirgt. Das hat dann letztendlich dazu geführt, dass ich einen solchen Lesedrang verspürt habe, dass ich das Buch gar nicht mehr weglegen wollte. Ja, irgendwie möchte ich mich in diesem Buch suhlen, weil es einen alles vergessen lässt. Die Realität, und alles, was so um einen herum geschieht. Irgendwie ist es, als ob es einen Nebel auf das wirkliche Leben wirft, und man die Geschichte miterlebt, weil das Reale ganz weit weg hinter diesen Nebeln ist. Denn die Zeit der Aufnahmeprüfungen erscheint zum einen traumhaft, aber auch anstrengend und belastend. Man kann es nicht einteilen in schlecht oder gut. Alles ist zauberhaft, aber auch beängstigend, und das zugleich. Neu und aufregend, aber auch gefahrvoll. Denn wie schon erwähnt, diese Gefahr ist immer unterschwellig da und spürbar. Und trotzdem will man sich vollkommen reinstürzen in die Geschichte, und in die Prüfungen der Anwartschaft. Es ist beinahe wie ein Sog, der einen anzieht. Verführerisch. Und doch so, dass es einen verwirrt. Nicht nur prüfungsmäßig, sondern auch in Herzensdingen.

    Wer sich unter Matching Night eine leicht flockige Collegegeschichte herbeisehnt, der wird überrascht sein. So wie ich. Locker flockig vielleicht eher nicht, doch die Collegegeschichte habe ich erwartet. Und natürlich spielt das Ganze an einer Universität. Doch was ich bekommen habe, das war noch viel besser. Denn schon bald wurde ich hineingezogen in etwas, das mir nicht geheuer war, und ein merkwürdiges Bauchgefühl verursacht hat. Sprich: Ich habe einfach mächtig mitgefiebert, und mitgeraten. Habe Theorien aufgestellt, die mehr oder weniger merkwürdig waren. Und grundsätzlich wusste ich GAR NICHT wem ich so vertrauen kann. Bravo! Dieses Buch hat mich in Misstrauens – und Paranoiatheorien geschoben :D. Am Anfang hatte ich gerade mal gar keinen Durchblick und habe einfach jeden verdächtigt und ihm misstraut, wie ich es eben gerne mal tue.

    Dies ist eins der Bücher dessen wahre Identität sich erst am Ende offenbart. Under the surface quasi. Man erfährt, was sich im Hintergrund abspielt, wer ein Spiel spielt, wer sein wahres Gesicht zeigt, dass Menschen nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind, und mit ihren eigenen Regeln spielen. So wurden geschickt in die Geschichte kleine Teile eingefädelt, die man fast hätte überlesen oder übersehen können, die aber zur Auflösung richtig wichtig sind. Denn die Abgründe und Geheimnisse die sich hier auftun, die sind fast so dunkel und schwarz wie Rabenfedern, und Rätsel und Geheimnisse müssen gelöst werden. Hier muss man ganz genau aufpassen. Wem gehört also die eigene Loyalität? Das ist ja immer so eine Sache. Dies kann abhängen von Freundschaften, aber auch Feindschaften, einem Gemeinschaftsgefühl der Zugehörigkeit, Schuld, Konkurrenzdenken, Leidenschaft, gar Erpressung, und anderen Gefühlen. Dabei ist es nicht so, dass die Leute im Buch hinter einer Maske leben, und so tun, als wären sie andere Personen. Es geht viel tiefer. Die Maske selbst ist es nicht, die verbirgt. Auch keine Lügen. Vielmehr ist es das Verschweigen von wichtigen Informationen, die das Ganze so gefährlich macht. Und so kann man auch nicht behaupten keiner sei ehrlich. Sondern eher, dass die Wahrheit einfach niemals ausgesprochen wurde. Und dieser Betrug wiegt dann meist mehr, und ist schlechter zu verkraften. Weil man einfach nicht selbst draufgekommen ist, die richtigen Fragen zu stellen, und man deshalb auch nicht weiß, wie der Angesprochene darauf reagiert hätte. Eins ist jedenfalls sicher. Wer die Welt der Ravens betritt, verlässt automatisch das normale Studentensein mit all seinen Problemen und der Normalität, und auch Langeweile. Das Ravenleben ist spannend, elektrisiert, ist aber auch gefährlich, und geheimnisvoll. Und so wie Cara als Anwärterin diese neue Welt erlebt, und zu eine anderen Cara wird, so erlebt der Leser parallel dazu eine Geschichte, die einen immer mehr in ihren Bann zieht.

    Man traut Josh (Caras Lionmatch), dann wieder Tyler (Caras Kumpelfreund, oder doch nicht? O_o), und wieder Josh….. und das Vertrauen ändert sich von Seite zu Seite, schlingert, und wirbelt durchs Buch und die Gedanken wie ein Karussell. Nun ja. Wir fühlen wohl oder übel mit Cara, ohne mehr zu wissen, als sie. Wir sind immer auf demselben Wissensstand, erfahren nichts als Leser, das wir ihr voraushaben. Und können uns so tatsächlich besser in ihre Situation reindenken. Es ist diesmal etwas schwieriger darüber zu erzählen, aber das Buch lebt auch ein wenig von einer sich aufbauenden Atmosphäre der Spannung, aber auch des Vertrauens zwischen Cara und Josh, zwischen denen eine fühlbare Bindung entsteht. Je länger wir im Buch unterwegs sind, desto mehr sehen wir selbst etwas, das die Protagonisten anscheinend nicht so sehen, oder nicht wahrhaben wollen. Es gibt nämlich im Buch aber auch diese ironische Art von Witzigkeit, Humor, ja gar von ironischer Vertrautheit und Plänkelei. Die Chemie zwischen Josh und Cara ist einfach viel zu gut, als dass man sie ignorieren könnte. Oder hat das Ganze etwa gar nichts zu bedeuten, und ist nur Mittel zum Zweck? Und wenn, zu welchem Zweck überhaupt?

    Bei diesem Buch verbirgt sich hinter der Maske der College- und Universitätsgeschichte einiges mehr, was man erst ergründen muss. Wir haben hier keine vor sich dahinplätschernde Liebesgeschichte, und trotzdem sind wir mit Emotionen umgeben. Hier kommen aber noch Misstrauen, Vertrauen, der Verlust dessen, und ganz viele andere Gefühle dazu. Und trotzdem büßt das Buch nichts an Spannung ein. Es hat ein wenig über die ersten Kapitel gedauert, aber dann war man sofort total von der Geschichte hypnotisiert, weil alles immer merkwürdiger wurde, und man alles, auch als Leser, hinterfragt hat. So ging es zumindest mir. Gefühlt hat man sich wie in einem Zwielicht aus Emotionen und Euphorie, aber auch Misstrauen, und dem Wissen, dass man einfach wirklich bis zum Schluss nicht weiß, WEM man eigentlich trauen darf. Was das mit unseren eigenen Leseremotionen macht? Wir misstrauen jedem Protagonisten :D . Ich habe quasi eine ganz andere Geschichte beendet, die ich begonnen habe. Und das Zwischendrin hat sich verändert, geändert, hat mich mitgenommen, und wurde immer verzwickter, verworrener, geheimnisvoller, und damit auch spannender. Denn dies alles meine ich im absolut positiven Sinne. So wie Cara nicht mehr dieselbe am Ende der Geschichte ist, so ändert sich die Geschichte mit ihr. Was auf Leserbasis vollkommen grandios ist. Denn man taucht ein in die Welt, nicht der Universität an sich, sondern die Welt der Ravens, mit all ihren Regeln, Prüfungen, und dieser unterschwelligen Bedrohung, von der man nicht weiß, wo sie herkommt, und von wem sie ausgeht.

    Das Buch ist eine Mischung aus College, Geheimnissen, und einer Schnitzeljagd mit verschiedenen Aufgaben, wie auch immer diese aussehen. Ziel und Erfolg ist es, die Anwartschaft der Ravens als Phase zu überstehen, und Mitglied in der Verbindung zu werden. Die Geschichte entfaltet sich langsam, aber auch unterschwellig, und unmittelbar. Denn auf einmal ist man mittendrin in Geschehnissen, bei denen man sich fragt, was hier eigentlich los ist. Und das, obwohl man kurze Zeit vorher noch als normale Studentin einfach ein Zimmer zum Wohnen gesucht hat, und ich mir anfangs etwas ganz Anderes vorgestellt habe. Man muss bei der Lektüre genau aufpassen, jede Einzelheit einsaugen, weil sie so wichtig ist oder sein könnte. Es gibt Puzzlestücke zum Einsammeln, die ein Gesamtbild ergeben, welches sich uns aber einfach bis zum Schluss nicht zeigen will. Denn alles fügt sich wie von Zauberhand, so dass man schon beinahe vorsichtig werden sollte und stutzig werden könnte, weil einem plötzlich alles auf dem Silbertablett serviert wird.

    Es ist vor allen Dingen aber auch ein Buch über Freundschaft. Seufz. Und wie ich das so sage, stimmt es auch wieder nicht, denn Freundschaftsbücher klingen natürlich immer harmonisch und vertrauenerweckend. Doch dieses Buch ist anders. Und das definitiv. Denn die Freundschaften in diesem Buch muss man erst finden, sie müssen sich aufbauen, sind einfach oder schon ewig da. Sind geheim. Überdauern alles. Sind intrigant. Hintergehen uns. Und irgendwie, weiß man gar nicht wem man trauen darf, und wem man trauen kann. Also ist es wohl viel mehr ein Buch über das Vertrauen in die Menschen um uns herum, wer vertrauen erweckt, ob wir denen vertrauen können, bei denen wir es schon ewig tun, oder denen, die wir erst kurz kennen. Was das Buch auf alle Fälle geschafft hat ist, dass es mich vom ersten Moment an paranoid hat werden lassen :D . Naja, okay, das mag nicht sonderlich toll sein. Aber was ich damit ausdrücken will ist, dass es eine Atmosphäre der Gefahr schafft, eine in der man nicht weiß wem man trauen soll, und irgendwie auch eine Atmosphäre der Bedrohung. So kam es mir auf alle Fälle vor. Und das, obwohl im Text wirklich gar nichts von offensichtlicher Bedrohung rüberkam, nein, sogar ganz im Gegenteil. Cara freundet sich mit den Ravens und anderen an. Und am Ende fragt man sich dann nur noch wem man selbst vertraut, und ob Cara ihr Vertrauen in die richtigen setzt. Was gibt es sonst noch so über das Buch zu sagen? Ach ja, das hätte ich beinahe vergessen. Es hat einen gaaaaaaanz fiesen Cliffhanger zu Band 2 :D. Man lässt jemanden im Dunkeln stehen, und sagt gerade so wenig, dass es nicht als Lüge gilt. Ganz im Sinne des Buches. :D

    Das heutige Rezensionslied, bezieht sich dann auf den Untertitel. Denn ob man einen Feind küsst, oder nicht, das ist ja auch eine elementare Frage im Buch. Und im Gegensatz zum Liedtext kann man hier nicht so einfach am Kuss herausfinden, wie die wahren Gefühle des küssenden männlichen Wesens sind. Denn immerhin fragt das Buch ja, ob man den Feind küsst, oder den Freund, den Vertrauten…… oder wen überhaupt? O_o

    „How 'bout the way he acts? Oh no, that's not the way. And you're not listening, to all I say.
    If you want to know, if he loves you so…….it's in his kiss…..that's where it is……oh yeah.“

    Juno und die Reise zu den Wundern Judith Hoersch
    Juno und die Reise zu den Wundern (Buch)
    20.02.2021

    Auf auf in die wundervolle Welt voller Wunder.

    Juno und die Reise zu den Wundern – Eine fabelhafte Geschichte von Judith Hoersch

    Ach ja. Das Angepasstsein. Eines meiner Lieblingsthemen….NICHT. Oder doch? Vielleicht schon. Es ist ein zwiespältiges Thema in meinem Kopf. So richtig angepasst war ich nie. Und je nach Lebenszeit, in der ich mich gerade befand, war es mal mehr, und mal weniger, abwesend. Doch das Träumerische und Unangepasste habe ich mir bewahrt. Genauso gerne wie Geschichten über Leute zu lesen, die sich nicht anpassen. Die Träumer dieser Welt. Die anders sind. Andersartig. Die sich abheben von der Masse, und auch Dinge anders anpacken, als der Rest der Menschheit, die in ihren Fakten und der vollen wissenschaftlichen Realität leben. Für mich sind Träumer faszinierend. Besonders. Schaffen sie es doch, sich nicht unterkriegen zu lassen von den Blicken, die ihnen zugeworfen werden, ob ihrer anderen Art, und den Augenverdrehern, die mit diesen unrealistischen Menschen nichts anfangen können. Die sie sogar oftmals als naiv hinstellen, obwohl sie mehr Fantasie im Kopf haben als andere. Es ist also natürlich kein Wunder, dass ich just im ersten Kapitel, die gute Juno schon so kennengelernt habe, das sie mir ans Herz gewachsen ist. Womit wir schon beim Thema des Buches wären.

    Die Geschichte, die das Buch uns zuflüstert:

    Es geht im Großen und Ganzen um Junos Lebensreise, von der Kindheit, über die Jugend, bis zur jungen Erwachsenen. Es geht ums Loslösen, Loslassen, aber auch finden. Was auch immer gefunden werden will. Denn dieses Such- und Findespiel führt Juno über verschlungene Wege über die ganze Welt, bis zur Erkenntnis. Juno selbst ist eine wahrhafte Träumerin, was sich in einer Kindheit voller fantastischer Träume, notierten Geschichten und Büchern fantasievoller Erlebnisse spiegelt. Dass sie als Kind nicht ganz ernst genommen wird, und Schwierigkeiten hat, sich unter den Menschen zurechtzufinden, die sie zum einen nicht so annehmen wie sie ist, oder sie gar einfach meiden, das ist klar. Ob Juno nun ihr ganzes Leben lang die schüchterne Außenseiterin bleibt, die nur in ihren Träumen lebt, ob sie Jemanden findet, der genauso in Träumen lebt, wie sie es tut, und ob man nicht auch ab und an mit offenen Augen träumen darf, ohne zu träumen, das zeigt uns die Geschichte. Der Wegweiser sind zwei Goldringe um Junos Hals. Nur was ist das Ziel am Ende des Weges?

    Cover und Gestaltung:

    Zur Gestaltung ist zu sagen, dass nicht durchgehend, aber ab und an schöne Bilder im Buch enthalten sind, die uns bei der Reise begleiten, und zusätzlich zum geschriebenen Kopfkino noch visuelles beisteuern. Das Cover selbst ist mit Sequenzen aus der Geschichte gespickt, die alle in ihrer Einzelheit wichtig sind, und durch die Geschichte leiten. Denn alles hat eine Bedeutung. Sogar die Schuhe :)

    Fazit und Gedankenkarussell:

    Wer nüchtern denkt und Fakten liebt, wird am Buch vielleicht nicht viel Freude haben (oder vielleicht doch?!). Dies ist ein Buch für Träumer, und man muss sich nicht nur darauf einlassen, sondern auch auf die Schreibweise, die alles umschreibt, aber keine genauen und spezifischen Angaben macht. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Aber wer kurz seinen Denkapparat, das Denken ausschalten kann, der wird verstehen, was mit dem Buch gemeint ist. Das Buch ist besonders, und speziell geschrieben, und man muss sich erst eingewöhnen. Aber wie in allen Dingen sollte man vielleicht nicht gleich aufgeben, sondern auch hier die Augen öffnen, oder die Ohren, um zu hören, was uns die Geschichte zu sagen hat. Denn manchmal findet man auch in kleinen Dingen unheimlich viel Glück, wenn man auch hier wieder genau hinsieht/hinhört. Denn wir finden Fabeln, Gleichnisse, Metaphern und Symbolik. Und ein wenig umweht die Geschichte auch der Wind des Schicksals. Alles findet statt, wie es stattfinden soll, alles hat seine Zeit, und passiert, wenn es für uns vorgesehen ist. Auch die Liebe. Manche Dinge brauchen und benötigen eben Zeit und Umwege. Einiges muss erlebt sein, um anderes erleben zu können. Und mit Ungeduld sollte man nicht durchs Leben gehen. Weisheit findet man deshalb auf jeder Seite des Buches. Und auch wenn es nicht viele Seiten hat, so habe ich das Buch nicht an einem Tag lesen können, weil jede Botschaft darin sich erst mal setzen musste, um seine Wirkung zu zeigen. Trotzdem haben die Ansätze der Gedanken mir sehr gut gefallen. Was das Buch mit dem Kopf und den eigenen Gedanken macht? Es schickt uns auf eine eigene Reise in der eigenen Vorstellung, mit eigenen Lektionen für sich selbst. Nimmt uns trotzdem auf seine eigene Reise mit. Eine eigene Reise in der eigenen Reise eines anderen. Verständlich? :D

    Und auch wenn sich manche Realisten ständig fragen würden, woher Juno das Geld zum Reisen hat, ob sie keinen Job hat, oder einen, der ihr so lange Urlaub gibt, wie sie dies alles mit ihrer Wohnung hinbekommt, ob sie nicht weiterhin Miete zahlen müsste und…..überhaupt. Mit all diesen Fragen wäre das Buch nur halb so schön, und würde eine Menge seines Zaubers verlieren. Deswegen sollte man sich einfach fallen lassen, die Gedanken der rauchenden Köpfe und realitätsnahen Fragen sein lassen, und genießen. Denn ja, manchmal denken wir zu viel. Wie es eben im einem Land der qualmenden Köpfe üblich ist. Land der was? Ach so. Die Reise um die Welt ist fantasievoll, und in einer Sprache beschrieben, die nicht mit der Realität zu vergleichen ist. Statt mit Fakten zu arbeiten, und alles so zu benennen, wie es in der Realität heißt, reist Juno um die Welt in Länder, deren Merkmale sie ausmachen. Wer dann wirklich wissen will, wo er mit seinen Gedanken war, der kann im Buch hinten schauen. Denn dort gibt es eine Weltkarte von Junos Reise, gepaart mit den Namen der Länder aus der Geschichte. Diese symbolisch faktische Kombination schafft es auch, dass sich unweigerlich Bilder im Kopf zusammensetzen, weil man denkt, man wüsste in welchem Land man sich befindet. Diese aber dazu noch so wunderbar beschrieben sind, als wäre man direkt da. Menschen, Gerüche, Landschaften, Tätigkeiten. Alles ist da. Wir lesen von Häusern die nicht fliegen können, Städten die schielen, Länder der runden Brote, runden Fahnen, 1001 Gerüche, oder der qualmenden Köpfe als Beispiel. Diese Ausdrucksweise ließ mich schmunzeln. Und am Ende ist das Buch vielleicht auch so etwas wie eine Liebeserklärung an unseren Planeten Erde mit seiner Vielfalt und Schönheit, seinen unterschiedlichen Facetten. Vom Meer in all seiner Vielfalt, von stürmisch rau bis still wärmend und einladend, über karge Berglandschaften, bis zur Wüste, den Wäldern und Feldern, dem Himmel mit seiner Weite, grüne Wiesen, Berge und Täler, Felslandschaften, Dschungel, den Blumen in aller Farbenvielfalt und den farbenfrohe Pflanzen. All dies kann man ja auch nur als Wunder ansehen. Und mit der Erkenntnis, dass uns die Welt so viele schöne Dinge zeigt, kann man dann vielleicht auch die Augen dafür geöffnet bekommen, dass es auch vor der eigenen Haustür Wunder und Schönes zu sehen gibt, wenn man nur genau hinschaut. Das alles bringt neue Sichtweisen auf das Leben, und nach jeder Begegnung mit einem Menschen lernt Juno eine wichtige Lektion über dieses Leben, und die Formen von Glück. Und das Tollste ist, dass Juno diese Lektionen nicht nur mit ihrem Notizbuch teilt, sondern auch mit uns. Und wir so ebenso aus den Begegnungen lernen. Es scheint wie ein innerer Kompass zu sein, der Juno führt. Jedes Land bringt eine Lektion, die zu einer neuen Erkenntnis führt, und in ein weiteres Land. Dabei ist genau diese Reihenfolge wichtig. Wer auch immer diese festgelegt hat, es macht Spaß sie genauso zu lesen. Denn eines führt zum anderen, folgt einem Ziel, aber nicht mit Hast. So, dass der Weg auch zum Lernen, und als Ziel zum eigentlichen Ziel angesehen werden kann. Wir tauchen in jede Menge philosophische Gedanken ein, reisen dem Glück hinterher, aber auch ihm entgegen, und lernen auf dieser Reise die Welt und die Menschen in ihr kennen. Länder voll Lächeln und Freude, aber auch Melancholie. Es gibt so vieles zu lernen in dieser Welt. So wird alles zu einem riesigen Abenteuer, einer Schatzsuche. Und das alles durch unsere Welt hindurch. In der es doch keine Abenteuer und Schätze und Wunder geben kann? Aber wer sagt das eigentlich?!

    Das Buch lehrt uns auch, dass wir mit offenen Augen durchs Leben gehen, Dinge wahrnehmen, alles um uns herum in uns aufnehmen sollten. Denn wenn dem nicht so wäre, könnte man die Wunder der realen Welt glatt verpassen, vor lauter Realität ODER Träumerei. Und Träumerei und Fantasie können auch ein guter Start in ein Leben voller Träume sein, welches man real verwirklichen und leben darf. Es ist wie eine Reise zu sich selbst, eine Loslösung von der Traumwelt eines jeden, ohne sich von der Traumwelt gänzlich zu lösen. Eine Verbindung zwischen Leben, Realität, und den Träumen, dem Glück, das man auch als Träumerin darin finden kann. Und damit auch ein bisschen das Verlassen, das Ausbrechen, aus Sicherheit und Schutz seiner Fantasieblase, rein in die Gefahr der Realität, mit all ihren Menschen, die einem Angst machen können, weil sie so anders sind, als man selbst. So baut der Roman aufeinander auf, in den Träumen, von den Träumereien, in ein Leben mit Träumen, dann ohne Träume, und dann mit der Erkenntnis, dass alles parallel existiert… Traum und Wirklichkeit. Wenn man es nur zulässt, und nicht stillsteht und sich versteckt vor der Welt, die voller Wunder ist. Denn selten habe ich solch ein kleines Buch gesehen, das so viel Wahrheit und Inhalt erzählt, da fast jeder Satz wunderschön und wichtig zu sein scheint. Es ist kein langes Buch, kurz von den Seiten, aber auf keinen Fall nur kurzweilig, denn es macht nachdenklich auf seine ganz eigene träumerische Art und Weise, und behält seine eigene Ernsthaftigkeit.

    Ich habe das Gefühl, dass es gerade in unserer heutigen schnelllebigen Zeit Dinge braucht und benötigt, die uns zum Träumen einladen, und damit alles Schnelllebige etwas entschleunigen. Und dieses Buch ist so ein Weg, heraus aus unserer analytischen, und oftmals etwas kalten Welt, voller Fakten und überhöhten Erwartungen. Es spielt in genau dieser Welt, ohne uns hinabzuziehen in die Realität, denn es legt seinen Schutz der Traumwelt von Juno beim Lesen über uns, so, dass wir zwar beobachtend mit Juno agieren, und trotzdem mit ihr die schönen Tramwelten erleben, ohne die Belastung der realen Welt zu haben, aus der wir mit der Lektüre vielleicht auch versuchen ein wenig zu entfliehen. Der Reiz ist die Mischung aus Realität und Träumerei, aus Wirklichkeit und fast schon märchenhaftem Erzählen. Gerade diese Atmosphäre erlaubt es einem wunderbar abzuschalten, auch gerne den Verstand, und abzutauchen, und so die Welt um einen herum glücklicherweise zu vergessen. Ist diese doch gerade nicht wirklich soooo traumhaft. Und just in einer Zeit, in der nicht viel Platz für Träume in der Realität bleibt, ist es wunderbar zu wissen, dass uns eines keiner nehmen kann. Nämlich unsere Fantasie, und damit die Gedanken, mit ihr um die Welt zu reisen. Selbst, wenn es nur in unserem Kopf ist.

    Das Buch kommt also ganz ohne magische Welt klar, in die erst eingetreten werden darf, wenn man sie findet. Oder halt. Ist es nicht viel eher so, dass diese reale magische Welt parallel zu unserer existiert, sich über sie drüberlegt, und eben nur von denen gesehen werden kann, die ihre Wunder auch wahrnehmen? Und das ohne durch ein Portal zu schreiten, sondern einfach nur mit offenen Augen durchs Leben laufen? Die Normalität der Dinge wird hier auf solch herausragende Weise märchenhaft dargestellt, dass man sich in einer Halbwelt aus Realität und Traum befindet. Wie ein Märchen für Erwachsene, auf der Suche nach…..der wahren Liebe, wie im Märchen? Es ist ein bisschen wie eines, das uns durch eine Fantasiewelt führt, die gar keine sein sollte, da sie unsere normale Welt ist. Und doch. Wenn man sie durch Junos träumerische Augen sieht, ist es eine Welt voller Fantasie. Hinter der Normalität der Städte wird gezeigt, dass mit dem richtigen Blick und einem großen Maß an Fantasie jedes Leben wundervoll fantastisch und märchenhaft sein kann. Das Ganze ist eine kleine Ode daran, auch als Erwachsener ein Kind im Kopf zu bleiben. Denn daran ist überhaupt nichts Schlimmes. Wir verlieren im Laufe der Zeit unsere Fantasie, und ersetzen sie gegen das Hamsterrad des Lebens, das Erwachsensein, die „qualmenden und rauchenden Köpfe“. Wir nehmen alles ernst, und haben weniger kindliche Freude, und erfreuen uns nicht mehr über die Wunder des Lebens, die kleinen Dinge, die uns Glück bringen, und als Kinder genau diese Freude bereitet haben.

    Was wundervoll hervorgehoben wird ist die Einzigartigkeit von Juno. Sie ist nicht wie die anderen, und das in einer Welt, in der alle gerne gleich sind, und sich sogar schämen, wenn sie anders denken, anders aussehen, oder anders agieren möchten. Sie unterdrücken dann lieber ihre Wünsche und Träume, um weiterhin zu der Masse von Menschen zu gehören. Sie sind hastig, zu sehr auf sich besonnen, als dass sie die Welt um sich herum wirklich wahrnehmen. Da sie nur auf sich fixiert sind, in ihrem Kreis aus Realitätsdingen, bemerken sie nicht die Wunder, die um sie herum geschehen. Juno ist NICHT so. und das ist natürlich erfrischend anders. Zeigt es uns doch, dass jeder so sein sollte, wie er es sich für sich selbst wünscht, und wie er glücklich ist. Selbst wenn die anderen ihn dafür komisch anschauen, oder ihn merkwürdig finden. Es scheint als seien die Menschen so abgelenkt von den Kleinigkeiten im Leben, die das Leben darstellen, und zwar durch ihre Pläne, ihre Tagesplanungen, ihre Ziele im Leben, im Beruf, in der Karriere, im Weiterkommen, und das so sehr, dass sie doch fast vergessen zu leben, sich treiben zu lassen. Und Juno ist stille Beobachterin. Das Buch ist bunt, in einer farbigen Sprache geschrieben, die einem sofort genau diese buntfarbigen Bilder in den Kopf setzt. Wir erfahren Dinge über Juno im Erzählstil. Sie erzählt uns ihre Geschichte nicht selbst, sie wird uns erzählt. Und trotzdem bleibt Juno uns nicht fremd, ihre Abenteuer uns nicht fern. Und so beginnt eine Reise auf der Suche nach dem Einen, der Juno so nimmt, wie sie ist, der sie liebt, mit all ihren Worten, ihren Eigenheiten, und allem. Juno sucht nach dem einen Menschen, der sie versteht, der ihren Weg mit ihr geht, der die Welt so sieht wie sie, und nicht bloß ein Jemand ist, der einen begleitet und einem Schmetterlinge in den Bauch zaubert, einen aber nicht versteht, und die Sichtweise auf die Welt, die man sein eigen nennt, erst recht nicht. Unweigerlich kommt dabei die Frage auf, wie viele von uns mit Menschen zusammen sind, die uns zwar begleiten und uns ein kribbelndes Gefühl im Leben bereiten, die uns innerlich aber gar nicht wirklich ähnlich sind, oder uns gar wirklich verstehen, und das wortlos. Dies ist das Wunder der Geschichte, die Suche nach Etwas, das es vielleicht nicht gibt. Und wenn doch, dass es dann wunderbar, wundervoll, und eben ein Wunder ist. Ein Buch zum Eintauchen der Fantasie und Tagträumereien, der Wunder, Träume, und Hoffnungen, in das man sich einfach nur fallen lassen möchte. Eine wundervolle Ansammlung von Verrücktheiten, in der Welt gerne auch als Unsinn verteufelt. Aber muss immer alles Sinn machen, und kann der Sinn nicht daraus bestehen, die Welt durch wundervolle Verrücktheiten ein wenig schöner und lockerer und fröhlicher zu machen? Und ja, irgendwie ist es natürlich auch ein Buch über Jemanden, der sich zwischen den Seiten eines Buches, zwischen Buchstaben die Geschichten ergeben, anfänglich wohler fühlt als in der realen Welt. Und als passionierte Leserin, die sehr früh damit angefangen hat, kann ich diese Denkweise von Juno eben sehr gut nachvollziehen. Auch wenn ich weiß, dass sie nicht immer richtig für das Leben „da draußen“ außerhalb der Bücher ist. Denn Bücher können Frieden für einen selbst, Flucht, Glück, und ganz viel Abenteuer bedeuten. Oder eben Wunder.

    Das Buch zeigt, dass Menschen, die wenig haben und brauchen, oft glücklicher sind, als die die immer mehr haben wollen, und niemals genug haben. Und dieses Glück unter der Oberfläche der Wirklichkeit zu finden. Ein Glück, das dem Alleinsein entflieht, und eine andere Hälfte seiner selbst sucht, die einen reich macht. Die Geschichte wirkt wie aus der Zeit gefallen, und das meine ich positiv. Sie könnte genauso gut im Heute stattfinden, aber auch aus vergangenen Zeiten stammen. Und es zeigt sehr schön auf, dass, wenn man sich richtig fallen lässt, sich in eine Situation hineindenkt, mit dem Herz und nicht mit dem Kopf, dann kann fast alles zum Traum werden. Und so scheint es wirklich, als ob wir uns beim Lesen mitten in einem Traum befinden, der doch irgendwie in der Realität spielt, die uns aber zum Glück nicht ihr wahres reales Gesicht zeigt. Sie läuft nebenher und scheint durch, obwohl man in einer Gedanken– oder Traumwelt, weit weg von der Realität des Lebens, ist. Voller Träumerei, Phantastereien und Gefühlen. Man darf nicht nur an das glauben, was man sieht.

    Heutiges Rezensionslied? Natürlich eines über Wunder!:

    „Viele Menschen suchen, jeden Tag auf's neu, jemand, der sein Herz Ihnen gibt.
    Und wenn sie schon glauben, er kommt nie vorbei, finden sie den einen, der sie liebt.

    Wunder gibt es immer wieder. Heute oder morgen, können sie geschehen.
    Wunder gibt es immer wieder. Wenn sie dir begegnen, Musst du sie auch sehen.“

    Eiskalte Liebe Lisa Lamp
    Eiskalte Liebe (Buch)
    19.02.2021

    Es ist ein Spiel mit dem Feuer…. Oder doch mit dem Eis?

    Eiskalte Liebe von Lisa Lamp

    Eisherzen. Wir kennen sie als Synonym dafür, dass ein Herz erkaltet ist. Dies kann viele Dinge bedeuten, aber auch an vielen Dingen liegen. Zum einen kann man einfach ein böser und eiskalter Mensch sein, dessen Herz gefroren ist, und keinerlei Wärme in sich und für andere trägt. Aber es kann auch bedeuten, dass man für sich selbst keine Wärme übrighat. Das Herz kann erkalten, aber auch von Anfang an da sein. Es kann sich wieder erwärmen, wie in einigen sehr schönen Geschichten, zum Beispiel durch Magie, oder einfach Liebe (wobei, das kann man ja so gar nicht auseinanderhalten). Man kann es bekommen, wegen Flüchen, wegen Prophezeiungen, oder, wenn uns Schlimmes widerfährt, wir enttäuscht werden, oder so sehr verraten, dass unsere Wärme und unsere Liebe im Herzen gefriert, und wir nur noch diese weitergeben und empfinden können. Und manchmal sind die Menschen die sich mit Eis und Kälte umgeben, gar nicht so eisig und frostig, wie sie anfangs scheinen, sondern werden zu den tollsten Menschen, die wir kennenlernen können. Hier ganz spezielle Grüße an meine spezielle Freundin Elsa, die Eiskönigin :D. Was ich aber eigentlich sagen will ist, dass Eiskalte Herzen natürlich auch manchmal mit eiskalter Liebe zusammenhängen können. Denn die ist es ja eigentlich, die unser Herz erwärmt. Und genauso wie die Wärme in unser Herz kriecht, wenn die wahre Liebe auf einmal da ist, so kann dieses Herz auch erkalten, wenn diese Liebe uns hintergeht, enttäuscht, oder unserem Herz schlimmere Dinge antut. Und erzählen tu ich euch das mal wieder warum? Natürlich, weil das Buch und die Geschichte mit der Thematik zusammenhängt, was ja diesmal schon am Titel erkannt werden kann. Worum geht es also?

    Die Geschichte, die das Buch erzählt:

    Die Geschichte des Buches ist die von Leandra und Nikolai. Anfänglich noch zwei ganz normale Teenager. Ganz normal? Naja. Leandra und Nikolai können sich nicht ausstehen, und sind in der Schule wirklich sowas wie Feinde, die sich gegenseitig jeden Tag gerne die schlimmsten Dinge an den Kopf werfen. Dabei reitet Nikolai gerne darauf herum, dass Leandra nicht weiß, wie man aus sich herausgeht, Partys mit all ihren Versuchungen meidet, und überhaupt viel z gut in der Schule ist. Leandra hat dagegenzusetzen, dass Nikolai ein Mädchen nach dem anderen verführt, und es eben nicht schafft, eine ernsthafte Beziehung aufzubauen, die darüber hinausgeht, jemanden einfach nur ins Bett bekommen zu haben. Man sieht, die beiden sind wie Feuer und Eis. Moment mal, Feuer und Eis? War da nicht was? Ja, natürlich, das war es. Aber dazu später mehr. Wir sind noch im Moment der High-School Feindschaft. Merkwürdig, wie es nun mal im Leben ist, liebt man auf dieser High-School dann Nikolai auch noch, weil er einfach so gut aussieht, und alle Mädchen ihn irgendwie haben wollen (hä?). Jaja, er ist schon irgendwie heiß, unser feuriger Kerl. Dass dies alles nicht gerade dazu beiträgt, dass Leandra die Beliebteste der Schule ist, kann man dann wohl verstehen. Tatsächlich ist sie eine ziemliche Einzelgängerin. Und so überschlagen sich eines Tages die Ereignisse. Lilly, Leandras Schwester, und einzige noch lebende Verwandte, wird verschleppt. Vorher gibt es noch einen eisigen Zwischenfall in der Umkleidekabine der Schule. Und dann? Ja dann……. Kommen nacheinander viele Dinge ans Licht. Dass Leandra Lilly suchen wird, ist klar. Hat sie doch sonst Niemanden mehr auf der Welt, da die beiden Waisen sind. Dass sie dazu Hilfe von Nikolai benötigt, ist…..ärgerlich für sie. Vor allem, weil Lilly doch glatt denkt, Leandra und Nikolai passen in Wirklichkeit super zusammen. Und somit beginnt die Suche nach Lilly, der Wahrheit, und irgendwie auch sich selbst. Und dann muss es ja auch noch die Antwort auf die Frage geben, warum ausgerechnet Nikolai so viel über diese Welt, jenseits unserer, weiß.

    Cover und Titel:

    Das Cover gefällt mir sehr gut, da es die Thematik des Eises und des eisigen Herzens gut widerspiegelt. Und somit gleich einen Bezug zum Titel findet. Dass noch ein Schloss mit abgebildet ist, verrät uns eigentlich schon, dass das Buch nur teilweise in unserer Welt spielt, und wir in ein anderes Königreich reisen werden.

    Fazit und Gedanken:

    Natürlich sind wir hier im Genre Romantasy, das nicht ohne Fantasyelemente auskommt. Diese werden auch hier im Buch geboten. Denn, Lilly wurde nicht einfach nur verschleppt, sondern entführt. Und das in eine ganz andere Welt. Denn jenseits unserer Welt gibt es die Welt von Eisblumen und Feuerteufeln. Zwei Völker, die nicht gerade in Frieden miteinander leben. Der Gegensatz von Feuer und Eis ist hier also nicht nur in seiner natürlichen Form gegeben und sichtbar, sondern wird symbolisch auch noch verkörpert durch Feuerteufel und Eisblumen, die sich gegenseitig bekriegen.

    Das ganze Buch ist quasi aus der Sicht von Leandra erzählt, die uns direkt in ihre Geschichte einweiht, ihre Gedanken, ihre Vergangenheit, und was in ihr vorgeht. Gerade deshalb ist sie wohl auch so präsent im Buch, und bleibt beim Leser hängen. Doch vielleicht ist das ein wenig zu viel, und gerne hätte ich auch etwas aus der Sicht von Nikolai erfahren, so als kleinen Perspektivwechsel. DAS aber nur am Rande. Denn Nikolai bleibt mir als Figur ein wenig fern, sowohl in seinen Gedanken, als auch in seinem Handeln. Nähe konnte nicht so viel aufgebaut werden. Dafür war die Gefühlswelt und die Nähe rund um Leandra sehr viel intensiver.

    Was mir am Buch super gut gefallen hat, das ist, dass sich Leandra nicht aus der Ruhe bringen lässt. Gerade anfänglich ist es so, dass sie öfter gemieden wird, und in der Schule alleine steht. Bis auf ihre kleine Schwester natürlich. Wie Leandra mit dieser Tatsache umgeht ist bemerkenswert, denn ich wäre wohl schon nach Tag 1 dort nicht mehr gerne zur Schule gegangen, und hätte auch nicht so schlagfertige Antworten draufgehabt. Leandra erscheint eiskalt? Oder nur kalt? Naja, so schlimm ist es nicht. Aber sie ist eher bei den mutigeren Heldinnen in Büchern anzusiedeln. Kein Wunder. Musste sie sich ihr ganzes Leben doch gegen alle wehren, die sie niedergemacht haben, Streit mit ihr gesucht haben, oder versucht haben ihr einzureden, sie sei etwas, das sie nicht ist. Da kann man schon mal gefühlskalt werden. Ich persönlich nenne es ja eher vorsichtig und misstrauisch, mit einem gesunden Respekt davor, dass andere einen immer wieder verletzen, oder auch verlassen können. Tatsächlich war es sogar genau diese Seite an Leandra, die mir anfänglich sympathisch war, und die ich gemocht habe. Da eine gewisse Kratzbürstigkeit da war, und eine Abwehrhaltung gegen die Leute, sie verspottet haben. Wie ich das unter einen Hut damit bringen kann, dass ich sonst eher gefühlvolle Charaktere mag? Nun ja. Ich weiß ja, warum Leandra das ganze tut. Gerade UM ihre Gefühle zu schützen. Ein kleiner Kritikpunkt am Buch ist dann auch, dass sie zu schnell einbricht, und sich auf Nikolai einlässt. Ich hätte ihm vielleicht noch ein wenig länger meine Kratzbürstigkeit gezeigt. Selbst, wenn ich schon geahnt hätte, dass man sich in Menschen auch täuschen kann, und unter der Fassade manchmal ganz andere Gründe zum Agieren stecken, als uns bewusst ist, oder wie es eben scheint.

    Gerade den zweiten Teil der Geschichte fand ich dann größtenteils sehr gut gelungen, weil es wie eine kleine Wandlung von Leandra gibt. Sie wird weicher, das Eis ums Herz schmilzt, und damit auch verletzlicher. Nun ist sie sich bewusst dessen, was sie ist, und weiß ob ihrer Vergangenheit, und den dunklen Stellen darin. Allerdings hätte ich gerne gesehen, dass die Story entweder ein dickeres Buch gewesen wäre, oder dass man daraus sogar eine Dilogie gemacht hätte, um die Landschaften, die Welt, und die Historie der Völker von Eisblumen und Feuerteufeln mehr zu beschreiben. Trotz allem konnte ich mich gut in die Charaktere versetzen, und auch mit ihnen mitfühlen, wenngleich das natürlich wegen der Perspektive bei Lea am meisten der Fall war (und ich sie wie gesagt einmal nicht verstanden habe, weil die Sache mit Nikolai mir zu schnell voranging). Gefallen haben mir die vielen Denkansätze, wie es bei jedem Buch das ich lese, immer so ist. Denn Vertrauen, Misstrauen, Enttäuschung und Verrat sind auch hier unterschwellig Thematiken, die vorkommen. Aber verständlicherweise auch der Wunsch, jemandem vertrauen zu können, wenn man bisher meist alleine durch die Welt gegangen ist. Womit wir schon bei einer weiteren Aussage des Buches sind.

    Denn unterbewusst wird hier natürlich auch angesprochen, dass man in der Liebe unter sich bleiben muss. Sollte. Dass Eisblumen sich nur in Eisblumen, und Feuerteufel sich nur in Feuerteufel verlieben dürfen. Sie nur untereinander Familien gründen sollen. Und Feuer zu Eis natürlich gar nicht passt. ABER das Buch zeigt auch, dass diese Aussage so natürlich total falsch ist. Denn passen sollte jeder ja zu demjenigen, den er ganz einfach liebt. Und sowas sollte kein Gesetz verbieten. Hier im Buch ist es ein Spiel mit dem Feuer. Wortwörtlich.

    Die Geschichte birgt auch das Problem des Vorurteils. Man verurteilt jemanden, weil er dies oder das ist, und wird wiederum für sein eigenes Selbst verurteilt. Es zählt nur als was man geboren wurde, und in diese Schublade huscht man rein, und muss sich wieder rausarbeiten. Denn als Individuum ist man eventuell ganz anders. Diese Problematik zeigt sich nicht nur in den Völkern, sondern auch in kleinerer Runde in der Schule von Lea und Nik.

    Als Kleine Kritik habe ich nun schon genannt, dass ich gerne alles etwas mehr ausgeschmückt gehabt hätte, mehr über die Welten und die Umgebung erfahren hätte, um mich besser hineinzuträumen, oder sie besser in meinem Kopf entstehen zu lassen. Und dass alles in der Geschichte etwas zu schnell geht, sowohl im Geschehen als auch im Fortgang. Und trotzdem. Für ein Buch von knapp 268 Seiten ist die Geschichte an sich als Story wirklich toll. Mir gefällt die Welt, zumindest das, was ich von ihr kennenlernen durfte. Auch die Geschichtsentwicklung hat Potenzial nach oben. Und die Aussage von Allem, was dahintersteckt, sowohl hinter der Geschichte, als auch dahinter, warum sich Die Völker eigentlich bekriegen, mag ich. Denn es zeigt, dass immer mit dem Herz entschieden wird, und genau daraus, aus persönlichen Gefühlen, sogar Kriege entstehen können, und ein Hass, der weit in die Gegenwart reicht. Der sich immer neu aufbaut, eins ums andere, und neben den alten Gründen immer neue sucht, und oben drauf packt. Es ist also eine Geschichte, in der ich mir mehr Beschreibungen und damit Dichte gewünscht hätte. Aber die grundsätzliche Idee fand ich toll, weshalb ich dem Buch 4 von 5 Eissternen gebe. Und da dies natürlich nur meine persönliche Meinung ist, darf sich gerne jeder davon überzeugen, wie die Geschichte auf ihn selbst wirkt. Denn jeder Mensch ist ja anders, und jedermanns Gefühls – und Gedankenwelt funktioniert in anderen Bahnen :)

    Als positiven Punkt möchte ich auch noch ansprechen, dass ich die vielen kleinen Einblicke in die Vergangenheit gemocht habe, weil sie zum Verständnis der Geschichte beitragen. Es sind Einblicke über Vorfahren, über ihr Leben, und über Dinge aus der Vergangenheit, die bis in die Gegenwart reichen. Auch, dass diese Emotionen und Gefühle nachvollziehbar waren, hat mir gefallen. Dass sie nicht aus der Luft gegriffen waren, und man kein Verständnis dafür hat, warum Dinge damals passiert sind.

    Außerdem ist es ein Buch über Vertrauen, Misstrauen, aber auch enttäuschte Liebe und darüber, jemanden zu hintergehen. Und manchmal ist hinter einer Schicht aus Eis und Kälte, oder gar einer Wand aus Feuer, nicht genau das, was wir erwarten, und wir sollten einen zweiten Blick wagen, oder auf unsere Gefühle und unser Herz hören. Falls es nicht gerade mal wieder zu Eis erstarrt ist :). Oh, und dann haben wir noch diese kleine Lehre, dass es beängstigend sein kann, wenn plötzlich Eis aus unseren Fingern kommt. Das wissen wir spätestens seit Elsa. Immer noch! Ich muss die Eiskönigin einfach immer mal wieder erwähnen. Sorry dafür :D

    Das Vertrauen zwischen Leandra und ihrer kleinen Schwester Lilly ist übrigens fühlbar, da merkt man den Zusammenhalt, zum einen der Liebe zur Schwester, und zum anderen, weil die beiden als einzige noch füreinander da sind, und sich alles bedeuten.

    Und da die Geschichte ja diesmal wirklich von Liebe, Wärme, Feuer, und größtenteils Eis handelt, fand ich diesmal dieses Rezensionslied passend zur Geschichte:

    „Einst gebor'n aus kalter Luft und Regen aus den Bergen. Die Nacht, die eiskalt vor uns liegt, trägt ein kaltes Herz verborgen.
    Jetzt schlag in das Eis, kalt und klar. Suche nach Liebe und auch Gefahr. Finde Schönheit rein und wahr. Brich das Eis entzwei. Das Herz aus Eis leg frei.“
    Winterleuchten am Liliensee Elisabeth Büchle
    Winterleuchten am Liliensee (Buch)
    19.02.2021

    Mit Familienbanden ist das so eine Sache. Wem fühlen wir uns verbunden?

    Winterleuchten am Liliensee von Elisabeth Büchle

    Es waren einmal drei Brüder….! Spaß! Trotzdem: Heute geht es um Familie, um Einsamkeit, Alleinsein, sich vergessen fühlen. Aber auch um Vorurteile, und das Ankommen bei Menschen, die nicht immer unserer Familie zugehörig sein müssen. Und da all diese Themen in der Geschichte vorkommen, und aufeinanderprallen, fange ich heute gleich, und ohne viele Vorworte an, etwas über das Buch zu erzählen. Die Gedanken dazu kommen also an späterer Stelle.

    Die Geschichte, die das Buch erzählt:

    Wir schreiben das Jahr 1965. Lisa aus der Großstadt reist in den Schwarzwald zu den Vogels. Mutter Charlotte Vogel ist eine alte Freundin ihrer verstorbenen Mutter. Da diese sich, auch im Leben, nie richtig um ihre Tochter gekümmert hat, sieht Lisa nun die Chance, sich in einer Familie zugehörig zu fühlen. Denn das ist etwas, das ihr gesamtes Leben gefehlt hat. Doch so einfach ist das natürlich nicht. Denn da ist ja noch Robert, einer der drei Söhne von Charlotte, der allem und jedem gegenüber misstrauisch ist, und in allem Betrug sieht, und seine Familie davor schützen will. Doch auch Charlotte hat Pläne. Ihre drei Söhne sollen nämlich unter die Haube, natürlich nach und nach. Und so sieht sie in Lisa eine potenzielle Schwiegertochter. Die Berge des verschneiten Schwarzwaldes sollen es richten, und so bricht Robert mit Lisa zu einer Tour auf. Doch die Berge im Winter bergen auch Gefahr. Und überhaupt, kommt ja meistens alles ganz anders, als geplant. Lisas Ängste und Roberts Ängste sammeln sich in einer Hütte, und irgendwie entsteht dort eine ganz besondere Atmosphäre. Man meint fast, etwas entsteht, was beide so nie gehabt haben, und nach dem sich beide sehnen. Und wie so oft, in solchen Romanen, geht das Ganze nicht ohne Probleme und mächtige Bedenken voran. Lest also, wie man Nähe aufbauen kann, ohne sich körperlich nah zu sein.

    Cover und Titel:

    Das Cover finde ich sehr passend, weil es winterlich, und trotzdem hoffnungsvoll, und wunderschön aussieht, und uns zeigt, dass Winter nicht immer nur grau und dunkel sein muss, sondern auch mit Helligkeit, Licht, und damit Hoffnung verbunden sein kann. Deswegen auch der schöne Titel des Winterleuchtens. Und der Liliensee? Nun ja. Ich bin mir sicher, der ist im Winter genauso schön anzusehen, wie auch im Frühling oder Sommer. Aber hier erscheint er fast glitzernd winterlich :)

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Wir lernen auch hier wieder die Protagonisten unheimlich gut kennen, dürfen in ihr Inneres sehen, fühlen mit ihnen mit. Sie sind uns sympathisch, nicht fremd, sondern erscheinen uns sehr nah. Genauso, wie ich es mag, da mir die Charaktere in den Geschichten immer das Wichtigste sind. Und so liebe ich es, wenn es einem fast so erscheint, als ob man die Menschen kennen würde, obwohl man sie erst kürzlich zu Anfang des Buches kennengelernt hat. Man verbindet mit ihnen die gemeinsame Geschichte, und das gemeinsam erlebte. Sie sind also sehr gut gezeichnet. Lisa die Städterin, die nichts mit Natur am Hut hat (denkt Robert), und Robert der unfreundliche Kerl (denkt Lisa). Dabei ist es ganz anders. Lisa genießt die Natur und die Umgebung, den Wald, den Winter, und vor allem den Liliensee. All die Landschaft gibt ihr Geborgenheit und Frieden und Ruhe. Und wer Natur liebt, der weiß, wie recht Lisa damit hat. Zusammen mit Lisa erleben wir die Landschaften rund um das Forsthaus, genauer gesagt einen Teil des Schwarzwaldes, und fühlen uns durch den Schreibstil mitten hineingezogen. Lisa selbst zeigt sich von einer ganz anderen Seite, als ihr Äußeres annehmen lässt. Sie ist verletzt im Inneren, erscheint wie ein scheues Reh, welches sie aber gar nicht ist, weil da auch Stärke in ihr wirkt. Außerdem mag ich ihre Eigenart, dass sie ständig vor sich hinredet. Etwas, das mir irgendwie bekannt vorkommt. Trotzdem zweifelt sie an sich, und glaubt sich nicht liebenswert, da ihre Mutter sie weggegeben hat, und ihr eigenes Leben über das ihres Kindes gestellt hat, ihrem Kind gegenüber kein Verantwortungsgefühl zeigt. Ich finde es schön, dass Menschen im Buch nicht verurteilt werden, die eine falsche Selbstwahrnehmung haben, sich ungewollt fühlen. Denn viele wissen gar nicht, dass es Menschen mit solchen Störungen gibt, und erst recht nicht, wie mit ihnen umzugehen ist. Weiter habe ich gemocht, dass die Wandlung sichtbar war von Jemandem, der dachte, dass alle ihn nur verurteilen und sich ein Urteil über ihn bilden. Lisa hat sich durchgebissen und eine Wandlung durchgemacht, die mir gefallen hat. Ein Gefühl des gewollt seins und akzeptiert werdens, Respekt und Anerkennung, sind übrigens für jeden wichtig.

    Das Buch beschäftigt sich sehr mit dem Thema der Einsamkeit in all seinen Formen. Der selbstgewählten Einsamkeit, aufgrund von Enttäuschung, und der Einsamkeit, die man sich nicht aussucht, weil man weggestoßen wird. Und natürlich auch ein wenig der Einsamkeit der Natur, denn ja, ich musste unweigerlich beim Buchlesen an einen wunderschönen Winterspaziergang in einer Schneelandschaft denken, in der man einsam und allein seinen Gedanken nachgehen kann, während die Sonne sich in den Schneekristallen spiegelt. Doch wir geraten auch in Familienbande, werden uns durchs Buch bewusst, was Familie einem bedeuten kann, und dass Familie nicht immer die Menschen sein müssen, die mit uns blutsverwandt sind, und die uns weniger familiär erscheinen, wie Menschen, die es gut mit uns. Die Frage nach Familie und Zusammengehörigkeit ist ein ganz zentrales Thema im Roman, das einem beim Lesen selbst dazu bringt, sich irgendwie zu hinterfragen. Denn eigentlich sollte Familie einem Liebe, Schutz, Geborgenheit, und Auffangstation in allen Lebenssituationen sein, und einem vor allem Unheil der Welt beschützen, so dass man immer etwas hat, an das man noch glauben kann, wenn alles andere im Leben schiefläuft. Leider ist das eben nicht in allen Familien so.

    Das Buch spielt in der Gegend um Schiltach und Vierbrücken, am titelgeben Liliensee. Wenn ich diese Gegend also kennen würde, würde mir sicherlich vieles bekannt vorkommen. So haben mich die Beschreibungen der Umgebung, der Natur, der Landschaft, des Schnees, und die Atmosphäre der Jahreszeit eingefangen, und direkt an diesen Ort gebracht. Zumindest in meinem Kopf. Heißt….die Orte wurden so schön beschrieben, dass man sich mal wieder wegträumen konnte auf Waldwege, Berge, und in die wunderbare Natur. Die Klarheit des Sees ist symbolisch gesehen sehr schön, denn Lisa findet in genau dieser Natur, ihrer Abgeschiedenheit und Ruhe, Klarheit über ihre Vergangenheit und auch Gegenwart, und erkennt, was sie eigentlich im Leben will, und was wichtig ist. Was ich ebenfalls wundervoll finde ist der Schreibstil, die Umschreibungen, und die Bilder, die beim Lesen im Kopf entstehen. Fast wie bei einem Bild, welches man ansieht, während man den Roman liest, und die Leinwand sich mit Bildern und Farben füllt, je mehr der Text und damit die Geschichte voranschreitet.

    Der Geist der damaligen Zeit zieht durch das Buch. Woher ich das weiß? Fragt nicht! Aber wenn man Familienmitglieder hat, die in dieser Zeit gelebt haben, dann bekommt man automatisch immer gesagt, wie schön und unkompliziert, und so viel wärmer die Zeit damals war, wie liebenswürdig die Menschen waren, und dass es keine allgemeine Kälte gab. Was natürlich nicht verallgemeinert werden darf. Damals gab es böse und gute Leute, genau wie heute. Und trotzdem wird der Roman begleitet von einer bestimmten Wärme, in der man sich wohlfühlt, und sich während des Lesens beschützt fühlt. Wie eine kleine Zeitglasglocke, unter der man sicher ist, und die einen eine Zeitreise machen lässt, in der man durch das Buch wandeln darf. Somit ist das Buch zeitlos, die Probleme die gleichen, der zwischenmenschliche Bereich ohne Veränderung. Das gibt einem ein Gefühl von Beständigkeit, und das ist schön.

    Und dann weht durch das Buch noch der Winterwind einer anderen Zeitepoche, der 60 er, selbst wenn diese gar nicht so weit von uns entfernt liegt. Man spürt, dass die Menschen anders gelebt haben, als wir in unserem Heute. Und doch sind die Probleme bei den grundlegenden Dingen wie Liebe, Gefühle oder Familie dieselben. Es strahlt einen gewissen Charme aus. Spielend in der Vergangenheit, gekleidet in die Probleme, die allgegenwärtig in allen Zeiten sind. Sowohl in unserer, als auch in der ferneren Vergangenheit. Man wird durch das Buch in eine Zeit zurückgeworfen, in der alles etwas langsamer voranging als es heute der Fall ist, die aber nicht unbedingt altmodisch erscheint. Denn manchmal ist dieses Langsame vorsichtige doch durchaus schöner anzusehen, als das schnelle Vorpreschen in Liebesdingen, das in seiner Schnelllebigkeit dann genauso schnell wieder zu Ende sein kann. Ich mag diese langsamen Annäherungen in Geschichten, die nicht mit Lichtgeschwindigkeit voranschreiten. Diese Atmosphäre der Vergangenheit ist angenehm, ohne uns direkt darauf hinzuweisen, dass sie schon vergangen ist.

    Der christliche Aspekt ist nicht vordergründig im Buch zu finden, weil sich einfach auch Fragen stellen, die sich jeder Mensch stellen sollte. Wie zum Thema Familie, Zusammenhalt, und wie wir mit Menschen umgehen, über die wir nicht viel wissen. Das hat mir sehr gut gefallen. Zum Beispiel wird das Vertrauen auf Gott angesprochen, aber nicht in derlei Ausmaß, dass es einen stört. Lisa selbst ist durch die Nichtliebe ihrer Mutter bei ihrer Großtante aufgewachsen, die früher Nonne war, und deren Gedanken im Buch gefallen mir ausgesprochen gut, weil sie allgemein gute Ratschläge sind für alle Menschen. Und wer fühlt sich nicht manchmal alleine, und spricht zu irgendwem, oder gar mit sich selbst? Deswegen ist das Buch für alle lesbar. Ob man an Gott glauben mag, oder nicht. Das Buch hat ca. 220 Seiten, was nicht viel ist. Und trotzdem fehlt es der Geschichte an nichts, nichts wurde ausgelassen, alles scheint komplett, und genau so, wie eine Geschichte sein sollte, mit ihrem Anfang, ihrem Ende, und dem, was dazwischen erzählt wird.

    Der Roman fließt nicht einfach nur so dahin, wie ein ruhiger Fluss, steht aber auch nicht still, wie ein See. Irgendwie ist er sogar sehr tiefgehend, vielleicht ja sogar noch tiefgehender, als besagter See auf dem Cover. Denn ich kann die Geschichte weder als leicht dahinplätschernd und locker flockig verbuchen, noch als super ernste Geschichte, die einem keine Freude bietet. Irgendwie ist es eine Symbiose aus humorigen Stellen, die auch leicht ins Nachdenkliche schlittern. Wir haben eine Liebeserklärung an den See. Ruhe, Geborgenheit und menschliche Wärme, gegen Kälte, Anonymität, Einsamkeit, und Lärm der Großstadt, die Wohnort, aber kein Zuhause und keine Heimat ist, wenn man auch dort einsam ist. Ich gebe zu, was mir gefallen hat, das war die heile Welt, die aber nicht überdröselt war. Manche Zeiten bedarf es eben einem Roman zum Wohlfühlen, und das habe ich definitiv getan. Und Hurra. Wer drei Söhne hat, muss sie natürlich auch alle unter die Haube bringen. Nicht wahr, liebe Charlotte? Na gut. Muss man natürlich nicht. Aber es wäre schön, denn das würde bedeuten, dass es noch weiteren Lesestoff der Reihe rund um die Familie Vogel geben würde. Ich bin gespannt und harre der Dinge die da kommen! :). Denn dies ist auch eine Verkupplungsgeschichte, oder eher ein Versuch dessen, aber nur ganz leicht. So leicht, dass man es gar nicht merkt. Was man merkt, sind Verwicklungen, Verwechslungen und Geschehnisse. Und das ist zum einen sehr tiefgehend, zum anderen aber auch sehr humorvoll. Denn in manchen Situationen im Buch kann man einfach nur einen Schelm finden, der einen zu herzhaftem Schmunzeln veranlasst. Doch wie schon erwähnt ist das Buch kein reines Buch einer humorigen Geschichte, sondern auch ein sehr hoffnungsvolles, mit einer Geschichte, die einen definitiv zum Nachdenken anregt und das über eine Menge Dinge. Familie, Alleinsein, Vertrauen, Misstrauen, Respekt, Beständigkeit, Zusammenhalt, Familienbande, Zugehörigkeit und das Gefühl, ungewollt und nicht willkommen zu sein. Oder eben umgekehrt dann sich auch wieder willkommen und geliebt zu fühlen. Von einer Liebe in allen Formen. Nicht nur der Liebe in Beziehungen, sondern auch der familiären Liebe, der Geschwisterliebe, der Liebe zu Menschen, die uns zugehöriger sind als unsere Blutsverwandten, und wahrscheinlich auch ein kleines bisschen der Liebe zu Gott, oder einer Macht, die ihm gleichgestellt ist. In welcher Form, oder an wen auch immer man glaubt in Zeiten, in denen man Hoffnung braucht, und sich alleine fühlt.

    Auch haben wir viele Dinge, die nicht ausgesprochen werden, im Grunde genommen im ganzen Roman. Diese sorgen dann für Missverständnisse, Voreingenommenheit, Vorurteile, und, dass jeder von Allem andere Vorstellungen hat, die sich in seinem Kopf und in den Gedanken bilden. Und DAS wiederum führt……..wieder zu Verwicklungen. Die richtig schönen der Art, wo man sich als Leser gerne gegen den Kopf schlägt, und alle rütteln und schütteln möchte, um sie auf Dinge zu stoßen, die ihnen irgendwie verborgen bleiben, ob ihrer eigenen Gedanken und Denkweisen. Nicht das hier jemand dumm wäre. Nein. Vielmehr denken manche ZU VIEL. Und falsch. Aber wer wäre ich, Denkweisen als falsch zu beurteilen? Alles hat seinen Grund und seine Wege. Auch hier. Selbst wenn der Weg nicht gradlinig ist, sondern mit einigen Umwegen, die einen oftmals auch in verschneite Wälder führen. Das Buch agiert hierbei als Puzzle, oder gar als Kartenspiel, Zug um Zug, oder auch Puzzleteil um Puzzleteil, wächst hier etwas ganz langsam zusammen, das man als stiller lesender Beobachter miterleben kann.

    Robert und auch Lisa, haben in der Vergangenheit seelische Wunden erlitten, und diese tragen sie nicht heraus in die Welt, sondern verheimlichen sie, so gut es geht. Und wieso sollten sie sich gegenseitig auch ihre Leidensgeschichten erzählen? So kommt es, dass beide nur das sehen, was sie wollen, und so entstehen gegenseitige Vorurteile. Lisa sieht in Robert den unfreundlichen Kerl, der irgendwas gegen sie hat, und Robert wiederum sieht in Lisa ein Mädchen, das sich in seine Familie hineinschleicht. Wir als Außenstehende sehen das besser, die beiden in ihrer eigenen Geschichte nicht. Und so, mit etwas Distanz, und trotzdem Nähe zu den Figuren, erkennen wir die Geschichte als das, was es ist. Verwechslungen und Irrungen, und ganz großes Unwissen in Form von Vorverurteilungen, ohne dass man sich besser kennt, und es erst mal auch nicht will. Wir sehen: Ehrlich muss man sein, damit man sich gegenseitig kennenlernen kann. Oh, und zugreifen, wenn das Glück direkt vor einem steht, anstatt zu zögern. Und dann wackeln die Ängste, und zerbröseln, gehen nicht ganz weg, aber dafür die Vorurteile, die sich ebenfalls in Staub verwandeln.

    Und weil die Geschichte mit dreierlei Dingen zu tun hat, dachte ich mir, das heutige Rezensionslied könnte passen. Wir haben die Einsamkeit, die einen erfüllen und durchdringen kann, wir haben die Heimat, die ein Ort oder ein Mensch für uns sein kann, und wir haben den See, den sogar auf dem Cover, den ich einfach mal mit einem besungenen Meeresgewässer vergleiche :D. Weil es dann auch noch in die Zeit des Buches passt, da es aber auch zeitlos ist, fand ich die Vorstellung schön, jemand im Buch könnte vielleicht dazu tanzen :):

    „Lonely rivers flow, to the sea, to the sea. To the open arms of the sea, yeah.
    Lonely rivers sigh, "Wait for me, wait for me". I'll be coming home, wait for me.“
    London Prince Louise Bay
    London Prince (Buch)
    14.02.2021

    Wenn es keine Garantien gibt, braucht es eben Vertrauen

    London Prince - Kings of London Reihe Band 3 von Louise Bay

    Wie soll man dieses Buch am besten beschreiben?! Ohne zu viel zu verraten, man erkennt es ja schon am Klappentext, handelt es sich um einen Liebesroman. Und wenn aus Freundschaft eine Liebe werden soll, das Ganze erotisch ist, und man dann noch auf ein Happy End hofft…Tja…Dann muss man das Buch lesen, um zu erfahren, ob am Ende all das hinhaut. Womit fange ich also an, und worin unterscheidet sich dieses Buch von anderen Büchern? Was ist anders? Was besonders? Die Gegner der Liebesromankultur werden nun wohl sagen „da wird sich wohl gar nichts unterscheiden, am Ende kommen sie zusammen und zwischendurch verlieben sie sich irgendwie ineinander, nachdem sie jahrelang ihre Gefühle unterdrückt haben.“ So ganz kann ich dem natürlich nicht zustimmen, und so ist es auch in diesem Buch nicht, wenngleich ich über Emotionen und Gefühle in Büchern ja immer froh bin. Lasst mich also anstatt die Geschichte nachzuerzählen ein paar Worte zu den Charakteren sagen. Denn wie ihr wisst, sind diese bei mir immer ganz besonders wichtig. Bei diesem speziellen Buch war es sogar wirklich so, dass ich aufgrund der Leseprobe eine gewisse Ähnlichkeit von Truly Weibliche Protagonistin) und ihrer Unsicherheit gegenüber Menschen in mir erkannt habe, und das Buch unbedingt lesen wollte, um zu erfahren, wie sie auf einen Mann wie Noah (männlicher Protagonist) reagiert. Sie ist schon ein klein wenig Nerd, was ich als positiv ansehe. Versteckt diesen nicht immer, lässt ihn aber auch nicht raushängen. Kann genauso sexy wie nerdig sein. Fast immer sieht sie sich selbst als nicht besonders. Und Noah? Ach Noah. Zu dir komm ich noch. Wobei ich glaube unter diesem Mann wohl auch einen kleinen Nerd gefunden zu haben, den er fleißig unter dem erfolgreichen Geschäftsmann versteckt, der er eben ist. Du bist durchschaut, Noah Jensen :D. Tatsächlich denke ich, dass bei dieser „Art von Roman“ die Figuren ziemlich wichtig sind, noch mehr als bei anderen Genres. Und ja, in einer Zeit in der man reale Menschen meiden soll, da will ich mir schon aussuchen, ob ich meine Zeit mit Menschen verbringe, die mir sympathisch sind. Und mit Büchermenschen verbringe ich ziemlich viel meiner Zeit. Meine heutige Rezension wird also wohl eher eine kleine Charakterstudie in Kombination mit einer psychologischen Einschätzung der Charaktere werden :D. Trotzdem hier noch ein bisschen was zum Ablauf der Story.

    Die Geschichte im Buch:

    Wir haben hier nicht die typische Freundschaftsgeschichte von Menschen, die sich seit Kindheitstagen kennen, und alles voneinander wissen. Und trotzdem ist eine gewisse Nähe da, die man anfänglich zwar nicht so ganz spürt, aber an die Noah sich auch erst erinnern muss. Dazu später mehr. Nach 4 Jahren in New York kommt Noah also nach London zurück, und das als reicher Geschäftsmann. Aufgrund einer Sache in seine Vergangenheit, hat er immer das Bedürfnis höher, schneller und weiter, zielorientiert zu leben. Seine damalige beste Freundin in London war Truly, und auf die trifft er nun wieder. Truly geht erst auf Distanz, weil sie damals in Noah verliebt war, er dann einfach nach NY abgehauen ist, und sie damit unglücklich war. Nun schützt sie ihr eigenes Selbst, und nun merkt Noah, dass er Truly irgendwie begehrt. Als sie also durch ein Ereignis Hilfe in ihrer Firma, die sie zusammen mit ihrer Schwester betreibt, braucht, springt Noah ihr zur Seite. Immerhin kennt er sich mit gesellschaftlichen und geschäftlichen Ereignissen besser aus, als die schüchterne und eher introvertierte Truly, die nicht so gerne mit Menschen agiert, weil sie es sich einfach nicht zutraut. Wäre da nur nicht die Sache, dass Noah sich nicht ernsthaft auf Frauen einlässt, mit ihnen keine gemeinsame Zukunft sieht. Und auf Trulys Seite natürlich die Sache, dass Noah noch genauso charmant ist, wie zur Zeit ihrer Freundschaft, als sie in ihn verliebt war. Klingt irgendwie nicht so gesund für ein Herz, das nicht brechen sollte. Nun beginnt ein Hin und Her des gegenseitig aufeinander Einlassens. Die Meinungen schwanken, und man selbst wird manchmal seekrank ob des Wellenganges dessen, dass sich zwei Menschen hier nicht eingestehen können, was sie sich gegenseitig bedeuten. Wir haben ein ständiges Auf und Ab, ein Zwischenspiel aus Abstand zueinander halten und Nähe, Fehlinterpretationen, Missverständnissen, und um den heißen Brei herumreden. Und Angst. Jeder auf seine eigene Art, und aus anderen Gründen. Und natürlich ist da die Frage, ob eine Freundschaft noch bestehen kann, wenn man etwas miteinander anfängt, das nur auf körperlicher Basis steht. Hinzu kommt, dass dann die Freundschaft nicht nur zwischen Noah und Truly auseinandergehen könnte, sondern auch zwischen ihm und Rob und Abigail (Trulys Schwager und Trulys Schwester). Truly will über Noah hinwegkommen mit unverbindlichen Sex. Doch dass das noch nie eine gute Idee war, ist klar. Denn ausgerechnet jetzt, da Truly sich gefühlsmäßig von Noah lösen will, fängt dieser an, etwas zu tun, was er jahrelang verschlafen hat. Zu merken, dass er unbedingt mehr von ihr will. Wie genau dieses „Mehr“ aussieht, das weiß Noah in ungefähr genauso wenig, wie die Nichtleser des Buches. Und so wandelt sich die anfangs unsichere Truly zu einer selbstbewussten Frau, und Noah der selbstbewusste Mann zu einem etwas unsicheren Kerl, der nicht ganz bei Truly durchblickt, was sie eigentlich im Leben erreichen möchte. So kommt es wohl zu Missverständnissen, Dinge werden nicht gegenseitig nicht gesagt und angesprochen. Und das Beziehungsgeflecht ist angerichtet, und bereitet uns Lesern Spaß…… und Kopfzerbrechen.

    Cover:

    Da gibt es nicht viel zu sagen. Es gefällt mir, und zeigt deutlich die Stellung Noahs, als erfolgreicher und selbstbewusster Geschäftsmann. Und passt natürlich zur Buchreihe.

    Fazit und Gedanken:

    Noah ist tatsächlich mal einer der Charaktere, mit denen ich anfänglich erst warm werden musste. Genauso wie Truly musste ich lernen hinter die Fassade zu schauen, und zu lernen, warum er alles so macht, wie er es eben tut. Und wir mussten beide lernen, dass hinter dem Kerl, der 15 Millionen besitzt immer noch der Kerl steckt, den Truly kennengelernt hat, der sich durch Geld nicht verändert hat, sich aber im Hinblick auf Gefühle ändern kann. Was ihm den Arsch gerettet hat :D. Sorry der Wortwahl. Aber hier hat er gerade nochmal die Sympathiekurve bei mir bekommen. Denn ein Leben ohne Gefühle und reine Körperlichkeit geht ja wohl mal gar nicht. Trotzdem war es eine neue Erfahrung für mich. Und wenn man meine Zwischentöne genau liest: So ein schlechter Kerl ist er ja nicht. Nur eben einer, den man dauerschütteln und rütteln will, damit er sich seiner Gefühle endlich bewusst wird. Und jetzt passt genau auf, denn nun kommt mein einer kleiner Kritikpunkt, zum genau Nachlesen: NOAH………….VERGISST………TRULY……..IN NEW YORK…….EINFACH SO (okay, das ist Jammern auf hohem Niveau, trotzdem: hä!?). Das hat die Liebesgeschichte zwischendrin ein bisschen weniger glaubhaft gemacht. Ich meine, will ich einen Mann, der mich einfach vergisst, auch wenn er mich dann anscheinend wieder in sein Gehirn reinbekommt? Und das, obwohl ich seine beste Freundin bin? War? Wie auch immer? Will ich über so einen Mann lesen? Will ich ihm meine kostbare Lesezeit widmen? (ja okay, die Lesezeit widmen, und über ihn lesen, will ich dann wohl doch) Das andere: Sicher nicht :/. Ich glaube ich hatte es irgendwie mal erwähnt. Ich vergesse nie Menschen, nicht mal die, die ich NICHT mag. Aber die, die ich mag oder liebe, die erst recht nicht. Und Freunde schon mal gar nicht. Die Wankelmütigkeit macht schwindelig. Und ganz am Ende hat mir ein wenig die Tiefe, sowie ein paar Ausführungen zum Hintergrund der beiden, Rückblicke in die Geschichte von Noah und Truly, gefehlt. Zum Verständnis, was die beiden sich bedeutet haben. Das ist aber nur meine persönliche Meinung, andere sehen das vielleicht ganz anders. Also könnt ihr Noah ruhig eine Chance geben :D

    Truly als Charakter war mir sehr nahe, das sofort, und das konnte ich durch die Lektüre hindurch spüren. Sie verkauft sich unter ihrem eigenen Wert, sieht sich selbst als nichts Besonderes. Und genau wie Noah im Wandel ist, so wandelt auch sie sich im Buch zu einer anderen Seite. Vielleicht sind es genau diese Wandlungen, die mir gut gefallen. Dass es von allem zwei Seiten gibt, und nicht nur eine einzige festgefahrene. Und dass da vielleicht Gefühle sind, die man nicht mehr bekämpfen kann. Die sich meist unter Vergessen und Aktivität versteckt haben, und die nun wieder hervorkriechen, und irgendwie da sind. Die Entwicklung von Truly hat mir sehr gut gefallen, weil es diese Wendung und Wandlung gab, man ihr wachsendes Selbstbewusstsein fast greifen konnte, und sie sich und ihrer Schüchternheit trotzdem nicht fremd wurde, und sie dadurch die selbst geblieben ist. Ihre Selbstwahrnehmungsstörungen und das fehlende Selbstwertgefühl fand ich sehr schön, zeig es doch auf, dass es auch solche Menschen gibt, deren Persönlichkeit und Charakter so toll sind, sie selbst es aber nicht an sich selbst wahrnehmen.

    Und irgendwie werden sich zwei Freunde die sich immer nahestanden, auf einmal fremd, aufgrund, dass sie die Freundschaft streichen, und durch Körperlichkeit ersetzen. Verzwickt und paradox :D. Denn das Ganze ist gefährlich, und es droht Gefahr zu laufen, dass man sich ineinander verliebt. Was Noah nicht kennt, und Truly nur zu gut, mit dem Ergebnis des gebrochenen Herzens. Für Noah ist es eine ganz neue Sichtweise, dass man einen Menschen nicht nur braucht, um seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen, sondern ihn wirklich braucht, sich nach dem Menschen sehnt, und nicht danach, was er mit einem im Bett anstellt. Hier gibt es Selbsterkenntnisse. Denn am Ende ist es einfach nur herrlich und erfrischend mit anzusehen, wie dieser selbstbewusste Mann, der mitten im Leben steht, und erfolgreich ist, und der eine Frau nach der anderen abschleppt, im Grunde genommen so gar keine Ahnung von Frauen hat (Man Noah, rüttel und schüttel), und was sie wirklich wollen, zumindest, wenn sie etwas Ernsthaftes suchen. Dieser selbstbewusste Mann in Situationen, die ihn etwas unsicher wirken lassen.

    Das Buch zeigt schön, dass man manche Menschen nicht mit anderen ersetzen kann, weil sie uns alles bedeuten. Und auch wenn man tausende Dates besucht, und tausende andere Menschen kennenlernt, gibt es dann doch diesen einen Menschen, der mit keinem ersetzt werden kann, weil einen zu viel miteinander verbindet, unter anderem auch Freundschaft, die für mich ganz klar auch in eine Beziehung gehört. Dass man nicht zu sprunghaft sein sollte. Oder, der Gedanke an eine gemeinsame Zukunft, und die Weitsicht, dass sich nicht immer alles nur im Moment abspielt, und man auch zusammen als Paar Spaß haben kann, und eben manchmal ins Ungewisse tappt, ohne Plan, aber dafür mit einem Freund und Partner gleichzeitig. Manchmal gewinnt der Roman dann ein wenig an Bittersüße, in den Szenerien, wenn Noah mal wieder mit sich hadert, und seine Weltanschauung, dass man etwas nie zu lange machen darf, wiederauftaucht. Dass man nie zu lange an etwas festhalten darf, weil es sonst langweilig wird (leider auch Menschen), und man damit die tollen Momente der Erlebnisse vergisst. Noah muss nicht nur Truly davon überzeugen, dass er es ernst mit ihr meint. Vielmehr ist es wie eine langwierige Reise zu sich selbst, mit Anlaufschwierigkeiten. Denn er muss nicht nur sie überzeugen, sondern auch sich selbst davon, was er tief im Inneren eigentlich schon weiß, und will, und was bisher nur noch nicht an die Oberfläche gekommen ist, weil er so agiert, wie bei jeder anderen Frau auch. Mit Abstand und Grenzen. Wie wunderbar, dass hier ein Bogen geschaffen wird, und man die Kurve noch hinbekommt von „Wir haben einfach nur Spaß zusammen, und verbringen Zeit, weil ich nicht alleine sein will“ zu „Ich brauche diesen Menschen unbedingt in meinem Leben, weil ich nicht ohne ihn sein will, aber nicht aufgrund von Langeweile, sondern weil ich seine Nähe immer um mich haben möchte. Und das will ich von keinem anderen Menschen, sondern ausschließlich von diesem“. Noah spürt die Nähe, das Vertrauen, es gefällt ihm. Und er kann es irgendwie nicht einordnen als das, was es ist, weil er es eben nicht kennt. Er beobachtet Truly nahezu immer und bei jedem Treffen, macht er sich Gedanken über sie, sorgt sich, und findet an ihr immer wieder positive Merkmale. Ihre Schönheit, ihr gutes Wesen, ihre Herzlichkeit und ihre Freundlichkeit. Dinge, die sie an sich selbst nie sieht oder sehen würde. Und die jemand, der sich auf rein körperliche Beziehungen einlässt, nie an jemandem erkennen würde. Es ist genau DAS was den besonderen Reiz ausmacht. Zu erfahren, wie sich der Vorhang lichtet, und für Noah so langsam die Sicht klarer wird auf etwas, das er im Leben haben möchte, bisher nicht hatte, und wo er bei Truly nicht mehr dagegen ankämpfen kann, dass er gerne alles über sie erfahren will, und ihm klar wird, dass er das bisher bei niemandem wollte. Und das ist eine schöne Regung seinerseits. Auf Noahs Reise zu sich selbst, die wir hier begleiten, trifft er noch ein paar Fehlentscheidungen, aber auch welche, die aus einem Impuls herauskommen, und nichts mit seinen Plänen fürs Leben zu tun haben, sondern von Gefühlen geleitet werden. Und wie schön, dass das Buch uns beibringt, dass man mit einem Menschen zusammen sein kann, und trotzdem irgendwie alleine, wenn man ihn nicht kennt, und nichts über ihn weiß, und keine Nähe da ist. Und dass Vertrauen immer darauf basiert, dass man sich gegenseitig kennt, und sich aufeinander einlässt, in mehrerlei Hinsicht als nur der körperlichen. Angenehm an Noah fand ich, dass er nicht als dauergeiler Kerl durch den Roman gelaufen ist, sondern tatsächlich angefangen hat Truly erstmal als Frau wahrzunehmen, bevor ihm klar wurde, dass er ohne sie eigentlich nicht leben kann, will, oder wie auch immer. Und dass das Ganze mit Zweifeln seinerseits gespickt war. Denn wo Truly in sich selbst zweifelt, und an sich, da zweifelt Noah daran, dass er ein Leben möchte, das nicht immer am Limit ist, welches man ausnutzen muss, welches immer neue Ziele und Herausforderungen bringt, weil er schon fast alles erreicht hat, rast- und ruhelos ist, und immer neue aufregende Erlebnisse und neue Ziele im Blick hat. Noah selbst ist ein interessanter Charakter in Bezug auf seine Denkweise. Dieser Drang, dass man alles aus seinem Leben herausholen muss, ist im Grunde genommen ja nichts Falsches. Das Problem dabei ist nur, dass er diesem Drang nachgibt, sich alle Wünsche erfüllt, immer höher schneller und weitergeht, und am Ende nicht weiß, was noch übrigbleibt, und noch zu tun ist. Denn manchmal sind die Menschen zufriedener, die noch Träume haben, und wenn diese sich nicht so leicht erfüllen. Dann brennt man für eine Sache, tut es länger, weil sich der Wunsch einfach noch nicht erfüllt hat. Wenn man sich alles erfüllen kann, ist das anders. Noah selbst ist so abgelenkt im Leben durch die Ablenkungen, die ihm all seine Aktivitäten bringen, dass er nicht das kleine wichtige Ziel sieht, das die ganze Zeit vor seiner Nase ist. Nämlich Truly. Er spürt zwar, dass sie anfängt, ihm mehr als Freundschaft zu bedeuten, doch kann es nicht umsetzen, da sein altes Denkmuster ja sagt, dass er mit einer Frau keine Zunft planen kann.

    Trotzdem hat man im Buch das Gefühl, irgendwie mit den Charakteren mitzuleiden, und alles mitzuerleben. Weswegen ich wohl auch irgendwann angefangen habe, mit den Buchfiguren, und mir selbst zu reden :D. Noah Noah, da hast du dich wirklich manchmal nicht mit Ruhm bekleckert. Aber du fragst dich ja zumindest wirklich die ganze Zeit selbst, was da in dir vorgeht, weil du es nicht verstehst. Du bist also noch nicht ganz verloren. Trotzdem Noah, die Bewertung musst du jetzt ganz alleine ausbaden. Und so dachte ich mir die ganze Zeit während der Lektüre „Lieber Noah, wann erkennst du denn endlich, was da vor dir steht, und die ganze Zeit da war, und wieso hast du genau das vergessen, und wieso nimmst du es jetzt nicht an, obwohl du es willst?“. Tatsache, ich habe mich gefragt, warum Noah nicht einfach auf Truly zugeht, und ihr eine dieser wundertollen 80 er Jahre Schnulzen vorsingt, in denen Freundschaft zu Liebe wird. Doppelseufz. Das Singen wurde mir überlassen (zusammen mit meinen Selbstgesprächen). Noah hat wohl einen anderen Stil, als meiner ist. Aber ich bin ja auch kein Millionär, der eine Frau erobern will, die ihm im Kopf herumgeistert. Schätze, da unterscheiden wir uns ein wenig.

    Der Roman in sich selbst und seiner Geschichte gesehen ist ein solider Roman mit Romance- und Erotikelementen. Beides ist nicht überlaufen, und nicht kitschig, was ja auch mal nett ist. Die Figur von Truly gefällt mir sehr gut, weil man ihre Wandlung von der introvertierten Frau zu einer Frau sieht, die mehr Selbstbewusstsein bekommt, je mehr sie an Aufgaben übernehmen muss. Auch dass sie immer selbstbewusster wird, nachdem Noah ihr zeigt, dass er sie irgendwie begehrt, ist schön. Noah hat mir im Großen und Ganzen als Charakter gefallen. BIS…. Eben auf diese eine Sache des Vergessens von Truly. Man Noah, da hast du dir echt keine Freundin in mir gemacht :). DA mir die Geschichte aber ansonsten total gut gefallen hat, gebe ich dem ganzen 4 von 5 Sternen.

    Und da Noah irgendwie eine Leidenschaft für Lieder der 80 er hat, was ich super verstehen kann, hier das heutige Rezensionslied, weil es noch dazu passend ist (auch wenn ich zwischendrin auf Abwege kam, und kurz zu True von Spandau Ballet gewechselt bin. Warum das? Ach fragt erst gar nicht. Die Lösung gibt es im Buch.):

    „I can't fight this feeling any longer. And yet I'm still afraid to let it flow. What started out as friendship has grown stronger. I only wish I had the strength to let it show.

    And I can't fight this feeling anymore. I've forgotten what I started fightin' for. It's time to bring this ship into the shore, and throw away the oars, forever.“
    Uebach, E: Wonderful Intrigues Uebach, E: Wonderful Intrigues (Buch)
    03.02.2021

    In deiner Haut will ich nicht stecken…. Oder vielleicht doch?!

    Wonderful Intrigues – Wenn die Masken fallen von Evelyn Uebach

    Wenn ihr in die Rolle eines Schauspielers, oder gar jedes anderen Menschen schlüpfen könntet, wen würdet ihr aussuchen, und warum genau diesen? Würdet ihr der Verführung trotzen, oder ihr erliegen, mit dem Ausblick auf ein anderes Leben? Oder würdet ihr für nichts auf der Welt jemand anders sein wollen? Ein Satz wie „Ich wäre so gerne jemand andres“ ist leicht daher gesagt. Auch ich gebe zu, ihn in jüngeren Jahren oft gesagt zu haben. Als die Welt noch ungerecht und ich ein Teenie war, der noch nicht erkannt hat, worum es so im Leben geht. Als ich dachte, allen anderen geht es besser als mir. Und auch heute noch, kommt es einem ab und an in den Sinn, diesen Satz auszusprechen. Doch wahrlich ist er nicht mehr so ernstgemeint. Und wenn ich dann genauer überlege, dann finde ich es gar nicht mehr so berauschend, jemand andres zu sein. Denn ganz ehrlich: Ich habe ja schon mit mir genug zu tun, und meine eigenen Probleme. Wie soll ich da auch noch die, eines anderen Menschen in mir haben, und damit zurechtkommen? Oder ist es so, dass wenn ich jemand andres wäre, die Probleme verschwinden, weil dieser keine hat? Kaum zu glauben. Jeder Mensch hat mit sich selbst zu tun, und seine Probleme. Und meine eigenen sind mir genug, die eines anderen zu viel. Wenn man mich also aus Spaß fragen würde, wer ich denn gerne mal wäre, würde ich heute wohl immer antworten, dass ich ICH wäre, und bleiben will. Mal gerne, mal weniger gerne, und in den ganz kleinen Momenten, die oben beschrieben sind, gar nicht. Ich wäre nicht gerne ein Star, da ich nicht damit zurechtkomme, eine öffentliche Person zu sein. Ich wäre nicht gerne berühmt, oder von allen gekannt, aus selbigem Grund. Aufmerksamkeit liegt mir nicht, Verstecken dagegen schon eher. Vielleicht stellt eine Maske einen Schutz dar? Ob die Welt der Reichen und Schönen mich verführen könnte? Ich weiß es nicht, ich war beides nie. Auch könnte ich mir vorstellen, dass es einen gewissen Druck in dieser Gesellschaftsschicht gibt, dem ich wahrscheinlich eher nicht entgegenblicken möchte. Vielleicht doch lieber ein „Normalo“ sein? Wobei das natürlich auch Ansichtssache ist. Doch warum ich das Ganze erzähle? Es ist natürlich die Thematik des Buches…… in weitester Hinsicht. Denn hier fragt man sich öfter, wer man wirklich ist.

    Welche Geschichte das Buch erzählt:

    Elodie ist eine Imitatorin. Ein Mensch, der das Aussehen von anderen annehmen kann. Ihr neuer Auftrag besagt, dass sie Wynter imitieren soll, die die Hauptrolle in der Serie „Wonderful Intrigues“ (WI) spielt. Und warum das? Wynter und North, der männliche Serienprotagonist, hassen sich, sowohl in der Serie, als auch im echten Leben. Doch die Fans brauchen was Neues. Tratsch. Denn die Produktion steht kurz vor einer neuen Staffel. Die Marketingidee? Wynter und North sollen ein echtes Paar werden, für Öffentlichkeit, für Fans, und in der Realität. Doch Wynters und Norths Differenzen sind so groß, dass Elodie ALS Wynter einspringen muss, in ihr Leben springt, dies aber ein Geheimnis bleiben soll. Denn Wynter delegiert immer mehr Aufgaben an Elodie als Sie selbst, und Elodie fühlt sich immer mehr in die Rolle als Wynter ein. Gefährlich! Denn Elodie IST nun mal nicht Wynter. Und dann ist da ja auch noch North, der auf einmal merkt, dass Wynter ja gar nicht so schrecklich ist, ohne natürlich zu wissen, wen er da vor sich hat. Elodie benötigt das Geld, um ihrer jüngeren Schwester Savanna zu helfen, die als Einzige aus ihrer Familie noch lebt, aber in einer Anstalt lebt. Sie ist auch eine Imitatorin, hat aber längst die Kontrolle darüber verloren, wer sie ist. Fast wie in einem Fall von Schizophrenie, nur, dass sie ihre Rollen wirklich übernimmt. Doch mit Herzensdingen spielt und täuscht man nicht. Und wer man sein will, mit diesen Wünschen sollte man vorsichtig sein. Denn Neid, Eifersucht, und Missgunst schwingt immer dort mit, wo andere etwas haben, das man selbst nicht hat. Und dann ist da ja auch noch der Ex Freund von Elodie, Stian, der sie nicht so leicht aufgeben möchte, von dem Elodie aber nichts mehr wissen will. Oder ist am Ende doch alles ganz anders, und jemand hat uns mit der Geschichte die ganze Zeit getäuscht?

    Cover und Titel:

    Ein Strahlenmosaik aus verschiedenen Persönlichkeiten, dass die innere Zerrissenheit zeigt, wie ein Spiegel der zerbrochen ist, und wieder neu aber nicht richtig zusammengesetzt wurde. Denn genau so erscheint einem das Cover, wie gesplittert und neu zusammengesetzt, wie eine Seele, ein Individuum, das zerbrochen ist, und wieder neu zusammengesetzt wurde, und damit jemand andres ist. Oder ist gar die Frage, ob man dann noch man selbst wäre, die zentrale Frage des Buches? Symbolisch richtig toll. Und wundervolle Intrigen? Spielt natürlich auf die Serie an, um die es geht. ABER wenn man das Buch liest, hat der Titel noch eine ganz andere, eine versteckte Bedeutung. Denn die Intrigen im Buch sind intrigant, ohne dass das Buch intrigant ist, aber das Wundervolle ist ab Seite 1 da.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Willkommen in der Welt der Erfolgsserien, der Seifenopern, und Soaps. In der Welt des Hintergehens, der Täuschung, der Intrigen. In diesem Falle wundervolle Intrigen. Wir tauchen ein in die Welt des Seins und Scheins, aber auch in die Welt der Selbstdarstellung, der Darstellung von etwas, das man nicht ist, der Schauspielerei, dem Spielen einer Rolle. Und das gar im wahrsten Sinne des Wortes. Doch wer sind die Protagonisten des Buches?! Sind es die Charaktere der Serie „WI“? Sind es die Schauspieler des echten Lebens? Ist es eine Vermischung aus beidem? Wer hier wer ist, das ist die Frage, und die ist gar nicht so einfach zu beantworten. Denn wer sie alle wirklich sind, das wissen manche selbst nicht. Und ob die anderen sie selbst sind, das ist auch nicht immer bekannt. Mir gefällt wie mit Symbolik und Metaphern gespielt wird, mit dem Wortspiel „in jemandes Haut zu stecken“, das hier auf einmal wahr wird, oder die Geschichte davon, dass in einem Körper mehrere Persönlichkeiten stecken, die sich abwechseln, so wie es bei Schizophrenie vorkommt. Ebenfalls die Sicherheit, in die uns eine „Verkleidung“, in Form eines anderen Körpers, wiegt, und die man nicht hat, wenn man man selbst ist, und sich als eigenes Ich unsicher fühlt. Und dann wäre da ja auch noch der Umstand, dass man sich wie jemand anders fühlt, wenn man sich verkleidet. Und manchmal erkennt man sich selbst nicht mehr, und ist sich selbst so fremd, dass man nicht mehr weiß, wer man ist. Schützenswerte, die Retter werden. Auch ihre eigenen. Retter, die auch Wracksein zulassen, Vertraute, die hintergehen, und Hintergehende, die in Wahrheit Vertraute sind, und solche, deren Vertrauen man erst wieder verdienen oder auch annehmen muss. Schauspieler, die reale Menschen sind, und sich nicht wie Stars benehmen, und Menschen, die schauspielern. Divas, die es etwas übertreiben, aber in denen manchmal auch Menschlichkeit durchblitzt. Und Menschen, in denen einfach viele Versionen stecken.

    Das Ganze ist eine Mischung aus Cyrano de Bergerac, ein wenig Aschenputtel, ein klein wenig Gossip Girl, verschiedenen Körpertauschfilmen, einer Prise Soap Luft, alles kräftig durchgeschüttelt, und trotzdem so in der Gesamtheit nicht zu beschreiben. Schön, dass das Buch so viele Facetten und Nuancen hat, und sich trotzdem selbst treu bleibt. Auch in seiner besonderen Atmosphäre. Und gerade diese Welt aus Lügen, Intrigen, Stars, Gerüchten, Schauspielerei, Fakes, Klatsch, Tratsch, und Täuschung…… ist genau die richtige Kulisse, in der die Geschichte sich entfalten kann, und lebendig wird. Es erinnert an Filme von früher, die ich gerne gesehen habe, wo die Protagonisten ihre Körper tauschen, und sich dann in der Rolle des jeweils anderen zurechtfinden müssen. Und ja, diese Filme habe ich geliebt, weil sie meistens eine tolle Aussage am Ende hatten. Und auch hier im Buch gibt es solch eine. Zumindest meine ich, sie herausgelesen zu haben. Immer man selbst sein, sich nicht zu verstellen, für Niemanden. Denn nur, wenn man weiß wer man selbst ist, und das auch ausleben darf, dann weiß man selbst, wer man ist, und fühlt sich vollständig.

    Das Buch spielt wundervoll mit den Klischees, ohne zu nerven, und zeigt auf, dass diese nicht immer stimmen müssen. Die überhebliche Tussi muss nicht immer dumm sein, sondern schlau intrigant, und auf ihren Nutzen aus, das unscheinbare normale Mädchen, kann auch liebenswert sein, so dass man sie mehr liebt, als wunderschöne Hüllen, die nichts hergeben. Der Star einer Fernsehserie kann normale menschliche Probleme und Sorgen haben. Und Verräter können sich als eigentliche Retter entpuppen. Und im Grunde genommen sind wir alle dasselbe. Menschen. Und niemand sollte mehr besonders sein, als ein anderer, weil wir im Grunde alle gleich sind. Auch wenn uns die Prägungen anders machen, und uns manchmal zu jemand andrem werden lassen. Schön wäre es auch, wenn mehr Menschen das einsehen würden, und dieses Wissen nicht unterdrücken, oder als Humbug bezeichnen, weil für sie nur zählt, wie besonders sie selbst sind.

    Schön aufgezeigt wird auch, dass es Menschen gibt, denen man nicht vormachen und -lügen kann, jemand anders zu sein, weil sie einen immer erkennen. Die Frage ist nämlich, ob Elodie es schafft, das Geheimnis zu bewahren, wer sie selber ist, oder ob ihr eigenes Selbst durch die wyntersche Maskerade scheint. Das Buch lebt von seinen Charakteren, was nur logisch ist, geht es doch um Charakter, Fassaden aufrechterhalten, in andere Rollen schlüpfen, Wohlfühlen in seiner eigenen Haut, sich als Selbst wahrzunehmen, Menschsein, sich selbst zu verlieren, Masken, und was sich dahinter verbirgt, was man in Leben will, wer man ist, und das alles irgendwie zusammenhängt. Um Nähe, Vertrautheit und Vertrauen, und diese eine Person, bei der wir unser eigenes Ich leben, und wir selbst sein können, echte Freundschaft, echte Liebe, Scheinfreundschaft, Scheinliebe? Der Bonuspunkt ist, dass alle (oder fast) Charaktere angenehm sind, und man gerne seine Lesezeit mit ihnen verbringt.

    Natürlich haben wir auch mit Liebe zu tun, auch wenn wir keine typische Liebesgeschichte vorfinden. Denn das Ganze ist so originell und einzigartig, dass ich mir erst noch ein Genre zurechtlegen muss, dem das Buch zugehört. Vielleicht ändert sich das Genre aber auch wie ein Chamäleon, das sich tarnt, einfach zwischen den Buchseiten, und zeigt uns damit seine Vielschichtigkeit, und was alles in ihm, und unter der Fassade steckt. Unterdessen bekommen wir als Leser einen richtig guten Einblick hinter die Kulissen der Stars einer Fernsehserie, und zwar in ihrer Realität, aber auch in ihrer Maskerade gegenüber der Welt. Wir befinden uns zwischen Wirklichkeit und Schein, ganz, wie es von der Thematik her sein sollte, aber auch zwischen Internetgerüchten, und was dahintersteckt. Und dass die Wirklichkeit und der Schein nicht immer ein und dieselbe Sache sind. Und jeder ist Gefangener in einer Rolle, die er nicht spielen will, die ihm angedichtet wird es, die er nicht spielen kann, aber muss, wegen persönlicher Gründe. Das Ganze ist so vielschichtig, dass man die Geschichte als ihr wahres Ich erkennt, sie sich dann wieder vor einem versteckt, einen täuscht, verletzt, und man unter die Maske des Buches schauen muss, um zu erkennen, was wirklich darunter steckt, und das es nicht nur eine Geschichte ist, die oberflächlich erzählt wird. Wenn man bereit ist es zu erkennen, geht die Geschichte sehr tief, in den Wunsch, den wir alle sicher schon mal ausgesprochen haben. „Ich wünschte, ich wäre jemand anders“. Das Buch handelt auch davon, wie man bei anderen wahrgenommen wird, ob wir unsichtbar sind, wenn wir wir selbst sind, und man uns erst „sieht“, wenn wir jemand anders sind, oder eine Rolle spielen. Ich würde mir wünschen, dass die Geschichte Leute lesen, und sie durchschauen, und dass es schlimm ist, wenn man sich für jemanden verbiegen muss, weil er einen nicht so nimmt, wie man ist. Ich schätze, das hat jeder schon mal erlebt. Man selbst ist unsichtbar, und wird erst wahrgenommen, wenn man sich verstellt, und jemand andres ist als man selbst, anders als wer wir in unserem Inneren sind. Eine äußerliche Veränderung, die andere toll finden. Etwas, wo man Bestätigung sucht, die gar keine richtige Bestätigung ist, weil sie nur bedeutet, dass jemand unser Äußerliches bewertet hat, und wir selbst sind ja mehr, als nur unser Aussehen. Was andere von uns denken, wie sie uns beurteilen, und das oftmals, bevor sie auch nur ein Wort mit uns geredet haben, und uns gar noch nicht kennengelernt haben, kann unschön sein. Schade eigentlich. Ist doch jeder Mensch es wert, von jedem anderen wahrgenommen zu werden, und nicht vorverurteilt zu werden. Selbst, wenn er noch so unscheinbar zu sein scheint, kann sich dahinter ja der tollste Mensch ever verstecken. Sehe mich, so wie ich selbst bin. Sehe mich richtig. Und erkenne mich. Fragen ziehen sich durch die Geschichte des Buches: wer man selbst ist, wen man darstellt, wie man sich gibt, ob man privat jemand anders ist, als im Beruf, ob man sich selbst fremd wird, sich selbst verliert, gar sich selbst täuscht, wenn man das Angesicht eines anderen trägt, und sein Leben lebt, oder ob man sich selbst treu bleibt. Aber auch, ob man real nur eine Rolle spielt, oder gar die Rolle eines anderen übernimmt. Und wenn wir jemand ganz andres im Inneren sind, und uns so geben, wie unser wahre Ich ist…. Könnte es dann sein, dass jemand der uns vorher gehasst hat, und trotzdem anfängt zu mögen? Und vor allen Dingen, WEN wird er dann mögen? Mich selbst, oder mein eigenes Ich, gefangen in einem Körper, der nicht mir gehört?

    Kann man sich in einem Menschen täuschen, dem man einst vertraut hat? Oder täuscht man sich, weil man ihm nicht mehr vertraut, und sich darin täuscht? Täuscht in vertrauten Menschen, geliebten, gehassten? Viel Täuschung, ich weiß. Aber so ist es im Buch nun mal. Eine Welt aus Sein und Schein, in der die Realität nicht immer unbedingt real sein muss. Doch in jeder Täuschung ist ein Stück Wahrheit, und so spiegelt die Realität die Serie wieder, oder andersrum, oder auch das gestohlene Leben den realen Wunsch von etwas. Kleine Serienszenen als Einspielung in der Geschichte, in denen es darum geht, sich selbst, oder auch jemand andren zu erkennen, und wiederzuerkennen findet man an manchen Kapitelanfängen. Die Einblicke helfen dabei, die Geschichte zu verstehen, denn in den Einblendungen ist so viel imitierte Wahrheit, dass es fast schon schicksalshaft genannt werden kann. Fast jeder Buchstabe, jede Szene, und jeder Satz steuert auf das Selbsterkennen zu. Das Wissen, wer man ist, was von einem selbst noch übrig ist, sich zu akzeptieren, und zu sein wer man ist, sich mit sich selbst zu identifizieren. Doch auch in einem Leben das man lebt, kann es sein, dass man nur eine Rolle spielt, denn wie man IST, hängt immer auch damit zusammen, was einem im Leben passiert, und wie dieses Leben uns beeinflusst. Und auch die Schauspieler der Serie müssen aufpassen sich selbst nicht zu verlieren.

    Und vielleicht steckt in der Geschichte eine ganz hinterhältige Intrige, die sich vor uns getarnt und versteckt hat, und die wir deshalb nicht wahrnehmen konnten, weil wir uns zu sehr auf das Offensichtliche und Oberflächliche konzentriert haben? Gute Tarnung, liebe Intrige. Nun muss dich jeder Leser selbst finden. Unter wessen Maske könntest du stecken, und gibt es dich überhaupt? Die Moral von der Geschicht‘? Sei immer du selbst (In diesem Sinne: Klaut z. B. niemals Identitäten, auch im Internet nicht. Das ist echt mies ;)). Man kann sich durch das Buch und die Thematik wunderbar selbst reflektieren. Sich selbst suchen. Sich finden. Aber auch mehr auf andere achten. Trotz der Intrigen und Maskeraden und Falschspieler hat das Buch am Ende ein hoffnungsvolles und gutes Gefühl in mir hinterlassen. Vielleicht ist die Aussage, wenn wir hinter die Buchfassade schauen, einfach ziemlich toll, egal, durch welche Schwierigkeiten man durchmuss, dass man zu einer Erkenntnis kommt. Über wen auch immer. Das sich selbst finden und das Finden von Menschen, Glück und Zufriedenheit, geht manchmal über Umwege, wenn ein Versteckspiel vor sich selbst und der Welt vorhergeht. Und als Erkenntnis dann sich neu und neue Seiten an sich kennenzulernen, von denen man nie wusste, dass man sie besitzt. Und ganz wichtig: Dass es jemanden gibt, für den man alle Masken fallen lässt, und der einen sogar unter der Maske erkennt. Der weiß, wer wir wirklich sind.

    Der Clou an der Geschichte ist, dass die Geschichte der parallel laufenden Serie „WI“ mit dem Thema des Buches spielt. Nämlich damit, dass man jemand anders ist, als der, der man zu sein scheint. Eine herrliche Idee, die zum Nachdenken anregt. Weswegen mir das Buch so gut gefällt. Weil ich diese Spielereien mit dem, was man wirklich ist, und wer man wirklich ist, so sehr mag. Es sind Vormeinungen, die Leute über uns haben, wenn sie uns nur ansehen. Und ganz nebenbei gibt es noch die gefährlichsten Täuscher, die wir nicht als das erkennen, was sie sind. Also: Finde dich selbst im Labyrinthbuch aus Realität und Scheinwelt. Nur ist das leichter gesagt als getan, wenn man jemand andres ist, als man selbst.

    Deswegen mein heutiges Rezensionslied, da ich es für passend befunden habe:

    „Ich such mich um weiter zu kommen - Ich such mich und lauf mir davon.

    Wer bin ich wirklich…..und wer bist du? Mein Herz kennt den Weg nicht…..es kommt nicht zur Ruh. Wenn ich mich zweifelnd verrenn…mich selber nicht kenn….sag wofür liebst du mich dann? Wer bin ich wirklich….für dich?“
    Sweet like you Robyn Neeley
    Sweet like you (Buch)
    06.01.2021

    Willkommen im Bienenstock namens Honey Springs…..

    Sweet like you von Robyn Neeley

    Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Die einen lieben die Süße von Honig, und anderen süßen Dingen, die anderen sind eher fürs Deftige, und äh, vielleicht auch Gesündere. Vielleicht ist es mit Liebesgeschichten genauso. Manche lieben dieses Zuckersüße, in unserem Fall Honigsüße, und manche brauchen deftige Reibereien zwischendurch, weil es realistischer erscheint. Ich für meinen Fall bin nicht festgelegt bei den Geschichten, wenngleich ich sagen muss, dass ich im realen Leben schon sehr dem Süßen zugetan bin :D. Geschichten müssen bei mir zur Situation im Leben passen. Und ich gebe zu, aufgrund der momentanen Lebenssituation aller Menschen, die nur so durchzogen ist von Regelungen, Gesetzgebungen, und allerlei unromantischem Zeug, da lese ich GERNE Romane, in denen alles nicht soooo real ist. Dies nur als Erklärung für meine Entscheidungen hier. Vielleicht entscheidet dann eher mein Herz als mein Kopf, den ich beim Lesen solcher Geschichten sogar ganz gerne mal ausschalte, weil ich ihn in der Realität unentwegt benutzen muss. Wovon handelt die honigsüß fließende Geschichte also? Dies ist schnell erzählt. Und wer Liebesgeschichten wie diese mag, der wird sich denken können, wie sie verläuft. Trotzdem hier eine kleine Inhaltsangabe.

    Die Geschichte, die das Buch erzählt:

    Cassie, Anfang 30, lebt in New York, und arbeitet in einer Werbeagentur, und dies in einem ziemlich hochgestellten Job. Doch das tat sie nicht immer. Denn für eine kurze Zeit ihres Lebens, nämlich mit 16, lebte sie mit ihrer Mutter bei ihrer Tante Etta in Honey Springs, und dort auf der Bienenfarm, die Etta gehörte. Diese ist nun, 15 Jahre später, und ohne jemals wieder Kontakt zu Cassie gehabt zu haben, gestorben. Und so muss Cassie zur Testamentseröffnung zurück nach Honey Springs, was ihr gar nicht behagt. Ist sie doch gerade auf eine Wahnsinnsbeförderung aus. Trotz aller Umstände landet sie in dem Ort, der trotz der kurzen Zeit, ihre Jugend damals geprägt hat, denn dort hat sie sich zum ersten Mal verliebt. Nick, besagter damaliger Junge, und heute eben Mann, ist natürlich nicht fern. Und dann ist da noch die Sache, dass Etta, die mittlerweile Bürgermeisterin von Honey Springs war, nun Cassie als Ersatzbürgermeisterin für den Ort eingesetzt hat, und ihr zusätzlich die die Bienenfarm vermacht hat. Für alle Seiten keine so tolle Entscheidung. Oder etwa doch? Denn Cassie hat Angst vor Bienen, kennt niemand in einem Ort, in dem ihr die Bewohner auch noch das Leben schwermachen, hat doch nun ihr Leben und einen Spitzenjob in New York. Und dann ist da auch noch Nick, ihre erste Liebe, der ihr ständig über den Weg läuft, da er der Chefimker auf Ettas Farm war. So, nun aber genug. Lasst eure Fantasie ob dem Lauf der Geschichte ruhig mal anlaufen :D.

    Cover, Gestaltung, Allgemeines:

    Die herausgearbeitete Biene sowohl im Cover, als auch im Buch über den Kapiteln, finde ich symbolisch sehr schön. Ebenfalls mag ich das Minimalistische, das trotzdem auch die Liebe zur Natur ausdrückt. Denn abseits der ganzen Fabriken, haben wir es im Buch mit einer Bienenfarm zu tun, und Honigherstellung ist nun mal die natürlichste Sache der Welt, und ebenso wichtig, FÜR unsere Natur und das Ökosystem. Das nur am Rande. Vielleicht gefällt mir genau deshalb dieses Cover auch so gut, und das OBWOHL es gar nicht so viel zeigt. Denn auch hinter unscheinbaren Dingen, verbergen sich manchmal große Aussagen und Sachen, gerade, wenn es um die Natur geht. Und spätestens nach der Lektüre wissen wir dann, dass sich hinter schlichten Covern viel verbergen kann, fast GENAUSO, wie Honigtöpfen ganz wunderbare Dinge enthalten. Als kleines süßes Extrabonbon gibt es im Buch gleich zu Anfang das Rezept für die im Buch erwähnten Erdnussbutter und Honig Cookies, und gar am Ende noch ein Rezept für ein……äh……Beautygeheimnisrezept :D. Die Idee hat mir auf jeden Fall sehr gut gefallen. Und wahrscheinlich auch meine Gelüste auf Honig ein wenig angeregt. Das Buch ist als Dilogie ausgelegt, und wie es oftmals der Fall bei diesen ist, so lernen wir die Protagonisten von Band 2 schon am Rande kennen, und können uns somit wohl auf ein Wiedersehen in Honey Springs freuen.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Ja, Kleinstädte haben ihr Gutes und ihre Tücken, können einen ausgrenzen, oder in ihre Gemeinschaft aufnehmen, und gegen andere verteidigen, sie können Freiheit, aber auch Einengung bedeuten, Tratsch oder Gutes und Freude bringen, oder Tratsch der hässlich ist. Hier kommt es auf den Charakter der Kleinstadt an, und Honey Springs ist eben eine Bienenkleinstadt, die sich zu wehren weiß, und wie eine Biene ihren Stachel zeigt, wenn man sie reizt. Honey Springs ist nicht ohne. Jaja, diese Stadt kann sich vordergründig von ihrer honigsüßesten Seite zeigen, und hinterrücks versuchen, dich zu stechen. Warum mir die Geschichte trotzdem gefallen hat? Wegen der Wandlung. Ganz eindeutig. Wir haben stechende Bienenköniginnen, schwärmende Drohnen, fleißige Bienchenarbeiterinnen und…….. eine liebesorakelnde Katze :D. (Und bis auf die Katze sogar alles auch in Menschenmanier. Wobei man irgendwann anfängt, die Katze auch als Person zu sehen.). In Honey Springs geht es selbst, wie in einem emsigen Bienenstock zu. Die ganze Kleinstadt ähnelt solch einem, und sogar eine Bienenkönigin gibt es. Vorsicht! Wer denkt, er hätte es hier mit der typischen harmonischen Kleinstadt zu tun, in der alle freundlich und besonnen sind, und freudig neue Menschen aufnehmen, der irrt. Denn auch hier kann man sie mit einem Bienenstock vergleichen. Die Bienen wehren sich, und fahren ihren Stachel aus, wenn der Bienenkönigin Gefahr droht, und symbolisch muss Cassie nun versuchen, die Bienen, oder auch die Menschen…… oder gar den Bienenstock, der sich Stadt nennt, als Bürgermeisterin zu besänftigen, und irgendwie auf ihre Seite zu ziehen. Nicht nur, damit am Ende süßer Honig dabei herauskommt. Oder….. naja….irgendwie doch :D

    Die Geschichte schafft es, uns auf der einen Seite die heile Welt vorzuspielen, für die wir solche Romane lieben. Aber auf der anderen Seite auch Themen anzusprechen, die einen nicht in Grübeleien ausarten lassen, aber zumindest Denkanstöße geben, wie man mit seinen Mitmenschen umgehen sollte, oder könnte. Diese Mischung hat mir gefallen. Dass ich nicht runtergezogen wurde in meiner Stimmung, und trotzdem an einigen Stellen und über einiges nachdenken musste. Der Geist des lockeren Liebesromans ist aber dadurch nicht verloren gegangen, und spukt trotzdem weiter durchs Buch, so dass sich auch die Fans von Liebesgeschichten locker in die Welt von Honey Springs trauen können. Und manche Szenen sind so….äh….süß. Also passt auf, dass ihr keinen Zuckerschock bekommt. Aber auch dafür sorgt die eingebaute Insulinspritze im Buch, die dafür sorgt, dass der Zuckerschock nicht zu schnell zustande kommt. Eine Drohne, 2 Bienenköniginnen, Schwarmdenken, die Arbeit im Bienenstock …. Alles ist so schön doppeldeutig und metaphorisch ab und an. Und so wird das Buch durchweht von Wortspielen mit Bee, dem englischen Wort für Biene, das sich uns in den Geschäftsnamen öfter mal offenbart. Was zum einen zeigt, wie sehr diese Stadt ihren Stolz, die Bienenfarm von Tante Etta und ihren Honig, aufrechthält. Wir erfahren zwar nicht viel über die Produktion des Honigs, aber ein bisschen.

    Man glaubt gar nicht, wieviel Zwiespalt in so einem kleinen Roman stecken kann. Die Bewohner sind nicht durchgängig hilfsbereit und freundlich, und trotzdem gut gezeichnet. Selbst in ihrer Gemeinheit (aber natürlich auch in ihrer Freundlichkeit). Das ist ein wenig neu, nicht nur heile Welt in einer heilen Welt zu haben. Dort, wo andere aufgeben und hinschmeißen, da gibt Cassie nicht auf, und macht weiter. Und damit wird dem Leser gezeigt, nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Sie scheitert, steht immer wieder von Neuem auf, und boxt sich durch alle Anfeindungen, wenngleich sie dabei Hilfe von Nick bekommt. Ich gebe es ja zu. Cassie tritt also nicht nur in Fettnäpfchen, sondern in fast jedes Honigtöpfchen der Stadt Honey Springs, das sich ihr in den Weg stellt. Und diese mögen etwas klebriger sein als Fettnäpfe. Ich musste also während des Lesens entscheiden, ob ich gutheißen kann, dass im Buch die Menschen nicht ganz so freundlich als Gemeinschaft gegenübereiner einzelnen Person sind. Warum habe ich mich also dann doch dafür entschieden, genau diese Thematik als gut zu befinden? Vielleicht, weil ich mir gedacht habe, dass es mal etwas Anderes ist, und zweitens, weil es vielleicht einigen Lesern, die diese Geschichte lesen, mal den Spiegel vor das eigene Gesicht hält, wenn diese zu der Gruppe von Menschen gehören, die andere und Schwächere, oder auch Einzelne, ebenfalls gerne mal veräppeln, um es ihnen zu zeigen. Vielleicht ist das auch ein wenig die Lehre des Romans, dass man sich nicht unterkriegen lassen soll, selbst wenn sich einem nicht nur Steine in den Weg stellen, sondern auch stechende Bienen, in Form von Schwierigkeiten, Gegenwind und Ablehnung.

    Fast scheint es einem wie das Eingreifen des Schicksals in Form von Menschen, Dinge die anders gelaufen wären, Menschen die sich nicht zerstritten hätten, zusammengeblieben wären….. aber so kommt es eben nicht immer. Und so nimmt da Schicksal einen Umweg von 15 Jahren und taucht dann wieder auf, um das zu nutzen, was die Schicksalsbehafteten in den 15 Jahren, in denen sie sich nicht gesehen haben, gelernt haben. Eine Aufschiebung sozsagen. Aber eine, die äußerst wichtig erscheint. Wenngleich ich zugeben muss, dass man nach 15 Jahren des Nichtsehens natürlich ein ganz anderer Mensch sein könnte. Gerade, oder eben auch wegen der Zeit, die vergangen ist, und die uns geprägt und mitgeformt hat. Es ist eine Zwickmühle. Cassie kommt sich sicher wie ein Eindringling vor in diesem Städtchen, in dem jeder zusammenhält. Und tatsächlich fühlt man am meisten mit ihr. Denn das Schicksal in Form einer toten Tante, die wohl mehr Weitsicht hat, als andere, schlägt sehr oft im Buch zu.

    Was mir angenehm aufgefallen ist, dass Cassie als Hauptprotagonistin eine dieser angenehmen Art ist, die einen nicht nervt, weil sie ständig Dinge falsch macht, die sich nicht in den Vordergrund drängt, oder gar zu hilflos ist, damit sie ständig gerettet werden müsste. Ebenso merkt sie eine gewisse Anziehung zu Nick, ist da aber nicht wie andere, so dass sie ständig zerfließend in die Knie geht, weil sie den vor ihr stehenden Mann vergöttert. Kurz gesagt: Sie mutiert nicht zur Tussi, und ist es auch anfänglich nicht. Mit solch einer Protagonistin komme ich gut klar. Sehr schön eingebaut in die Geschichte sind die Erinnerungen. Es sind keine Rückblenden, und auch keine Extrakapitel, sondern viel mehr kleine Geschichten, die in einem Nebensatz erwähnt werden, und auf das bezugnehmen, was im Heute ist, und auch in der Vergangenheit so war. Wie ein Gedanke, der den Protagonisten kurz herausrutscht, sie an die Vergangenheit denken lässt, und sie sofort wieder in der Gegenwart hält. Diese Art der Erinnerungen gefällt mir sehr gut, ist sie doch recht menschlich und verständlich für mich. Diese bekommen wir im Buch ab und an mal von Cassie und Nick zu lesen. Tatsächlich dachte ich anfangs, dass ich mit Cassie als Hauptprotagonistin nicht klarkomme, da sie die typische berufstätige und erfolgreiche Frau ist, deren Leben aus ihrer Arbeit besteht. Sie mag zwar erfolgreich darin sein, für Privates bleibt aber nicht viel Zeit. Und dadurch geht immer auch ein wenig Empathie verloren für die Menschen um einen herum, weil man im Hamsterrad nur noch seinen Job sieht. Desto schöner fand ich dann zu sehen, dass dieser Schild von Cassie geschmolzen ist, wie goldgelber flüssiger Honig. Die Wandlung war spürbar, und mit jeder Seite ist ein Stück Kälte mehr von Cassie abgefallen, und hat sich in Wärme gewandelt. Zusätzlich hat sie nicht an Stärke verloren

    Das Buch ist honigsüß, und dies meine ich wörtlich. Denn ständig werden Honig Erdnussbutter Cookies und Muffins mit Honig und Schokokuchen mit Honigsahne, und…….. andere leckere Dinge erwähnt. Für ein Süßmäulchen wie mich genau das richtige. Doch auch die Menschen im Roman sind…. Irgendwie süß (naja, können süß sein, wenn sie wollen), wenn auch etwas abseits der geordneten Normalität, wie wir sie oft in Großstädten finden. Aber natürlich geht es auch ein wenig um Kleinstadt gegen Großstadt. Um Erfolg und Geld im großen New York gegen Erfolg und Geld in Honey Springs. Ich mag Menschen die merkwürdig sind. Ganz ehrlich. Menschen die besonders sind, anders als andere, sich unterscheiden. Menschen, die Spleens haben, nerdig sind, oder auch freakig. Menschen die sich alle abgrenzen von dem, was man allgemeinhin als Normalität bezeichnet. Und ja, ich kann es nicht anders sagen. Ich denke, in Honey Springs habe ich ein paar dieser Menschen gefunden. Natürlich sind die Situationen im Buch nicht immer super realistisch, gerade auch im Hinblick auf einen Job als Bürgermeisterin. Aber ehrlich gesagt, und zugegeben: Wäre es anders, würde es mich mehr enttäuschen. Denn wer will schon ein Buch vor sich haben, welches mit realen Gesetzen und Regelungen spielt, und einem damit genau das zeigt, was wir tagtäglich im echten wahren Leben vor uns haben? Ich nicht. Zumindest momentan nicht. Und ja, ich gebe zu, momentan vielleicht eine leichte Leseliebesromanphase zu haben. Aber man möge es mir verzeihen. Die Welt in Romanen, die außergewöhnliche Situationen hervorrufen, die ist mir momentan tausendmal lieber, als die Realität dort draußen außerhalb des Buches.

    Ein Buch wie ein Honigtopf. Wenn man es öffnet, wird man sehen, ob der Inhalt süß oder einfach lecker ist. Oder gar bitter. Denn mein einziger kleiner Fehler, den ich gefunden habe, der bezieht sich auf die bittere Behandlung einer großen Gruppe von Menschen, gegen einen einzelnen, über den ich nicht ganz hinwegsehen kann, weil er meinen Lesegenuss ein klein wenig getrübt hat. Oder verbittert, um es mit den Worten des Buches zu sagen. Deswegen gebe ich dem Ganzen 4,5 Sterne, die bei manchen Portalen als 5 erscheinen, aufgrund dessen, dass man keine halben Sternbewertungen geben kann.

    Geschichten die von einer Liebe erzählen, die in jungen Jahren aufblüht, die mag ich sehr. Die Grundaussage ist, ob ein neuerliches Verlieben möglich ist, oder man einfach zu unterschiedlich ist, ob es als Teenager nur eine Verliebtheit war, oder wirklich die große Liebe, die sich einfach recht früh abgezeichnet hat. Und da kommen wir in dieser Geschichte zum Punkt. Denn auch wenn hintergründig da zwei Menschen sind, die sich als Teenager geliebt haben, so bleiben trotzdem noch genug andere Probleme, die in der Geschichte bewältigt werden müssen. Ich muss trotzdem sagen, dass ich trotz aller Widrigkeiten, gut in den Ort Honey Springs reingefunden, und sogar wohlgefühlt habe. Die Kleinstadtatmosphäre ist spürbar, und auch der Zusammenhalt unter den Bewohnern ist gegeben. Das würde einem ein warmes Gefühl des Miteinanders geben, wenn da nicht die Ausgrenzung von Cassie wäre. Dies gilt es ein wenig zu durchbrechen, und darum geht es auch ein wenig im Buch. Denn Cassie muss den einen Fehler, den sie gemacht hat, wieder irgendwie gutmachen. Das ist das einzig unfaire im Buch. Dass sie im Grunde für ihren Fehler nichts kann, und man für sie Verständnis haben sollte, was aber keiner hat. Ich würde es dem Buchgenuss trotzdem nicht absprechen, dass diese Szenerie dafür sorgt, dass man sich unwohl fühlt. Denn wo das Buch in anderen Dingen etwas unrealistisch erscheint, so ist das Bild, das gezeichnet wird, von jemandem, der geschnitten wird, sehr realistisch gezeichnet. Wir erleben die Geschichte im Buch trotz allem mit, in all ihrer Wirklichkeit und Unwirklichkeit, in ihrer Realität und Nichtrealität, denn die Schreibweise nimmt uns mit in die Geschichte, und lässt uns alles unmittelbar miterleben. Welch süße Geheimnisse sich in Honigtöpfen verstecken, zeigt dieser Roman. Und es ist nicht immer Honig, aber etwas, das genauso süß ist.

    Heutiges Rezensionslied? Muss ja was mit Honig und einem ersten süßen Kuss sein :):

    „When I kissed you, girl, I knew how sweet a kiss could be. I know how sweet a kiss can be.
    Like the summer sunshine, pour your sweetness over me. Pour your sweetness over me.

    Sugar, honey, honey. You are my candy girl. And you got me wanting you.“
    Auch die große Liebe fängt mal klein an Auch die große Liebe fängt mal klein an (Buch)
    23.12.2020

    Im Leben an allem zu scheitern ist unschön, aber dafür gibt es ja zweite Chancen...

    Auch die große Liebe fängt mal klein an von Sylvia Deloy

    Der richtige Mensch, mit dem wir unser Leben verbringen wollen, ist mal bei uns, manchmal wird er nie gefunden, manchmal finden wir ihn, doch es ist zu spät, weil wir jemanden an unserer Seite haben, der eben nicht dieser Richtige ist, manchmal finden wir ihn mehrmals, weil wir uns das Richtigsein einreden, und manchmal haben wir ihn schon längst gefunden, ihn aber wieder verloren. Und das, aus vielerlei Gründen. Denn manchmal ist es einfach nur so, dass man genau fühlt, dass nun die richtige Person vor einem steht, die uns glücklich macht, mit der wir unser Leben verbringen wollen, und die uns fast auswendig kennt. Die mit uns lebt, unseren Alltag kennt, und uns ohne zu fragen unterstützt. Mit der man ganz große Pläne hat, und die auch von der Familie heiß und innig geliebt wird. Und dann, eines Tages, ist genau dies vorbei. Alles was danach kommt, nur ein billiger Abklatsch dessen, was war. Und man weiß eigentlich nicht, warum alles so plötzlich geendet hat, denn schließlich war doch alles in Ordnung. Ich gebe zu, nun kommt der Punkt, an dem man in der ersten Liebeskummerphase wahrscheinlich genau solche Sätze loslässt wie „Man, der Kerl ist wirklich ein Vollidiot sondergleichen, und ich hasse ihn“. Aber natürlich ist der Typ, der einen verlassen hat, nicht immer ein Vollidiot. Und der Typ, den man einen Tag vorher noch geliebt hat, kann natürlich auch nicht sofort zum Vollidioten mutieren, und gehasst werden, gerade wenn man ihn wirklich geliebt hat. Aber trotzdem. Für unser Wohlbefinden und unsere Seele brauchen wir einen Abschied, und das Wissen, warum alles auseinandergegangen ist. Wenn also genau dieser richtige Mensch eines Tages verschwindet, bleiben die Fragen. Und falls uns eines Tages jener Mensch über den Weg läuft, kann das Ganze einen herben Rückschlag geben. Denn manchmal wird einem erst mit Abstand und Zeit bewusst, was man aneinander hatte. Denn wie heißt es so schön: „Du weißt nicht, was du hattest, bevor du es verloren hast.“ Warum ich das mal wieder alles erzähle? Naja, vielleicht, aber nur vielleicht, habe ich ja diese Thematik irgendwie im Buch erkannt? Das……. Oder ich halluziniere Thematiken :D. Worum geht es also?

    Was das Buch uns erzählt:

    Marie, unsere Hauptprotagonistin, und Anton, ihr männliches Prota-Pendant, waren mal ein Paar. Sie wohnten zusammen, und auch, wenn es mal Streitigkeiten gab, so war die Liebe zwischen ihnen doch da. Aber wie es mit der Liebe so ist, manchmal verschwindet sie, und man weiß nicht wohin. Genau wie Anton im Übrigen. Marie selbst betreibt das Petite Pauline, ein Restaurant in Köln, welches schon seit 2 Generationen mit großem Erfolg in der Familie läuft, und nach dem Tod von Maries Vater von ihr übernommen wurde. Bis jetzt! Denn die modernen Zeiten zwingen Marie einzusehen, dass sie das Restaurant finanziell nicht mehr auflassen kann. Kurz gesagt, sie ist pleite. Um ihr Restaurant nach allen Vorschriften renovieren lassen zu können, und ihren großen Traum, das Restaurant, nicht zu verlieren, nimmt die Spitzenköchin einen Job in einem Kölner Brauhaus an, weil er gutes Geld bringt. Dort angekommen in der Küche steht dann Anton……. Den sie seit der merkwürdigen Trennung, nicht mehr gesehen hat. Und hier beginnt unsere Geschichte interessant zu werden. Aber alles Weitere dürft ihr euch gerne selbst erlesen. :D

    Cover und Titel:

    Das Cover ist vielleicht nicht so aussagekräftig, aber es macht auf alle Fälle fröhlich, weil es irgendwie quirlig ist. Der Titel sagt schön hintergründig aus, dass große Lieben klein anfangen. Und vielleicht sind die kleinen Lieben, die wir anfänglich haben, ja unsere großen Lieben? Oder alles muss klein anfangen um groß zu werden, um zu wachsen, selbst wenn das Wachstum kurzfristig gestört ist? Man könnte fast schon sagen, dass der Titel in etwa bedeutet, dass die kleine Liebe, die Anton und Marie mal hatten, erst eine Pause gebraucht hat, um sich darüber klar zu werden, dass es am Ende im zweiten Versuch dann vielleicht die große Liebe wird. Findet eure eigene Interpretation heraus :)

    Fazit und Gedankenkarussell:

    Das Buch wird von kölscher Lebenslust und Atmosphäre umweht, und irgendwie spürt man die Liebe zu dieser Stadt in jeder Zeile. Wir lernen unweigerlich ein wenig „kölsche“ Lebensart kennen, wenngleich das auch nur minimal ist, da Köln eben der Handlungsort ist.

    Was mir wirklich positiv aufgefallen ist, dass die Geschichte zu keinem Zeitpunkt unrealistisch rüberkommt, oder nicht authentisch. Wir haben hier keine Schmetterlinge, die sofort wieder in den Bäuchen rumrumoren, wenn man sich wiedersieht, wir haben nicht gleich wieder eine Anziehungskraft, und anfänglich sogar nicht mal direkte Sympathie. Meint man zumindest. Was viel authentischer wirkt, als die Situation, wenn man sich aufgrund von einem Wiedersehen, sofort wieder in den Armen liegt, und das OBWOHL beim ersten Mal doch auch etwas falsch gelaufen ist, sonst wäre man ja noch zusammen? Dieses Aufraffen, diesmal den anderen und sich gegenseitig besser zu verstehen, das macht als Entwicklung im Buch ungeheuren Spaß. Und bereitet einem natürlich auch ein klein wenig mehr Herzschmerz, als es das Gegenteil der rosaroten Wolke täte. Aber auch das ist okay. Denn bei manchen Büchern muss sich die Realität eben auch mal ihrem Gegenüber der Verliebtheit stellen. Und vielleicht geht ja auch beides irgendwie mit dem Fortlauf der Geschichte zusammen? Dies gilt es hier herauszufinden. Und wir haben authentische reale Probleme, Geldsorgen, Familienbelange, Menschen, die sich uns in den Weg stellen. Eine schöne Abwechslung ist es ebenfalls, auch hier keine übergezeichneten Menschen vor sich zu haben, oder eben im Buch. Alle sind normal und bodenständig, keine perfekten Übermenschen, und haben Probleme, wie sie jeder tagein tagaus hat. Nicht alle sind perfekt, oder zum Niederknien. Wobei das ja immer im Auge des Betrachters liegt. Man kann ja auch vor nette Leuten niederknien, einfach, weil sie nett sind ;). Ja okay. Das Buch mag nicht in ALL seinen Einzelheiten realistisch sein, denn ja, kurzzeitig passieren auch Dinge, die mir wahrscheinlich nicht passieren würden. Wir sind aber nicht im echten Leben, und das ist auch gut. Denn geben wir es zu, Bücher sollen uns manchmal aus genau dieser Realität entführen, und uns eine gute Zeit bescheren. Und gerade nun in diesen Zeiten, ist es vielleicht auch mal, genau aus dieser Realität entführt zu werden, die so vielen Menschen ihre Träume wegnimmt, ihnen Wünsche für das Leben verbaut, und die sich auf einmal völlig neu orientieren müssen, fernab von dem, was sie eigentlich machen möchten. Außerdem hatte ich so die Gelegenheit in zwei Restaurantküchen Einblick zu erhalten, und das nur, durch die Augen der Geschichte :D

    Die Symbolik des Verlorenen gefällt mir außergewöhnlich gut. Alles droht verloren zu gehen. Marie ihr Restaurant, und Finn, Maries aktueller…äh….nicht der Rede wert :D…. verliert Marie, was irgendwie auch gut ist. Denn aus vergangenem Verlorenem, kann etwas neu Gefundenes werden. So im Falle von Anton. Der Marie wiederfindet, genauso wie Marie Anton. Nur was daraus gemacht wird, ist die Frage des Romans. Denn kann man etwas, das einmal nicht gut gegangen ist, wiederholen? Oder ist es gar nicht schlecht verlaufen, und alles war nur ein Missverständnis? Auf alle Fälle gilt es zu handeln. Denn das Buch zeigt auch, dass man den Menschen, die man verloren hat, auch bis an sein Lebensende schmerzlich hinterher trauern kann. Die Liebesgeschichte selbst drängt sich uns nicht auf, und ist trotzdem spürbar, zeigt uns dieses Gefühl von gemeinsamer Vergangenheit, gemeinsamen, oder auch einsamen Träumen, und Zusammengehörigkeit, ohne, dass beides aneinanderklebt, und ohne ins Kitschige abzudriften. Und auf einmal wandelt sich die Kälte, sie splittert von den Figuren ab, und übrig bleibt diese Wärme, die sich über den Rest der Geschichte verteilt. Ob Marie und Anton eine zweite Chance annehmen, ihre Liebe oder eine Beziehung oder was auch immer erneuern, das dürft IHR selbst herausfinden. Aber eines sei gesagt: Die Chemie stimmt, vielleicht ja sogar besser als bei Versuch 1? Und das fühlt man durch die Seiten hindurch. Doch das Buch handelt nicht nur vom Verlieren und dem Verlust, sondern auch davon, wie verloren man sich fühlen kann, ob des Verlustes, und vom Verlorensein, weil man selbst nicht weiß, was man eigentlich genau will. Verlorene Träume, verlorene Beziehung, verlorenes Restaurant, verlorene Liebe, verlorenes Selbst, verlorene Wünsche, verlorene Zeit…… oder ist am Ende gar alles noch da, oder wurde wiedergefunden? Das Ganze ist also nicht einfach nur irgendeine Beziehungskomödie, die locker leicht daherkommt, sondern beschäftigt sich mit den Ängsten des Verlassenwerdens, wie wir damit zurechtkommen, aber auch damit, dass man für jemanden nicht das sein kann, was derjenige von einem erwartet. Oder es zu spät erkennt, dass er doch genau das sein will, aber dann ist es zu spät für das Zwischenmenschliche. Denn ja, teilweise war das ganze Buch doch tiefgehender, als ich es mir vorgestellt hatte. Was gut ist, denn tiefsinnige Dinge, die zum Nachdenken anregen, die mag ich unheimlich gerne.

    Was mir ungemein gefallen hat ist, dass das ganze Buch, die Geschichte, durchzogen ist vom Geist dessen, dass man mehr füreinander und miteinander arbeiten muss in einer Partnerschaft, dass man seine eigenen Träume nicht über die des Partners stellen sollte, und den Partner nicht über seine Träume. Und darüber, dass man sein Leben manchmal mit dem falschen Partner verbringt, weil man den richtigen hat gehen lassen. Das alles regt zum Nachdenken an, ohne plump und poetisch, oder kitschig zu sein. Gerade diese Authentizität und Normalität im Roman ist es, die einen unweigerlich an seine eigene Lebensgeschichte und Vergangenheit erinnert. Sein es die Träume, die man einst vom Leben hatte. Oder an verflossene Partner, und die Frage, was aus ihnen geworden ist, und wie deren Platz im eigenen Leben war, ob sie die Richtigen waren, und ob die heutigen Nachkömmlinge von etwas sind, was doch mal perfekt war, selbst, wenn es geendet hat.

    Und unweigerlich muss man sich fragen, was im Leben wichtiger ist. Die Frage, mit wem ich mein Leben verbringen will? Die Frage, ob ich meine Träume ausleben möchte, und Chancen wahrnehmen kann? Ob ich es gemeinsam mit dieser Person tue, oder ohne sie? Ob es dann noch mein Lebenstraum sein kann, welchen ich verwirkliche, wenn ich dadurch meine Liebe des Lebens verliere? Ob alles gemeinsam funktionieren kann, oder eher nicht? Und natürlich die Frage am Ende des Lebens, ob man alles, so wie man es getan hat, richtiggemacht hat, oder an einigen Stellen falsch abgebogen ist, und gerne etwas geändert hätte, wenn man nur weiterhin Kontakt zu einem bestimmten Menschen gehabt hätte. Das zu lesen, macht ziemlich sentimental und nachdenklich. Denn mit höherem Lebensalter schaut man anders auf das Leben, bereut Dinge, die man getan, oder eben nicht getan hat. Von denen man weiß, dass man es als Fehler einstuft, dass man die Gelegenheiten nicht wahrgenommen hat. Sei es im zwischenmenschlichen Bereich, oder in den Träumen, die man verwirklichen wollte. Das Buch drückt wunderbar aus, wie sehr man sich im Leben manchmal in Situationen befindet, in denen ein Moment das Leben ändern kann, um in eine andere Richtung zu gehen. Wie einfach es geht, dass ein Moment dazu führt, dass wir uns einem anderen Menschen zuwenden, und dass manchmal Dinge ins Leben zurückkehren, in alter Form, in neuer Form, alt und bekannt, oder alt und völlig neu. Oder manchmal gar nicht. Ein Buch über Neuanfänge, zweite Chancen, das, was wichtig im Leben ist, aber auch, was wir uns vom Leben wünschen. Aber auch eines das anzeigt, dass man oftmals Dinge erst wertzuschätzen weiß, wenn man sie verloren hat, oder zumindest verloren glaubt. Dinge, Menschen, Restaurants. Und die Anstrengungen, das Geliebte, sei es Sache oder Mensch, zurückzubekommen. Sei es aus Egoismus heraus, oder, weil man erkennt, dass man einen Fehler begangen hat, oder einfach, weil die Liebe und Zuneigung zu groß ist, dass man erkennt, dass man ohne einander nicht sein will. Und sind es, wenn wir einst auf unser Leben zurückschauen, dann nicht eher die Menschen und vergangenen Gelegenheiten mit ihnen, die uns verfolgen bis ins hohe Alter? Oder denken wir eher daran zurück, was wir arbeits– und leistungstechnisch nicht geschafft haben? Was ist wichtiger? Die eigenen Träume zu verwirklichen, den Traummenschen des Lebens zu behalten, oder beides unter einen Hut zu bekommen? Die Balance zwischen Privatleben, beruflichen Träumen, Traummenschen, Erfolgen im Leben, Das Pflichtgefühl gegenüber Menschen, denen wir etwas versprochen haben und allem dazwischen……?

    Wir haben hier ein interessantes Zusammenspiel aus Zurückhaltung und Anziehungskraft, Vertrauen und Misstrauen, und das alles gepaart mit einer gemeinsamen Vergangenheit, die nicht nur einfach eine Vergangenheit ist, sondern dazu noch eine der Art, die richtig zusammengehörig und untrennbar ist, weil die Partnerschaft so gut war, alles gepasst hat, und man am Ende dort steht, und nicht weiß, wieso es geendet hat. Und genau das ist es auch, was sich hier die Klinke in die Hand gibt. Marie, die vorsichtig geworden ist, nach der Lehre lebt, dass man die Vergangenheit ruhen lassen soll, das was einem wehgetan hat, hinter sich lassen soll, und es nie mehr zu nahe an sich ranlassen sollte, da es einen erneut verletzen könnte. Aber dann ist da noch dieses ganz leise Flüstern, das einem sagt, dass es damals vielleicht genau das Richtige für Maries Leben war. In Form von Anton eben. Die Romantik ruckelt erst, und versteckt sich unter Vorwürfen, Vorsicht, dass man nicht nochmal verletzt wird, Misstrauen, und alten Erinnerungen, die gemischt romantisch sind, sich aber auch wandeln in verletzliche Momente, die man gemeinsam erlebt hat. Doch manchmal ist nicht alles so, wie es scheint. Der Schreibstil ist locker leicht, und einige Situationen sind wirklich komisch, wenngleich der Roman auch, wenn man genau hinsieht, oder liest, ernste Untertöne hat. Das Ganze entwickelt sich im Laufe des Buches. Anfänglich meint man, es sei eine normale Liebesgeschichte. Später geht das Ganze dann etwas tiefer ins Geschehen, und wir erfahren, was damals geschehen ist. Die Emotionen zwischen Marie und Anton sind spürbar, und das, obwohl die beiden ja gar nicht mehr zusammen sind. Und trotzdem fühlt man, dass da mehr zwischen den beiden ist. Und so hat das Buch die Thematik des Gehenlassens, des Miteinanderauskommens, aber auch, wie man per Schicksal wieder aufeinandertrifft, wenn es denn dann die rechte Zeit für einen ist. Und manchmal sind auch einfach die Lebensentwürfe und – wünsche verschieden, selbst wenn die große Liebe eine Gemeinsamkeit ist. Ein Buch über Vertrauen, Ängste, dem Verschließen vor anderen, das offen sein, und darum, genau zu sagen, was man eigentlich will, und ehrlich zu sein.

    Aber das Buch sagt auch aus, wie schnelllebig unsere heutige Zeit eigentlich ist. Deswegen spreche ich mich jetzt mal für die Traditionen aus, denn die Moderne mit ihren Unbeständigkeiten ist nicht so meine Welt. Wahrscheinlich kann man das nicht nur auf Restaurants, wie im Buch, schieben, sondern auch erweitern auf Menschen, die schnelllebig sind. In ihrem Tun, genauso, wie in ihren Beziehungen. Unterschwellig kann man das fast schon als Thematik des Buches sehen. Wie schade, wenn die Wegwerfgesellschaft Einzug hält, und Menschen genauso ungewollt sind, wie alte Einrichtungen oder Interieur. Es ist auch ein wenig die kühle Geschäftsmäßigkeit und Effizienz, die heute überall zählt, gegen Dinge, die wirklich mit dem Herzen betrieben werden, die aber nicht so erfolgreich sind. Und nun ja. Natürlich ist mir klar, dass sowas im echten Leben manchmal nicht passiert, diese 2. Chance, und in der Realität wirklich viele kämpfen müssen, und ihre Träume aufgeben. Was wirklich eine Ungeheuerlichkeit ist. Aber das ist ja grad das Schöne an einem Buch, dass es NICHT so ist. Und das auch noch in genau diesen Zeiten momentan, wo wirklich viele ihre großen Träume aufgeben müssen, weil sie diese Krise nicht überstehen. Das Buch handelt ja quasi von Träumen und persönlichem Glück, der Erfüllung davon, aber auch der Enttäuschung darüber, wenn es nicht klappt.

    Und am Ende geht es vielleicht auch ein Bisschen darum, was und wer uns im Leben glücklich macht, und wenn es uns nicht mehr glücklich macht, darüber nachzudenken warum es dies nicht mehr tut, statt es wegzuwerfen. Und das für diverse Lebensabschnitte. Ich für meinen Fall BIN glücklich, einen kleinen Leselebensabschnitt mit diesem Buch verbracht zu haben, weil es mir eine schöne humorige Zeit beschert hat. Danke Buch für unser Zusammensein. Von dir werde ich mich nicht so einfach trennen. Oder wenn wir es in den Worten von uns Lesebegeisterten sagen müssten. Marie und Anton hatten ihr gemeinsames Lebens-Kapitel, und wir erfahren nun in den Buchkapiteln, ob es ein zweites geben wird, oder ob sich alles im Sande verläuft, weil, wenn man einmal ein gemeinsames Kapitel beendet hat, ist es nicht so einfach, ein neues gemeinsames zu beginnen. Hoffen wir auf ein HappyEnd für das Lebenskapitelbuch.

    Und weil Glück, das eigene Glück, aber auch das gemeinsame, hier im Roman eine große Rolle spielt, und es zufällig um eine Marie geht, kam mir diesmal dieses Lied in den Kopf als heutiges Rezensionslied. Denn manchmal will jemand nur unser Glück, selbst, wenn er uns dafür ins Unglück stürzt, weil er denkt, dieses sei unser Glück. Ach, lest den Roman einfach selbst :D:

    „Komm tanz, genau, ich will dich tanzen sehen. Marie mein Mädchen du bist wunderschön. Ich will nur, dass du tanzt zu diesem Lied. Ich will nur, dass du glücklich bist Marie. Ich will nur, dass du tanzt zu diesem Beat. Ich will nur, dass du glücklich bist Marie.“
    Reckless 4 Cornelia Funke
    Reckless 4 (Buch)
    23.12.2020

    Die Schatzsuche nach silbernen Fährten und Schätzen, die man über alles liebt....

    Reckless Band 4 – Auf silberner Fährte von Cornelia Funke

    Es gibt verschiedene Reckless-Leser. Wie bei vielen Bücherreihen, die mehrere Bände und Nachfolger haben. So gibt es zum einen die, die warten bis alle Teile auf dem Markt sind, um diese dann zusammenhängend zu lesen. Es gibt die, die jeden Teil mit Erscheinungsdatum lesen, und manchmal jahrelang auf die nachfolgenden Bände warten müssen, voller Ungeduld, und zugegeben, mit nicht mehr ganz so frischem Wissen. Es gibt diejenigen, die bei jedem neuen Band einen Reread machen, so dass sie wieder im Geschehen drin sind. Zu welcher Gruppe gehöre ich also? Ich gebe es zu, zu Gruppe zwei zu gehören. Diejenigen, die alle Bände der Reihe im Erscheinungsjahr gelesen haben, um dann ungeduldig zu warten. Das Leben ist in den letzten 5 Jahren weitergegangen. Man hat viele andere Bücher gelesen. Und trotzdem weiß man unterschwellig, dass da noch irgendwas zur Vervollständigung fehlt. Man kann es vielleicht beiseiteschieben, aber niemals vergessen. Und so ist es auch mit diesem Buch. Als riesiger Cornelia Funke Fan, wartet man eben, weil man weiß, dass da noch was kommt. Kommen muss. Hat Band 3, wie auch seine Vorgänger, doch so geendet, dass es einfach so nicht enden KANN. Und nun, in diesem allzu außergewöhnlichen Jahr, geht die Reckless Reihe endlich weiter. Wir dürfen wieder in die Spiegelwelt eintauchen, hinter den Spiegel. Dürfen Märchenwelten durchwandern. Und das nicht immer so, wie wir sie kennen, immer außergewöhnlich und vielfältig, und doch immer mit einem leichten Hauch des altbekannten, welches wir mit Märchen verbinden. Und am Ende von Band 4, wissen wir dann wieder, dass auch dieses nicht so enden KANN, und wir uns nun auf die hoffentlich nicht so lange Wartezeit auf Band 5 einstellen müssen.

    Was uns Band 4 erzählt:

    Herein, tretet ein, mal wieder, in die wunderbar magisch mythische Märchenwelt hinter den Spiegeln. Ich habe ein Deja Vu. Fuchs und Jacob suchen sich wieder gegenseitig, weil sie sich selbst abhandengekommen sind. Doch trotzdem erscheint es diesmal anders. Denn der Band, auf den ich gewartet habe, ist nun da. Wir haben einen glücklichen Jacob, der zusammen mit Fuchs glücklich, und ein Paar ist. Doch wer die Vorgänger kennt, weiß, dass die beiden in ihr gemeinsames Glück eine Menge Probleme mitgenommen haben. Spieler ist immer noch hinter beiden her, um sich zu nehmen, was er in seinem hinterhältigen Spiel gewonnen hat. Und dann ist da auch noch Will, Jacobs Bruder, der eine ganze Menge Schuld auf sich geladen hat, indem er in Band 3 die Schwarze Fee getötet hat. Auch dies bringt Probleme, Schuldgefühle, Menschen die Rache wollen. Und Sechzehn, das Mädchen aus Glas, in das Will nun verliebt ist, und die geheilt werden muss. Will und Sechzehn werden begleitet von Nerron, dem Feind von Jacob. Klingt ja schon nach eine Menge Verwicklungen. Auf den Inseln von Nihon, in unserer Welt Japan, soll es einen Erlelfen namens Krieger geben, und kurzerhand fahren alle gemeinsam dorthin, aus verschiedenen Gründen, mit verschiedenen Fragen, und der Hoffnung auf Lösungen. Dass sie nicht unbedingt Antworten bekommen, sondern am Ende noch mehr Fragen, und dass nicht alles so glattgeht, das ist klar. Denn hoho, eine Lebkuchenbäckerin, die als magische Kopfgeldjägerin agiert? :D. Aber lest selbst, denn am schönsten ist die Geschichte, wenn man selbst auf die Reise in der Spiegelwelt geht, und die Abenteuer erlebt.

    Cover und Titel:

    Das Cover ist farblich, wie ich finde, sehr schön. Vielleicht etwas wuselig, aber farblich definitiv passend zu der Thematik. Denn ein Fuchs ist hier sehr im Fokus, dazu passt das fuchsrot. Oder ist es gar ein Kitsune? Das Gold könnte das Goldene Garn aus den Vorgängerbänden symbolisieren, welches auch hier eine Bedeutung hat. Das darf aber jeder selbst interpretieren. Auch die Bedeutung des Titels macht Sinn, machen sich doch fast alle auf die Suche nach Silbrigem, und anderen Schätzen (und für jeden ist etwas Anderes wertvoll. Spiegel, Welten, Menschen), und folgen dessen Fährte.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Ich gebe zu, das Buch hatte mich ziemlich schnell. Und zwar gefangengenommen. Schnell, nämlich mit dem ersten Augenblick, der einem eine kleine Szene der Ruhe bietet, und zusätzlich das, was man sich als Leser 3 Bände lange gewünscht hat. Ein Zeichen des richtigen wirklichen Zusammenseins von Fuchs und Jacob, nach all den Dingen die geschehen sind in den vorherigen Bänden. Wenn da nicht die Ahnung wäre, dass das ganze sicher im Buch nicht so bleiben würde…… Trotzdem: Ich mag diese Atmosphäre zwischen Fuchs und Jacob, die spürbare Verbindung zwischen den beiden, die man durchs Buch fühlen kann. Fuchs ist auf der Jagd nach ihrem wertvollsten Schatz, den sie wiederfinden muss. Der Schatzjäger wird hier zum wertvollsten Schatz einer Füchsin, die sich diesmal ohne ihn auf Schatzsuche begibt, um ihn zu finden. Denn: Auch Schatzjäger erkennen manchmal, dass sie sich gegenseitig der größte Schatz sind, den es zu finden gibt, auch wenn dieser Schatz mal verloren geht. Jacob sucht Fuchs. Fuchs sucht Jacob. Beide suchen sich gegenseitig. Um sich zu retten. Jaja ich weiß. Nichts Neues für die beiden. Und trotzdem irgendwie toll. Oder so :D

    Reckless Band 4 spielt mit der Thematik wer man wirklich ist. Für wen man was oder wer, oder auch nichts ist. Ob man dasselbe für mehrere Personen ist. Für wen man sich selber hält. Und wen man selbst in sich sieht, und als „wer“ oder „was“ man sich fühlt. Aber auch darum geht es, wer andere Menschen und Wesen für uns selbst sind, was sie uns bedeuten, und dass jeder für jeden eine andere Bedeutung hat. Die andere Thematik ist die Liebe. Vaterliebe, Mutterliebe, begehrliche Liebe, endende Liebe, wahre Liebe, freundschaftliche Liebe, oder die Liebe, die nicht sein darf, nicht sein soll, manchmal nicht sein kann. Was ich an Cornelia Funkes Figuren mag, das ist ihre Vielschichtigkeit. Sie haben Ecken und Kanten, sie lieben, sie hassen, haben Familien, Pflichtgefühl, Emotionen, derer sie sich selbst nicht sicher sind, und das in all ihren Facetten. Sie sind böse oder gut, aber dies auch nicht eindeutig zugeordnet. Sie haben Gelüste und Vorlieben. Kurz gesagt: Sie sind menschlich, obwohl sie nicht alle Menschen sind. Und an all dieser großartigen Gefühlswelt dürfen wir teilhaben und teilnehmen.

    Wahr ist auch, dass ich nun, 10 Jahre nach Band 1, die Spiegelwelt noch mehr zu schätzen weiß, als damals, wo ich jünger war. Gerade, oder weil sie einem eine wundervolle Fluchtmöglichkeit aus der Realität bietet. Und weil die Märchen so wunderbar erwachsen sind, ohne ihre Märchenhaftigkeit zu verlieren. Das gelingt nicht vielen. Diese Spiegelwelt, wo alles ein wenig unserer Welt gleicht, aber alles durchsetzt ist mit Märchenhaftigkeit, Abenteuer, Gefahren, und lauter Wundern, die uns auf der Reise begleiten, in die uns das Buch entführt. Wer der Spiegelwelt treu ergeben ist, wird es auch weiterhin nach diesem Band sein, wird ihr verzeihen, dass sie in diesem Band weniger Abenteuer hat, und dafür mehr Wissen und Hintergründe ans Licht kommen, die wiederum so spannend sind, dass man der Welt hinter den Spiegeln weiter huldigen kann. Die Reckless Bücher sind wie ein Spiegel der Märchen unserer Kindheit, die das wahre Gesicht und die Essenz genau dieser Märchen zeigen. Denn hier geht es düster zu, mordlüstern, mal blutig, grausam, und nicht so, wie wir es aus unserer Kindheit kennen. Es ist wie ein Abbild der Kindheitsmärchen, für Erwachsene erzählt. Aber wenn man so will, sind wohl eher unsere Kindheitsmärchen softere Versionen der grausamen Wahrheiten, die uns Märchen erzählen. Und diese „Erwachsenenversionen“, die spürt man in jedem Buch, so auch in diesem Band.

    Das ganze Buch ist irgendwie durchzogen von diesem Hauch von Hinterhalt, Intrigen, dem Misstrauen, das sich in Vertrauen wandeln MUSS, Lügen, auch die jener Art, denen man es nicht gleich ansieht. Es ist abenteuerlich, aber nicht auf die Art von Abenteuern, die sich durch actiongeladene Spannungsszenen hervortun. Und trotzdem……. Die Spannung ist da. Weil man mit ansieht, wie sich alles ein wenig mehr fügt, was sich in den Vorgängern zusammengebraut hat. Der Blick in den Spiegel, in die Spiegelwelt, wird schärfer, und wir sehen etwas mehr an Antworten zu Dingen, die sich nun langsam beginnen, aufzulösen. Allerdings kommen auch neue Fragen dazu, durch neue Dinge, die nun erst beginnen, und wo der Spiegeldurchblick uns im Stich lässt, bis zum wahrscheinlich nächsten Band (Bitte bitte, Frau Funke, Band 5 muss her). Die Karten und das Schicksal werden neu gemischt, und so trennen sich Wege, und neue Konstellationen ergeben sich zeitweise.

    Da das Ganze in Nihon spielt, dem Spiegelweltpendant zu Japan, fühlt man die Mythologie, Magie, aber auch die Traditionen und die Geschichte der japanischen Kultur regelrecht durch die Seiten. Verwebungen von realen Begebenheiten, aber auch Wesen, die in Japan der Götter- und Geisterwelt angehören, sind hier zu finden. Ein Japan, das aus Samurai, Festungen, Schreinen, und Geistwesen besteht. Ein Japan der alten Zeit, bevor der Westen Einzug gehalten hat. Ich gebe zu, dieser Band ist irgendwie besonders und anders. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass die Märchen im Buch nun der japanischen Mythologie angehören, und die ist vielleicht nicht jedermanns Sache, wenn man sich nicht damit beschäftigt. Ich selbst tue das schon lange, und auch gerne, weswegen mir der Band wohl ganz besonders gefallen hat. Wenngleich ich dazu sagen muss, dass ich alle Arten von Märchen einfach liebe, und diese Serie für mich deswegen immer mit Freude und Sehnsucht nach Geschichten verknüpft ist. So haben wir wieder eine Mischung aus der Märchenwelt eines bestimmten Landes, gemischt mit der unseren, die durch Jacob irgendwie immer symbolisiert wird. Auch wirkt die Geschichte, die Thematiken, die Personen, alles erwachsener. Es scheint, als ob alle an ihren vorherigen Erlebnissen gewachsen sind. Die zweite Besonderheit ist wohl die, dass ich, auch was Bücher angeht, wohl gerne mal meine „romantische Ader“ mit einfließen sehe. Heißt: Ich mag es einfach, wenn Figuren zueinanderfinden. Und wenn ich drei Bände darauf gewartet habe, dass es bei Jacob und Fuchs endlich ‚klick‘ macht.

    Die Schreibweise ist mal wieder so bildhaft beschrieben, dass man sich direkt im Buch wähnt, mitten im Geschehen, und an all den Orten, wo es die Protagonisten hin verschlägt. Man fühlt ihre Gefühle, ist im Geschehen mit dabei. Das Buch lebt quasi von den Figuren, und ihren Erlebnissen, Gefühlen, und Wünschen. Und irgendwie wurde ich als Leserin mitgenommen auf eine Irrfahrt der Gefühle und des Vertrauens, die gar nicht so einfach zu bewältigen war. Denn auch mein Misstrauen war auf einmal da, wieder weg, und hat sich in stetigem Lauf verändert. Genauso wie die Sympathien den Figuren gegenüber, die man mal hasste, und dann wieder nicht. Eine wahre Zwickmühle. Nur meine beständigen Sympathien für Fuchs und Jacob……ähm…die sind geblieben, und haben sich nicht verändert. Seit Band 1 :D. Die gemalten Bilder im Buch bereiten einem beim Ansehen nicht nur unbändige Freude, sondern lassen einen gleichermaßen auch noch eintauchen ins Geschehen, fast wie bei einem Spiegel, in den wir reinsehen dürfen, um eine neue Welt dahinter zu entdecken. Man schmeckt fast das Silber in der Luft beim Lesen, oder gar den Geschmack von Zimt, hört das Klirren von Glas ganz deutlich bei der Lektüre. Aber auch Windrauschen fühlt und hört man, als ob er fast über die eigene Haut fahren würde. Den Vogelgesang. Versteht ihr nicht? Lest das Buch ;)

    Der Clou ist dann eigentlich, wie fast immer, Cornelia Funkes Weltenbau, den ich immer grandios finde. Dazu sei gesagt, dass dies nicht nur für dieses Buch, und diese Buchserie gilt, sondern fast alles von der Autorin. Aber was will man machen?! Erwähnen wollte ich es trotzdem kurz :). Die Spiegelwelt, die Cornelia Funke erschaffen hat ist sehr komplex, detailreich, vielschichtig und vielfältig, bunt, und gar nicht immer so märchenhaft. Denn in der Erzählung verbinden sich die Märchenelemente, auch die der Mythologie, mit Figuren, die mittlerweile erwachsen sind, und meist auch so agieren. Wer die Vorgängerbände kennt, ist nicht nur mit ihnen gewachsen, ein Stück erwachsener geworden, sondern auch mit der Geschichte an sich. Man hofft und bangt nicht nur mit, man ist mittendrin im Geschehen, erlebt die Geschichte mit. Und genau diese Komplexität ist es, die die Geschichte so wundervoll macht, aber auch Schwierigkeiten bereiten kann, wenn man die Vorgänger nicht kennt. Mein Tipp wäre es, die drei Bände auf jeden Fall zu lesen, sonst kommt man aufgrund der Hülle und Fülle an Figuren, und dem Lauf der Geschichte vielleicht nicht so zurecht, da viel aufeinander aufbaut, und eines zum anderen führt, auf Geschehnisse in der Vergangenheit angespielt wird, die in den anderen Bänden stattfinden, und überhaupt, macht ja alles immer mehr Spaß, wenn man es richtig versteht, und nicht nur mit halben Herzen dabei ist. Denn tatsächlich sind die Bücher und ihre Welt so umfangreich an Inhalt, nicht im Sinne von vielen Worten, aber Worten, die viel Gewicht haben, und einem viel erzählen. Und wenn man es dann wieder hineingeschafft hat, selbst als „Altleser“, ist man nicht halb, sondern voll dabei, erinnert sich, und erlebt Neues. Denn Komplexität in Verbindung mit Detailreichtum und Vielfältigkeit, der Balance zwischen Märchenerzählung, und Erwachsenengeschichte, die Ernsthaftigkeit, das Glück aber auch Unglück, die Erzählung, die uns so real vorkommt, aber auf der anderen Seite total erzählerisch grandios märchenhaft, das will gelernt sein. Und selbst wenn ich kein großer Cornelia Funke Fan wäre, was ich aber bin, so müsste ich sagen…. Chapeau zu diesen Ideen, und zur Kreation dieser Welt mit all ihren kleinen Welten in sich, in die man jedes Mal, und mit jedem Band neu eintauchen kann, da sie sich alle unterscheiden. Jacob, Will, und natürlich auch Fuchs, sind für mich fleischgewordenes verkörpertes Märchen. Und das nicht nur wegen der Vornamen der Brüder, die auf unsere lieben Gebrüder Grimm hinweisen. Nein, fleischgeworden vielmehr deswegen, weil man sie nach 3 Bänden, und nun 4, gar nicht mehr mit Figuren vergleicht, die in einem Buch leben, sondern sie fast so lebendig sind, dass man mit jedem Band meint, zu alten Freunden zurückzukehren, so auch bei diesem.

    Es gibt einige Stellen, die so voller Wahrheit, ja gar Weisheit sind, dass man entweder schmunzeln muss, oder per Zustimmung nickend vor dem Buch sitzt, während man die Geschichte und das geschriebene Wort wirken lässt. Dies ist mal wieder eines der Bücher, wo jede Einzelheit, jedes Wort, und jeder noch so kleine Satz wichtig, und mit Inhalt gefüllt ist, weil er für den Fortgang der Geschichte eine Bedeutung hat. Für mich hat das Buch einfach diesen Zauber, den ein Buch haben muss, um einen komplett einzufangen, und in seine Welt, und in die Geschichte einzuziehen, so dass man alles drum herum vergisst. Und ich kann nicht umhin, über Jahreshighlights zu sprechen, ist doch gerade am Ende des Jahres die richtige Zeit dafür. Natürlich hatte ich in jedem Genre viele wundervolle Bücher dieses Jahr, die dieses schwierige Jahr erleuchtet haben. Doch Reckless, das war wie ein kleines Nachhausekommen, ein Wiedersehen, Erinnerungen an gute Jahre, und Hoffnung, dass wieder Gutes kommt, wenn das nächste Buch dann erscheint. Diese Symbiose von Symbolik unserer altbekannten Märchen, von Legenden, von Welten und von einer neu dazugekommenen Mythologie, diese Vermischung ist einfach nur einzigartig. Die Geschichte ist philosophisch-poetisch- märchenhaft geschrieben, in genau dieser Art von Schreibweise, die uns träumen lässt.

    Es gibt Bedrohungen aufgrund von alten Geschichten, irgendwie verbindet sich alles mit allem, und jede Einzelgeschichte fließt hinein ins Ganze, so dass sich alles miteinander kreuzt und überschneidet. Es gibt Schnittstellen von der Vergangenheit zur Gegenwart, von Tradition zu Moderne, von Märchen und Realität, von Gerücht zur Wahrheit, und manchmal wird die Überschneidung zur Mischung. Ein Fremder kann es gut mit uns meinen, Altbekannte uns hinters Licht führen wollen, Bekanntes kann befremdlich wirken, und Fremdes einem so nah. Für manche ist jede Täuschung ein Spiel. Können uns manchmal Leute besser kennen, wenn sie dasselbe fühlen wie wir, besser gar als unsere eigenen Familien? Wissen diese Leute besser, wer man ist? Und was genau bedeutet Familie? Man kann sich nie sicher sein, wem man hier trauen kann. Doch wer ist böse? Und wer ist gut? Wie in so vielen Geschichten, kann man auch hier nichts genau zuordnen, weil auch hier die Grautöne zwischen Schwarz und Weiß eine Rolle spielen. Man versteht, warum Dinge getan werden, und das, ohne sie zu „verstehen“.

    Erzählt werden die Kapitel abwechselnd aus Fuchs‘ Sicht, aus der von Jacob, und der des Bastards Nerron, oder auch mal eines aus Wills oder Spielers Sicht. Jeder ist auf seinen eigenen Vorteil bedacht, alle spielen miteinander, verbrüdern sich mit eigentlichen Feinden, hassen sich, obwohl sie vordergründig zusammenarbeiten, es gibt neue Konstellationen, und die Insel des Vertrauens in all dem Chaos und den Unsicherheiten, das sind Fuchs und Jacob. Und dann ist da noch das Herausgearbeitete „Wer bin ich eigentlich, und wer weiß, wer und wie ich bin?!“. Wills Jade, Sechzehn- das „Ding aus Glas“ ohne Seele, Nerron als Freund oder Feind, Clara, die aus sich herauskommt. Und mitten in diesen Protagonisten, sind eine Gestaltwandlerin, und ein junger Mann, die sich, trotz ihrer Unsicherheiten in den vorherigen Bänden, auf einmal näher sind, und sich selbst sicherer sind, WER sie sind, und dass sie zusammengehören.

    Und weil im Buch niemand so richtig weiß, wer er wirklich ist, dachte ich bei dem heutigen Rezensionslied, dass es passt. Vielleicht wollte ich es hier aber auch nur unterbringen, weil es eines meiner liebsten ist, und es sprachlich passt:

    „Nobody knows who I really am. Maybe they just don't give a damn. But if I ever need someone, to come along. I know you will follow me, and keep me strong.

    Hito no kokoro wa utsuri yuku. Nukedashitaku naru. Tsuki wa mata atarashii shuuki, de fune wo tsureteku.“



    Wenn du mich heute wieder fragen würdest Wenn du mich heute wieder fragen würdest (Buch)
    29.11.2020

    Zwei Häuser, beide an Ansehen gleich…im lieblichen Gillam….

    Wenn du mich heute wieder fragen würdest von Mary Beth Keane

    Ich mag die Geschichte von Romeo und Julia. Man mag sich nun fragen, warum? Kein Happy End, zieht einen runter, und eventuell muss man sogar weinen. Und trotzdem zieht mich die Geschichte schon in den Bann, seit ich sie das erste Mal las. Seitdem gab es eine Menge Adaptionen des Stoffes in Filmen, Büchern, Musikvideos und Liedtexten. Und ja, alle haben eine Gemeinsamkeit. Egal in welcher Zeit sie spielen, viele davon haben trotzdem ein tragisches Ende, weil einige meinen, dass der Reiz der Geschichte genau dieses Ende ausmacht, um aufzuzeigen, dass eine Fehde zwischen Familien nicht so sein darf. Also überlegte ich mir, dass es doch auch mal nett wäre, ein fröhlicheres Ende der Geschichte zu erleben. Und trotzdem, die Tragödie, die beide Familien auseinandertreibt, die muss irgendwie stattfinden. Doch wie schafft man es, eine völlig neue Geschichte zu schreiben, die in unserer heutigen Zeit spielt, mit unseren menschlichen Problemen, die trotzdem rüberbringt, dass es darin ein Paar gibt, dessen Liebe die Familien unbedingt verhindern wollen? Und überhaupt, würde die Geschichte gelingen, wenn die Geschichte Alltagsprobleme und andere Probleme vom Heute beschreibt? JA, das tut es. Nun will ich gar nicht vergleichen. Jede Geschichte ist eigenständig, und hat nichts miteinander zu tun. Bis auf, wie schon erwähnt, Peter und Kate, unsere Hauptprotagonisten u.a., die sich von Geburt an kennen, und immer mehr Gefühle füreinander entwickeln.

    Hier also nun die Geschichte, die uns das Buch erzählt:

    Ein lebensverändernder Moment? Die gibt es immer. Im Grunde genommen verändert jeder einzelne Moment und jede Sekunde unser Leben. Denn wenn wir in dieser Sekunde etwas Anderes täten, dann würden Ereignisse anders laufen. Man kann diese Momente des Schicksals in allen Bereichen des Lebens ansiedeln, aber geben wir es zu, der Bereich der Liebe ist am interessantesten und wichtigsten. Und tatsächlich ist es so: Wenn wir uns in der Liebe für jemanden entscheiden, dann ist es eine Schicksalsentscheidung. Auch wenn die Welt um uns herum uns davon abrät mit einem bestimmten Menschen zusammen zu sein, so ist es manchmal nicht zu verhindern. Und wieso sollte es das auch? Immerhin sollten wir doch in unserem Heute jeden lieben dürfen, den wir lieben möchten. Und trotzdem. Viele Geschichten und Bücher der Vergangenheit haben uns gelehrt, dass es eben nicht so ist, dass man automatisch lieben darf, wen man will, sondern manchmal dafür kämpfen muss. Kate und Peter sind solche Menschen. Von Kindheit an, erst Nachbarn, dann erste zarte Gefühle, dürfen sie diese nicht ausleben, da es zwischen den Familien einen Zwist gibt. Doch so einfach ist das Ganze nicht. Denn beide können nicht aus ihrer Haut, und erst recht nicht aus ihren Familien. Oder doch? Was noch dazukommt, ist, dass man nicht weiß, woher der Zwist rührt. Denn eigentlich sind die beiden Väter Kollegen bei der Polizei, und die beiden Mütter könnten sich ebenfalls anfreunden, da alle im selben Alter sind, jung verheiratet, nun ein Haus haben, und die ersten Kinder Einzug halten. Doch Anne, Peter Mutter, benimmt sich merkwürdig, will keinen Kontakt in dieser kleinen Vorstadt, in der sonst alle gut miteinander umgehen. Und dann, eines Abends, als Kate und Peter 14 sind, da passiert eine Tragödie, die beide Familien noch mehr voneinander zu trennen scheint. Erst recht, die beiden mittlerweile Jugendlichen. Wie das Ganze dann weitergeht, muss man selbst erlesen. Denn das Buch handelt nicht nur von den beiden, sondern führt uns tief hinein in die Vergangenheiten und die Gegenwart der Eltern (Francis und Lena bei Kate, und Brian und Anne bei Peter), so wie von Kate und Peter selbst.

    Cover und Titel:

    Obwohl das Cover minimal ist, und einem am Anfang nicht viel sagen mag, finde ich, dass es sehr passend ist. Und das nicht nur, weil es mich an „Zwei Häuser waren-gleich an Würdigkeit-
    Hier….naja im lieblichen Gillam eben“ erinnert. Die Linie verbindet beide Häuser, und zeigt somit an, dass beider Schicksale für ein ganzes Leben miteinander verknüpft sind. Symbolisch ist das alles sehr schön. Die Fragen des Buches manifestieren sich im Titel. Es geht darum, was wir tun, wie wir uns entscheiden, und ob wir eine Entscheidung wieder so treffen würden, wenn wir das Ergebnis erahnen könnten, oder gar wissen. Das Buch ist wie eine Straße des Schicksals, die sich durch die Leben von zwei Familien windet. Und die Schicksalsfäden verbinden alle miteinander.

    Fazit und Gedanken zum Buch:

    Der Fokus liegt nicht nur auf der Liebesgeschichte von Kate und Peter, sondern vielmehr auch auf der Geschichte beider Familien, deren Vergangenheit und Gegenwart, was sie zu dem gemacht hat, was sie sind. Natürlich werden dabei auch Themen wie die Liebe zu seinen Eltern, das Pflichtgefühl ihnen gegenüber behandelt. Die Lieber einer Mutter zu ihrem Kind, Eltern zu ihren Kindern, dass sie wollen, dass diese das Richtige tun, obwohl es das Falsche ist. Die Liebe zur Familie, und die Liebe, die man für sich selbst empfindet, die manchmal etwas zu groß ausfällt, und manchmal auch gar nicht vorhanden ist. Und die Selbstliebe, die man erst wieder erlernen muss, nachdem einem alles genommen wurde. Geschwisterliebe. Liebe, die gar keine ist, und nur als diese verwechselt wird. Und wohl alle Facetten und Arten von Liebe, die im menschlichen Leben eben vorkommen. Im Buch gibt es ein Sammelsurium an Liebe. Aber natürlich auch Hass und Schuld und Vorwürfe. Denn wo Liebe ist, sind diese Dinge meist nicht weit, egal in welcher Form.

    Das Buch zeigt einem, dass Romeo und Julia Geschichten nicht immer mit romantischen nächtlichen Besuchen und Balkonszenen zu tun haben. Nicht mit jungen Mädchen die auf den Balkonen stehen, und jungen Männern, die ihnen in Sommernächten unter den Balkonen Liebesworte zuflüstern. Nicht jede Romeo Julia Geschichte muss mit tragischen Todesfällen enden, und doch, ist jede Geschichte, die einem verbietet zu lieben, wen man will, irgendwie tragisch. Hier wird geschafft, dass uns eine Geschichte erzählt wird, die, trotz, dass sie nicht immer präzise und explizite Beschreibung hat, trotzdem sehr gut rüberkommt. Wir lesen eher Andeutungen und die reichen auch völlig aus. Das Buch kommt also ohne große Worte aus, die Liebe zwischen Kate und Peter ist trotzdem spürbar. Ganz leise schleicht sie sich ein, ist aber doch immer da, von Anfang an.

    Die Protagonisten sind nicht übergezeichnet, sie sind keine Helden, sondern einfach Menschen, mit all ihren Schwächen, aber auch Stärken. Menschen, die einem in der Nachbarschaft begegnen könnten, mit Schicksalen, die genauso passieren könnten. Und ich bin sicher, das ist genau ein Teil dessen, was diese wundervolle Authentizität im Roman ausmacht, in der wir uns mal wiedererkennen, und mal nicht, oder uns abwenden, ob der Dinge, die passieren. Das Buch ist menschlich, und wenn ich das so schreibe, meine ich, es strahlt eine gewisse Menschlichkeit aus, in all ihren Facetten, in den Gefühlen und Emotionen der Protagonisten, in ihrem Tun, Wirken, und ihrem Agieren. Selbst wenn wir manche menschliche Regung manchmal nicht verstehen, so gibt es für alles Erklärungen, und wir können uns selber Gedanken machen, wie wir selbst in einigen Fällen entscheiden würden. So kann man nicht alles, aber einiges besser nachvollziehen, weil es einen an das eigene Leben erinnert. Denn die Lebensläufe sind hier nicht realitätsfremd, sondern nah an der Realität. Im Grunde genommen ist es eingeteilt in drei große Lebensabschnitte. Die Kindheit, die Jugend und das Jungsein, und das Erwachsenenleben. Und jeder Abschnitt spiegelt etwas wieder, was uns so nicht bekannt vorkommt. Kinder die zu viel nachdenken, Jugendliche die nicht fröhlich und rebellisch sind, und Erwachsene, die sich ihre Jugendlichkeit in einigen Dingen bewahrt haben, trotz der ganzen Erwachsenenbelastungen. Doch das Buch birgt auch einen steten Kampf, den wir führen müssen. Das Leben in all seinen Facetten ist nicht immer nur leicht, und manchmal muss man um die kämpfen, die man liebt. Denn im Gegensatz zu unserem Paar aus dem lieblichen Verona, geht es für Kate und Peter weiter mit einem Leben voller Schwierigkeiten, Altlasten…… und Dingen, die sich ihnen versuchen in den Weg zu stellen. Dies, und der Alltag, sind die Dinge die aufgezeigt werden, und uns sagen, dass man mit genug Kampfgeist alles schaffen kann, wenn man bloß füreinander da ist.

    Meine eigens in mir konzipierte Protagonistenpsychologin, die ich ja gerne mal raushängen lasse, war auf jeden Fall dauerhaft beschäftigt, und hat irgendwie doch nicht immer Lösungen gefunden. Schwierig in diesem Buch, aber auch schön, dass es so tiefgehend ist, dass man nicht für alles eine Lösung findet, weil es ist, wie es ist, und man sich damit abfinden muss.

    Ein Buch über das Leben mit allen möglichen Schicksalsschlägen und Konstellationen, Zwiespälte, Pflichtgefühl, Missentscheidungen, der Momente, die Ereignisse auslösen, wo eines zum anderen führt, vergangene und verlorene Gelegenheiten und Zeit, zu spätes Handeln, sich seine Fehler selbst zu verzeihen, Schuld, Vergebung, und darüber, dass jeder an allem Schuld hat und niemand an nichts, denn nicht immer kann man in Schuld und Nichtschuld einteilen, das es auch noch Grau gibt, wo manche nur Schwarz und Weiß sehen. Und immer wieder sind es die einzelnen Sekunden und Momente, die Auswirkungen auf unser Restleben haben, und die gibt es zuhauf im Buch. Entscheidungen, selbstgetroffene, und solche, die man uns abnimmt, und welche, über die man sich hinwegsetzt. Und Menschen die das Falsche tun, obwohl sie das Richtige tun wollen.

    Es geht langsam voran, schleichend, nicht mit einem großen Knall, und trotzdem fühlt man die erwachende Liebe genauso erblühen, wie das Erwachsenwerden der beiden. Und ist es nicht auch so, dass Menschen für uns quasi wie ein Zuhause sein können? Ein Ort, an dem wir uns wohlfühlen, wenn wir mit demjenigen zusammen sind? Kate ist solch ein Ort für Peter, und das merkt er schon recht früh. Dass daraus dann Liebe entsteht, ist wünschenswert, und auch für Kate fühlt das Gleiche. Diese Atmosphäre, spannt sich über den Roman, in dem wir uns fragen, warum zwei Menschen, die sich gegenseitig guttun, nicht zusammen sein dürfen. Das Buch lässt einen zwiespältig zurück. Man versucht die Elternteile zu verstehen, kann es aber teilweise nicht, versucht zu ergründen, warum die aufkeimende Liebe von Kate und Peter schon gleich im Keim erstickt werden soll, und warum die Erwartungshaltung der Eltern so ist. Der Fokus liegt hier nicht auf der Geschichte des Paares Kate und Peter, sondern auch auf ihrer Umwelt, und den Menschen drumherum. Er liegt auf der Gesamtheit der Zusammenhänge, wie alles miteinander verknüpft ist, wie ein Moment, eine Sekunde unser Leben verändern kann, und was uns ausmacht, wie wir zu dem werden, was wir sind. Denn das Schicksal wird hier großgeschrieben.

    Es ist wie als ob man mit dem Buch, im übertragenen Sinne, mitwachsen würde. Als die Protagonisten Kinder sind, ist man selbst wieder Kind, jugendlich fühlt man sich dann beim Lesen, während Peter und Kate diese Phase mitmachen. Man ist auf einmal wieder in der Schule, in Vereinen, macht seinen Abschluss, steht im Beruf, ist auf einmal selber erwachsen, und somit dort angekommen, wo man beim Anfang des Buches gestartet ist. Eine kleine Altersrundreise. Die Ereignisse durch die Jahrzehnte hindurch, die hat man auf einmal wieder direkt vor Augen, wenn sie kurz erwähnt werden, und man sie selbst miterlebt hat. Es ist ein wenig eine Selbstreflexion, die das Buch hinterlässt, es hallt in einem Selbst nach, und lässt einen all die Dinge hautnah erleben, fast so, als sei man überall selbst dabei. Das führt zu Gänsehaut, Tränen, Wut aber auch Freude, und einem Nachhall in uns. Und egal, ob man sich gerade in den 70 ern, 80 ern, den 90 er Jahren, der Jahrtausendwende befindet, oder gar im Heute, die Atmosphären der Jahrzehnte sind so toll beschrieben, dass man sich direkt in ihnen wähnt, und das, egal ob man sie schon erlebt hat, oder nur davon gehört. Die Zeit ist nicht dauerhaft chronologisch. Wir landen mal in der Vergangenheit, der Gegenwart, um dann wieder Rückblenden einer anderen Figur zu lesen. Doch alle Zeiten und Schicksale verweben sich so miteinander, dass sich daraus ein Gesamtbild ergibt, ein verwobenes Gesamtschicksal, das sie alle miteinander verbindet in dieser Geschichte. Die ganze Geschichte braucht ein bisschen, bis sie sich entfaltet und wirkt, wenn sie es dann aber tut, dann mit voller Ladung, und wenn man dann richtig in ihr drin ist, verbinden sich am Ende alle Stränge miteinander. Und trotz, dass die Geschichte einen so in den Bann zieht, dass man sie am liebsten auf einmal lesen würde, nur um zu wissen, wie alles endet und ausgeht, so ist es auch eine Geschichte deren Abschnitte Zeit brauchen.

    Wie eine Perlenkette reihen sich hier Schuld und Nichtschuld aneinander, Ereignisse, die zu anderen Ereignissen führen, die dann wiederum zu erneuerten Ereignissen führen, die jemanden schuldig sprechen. Und wer ist am Ende schuld? Bei welchem Teil der Perlenkette fangen wir an, jemandem die Schuld zuzuschieben, wenn der vielleicht gar nichts dafür kann, weil seine Schuld, die Reaktion auf eine andere Schuld ist, weil ihm etwas angetan wurde, wo ein anderer Schuld dran ist? Oder ist jeder gar so sehr für sich selbst verantwortlich, dass er jede Schuld sühnen muss? Was können aber Kinder für die Schuld ihrer Eltern, und die Eltern sind vielleicht selbst Opfer von irgendwas geworden? Gar nicht so leicht und einfach. Und überhaupt. Derjenige, der ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein. Ist nicht jeder von uns an irgendwas schuld, weil wir etwas getan haben? Mal mit minimaler, andere vielleicht mit maximaler Wirkung. Und vielleicht hilft das Buch ja auch dabei, die Welt ein bisschen weniger Schwarzweiß zu sehen, sondern auch auf die Grautöne zu achten. Zu hinterfragen, und aufzupassen. Nicht jeden gleich zu verurteilen, weil die Lage für einen klar ist, denn man weiß ja eigentlich nie, was hinter einer Sache steckt. Das Buch zeigt, wie sehr unsere Eltern uns formen, und wie sehr sie Einfluss auf unser Leben nehmen. Eines der großen Themen im Buch ist auch die Vergebung. Und es gibt eine Menge im Buch, dass vergeben werden muss, sollte, oder so scheint, dass man es nicht vergeben kann. Wir erfahren ein Intermezzo aus richtigen und falschen Entscheidungen. Das Buch ist voll von ihnen, und man steht ständig am Scheideweg von genau diesen, um sich zu überlegen, in welche Richtung man geht. Manchmal ist das gut, aber manchmal werden wir Zeuge, wie die falschen Entscheidungen getroffen werden, von denen man sich am Ende fragt, ob sie vielleicht doch richtig waren, und man sein Ziel nicht gradlinig erreicht hat, sondern mit einer Menge Umwegen und Abzweigungen.

    Ich mag dieses leise sanfte im Roman, das uns nicht mit voller Gewalt auf die Handlung mit all ihren Einzelheiten stößt, damit wir es auch wirklich wahrnehmen, sondern alles Geschehene leicht berührt, und uns so Platz für die eigenen Gedanken lässt, obwohl die Handlung im Roman doch trotzdem abläuft, und Dinge geschehen. Die Szenerien sind meist nur leicht angedeutet, wir werden nicht plump darauf gestoßen, was genau passiert, und trotzdem ist der Schreibstil genau so, dass er das richtige Kopfkino bereitet, und man genau weiß, worum es geht, und was die Charaktere machen und denken.

    Was im Buch wundervoll rüberkommt ist diese tiefe Sehnsucht nacheinander, die man atmosphärisch fast die ganze Zeit fühlt. Und das schon in der Zeit der Jugend von Kate und Peter. Selbst wenn sie getrennt sind, denken sie fast immer bis sehr oft aneinander, was der andere gerade tut und macht, wie es ihm geht. Das Leben was beide ohne einander zu haben leben, ist wie eine leere Hülle eines Lebens, die erst wieder mit Leben gefüllt werden kann, wenn beide sich wiederhaben. Es ist ein Schattenleben, an dem wir teilhaben. Aber vor allem zeigt das Buch auch, wie bedingungslos eine Liebe sein kann, wie selbstlos, wie sehr man gemeinsam durch gute und schlechte Zeiten gehen kann, durch Krankheiten, und selbst durch genau die Zeiten, in denen andere es miteinander nicht mehr aushalten und sich auseinanderleben.

    Ich gebe zu, bei dieser Lektüre mal wieder eine Menge Tränen vergossen zu haben. In einzelnen Szenen, ob einiger Sätze, Abschnitte oder wegen der Taten der Charaktere. Tränen der Wut, Ungerechtigkeit, des Mitgefühls, der Vergebung, des Zorns, aber auch der Hoffnung und Freude. Damit bringt das Buch einen wieder mal in ein Gefühlskarussell, zeigt aber auch auf, dass das Leben nicht nur aus Freude oder Problemen besteht, sondern dass es auch die zarten Zwischentöne der Hoffnung gibt. Und dass auch in Unglücken Glück liegen kann, das man findet, und sich manchmal gar nicht so bewusst dessen ist. Dass Vergebung manchmal nötig ist. Und damit ist die Geschichte genau so bunt wie das Leben, mit all seinen Karussellumdrehungen. Es zeigt Menschlichkeit, Fehler, Zugeständnisse, aber auch, dass Liebe eines der größten Gefühle ist, das eine Menge anderes ins Abseits drängen kann, und einem Kraft gibt. Also Vorsicht, denn mit einem großen Bäm und Wow, schleicht sich das Buch dann doch ganz langsam beim Lesen in euer Herz, und eure Gehirnwindungen und Gedanken, so dass es euch nicht mehr loslässt. Zumindest war das bei mir so.

    Heutiges Rezensionslied, weil ich es passend fand:

    „'Cause we were just kids when we fell in love…….not knowing what it was…..I will not give you up this time. But darling, just kiss me slow….your heart is all I own…..and in your eyes, you're holding mine.“
    Tod in Oberammergau Xaver Maria Gwaltinger
    Tod in Oberammergau (Buch)
    29.11.2020

    Gelitten unter Pontius Pilatus…… oder etwa doch nicht?!

    Tod in Oberammergau von Xaver Maria Gwaltinger und Josef Rauch

    Heute fangen wir mal mit einer sehr essentiellen Frage an, und zwar der, nach Leben und Tod, Menschlichkeit und Göttlichkeit. Es gibt das Leben vor dem Leben, das nachdem, und das dazwischen. Irgendwie. Und wieder mal beschäftige ich mich mit dem Thema Menschlichkeit. Es geht gar nicht anders. Doch anders, als bei anderen Gedankenrunden zu diesem Thema, geht es heute wirklich um Menschlichkeit an sich, und nicht darum, was es für uns alle bedeutet. Oder vielleicht doch? Denn ja, was bedeutet Menschlichkeit eigentlich? Die meisten kennen es im Zusammenhang damit, dass man menschlich agiert, den Menschen zugewandt, ihnen behilflich ist, etwas tut, das den anderen Menschen hilft und ihnen guttut, sie versteht, und einfach empathisch ist, für jede Sorte von Mensch auf dieser Welt. Es hat was mit Barmherzigkeit und Güte zu tun. Dass man nicht handelt wie ein Tyrann, und andere unterdrückt oder ihnen gar schlimmere Dinge antut. Doch was wäre, wenn Menschlichkeit hier bei meinen Überlegungen wirklich damit zusammenhängt, ob der Mensch ein Mensch ist, oder etwas Anderes? Und ich rede hier nicht von einem Fantasiewesen oder ähnlichem. Sondern, wie in früheren Völkern durch die Jahrtausende hindurch, ein Gott, und kein Mensch. Der uns bekannteste Gott UND Mensch ist Jesus. Und um den geht es auch in vorliegendem Buch. Denn wie in fast jedem Buch von Josef Rauch und Xaver Maria Gwaltinger, welches aus dieser Reihe kommt, ist es doch so, dass wir Menschsein normal finden, und das Menschsein, und das Agieren als Mensch, mehr „vergöttern“, als das „Gottsein“. Und dieses menschlich sein nimmt dabei nicht nur Bezug auf die religiösen Themen, sondern auch auf die beiden Hauptprotagonisten Emil Bär und Philipp Marlein, die sich auch hier mal wieder in all ihrem menschlichen Dasein zeigen. Und menschlich bedeutet nicht immer perfekt, sondern eben…… menschlich, mit allen menschlichen Spleens, Gewohnheiten, und Dingen, die manche an uns so sehr lieben, und andere eher verabscheuen. Sei’s drum.

    Auch der Drang zu leben ist immer natürlich beim Menschen da, verständlicherweise wird das akzeptiert. Wenn ich diesem Menschsein und Leben nun aber den Namen Jesus hinzufüge, ist es wie immer erst mal merkwürdig. Wenn man behauptet Jesus war ein Mensch, und ergänzt, dass er aber sehr wohl ein charismatischer Mensch war, der liebevoll mit Menschen umging, gutmütig, tolerant und barmherzig war, und eine Lebenseinstellung hatte, die er unter anderen verbreitet hat, und das allein schon „göttlich“ genannt werden kann, dann ist trotzdem der Aufschrei gleich groß, weil man natürlich immer behaupten muss, dass Jesus Gottes Sohn auf Erden war. Kein ganz neues Konzept, wenn man zugeben darf. Wer sich mit Geschichte beschäftigt, wird das bei den Ägyptern und ihren Pharaonen finden, genauso wie bei den Griechen, deren Helden und charismatische Menschen ebenfalls von Göttern abstammen mussten, weil man sich so erklärt hat, was diese geschaffen und geschafft haben. Und ja, ist es nicht auch heute noch so, dass wir, gerade in unserer heutigen Zeit, Sänger und Schauspieler, und neuerdings auch Twitter, Instagram und Tik Tok „Stars“ vergöttern? Okay, bei letztgenannten wird es merkwürdig und echt schräg, das gebe ich zu, ist auch nicht meine Welt, aber leider ist der Lauf der Zeit wohl nicht aufzuhalten. Und so hat jede Zeit ihre „Götter“. Lasst euch also gesagt sein, dass ich Jesus als historische Gestalt mit all seinen Taten schon immer toll fand. Selbst wenn er „nur ein Mensch“ gewesen wäre. Denn Güte und Toleranz und Herzlichkeit und alle anderen positiven Dinge…… davon kann es ja wohl nie genug geben. Und vielleicht ist es schon göttlich, wenn man einen Menschen findet, der all diese Dinge verkörpert? So könnte jeder Mensch göttlich werden :). Das nur am Rande.

    Ich habe mir schon früher immer gedacht, wie praktisch es wäre, wenn man Verbündete hätte, die mitspielen, wenn man der ganzen Welt seinen eigenen Tod vorspielen will, oder müsste, weil es sonst so gefährlich für einen werden könnte, dass man….ironischer Weise…umgebracht werden würde. Nehmen wir also mal an, Jesus wäre als Aufrührer des politischen Hochverrats verurteilt worden, von Menschen die seine Lehre nicht geteilt hätten, den Pharisäern, dann wäre es doch ein toller Trick gewesen, ihnen vorzuspielen, er sei tot. Somit hätten sie ihre Ruhe und ihren Frieden zurück, weil der Aufrührer der neuen Religion aus dem Weg wäre, und wären zufrieden. Weil er nicht wiederkommen würde. Während Jesus ein neues Leben anfängt, ganz weit weg. Dort, wo später Elvis, oder gar Kurt Cobain auch ein neues Leben angefangen haben. Pardon. Das will ich mir zumindest manchmal vorstellen. So wie bei ganz vielen anderen auch. Denn irgendwo auf der Welt gibt es ein Resort für neue Lebensanfänge, und das schon ziemlich lange. Okay, nein, das dann vielleicht doch nicht. Auch wenn die Vorstellung schön wäre, sie dort alle zusammen zu wissen. Was das alles mit dem Buch zu tun hat? Na, das müsst ihr selbst herausfinden. Aber eine kleine Zusammenfassung gibt es.

    Die Geschichte des Buches:

    Die Morde die stattfinden gibt es diesmal gleich am Anfang, was auch nötig ist, denn so kommt der Schock sofort, und macht die Geschichte zu einer persönlichen für Philipp und Emil, da sie die beiden Opfer, zwei Damen auf einem Jesusseminar in einem Kloster, kurz vorher noch recht gut kennengelernt haben. Und wir als Leser auch. Was das Ganze gleich zu Anfang an, zumindest an meiner, Sentimentalitätsgrenze kratzen lässt. Denn die Opfer wurden einem, wenngleich nur kurz gekannt, sofort sympathisch. Und wie es immer so ist, gerät der unter Tatverdacht, der die letzte Nacht mit dem Opfer verbracht hat. Hier mit beiden Opfern. Philipp und Emil geraten also unter Mordverdacht, und müssen sich diesmal aus genau dieser Schlinge des Verdachtes herauswinden. Also tun sie das, was wohl jeder tun würde. Sie flüchten :D. Ob die Flucht gut geht, ob sie ihnen gelingt, ob sie die wahren Mörder finden, und wie viele Leichen den Weg der beiden noch pflastern, das ist die Geschichte, die es von euch zu entdecken gibt. Denn ich habe sie ja bereits in meinem Kopf :D. Alles endet im Oberammergaushowdown, und alten Bekannten der ersten Bände begegnen wir wohl auch, selbst, wenn wir diese namentlich nicht kennen. Oder sie Jesus heißen, und uns somit bekannt sind.

    Cover:

    Alle Bände haben eine Besonderheit, die sich auf den Inhalt bezieht, und wahrlich irgendwo zu besichtigen ist. So auch dieses Cover, das Bezug nimmt auf Jesus, und damit der Kreuzigungsgeschichte, die hier eine besondere Rolle spielt. Wer sich insgesamt für Lüftlmalerei interessiert, wird diese Art der Malerei vielleicht sogar kennen.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Wenn wir es mit Müttern und Vätern, und dann mit Beziehungen zu tun haben, so folgt nun das Buch …Richtig….des Kindes aus der Beziehung. In diesem Falle das Leben von Jesus, Sohn von Maria und…äh…..einem Vater eben. Wenn wir also das Buch des Nachkommen haben, so müssen wir uns natürlich auch um das Hauptthema kümmern. Das Leben. Es entsteht, wird gelebt, und ist irgendwann vorbei. Doch auch bei Jesus? Dieser starb am Kreuz, sagt uns die Bibel, und zwar in seinen 30 er Lebensjahren. Wie schön, hätte ich es gefunden, wenn Jesus nach der Kreuzigung weitergelebt hätte. Und zwar nicht in jenem Land, wo auch andere Berühmtheiten…..äh…. natürlich noch heute leben. Sondern einfach zu seiner Zeit. Als Mann außer Gefahr und ohne Verfolgungen. Vielleicht gar mit seiner Gefährtin und seiner Familie. Seufz. Ich habe schon wieder das Happy End vor Augen. Aber die Bibel macht mir wieder einen Strich durch die Rechnung. Da geht es um eine Kreuzigung, eine sehr grausame Todesmethode, und natürlich, das Leben danach, das aber nicht körperlich ist, sondern aufgefahren im Himmel zur rechten Gottes. Vielleicht ist es also nicht immer nur die Frage nach Menschlichkeit ODER Göttlichkeit, die uns umtreiben sollte, sondern viel mehr, ob nicht in wahrer Menschlichkeit die wahre Göttlichkeit liegt. Denn was ist göttlich? Ich müsste lügen, wenn ich unter diesen Bereich nicht meine menschlich gebackenen Plätzchen fallen lassen würde…..zu deren Herstellung ich gleich aufbrechen werde, das nur am Rande.

    Das Buch ist kürzer als sonst mit knapp über 280 Seiten fast schon, wie ein kleines Zwischenspiel ob der anderen Bände, die viel länger sind. Trotzdem hat es seine Geschichte erzählt, und ich habe mich wieder heimisch in der Geschichte gefühlt. Denn man verbringt ja gerne auch wenig Zeit mit Freunden, statt gar keiner. Und so ist es auch mit Philipp Marlein und Emil Bär. Man nimmt, was man kriegt :D an Zeit mit den beiden. Bär und Marlein kappeln sich diesmal mehr, diese Plänkelei untereinander, die manchmal ruppig derb rüberkommt, zeugt aber von einem Hintergrundwissen der Figuren, und davon, wie sie eben nun mal miteinander umgehen. Und dem Wissen, dass beide nun mal so sind, wie sie sind, und sich wohl trotzdem gerne haben und schätzen. Es scheint fast wie der Abschluss einer Tetralogie. Doch das Ende ist offen. Wer sagt uns, dass nicht noch irgendeine Thematik gefunden wird, um die sich Bär und Marlein kümmern müssen? Alles ist offen. Und manchmal muss man sich wohl einfach gedulden, und hoffen, dass noch ein Band erscheint.

    Wir haben natürlich auch in diesem Buch wieder unsere Ortsbeschreibungen von Flecken auf der Landkarte in Deutschland, wo sich diverse Dinge befinden. Doch diesmal sind diese gar nicht mit einer Thematik verbunden. So wie in den anderen Büchern. Wir haben hier querbeet Wallfahrtsorte von Maria, welche von Jesus, Legendenstätten des Pontius Pilatus……. Eigentlich alles quer die Bibel durch. Auch das ist anders, aber es gefällt mir sehr gut, weil die Zusammenhänge natürlich trotzdem gegeben sind, da alles immer zusammenhängt und im gemeinsamem Fluss ist. Die Geburt, das Leben, der Tod. Die Mutter, der Vater, der Verurteiler zum Tode. Alles hängt zusammen. Und an manchen Wallfahrtsorten der Erscheinungen, kommt es einem, wie ein großes biblisches Familientreffen vor, an dessen Ort sich nach Jahrtausenden alle treffen.

    Einige Stellen nehmen Bezug auf die Vorgängerbände, es ist aber vollkommen okay, das Buch als Einzelband zu lesen, man würde es auch so verstehen. Mehr Spaß macht es allerdings, wenn man die ganze Geschichte rund um das Kennenlernen von Marlein und Bär kennt, denn so bekommt man die Entwicklung nicht nur der beiden Figuren mit, sondern auch die von deren Freundschaft. Und nach und nach, und mit jedem Band gewöhnt man sich dann auch an diese derbe Ausdrucksweise der Protagonisten, und gewinnt das Ganze sogar irgendwie lieb. Es ist ein bisschen wie ein kleiner emotionaler Rückblick in die Geschehnisse der vorherigen drei Bände, und die Thematiken, mit denen sich die Geschichten befasst haben. Denn auch, wenn alles erwähnt wird, und wir uns so die anderen Bände vorstellen können, oder sie eben auch lesen, so hängt einfach alles mit allem zusammen, wenn es um bestimmte Figuren aus der Bibel geht. Es ist fast ein bisschen so, als ob die Ereignisse und Themen in den Vorgängerbänden dazu geführt haben, nun auf dieses Ereignis hinzulaufen. Wir erkennen Ähnlichkeiten im Aufbau der Romane und Geschichten der vorherigen Bände, auch wenn die Thematik eine neue ist, und doch mit den anderen zusammenhängend. Was ganz einfach dran liegt, dass Maria, Josef, Maria Magdalena immer noch um eine Person ergänzt werden müssen. Nämlich Jesus. Die Geschichten überschneiden sich immer, anders geht es ja gar nicht. Die Ähnlichkeiten, dass es wieder eine Theorie gibt, die die Grundfesten der Religion erschüttern kann, und dass Marlein und Bär durch die regionale kleine Weltgeschichte reisen, das bringt eher ein Gefühl der Geborgenheit in mir hervor, was aber auch daran liegen mag, dass ich alle drei Vorgänger kenne, und jedes Rückkehren zu den beiden so etwas ist, wie das Zurückkommen zu alten Freunden. Es ist fast schon erstaunlich, wie sich dieser Band in die unterschwelligen Thematiken der Vorgänger einreiht. Hatten wir es vorher mit der Mutter, dem Vater, der Liebe in einer Beziehung zu tun, so kommt nun das Thema, was mit allem überschrieben werden kann. Denn ja, Mütter und Väter und Beziehungen zwischen Menschen….. das ist das Leben. Und um Leben geht es hier irgendwie natürlich auch.

    Irgendwie läuft alles diesmal rückwärts ab, was es aber nicht unspannender macht. Der Aufbau war bekannt, und trotzdem irgendwie ganz anders. Persönlicher für Marlein und Bär. Erst der Mord, dann die Recherchen, und weitere Morde. Ich kann es mir nicht erklären, aber im Buch weht diesmal ein Wind der Andersartigkeit, ein kleiner Hauch, der das Ganze etwas ernster und persönlicher macht, aber trotzdem Altes und Gewohntes beibehält, wenn es um Humor geht, oder darum, dass die beiden Ermittler mehr Glück als Verstand haben (oder Glück und Verstand im Zusammenschluss). Diesmal haben wir definitiv mehr Krimi als Landschaftsbeschreibung, wobei das natürlich nie ganz fehlen darf, und auch hier wieder vorkommt. Sogar so weit, dass wir uns wieder einige Dinge im Internet anschauen wollen, um automatisch Bilder im Kopf zu haben, und zu vergleichen, ob die Beschreibungen stimmen. Es gibt mehr Tote, mehr Morde, mehr Flucht. Und trotzdem erkennt man das Ganze noch als das, was es ist. Nämlich ein Bär/Marlein Buch, das an völlig anderen Orten spielt, als seine Vorgänger, und sich trotzdem in deren Dunstkreis und Umgebung befindet. Das Buch ist kein Tatsachenbericht, oder eine Beschreibung der genauen Ereignisse rund um die Festspiele, und als solchen sollte man es auch gar nicht ansehen. Ja, wir befinden uns in Oberammergau zur Zeit der Festspiele. Und natürlich sind diese wunderbar, und für viele ein großes Ereignis. Auch wähnen sich vielleicht einige in Erinnerungen, wenn sie darüber lesen. Vielleicht ist dies hier der Fall, vielleicht aber auch nicht. Denn wer Marlein und Bär als Ermittler kennt, die sie ja eigentlich gar nicht sind, der weiß, dass es zur Festspielzeit in Oberammergau so abgeht, wie es normal wahrscheinlich eher nicht abgeht. Aber wieso eigentlich nicht? :D. Nein Spaß. Mir sind die Dinge zumindest noch nie so passiert, wie sie den beiden immer passieren. Aber genau das macht den Reiz an den Büchern aus. Dass die Situationen absurd komisch sind, und wir mit den beiden etwas erleben, abseits der Normalität. Und deswegen sollte man die Romane nicht ZU ernst nehmen, und das, obwohl sie von den Thematiken meist ernste unterschwellige Töne und Botschaften haben, die eingekleidet werden von dem Marleinchen und Bärischen Humor im Buch, der wohl vielleicht auch irgendwie der Humor der beiden Autoren ist. Wer weiß das schon?! :D. Hier muss ich natürlich auch die künstlerische Freiheit sehen, die in vielen Geschichten eine Rolle spielt, und die Ereignisse nicht verunglimpft, sondern sie viel mehr erwähnt, und in eine fiktiv ausgedachte Geschichte reinsteckt.

    Vielleicht war Jesus Geburt auch eine Art Hoffnung für die Menschen, und er eine Art Hoffnungsträger, für Menschen die aus einer Zeit herausgeführt werden wollten, in der sie in Dunkelheit und Unzufriedenheit gelebt haben. Ähnlich der Zeit, in der ein bestimmter Ex Präsident an der Macht war, die Natur und Umwelt zugrunde geht, oder eine Pandemie herrscht *hüsterchen*. Denn Hoffnung zu haben ist etwas sehr Wichtiges.

    Heutiges Rezilied, weil „nur„ Menschsein auch etwas Gutes sein kann:

    „Take a look in the mirror….and what do you see. Do you see it clearer…or are you deceived…..in what you believe?
    'Cause I'm only human after all…..You're only human after all…..Don't put the blame on me.“
    Winzerfluch Britta Habekost
    Winzerfluch (Buch)
    16.11.2020

    Wenn der Winzerfluch einen ereilt, sollte man schnell ins real märchenhafte Elwenfels flüchten. Alla hopp!

    Winzerfluch – Ein Elwenfels Krimi von Britta und Christian Habekost

    Just wanderte ich im Pfälzer Wald. War ich beim ersten Teil der Elwenfels Krimis noch darauf bedacht, im Internet zu recherchieren, um Elwenfels auf Karten zu finden, so bin ich nun zum Angriff übergegangen. Nein, keine Angst liebes Elwenfels, ich werde dich ja eh nicht finden, und lasse euch eure Geheimnisse, und den Willen, dass ihr anscheinend nicht gefunden werden wollt. Aber das Durchwandern des Pfälzerwaldes, das war trotzdem schön. Es war herbstlich, bunt, voller Blätter, mit Ausblicken auf Wälder und Weinlagen, kleine Dörfer, und vor allen Dingen Felsen, die bekletterbar waren, und einem noch schönere Ausblicke gezeigt haben (auf noch mehr Bäume und Wälder und bunte Blätter und Weinlagen :D). Was ich eigentlich sagen will: Was des Autors Recherchereise ist, das ist meine Rezensionsrecherchereise. Irgendwie muss ich das, was im Buch so toll beschrieben ist, und mich in Teil 1 beeindruckt hat, doch mit eigenen Augen sehen. Und zwar nicht nur das mir alt bekannte, sondern die Tiefe des Pfälzer Waldes, statt nur die Ränder. Mich begleitende Menschen behaupten ja, ich hätte mich merkwürdig verhalten, weil im Unterholz Geräusche waren. Und auch wenn ich eine Menge Sonnenschein, Natur, freundliche Menschen (der momentan wohl wichtigste Wunsch, den man mitgeben kann: unn bleiwen xund, gell!), natürlich Elwetritsche :D, und die für den Herbst so typischen „Keschde“ (na, jetzt ratet doch mal) gefunden habe, so blieb mir Elwenfels mal wieder verborgen. Zum Glück aber nicht im Buch. Und so wie Carlos Herb nach Elwenfels zurückfindet, so habe ich es hiermit auch getan. Liebes Elwenfels, unsere gemeinsame Buchreise geht in die zweite Runde. Aber das letzte Mal im Pfälzer Wald wandern war ich ganz sicher nicht. Ich werde wiederkommen! Dich nicht unbedingt suchen. Wahrscheinlich gar nicht finden. Und doch irgendwie. Denn ein Stück von dir, liebes Elwenfels, das habe ich in einigen der Menschen auf meiner kleinen Tour entdeckt :). Nun ist aber mal gut. Worum geht es diesmal im Buch? Alla donn…

    Die Inhaltsangabe halte ich diesmal kurz:

    Alles andere muss man lesen, erleben, auf sich einwirken lassen. Carlos Herb, Privatdetektiv aus Hamburg, fühlt eine tiefe Sehnsucht nach Elwenfels. Sei es durch Schicksal, oder der Zauberei des Ortes geschuldet, landet er bald auch wieder dort, wo er ein paar Monate vorher sein erstes Abenteuer erlebt hat, um einen Auftrag zu lösen. Doch diesmal ist alles anders. Die Stimmung hat sich merklich geändert. Das Geschehen in Elwenfels wird persönlicher. Nicht nur für Carlos, auch für Elwenfels selbst. Denn ein Bewohner wird tot aufgefunden. Tatsächlich ein Mord. Jemand aus der Dorfgemeinschaft wird für diesen Tod verantwortlich gemacht. Und dann ist da noch die Gefahr, die von Menschen ausgeht, die sich ganz plötzlich im Wald um Elwenfels herumtreiben, Fremde, und eine Frau ohne Namen, die ganz urplötzlich auftaucht. Was hat das alles miteinander zu tun? Hat es das überhaupt? Und vor allen Dingen: Kann Carlos den Elwenfelsern helfen, all die Rätsel um den Mord, und die Probleme zu lösen, und somit ihr Held sein? Wie erwähnt, dies ist das Geheimnis des Buches, und es wird euch offenbart, wenn ihr seiner Geschichte zuhört. Einer Geschichte, die zu euch spricht, und euch an seine Orte entführt…….Und gegen einen Fluch muss Carlos auch noch ankämpfen. Buh! :D

    Cover und Titel….

    Passen mal wieder herrlich zur Reihe. Das Geheimnis des Fluchs gilt es zu ergründen, und das Cover ist so schön weinselig, dass man beinahe meinen könnte, dass es nur darum geht. Aber man irrt, und in Elwenfels verbirgt sich so viel mehr, als ein paar Leute, die dem Wein zusprechen, und pfälzisch reden.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Alla, ich wollt‘s ja nur gesagt haben, dass dieser zweite Teil der Elwenfelsreihe mit unseren Sehnsüchten spielt. Unsere? Naja, erstmal natürlich meine. Die Aussicht darauf, mit dem Buch wieder in die Landschaft rund um Elwenfels eintauchen zu dürfen, weckt meine Sehnsucht. Und diese wird im Buch sogar befriedigt, denn tadaa, irgendwie lande ich ja in Elwenfels. Ebenso wie Carlos, der genauso wie ich sehnsüchtelt. Nur eben in Männer Manier. Die Sehnsucht nach Natur, dem Entfliehen der Anonymität der Großstadt Hamburg, des allzu anonymen Lebens dort, dem Fehlen der Herzlichkeit…. Kurz gesagt, die Sehnsucht nach all den Dingen, die Elwenfels so ausmachen, fließt durch alle Zeilen hindurch. Und so manchen Leser ereilt diese Sehnsucht auch. Ebenfalls spielt das Buch mit unseren Wünschen, auch den Lebenswünschen, dem Glück, das wir im Leben haben sollten, und ob wir unser Leben so verbringen, wie wir es wollen. Oder gezwungen werden, es so zu verbringen, wie andere es für richtig halten. Man spürt diese ganzen Dinge natürlich schon im ersten Band der Reihe, Rebenopfer. Aber, wenn wir genau lesen, dann merken wir, dass dieser Teil ernster und tiefer ist, in all seinem Sein. Doch keine Angst. Die Freunde des Humors kommen niemals zu kurz. Es ist nur so, dass die Fragen nach Lebensglück hier nochmal präsenter sind. Carlos wird in Teil 1 in die Situation Elwenfels hineingeschmissen, und hat sie erlebt. Er hatte Zeit Dinge zu hinterfragen, und ist auf den Trichter gekommen, ohne Elwenfels unglücklicher zu sein, als mit. Und natürlich ist er da im Buch nicht der einzige. Das Buch ist ein Potpourri aus Glück haben, glücklich sein, unglücklich sein, das Glück verloren zu haben, das Glück an einem Ort zu finden, oder in Menschen. Und…. dass sogar Unglück dazu führen kann, Glück zu empfinden, so dass es auf einmal unseren Weg kreuzt. Denn ja. Im Buch zeigt sich ungemein gut, wie sehr man Heimweh haben kann, und zwar nicht nach dem Ort, an dem man wohnt, sondern nach dem Ort, an den uns unsere Seele und unsere Sehnsucht zieht.

    Wieder wird die Hamburger Nussschale um Carlos Herb geknackt, und im Inneren finden wir dann seine Sehnsucht, seine Leidenschaft wieder, die er sich im ersten Teil so schön angeeignet hat, nämlich die für Elwenfels. Und ich kann ihn verstehen. Auch meine hessische Nussschale wurde geknackt, und irgendwas in meinem Inneren wurde ersetzt durch pfälzisches Gedankengut. Zumindest manchmal und teilweise. Hier werden einem irgendwie bunte und lebendige Farben und Bilder in den Kopf gemalt, so dass man sich mittendrin in Landschaft, Handlung, der Gemeinschaft und dem Getümmel mitten in, um, und um Elwenfels herum befindet. Was sich auch in den lebendigen Charakteren spiegelt. Das Schöne an Elwenfels ist ja, dass es sich nicht unterordnet, nicht geordnet ist, und doch in sich selbst geordnet. Versteht man das? Es ist, trotz der eigenen Ordnung des Dorfes ein heilloses und lebendiges Tohuwabohu, das nur so von Lebenslust zeugt, und das, trotz, dass meist ein Verbrechen nebenher gelöst wird, zu welchem Carlos dann aus Hamburg meist angelockt wird. Vielleicht folgt er auch einfach dem Ruf von Elwenfels, oder seinem Schicksal. Der Krimi fängt diesmal früh an. Wir sind gleich in ihm gefangen. Sofort anfänglich passiert der Mord. Nun muss nur noch herausgefunden werden, was dieser bedeutet. Aber zum Glück ist Carlos ja Privatdetektiv. Und hiermit schlägt das Schicksal schon wieder zu. Das Schicksal, der Himmel, oder Elwenfels selbst… beinahe meint man, irgendeine der drei Institutionen hätte Carlos wieder zurück gelockt, damit sich alles fügt. Schicksalsfügung, dieses Schicksal, das durch den ganzen Roman weht, und dessen Zahnrädchen ineinandergreifen. Irgendwie mystisch, mit nur einem Bein in der Realität stehend. Die leicht düstere Atmosphäre am Anfang bleibt, ist aber nicht unangenehm. Man fühlt mit der Elwenfelsbevölkerung. Wenn sie traurig sind, ist man es auch, wenn sie nicht weiterwissen, weiß man ebenfalls nicht weiter, und lassen sie ihren Humor frei, dann lacht man mit ihnen.

    Das Buch ist voller versteckter Botschaften, die ich als Metapher ansehe, über die es sich lohnt nachzudenken. Zum Beispiel darüber, was echte Freundschaft und Loyalität bedeutet, wenn man ein Team sein soll, und in Wirklichkeit gar keines ist, und sich nicht mag. Die Leute, die eigentlich für die Welt Beschützer sind, sind die eigentliche Bedrohung. Und harmlose Geheimnisse sollen aufgedeckt werden, während die wirklich wichtigen und schlimmen unter einem Deckmantel des Schweigens versinken. Alles ein wenig ungerecht, aber mit einem Hauch dessen, was wohl wirklich in der Welt abläuft. Dieses kleine Dorf gegen die Bedrohung, das ist wie ein Spiegelbild der großen Gesellschaft, die sich Menschheit nennt, und wie sehr diese manchmal in Ungleichgewicht ist, trotz, dass sie es doch eigentlich nicht sein sollte ob unserer vielen Regelungen und der Toleranz, die vorherrschen sollte. Und vielleicht ist das Buch auch unterlegt von einem unterschwelligen Suchen und Finden, von etwas, das man im Leben sucht, das man findet, und der Frage, ob man es festhalten will, und kann, ob man den Mut dazu hat, und ob man für jemanden einfach mal der Held ist. Im Buch findet man mehrere Beispiele für all das.

    Die Mischung aus poetischer Schreibweise und Sprache, den humorigen Stellen, der Mundart, der Vielfältigkeit, dem leicht mystischen Hauch, und den Krimielementen ist auch hier mal wieder super gelungen, weswegen man sich gar nicht traut, einfach nur zu sagen, es sei ein Krimi, weil die Geschichte so viel mehr ist. Zusätzlich finden wir in diesem Band kleine Easter Eggs, die auf Serien, Filme, Musik, oder weltberühmte Bücher hindeuten. Etwas, das ich schon immer geliebt habe. Es gibt im Buch viele kleine Szenen, Sätze und Abschnitte, die alleinstehend schon kleine Kunstwerke sind, sowohl literarisch, sprachlich, von der humorigen Seite aus gesehen, oder atmosphärisch, weil sie einen einfangen. Alles zusammenhängend ist also schwer zu beschreiben, weil das Buch nur so von Vielfältigkeit strotzt, und nicht in eine Genreschublade reingequetscht werden kann. Ich glaube ich hatte es in meiner Rezension zum ersten Teil vergessen zu erwähnen, und das, trotz, dass ich es eine wundervolle Idee fand. Jedes Kapitel im Buch (sowohl Band 1 und 2) hat nämlich eine Beschreibung dessen, was im Kapitel passieren wird, ohne uns zu viel zu verraten. Nur kleine Zweizeiler, manchmal nur ein Satz, vielsagend und kreativ, aber auch spannungsaufbauend, und meist zum Schmunzeln.

    Die Geschichte im Buch ist persönlicher für alle Charaktere, weil es um etwas geht, was allen am Herzen liegt, und alle angeht. Die Sicherheit ist in Gefahr. Und auch den Unterschied zwischen der friedlichen Welt von Elwenfels, und den Großstädten drumherum, und in der Welt, ist zu spüren. Diese Weltfremde, die man Elwenfels zuschreibt, nur, weil dort alles etwas traditioneller läuft, ohne Übertechnisierung, ohne Verwaltung, die jeden Tag darauf pocht, dass Regeln eingehalten werden. Man muss diesen Lebensstil einfach lieben.

    Wenn eine völlig moderne Welt auf eine trifft, die damit nichts zu tun haben will, und trotzdem glücklicher im Leben ist, dann kann das auch Gefahr bedeuten. Die Gefahren der modernen Welt, der Moderne. Elwenfels lebt ein wenig unter dem Radar, und zwar aller. Die Leute haben ihre Geheimnisse, die nicht entdeckt werden sollen. Und im Grunde genommen leben wir Menschen ja eher in einer Welt, in der es Gang und Gebe ist, dass jedes Geheimnis offengelegt, und aufgedeckt wird. Verwaltungen, Obrigkeiten, Behörden, Versicherungen, Ämter. Vielleicht ist es deshalb auch so wichtig, dass Elwenfels unter dem Radar all dieser Dinge bleibt, um sich dort wohlzufühlen. Ebenso haben wir den Vergleich von Großstädten, Fabrikgebäuden, modernen Bürogebäuden, großen Banken, überfüllten Straßen mit Autos, Lärm, und unzählbare Menschen gegen die Ruhe und Geborgenheit eines Dorfes. Das fühlt sich an wie Nachhausekommen, obwohl man gar nicht dort lebt. Die Elwenfelser akzeptieren einen, wie man ist, schränken einen nicht ein, verurteilen einen nicht, wenn man einen Spleen hat, oder verrückte Dinge tut oder denkt. Doch Owacht. Dies alles passiert auch nur, wenn man sie in Ruhe ihr Ding machen lässt, und Sie wiederum akzeptiert, mit all ihrem Tun. Als Leser fühlt man sich trotzdem unweigerlich irgendwie von ihnen akzeptiert, und alles fühlt sich vertraut an. Wie merkwürdig. Sogar durch das Buch durch. Das rede ich mir zumindest gerne ein. Denn sie lassen mich ja teilhaben an all ihren Erlebnissen und Geheimnissen. Was ich an den Elwenfelsern liebe, das ist ihre Loyalität untereinander. Sie sind füreinander da, und lassen sich gegenseitig nicht im Stich, und zwar niemals. Ebenso mag ich dieses unterschwellige in ihren schlagfertigen Kommentaren. Höchst gebildete sehen diese kleine Akzentuierung vielleicht nicht, aber ich finde es wundervoll, dass unter diesem Dialekt, so viel Weisheit schlummert, dass diese selbst von manch anderen Leuten nicht wahrgenommen wird, da sie das Gesagte nicht verstehen. Die Weisheiten zeugen von einem einfachen und glücklichen Leben, und dass es so scheint, dass andere Menschen es sich manchmal selbst viel zu schwer in ihrer eigenen Welt machen, wenn sie nach strikten Verhaltensregeln und Verwaltungsformen leben. Denn hier kommt es wie überall auf das Maß der Dinge an. Vielleicht ist es genau dieses Gefühl, was Elwenfels ausstrahlt. Das Gefühl der Freiheit. Ein ganz besonderer Krimi, denn Elwenfels strahlt Ruhe, Einkehr, Besinnung darauf, was wichtig im Leben ist, aus. Und dass die Großstadt mit all ihrer Anonymität nicht immer glücklich macht. Elwenfels ist Entschleunigung und Wohlfühlmomente. Und JA…… dies alles kann in einem Krimi vorkommen und widerspricht sich nicht. Die leichte und lockere Atmosphäre, die Heimeligkeit gibt sich hier die Klinke in die Hand mit einem Verbrechen. Humor, und Satire arbeiten Hand in Hand mit dem Versuch, dieses Verbrechen aufzulösen. Und es geht gar kein Weg daran vorbei, nicht wenigstens fast dauerhaft zu schmunzeln, wenn gar sogar manchmal laut aufzulachen, einfach der Szenerien wegen. Trotz, dass die Geschichte einen ernsten Hintergrund hat, weil jemand stirbt. Und mindestens genauso viel Tiefe, die einen zum Nachdenken anregt. Sei es über die Lebensart der Elwenfelser, oder das eigene Leben, und wie zufrieden oder unzufrieden wir damit sind. Ob wir nicht manchmal die Notbremse ziehen müssen, um innezuhalten, und nachzudenken, ob wir wirklich glücklich sind, dort wo wir uns befinden. Oder ob Glücklichsein auch mit einem bestimmten Ort zusammenhängen kann, oder gar Personen, die sich dort befinden. Und, ob diese „Fremde“ uns nicht mehr Heimat geben kann, als ….. naja unser Zuhause… das vielleicht gar keine Heimat mehr ist. Was mir super gut gefällt ist, dass wir diesmal die Nebencharaktere besser kennenlernen, uns mehr in sie hineinversetzen können, in ihre Denkweisen und die Gefühlswelt. Auch die aus Band 1, die wir nicht so gut kennengelernt haben, die sind nun an der Reihe, und wir erfahren Dinge aus Gegenwart und Vergangenheit der Elwenfelser.

    Für die Leute, die überhaupt gar nicht wissen, von was ich die ganze Zeit rede, wenn ich Elwenfels erwähne: Dies ist der Ort der Handlung in der Pfalz. Erfunden, aber nicht unreal. Denn so ähnlich spielt es sich dort ab, und Ähnlichkeiten zu Menschen, Brauchtum, Lebensart und Humor sind sichtbar, bzw. lesbar. Wir befinden uns also in der Gegend des Pfälzer Waldes, irgendwo dort, wo nicht allzu viele Menschen hinkommen. Winzerfluch ist Teil 2 der Elwenfels – Krimi Reihe. Als Einzelband lesbar, ABER wenn ihr alles vollkommen verstehen wollt, alle Zusammenhänge kennen möchtet, und wissen wollt, welche Vergangenheit die Protagonisten miteinander teilen, würde ich euch raten, den ersten Teil „Rebenopfer“ vorher zu lesen. Ihr habt keinen Nachteil ohne, aber definitiv mehr Spaß MIT den Vorkenntnissen. Es ist wie Nachhausekommen, nicht nur ins Buch und in diese wunderschöne Gegend, sondern auch zu alten Bekannten, die einen wieder freudig empfangen. Denn genau so fühlt es sich an, wenn man wieder ins Buch abtaucht. Und noch etwas sei gesagt: Rebenopfer und Winzerfluch sind überarbeitete Neuausgaben im Piper Verlag, die vorher schon mal veröffentlicht wurden. Das nur am Rande, für die, die denken, es sei eine völlig neue Geschichte. Aber Hurra, Band 3 und 4 steht schon für Anfang 2021 in den Startlöchern.

    Es ist ja auch so, dass man die Habekostchen Bücher meist gar nicht in eine 5 Sterne Bewertung packen kann, da diese bei den Büchern nicht ausreicht, und ihnen manchmal nicht gerecht wird, da schon allein die poetische Schreibweise so wunderbar ist, dass sie mit den anderen Elementen kleine Kopfexplosionen bereitet. Und das im positiven Sinne. Der Winzerfluch hat nach dem sanften Kennenlernen des Rebenopfers richtig an allem aufgenommen, was man Fahrt nennen kann. Und das, obwohl Band 1 mir schon super gefallen hat. Band 1 war das Kennenlernen, nun sind wir mittendrin im Geschehen, und alles ist persönlicher und tiefer. Da das Rebenopfer 5 Sterne bekommen hat, muss ich hier wohl oder übel 6…. Oder ein paar mehr geben. Zumindest in meinem Kopf.

    Und weil das Heldentum in allen möglichen Formen im Buch vor – und nicht zu kurz kommt, und sich in seiner eigenen elwenfelsischen besonderen Weise offenbart, die nicht immer was mit dem klassischen Sinne dessen zu tun hat, finde ich, es sollte einfach mal erwähnt werden. Sowohl für Heldenliebhaber, als auch für diejenigen, die damit normal nicht so viel anfangen können.

    Das heutige Rezensionslied. Tjaja. Ich kann nix dafür. Mein Kopf bestimmt diese ja immer. Und auch wenn die Frauen von Elwenfels tough sind, und Frauen allgemein genau dies sein sollten, so ist es doch auch ab und an mal schön, auf einen Helden oder Ritter zu stoßen. Und Helden gibt es in diesem Buch wohl wahrlich:

    „I need a hero…..I'm holding out for a hero till the end of the night………He's gotta be strong, and he's gotta be fast………..and he's gotta be fresh from the fight.
    I need a hero………….I'm holding out for a hero till the morning light…….He's gotta be sure, and it's gotta be soon, and he's gotta be larger than life.“
    Kilnar, J: Augenschön 03 - Das Herz der Zeit Kilnar, J: Augenschön 03 - Das Herz der Zeit (Buch)
    30.10.2020

    Die finale Schleifenfahrt für Lucy und Atlas….zumindest in unserem Leserbeisein

    Augenschön Band 3 – Das Herz der Zeit von Judith Kilnar

    Auf dieses Buch hatte ich mich wirklich gefreut. Es ist das Finalband einer Trilogie, in der endlich die Auflösung zu allen Rätseln der vorherigen Teile steht. So wie es bei Finalbänden also immer ist, wartet man mit Spannung darauf, wie sich alles auflöst, und blickt dem Erscheinungsdatum freudig entgegen. So war es auch hier. Es ist dann wie ein Abschluss, eine Verabschiedung von der Geschichte. Man sagt Adieu, und…. nun ja….blickt einer neuen Trilogie entgegen. Möchte aber mit den Protagonisten der Bände nicht brechen, und sie in guter Erinnerung behalten. Wie alte Freunde. Und wer Band 1 und 2 nicht gelesen hat, wird wahrscheinlich auch nicht verstehen, worum es in Band 3 geht. Die Bände bauen aufeinander auf. Ohne das Lesen von Band 1 und 2 findet man wohl an der Lektüre keine Freude, weil man kaum etwas von der Handlung verstehen würde. Tatsächlich habe ich Band 1 und 2 sehr gemocht, weil ich die Idee toll fand, und die Umsetzung ebenfalls. Deshalb als kleinen Tipp von mir. Lest die Reihe nacheinander, sonst werdet ihr wenig verstehen. Worum geht es also in Band 3?

    Die Geschichte in Band 3:

    Eine kleine Umschreibung der Begebenheiten aus Band 1 und 2 will ich euch trotzdem geben. Ohne dieses Wissen fällt es mir schwer, Band 3 zu beschreiben, und meine Eindrücke niederzuschreiben.

    Band 1 ist das Kennenlernen der Welt, der inneren Schleife in der alle Augenschön wohnen, ihre Rituale und Regeln. Hier lernt Lucy dann auch viele augenschön kennen, wenngleich nicht alle. Darunter ist dann auch Atlas, der sozusagen derjenige ist, für den sie Gefühle entwickeln wird. Wir erfahren auch von den Nächtlichen Geschöpfen, die das Ende aller Augenschön wollen, und versuchen diese auszulöschen. Band 2 ist dann die Reise der Suche nach dem Herzen der Zeit. Einem magischen Gegenstand, welchen die Nächtlichen Geschöpfe brauchen, um mehr Macht zu bekommen. Was natürlich nicht sein darf, denn dies würde alle Augenschön in Gefahr bringen. Dieser Band beschäftigt sich so sehr damit, dass ein ganzes Jahr vergeht. Auf die Suchmission geschickt werden Atlas, Lucy, und James.

    Und in Band 3 zeigt sich nun, ob das, was in Band 1 an Freundschaften geschlossen wurde, auch wirklich Bestand hat. Und es hat. Die Loyalität der Freundschaften ist zu spüren, selbst, wenn man die Augenschön nur am Rande kennengelernt hat. Denn, in diesem Finalband kommen sehr viele neue Namen dazu, die alle total interessant in ihren Charakteren sind, die wir aber nur streifen, und nicht richtig und tief mehr kennenlernen, da es ja das Finalband ist. Der Zusammenhalt in der Gemeinschaft, das gemeinsame Kämpfen in diesem Krieg und der finalen Schlacht gegen die Nächtlichen Geschöpfe, das hat mir sehr gefallen. Fast alle Augenschön werden irgendwie nochmal erwähnt, auch wenn sie gar nicht solche großen Rollen in der Geschichte hatten. Trotzdem hätte ich noch ein wenig mehr, als das pure Erwähnen, über die diversen Augenschön erfahren. Und dann ist da noch dieses Loch, in das Lucy in Band 3 fällt. Damit hat es aber etwas auf sich, das spoilern würde, was ich deswegen nicht erwähne.

    Cover:

    Das Cover ist in der buchreihe ein Wiedererkennungszeichen. Die farbigen Augen der Augenschön sind ihr Erkennungsmerkmal, und das, was die Menschen in den äußeren Schleifen so sehr ängstigt. Es sind ausdrucksstarke Augen mit ungewöhnlichen Farben. Und ich habe wohl eine Schwäche für tolle Augenfarben :)

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Die Geschichte war detailliert, hätte aber noch etwas detaillierter sein können in Bezug auf Personen und Geschichtshandlung, hatte sehr viel zu erzählen, hätte aber dabei auch mehr auf die Finalauflösungen konzentriert sein können. Es wurden sehr viele Dinge angesprochen und aufgelöst, wo Fragen sich aufgebaut haben, und trotzdem bin ich mit Fragen zurückgeblieben (da kann aber natürlich auch einfach an mir liegen). Wir haben sehr viele neue Charaktere kennengelernt, und in kurzer Zeit liebgewonnen, so dass es dann schade war, dass wir sie erst am Ende kennenlernen durften. Es war das kleine Zünglein an der Waage, das gefehlt hat, um das Finale ganz rund zu machen. Und trotzdem: Wer beide vorherigen Teile gelesen hat, der sollte diesen Teil auch lesen, um einfach einen Abschluss zu finden, und sich von den liebgewonnenen Figuren zu verabschieden. Und was unweigerlich im Buch und in der Geschichte mit drin ist, das ist der Zusammenhalt der Augenschön, ihre Loyalität untereinander, selbst wenn sie sich untereinander noch nicht gut kennen. Und die Fragen, die man sich nach der Lektüre stellt über Themen wie „Was wäre, wenn…?“ Oder „Wenn ich früher reagiert hätte, hätte ich was verhindern können?“, oder „Was wäre aus uns geworden, wenn ich den und diesen angesprochen hätte?“ oder „Ist es einfacher Jemanden zu belügen, um ihm etwas vorzuspielen, und ihn dadurch zu schützen?“. Schicksalshafte Fragen, die man sich immer mal wieder stellt, und die ich irgendwie herausgelesen habe. Das Buch weist also auf alle menschlichen Schwächen hin. Die Schwäche der Liebe, des Verrats, der Freundschaft, der Lüge, des Betrugs, des Verliebtseins, und die Schwäche der Seele, etwas zu vermissen. Doch wenn wir uns diese Worte genau anschauen, geht es dann darin wirklich um Schwäche, oder zeugen sie eher von Stärke? Alles ist Auslegungssache. Es ist keine Schwäche jemanden zu lieben, und keine Stärke, jemanden beschützen zu wollen, den man liebt, und ihn dafür zu belügen. Oder sieht das jemand anders, und lügen kann sowohl Schwäche und Stärke sein?

    Auch hat das Buch eine schöne Lehre über Kämpfe und ihre Grausamkeiten, das man Leuten immer sagen sollte, was man sagen möchte, denn es könnte sonst vorher zu spät sein. Darüber, dass es immer die Falschen im Kampf trifft, und es eigentlich keine Richtigen gibt. Dass Töten grausam und ohne Sinn ist, dass es Menschen gibt, die sich auf die Seite der Bösen schlagen, weil sie denken dieses wäre mächtiger, und zu spät merken, dass sie selbst nur ausgenutzt werden, und Marionetten sind. Dass man viele Menschen im Kampf und in einer Schlacht verlieren kann, an die man Erinnerungen hat, und die viel zu jung ihr Leben gelassen haben, und dass es Menschen gibt, die gerade ihre zweite Chance bekommen haben, und am Ende doch sterben und tot sind, weil das Schicksal einfach grausam ist, und man vorher nie weiß, wen es trifft. Das Buch spricht von verlorenen und vergangenen verspielten Gelegenheiten, die wir uns nie mehr zurückholen können, und zweiten Chancen, die genutzt wurden, oder auch nicht. Wer also die ersten beiden Bände gelesen hat, der wurde ja schon ein wenig vorbereitet, auf diesen Endkampf der Augenschön gegen die Nächtlichen Geschöpfe.

    Die Entwicklung von Lucys Charakter ist vielleicht eines der wichtigsten Dinge in der ganzen Trilogie. Wir haben anfänglich ein Mädchen des 17. Jahrhunderts, so wie wir es uns vorstellen. Keine Heldin, weil genau in diesem Jahrhundert, und natürlich auch in vielen anderen, den Frauen keine Stärke zugesprochen wurde, gar verboten. In den inneren Schleifen, nach ihrem Tod, lernt sie dann zu kämpfen, und das recht schnell. In normalen Büchern würden wir nun im finalen Abschlussband eine Heldin vor uns haben, die allen Dingen und Kämpfen gegenüber trotzt. Doch nicht Lucy. War sie in Band 2 noch die starke Titanin, so erleben wir in Band 3 eine völlig neue Lucy. Nicht nur äußerlich. Sie ist schwach, körperlich und seelisch, und trotzdem hat sie das Potenzial zur Heldin zu werden. Sie ist zurückhaltend, aber nicht schüchtern gegenüber Menschen. Vielleicht ist es genau das, was mir gefallen hat, Lucys Verletzlichkeit. Natürlich gehört dazu, dass sie auch mal weinerlich reagiert, aber ……. Ich habe schon weinerlichere Mädchen in Büchern erlebt. Es ist also eine Weinerlichkeit, die nicht nervt, sondern die ich nachvollziehen kann. Und vielleicht alle anderen…..die schon mal unter dem heftigsten aller heftigen Liebeskummer gelitten haben :D. Und trotzdem ist Lucys Zustand schwankend. Mal weinerlich, mal stark für die anderen Augenschön, die dann plötzlich weinerlich sind. Da gibt es keine Konstante. Zusätzlich zu dieser seelischen „Schwäche“, die uns nur daran erinnert, wie wichtig die Liebe für unser Leben ist, kommt bei Lucy noch das Körperliche dazu. Diese „Krankheit“, die ihr Leben auszusaugen scheint, und die ihr immer mehr von ihrem Lebensmut und ihrer Kraft nimmt. Auch hiermit geht sie um, wie ich es nur bewundern kann. Gerade beim Thema Krankheiten wäre ich wohl viel weinerlicher. Menschen sind nicht alle gleich, und es gibt kein Regelwerk, wie man auf Dinge zu reagieren hat, gerade in Bezug auf Gefühle und Kranksein. Deswegen fand ich es…… ich will nicht sagen erfrischend……. Aber menschlich. Und alles was menschlich dargestellt wird, finde ich nicht unbedingt schlecht. Vielleicht ist es aber auch nur eine menschliche Phase meinerseits. Und so kommt es, dass Lucys Entwicklung nicht auf die Erstarkung zielt, sondern für mich viel mehr bedeutet, dass man auch Welten retten kann, oder es zumindest versuchen möchte, wenn man ganz am Boden ist. Sowohl seelisch, als auch körperlich.

    Die erste Hälfte ist aus Lucys Sicht, und zur Hälfte hin gibt es dann diese neue Erzählperspektive, oder besser gesagt Perspektiven, die aus der Sicht der anderen Augenschön die Geschichte erzählt, was es nochmal inniger macht, und ein Verhältnis aufbaut, so als ob wir am Schluss der Trilogie nochmal einen Einblick in deren Welt und Denkweisen bekommen. Leider ist es immer mal nur ein Kapitel zwischen denen von Lucy, so dass sich das Verhältnis zwar aufbaut, uns aber nur streift, da die Zeit nicht bleibt, dies alles zu intensivieren. Und obwohl ich die Geschichte mag, und auch die Idee dahinter toll fand, und das schon in den ersten beiden Bänden, ist beim Finalband irgendwas verrutscht. Anfangs passiert nicht gar so viel, und zur Mitte und zum Ende hin, dann ganz viel und alles ganz plötzlich und sehr schnell. Wenn man dieses Geschehen auf das gesamte Band ausgeweitet hätte, wäre es ein sehr schönes Finale geworden, welches auch keinen Abbruch darin gefunden hätte, dass ich diesen Hauch an Ähnlichkeiten in der Geschichte gespürt habe, die mich an andere Buchgeschichten erinnert haben. Ja, man merkt im Buch diesen Hauch von anderen bekannten Geschichten. Zwei an der Zahl. Aber es ist ein leichter Hauch, etwas das hinten im Kopf leicht anpocht, aber nicht weiter stört. Denn auch wenn man in einigen Büchern manchmal Dinge liest, die einen an andere erinnern, so ist es ja nicht so, dass die Geschichte nicht trotzdem eine völlig eigenständige ist. Und wer wahrlich viel liest, wird in vielen Büchern kleine Ähnlichkeiten zu anderen Geschichten finden, und das ist gar nicht böse gemeint. Es gibt einfach sehr viel Buchlektüre auf diesem Planeten…..und das ist übrigens auch gut so :) Und trotzdem mag ich momentan Romantasy, und von der Liebesgeschichte ist einiges im Buch enthalten. Manchmal nimmt sie sogar überhand, so dass der Rest der Geschichte samt Schlacht, und die Bedeutung des Herzens der Zeit, in den Hintergrund rücken. Und DOCH: Die Gedanken und Lehren zu den Thematiken, die ich schon beschrieben habe, die gefallen mir sehr gut. Und auch die Gefühle der Protagonisten kommen gut rüber, so dass man sich in ihr Denken einfühlen kann. Zumindest bei dem Großteil der Hauptprotagonisten. Am Ende kam es mir so vor, als ob der eine Teil zu viel Platz einnimmt, der andere zu wenig, und die Geschichte sich irgendwie verschoben hat, weil alles in dieses finale Band hineinmusste.

    Wir lernen in den Bänden die Augenschön kennen, und wie eine fließende Geschichte gibt es in jedem Buch kleine Schnipsel und Gedanken aus Büchern der Welt der Augenschön, so auch hier. Ebenfalls, gibt es in jedem Buch die Geschichte eines Augenschön, die dann nochmal aufgegriffen wird, in irgendeiner Form, sich aber nicht tiefe damit beschäftigt. Und am Ende gibt es im Buch nochmal eine Zusammenfassung der Gesamttrilogie mit Namensverzeichnissen aus allen Welten und Schleifen, die nochmal Erlebnisse aus den anderen Bänden in Erinnerung rufen, und so den Abschied der Reihe etwas leichter machen, selbst wenn Finalbände einen ein wenig melancholisch zurücklassen. Die Zusammenfassung besteht aus Anekdötchen, und Geschichten, die einen dann doch wieder schmunzeln lassen. Eine schöne Idee.

    Es ist ein Buch voller Irrungen Wirrungen und Missverständnissen, die uns begleiten. Und das alles in der schönsten Form des menschlichen Zusammenseins, der Liebe. Diese wird diesmal von allen möglichen Augenschön gefunden, erwähnt, und wir erhalten Beispiele, die das Buch mit genau dieser Thematik umwehen. Und das große Thema des dritten Bandes ist, dass man das richtige tun will, und ob dieses auch genau das Richtige ist, oder in eine falsche Richtung geht. Ob all unser Sein und unser Tun mit unserem Schicksal verbunden ist, oder ob wir selbst für unsere Taten zuständig sind. Ist alles festgelegt? Gibt es Prophezeiungen? Und wenn ja, und wir diesen folgen, ist es dann unser selbstbestimmtes Schicksal, oder erfüllt sich die Prophezeiung nur deswegen, weil wir genau das tun, was wir von ihr denken, tun zu müssen? Und was ist das überhaupt? Auch hier hat unser Willen zwei Wege. Den richtigen und den falschen. Und unweigerlich steht man mitten auf einem Weg der zwei Abzweigungen hat, und fragt sich, welche die richtige ist. Wenn wir in die eine gehen wird es einen anderen Einfluss auf unser Leben haben, wie die andere. Das als Metapher finde ich gut in die Geschichte eingebracht. Denn es geht hier nicht nur um Lucy und Atlas, sondern um mehrere Augenschön, die dieselben Entscheidungen für sich selbst treffen müssen. Und nicht immer sind diese richtig, obwohl sie so vernünftig am Anfang erscheinen. Doch vielleicht ist Vernunft ja nicht immer die Lösung für alles, sondern man sollte auch ab und an auf sein Gefühl und Herz zu hören. Denn meist ist es so, dass wir eine Entscheidung für uns selbst treffen müssen, dafür aber jemand andren verletzen könnten, und manchmal sogar uns selbst.

    Also, ihr wisst Bescheid: Band 1 und 2 erst lesen, alles baut aufeinander auf. Und ihr würdet in Band 3 Personen vorverurteilen, ihnen Charaktereigenschaften andichten, die so gar nicht stimmen. Denn wer den Anfang von etwas nicht kennt, darf das Ende doch nicht beurteilen, oder? Es gibt immer Gründe, wieso jemand so ist, wie er nun mal ist. Bei Buchprotagonisten ist das nicht anders. Bilde ich mir zumindest gerne ein. Natürlich schreiben Autoren Charaktereigenschaften nicht zu, sondern manche Charaktere entwickeln sich selber. Wenn ich nun also von Lucy, unserer Hauptprotagonistin lese, dann sehe ich in ihr das junge Mädchen, das aus einem Jahrhundert kommt, in dem Zurückhaltung und Schüchternheit an der Tagesordnung waren. Das kann sie natürlich nicht schnell ablegen. Aber ich sehe ebenfalls das Mädchen, das sich in den inneren Zeitschleifen (seht ihr, um das nun zu verstehen, müsst ihr Band 1 und 2 lesen) in Atlas verliebt, unsterblich. Manche werden jetzt stöhnen, andere innerlich seufzen. Doch was ihr hinter der Fassade nicht sehen würdet, ist die Entwicklung, die Lucy seit dem ersten Teil durchgemacht hat, die Aufgaben, an denen sie gewachsen ist. Auch wenn sie immer noch nicht die Heldin aller kriegerischen Heldinnen ist. Denn das ist einfach nicht ihre Art.

    Ich würde hiermit dem Buch 3,5 Sterne geben (die ich auf 4 aufrunde), weil es mich nicht vollkommen und ganz überzeugt hat, in der Erwähnung der finalen Schlacht, und beim Eintauchen in neue Protagonisten, die in viel zu großer Vielzahl in einem Finalband erscheinen, so dass ich leider nicht die Gelegenheit hatte, sie kennenzulernen. Dass darüber hinaus der eigentliche Kampf und das Herz der Zeit ein wenig in den Hintergrund gerückt sind, ist ebenfalls schade. Trotzdem fand ich den Abschluss sehr schön, weil er als Verabschiedung von liebgewonnenen Charakteren dient.

    Heutiges Rezensionslied, welches ich passend fand:

    „I'm sorry that I hurt you. It's something I must live with everyday. And all the pain I put you through. I wish that I could take it all away. And be the one who catches all your tears. That's why I need you to hear: I've found a reason for me. To change who I used to be. A reason to start over new.
    And the reason is you.“
    Wundervolle Weihnachtsbäckerei Theresa Baumgärtner
    Wundervolle Weihnachtsbäckerei (Buch)
    28.10.2020

    Nussknacker und Schwan laden euch ein zur winterlich weihnachtlichen Inspirationsreise

    Wundervolle Weihnachtsbäckerei von Theresa Baumgärtner

    Für mich muss Weihnachten immer mit Traditionen einhergehen. Ich mag es, und es ist für mich etwas, das Beständigkeit zeigt in der heutigen Zeit, die von Hektik und Problemen nur so geprägt ist. Gerade jetzt, wo noch einiges an Problemen dazukommt, ist es schön sich zu besinnen, und den Traditionen zu frönen, sich ihrer zu erinnern, und vielleicht auch ein wenig sentimental zu werden, ob der Kindheit, und einer Zeit, wo alles noch in Ordnung war. Welche Dinge gehören für mich zu Weihnachtstraditionen also dazu? Ganz viele. Denn ich gebe es zu. Ich liebe Weihnachten, und bin wohl damit auch ein Weihnachtsmensch. Und warum? Aus oben besagten Gründen. Weihnachten gehört für mich zur hoffnungsvollen Zeit. Ob die Hoffnungen erfüllt werden, sei dahingestellt. Aber man hat zumindest welche. Weihnachten bringt Besinnlichkeit, Ruhe, Licht in der Dunkelheit, Kerzenschein, Kirchengeläut, Hoffnung und Freundlichkeit (zumindest meistens) in eine Welt, in der ich es sonst nicht so wahrnehme. Zumindest, wenn man Weihnachten an den richtigen Plätzen zelebriert, und mit den richtigen Menschen, eben der Familie, oder Menschen, die uns nahe sind. Zumindest bei mir ist dies so. Dass es da sicher auch anders sein kann, ist möglich. Von winterlichen Spaziergängen in der Dunkelheit, von hellem Erstrahlen der Lichter, bis hin zu der einen kitschigen Tradition, dass es bestimmte Filme gibt, die geschaut werden müssen, bis natürlich…..mindestens ein Weihnachtsbuch zu lesen (meist werden es mehr), ist dann alles dabei in der Vorweihnachtszeit. Dann wären da noch die Weihnachtsmärkte (auch die schönen kleinen gemütlichen), alles ist hell erleuchtet, und die Märchen! Wie konnte ich die Märchen vergessen?! Mein Vorgeplänkel sollte euch eigentlich ein wenig in Weihnachtsstimmung bringen. Hat nicht geklappt? Naja. Dann habe ich wohl das Wichtigste vergessen zu erwähnen. Weihnachten und Backen gehört wie das Amen in die Christmette an Heiligabend. Ich LIEBE Backen. Das Tolle an der Weihnachtsbäckerei ist, dass man es meist zusammentut, in einer Küche, die hinterher nicht mehr wie sie selbst aussieht. Und vor allem die Düfte, was soll ich euch erzählen? Wenn Lebkuchendüfte oder Zimt durchs Haus wehen, das ist wohl das heimeligste überhaupt (ja okay, ich habe eine Vorliebe für Gewürze). Und die obligatorische Weihnachtsmusik gehört natürlich auch dazu. Weihnachtsbacktage sind meist glückliche Tage. Und was wird gebacken? Meist Traditionelles. Doch auch an Neuem versuche ich mich gern. Ganz toll ist natürlich die Kombination aus Neuem UND Traditionellem. Modernem und althergebrachten Wohlfühldingen. Doch kann das überhaupt kombiniert werden? Ich wollte es probieren. Und dafür habe ich dieses Buch zur Hand genommen.

    Was das Buch uns erzählt:

    Ha, ihr dachtet wohl, ich könnte diesmal keine Inhaltsangabe des Buches wiedergeben, weil es keine Geschichte zu erzählen gibt? Falsch gedacht. Denn vorliegendes Buch ist nicht irgendeines, sondern erzählt zwischen den Rezepten zur Weihnachtsbäckerei tatsächlich noch etwas. Inspiriert vom Nussknacker und Schwanensee, erinnernd an das Märchen des Nussknackers und winterliche Schwäne, gibt es hier nämlich landschaftliche Fotos, die uns in eine winterliche Welt des märchenhaften Ostallgäus eintauchen lassen. Genauer gesagt die Gegend und Orte um Neuschwanstein mit Füssen. Und wer dort schon war, wird unweigerlich die Schwanenverbindung finden.

    Cover und Bildgestaltung im Buch:

    Cover und Bildgestaltung im Buch sind ganz eigen auf die tolle Art und Weise und hochwertig. Die Fotos laden zum Träumen ein, und nehmen uns mit in die winterliche Gegend um Füssen. Die Bilder der Plätzchen und Leckereien sind einfach nur wundervoll arrangiert. Alles in allem ist auch das Cover wunderschön anzusehen, und bringt richtiges Weihnachtsfeeling rüber, auch wenn es nur den Nussknacker zeigt, der zart umrandet von den Schwänen ist. Und trotzdem ist es gerade dieses Minimale, was einen sofort dazu anregt, ins Buch einzusteigen, und in die Rezepte mit ihren Bildern einzutauchen. Denn der Nussknacker ist ein wirklich schöner weihnachtlicher Eyecatcher.

    Fazit und Gedanken zu den Rezepten und den Bildern im Buch:

    Dieses Buch ist ein Gesamtkunstwerk, das sich aus verschiedenen Dingen zusammensetzt. Wir haben Geschichten, Dekobastelideen, märchenhafte Bilder von Landschaften und natürlich den Plätzchen, zusammen mit Ausschnitten aus den namensgebenden Texten von Nussknacker und Schwan, oder kleinen informativen Texten über das Kunsthandwerk im vorweihnachtlicher Zeit. Und irgendwie habe ich sofort das Gefühl bekommen, morgen mit dem Weihnachtsbacken anfangen zu….nein müssen ist das falsche Wort….dürfen passt eher. Wenn ich es eben nicht schon getan hätte. Da fällt es einem gar nicht mehr schwer, in den Winter abzutauchen. Und auch wenn dieses Jahr anders sein wird, sollten wir alle versuchen, das Beste aus dem zu machen, was wir haben. Unsere Familien, und Weihnachten ist ja nicht weg…es zeigt sich diesmal nur eben in einer anderen Form. Hoffentlich ist das Weihnachtsfest in den Menschen so verankert, dass es trotzdem zu spüren ist, auch unter den gegebenen erschwerten Umständen. Seid also alle nicht traurig darüber, was ihr dieses Jahr nicht haben werdet, sondern überlegt, was ihr stattdessen haben könnt.

    Was mir positiv aufgefallen ist, das ist das Format des Buches. Als ich das erste Mal davon gehört habe, dachte ich, es wäre etwas größer. Aber als ich es dann in Händen hielt, da war es keins dieser riesigen Backbücher, sondern schön handlich, und vom Format so, wie ich es liebe. Und übrigens trotzdem gut lesbar. So, dass man es gerne auch mal einpacken kann, um es mitzunehmen, und mit jemand aus dem Familien – oder Freundeskreis einen Backtag zu machen, und sich damit zu vergnügen.

    Der Aufbau gefällt mir richtig gut. Da sind nicht nur die von mir schon vielmals erwähnten Bilder und Geschichtsschnipsel, sondern auch Dinge praktischer Art. Zuerst bekommen wir im Buch eine Einleitung, die uns allerlei Tipps zum Thema Backen gibt: Utensilien, Zutaten, und allerlei nützliche Informationen. Des Weiteren wollte ich positiv noch hervorheben, dass es hinten eine Art Glossar gibt, ein Register, in dem zum einen nach Alphabet, aber zum Zweiten zusätzlich auch geordnet wurde nach Zutat und Art. Zum Beispiel die Leckereien mit Nüssen, Schokolade, welche mit Gewürzen, ohne Ei……und viele mehr. So fällt einem die Suche nach etwas, das man explizit backen möchte, leichter. Der dritte Baustein zur Unterstützung unserer kleinen idyllischen Kopfwinterreise sind dann die Texte des Buches, die vom Märchen des Nussknackers und Schwan inspiriert wurden. Und die es sich auf alle Fälle lohnt, zwischen dem Backen zu lesen, und kurz innezuhalten.

    Wer gerne mit Kindern in der Vorweihnachtszeit backt, der bekommt im Buch auch noch kleine Anregungen und Bastelanleitungen für Deko, wobei ich hier natürlich auch darauf hinweise, dass ich als Erwachsene ebenfalls unheimlich gerne bastele. Und das gerade für Weihnachten. Somit wurde mein Bastelleidenschaftsherz mit dem Buch ebenso getroffen, wie meine Leidenschaft für Backen, Märchen, Geschichten, wunderschöne Ansichten, und dieses Märchenhafte und Erwartungsvolle, was in der Vorweihnachtszeit liegt.

    Die Plätzchen selbst sind richtige kleine Kunstwerke, und die Zutaten wirklich hochwertig. Nicht 08/15, aber auch nicht so, dass man sie nicht nachbacken könnte, und sie schrecklich viel Arbeit machen. Die Balance ist hier also gegeben. Es wird viel mit Rohrohrzucker gebacken, oder gar Dinkelmehl. Aber da ich dieses selber gerne ab und an mal nutze, finde ich die Idee gut und schön. Probiert habe ich mich erstmal an Gewürzplätzchen, da sie mich mit ihrer Zusammensetzung von weihnachtlichen Düften und den Gewürzen, so sehr an Weihnachten erinnern. Wer kann bei Zimt, Nelken und Muskat schon widerstehen?!

    Das Buch selbst ist von Theresa Baumgärtner, Fernsehköchin, und man merkt dem Buch richtig an, dass es so etwas wie ein Herzensprojekt von ihr sein muss. Anders kann man sich die liebevolle Gestaltung gar nicht erklären. Alles ist sehr kunstvoll.

    Was ich an dem Buch so liebe ist, dass nicht einfach lieblos irgendwelche Rezepte und Backtipps zu Weihnachten gegeben wurden. Es ist ein Buch, das eine Geschichte erzählt, TROTZ, dass es ein Backbuch ist. Nämlich die einer märchenhaften winterlichen Reise. Die Tradition wird hier verwoben mit der Moderne. Es kommen traditionelle Backrezepte wie Kipferl und Pfefferkuchenmänner, ebenso wie Springerle zum Vorschein. Aber natürlich auch andere Plätzchen und Kreationen, die mit gar nicht so viel Aufwand dann so grandios aussehen, dass man damit jedem eine Freude machen kann, indem man sie zum Beispiel als Präsent mitnimmt. Dies alles wurde schön arrangiert. Und hier merkt man die eigentliche Kunst. Die Dekorationen, und das Herrichten der Plätzchen ist fast genauso liebevoll, wie das ganze Buch an sich. Und diese Liebe zum Backen, und zur gemütlichen Vorweihnachtszeit, die spürt man in jeder Seite. Wir begegnen auf unserer vorweihnachtlichen Winterreise durchs Buch nämlich nicht nur diesen Köstlichkeiten, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen, sondern eben auch ganz vielen Fotos aus einer Winterlandschaft, inklusive Schloss Neuschwanstein, was die Märchenatmosphäre unterstreicht. Und so kommt die Stimmung rüber, und man will eigentlich sofort aufstehen, und sich in die Küche aufmachen, trotz, dass es erst Ende Oktober ist. Aber wieso auch nicht? Das Buch ist quasi wie ein kleiner gemütlicher und ruhiger Rundgang, über einen traditionellen Weihnachtsmarkt, samt Winteratmosphäre, auf dem alles selber hergestellt wurde, mit ganz viel Liebe, Kreativität und Können, und während dem uns Geschichten erzählt werden, die uns träumen lassen. Es ist wie ein Märchenspaziergang. Die Inspiration zu diesem Buch fand die Autorin in den Ballettstücken Nussknacker und Schwanensee. Und wir finden im Buch hoffentlich ganz viel Inspiration für unsere eigene winterliche Weihnachtsreise. Auf der wir vor allem wunderbar Leckereien genießen können.

    Welches andere Lied könnte ich hier als Rezensionslied nutzen, wo dieses doch wie die Faust aufs Auge passt, weil es für Alt und Jung ist, und damit die Verbindung der Generationen aufbaut, die zusammen in der Vorweihnachtszeit eine schöne Zeit mir Backen haben?

    „Brauchen wir nicht Schokolade. Zucker, Nüsse und Succade. Und ein bisschen Zimt? Das stimmt.

    Butter, Mehl und Milch verrühren. Zwischendurch einmal probieren. Und dann kommt das Ei. Vorbei.“
    Zwei Leben in einer Nacht Carolin Wahl
    Zwei Leben in einer Nacht (Buch)
    12.10.2020

    Wie würdest du die letzte Nacht deines Lebens verbringen?

    Zwei Leben in einer Nacht von Carolin Wahl

    Mein kleiner Rezensionseinleitungstext. Etwas zum Nachdenken, etwas das darauf vorbereitet, worum es in dem Buch gehen könnte. Gedanken, die mir dazu kommen. Beim heutigen Text ist das gar nicht so einfach. Wie geht man an ein Thema wie Suizid heran? Soll man das überhaupt? Darf man es ansprechen? Ist es ein Tabu? Wollen die Leute das überhaupt hören oder lesen? Und kann man ein Buch lesen, welches sich mit dieser Thematik beschäftigt? Doch. Denn genau das Todschweigen ist NICHT gut. Es ist gut, solche Bücher zu lesen, um die Augen zu öffnen, für etwas, das die meisten nicht lesen wollen, können, oder die es auch gar nicht interessiert, solange sie in ihrem eigenen Kokon aus Sicherheit leben, denn dann sind andere Schicksale einem meist egal, wenn es einen persönlich nicht betrifft. Und dieses Buch ist so wichtig. Denn wer glaubt, es sei eine rein erfundene Geschichte, der irrt. Tatsächlich haben es viele vielleicht gar nicht mitbekommen, mich eingeschlossen, doch es gab diese Challenges real, und jedes junge Leben, welches dort vernichtet wurde, ist eines zu viel. Nun aber erstmal zum Anfang der Geschichte.

    Welche Geschichte erzählt uns das Buch? :

    Zwei Jugendliche, Sam(antha) und Caspar, die sich vorher nie gesehen haben, treffen sich in der Nacht zu einem Date. Man spürt das Knistern, die Atmosphäre, die Luft ist aufgeladen von allerlei Gefühlsregungen und Empfindungen, und man spürt, dass diese Nacht was ganz besonderes ist. Wir spüren das Kennenlernen der beiden, das immer tiefer ins Herz geht, und so intensiv, wie auch schnell ist. Das Ganze könnte unheimlich romantisch anheimeln. Spürt man diese Verbindung der beiden doch wirklich unzweifelhaft. Doch der Grund des Dates ist nicht etwa, dass man zusammen ein Leben verbringen möchte. Sie wollen beide am Ende dieser Nacht ihr Leben beenden. Ein gemeinsamer Freitod, ausgehend von einem Internetforum namens Deathwish, für Jugendliche, die des Lebens überdrüssig sind. Es ist eine Challenge, ein Spiel, mit dem wertvollsten, was der Mensch besitzt, seinem Leben. Es geht darum, diese Welt mit einem Knall zu verlassen, und das „Spiel“ als Sieger zu verlassen. Der Siegespreis am Ziel, ist der Tod, die Erfüllung des Wunsches. Doch auch bis zu diesem Ziel, müssen noch einige Hindernisse überwunden werden. Und an diesem Freitag dem 13. wurden Sam und Caspar ausgewählt, gemeinsam zu sterben. Was nun noch alles auf dem „Weg“ durch das Buch passiert, das dürft ihr gerne selber herausfinden. Denn auch wenn die Zeit minimal ist, so passiert in diesen paar Stunden von Mitternacht bis zum Morgengrauen eine Menge, das sehr intensiv anmutet, und wo man mehr über die beiden und ihre Beweggründe erfährt. Und mehr möchte ich gar nicht verraten. Denn schon ist man mittendrin, erdrückend, in der Beklemmung, die einem die ganze Zeit, während des Dates und der Nacht begleitet. Es ist ein leises Buch, das doch ganz laut schreit. Es ist die Geschichte von zwei Personen, jeweils aus der Sicht des einen, und des anderen. Mit Davors und Jetzts. Vergangenheiten und Gegenwart. Da die Konzentration auf Caspar und Sam liegt, lernen wir sie so nah kennen, als ob wir sie neben uns stehen hätten, und sie still bei etwas beobachten, was nicht sein sollte, und doch sein muss, um zu verstehen. Man muss quasi durch das Buch, die Challenge ist das Lesen, und am Ende verstehen wir….. ALLES.

    Cover:

    Ich liebe dieses Cover, weil es ein recht intensives ist, und man sich fühlt, als ob man direkt mit am Abgrund steht. Man könnte tatsächlich recht lange draufstarren, und wahrscheinlich würde einem dabei auch schwindelig werden. Mir zumindest, mit meiner Höhenangst. Es ist nicht überladen, und gibt genau das wieder, was die Geschichte verspricht. Aber vielleicht sehe ich darin auch einen jungen Mann, fernab von der Welt, der sich dieser nicht mehr zugehörig fühlt, und deswegen die Einsamkeit eines Hochhauses und seinem Abgrund in der Dunkelheit sucht, anstatt das Licht der Stadt, und damit der Menschen und des Lebens. Und im Buch lernen wir diese jungen Männer und Frauen kennen. Auch die Symbolik ist somit gegeben. Nicht nur von Licht und Schatten in Bezug auf Gut und Böse, sondern auch auf die hellen und dunklen Seiten im Leben, und wenn man sich in den dunklen wähnt, und denkt, dass man dort nie mehr herauskommen wird, und keinen Ausweg aus ihnen mehr sieht. Und mit dem Himmel über Stadt und Hochhaus sieht man dann den Ausweg, und vielleicht den Ort, wo alles ein Ende hat, sozusagen als Endstation über allem. Die Dunkelheit, und eben auch das Leben. Weil man dort verweilen möchte, um all seinen Problemen im Leben und auf der Erde zu entfliehen. Das ist nur meine Interpretation. Wie gesagt. Das Buch lässt einen nachdenken, nicht nur im Text, sondern in all seinem Sein.

    Fazit und Gedankengänge (und die wollen einfach nicht aufhören zu kreiseln):

    Es gibt eine Triggerwarnung zum Thema Suizid und Depression, und die ist auch gut angebracht. So kann jeder entscheiden, ob er sich mit dem Thema auseinandersetzen will, kann, oder es vielleicht gar nicht, oder nur verschieben möchte. Denn Vorsicht. Es könnte passieren, dass euch bei der Lektüre dieses Buches das Herz droht aus der Brust zu springen. Sei es aus Aufregung, Enttäuschung, Schmerz, Traurigkeit, Melancholie, Hoffnung…… oder einfach, weil euch die Geschichte nicht kaltlässt, und ihr ungewollt mitfiebert und reagiert. Ja, das ganze lässt einen nicht kalt, und berührt einen, es geht unter die Haut. So manches Mal ist einem eine Gänsehaut über die Arme gekrochen oder ein Schauer über den Rücken gelaufen, der sich im Nacken festgesetzt hat. Und manchmal kamen die Tränen einfach nur so aus den Augen geflossen, ohne, dass man etwas dagegen tun konnte. Wer also in dieses Buch eintaucht, oder hineinspringt, landet in der Geschichte. Und zwar völlig ohne doppelten Boden und Sicherheitsnetz. Man ist mittendrin. Ohne Sicherung. Und nach der Lektüre ist es möglich, dass man Sam und Caspar so gut kennt, wie enge Freunde. Man will ihnen helfen, zweifelt und verzweifelt mit ihnen, versteht ihre Sorgen, die Ängste, und bei einigen Charakteren sogar ihren Antrieb.

    Richtig ist auch, dass sich, trotz der düsteren Atmosphäre der Thematik, die Unterhaltungen, Gespräche, und das Miteinanderreden, diese Intimität zwischen Sam und Caspar, sich eher dem Leben, statt dem Tod zuwendet. Es sind Gespräche, die tiefgehen, in einer anderen Situation wohl einen wohligen Schauer über den Rücken rieseln lassen würden, Gespräche der Wärme, die einem guttun. Und doch, muss man sich dann wieder zwingen, daran zu denken, dass am Ende der Nacht der Tod das Ziel von beiden ist. Der alle wohligen Situationen und Intimes für immer mit sich nimmt, und es nicht weiter dazu kommen lässt. Auch zeigt das Buch das weniger oft mehr ist. Auch wenn wir nur leichte Berührungen und Blicke haben, so spürt man eine Nähe der Protagonisten, die den blumigsten Umschreibungen en masse in anderen Büchern Konkurrenz machen, und sogar als Sieger hervorkommen würden. Es ist eine leise Nähe, die auf Vertrauen baut, und nicht laut schreien muss um gehört zu werden. Diese Nacht im Buch ist so intensiv und berauschend, voller kleiner Dinge, für die es sich lohnt, sie im Leben zu erleben, oder erlebt zu haben, die Nacht ist hoffnungsvoll, und strahlt gleichzeitig Licht und Düsternis aus. Diese aber meist in den Rückblenden. So dass man wirklich mit bangt, hofft, dass der Abend doch bitte bloß einen anderen Ausgang hat, als sich die Protagonisten erhoffen. Und dieses Fieber ergreift einen immer dann, wenn man das Buch zur Hand nimmt. Doch um an diese Hoffnung der Nacht zu kommen, muss man anfänglich auch durch eine Menge anderer Dinge hindurch.

    Alles ist so endgültig, mit dem Tod vor Augen. Es ist beklemmend, erdrückend, beengend im Hinblick auf das, worauf alles hinausläuft, erstickend, mit dem Gefühl nicht richtig atmen zu können, ein letzter Ausweg, mit einer Leere im Inneren, weil man sich der Welt nicht mehr zugehörig fühlt. Und das ist spürbar. Trotzdem, jede Emotion malt ein Bild in unserem Kopf. Der Sprachstil ist wie weichgezeichnet und das, trotz des so harten Themas. Man merkt stumme Hilfeschreie, die keiner sieht und hört und bemerkt, weiß, wie es ist, nicht wahr – und ernstgenommen zu werden. Und tatsächlich verbirgt sich in dieser Nacht mehr Leben als Tod, weil sich beide lebendiger fühlen, als in ihren jeweiligen Leben. Dieses Buch zeigt, dass in jeder noch so dunklen Nacht immer auch Hoffnung und Licht ist. Eine Nacht, die mehr Leben als Tod in sich birgt. Und wie symbolisch ist es bitte, dass die Stunden der dunkelsten Nacht, die Mitternachtsstunde, im Morgengrauen endet, und mit dem Anbruch eines neuen hellen Sonnentages…… der die Entscheidung bringt, ob man den Tod wählt, oder sich für den Sonnenschein und das Leben entscheidet. Das Buch soll aber keinesfalls Suizide verherrlichen, sondern hat für mich eher die Message, dass man in der dunkelsten Stunde des Lebens, hier der Nacht, auch ein wenig Trost und Glück erfährt, und nicht alleine ist. Was einen unweigerlich zu der Frage kommen lässt, warum dies nicht immer im Leben auch so sein kann. Das Buch gibt einen Weckruf ab, einen Schrei, der eben nicht verstummen sollte, sondern von der Welt gehört. Denn auch heute noch ist es so, dass das Thema Selbstmord nicht angesprochen wird, in der Versenkung verschwindet, wo es nicht hingehört. Und mich würde es freuen, wenn ganz viele Menschen das Buch lesen, und für sich persönlich das mitnehmen, was sie aus der Geschichte lernen können, und sollten. Nämlich mehr aufeinander zu achten.

    Somit ist das Buch nicht nur für Jugendliche geeignet, sondern für alle, allein um auf Dinge zu schauen, von denen keiner weiß, dass sie in den Tiefen des Internets existieren. Denn auch wenn das Thema Suizid immer anwesend ist, so gibt es im Buch auch eine leise unterschwellige Warnung, aufzupassen, was das Internet und seine Foren mit einem anstellen, was man darin tut, und von sich preisgibt. Man erlebt die klare Sicht zweier Jugendlicher, über die man nachdenken MUSS. Denn da lässt das Buch uns keine andere Wahl. Die Gedanken werden bei jedem rasen. Alles im Buch reflektiert ungemein auf das eigene Leben, auf die Gedanken, was einen unterscheidet von anderen, mit düsteren Gedankengängen, und ob man selbst nicht ab und an in der Düsternis wandert. Man wird sich gewahr ob der eigenen Lebenszeit, und ist beim Lesen genauso ängstlich und aufgeregt, fiebert mit Sam und Caspar mit. Wobei das Hinfiebern auf etwas hinausläuft, was uns Angst macht, für die beiden aber das Ende ihres Leids bedeutet. Die Schichten aus gefühlskalter Entschlossenheit und Bestimmtheit werden nach und nach abgelegt, und wir erfahren mehr über die Beweggründe der Beiden, die unter dieser Schicht liegen. Die wohl interessanteste Frage wird wohl für alle sein, ob Caspar und Sam hier ein Happy End finden, und wie dieses aussehen würde, falls es eins gibt. Doch das kann ich euch natürlich nicht verraten. Die Frage ist essentiell. Und diesen Weg der Antwort müsst ihr alleine gehen, zumindest ohne mich. Doch habt Mut. Caspar und Sam begleiten euch statt mir.

    Die Atmosphäre zwischen Sam und Caspar, das Miteinanderagieren, diese Verbundenheit, sei es auch nur für die eine Nacht, und trotzdem diese Verlässlichkeit, das Vertrauen, und das Intime zwischen den beiden, ist fast greifbar durch das Buch, und man spürt es in sehr vielen Szenen, wenn nicht ganz die ganze Zeit hindurch. Wir tauchen ungewohnt intensiv in die Gefühlswelt der Protagonisten ein, leiden mit, sehen Hoffnung, und doch wieder Dunkelheit. Verstehen am Ende sogar das, was wir doch nicht verstehen können, oder sollten.

    Die Sätze sind so gehaltvoll, und voller Substanz, dass sie einen fast umhauen mit ihrer Wucht, aber gleichzeitig ganz sanft und zart sind, so dass sie im Kopf entweder explodieren, oder ganz leicht am Bewusstsein anklopfen, und etwas mit den Gedanken anstellen. Und das kann im Laufe des Buches tatsächlich bei jedem Kopf etwas Anderes sein. Hier trifft fast jeder Satz mitten ins Herz, und alle Sätze sagen einem so viel, und trotz, dass sie dies tun, genau auf den Punkt treffen, sind sie doch poetisch zu lesen, da alles von einer leichten Melancholie umgeben ist, die einen das Buch und den Weg des Lesens über begleitet. Doch keine Angst. Auch diese Melancholie wird durchbrochen von lichten und hellen Hoffnungsmomenten, die die Szenerie erstrahlen lassen. Und das mitten in der Dunkelheit der Atmosphäre, dieses letzten Weges von Caspar und Sam. Des Weiteren kamen mir beim Lesen wohl ab und an mal die Tränen, nicht aus einer besonderen Szene heraus, sondern einfach, weil ich das gar nicht kontrollieren konnte, und die Szene mich in dem Moment wohl berührt hat. Vielleicht waren es aber auch meine eigenen Gedanken, die einfach immer weiter rotiert sind. Wir laufen auf das Ende dieser Nacht zu, streben dem Ende entgegen, und wissen nicht, was uns am Ende im Morgengrauen erwartet, sowohl als Leser, als auch bei Sam und Caspar. Denn eigentlich sollte doch der sichere Tod das Ziel sein.

    Und natürlich ist auch die Einsamkeit ein Thema im Roman, denn im Gegensatz zum Leben sind die „Spieler“ auf dem Weg zu ihrem eigenen Tod nicht alleine, sondern meist zu zweit. Doch was ist Einsamkeit? Ist man weniger alleine, wenn man auf jemanden Fremden trifft, und verbindet es, wenn man gemeinsam stirbt? Wäre es dann nicht viel schöner, wenn man gemeinsam leben würde? Ist das möglich? Was ist Einsamkeit im Leben überhaupt, und wie äußert sich diese? Man kann auch vollkommen alleine mit seinen Gedanken sein und leben, selbst wenn man immer und jederzeit in größeren Menschengruppen steht. Und keiner merkt diese Einsamkeit. Und ist dieser Moment des sich Kennenlernens, des sich einem anderen offenbaren…. Auf dem Weg in den Tod, nicht viel intimer und tiefgehender, als manche oberflächlichen Gespräche, die wir mit langjährigen Bekannten führen? Denn das Buch zeigt uns hinter die Fassade zu schauen, weil niemand ahnt, was hinter den perfekten Masken stecken kann, die manche der Außenwelt zeigen.

    Normal würde ich sagen, dass ich das Buch einfach wunderbar finde, bei solch einem Schreibstil und solch einem Können nicht wunderlich. Doch passt das wirklich zum Thema? Ja und nein. Das Thema an sich ist natürlich nicht wunderbar, aber dafür wunderbar umgesetzt. Das ganze Buch verströmt ein Streben nach Licht und Hoffnung, selbst, wenn wir den größten Teil in Düsternis und Dunkelheit und mit diesen Gedanken erleben. Doch unterschwellig, und genau das ist es, was uns hoffen lässt, strömt diese Hoffnung immer parallel zu den düsteren Gedanken mit. Das macht es dem Leser leichter, mit der Thematik klarzukommen, und selber Hoffnung zu schöpfen. Denn sein wir ehrlich. Protagonisten, die einem ans Herz wachsen, die gibt es ja öfter mal. Aber hier ist das nochmal richtig besonders. Es ist fast schon intim, und dies meine ich gar nicht verwerflich. Es ist intim, weil Caspar und Sam uns an ihren Gedanken teilhaben lassen. Und welche Gedanken könnten intimer sein, als die, die sich mit dem eigenen Tod beschäftigen? Hier gebührt der Dank also auch der Autorin Carolin Wahl, durch die man diese Charaktere im Buch kennenlernen darf. Und die es schafft die Hoffnungslosigkeit in Hoffnung mit Lichtblicken zu wandeln. Dieses Buch ist tief, intensiv, und lässt einen nicht los. Es hallt und wirkt nach. Und da das Buch definitiv darauf aufmerksam macht, dass alles und jedes Wort wichtig ist, und geschriebenes im Internet immer auch Menschen beeinflussen kann, so wie das geschriebene Wort allgemein, hoffe ich, hier die richtigen Worte gefunden zu haben. Wie würdet ihr also die letzten 6 Stunden eures Lebens verbringen? Denn wenn ihr in der Dunkelheit der Nacht wandelt, oder der Dunkelheit des Lebens, tut dies nie alleine. Vielleicht ist am Ende der Nacht dann mehr Hoffnung als Dunkelheit da.

    Das heutige Rezensionslied aus meinen Kopf hat sich dann auch gewandelt, so wie die Dunkelheit der Nacht dem Sonnenaufgang gewichen ist. Und so wurde aus einem „And I find it kind of funny. Find it kind of sad. The dreams in which I'm dying, are the best I 've ever had.“ Dann doch dieses hier:

    „Allein und verlassen, vom Rest dieser Welt. Beginnt man zu hassen, was die Seele entstellt. Ich sing diese Zeilen, um ein Trost zu sein. Vielleicht helfen sie einem, nicht loszuschreien.

    Vielleicht hilft es ein bisschen, dort wo du gerade bist. Zu hören und zu wissen, dass ich weiß, wie es ist. Ich spreche von Herzen. Glaub mir ich seh‘, das Leid und die Schmerzen ….
    ……Es tut weh, so weh, so weh. Ich will in dein Herz hinein……..Um dir ein Trost zu sein.“

    Gwaltinger, X: Fromme Sünde Gwaltinger, X: Fromme Sünde (Buch)
    02.10.2020

    "Frauen können alles werden, wie im Himmel so auf Erden“ :)

    Fromme Sünde von Xaver Maria Gwaltinger und Josef Rauch

    „Als Jesus auferstanden war, erschien er zuerst den Frauen. Jene wurden „Apostelinnen der Apostel“. Und die Männer sollten schamrot werden, weil sie den nicht suchten, den das zartere Geschlecht schon gefunden hatte.“

    Beschäftigen wir uns doch heute mal mit dem Thema der Sünde, oder der Frömmigkeit? Vielleicht ja auch mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau in der katholischen Kirche, was mir persönlich sehr am Herzen liegt. Doch vielleicht gehören ja alle Themen irgendwie zusammen?! Jawohl, ihr habt richtig gelesen. Wenngleich dies ein sehr ausschweifendes Thema ist, dem man allein als Diskussion hier gar nicht nachkommen kann, ohne in Jahrhunderten noch hier zu sitzen, weil sich wohl nie eine Einigung finden wird. Und worauf? Naja. Darauf, was eigentlich Sünde ist, und was nicht. Nehmen wir zum Beispiel das Thema der Liebe, hier zwischen Frau und Mann. Wobei natürlich jedwede andere Konstellation auch in Ordnung ist. Könnte eine Beziehung zwischen Mann und Frau also Sünde sein? Aber nein, wieso sollte es auch? Es ist normal, das was wir kennen. Und ohne diese Beziehungen wäre die Menschheit schon ausgestorben. Wir finden es schön, lesen gerne darüber, finden Dinge romantisch, erfahren gerne davon. Die Anziehung zwischen Mann und Frau ist wichtig, und kann gar keine Sünde sein. Noch schöner ist es natürlich, wenn diese Beziehung aus gleichgestellten Parteien besteht, in denen keiner unterdrückt wird, aufgrund seines Geschlechtes. Und ich muss es eben sagen: Hier wären das die Frauen. Wenn ich aber nun den Namen des Mannes erwähne, und diesen als Jesus Christus betitele, hat das Ganze schon einen völlig anderen Beigeschmack. Zumindest für einige! Natürlich nicht für alle. Denn….. was genau wäre so schlimm daran, wenn Jesus ein normaler Mann gewesen wäre, der sich in eine Frau verliebt hätte? Und das in einer Zeit zwischen seinem 12. Und 30. Lebensjahr, als junger Mann, der sich eben auch mal verliebt, sich eine Gefährtin sucht, und von dieser Zeit wir nie etwas in der Bibel erfahren, weil die Zeitspanne einfach nicht beschrieben wird? Ist über diesen Zeitraum etwas geschrieben worden, und wurde es vielleicht nur von der Kirche nicht anerkannt? Wäre es wirklich eine Sünde, nur, weil Menschen etwas so interpretieren, wie es vielleicht niemals war? Ebenfalls sündenhaft wäre es wohl, laut Kirche, Frauen in Religionsämter zu lassen. Und ich sage absichtlich Religionsämter, da Kirchenämter wohl etwas ist, was laut einigen Bischöfen niemals geschehen wird. Etwas was zu damaligen Zeiten aber gar nicht so selten passiert ist. Aber wenn man die Augen vor allem zumacht, was passiert ist, und nur das sieht, was man sehen möchte…… dann kann man wohl alles als Sünde und für die Kirche nicht richtig deuten. Warum ich euch das erzähle? Na ja, immerhin geht es im Buch ja um eine Fromme Sünde……irgendwie :)

    Die Geschichte des Buches:

    Im Buch geht es diesmal nicht nur wie im Ur-Christentum zu, sondern wahrscheinlich auch, wie in allen Gruppierungen, seit es Menschen gibt. Abspaltungen, militante, fanatische Menschen, andere, denen das nicht behagt, die trotzdem etwas ändern wollen. Und schon sind wir auf dem schmalen Grat von dem, was wir als Leser sogar toll finden als Idee, dessen Umsetzung aber auch richtiggemacht werden muss, und die niemals ins Extrem abrutschen darf, weil man persönliche Interessen versucht durchzusetzen im Namen einer Gruppierung. Denn genau diese Rattenfänger sind es ja, die nach Menschen suchen, ihnen etwas versprechen, dessen Lösung ihnen am Herzen liegt, und die diese dann nur ausnutzen, um sich einen persönlichen Vorteil zu schaffen. Marlein und Bär, die beiden kennen wir schon als Team aus den beiden Vorgängerbänden, haben es diesmal, und so viel darf verraten werden, mit Gruppen zu tun, die Maria Magdalena verehren. Und ich sage absichtlich die Mehrzahl. Denn anders als in den Vorgängerbänden sind hier mehrere Gruppen und Interessen zu sehen. Allen voran die Kirche, die Polizei und Bärs Nachbarin in Kempten, die ihn alle als Schnüffler engagieren. Denn der katholischen Landjugend rennen die Mädels weg, die Polizei hat kaum noch etwas zu tun, und die Töchter der Nachbarin benehmen sich mal wieder merkwürdig. Und trotzdem kommt es zu Beobachtungen, die auf Exzesse und Orgien schließen lassen. Doch vielleicht ist ja nicht alles immer so, wie es auf den ersten Blick aussieht? Und vielleicht war Maria Magdalena auch gar keine Hure, nur, weil ein paar Männer das gesagt haben? Wie ich nun darauf komme? Nun, um die Brücke zu Marlein zu schlagen. Der hat nämlich derweil in Fürth den Auftrag, eines Autoren angenommen, ihn als Leibwächter zu begleiten, weil er sich vor einer Vereinigung der Neuen Tempelritter fürchtet, die ihn töten wollen. Dies macht er daran fest, dass er ein kirchenkritisches Buch geschrieben hat, in dem Geheimnisse gelüftet werden, die die Grundfesten der Kirche ins Wanken bringen könnten. Ein zweites Buch ist im Entstehen. Und der Grund dafür ist …..tadaa…MARIA MAGDALENA (Brückenbogen nochmal hinbekommen). Wer die Bär/Marlein-Reihe kennt, der weiß, dass sich Bär und Marlein irgendwann über den Weg laufen werden, und dann merken sie, dass ihre beiden Fälle irgendwie zusammenhängen. So auch hier. Dazwischen passiert eine Menge an Kirchenbesichtigungen im Buch, und Tohuwabohu, das Bär im Allgäu anrichtet :D. Was mal wieder sehr spaßig ist. Was genau die Geschichte verbirgt, sollte dann selbst gelesen werden.

    Cover:

    Auf das diesmalige Cover würde ich mal GANZ genau schauen. Ihr seht….aufpassen….eine Maria Magdalena Figur die NACKT ist (wenn das alleine nicht schon ziehen würde :D). Naja, so ganz nackt ist sie nicht, denn ihr Körper ist bedeckt von Haaren, die ihr Kleidung sind. Zur Geschichte passt das Cover allemal, denn wir erfahren definitiv, warum eine nackte Frau in einer Kirche mitten in Deutschland steht :)

    Fazit und Gedanken zum Thema:

    Habe ich Band 1 als unterschwelliges Thema die Mütter gesehen, und in Band 2 die Väter, so sehe ich nun Beziehungen aller Art. Also das, was zum Vater und Muttersein führt. Aber nicht nur darum geht es. Denn auch, wenn es in der Hauptsache um Maria Magdalena geht, und die Theorie, dass sie Jesus geliebte Frau, spirituelle Gefährtin und Partnerin gewesen sein könnte, so geht es auch um Frauen in der heutigen Welt, die Wut auf Männer haben, welche die keine Wut haben, und den Mann an ihrer Seite mögen, oder nicht, welche die gar keinen haben, oder welche, die Männer einfach schlecht behandeln, oder schlecht behandelt werden. Denn irgendwie ist das wohl der Ausdruck dafür, dass Frauen Jahrtausende lang von Männern unterdrückt wurden, und man sie schlecht behandelt hat, oder einfach gerne mal übersehen. Und das, obwohl doch alles so schön angefangen hat, mit einem Jesus, und einer gleichberechtigten Maria Magdalena. Oder doch nicht? Alles ist Interpretationssache. Maria Magdalena als erste Gefährtin von Jesus, die seinen Glauben verbreitet hat, im Name dieser seiner Religion, fast wie eine Pfarrerin, die es in der katholischen Kirche heute einfach mal……. nicht gibt aufgrund ihres Geschlechts? Ich fände die Vorstellung gar nicht so übel.

    Doch manche Dinge sind mehr Schein als Sein. Und manchmal sehen wir nicht das, was direkt vor unseren Augen liegt. Und ab und an bedarf es nur Verleumdungen, die es schaffen, Zweifel an etwas im Menschen zu sähen. Das kann man sowohl auf Maria Magdalena anwenden, als auch auf vieles andere. Manche Gruppierungen sind so mächtig, dass sie keine Konkurrenz ertragen, und fanatisch dagegen ankämpfen, obwohl sie doch die Konkurrenzgruppen versuchen als fanatisch hinzustellen, oder die zumindest zu diffamieren.Aber was soll man auch schon zu einem der ältesten Männervereine der Welt sagen, der eine Frauenquote von…..oh……NULL PROZENT hat? *hust* :D.

    Die Figuren kann man auch diesmal nicht einteilen in Gut und Böse, in Schwarz und Weiß, weil es einfach bei fast jeder Figur einen Grauton gibt, der uns erklärt, wieso derjenige zu Schwarz, oder Weiß gewechselt ist. Und auch die, die wir für die Guten halten, sind vielleicht in Wahrheit gar nicht die, die sie vorgeben zu sein. Man läuft im Buch öfter mal auf dem schmalen Grat zwischen fromm und Sünde, und denkt sich oft, dass die Frommen die Sünder sind, und die Sünder die Frommen. Diesmal ist das Buch wirklich nicht leicht zu durchschauen. Genau wie die Protagonisten. Sie lassen sich schwerer einteilen, was mir aber sehr gut gefallen hat, und die Spannung hochhält. Man wird oft hinters Licht geführt, schlägt einen anderen Weg ein, verdächtigt erst diesen dann jenen… und ahnt bis zum Schluss nicht wer hinter allem steckt, weil sich auf dem Weg zum Schluss so viele bereitwillig als Verdächtige anstellen. Das Buch, das vor uns liegt, trumpft damit auf, dass es darin um ein Buch vor seiner Veröffentlichung geht. Und durch dieses Buch erfahren wir so Einiges an Wahrheiten, Apokryphen, Evangelien, Legenden……. Die uns einen riesigen Einblick in das Leben und Wirken von Maria Magdalena geben. Und dies durch die Zeitepochen hinweg, bis sie in unserer Zeit angekommen sind. Ein Buch im Buch sozusagen. Und wir haben diesmal mehrere Stränge die ineinanderlaufen, und mehrere Menschen und Begegnungen, als in den anderen Bänden.

    Wie bei allen Büchern der Reihe ist es auch hier wieder so, dass man die Orte alle in echt besichtigen kann, denn sie existieren ALLE in der Wirklichkeit, und sind nicht etwa erfunden. Ebenso die Figuren, Bilder, und die Kirchen. Und man will sie wieder unbedingt alle während des Lesens nachgoogeln, weil sie einem so toll beschrieben werden, dass man es unbedingt vor Augen haben muss. Und erstmalig sind wir auch an Schauplätzen von Band 1 und 2, denn diesmal gibt es eine Querthematik. Und auch in diesem Buch erkennt man wieder auf wundersame Weise, wie praktisch und toll es ist, zusammenzuarbeiten. Denn erst als die beiden Stränge von Bär und Marlein zusammenfließen, ergibt sich das Gesamtbild, das vorher in Einzelstränge geteilt war. Also zumindest für die beiden. Sie ergänzen sich, vervollkommnen ihre erlebten Einzelerlebnisse, und bilden daraus das große Ganze, welches zur Lösung des Falles beiträgt. Oder der Fälle. Und wie immer wird einem auch in Band 3 wieder der Spiegel vorgehalten ob unserer Welt. Ob dem, was vor unseren Augen gesellschaftlich passiert, und was wir sehen, oder übersehen. Und wenn ich ganz genau hinhöre, was das Buch mir erzählt, so flüstert es mir unterschwellig auch ein wenig was zu über einige Probleme der Menschheit, Politik, des Sozialen…. Und einiges davon, was auch uns ereilt hat, bevor dieses Virus alle anderen Themen unter sich begraben hat. Egal ob Linke, Rechte, kriminelle Banden, schwarz Vermummte, Das Herziehen über Flüchtlinge, Kirchenmissbrauch, das Arbeiten der Polizei……. All das wird unterschwellig erwähnt, man muss die Andeutungen nur finden. Doch das Buch nimmt kein Blatt vor den Mund. Oder besser gesagt Emil Bär. Denn dem rutscht einfach alles heraus. Aber er ist eben wie er ist. Ein Original.

    Und wie auch schon in den Vorgängern fällt auch dieser Band auf durch seine Sprache und seinen Stil. Philipp Marleins Parts gefallen mir diesmal ungewöhnlich gut, da sie durch lustige Szenerien auftrumpfen, die aber auch zum Nachdenken anregen. Emil Bärs Abschnitte dagegen sprühen vor Wortwitz und leichter Chaotik. Das tun sie immer. Doch ich hatte das Gefühl, er hätte noch ein wenig zugelegt. Denn manchmal sind die Situationen so lächerlich, dass sie gar nicht lächerlich im Negativen wirken, sondern gespickt sind mit einer Art trockenen Humors, der einen gleichzeitig den Kopf schütteln lässt, während man lacht, und die eigene Hand auf der Stirn landet.

    Und auch wenn das Buch von 2018 ist, so hat es seine aktuelle Sprengkraft nicht verloren. Denn geben wir es ruhig zu. In Zeiten von Maria 2.0 und Bischofskonferenzen, in denen Dinge wie Frauen in der Kirche diskutiert werden sollten, da ist es doch interessant ein Buch zu lesen, über eine Frau, die eine Religionsgründerin war, oder zumindest die Frau an der Seite von einem. Was so in etwa das Gleiche ist. Denn welche heutige Frau würde ihren Mann nicht in dem was er tut unterstützen? Das Thema Gleichberechtigung spielt also eine große Rolle.

    Und auch wenn natürlich der Humor auch in diesem Buch wieder nicht fehlt, auch wenn es die ganz eigene Art von Bärs Humor ist, so ist mir auch aufgefallen, dass dieser Teil der Reihe tiefgründiger ist, und nochmal tiefer geht ins Denken, in die Protagonisten, in die Menschen, in die Geschichte, und in die Religionen und das Nachdenken darüber. Und am Ende des Buches darf auch hier wieder jeder für sich selbst entscheiden, was er glaubt, und was nicht. Denn eines ist wieder sicher. Es ist ein Buch des Glaubens. Nicht unbedingt an Religionen, an Vorkommnisse, an eine innere Einstellung, an das Gute, das Böse, oder an Menschen. Sondern eher an das, an was wir glauben. Und egal was dies ist, jeder sollte das für sich selbst entscheiden dürfen. Und wenn man daran glauben möchte, dass Jesus verheiratet war, und eine Familie hatte….. wieso nicht? :) Ist Familie und Liebe und Zusammenhalt und Loyalität nicht genau das, was man predigen sollte, um aus dieser Welt eine bessere zu machen? Denn was man glaubt, ist die eigene Sache jedes einzelnen. Auch ob er an die Wahrheit dieses Buches glaubt, oder alles für Quatsch hält. Doch selbst ohne Buch, wenn der Glaube etwas Unsichtbares wäre, und wir nichts Schriftliches hätten, keinen Beweis…… könnten wir trotzdem glauben. Da ist ja das Schöne daran. Denn manchmal ist der Glaube an etwas nur ein kleiner Funke, der in unseren Köpfen entsteht, und dort kann er viel bewirken. Was dies alles für einen selbst bedeutet, darf man natürlich für sein eigenes Selbst entscheiden. Es wird einem keine Wahrheit aufgedrängt, aber man könnte sich zumindest Gedanken darüber machen, was im Buch geschrieben steht, und sich damit auseinandersetzen. Denn wie man Situationen und Symbole, Zeichen und Figuren für sich interpretiert und sieht, das geht von einem selbst aus, und sollte einem von keiner Kirche oder Institution vorgeschrieben werden. Gedankenfreiheit ist ja auch irgendwie etwas sehr Wertvolles. Und so kann sich am Ende des Buches jeder überlegen, ob er den im Buch geschriebenen Dingen glaubt, oder denen eines anderen Buches, der Bibel. Die ja ebenfalls zusammengetragene Geschichten von Schreibern sind, die Dinge interpretiert, und sie dann aufgeschrieben haben.

    Fast ist es so, als ob die Bände der Reihe mit Bär und Marlein einem Schema folgen, immer einer bestimmten Thematik (Mutter, Vater, Gleichberechtigte Beziehungen), die ganz am Ende auf etwas hinausläuft. Doch so weit bin selbst ich noch nicht, und das, obwohl ich beide Vorgängerbände gelesen habe. Schwarze Madonna und Heiliger Bastard. Welche Sünde also nun fromm ist, ob Sünden überhaupt fromm sein können, ob Frömmigkeit meist gar keine Sünde ist, oder alles nur der normale Lauf der Welt, den die Kirche nicht anerkennen will……….. das kann man auch hier wieder sehr gut erfahren. Denn auch diesmal könnten Bär und Marlein die bestehenden und festen Regelungen und Geschichten der Institution Kirche völlig durcheinanderbringen, genauer gesagt ins Wanken! Ob es so weit kommt, verrate ich nicht. Vielleicht ist auch alles nur heiße Luft. Doch eines ist klar: wenn ihr wüsstet, für was „Fromme Sünde“ eine Metapher ist, dann würdet ihr das Buch sicher sofort lesen wollen :D. DAS…… erfahrt ihr aber echt nur im Buch. Und natürlich müsst ihr nicht die Bucherklärung übernehmen, sondern dürft euch auch eure eigene Interpretation suchen :)

    Und zum Schluss: Frauen in der Kirche, wir müssen darüber reden. Ich kann dieses Thema nicht vorbeiziehen lassen, wenn ich ein Buch gelesen habe, über eine Frau, die vielleicht an Jesus Seite nicht nur schönes Beiwerk war, sondern Helferin, Frau an seiner Seite, und große Hilfe bei der Verbreitung seines Glaubens. Deshalb das heutige, für mich passende Rezensionslied:

    „Gott schuf am achten Tag den Feminismus. Wir sind die Sisters von Jesus Christus. Eure Ausreden schlucken wir nicht mehr, denn es heißt Laudato SIE und NICHT Laudato ER. O du stetige, o du ewige, schadenbringende Männlichkeit. Die Welt ging verloren, doch wir sind auserkoren. Hier kommt die Dreiweiblichkeit.

    Alle Ladys in Gottes Gemeinden. Es ist Zeit, unsre Stimmen zu vereinen. Maria, Ave Maria.
    Alle Girls, Mamas und Mädchen. Werft die Hände hoch für die erste Päpstin. Maria, Ave Maria.“
    Fischer, R: Elbendunkel 1: Kein Weg zurück Fischer, R: Elbendunkel 1: Kein Weg zurück (Buch)
    30.09.2020

    Ist Licht wirklich immer hell und freundlich, und Dunkelheit immer ängstigend und böse?

    Elbendunkel – Kein Weg zurück von Rena Fischer

    Kennt ihr sie auch, diese Bücher? Bei Viellesern ist es meist so, dass man sich nach einiger Zeit mit den Protagonisten anfreundet. Man fühlt mit ihnen mit, lacht mit ihnen, weint mit ihnen. Alles Schreckliche, aber auch das Gute, erlebt man mit ihnen. Ja, man macht viel mit seinen Buchprotagonisten durch. Ab und an kommt es dann auch mal vor, dass es einen Protagonisten gibt, der einem so wehtut, dass einem das Buch ganz besonders im Gedächtnis bleibt. Ich gebe zu, es passiert nicht oft. Aber wenn………… dann hat es die Autorin wirklich geschafft. Und was genau hat sie geschafft? Mich auf die Palme zu bringen. Mir die Haare zu raufen. Mich verzweifeln zu lassen. Nicht mehr ein noch aus zu wissen. Mich völlig verloren zu glauben. Niemandem mehr vertrauen zu können. Ja, es ist noch nicht häufig passiert, dass diese Reaktionen hervorkommen, aber es gibt sie, diese Bücher. Die Frage ist, warum man sowas dann liest? Ganz einfach. Jede Art der Emotion, die von Büchern ausgeht, ist eine gute Emotion. Denn Bücher, die es schaffen, dass sich etwas in uns regt, die können nicht böse sein (Emotionen sind nämlich wichtig, und besser als Gefühlskälte, Herr Buchprotagonist :D). Und manchmal muss man eben durch ganz schlimme Situationen, um am Ende etwas für sich Wichtiges zu erkennen. Ist doch im echten Leben genauso :). Hier also nun das, was euch im Buch erwartet. Die Geschichte hinter meinen Gefühlsregungen.

    Was das Buch uns erzählt:

    Und das ist gar nicht so einfach zu erzählen, ohne zu viel zu verraten. Zusammenfassend haben wir also Elben, die dunklen und lichten, die in unserer Menschenwelt leben, und das in der Zukunft des Jahres 2044, die hochmodern ist. Das Ganze ist düster, und hat nichts mit den Gestalten zu tun, die kämpfend durch Wälder in Fantasiewelten rennen (und mit Glitzerelfen schon mal gar nicht). Doch ihre Geschichten, die Historie bleibt. Und so ist das Buch ebenfalls durchdrungen von den Schatten und Ahnungen der alten Welt der Elben, der Anderwelt, aus der sie flüchten mussten. Hier prallen gegensätzliche Welten aufeinander. Elben, Menschen, Reiche Kids und Rebellen, der Untergrund, Politiker, Wissenschaftler, IT-ler, Machenschaften, und Rassismus. Alles im Mix ist unglaublich spannend, und lässt sich einfach nicht in eine Schablone stecken. Denn ihr wisst ja. Nicht immer ist das Dunkel böse, und nicht immer ist das Licht immer die Erleuchtung und das Gute. Denn auch hier vermischen sich die Grenzen gerne, und verwischen. Ebenso wie die Genre im Buch. Es ist einfach eine unglaublich tolle und kreative Geschichte, die man verfolgt, und die einen atemlos zurücklässt. Mitten in der Geschichte ist Luz, die Tochter des Chefs einer Behörde, die für die Sicherheit der Menschen sorgt. Denn dass die Menschen den Elben, diesen Flüchtlingen aus der anderen Welt, nicht gerade friedlich gegenüber gesinnt sind, das merkt man überall im Buch. Luz wird beschützt, kommt kaum aus ihrer Blase im Haus heraus. Doch eines Tages ist da Niall, der sie abends zu einem Date ausführen möchte. Heimlich. Denn Niall ist ein Lichtelbmischling 3. Grades, und der Sohn des Gegners von Luz‘ Vater, der alles für die Unterdrückung der Elben tut, da er einen Hass gegen sie hegt, und Nialls Vater eher liberal ist. Dieses zarte Pflänzchen einer Liebe führt beide in einen Untergrundclub, in dem Darel einen Poetry Slam von sich gibt. Und dort passiert dann etwas, das die ganze Weltsicht, und das Leben von Luz verändert. Da sind auf einmal Lügen und Intrigen und Geheimnisse uns Machenschaften, die Luz einst so behütete Welt, weit abgeschottet von der Realität in ihrem Glashaus, völlig aus dem Konzept bringen. Von einen auf den anderen Moment muss Luz auf eine Flucht vor…… diversen Dingen. Und diese Flucht, die wir begleiten dürfen, davon handelt die Geschichte, während der dann immer weitere Geheimnisse aufgedeckt werden, und in der wir immer mehr erfahren von großen Wust aus Dingen, die einige lieber nie ans Licht kommen lassen wollten. Doch das zu verraten, wäre unfair, denn selber herausfinden ist hier eher angesagt.

    Cover:

    Mir gefällt das Cover unheimlich gut. Zeigt es doch erstmal die Stadt, in der alles stattfindet, und zwei Menschen. Wer diese sind, kann man selbst nach dem Buch interpretieren. Was ich vor allem aber gelungen finde ist die Farbgebung von Licht und Schatten, Das Dunkle und Lichte, das ineinanderläuft, und an den Rändern gräulich gefärbt aussieht, was symbolisch super zur Geschichte passt.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Tatsache ist, dass diesmal wieder eines der Bücher ist, welches in einem nachhallt und nachwirkt, einen zum Nachdenken anregt, und einen im Inneren berührt, sich dort festsetzt, nach einem greift, und, direkt oder mit Verzug nach der Lektüre, das Gedankenkarussell anspringen lässt. Manchmal passiert dies nicht sofort. Aber je mehr Gedanken man sich macht, desto mehr kreisen die Fragen im Kopf, wie zum Beispiel, was man an einigen Stellen selbst tun, oder wie man reagieren würde. Man fühlt sich den Figuren seltsam nahe und verbunden, so als seien sie real, und nicht erfundene Charaktere. Auch die Botschaft ist da. Man muss sie nicht aufspüren zwischen den Seiten, sie liegt direkt vor einem. Auch hier wird einem irgendwie ein Spiegel vorgehalten, der ein Abbild zeigt, welches in eine Welt in ein Buch gepresst wurde, der unseren realen aber so ähnlich ist, trotz, dass wir keine Elben beherbergen. Es ist ein Elbenbuch, und auch nicht. Denn die Probleme sind so real und menschlich, die Elben aber da. Doch ist es eine Dystopie? Wir haben zumindest eine neue Weltordnung, Rebellen und Untergrundorganisationen, die sich gegen ein Machtgefüge aus Reichtum, Politik, Macht und Rassismus stellen muss. Die Idee der sonst so märchenhaften Elben als Gesellschaft, die aus ihrer Welt flüchten muss, um in unserer Menschenwelt als Kriegsflüchtlinge zu stranden ist wirklich bestechend gut, und der Rassismus gegen Andersartigkeit greifbar. Das Ganze ist somit Urban Fantasy, mit düsteren Zügen, und Gesellschaftskritik, die jeden zum Nachdenken anregen sollte. Jugendliche… aber auch Erwachsene. Zum Nachdenken sollte immer Zeit sein. Hier gibt es hohe Mauern, die kaum zu überwinden sind. Mauern hinter denen Geheimnisse lauern. Mauern, hinter denen ein ganz neues Selbst lauert, hohe Mauern aus Gefühlslosigkeit, Kälte und Misstrauen, die am schwierigsten zu überwinden sind, Mauern aus Rassismus, oder einfach Hausmauern :D

    Doch wer denkt, im Buch ginge es nur um Menschen und Elben, die sich eben nicht verstehen, sich gar hassen, dem sei gesagt: Es ist alles sehr komplex, und in dieser Welt prallt alles aufeinander, was nur aufeinanderprallen kann. Vertrauen und Lüge, Halbwahrheit, Wahrheit, Legenden und aktuelles Zeitgeschehen, das in Symbolik des Buches und einer fiktiven Geschichte in der Zukunft so gewandelt wurde, dass man es noch als das erkennt, was es ist: Gesellschaftskritik par excellence. Und trotzdem eine Urban Fantasy Geschichte. Bravo :)

    Das Hauptthema für mich ist das Vertrauen. Vertrauen in sich selbst zu haben, anderen zu vertrauen. Vertrauen zu lernen, aber auch Vertrauen zu unterbinden, so dass es sich gar nicht erst entwickeln kann. Aufeinander zu vertrauen, eine Einheit zu sein. Und sich aufeinander verlassen zu können. Und so kommen diese Thematiken in allen Schattierungen des Vertrauens im Buch vor, so dass man sich manchmal ganz schön alleingelassen und verzweifelt fühlt, und denkt, dass man nur noch sich selbst vertrauen kann (vielleicht verschmilzt man hier auch ein wenig mit Luz). Die Gedanken kreisen ums Vertrauen, das Alleinsein, das Vertrauen in sich selbst, darüber wer man ist, und sein will, und ob es wichtig ist, was die anderen denken, wer wir sind. Wie die anderen uns haben wollen, uns formen, und manipulieren, gar ausnutzen. Und natürlich darüber, wie wir Andersartigkeit begegnen, mit Menschen zusammenleben, die anders als wir sind. Wie wir sie behandeln. Alles ist ständig im Wandel. Vertraut man jemandem, kann man sicher sein, ihm nicht mehr vertrauen zu können. Oder doch? Ist es derjenige, oder diejenige, der wir uns anvertrauen, und sind diejenigen dann auch die, auf die man sich verlassen kann? Kann man sich überhaupt auf jemanden verlassen? Oder auf alle? Ständig mach man ein neues Bündnis mit sich selbst und jemanden aus, hinter dem Rücken der anderen, vor ihrem Rücken, und…….wer kann wem eigentlich vertrauen?

    Die Rollenverteilung des Romans gibt es nicht, wir haben nicht die typische Prinzessin, denn Luz wandelt sich, und schlüpft aus ihrer Prinzessinnenrolle. Auch andere Charaktere, denen man anfangs misstrauisch gegenüberstand, haben dafür gesorgt, dass man am Ende eine ganz andere Meinung hatte. Hier ging es um Täuschung, um Maskeraden, um das eigene Ich, und was man im Inneren ist, oder für was man kämpft. Dass man sich auch ändern kann, wenn man nur einen richtigen Grund dafür hat. Und dass man auf alle Fälle niemanden immer sofort vorverurteilen sollte, weil sich hinter ALLEM eine Geschichte verbirgt, die man nicht kennt. Ich gebe zu, vielleicht selber im Roman an diese Grenze gekommen zu sein. Aber vielleicht hat sich meine Meinung ebenso gewandelt, wie Luz? Wer weiß das schon? Die Atmosphäre ist düster und dunkel, passend zum Titel des Buches. Doch lasst euch nicht täuschen. Wo Dunkelheit ist, muss doch auch irgendwo Licht sein, und diese kleinen Hoffnungen findet man im Buch. Man muss sie nur erkennen, und für mich war dies eine Herausforderung, bin ich doch ein sehr misstrauischer Mensch. Denn schon mit Aufschlagen der Seiten, und dem Betreten des Buches, werden wir entführt in ein Verwirrspiel, eine Welt aus Lug- und Trugbildern, aus Schein und Sein, einer Maskerade. Und schon bald sehen wir vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr, und wissen nicht, wem unser Vertrauen gilt.

    Die Geschichte der Elben in der Anderswelt vermischt sich hier mit unserer modernen Welt in der Zukunft. Die Wendungen sind so rasant, und in jedem Kapitel vorhanden, dass man sich schnellstens auf neue Situationen einstellen muss, mit denen man nie gerechnet hat. Das erhöht die Spannung, und definitiv die Überraschungen. Und genau wie Luz, habe ich mich aus meiner rosaroten Prinzessinnenhülle geschält, und mich hineingestürzt in ein Abenteuer, das jedem Agententhriller Konkurrenz macht. Die Wandlung von Luz ist hervorragend ausgearbeitet, und macht beim Lesen einfach nur richtige Freude. Ein Mädchen das zur mutigen Kämpferin wird, nein, unweigerlich werden MUSS. Die Kapitel sind übrigens immer aus einer anderen Sicht der Charaktere geschrieben, so wie Luz, Darel, oder Niall, und gehen mit dem Fortlauf der Geschichte mit. Man erfährt immer, was gerade in einem Charakter vorgeht, genau an der Stelle, an der es gerade nötig ist. Das schafft auch mehr Bindung zu allen, man kann sich besser in sie hineinversetzen. Ob man sie dabei versteht, oder ihre Taten verurteilt, das ist eine andere Sache. Man ist trotzdem in ihrer Gedankenwelt drin, und erlebt diese Szene somit hautnah mit.

    Was das Buch auf alle Fälle geschafft hat, das war, das ich zwischendrin niemanden mehr wusste, dem ich vertrauen kann. Das hat mich verunsichert, und das Verhältnis zu dem Protagonisten nicht gerade gefestigt. Bis vielleicht das zu Luz, denn ihr habe ich mich so nahe und verbunden gefühlt. Vielleicht weil sie von jedem wirklich nur benutzt wird, wurde, und nur noch sich selbst trauen kann. Zumindest denkt man das oft. Kein schönes Gefühl. Aber dass das Buch es überhaupt schafft, dieses Gefühl im Leser zu wecken, ist beeindruckend. Denn ja. Ich war wütend, verletzt, enttäuscht, hatte Angst, wollte weinen, ins Buch springen, einige Protagonisten schütteln, und hatte plötzlich gar keine Sicherheiten im Leben mehr, wem ich trauen kann, und wem nicht. Der Boden wurde mir also unter den Füßen weggezogen. Und all das während des Lesens.

    Die Welt die hier geschaffen wurde, ist auf jeden Fall etwas völlig Neues. Es ist Urban Fantasy, weil es in unserer Welt spielt, mit Elementen von Elben, die wir sonst eher im High Fantasy Bereich ansiedeln, und das Ganze in der Zukunft des Jahrs 2044. Die Welt in der gelebt wird ist nicht schön, mit einer Menge sozialer Probleme und Konflikte, aber sie ist sehr dicht und komplex. Ich müsste also lügen, wenn ich sagen würde, die Welt die hier konstruiert wurde, gefällt mir so wundervoll, dass ich mich heimelig und wohl fühle. Aber das ist ja auch nicht der Sinn der Sache. Und dass die Welt mit all ihren Gesetzen und Regelungen interessant und kritisch ist, das stimmt allemal.

    Ich gebe zu, das Buch hat mich an einigen Stellen verzweifeln lassen. Doch nicht wegen der Geschichte des Buches, sondern, weil ich mich meist so hilflos gefühlt habe. In einer Welt, in der man niemandem trauen kann, außer sich selbst, und so über sich selbst hinauswachsen muss, kam mir das alles vor, als ob ich selbst in diesem Buch wäre. Die Stadt, das System, die Welt….. alles ist unsicher. Ein einziger Moment kann das ganze Leben verändern. Von privilegiert zu verfolgt. Das System der Überwachungen, die Regeln und Gesetze, das rassistische Denken, die Rebellen, der Untergrund…. All das hat nicht gerade dazu beigetragen, dass ich mich sicherer gefühlt habe, und mich in Sicherheit in einer rosa Wolke wiegen konnte. Das Buch hat zum einen aufgezeigt, wie wichtig es ist, sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren. Aber auch, dass nicht jede Rebellion für die gute Sache kämpft, und viele Leute einfach nur ihr eigenes Wohl in den Vordergrund schieben. Solche Dinge wie Loyalität, füreinander einstehen………… das ist jedem völlig fremd, wenn er eigensüchtig nur an sich, und seine Vorteile denkt. Ebenso, wie, dass man die rosa Wolke dessen, was wir als angenehm im Leben betrachten, manchmal zur Seite schieben sollten. Aber ist es wirklich erstrebenswert, in einer Welt zu leben, und keine Liebe oder Emotionen empfinden zu können, außer dem eigenen Hass, oder dem Gedanken nach Rache, Vergeltung oder Sonstigem? Wir haben das Zusammenspiel von Familien, und was diese uns bedeutet, in jeglicher Form. Und die Themen Rassismus und Migration. Das Buch ist deswegen sehr aktuell, selbst wenn es in der Zukunft spielt, in einer Welt voller Elben. Aber wenn wir diese Gruppe als Symbol für Menschen, die anders sind, dann hat das Ganze schon einen viel bitteren Beigeschmack. Ja, dies war mal wieder ein Buch, bei dem die Gedanken nach dem Lesen ungemein gerattert sind, und gar nicht mehr stillstehen wollten. Und auch bei diesem Buch fände ich es schön, wenn die Leute all das erkennen, was darinsteht, als das, was es ist. Nämlich nicht richtig. Auch, wie wir auf unserem Planeten miteinander umgehen. Dass man alles symbolisch auf unsere Zeit übertragen kann, gefällt mir sehr gut, hält es einem doch mal wieder den Spiegel der Probleme, auch unserer Gesellschaft vor. Und, ohne sie richtig anzusprechen, sind sie trotzdem erkennbar.

    Und man sitzt vor der Geschichte, und reflektiert sich selber. Genau das mag ich an Büchern. Alles mutet so real an, als ob man nur raus vor die Tür gehen bräuchte, und sich genau in dieser Welt mit ihren Regeln befinden würde. Was zum Glück nicht so ist. Es ist eher wie eine Warnung, was aus uns Menschen werden kann, wenn wir in unserem Tun und unseren Aktionen nicht darüber nachdenken, was wir anderen Menschen antun. Eine leise flüsternde, nicht aufdringliche Warnung.

    Heutiges Rezensionslied über Wahrheiten, Lüge, und Maskeraden:

    „No flaws when you're pretending. But now I know…..she never was and never will be…you don't know how you've betrayed me…..and somehow you've got everybody fooled.

    Without the mask where will you hide……Can't find yourself lost in your lie.
    I know the truth now. I know who you are. And I don't love you anymore.“
    Düstere Lande: Schatten des Zorns Kiara Lameika
    Düstere Lande: Schatten des Zorns (Buch)
    30.09.2020

    In düsteren Landen gibt es schattigzornige Menschen….. :)

    Düstere Lande – Schatten des Zorns von Kiara Lameika

    Ennlin ist verlihiebt……Ennlin ist….oder nein…..Mathes ist ver…….Ach nein…..entschuldigt. Ich kann natürlich eine Rezension zum zweiten Band nicht anfangen, wie ich sie schon bei Band 1 begonnen habe. Und dann kommt ja auch noch dazu, dass Mathes natürlich gar nicht verliebt ist. Also in Ursula. Fugger ihres Namens, und immer noch Patriziertochter in Augsburg. Und genau dort befinden wir uns auch schon wieder. Doch ist Mathes noch derselbe, wie wir ihn in Band 1 kennengelernt haben? Oder machen ein paar Monate im Spätmittelalter einiges aus, und man wird schneller erwachsen, weil man einfach nicht solch eine lange Lebenszeit, und viel erlebt hat? Überhaupt, diese Sache mit der Lebenszeit in Augsburg, ist eben so eine Sache. Hier finden Verbrechen statt, und Morde. Und die beiden besten Schnüffler scheinen zwei Kinder zu sein. Pardon! Mathes und Ennlin, die beiden Hauptprotagonisten, sind alles andere als Kinder, denn immerhin sind sie 13 und 14. Im Mittelalter war DAS schon fast Überpubertäterwachsenenalterfastschonheiratsfähig….Oder so. Lasst uns also ein zweites Mal eintauchen in die Welt des düsteren Mittelalters der düsteren Lande, wie so schön auf dem Cover vermerkt.

    Wovon die Geschichte handelt:

    Diesmal sind Mathes Nachforschungen ein Spiel mit dem Feuer……gefährlich, und nah an genau diesem. Denn manche Feuer entstehen durch Scheiterhaufen, und enden auf ihnen. Und so beginnt unser zweiter Band dann auch. Denn in Augsburg hat ein Inquisitor Einzug gehalten, der, wie in so vielen Orten damals, Frauen der Hexerei bezichtigt, und sie auf den Scheiterhaufen bringen will, und es auch tut. Mathes, der nun mehr mit Ennlin agiert, ist auf seinem Lerntrip, den er in Teil 1 begonnen hat. Doch da sind Schatten aus Band 1, die ihn verfolgen, in Form vom Hüne aus Band 1, der sich rächen möchte. Ermordete Tiere häufen sich. Ein Toter wird gefunden. Die Misteln aus Band 1 treten wieder auf den Plan. Ein Biest erscheint, die Stadt zu terrorisieren. Die Inquisition verbreitet Angst in der Stadt und unter den Menschen. Und irgendwie passieren eine Menge mysteriöser Dinge. Und Mathes wäre nicht er, wenn er nicht mit Ennlin genau diese mysteriösen Dinge aufklären wollen würde. Denn die Schatten strecken ihre Finger auch nach den Beiden aus. Wie genau das aussieht, müsst ihr aber selbst lesen.

    Cover und Titel:

    Die Düsternis auf dem Cover zeigt, passend zum Titel, viel Dunkelheit. Aber auch das passt wunderbar. Wir sehen Mathes und Ennlin als Schattenfiguren, und eine dunkle Bedrohung in Form eines Wolfes, der die beiden in ihrer Mitte hat. Das Ganze ist umweht von Mystik, man hat Spielraum für die eigene Vorstellungskraft. Und doch weiß man ungefähr, was auf einem zukommt, und dass die Geschichte nicht ohne Gefahren ablaufen wird, dunkel und mysteriös ist. Zur Gestaltung des Buches möchte ich noch sagen, dass es mir außerordentlich gut gefällt. Im Inneren gibt es bei jedem Kapitel eine Zeichnung in Schwarzweiß, die mit der Handlung der Geschichte kooperiert, und etwas anzeigt, ohne zu viel zu verraten. Da ich Zeichnungen liebe, muss ich das grundsätzlich einfach nochmal erwähnt haben.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Wie über eine Verbindungsbrücke landen wir also auf einmal in Band 2. Hier weht immer noch der Geist von Band 1, denn es sind nur ein paar Monate vergangen. Wie ein großes Ganzes aller Bände, das sich in jedem Einzelband alleine zeigt, aber auch als Teil des Ganzen zu sehen ist. Und man hofft, am Ende des Weges alle Geheimnisse gelöst zu sehen. Doch bis dahin muss wohl noch eine weitere Verbindungsbrücke her….Die uns dann in Band 3 führt (den es geben wird). Natürlich schält sich in Band 2 eine völlig neue Geschichte aus der Geschichte heraus :D. Und auch wenn wir die Protagonisten in Band 1 kennenlernen, und ein paar Überbleibsel aus diesem in Band 2 gehüpft sind, so kann man die Geschichte sowohl mit, als auch ohne Vorkenntnisse lesen. Natürlich sind Vorkenntnisse immer besser, gerade bei Büchern, das weiß wohl jeder. Ihr dürft also gerne entscheiden, ob ihr Band 1 auch kennenlernen wollt. Kleine Entscheidungshilfe? Irgendwo in den Tiefen meines Rezensionsregales liegt auch die zu Band 1, die Jeder von euch lesen darf.

    Heute wissen wir das Lesen bildet, und ganze Weltbilder auf den Kopf stellen kann. Doch damals war genau dieses Wissen gefährlich, wollten doch manche einfach nicht, dass bestehende Weltbilder umgedreht werden, und Menschen sich Gedanken machen. Und so erfahren wir in diesem Buch zusätzlich auch noch, wie mächtig das geschriebene Wort sein kann, ist, und war. Zusammen mit geschichtlichen Aspekten zur damals sehr jungen Historie der Buchdruckerei, und was sie, auch für uns, bedeutet hat, liegt hier ein kleines Schätzchen vor uns. Man erkennt im Buch, wie wichtig das geschrieben Wort, wie wichtig Bücher sind, wie sehr sie uns beeinflussen, unsere Denkweise anregen, die Fantasie, uns schlau machen, und eine Meinung bilden lassen, und uns zum Nachdenken anregen, über alles was mit dem Leben zu tun hat. Doch dieses Denken, und die freien Gedanken, die sich bilden, die wollen manche unterdrücken. Weswegen es in der Geschichte der Welt ja immer wieder Gewalt gegen Bücher gab. Man ist mit dem Buch direkt in einer Zeit angekommen, die direkt mit Buchdruck, Buchmachern, der Verbreitung von Schriften, dem Volk, den Lesenden und Unlesenden, Wissenden und Unwissenden, des Aberglaube und den Zusammenhängen zwischen all diesen Dingen zu tun haben. Und das ist wohl für alle interessant, die gerne lesen, denn hier erfahren wir, wie wichtig Bildung, aber auch eigene Meinung ist, und wie gefährlich sie einem werden kann.

    Da dieses Buch auch wieder alles in einem ist, war anfänglich der Krimi da, der begleitet wurde von der Umwehung des historischen Romanes. Doch Kiara Lameika wäre nicht sie selbst, wenn sie es dabei belassen würde, und nicht noch einiges an Genrezugehörigkeiten und Crossovermixturen ins Buch stecken würde. Denn auch hier haben wir wieder einiges mehr an kleinen Stellen, die in andere Genres abdriften! Wer also versucht das Buch in eine Ecke zu stellen oder ein Genre zu schieben, dem wird dies nicht gelingen. Denn wir haben es hier mit einem Histothrillermysterykrimijugendbuch zu tun, das auch Themen wie Erwachsenwerden im düsteren Mittelalter behandelt, das manchmal gar nicht so düster scheint, wenn Hoffnungsfeuer leuchten. Damit wäre es für jede Altersgruppe geeignet, für Krimifans genauso wie für Liebhaber historischer Romane, für Jugendliche, und Erwachsene……ein altersloses Buch :D

    War das Buch schon im ersten Teil ernsthaft, und wir sind mitten in einer Welt gelandet, in der man schnell erwachsen wurde, so ist in diesem Teil die Ernsthaftigkeit und Tiefe der Thematiken nochmal mehr gegeben. Die Ereignisse lassen einem gar keine andere Wahl, so dass sie nachhallen. Die jugendlichen Protagonisten denken mehr nach, erleben noch mehr, und stehen wirklich, in ihrem für uns heute geringen Alter, an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Und genau so werden sie auch meist behandelt. Zumindest wenn es um Dinge wie Arbeiten und Verantwortungen geht. Denn die Welt von damals war nicht ausschließlich auf Alt und Jung und Verantwortlichkeiten aufgebaut, sondern eher nach Rang und Namen und Einfluss und Reichtum…. Ratsherren und Kircheninstitutionen inbegriffen. Und ja, ein wenig gesellschaftskritisch verpackt ist das Ganze auch noch, wenn wir es aus unserer heutigen Sicht betrachten. Wenn man die Zusammenhänge erkennt, dass Menschen früher gar nicht so anders waren als Menschen heute. Und trotz, dass wir uns in der Gegenwart befinden, ist das Buch wie eine Geschichtsstunde, ein kleines Zeitfenster, das uns ins Spätmittelalter katapultiert, und uns dort verweilen lässt. Wir lernen die Begriffe, Gepflogenheiten, und die Geschichte genau dieser Zeit, und das ziemlich realitätsnah, und mit Ereignissen, die so stattfanden, oder ihre Schatten vorauswerfen. Denn auch einige Personen im Buch waren reale herumlaufende Persönlichkeiten der damaligen Zeit, und nicht fiktiv. Der Schreibstil und die Sprache ist außergewöhnlich gut. Die Sprache ist alt, aber nicht altmodisch, der Zeit angepasst, und trotzdem modern gemixt. Man wähnt sich im Mittelalter, und trotzdem gleichsam in unserer Zeit. Was auch irgendwie klar ist, waren die Emotionen der Menschen oft gleich unseren. Das Buch ist umweht von Wirrungen, Verstrickungen, Geheimnissen, Fährten, Vertrauen, verlorenem Vertrauen, dem Drang zu lernen, Aberglaube und Wissen, und historischen Grausamkeiten, die uns aufzeigen, wie die Menschen damals getickt haben, und evtl. heute noch tun. Gerade hinter dem Vorhang der Hexenverbrennungen verbirgt sich so viel Menschliches, auf das man zwar mit Unglaube blickt, es kaum glauben kann, aber, wenn man näher darüber nachdenkt und schärfer draufblickt, erkennt man auch im Heute und Jetzt Dinge, die ähnlich sind. Die Erklärungen der mittelalterlichen Begriffe und Personen sind auch hier wieder mit Fußnoten geregelt worden, was sehr praktisch ist, da man zwischendrin nicht nach hinten in ein eventuelles Register blättern muss, um die Erklärungen zu bekommen. Auch wichtige Begebenheiten aus Band 1 werden bei den Fußnoten erwähnt.

    Die Atmosphäre ist definitiv düster, befinden wir uns doch oft des Nachts unterwegs, und streifen in und um Augsburg herum. Oft auch nach dem Läuten der Nachtglocke. Wie spannend als Leser dies mitzuerleben, ohne bestraft zu werden :D. Ich fand es klasse, durch die Augen der Leute von Damals Dinge mitzuerleben, gleichzeitig aber auch meiner eigenen Zeit bewusst zu sein, und alles etwas anders zu sehen, als die Menschen früher. Dinge wie Hexenprozesse und Inquisition. Tja, wenn man vorher immer wüsste, welche Auswirkungen Dinge haben….?! Die Angst der Menschen im Mittelalter vor der Institution Kirche, davor das Falsche zu tun, vor der Inquisition, Vor Hexen, dem Teufel…..vor allerlei Aberglaube, ist in diesem Buch fast greifbar und spürbar. Auch bei Mathes, der zwar auch hier wieder schnüffelt. Aber immer wieder von Skepsis bedrängt ist, das Richtige zu tun, aus Angst, ihm könne dies uns das passieren. Die Hexenprozesse waren auch ein wenig eine Art der Abschreckung und Unterdrückung, bis sich alle gegen einen wenden, rein nach dem Motto „Seht her, wenn ihr nicht brav seid, und alles macht, so wie wir es von euch wollen, und wenn ihr euch gegen uns lehnt, dann endet ihr genauso“. Ein Drahtseilakt in einer Zeit in der es schlau war sich dummzustellen, und schlimm enden konnte, schlau und wissend zu sein. Mathes und Ennlin müssen oftmals auf diesem Drahtseilakt balancieren. In allen Lebensbereichen. Und genau in diesem Zeitalter haben wir es dann auch mit einer bestimmten Art der Unterdrückung des normalen Volkes zu tun. Einer unterschwelligen Unterdrückung, kaum vom Volk bemerkt. Die Kirche, und ihr Wunsch nach Allmacht und Unbildung der Menschen. Denn wenn die Menschen plötzlich hätten lesen können, hätten sie ja gar nachdenken können, oder einen eigenen Willen gehabt. Und dann hätte man sie nicht mehr kontrollieren können. Jaaa, ich gebe zu, auch solch eine Weise kommt mir vom Heute sehr bekannt vor. Informationen und Bildung unterdrücken, damit das Volk „dumm“ bleibt, und nicht nachfragt. Und wer dann doch schlau ist, und durchrutscht, und sich gegen die Mächtigen stellt, der lebte, oder lebt, gefährlich, und ist damals dann auf dem Scheiterhaufen gelandet. Dieser Bogen vom Damals ins Heute ist im Buch sehr gut zu erkennen. Selbst wenn die Scheiterhaufen von Heute, die uns mundtot machen sollen, nicht mehr brennen, aber doch brandheiß sind, und sich anders entfachen. Deswegen mutet die Geschichte trotz Mittelalter seltsam aktuell an, wenn man Parallelen über Jahrhunderte sieht. Die Geschichte verwebt hier auch wieder fiktive Erzählungen mit geschichtlichen Ereignissen, die passiert sind. Und ja, auch in diesem Buch merken wir, dass die Probleme im Buch im Spätmittelalter mal wieder gar nicht so unterschiedlich sind, von unseren eigenen. Denn am Beispiel der Hexenverbrennung muss man sagen, dass es diese heute natürlich nicht mehr gibt, diese aber auf Aberglauben aufbaut, und der Angst vor Andersartigkeit, und diese ist natürlich auch heute weit verbreitet, wenn sie sich auch anders äußert. Genauso wie das Denken, dass man mit mehr Bildung anderen Menschen überlegen ist.

    Auch diesmal ist das Buch wieder geschrieben aus der Sicht von Mathes. Hinzu kommt diesmal Ennlin, von der wir aus den Kapiteln auch verschiedene Sichtweisen erhalten. Was super ist, denn Ennlin war ein Charakter, den ich schon in Band 1 ins Herz geschlossen habe. Und nun kommen wir ihr näher, durch die Tatsache, ihre Gedanken zu erfahren. Das hat Auswirkungen auf den Leser, der hier auch wieder Mathes noch ein Stück näher kennenlernt. Nicht nur im Kapitel, sondern auch innerhalb derer, wechselt die Sichtweise zwischen Mathes und Ennlin. Wir finden das meist durch ein Symbol heraus, das für Mathes steht, und eines, das für Ennlin steht, die man noch aus Band 1 kennt, und die eine Bedeutung haben. Beide sind an ihren Aufgaben gewachsen, und erscheinen nicht nur erwachsener als Kinder, sondern durch ihr Wissen und Erleben, und das Hinterfragen auch noch erwachsener und vernünftiger als so mancher Erwachsener.

    Und so ist das Buch neben einem Kriminalfall und einer Jugendgeschichte, auch noch Geschichtsunterricht, der über das Spätmittelalter berichtet. Die Atmosphäre im Buch, die Handlungen, die Worte, Begriffe, und das Tun und Agieren der Menschen ist so, als ob man sich genau in dieser Zeit befinden würde, und mit jedem Satz wird der Geist der Zeitepoche 1499 ausgestrahlt. Sein es Kartenspiele, das Benehmen der Leute, oder Worte, die uns ins Spätmittelalter entführen. Ein Buch des Zorns, der Düsternis, und der Feuer, die darin und dadurch anfangen zu brennen……und sei der Feuerschein auch nur von den Scheiterhaufen, und Worten, die diese anfachen. Der Zorn der Misteln, Ennlins, des Inquisitors, des Hünen, des Ritters… alle Zornarten werfen hier ihren Schatten voraus. Und jeder kocht sein eigenes Süppchen.

    Heutiges Rezensionslied. Nicht, weil es etwas Grausames aussagt, sondern weil es etwas anspricht, das durchs Wiedergeben eher eine Mahnung ist, sich eben NICHT unterdrücken zu lassen, von denen, die andere gerne brennen sehen würden, denn die Hexenverfolgung und Inquisition hat nun auch bei Mathes und Ennlin Einlass gefunden:

    „Jetzt fliegt nur noch Asche und kein Hexenbesen! Wir schlagen ein Kreuz, denn jetzt ist sie tot.
    So schön wie der Tag ist sie mal gewesen, nun tanzen die Funken ins Morgenrot.

    Tut Kund und zu wissen, für alle zur Lehr. Das Holz ist gestapelt und heiß ist der Teer.
    Für alle, die anders und sich nicht bekennen, zum rechten Herren, die sollen verbrennen.
    Die sich nicht bekennen, die sollen verbrennen.“
    Rebenopfer Britta Habekost
    Rebenopfer (Buch)
    11.09.2020

    Mit Carlos Herb auf Expedition in die exotische Pfalz mit ihren Eingeborenen und Ritualen.

    Rebenopfer – Ein Elwenfels-Krimi von Britta und Christian Habekost

    Und ich wart auf der Suche. Wonach? Naaa, es muss doch zu finden sein, dieses Elwenfels. Es kann doch einfach nicht sein, dass solch ein Ort nicht existiert. Und so setzte ich mich vor eine Landkarte (jaja, ich weiß, heute sind sie elektronisch) schaute mir die Landkarte von Elwenfels im Buch an, und verglich sie mit ORTEN. Mit welchen? Ich wusste nur, dass ich irgendwo in der Pfalz an der Weinstraße beginnen muss. Nicht mal ein „Tritsch Tritsch“ hätte den Ort offenbart. Verzeihung?! Tritsch Tritsch?! Äh, andere Geschichte. Wobei ihr euch diesen Ruf natürlich merken solltet. Wofür, dürft ihr gerne selber herausfinden. Und so fand ich zwar auf keiner Landkarte Elwenfels. Dafür aber in diesem Buch. Und so eine kleine Auszeit und Reise durch die Seiten ist ja auch etwas Feines. Moment. Hier geht es doch um einen Krimi? Ja okay. DA erscheinen ja meist auch Verbrechen. Und irgendwie ist das ja dann auch nicht mehr ganz so idyllisch. Doch Owacht! Vielleicht birgt Elwenfels ja doch ein wenig Harmonie und Idylle in sich. Und manche Orte, wollen vielleicht einfach nicht gefunden werden, und verstecken sich sehr gut. In einem Buch. Worum es im hier also geht, folgt nun. Denn wer zu viel fragt, und die falschen Fragen stellt, der sieht vor lauter Fragen die Antworten nicht, selbst wenn sie direkt vor einem sind.

    Die Geschichte, die das Buch erzählt:

    Wie ihr vielleicht schon ganz dezent mitbekommen hat, befinden wir uns in Elwenfels, ein Ort in der Pfalz. Und auch das Drumherum der Orte an der Weinstraße bekommt hier seinen Platz. Hierhin verirrt sich Carlos Herb, ein Privatermittler aus Hamburg, um einen Auftrag zu erledigen. Die Suche nach einem hanseatischen Messe Magnaten und Millionär, dessen Spur sich in der Pfalz verloren hat, und dessen Frau Carlos Auftragsgeberin ist. Und so ist Carlos Herb aus Hamburg auf der Suche nach Hans Strobel, nach was zum Trinken, einem Bier, dem Elwetritsch (Elwe was?!)…..und findet am Ende ein wenig zu sich selbst. Er legt ein bisschen die Fänge seiner Hamburger Nüchternheit ab, und lebt sich immer mehr in die Herzlichkeit der Menschen ein. Und erkennt dabei Dinge, wie, dass diese hochmoderne kalte Welt nicht immer das Wahre ist, und es im Leben auf mehr ankommt. Nämlich Zusammenhalt, Nostalgie, und auch ein wenig die Schönheiten der Natur in äh…. All ihren Formen. Ob der eigentliche Fall also gelöst wird, dürft ihr gerne selbst erkunden.

    Cover:

    Mir selbst gefällt das Cover richtig gut, denn es beschreibt die Landschaft der Pfalz, und saugt einen sofort so sehr ein, dass man seinen Rucksack packen möchte, um eine Pfalzreise zu unternehmen. Auch die Handschellen und die Flasche haben natürlich mit der Geschichte etwas zu tun.

    Fazit und Gedankenallerlei (das kann jetzt etwas dauern :D):

    Wie soll ich dieses Buch bloß beschreiben als das, was es ist? Krimi? Ja. Lokalanekdoten? Ja. Humor? Ganz großes Nicken. Die Pfalz auf die Schippe nehmen? Jein. Es ist ein liebevolles Herantasten. Zum Lachen, aber auch zum Mitfühlen, weil die Leute das Herz am rechten Fleck haben. Kann das Buch von allen Altersgruppen gelesen werden? Unbedingt! Auch ihr jungen Menschen solltet unbedingt mal einen Ausflug in die schöne Pfalz machen, besser gesagt nach Elwenfels, selbst wenn ihr da kurz mal kein Wlan habt. Heute lese ich also „Pfälzisch für Anfänger, Band 1“, also quasi Pälzisch fer Aafänger. Quatsch. Ich habe euch natürlich nur veräppelt. Heute lese ich die Elwenfels Reihe Band 1. Wobei. So weit hergeholt ist das mit dem Pälzisch-Grundkurs gar nicht. Unweigerlich lernt man nebenher den Dialekt. Ja, es scheint als ob das Buch das Tor ist, durch das man durch das Lesen schreitet, um in der Pfalz zu landen, und irgendwie auch Teilpfälzer zu werden. Unterschätze übrigens nie Menschen, die Dialekt sprechen, oder mach ihr Wissen nicht daran fest, wie viel Wein sie trinken. Denn in beidem kannst du dich irren. Und hinter der Fassade von einigen kann mehr Weisheit stecken, als in jedem hochintelligenten Großstadtmenschgelehrten.

    Und wie die Geschichte spielt, so taucht man als Leser in das Buch ein. Und was anfangs oberflächlich war, ist so, als ob man mit dem Lesen immer mehr in einen tiefen dunklen Wald eintaucht, in dem man vor lauter Bäumen genau diesen nicht mehr sieht. Auch die Stimmung von verlassenen Wäldern ist zwischendurch da, und teilt mit uns die Empfindungen wie Stille, Ruhe, aber auch Geheimnisse und …. Vielleicht manchmal Furcht. Der Roman lässt mich auf eine Art nostalgisch zurück, die ich nicht mal beschreiben kann. Vermutlich die tiefe Sehnsucht nach Ruhe und Stille und dem Entkommen der Hektik, auf eine ganz altmodische Art, die nichts mit hippen und coolen Techniken zu tun hat. Wie erholend, diese Welt mal ausblenden zu können :). Eine Auszeit aus der Realität, und das obwohl man sich im Buch mitten in der Realität befindet. Ich habe mich zum Teil wie in eine andere Welt versetzt gefühlt, und das, obwohl die Handlung in der Nähe spielt. Und ja, nach der Lektüre muss man erst wieder in der Wirklichkeit ankommen, so merkwürdig es klingt. Doch das ist was Gutes. Denn Bücher die uns entführen, und das, obwohl es in keine Fantasywelt geht, die sind rar gesät und selten. Und es gibt manche Orte auf der Welt, die sind so magisch, dass sie trotz ihrem Dasein in der Realität glauben lassen, dass es auf der Welt wirklich Magie und Zauber gibt. Elwenfels ist einer davon. Und natürlich, ich glaube fest dran, dass es Elwenfels gibt, auch wenn ich es bis jetzt auf keiner Karte gefunden habe. Und am Ende kann man Elwenfels nicht vergleichen mit Orten in der Pfalz, weil es so scheint, als ob einfach der Geist aus allen Ortschaften, und von jeder ein bisschen was in ihm steckt. Ein Potpourri aus verschiedenen Pfalzortschaften, vereint in Elwenfels. Das ist übrigens so abgeschnitten, dass es sogar von den anderen Orten an der Weinstraße nur als „Das Kaff im Wald, wo ich noch nie war“ beschrieben wird, und irgendwie scheint dort die Zeit stehengeblieben.

    Und ja, die Protagonisten erscheinen alle zeitlos jugendlich und herrliche unangepasst, gelassen, unbekümmert, und gemütlich, egal welches Alter sie haben. Sie sind einfach alle…äh…..cool :D. Ein Hauch von Schrulligkeit der guten Art umweht die Geschichte. Sie sind so real originell, einzigartig, herrlich frisch, strahlend, lebendig und liebenswürdig gezeichnet, dass man sie direkt in seinen Freundeskreis aufnehmen will, und mit dem Lesen auch irgendwie tut, und sie in sein Herz schließt. Sie leben ihre Eigenarten. Sie bleiben nicht blass, sondern sind bunt und farbig. Ein bunter Haufen Vögel. Und ja. Gewisse Vögel findet man im Buch auch. Da schafft es das Buch doch mitten in der Geschichte auch noch, geheimnisumwitternd zu werden. Und ein kleines Fabeltier, wird zur Realität. Oder nicht? Oder doch? Letztendlich, darf jeder das glauben, was er möchte. Aber bitte, natürlich laufen da draußen kleine Tiere durch Unterhölzer von Wäldern die Mischungen aus Tieren und Kobolden sind :). Die Eigenheiten und Besonderheiten der Charaktere, das Flair der Pfalz, und natürlich die Sprache, kommen so gut rüber, als ob man meinen würde, die Charaktere neben sich stehen zu haben. Und ja, vielleicht führt man ja unweigerlich auch mal ein Gespräch mit den Protagonisten, zur Freude, oder Nichtfreude der realen Menschen, die mit einem zusammenleben (Was soll dieses Tritsch Tritsch? Und hä? Weeschwieschmään? Keine Ahnung was du meinst).

    Auch der Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl oder die Gastfreundschaft im Dorf sind spürbar, und somit ziemlich erstrebenswert, denn wer braucht nicht ab und an Menschen, die zusammenhalten? Es ist ein wenig wie ein Crash der Kulturen. Der Hamburger, kommt in die Pfalz, wo die Menschen herzlich sind, auf einen zugehen, einen in ihre Mitte nehmen, und vielleicht auch ein wenig weinselig sind. Naja. Zumindest einige. Es ist Großstadtflair gegen pfälzisches Dorf. Aber dessen Charme ist es auch, wovon der Roman lebt. Denn dieser Charme mutet humorig an, und man findet sich oft vor dem Buch wieder, und lacht. Dabei ist es doch ein Krimi! Doch das eine, muss das andere ja nicht ausblenden. Und so schafft es das Buch kriminologische Elemente mit der pfälzischen Lebensart, und dem Humor der Menschen zu verbinden, und dazu noch leicht mystisch anzumuten. Die Anonymität der Großstadt, dass man sich zwar kennt, aber eben nicht „kennt“, nicht wirklich, nicht richtig, gegen Provinz. Und manchmal muss man erkennen, dass es gar nicht so schlecht ist, eher in der Provinz, als in der Großstadt zu leben. Denn hier verbirgt sich vielleicht die Essenz des Glückes. Ab und an erscheint dieses Elwenfels in einer fast mystische Atmosphäre, die das Dorf und die Wälder drumherum umgibt. Beinahe wie bei diesem kleinen gallischen Dorf, das sich als einziges gegen die römische Übermacht gestellt hat.

    Die Situationskomik ist fast schon unschlagbar und einzigartig, und das nicht nur wegen der sprachlichen Barrieren, sondern auch wegen der so verschiedenen Temperamente der Menschen, die man alle ins Herz schließen will. Sogar Carlos Herb, den eingefleischten Hanseaten. Also, irgendwann dann mal im hinteren Teil des Buches :D. Dieser lässt uns teilhaben an seinen Gedanken über die Eingeborenen, das Beisammensein, die Weinfeste, die Schunkelei, diese komischen Trinksprüche, und diesen komischen Dialekt, von dem er sich fragt, ob das überhaupt noch eine Sprache ist?!. Die Wortwechsel und Gespräche nehmen gerne mal komödiantische Züge an, der unterschwellig ungewollt komödiantischen Art, aus der Situation heraus.

    Hach, das Buch ist herrlich ironisch komisch. Carlos Herb, der sich wie ein Alien aus einer anderen Welt fühlt, das nun auf der Erde gelandet ist. (Oder einen Erdling, der auf einem anderen Planeten gelandet ist? ). Einer ziemlich merkwürdigen Erde, mit einer komischen Sprache, die er nicht versteht. Hier wird es geschafft, die Pfalz und Pfälzer überzogen darzustellen, aber auch echt und authentisch, und, dem ganzen einen liebevollen Touch hinzuzufügen, mit der Aussage, dass man so ist, wie man eben ist, und das jede Gegend ihre Originale hat. Auch Elwenfels. Deswegen wirkt das Ganze nicht lächerlich, sondern einfach nur charmant. Elwenfels ist mystisch magisch bezaubernd, und mit dem Eintreten in diesen Ort erscheint es einem fast so, als ob man in einer kleinen verzauberten Welt angekommen sei. Jaja, in diesem Buch bekommt man das Lokalkolorit mit voller Breitseite zu spüren. Das Buch nimmt sich selbst nicht so ernst, und ebenfalls die Bewohner der Pfalz. Aber auf eine gute Art. Sie kommen herzlich rüber. Wir haben die Gutmütigkeit, Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit der Menschen, ohne Distanz zu wahren. Sie sind geradeheraus, unkompliziert und direkt, gastfreundlich, nicht subtil, offen für Menschen, und agieren frei nach ihrem Gemüt. Wenn sie einem vertrauen.

    Doch lasst euch nicht täuschen. Weder vom äußeren, als vom geschichtlichen Inhalt. Denn das Buch hat weit mehr zu bieten, als nur eine schön weinselige und idyllische Landschaft auf dem Cover, und einfach superlustige Unterhaltungen. Denn zwischendrin scheinen immer wieder die Sinneseindrücke durch, die fast schon poetisch die Landschaften und die Natur umschreiben, so dass man manchmal einfach gerne ins Buch springen würde, um genau dort zu sein, wo sich die Protagonisten gerade befinden. Nun, ich fürchte, das ist nicht möglich. Doch annähernd schon, wenn man ein anständig arbeitendes Kopfkino, und eine funktionierende Vorstellungskraft hat. Alles andere bietet uns das Buch dann. Natürlich ist noch hervorzuheben, dass die Pfälzer Landschaft im Roman wunderbar beschrieben ist. Wie könnte es auch anders sein? Immerhin ist die Landschaft ja auch wundervoll. Wir befinden uns also mitten in der Pfalz, und das nicht nur im Buch, sondern auch in unseren Köpfen. Und unter all dem Humor und der Lustigkeit spürt man dann auf einmal, dass beim näheren Anschauen so viel Weisheit, Ernsthaftigkeit und Tiefe im Buch liegt, über die Dinge im Leben, die wichtig sind und glücklich machen, und was es bedeutet zu „leben“. Denn einige tun das anscheinend, ohne es zu tun.

    Und in einem Krimi passieren doch immer schlimme Verbrechen. Oder etwa nicht? Die Kunst aus einem Krimi als glücklicher Mensch herauszugehen, ist wohl eine, die hier geschafft wurde. Ein Roman, nicht nur der pfälzischen Lebenslust, sondern der jedermanns. Und man kann es kaum glauben, dass sich dies alles hinter dem Cover des Buches verbirgt. Ein Meisterwerk lokalkoloritrischer (eigene Wortkreation) Literatur :D. Ich mag Lokalkrimis, Aber dieser war nochmal etwas ganz Besonderes unter ihnen. Also. Nun dürft ihr euch zurücklehnen, die Zeit in Elwenfels genießen, das Leben Leben sein lassen, und ein wenig euer Dasein als Mensch in diesem Ort genießen. Dieses geheimnisumwobene Elwenfels, wo liegt es bloß? *weitersuch*. Im Wein liegt die Wahrheit, das ist schon wahr. Doch manchmal steckt noch so viel mehr darin, so wie Selbsterkenntnis, Glück, oder ein Neuanfang, manchmal in ganz anderer Form, als wir es uns vorstellen. Von Dubbegläsern, Weinfesten, Weinschorle, Grumbeere, komischen Vögeln und der Suche nach……. Einem Bier? Oder einem Menschen. Weeschwieschmään?! :) Also Owacht! Elwenfels schluckt die Menschen und Leser, so dass sie gar nicht mehr wegwollen. Oder wieder hin. Denn es wird weitere Bände geben, dies sei gesagt.

    Und weil das Buch so fremdartig, weinselig, aber auch tiefgehend ist, hat mein Kopf beim diesmaligen Rezensionslied wohl verrückt gespielt. Und wie die Wandlung von Carlos im Buch, so hat sich auch das Lied gewandelt. Ein interaktives Buch für meine Gedanken. War da erst in meinem Kopf „Oh, I’m an alien, I’m a legal alien. I’m an…äh…Hamburg Man in the Pfalz…“ oder so, so bin ich mit dem Buch in der Nostalgiezeit weitergereist zum Schunkeln und bei „Schütt‘ die Sorgen in ein Gläschen Wein. Deinen Kummer tu auch mit hinein“ gelandet. Am Ende ist dann dieses im Kopf geblieben:

    „Im letzten Sommer. Die Biere schmeckten schal. Beschloss ich einfach, ich lebe noch mal.
    Ich sah nach oben, tief in den Himmel rein. Mein zweites Leben, schien schon jetzt wahr zu sein.“
    Schwabe, A: Jenseits des Spiegelsees Schwabe, A: Jenseits des Spiegelsees (Buch)
    03.09.2020

    Lesende Orks, die superschlau sind? Kämpfende Frauen? Und Intrigen?.....bin dabei :D

    Jenseits des Spiegelsees von Annika Schwabe

    Dieses Buch hat mich endlich mal wieder abtauchen lassen in ein irgendwie mittelalterlich anheimelndes Setting, das doch ab und an modern erscheint mit seinen Problemen. Zumindest in meinem Kopf. Das Buch spielt in einer Fantasiewelt, und kommt mir an manchen Stellen wie eine Metapher unserer heutigen Welt auf Kriege, auf Witwen, verlassene Kinder, Frauen in Nöten, Rebellen, das tägliche Überleben, Machtausübung der Reichen und Mächtigen, Aufstände und Widerstand, aber auch Zusammenhalt, Heldentaten und Loyalität vor. Ebenso wie Wut, Missgunst, und Misstrauen gegenüber Völkern, mit denen man mal im Krieg lag, die aber doch auch ganz tolle Freunde werden können, wenn man sie nur an sich heranlässt. All das regt dann doch zum Nachdenken an. Und gerade diese Szenerien waren es, die das geschafft haben. Und überhaupt kennt man ja auch aus unserer Welt das Misstrauen gegenüber ALLEM was anders ist, als man selbst. Am besten fange ich gleich mal damit an, worum es geht.

    Die Geschichte die das Buch erzählt:

    Monique, um die 30, ist eine Söldnerin, und für alle Aufträge zu haben. Sie ist eine Frau des Volkes, und trotzdem nutzt der König und die Armee, hier die Kavallerie, sie gerne, um gesuchte Leute und Wesen zu fangen, oder sie zu engagieren um andere Dinge zu tun, da sie in dem was sie tut, sehr gut ist, sich im Lande auskennt, und auch in den Völkern der verschiedenen Wesen und Stämme. Und so wird sie vom König von Seelenstein dazu gezwungen einen Brief ins feindliche Land der Elfen, nach Kolotrya, direkt in den Marmorpalast der Königin, zu überbringen. Eine leichte Aufgabe könnte man sich denken. Doch so einfach ist dies nicht. Denn das Land Jesaheim hat schon zwei große Kriege im Laufe der Jahrhunderte hinter sich. Und immer waren Menschen, Elfen, und irgendwie auch Orks und manchmal Zwerge, involviert. Was im Brief steht, darf nicht ans Licht kommen, und der Weg ins Elfenreich ist auch nicht so einfach. Zur Seite bekommt Monique Ceter gestellt. Hauptmann der königlichen Kavallerie und Armee, und Jemand, den sie durch ihre früheren Aufträge schon länger kennt. Die beiden machen sich also auf den Weg. Und genau dieser Weg ist die Geschichte, über die ich gar nicht mehr berichten möchte, weil jeder selbst auf diese Reise gehen sollte. Denn jeder wird sie anders erleben. Ich kann hier nur davon berichten, wie ich sie mit dem Lesen und damit meiner Buchreise erlebt habe.

    Cover:

    Ich mag das Cover sehr. Zum einen weil ich in der Figur meine einen Charakter aus dem Buch erkannt zu haben. Zum anderen, weil es mich immer an die Herrin vom See aus Avalon erinnert. Auch der See des Covers spielt im Buch eine Rolle, und die Schwerter stehen wohl für die Kämpfe, die auch stattfinden.

    Fazit und Gedankenallerlei:

    Es gibt im Buch einen Abschnitt, noch vor dem Prolog. Und ich gebe zu, dass es diese Worte waren, die mich gleich in ihren Bann gezogen haben, weil ich unbedingt wissen wollte, was hinter diesen steckt. Das Buch hatte also schon mal meine Aufmerksamkeit. Es wird mit dem Aufschlagen der Seiten geschafft, einen zu entführen in eine andere Welt. Sobald man es liest, befindet man sich im Lande Jesaheim, mit all seinen Orten, Wüsten, Brücken, Städten, Seen, Flüssen, Inseln, Gebirgen, Menschen und Wesen. Und wegen denen ist das Buch auch ein Mix aus Emotionen, die im Leser wachgerufen werden. Von tiefer Melancholie, über Traurigkeit, Wut, Loyalität, Liebe, Verrat…… aber auch Humor, kommt fast alles vor. Das Ganze ist auf jeden Fall tiefgehender als man am Anfang denken mag. Die Handlung ist unmittelbar. Man ist direkt dabei in allen Szenerien, und wird gleich anfänglich ins Geschehen geworfen. Alles ist wie mehrere Geschichten in einer, die aufeinander zudriften, und sich erst im Laufe der Geschichte vereinen, und eine gemeinsame Geschichte werden. Moniques und Ceters Weg, um den Brief zu überbringen hat einen großen Anteil an Plänkeleien und Humor, denn wie die beiden sich miteinander necken und sticheln, das ist einfach grandios. Denn sie können auch ernst und respektvoll miteinander umgehen. Ich mag die Art von beiden. Dann gibt es noch den Part der Orks, die den jungen Tyr in sich haben, der merkt, dass er gar nicht das will, was sein Vater von ihm möchte, weil er viel zu schlau für einen Ork ist. Wir haben den Handlungsstrang im Königreich der Elfen, im Palast, mit dem Hauptmann der königlichen Wache, Amnon, und Königin Brianna. Und schließlich die Verfolger von Monique und Ceter, die den blinden Larish als Geisel dabeihaben. Und später wäre dann noch der Strang von Joyce und Index…. Die aus Bjota fliehen müssen. Ihr seht: Eine Menge Namen, die euch momentan noch nicht viel sagen. Wir lernen nämlich jede Menge Wesen und Figuren im Buch kennen. Auch wenn mir alle Lebenswege gefallen haben, und ich sie toll fand, und gut dargestellt, habe ich Tyr liebgewonnen. Denn die Aussage der Geschichte von Tyr, die besagt, dass man alles machen kann, was man nur möchte, und sich nicht davon leiten lassen sollte WAS man ist, gefällt mir. Und wenn die Familie auch zu den besten Kriegern gehört, und man selbst eben eher den Büchern und der Weisheit zugetan ist, dann ist das eben so, das macht einen nicht zu einem schlechteren Menschen….. in seinem Fall Ork. Dies ist aber nur eine kleine Episode, die mir nahegegangen ist. Weiteres will ich natürlich nicht verraten. Doch erzählen musste ich davon. Gerade, oder gerade weil Tyr wohl alle lesenden Menschen sehr gut verstehen kann, und andersherum.

    Und ich habe es wirklich selten gesehen, dass eine Geschichte im High-Fantasy-Bereich (es gibt fantastische Wesen, Probleme in einer anderen Welt, eine abenteuerliche Reise… also kann ich es ruhig so nennen), die so wenige Seiten hat, so komplex ist mit ihren Wesen, ihren Orten, der Geschichte und den Personen die auftauchen. Und ja, man könnte das Ganze natürlich noch ausbreiten auf 500 oder mehr Seiten, und in die Details gehen. Trotzdem. Die Geschichte so wie sie ist hat mir gut gefallen, und genau diese Sache mit der Komplexität, die hat meine Sterne verdient. Alles wurde gesagt, und keine Fragen sind offengeblieben (bis natürlich die, die in Band 2 beantwortet werden). Und ja. Auch wenn ich manche Dinge gerne mehr ausgearbeitet gesehen hätte, und damit ein paar Seiten mehr im Buch gelesen hätte, so habe ich mich dann doch entschieden, die Geschichte an sich zu bewerten. Und die hat mir nun mal einfach ganz toll gefallen, weil die Idee nicht neu, aber gut in der Umsetzung war, und der Schreibstil ungewöhnlich detailliert. Gerade auch in der Hinsicht, dass alles in diese wenigen Seiten gepackt wurde. Das Buch ist übrigens ein Debüt.

    Und ja, auch wenn das Werk natürlich rein von der Seitenanzahl gar nicht mit Herr der Ringe vergleichbar ist, so scheinen die Stellen durch, ich muss es einfach erwähnen, bei denen ich ein wenig erinnert wurde. Was übrigens etwas sehr Gutes ist, denn ich bin einer der größten Herr der Ringe Fans, die es gibt. Vielleicht einigen wir uns auf die kleine, noch junge, Schwester des Herrn der Ringe :D. Es ist nämlich nur ein HDR Hauch, der die Geschichte umweht, weil es eine völlig neue und eigenständige Story ist, die eine ganz eigene Handlung hat. Auch ich war überrascht und gebe zu, anfangs nicht mit so einer komplex verworrenen und verwobenen Geschichte gerechnet zu haben, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Besonders hat mir auch gefallen, dass wir es im Buch nicht mit einer ganz jungen Frau zu tun haben, sondern mit einer um die 30, die im Leben schon so viel mitmachen musste, dass sie eine gestandene Frau ist, die sich nichts sagen lässt, und mutiger ist, als so mancher Mann.

    Das Buch führt uns durch keinen gradlinigen Weg durch die Geschichte. Es weicht aus, um uns öfter mal auf andere Pfade zu bringen. Die Stränge sind mal hier, mal dort, und man denkt sich immer……. Wann kommen diese Erzählstränge zusammen, und was hat alles miteinander zu tun? Die Kapitel spielen dabei immer an anderen Orten, und es tauchen mehr Personen auf, die man während der Lektüre kennenlernt. Aber keine Angst, diese Weise macht die Geschichte auch unheimlich interessant. Denn man stell sich fragen, und bleibt neugierig. Und so sollte eine Geschichte ja auch sein. Das Buch besteht aus Puzzleteilen, die man nacheinander und durcheinander liest. Und erst am Ende steht man vor dem fertigen Puzzlebild und denkt sich……“Natürlich, so hängt alles zusammen“. Mir hat es gefallen, ein wenig turbulent auf die richtige Fährte gesetzt zu werden, die dann nicht immer richtig war. Ständig macht es klick im Kopf, nur um dann im nächsten Abschnitt wieder im Dunkeln zu tappen, weil sich eine neue Tür und Spur auftut. Ich habe etwas länger gebraucht, bis sich alles in meinem Gehirn zusammengeknüpft hat, was aber die Spannung nur noch mehr gesteigert hat, weil ich wirklich lange im Dunkeln lag, was eigentlich alles miteinander zu tun hat, worum es geht, wie die Figuren zusammengehören, welche Vergangenheiten sie miteinander haben, und so weiter. Und immer, wenn man denkt „Oh, nun geht die Geschichte in einer geraden Linie voran“, dann Pustekuchen, kommt wieder etwas neues Unvorhergesehenes daher, und überrascht einen. Doch lieber spät als nie. Und zwischendrin nehmen die Wendungen so an Fahrt auf, dass man nur noch weiterlesen will. Das Buch beweist, dass es in einem guten High Fantasy Buch nicht immer mehrere hundert Seiten bedarf, um eine Geschichte dicht und atmosphärisch zu erzählen. Tatsächlich hat man alles an Infos erfahren, was es geben muss. Und dann bleiben zwar Fragen übrig. Aber es gibt ja auch noch einen zweiten und dritten Teil. Und auch wenn sich in knapp 250 Seiten die Handlung etwas schneller vollzogen hat, so kam man doch sehr gut mit, und hat die Geschichte genossen, und sich eigentlich nie gehetzt gefühlt. Gerade auch deswegen hat mir die Geschichte so gut gefallen. Es ist eine kleine feine Geschichte, die man, wenn man denn Zeit hat, recht schnell lesen kann, um sich in dieser Zeit in eine andere Welt zu begeben.

    Was wirklich besonders gut gelungen ist, das ist die Atmosphäre, die sich durchs ganze Buch schlängelt. Wir begeben uns auf eine Reise mit Monique und Ceter, und genau diese Reise ist es, die einem unheimlich Spaß macht beim Lesen. Denn jede Stadt, jeder Felsen, die Seen, Berge und Grenzen, sind so toll beschrieben, und mit fantasievollen Namen versehen, dass wir uns direkt hindenken können, und unser Kopfkino sofort anspringt. Davon lebt die Geschichte. Ebenso, wie von ihrem Spektrum an Wesen, die im Buch vorkommen. Und die anders, als die Vier „alten Bekannten“ Elfen, Menschen, Orks und Zwerge….. dann doch für völlig neue Vorstellungen im Kopf sorgen.

    Wie zu jeder Zeit natürlich auch in unserer heutigen, gibt es Konflikte, Rebellen, Widerstände und Proteste gegen Obrigkeiten. Und auch Kämpfe und Gewalt, der Armee, gegen die Bürger. Die ernsten Untertöne kann man ebenfalls herauslesen. Und auch wenn die Figuren und Wesen uns seltsam fremd scheinen, weil sie in einer Fantasiewelt leben, so sind die Probleme ähnlich denen von uns. Es geht um Ungerechtigkeiten, Krieg, Grausamkeiten, Vorurteile gegen andere Völker und Wesen, dem Anderssein…..und dem Wunsch einfach nur irgendwie ein gutes Leben zu führen. Manche Abschnitte regen also zum Nachdenken an, aber manche sind zum Schmunzeln, und wieder andere einfach nur durch ihre Atmosphäre und Ortsbeschreibung bestechend. Trotz weniger Worte ist die Geschichte mit ihrer Wortwahl und dem Schreibstil tiefgehend, so dass man die Welt drumherum auf alle Fälle gut kennenlernt. Bei den Protagonisten ist das ebenso der Fall. Aber es geht auch ein wenig um Traditionen, und dagegen aufzubegehren. Manchmal binden uns Traditionen und zwingen und in Rollen, die wir vielleicht so gar nicht annehmen wollen, weil sie nicht mit unserem Selbst übereinstimmen.

    Alles ist also angelehnt an unsere Welt, aber natürlich im Fantasiebereich. Es ist fast wie eine Parallelwelt. Die Probleme sind ähnlich. Es gab bisher zwei Kriege, die unseren Weltkriegen ähnlich sein könnten, ein dritter ist in naher Sicht. Auch eine Religion gibt es, die aus einer Gottesmutter besteht, die die Erde und Menschen geschaffen hat, und ihrem Bruder, der das Böse und den Teufel darstellt. Diese tauchen bei Beginn dieses dritten Krieges auf, um die Menschen zurück in ihr Reich zu holen, was ähnlich unserer Apokalypse scheint. Diese Vergleiche, die eigentlich keine sind, fand ich sehr toll. Und trotzdem hat man sich jeden Moment wie in einem Fantasybuch gewähnt. Denn die Wesen, die Jesaheim bevölkern sind im Fantasygenre zuhause. Und es wurden noch neue erfunden. Und was für welche! Hier war der Kreativität der Autorin keine Grenze gesetzt. Glasmenschen, Lloronen, Drachenpferde…. Um nur ein paar zu nennen.

    Das Buch braucht keine großen Beschreibungen der Liebe und die Beteuerungen, dass diese stattfinden. Es sind ganz kleine Szenen, die nicht oft vorkommen, aber in denen man merkt, wer wem Gefühle entgegenbringt, wer wem vertraut, wer wen liebt…….Das Hauptaugenmerk liegt aber auf keinen Fall darauf. Wobei wir doch alle wissen, dass die meisten schlimmen Dinge geschehen, wenn man etwas verloren hat, das man liebt. Sei es ein Mensch, oder die Liebe selbst. Und so langsam aber sicher erkennt man im Buch auch die Loyalitäten, die man einander entgegenbringt, die alten Freundschaften, Menschen die einem wichtig sind, aber auch welche, die uns wichtig werden während der Reise, und mit denen man Freundschaft schließt. Das ist wichtig, weil meist rüberkommt, warum jemand für diesen und jenen eine tiefe Verbundenheit und Verbindung hat. Und dass so jemand ja auch wichtiger sein kann für das eigene Leben, als eine eigene Familie, weil diejenigen sich wie Familie anfühlen.

    Ich hätte mir, gerade zum Ende hin, noch ein paar mehr Ausschmückungen gewünscht, auf der anderen Seite, fand ich es total schön und toll, das mit wenigen Worten so eine Welt entstehen konnte, die mich, gerade im Mittelteil, sehr begeistert hat, und das hat am Ende überwogen. Hier wurde auf jeden Fall eine Geschichte geschrieben, die nur weniger Worte bedarf, und durch diese trotzdem viel von der Geschichte hergibt. Man erfährt viele Einzelheiten. Die Schreibweise und der Stil sind mir allgemein sehr positiv aufgefallen, weil sie unheimlich gut sind, und Lust auf das Weiterlesen in Band 2 machen. Jenseits des Spiegelsees eröffnet sich eine Welt für uns, die voller neuartiger, aber auch altbekannter Wesen ist. Odeeeer, ihr benutzt den einfacheren und sicheren Weg, und lest das Buch, um ins Elfenreich zu gelangen.

    Ach ja, da fehlt ja noch was. Mein heutiges Rezensionslied. Ich kann nichts dafür. Die Anfangsszene des Buches hat mich geprägt, und das ganze Buch über begleitet, und diese verbinde ich nun mal damit. Mein Kopf hat sich eben diesmal dieses Lied ausgesucht.

    „Mein Liebster zog in die Schlacht dahin, und rief „Solang ich siegreich bin, wird diese wilde Rose blühen“. Ich gab der Blume seinen Nam'. Sie blühte stolz und unbeugsam. Bis eines nachts dann der Winter kam.

    Es kam ein Brief in dem es stand. Er starb als Held im fernen Land. Eine Rose fest in seiner Hand

    Weh, Weh, mein Herz ist schwer. Gab für immer meinen Liebsten her. Seine wilde Rose blüht nicht mehr. Mir ist, oh, so kalt, er kommt nie mehr.“
    Mirella Manusch - Hilfe, mein Kater kann sprechen! Christin-Marie Below
    Mirella Manusch - Hilfe, mein Kater kann sprechen! (Buch)
    01.09.2020

    Mensch, Mädchen, Fledermaus, Vampirin?.........Einfach Mirella Manusch!

    Mirella Manusch – Hilfe, mein Kater kann sprechen von Christin-Marie Below und Anne Barns

    Ein großer Traum von mir war es schon immer Sprachen sprechen zu können. Man würde durch die Welt wandeln, und könnte sich mit Jedem verständigen, ohne Hände und Füße zu gebrauchen. Das wäre wirklich praktisch. Zu riesig vielen Sprachen hat es leider nicht ausgereicht, und die Reisen dazu, gingen meist auch nicht in die Ferne. Doch was wäre, wenn man andere „Sprachen“ verstehen würde? Die von Tieren? Pflanzen? Oh, oder gar von Bäumen? DAS fände ich toll. Denn im Wald bin ich öfter, Pflanzen mag ich, und das ein oder andere Tier läuft einem auch schon mal über den Weg, in der Vielfalt dieser Welt. Soviel zu meinen kindlichen Träumereien. Und dann ist da ja auch noch die Sache, die man aus der Sicht eines Erwachsenen wahrnimmt. Nämlich, dass Kommunikation und Sprache wichtig ist, um sich zu verstehen und verständigen. Denn, wer sich nicht versteht, oder nie miteinander redet, der missversteht vielleicht einige Dinge, und so kommen Missverständnisse zustande. Das nur am Rande. Und es ist ja so, dass ich nur Jemandem, den ich wirklich verstehe, und mit dem ich auch rede, helfen kann. Wer andere Leute oder Tiere nicht wahrnimmt, und nicht versucht sie zu verstehen, und sich nur auf sich selbst fixiert, ist ignorant. Mirella Manusch würde ich sowas natürlich nie zutrauen. Und wann fange ich endlich an, zu erzählen, worum es im Buch geht? :D

    Mirella Manuschs erstes Abenteuer im Buch:

    Mirella ist 10…. Naja fast ;)….und alles beginnt mit einem Zahn. Der will nämlich nach und nach an die Oberfläche. Der Zahn ist spitz, das Rauskommen tut weh, und eines nachts versteht Mirella auch noch ihren Kater Langstrumpf, der irgendwie französisch mit ihr redet. Verrückt! Aber keine Angst, Mirella wird dies genau nicht. Denn am Morgen erfährt sie beim Beisammensein mit ihrer Mutter, und ihrer Tante Elly (die coolste Tante ever), dass Mirella Vampirblut in sich fließen hat, dank ihrer Urgroßmutter, welches bei Tante Elly und Mirella durchgeschlagen hat. Da jeder Vampir eine Superkraft hat, ist Mirellas dann nun nicht nur, mit Kater Langstrumpf zu reden, sondern mit allen Tieren, mit denen sie sich nun unterhalten kann, und normaler Weise geht das nur mit seinem eigenen Vampirbeschützertier (Tante Ellys ist Frettchen Iggy. Mirellas natürlich Kater Langstrumpf). Nun ja. Zugegebenermaßen mit dem Haken, dies nur nach Sonnenuntergang zu können. Denn es ist ja erst ein Zahn da, und der zweite lässt ein wenig auf sich warten :D. Mirella wird also zur Retterin der Zootiere (in dem ihr Vater ab und an unterwegs ist, da er Tierarzt ist)…..so nebenbei, denn nur sie kann ihre Probleme, Sorgen und Nöte richtig verstehen. Und so wird sie zur Superfledermaus (ach, hab ich vergessen zu erwähnen, dass Mirella sich natürlich auch in eine Fledermaus verwandeln kann?), die des nachts in den Zoo fliegt, um die Tiere nach ihren Problemen zu fragen, und am Tag, dafür zu sorgen, dass die Probleme gelöst werden :D. Dass das Ganze zu Irrungen und einem fröhlichen Tohuwabohu führt, das kann man sich nun denken. Und alle weiteren Dinge, darf man gerne erfahren, wenn man die Geschichte selbst liest und erlebt :)

    Das Cover und die Illustrationen:

    Das Cover selbst ist einfach nur richtig toll und ein Hingucker. Man sieht Mirella, und ihren Zahn, der natürlich als Vampirzahn total wichtig ist. Aber auch Einzelheiten, wie ihre pinke Haarsträhne, Fledermäuse, und den Kater Langstrumpf. Und dass sie kopfüber hängt, zeigt vielleicht auch, wie turbulent es hier in diesem Buch vor sich geht :). Wer das Cover anfasst und vor sich hat, wird zusätzlich merken, dass der Name von Mirella Manusch dick hervorgehoben ist, und pink glitzert, so dass man gerne mal drüber streicht. Auch als Erwachsene.

    Das Weitere sind die schönen Illustrationen, die überall im Buch auftauchen, und durch kleine Einzelheiten bestechen, die zur Geschichte passen. Das Buch ist nicht überladen. Aber an den passenden Stellen sind die Zeichnungen dann da. Man schaut sie gerne an, ganz genau, um ja keine Kleinigkeit zu verpassen. Sein es eingravierte Buchstaben, eine Strähne, eine kleine Spinne, lustige Gesichtsausdrücke, oder eine Sonnenbrille.

    Fazit und Gedanken zum Buch:

    Natürlich kann man nicht alle Tiere über einen Kamm scheren, genauso wie es beim Menschen ist, aber unweigerlich habe ich mich gefragt, ob die Autorinnen den Tieren ein wenig die Eigenschaften zugespielt haben, für die sie bekannt sind. Kater Langstrumpf sagt, wenn ihm etwas nicht passt, Frettchen Iggy ist wild und frech, die Eule weise, und erst nicht so leicht zu überzeugen. So lernt man, zumindest ein klein wenig, Tiere kennen. Später im Zoo werden dann auch kleine Infos zu den Zootieren zum Besten gegeben, die toll in die Geschichte reinpassen, und mit der Geschichte verknotet werden. Und als Nebeneffekt bleibt man wahrscheinlich bei jedem Tier stehen, was einem nun begegnet, und redet mit ihm, und versucht zu ergründen, was das Tier denkt, oder uns sagen würde, wenn wir es verstehen würden und könnten. Trotz allem hat jedes Tier seine Persönlichkeit, sein eigenes Attribut, was schön ist, und abgehoben von der Masse. Denn auch wenn man ein Kater ist, muss man ja nicht so sein wie jeder Kater, trotzdem bleibt man ein Kater. Falls ihr versteht, was ich meine. In Langstrumpfs Fall ist es seine ausgezeichnete französische Sprache, und sein Benehmen. Nicht wundern. Später heißt Langstrumpf Lancelot. Den Namen findet er für sich dann auch passender. Und mit seinem pinken Halsband kann er eh nichts anfangen. Ich mag die Charaktere der Tiere, weil sie alle einzigartig sind. Marillas Kater Langstrumpf ist französisch angehaucht, Ellys Frettchen wie sie eine coole wilde Socke. Und so bekommt jeder nicht nur ein Eigenleben, sondern seinen eigenen Platz im Buch, der auch wahrgenommen wird. Richtig schön. Was mir ebenso gefällt ist das Geplänkel zwischen den Charakteren. Gerade die Beschützertiere Langstrumpf und Iggy, der Kater und das Frettchen, necken sich gerne mal, was in handfesten Streitereien enden kann. Aber ich hoffe, dass sie sich trotzdem lieb haben :D Immerhin haben beide gemeinsam, dass die die Beschützertiere ihres Vampirbesitzers sind.

    Gerade durch die Situation in die Mirella nun hineinplumst, kann man sagen, dass sie durch das Verstehen der Tiere ihnen gegenüber hilfsbereit ist, ihre Sorgen versteht, und ihnen natürlich auch zuhört. Vielleicht sollten wir Menschen genau DAS auch mal auf und beziehen, und mit Menschen reden, selbst wenn sie uns fremd erscheinen. Denn ich finde es wird zu wenig geredet. Und meist kreist man nur um seinen eigenen Planet, und die Sorgen anderer, und das Reden mit ihnen, ist einem egal, weil man mit diesen Menschen ja nichts zu tun hat. Das Zuhören und Helfen ist also eine schöne Lehre, die man im Buch unter der Geschichte als Aussage finden kann. Meine ich auf alle Fälle herausgelesen zu haben für mich. Das Buch geht ja nicht nur darum, dass Marilla plötzlich Tiere versteht, die sprechen können, sondern auch darum, mit einer neuen Situation fertigzuwerden. Wobei es kein richtiges Fertigwerden ist, denn Marilla ist begeistert darüber, die Vampireigenschaften geerbt zu haben, und geht damit um, als ob es das Coolste der Welt ist. Was ja auch ein bisschen so ist, wenn man es genau bedenkt :D.

    Das Buch ist voller Leichtigkeit, die Sprache modern, aber nicht nervig. Es ist voller Ideen, die heutige Kinder machen sollten, und die ich als Kind gerne getan hätte. Kinderträume werden also wahr, meine inklusive. Man ist ja immer so alt, wie man sich fühlt. Und ich sagte doch bereits, mit Tieren sprechen wollte ich schon immer. Ein Baumhaus einrichten ebenfalls. Mit meiner Freundin. Tatsache. Ich wurde dran erinnert, dass ich das als Kind sogar getan habe. Und ja. Irgendwie wird meine Träumerei noch befeuert weil Mirellas Tante Elly Archäologin ist (ich erwähnte, dass ich Tante Elly mag? :D). Und Mirella? Die ist auf einmal Mensch, Mädchen, Fledermaus, Vampirin Retterin der Tiere.........oder eben einfach nur Mirella als alles in einem.

    Kurz gesagt: Ich hatte einfach richtig Spaß beim Lesen, und eine gute Zeit, und konnte selbst nochmal Kind sein. Und das, obwohl ich keine Vampirin bin. Obwohl…..? Ich renne mal schnell zu einem Spiegel, und schaue mir meine Beißerchen an :D

    Die Geschichte wurde übrigens von einem Mutter Tochter Gespann zusammen verfasst (Christin-Marie Below und Anne Barns eben), und das spürt man in der Geschichte auch. Die Familie Manusch, die sich uns vorstellt ist und agiert wirklich so, wie eine Familie sein sollte. Was man in den Gesprächen von Mirella und ihrer Mutter, aber auch mit ihrer Tante gespürt hat.

    Und ich gebe zu, bei den Dialogen, und beim Wortwitz der Gespräche, ständig mindestens mit einem Schmunzeln im Gesicht gelesen zu haben, wenn nicht sogar manchmal ein lautes Lachen aus mir herausgekrochen ist. Meine Laune hat das Ganze definitiv gesteigert. Mit diesem Buch lernt ihr also katzisch, eulisch, flusspferdisch, flamingoisch…….und wohl auch irgendwie die Sprache der Frettchen, Giraffen und Füchse. Nur für Motten und andere Insekten müsst ihr euch ein anderes Übersetzungsbuch suchen. Wieso das so ist? Na lest selbst :D. Übrigens wird es weitere Abenteuer von Mirella geben :)

    Jeder der meine Rezis kennt, weiß ob meiner Obsession Liedern gegenüber, die das Rezilied werden. In diesem Fall das erste, das mir in den Kopf beim Lesen kam. Und auch wenn es gar nichts mit der Geschichte zu tun hatte, fand ich doch irgendwie es passt :D:

    „Je ne parle pas français……….Aber bitte red weiter.
    Alles, was du so erzählst……Hört sich irgendwie nice an.

    Und die Zeit bleibt einfach stehen. Ich wünscht', ich könnte dich verstehen. Je ne parle pas français. Aber bitte red weiter“
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