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    SusanK Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 22. Februar 2017
    "Hilfreich"-Bewertungen: 12
    164 Rezensionen
    Verkauft Verkauft (Buch)
    28.03.2020

    Anders gut

    Die Psychiaterin Alma Liebekind sieht während eines eigenen Krankenhausaufenthaltes, wie nachts eine schwangere Migrantin in einem Lieferwagen in die Klinik gebracht wird, doch die Mitarbeiter scheinen nichts davon zu wissen. Als dann auch noch diese Migrantin in einem Flüchtlingsheim von ihrem Bruder, angeblich als Ehrenmord, umgebracht worden sein soll, beginnt Alma, gemeinsam mit ihrer tatkräftigen Mutter, zu ermitteln.

    "Verkauft" ist bereits der vierte Krimi um die patente Psychiaterin Dr. Alma Liebekind, und es ist nicht nötig, die vorhergehenden Bücher zu kennen; alle wichtigen Figuren sind anfangs des Buches kurz vorgestellt, so dass der Leser nicht fremdeln muss.

    Der Schreibstil von Constanze Dennig ist sehr eigenwillig, worauf ich mich zunächst erst einmal einlassen musste. Dies liegt keinesfalls an den überaus zahlreichen typisch österreichischen Ausdrücken, den Jiddischen Worten oder den lateinischen Ausdrücken, denn diese werden in Fußnoten übersetzt. Nein, die Sätze sind kurz und knapp und Handlungen werden teilweise sehr sprunghaft erzählt. So hatte ich zwar keine Verständnisprobleme, musste mich aber erst an den ungewöhnlichen Stil anpassen.

    Die Figuren sind überaus liebevoll beschrieben, erscheinen mir aber auch recht klischeehaft. Vor allem mit dem jugendlichen Lover Michael, genannt Michelangelo, der eigentlich ein fauler, choatischer Lebenskünstler ist, der sich von Alma aushalten lässt, die aufgrund seiner sexuellen Qualitäten sein fragwürdiges Verhalten aber duldet und die über Achtzigjährige Mutter, die trotz ihres Alters immer noch die Praxis von Alma "schmeißt" und sehr aktive Ermittlungen durchführt, verhalfen mir doch das eine oder andere Mal zu einem großen Fragezeichen.

    Spannung kommt bereits auf den ersten Seiten auf, als Alma ihre Entdeckung macht - und wird auch bis zum Ende des Buches aufrecht gehalten, bis der Fall einigermaßen plötzlich aufgelöst wird. Hier wurde mir die Dramatik der Handlung zu kurz und einfach abgehakt. Dass dabei manchmal etwas mehr Drumherum erzählt wird (wie zum Beispiel das Liebesleben der Freundinnen Alma und Erika) und die Ermittlungen meist nur kurz abgehakt werden, empfand ich insgesamt jedoch nicht schlimm.

    Positiv zu bemerken ist, dass Constanze Dennig aktuelle Themen und Fragestellungen in ihrem Buch behandelt, wie Migranten, Flüchtlingsheime, Engagement, Alleinerziehende, Genforschung, Leimutterschaften, Scharia, Ehrenmorde.... DIese regen den Leser durchaus zum Nachden an.

    Die Autorin nimmt ihre Leser*innen mit auf eine Reise nach Wien und sie beschreibt viele Wiener Orte und gibt auch ein paar nette Gastronomietipps in ihrer Handlung ("Der goldene Drachen" als erstes chinesisches Restaurant usw.); auch Straßennamen oder Viertel werden häufig genannt.

    Dass Constanze Dennig selbst Psychiaterin ist, ist durchaus auffallend; immer wieder ist zu erkennen, dass sie sich mit den Themen auskennt und auch gerne Fachbegriffe einfließen lässt (die ebenfalls in den Fußnoten übersetzt sind).

    Für mich war "Verkauft" ein außergewöhnliches Buch, das mir durchaus Lesevergnügen bereitet hat, und ich kann es durchaus weiterempfehlen an alle Leser, die auch gerne einmal einen Krimi jenseits des Mainstreamings lesen mögen.
    Der Gin des Lebens Carsten Sebastian Henn
    Der Gin des Lebens (Buch)
    24.03.2020

    Das Buch zum Gin

    Benoit Lerchenfeld, von allen außer seiner Mutter nur Bene genannt, steht an einem Wendepunkt in seinem Leben, als seine Freundin Annika ihn verläßt, er seinen Oldtimer in einen Fluss stürzt und seine Werkstatt eigentlich nur Schulden abwirft. Da kann man sich eigentlich nur betrinken – doch einzige Flasche, die er von seinem früh verstorbenen Vater erhalten hat, stellt sich als unvergleichlicher Gin heraus. Hals über Kopf fliegt Bene nach England, als er eine Visitenkarte von einem Bad&Breakfast in den Unterlagen seines Vaters findet. In der Pension von Cathy Callaghan als weitere Rätsel stößt, zu denen auch der Mord an einem Obdachlosen in ihrem Garten gehört, machen sich die beiden ungleichen Partner auf die Suche nach Lösungen….

    „Der Gin des Lebens“, dessen Geheimnis Bene und Cathy finden wollen, ist eine ungewöhnliche Geschichte des Autors Carsten Sebastian Henn , in dem mehrere Genres vereint sind:
    Aufgrund des Mordes und den Ermittlungen des unsympathischen Kommissars Dolliver ist das Buch als Kulinarischer Kriminalroman deklariert, doch eigentlich ist die Krimihandlung doch sehr untergeordnet und eingefleischte Krimi-Leser könnten enttäuscht werden.
    Einen großen Raum nehmen die zwischengeschobenen (im übrigen auf grauem Papier gedruckten Seiten und schon dadurch auffälligen) Seiten ein, in denen sich alles Wissenswerte zum Thema GIN findet. Hier kann der geneigte Leser viel lernen!
    Wichtiger noch ist der (Liebes-)Roman um die etwas schrägen Charaktere Cathy und Bene, die auf der Suche nach dem großen Geheimnis ihrer Väter sind und dabei mehr Gemeinsamkeiten entdecken, als ihnen zunächst lieb ist.
    Im Laufe der Handlung finden sich noch etliche weitere Figuren, die alle mehr oder weniger sympahtisch und vor allem schräg zu nennen sind: Cathys Bruder Matt, ihr Exfreund und Ersatz-Jesus Andrew, der pedantische MacAllister, die kernige Eudora, die junge Vicci und natürlich der Corgi King George. Alle sind exzentrisch, aber mit sehr viel Sorgfalt und vor allem Liebe ausgearbeitet und schnell hat man ein genaues Bild vor sich.
    Das Setting im idyllischen Plymouth und dem geheimnisvollen Dartmoor sowie zahlreiche Anspielungen auf „typisch Britisches“ lassen auch den England-Freund voll auf seine Kosten kommen. Da könnte ich mir eine Verfilnung sehr gut vorstellen!
    Die Spannung zieht sich durch das gesamte Buch und der Autor lässt den Leser mit immer neuen Informationen und Wendungen mitraten bei Benes und Cathys Suche. Schließlich kommt es zu einem imposanten Finale, in dem alle Fragen geklärt werden und auch den Leser mit einem guten Gefühl zurücklassen.
    Der Schreibstil insgesamt gefiel mir sehr gut, er war flüssig und nicht zu lange an Einzelheiten klebend, so dass ich zügig vorankam.
    Das Buch hat mich wunderbar unterhalten und ich kann es nicht nur Gin-Fans wärmstens weiterempfehlen!
    Opferfluss Opferfluss (Buch)
    23.03.2020

    Komplex

    Nicholas Meller, Anwalt in Köln, wird von dem Kommissar Thomas Rongen beauftragt, seine Verteildigung zu übernehmen, obwohl die beiden bei früheren Fällen erbitterte Widersacher gewesen sind: Rongen ist vom Dienst suspendiert und wird des Mordes angeklagt, da er im Einsatz möglicherweise eigene Ziele verfolgt haben könnte - und eine entscheidende Tatwaffe verschwunden ist. Wegen einiger Ungereimtheiten, die Polizei und Staatsanwalt nicht zu sehen scheinen, beginnt Meller selbst zu ermitteln und sticht in ein Wespennest, sodass er sich selbst in Lebensgefahr begibt....

    "Opferfluss" ist bereits der dritte Teil einer Trilogie um den Anwalt Nicholas Meller, doch es gab für mich keinerlei Verständnisprobleme, obwohl ich die beiden vorhergehenden Fälle nicht kannte.

    Lorenz Stassen gelingt es von Anfang an, die Geschichte auf höchstem Niveau zu erzählen und die Spannungskurve nimmt noch weiter zu, so dass ich das Buch überhaupt nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Handlung ist sehr komplex mit vielen unerwarteten Wendungen, die einen immer wieder aufs Neue überraschen, und doch verbinden sich alle Handlungsstränge zu einem logischen und befriedigendem Ende, das keine offenen Fäden behält.

    Die Figuren sind authentisch beschrieben und scheinen meist mehrdimensional, was ich überaus angenehm empfand.

    Dass der Autor in Köln wohnt, ist in dem Thriller durch genaue Ortskenntnisse ersichtlich; es muss aber deutlich sagen, dass es sich NICHT um einen Regionalkrimi handelt.

    Mir hat dieser beziehungsreiche Thriller sehr gut gefallen und ich empfehle ihn sehr gerne weiter! Schade, dass die Serie um den Anwalt Nicholas Meller hiermit beendet ist, denn ich habe ihn und seine Partnerinnen sehr geschätzt. Hoffentlich gibt es dann bald wieder Neues von Lorenz Stassen zu lesen!
    Feuerland Feuerland (Buch)
    24.02.2020

    Zwei unterschiedliche Häften

    In der Colonia Rhein, einer Wohnsiedlung von ehemaligen Nazi-Deutschen in Süd-Chile, herrscht der Patriarch Carlos, der die Arbeit seiner Vaters fortführt, in der vor allem die Clinica Bavaria mit illegalen Organtransplantationen eine wichtige Rolle spielt.
    In Stockholm benötigt der Ex-Soldat Nicolas Geld, um seine authistische Schwester zu schützen und steht deshalb im Zusammenhang mit einem Überfall eines exklusiven Uhrengeschäftes und dem Verschwinden von reichen Geschäftsmännern.
    Die 42jährige Kriminalkommissarin Vanessa Frank, die nach einer Alkoholfahrt vom Dienst suspendiert ist, langweilt sich sehr und stürzt sich mit Feuereifer in die Aufklärung der Stockholmer Verbrechen, wo sie bald internationale Verbindungen aufdeckt und selbst in Gefahr gerät.

    "Feuerland" ist der Auftakt einer neuen Thriller-Serie um Vanessa Frank, eine Kriminalkommissarin mit einem (wieder einmal) schwierigen Privatleben, das Einfluss auf ihre Arbeit hat. Die Personen sind durchaus mehrdimensional angelegt und gut beschrieben, allerdings konnte ich mich mit keiner wirklich identifizieren.

    Der Schreibstil ist sehr flüssig, die Sprache eher einfach und direkt.

    Meine größte Kritik an diesem Thriller bezieht sich auf die Spannung:
    Während Pascal Engmann in der ersten Buchhälfte die Personen genau einführt und ihre Intentionen und Handlungen beschreibt, baute sich leider überhaupt keine Spannung auf und ich habe mich über lange Strecken gelangweilt, bevor es in der zweiten Hälfte richtig spannend wurde und ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

    Die einzelnen Abschnitte über die drei zentralen Personen, die anfangs einfach völlig zusammenhanglos dastanden und bei mir viele Fragen auslösten, fügten sich nach und nach immer weiter zusammen.

    Die dem Thriller zugrundeliegenden Themen der "Colonia Rhein" und ihrem Wirken, gerade die Menschenrechtsverletzungen in der Pinochet-Ära und die Praktiken des Menschen- und Organhandels, sind wichtige und hochbrisante Fragen, über die ich gerne noch ausführlicher gelesen hätte. Sie kamen für mich hier eindeutig zu kurz.

    Die Handlung weist einige unlogische Sequenzen auf, auf die ich wegen des Spoilerns hier nicht genauer eingehen möchte; auf jeden Fall haben unsere Helden immer das nötige Glück oder übermenschliche Fähigkeiten. Ob man sich daran festbeißt oder diese eher überliest, ist wohl eine Frage der Einstellung des Lesers. Durch sie konnte schließlich der Sieg der "Guten" gegen "das Böse" gefeiert werden.

    Warum das Buch den Titel "Feuerland" trägt, erschließt sich mir allerdings auch nach der Lektüre nicht. Weder die Handlung ist feuerlastig, noch liegt das Setting in Feuerland, wenn auch mit Südchile wenigstens in geografischer Nähe. Immerhin wird die Entstehung des Namens kurz erklärt.

    Insgesamt tue ich mich wegen der vorgenannten Kritikpunkte schwer mit einer Bewertung, insbesondere aufgrund der zweiten Hälfte fühlte ich mich allerdings gut unterhalten.
    Die Frauen von Richmond Castle Die Frauen von Richmond Castle (Buch)
    18.02.2020

    Frauenbilder

    "Richmond Castle" ist der wohl etwas protzige Name eines Townhouses in Richmond in den 20er Jahren, das von der wohlhabenden Familie Camberwell bewohnt wird:
    Midge ist die zweite Ehefrau des Familienoberhauptes und leidet zunehmend darunter, dass sie sich im Schatten der ersten Frau Audrey zu befinden scheint, obwohl sie ein sehr gutes Verhältnis zu ihren Stieftöchtern hat - und offenbar gibt es ein Geheimnis um sie.
    Die jüngste Tochter, Ishbel Christina Camberwell, genannt Blue, hat nur ein großes Ziel im Leben: Sie möchte gerne Schreiben. Sie ist den Männern und den gesellschaftlichen Vergnügungen nicht gänzlich abgeneigt, doch kommt eine Heirat entsprechend der gesellschaftlichen Konventionen für sie nicht in Frage.
    Delphine hingegen hatte bereits eine schwere Kindheit in Armut und hat vorschnell den Dockarbeiter Foley geheiratet, der sie jedoch quält, misshandelt und demütigt, und so beschließt sie, wegzulaufen und ein neues Leben zu beginnen. Durch einen Zufall kommt sie nach Richmond und wird von Blue und der ganzen Familie Camberwell aufgenommen und unterstützt.

    An erster Stelle möchte ich das Titelbild erwähnen, das eine Frau von hinten vor einem Tor zeigt - ein Bild, das momentan in dieser Art so austauschbar wie nichtssagend ist und keine wirkliche Verbindung zum Roman aufweist.

    (NIcht nur) mit den Beschreibungen der drei so unterschiedlichen Frauen von Richmond Castle erstellt Tracey Rees ein Sittengemälde über die Stellung der Frau vor hundert Jahren. Jede einzelne ist ein Produkt ihrer Umwelt und versucht, sich mehr oder weniger in ihrer Rolle einzufügen und ihr Leben nach ihren Bedürfnissen zu finden. Dabei werden die Grenzen der Freiheit sehr deutlich aufgezeigt. Doch trotz der schwierigen Themen, die hier zur Sprache gebracht wurden, konnte ich mich zu fast jedem Augenblick wohl fühlen in der Geschichte.

    Die Autorin hat einen wunderbar flüssigen und anschaulichen Schreibstil, der großes Lesevergnügen garantiert. Die Schilderung der Orte, der Kleidung usw. lassen ein buntes Bild vor den Augen der Leser*Innen entstehen.

    Doch so interessant es auch ist, über die frühen Frauenbilder zu lesen und Vergleiche anzustellen, so unspektakulär sind die charakterlichen Ausschmückungen und das Fortlaufen der Handlung. Auf seltsam distanzierte Weise erschafft Rees ihre Protagonisten, zu denen ich keine innige Beziehung aufbauen konnte und die mir einigermaßen fremd blieben.

    Ebenso konnte ich keinen großen Spannungsbogen erkennen; die Suche von Foley nach seiner entlaufenen Frau Delphine und auch die Frage nach Midges Geheimnis bzw die Antwort darauf blieben leider vorhersehbar.

    Zusammengefasst hat Tracey Reed das Thema der "Emanzipation der Frauen" auf völlig unspektakuläre Weise gut und treffend behandelt und ich möchte für diesen ruhigen Gesellschaftsroman durchaus eine Leseempfehlung aussprechen.
    Scheintod Scheintod (Buch)
    18.02.2020

    Teil eines großen Ganzen

    Die 25jährige Sara erhält überraschend einen Job bei einer renommierten Unternehmensberatungsfirma in Stockholm und beginnt eine LIebesbeziehung zu ihrem Kollegen Johann. Zur Ruhe kommt sie dennoch nicht, denn in ihrer nächsten Umgebung häufen sich merkwürdige Vorfälle und brutale Verluste - und auch ihre Mutter, die zusammen mit Saras Schwester weiterhin in Örebrö lebt, erleidet einen Zusammenbruch und kommt nicht wieder auf die Beine. Und findet Sara nach dem Tod ihres Vaters einfach nicht in ein normales Leben ...

    Mit "Scheintod" legt die schwedische Schriftstellerin und Drehbuchautorin Louise Boije af Gennäs nun den zweiten Teil ihrer Widerstandstrilogie vor, in der es um eine gesellschaftskritische Verschwörungstheorie geht. Meiner Meinung nach ist es unerlässlich, diese Trilogie als Einheit zu sehen und zu lesen, um den Inhalt umfänglich zu verstehen und das künstlerische Schaffen der Autorin überhaupt genießen zu können!
    Ohne das Vorwissen aus dem ersten Band "Blutblume" fehlen beim Lesen wichtige Details, die für das Verständnis unerlässlich sind - und in diesem Band bleiben einige Fragen ungeklärt, die mich dringend auf den dritten Band "Feuerrache" warten lassen!

    Die Geschichte ist erzählt aus der Ich-Perspektive von Sara, zu der man so eine intensive Beziehung aufbaut und aus der sich ihre Gedanken und Gefühle vor dem Leser offenlegen. So springt auch die nachvollziehbare Verwirrung und der Selbstzweifel der Protagonistin auf den Leser über - und ich muss zugeben, dass mich diese Verwirrung oftmals überrollt hat und ich nach dem roten Faden suchte (was durchaus so gewollt sein dürfte). Den vielen ominösen Vorkommnissen, die auf Sara einprasseln, konnte ich noch keine wirkliche Idee oder Lösung hinter dem Ganzen entgegenstellen und ich hätte mir doch manches Mal gewünscht, dass die eigentliche Verschwörungstheorie, die im Klappentext artikuliert ist, deutlicher zu Tage treten würde.
    Auch die Zeitungsartikel, die Saras Vater zusammengetragen hat und die in ihrer tatsächlichen Realität beängstigend sind, stehen für mich nicht wirklich im Bezug zu den Ereignissen, sondern sind einigermaßen willkürlich in die Handlung eingestreut, was den Lesefluss behindert. Louise Boije af Gennäs verlangt eine ganze Menge von ihren Lesern, denen sie unter dem Mantel der "Verschwörungstheorie" viele kleine Häppchen vorwirft!

    Demgegenüber ist der flüssige und authentische Schreibstil überaus angenehm zu lesen und die Autorin schafft es mühelos, gut ausgearbeitete Bilder vor dem geistigen Auge des Lesers zu erschaffen und die Figuren eingängig zu beschreiben. Insbesondere die "Vogeldame" war ein toller Nebencharakter in diesem Buch, der sich spannend entfaltete. Sara selbst durchlebt allerdings keine große Entwicklung und ihr Handeln ist auch nicht immer nachvollziehbar. So stellte sich mir insbesondere die Frage, wie eine Frau, die beim Militär ausgebildet wurde, oftmals so naiv und hilflos agieren kann?!

    Ganz nebenbei ist noch zu erwähnen, dass die Trilogie mit ihrem grellfarbenen Schnitt (nach orangerot ist der von "Scheintod" nun gelb) ein echter Hingucker ist!

    Insgesamt kann ich eine Leseempfehlung aussprechen - allerdings nur nach Lektüre des ersten Bandes "Blutblume".
    Omega Omega (Buch)
    13.02.2020

    Psychologie, Thrill und Politik

    Der Terrorist Ali Naz, der sich an Marc Anderson und seinen "Brüdern" für die Vereitelung eines Terroraktes grausam rächen will, beginnt seinen brutalen Feldzug und Marc versinkt, schwergetroffen, in tiefe Depression, so dass er professioneller Hilfe bedarf. Doch dann mobilisiert er seine letzten Kräfte, um den Kampf aufzunehmen. Und obwohl er diesen Weg alleine gehen will, kann er auf die Unterstützung guter Freunde zählen....

    "Omega" ist der Abschluss der Trilogie um den ehemaligen Elitesoldaten Marc Anderson, der sich auch problemlos ohne Vorkenntnis der beiden Vorgängebände lesen lässt; nicht nur, weil diese zu Beginn kurz zusammengefasst werden.

    Jörg H. Trauboth ist selbst Experte in Krisenfällen und genießt international einen herausragenden Ruf. Im vorliegenden Thriller widmet er sich nun ausführlich dem Thema "Trauma-Bewältigung" in fiktiver Form und zeigt auf, dass in jedem Ende auch ein Anfang liegt, indem er den Leser zusammen mit dem Protagonisten gleich zu Beginn durch den Mord an der Ehefrau schockiert und in Verzweiflung stürzt - und ihm dann durch professionelle Unterstützung, Menschlichkeit und auch Motivation und Aktion neuen Mut einhaucht. Dabei wird überaus deutlich, wie sehr dieses Thema dem Autor am Herzen liegt.

    In einigen kleineren Nebensträngen der Handlung und im großen Showdown kommt es durch die Person des Terroristen Ali Naz und seine Bestrebungen, Israel zu vernichten und einen islamischen Gottesstaat zu erschaffen unter Einbeziehung der Hisbollah und der Hamas, zur Beschäftigung des Thriller zu einem guten Teil auch mit der aktuellen und zukünftigen Nahost-Politik und lässt ebenso Gedanken zur Deutschen und US-Politik einfließen. Selten habe ich dieses komplizierte Thema so klar strukturiert und nachvollziehbar geschildert präsentiert bekommen!

    Mit dem Mord am Anfang durch einen (noch) Unbekannten steigt der Thriller gleich auf einer hohen Spannungsebene ein und steigert sich stetig weiter. Und nach dem großen Kräftemessen zwischen Marc und Ali Naz ist auch noch lange nicht Schluss, weitere Höhepunkte kommen auf den Leser zu, der - ebenso wie Marc - nicht weiß, wem zu trauen ist und wem nicht. Dabei bleibt das Verhältnis zwischen Thrill, Action und Psychologie stets in einem ausgewogenen Verhältnis.

    Die Charaktere sind authentisch, spannend und nachvollziehbar angelegt; und neben dem sympathischen, wenn auch schwer verwundetem Helden Marc Anderson fühlte ich mich auch weiteren Protagonisten verbunden. Nur die führenden Politiker aus den USA, Deutschland und dem Iran sind wohl eher Wunschvorstellungen.

    Der Schreibstil ist absolut flüssig und die Sprache immer stimmig, ein wahrer Page-Turner! Sehr wichtig für mich ist auch, dass die Handlungen und Ereignisse logisch sind, was bei aller Komplexität gewährleistet ist.

    In vielen Abschnitten und Handlungen ist die große Fachkundigkeit des Autors klar zu erkennen, jedoch gelingt es Trauboth, Erklärungen harmonisch in die Geschichte einzubetten und auf umständliche und langatmige Beschreibungen zu verzichten und ohne allzu viel Umschweife auf den Punkt zu kommen.

    Als besonderes Highlight muss ich auch den Epilog hervorheben, in dem der Autor jedes einzelne Intermezzo zu einem Abschluss führte, so dass der Leser rundum zufrieden und mit einem guten Gefühl das Buch schließen kann.

    Jörg H. Trauboth hat mich begeistert sowie zum Nachdenken angeregt und ich kann nur eine absolute Lese-Empfehlung für diesen intelligenten Thriller aussprechen! Ich wünsche mir viel mehr solche Lektüre, wo eine gute Idee, sehr viel Wissen und Fachkenntnis zusammenkommen mit der Gabe, richtig gut zu schreiben!
    Poppy Astrid Korten
    Poppy (Buch)
    26.11.2019

    Lest dieses Buch!

    Die alleinerziehende Mutter zieht an Poppys sechstem Geburtstag mit ihrer Tochter aus einer kleinen heruntergekommenen Mietwohnung zu ihrem neuen Freund in eine herrschaftliche Villa. Für beide beginnt nun ein neues Leben, denn der reiche "Onkelmann" überhäuft das kleine Mädchen mit Geschenken und Aufmerksamkeit und die Mutter aus ärmlichen Verhältnissen genießt den Luxus und das Geldausgeben in vollen Zügen. Doch alles hat seinen Preis ...

    Ohne lange herumzureden: Astrid Korten hat mit "Poppy" dem missbrauchten Mädchen eine Stimme gegeben, das Thema "KIndesmissbrauch" enttabuisiert und ein wichtiges Buch über das furchtbare Martyrium von vergewaltigten Kindern geschrieben.

    In einfachen, klaren Worten lässt die Autorin Poppy von den Ereignissen erzählen und dabei kommt schon allein durch Wortwahl und Sprachstil das zarte Alter des Kindes sowie seine außerordentliche Entwicklung zum Ausdruck. Das Geschehen geht unter die Haut und hat mich tief erschüttert: Schwankend zwischen Fassungslosigkeit, Wut, Angst und Übelkeit habe ich mit Poppy mitgelitten, aber auch ihre Stärke, ihre Fröhlichkeit und ihr Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihrer Familie bewundert. Selbst eine gewisse Situationskomik und ein immer wieder aufblitzender Humor ist zu konstatieren.

    Bemerkenswert ist, wie feinfühlig Astrid Korten mit diesem sensiblen Thema umgeht und dass es ihr gelingt, die perversen Geschehnisse ohne Brutalität und Sexismus darzustellen; nichtsdestotrotz wird das Leid mehr wie deutlich.

    Fast noch schlimmer als den pädophilen Stiefvater habe ich jedoch Poppys Mutter empfunden, deren Dummheit, Selbstverliebheit, Kaufsucht und schließlich sogar geistige Verwirrtheit nicht nur zum jahrelangen Wegschauen geführt, sondern Poppys Erleben noch weiter verschlimmert haben. In ihr, der überhaupt recht asozialen Familie, aber auch dem weiteren Umfeld wird der Gesellschaft ein Spiegel vorgehalten und der Leser zum Nachdenken angeregt und zum Genau-Hinschauen und Handeln ermutigt. Bei allem Leid und den intensiven Gefühlen, denen sich der Leser (insbesondere natürlich Mütter, aber auch jeder andere mitfühlende Mensch) aussetzt, sollte man sich trotzdem diesem Buch stellen und Poppy in sein Leben lassen, denn Poppy ist ein wunderbarer Mensch, der auch Mut und Hoffnung verleiht - und der Autorin ist mit ihrer Geschichte ein großartiges Buch gelungen.

    Ich möchte hier nicht nur eine Empfehlung aussprechen, sondern eine Aufforderung: LEST DIESES BUCH!
    Der unsichtbare Freund Der unsichtbare Freund (Buch)
    26.11.2019

    Wer ist der unsichtbare Freund?

    Nachdem sich ihr Ehemann wegen Depressionen in der Badewanne die Pulsadern aufgeschnitten hat, gerät Kate offenbar immer wieder an die falschen Männer. Und darum flieht sie auch mitsamt ihrem siebenjährigen Sohn Christopher vor dem nächsten gewalttätigem Freund nach Mill Grove, einer abgeschiedenen Kleinstadt, in der sich alles zum Guten zu wenden scheint. Nachdem Christopher sechs Tage verschwunden war, taucht er plötzlich wieder auf, kann sich an nichts erinnern, hat aber plötzlich neue erstaunliche Fähigkeiten, seine Mutter gewinnt in der Lotterie und Chris schließt Freundschaften. Doch warum soll er plötzlich ein Baumhaus im Wald des Bauunternehmers noch vor Weihnachten fertig stellen? Hat Christopher vielleicht sogar die psychischen Probleme seines Vaters geerbt? Und was hat es mit dem "netten Mann" auf sich, der ständig aus dem Nichts heraus mit ihm redet?

    Was zunächst wie ein netter Roman aus dem USA erscheint oder wer einen Thriller erwartet hat, wird von dem zweiten Roman von Stephen Chbosky schwer überrascht, denn die Geschichte entwickelt sich von einem fiktiven Roman hin zum blanken Horror - oder auch dem immerwährenden Märchen und dem Kampf zwischen Gut und Böse.

    Langsam und bedächtig, doch mit einer großen Sprachgewalt, baut der Autor den Plot auf und überzeugt mit seinen bildgewaltigen Darstellungen, die beim Leser starke Gefühle auslösen. Manches Mal hätte ich mir gewünscht, das Buch hätte nicht mehr als 900 Seiten, denn ich wollte endlich die Auflösung erfahren und wieder aufatmen können!
    Im letzten Abschnitt ändert sich der Stil dann aber völlig: Die Ereignisse überschlagen sich, ständig gibt es neue Wendungen und der Leser wird in ein Wechselbad der Gefühle geworfen, in dem bald nicht mehr klar ist, wer gut und böse ist und wem man noch trauen kann. Von einer realen Umwelt gleitet die Geschichte immer mehr ab in eine phantasiehafte Märchenwelt , in der volle Konzentration gefordert war, um nicht den FAden zu verlieren.

    Das Ende selbst ist durch den klaren (positiven) Ausgang von Christophers Abenteuer befriedigend, in dem sich auch alle vorher offenen Fragen lösen und zu einem großen Ganzen verbinden, bleibt aber im immerwährenden Kampf offen, was mir gut gefällt.

    Wie bereits angesprochen, gelingt es Chbosky, eine durchgängig hohe Spannungskurve durchzuhalten, die das Buch - trotz seiner Dicke - zu einem wahren Pageturner macht.

    Obwohl Christopher natürlich die eigentliche Hauptperson des Romans ist, werden immer wieder andere Personen in den Mittelpunkt der Handlung gestellt, so dass der Leser ein umfassendes Bild erhält und durch den Perspektivwechsel gut die verschiedenen Charaktere und ihre Gefühle und Handlungen nachvollziehen kann.

    Die Protagonisten sind authentisch, mehrdimensional und mit großer Empathie und viel Liebe beschrieben. Sie sind für den Leser nicht nur gut vorstellbar, sondern man glaubt schon bald, ein weiterer Einwohner von Mill Grove zu sein, der am Kleinstadtleben teilnimmt. Allerdings scheint mir Christopher ein bisschen ZU reif für seine sieben Jahre zu sein.

    Der Wandel einer fast banalen Handlung hin zum überraschend Bösen, von einer fast realen Umwelt hin zum blanken Horror, erinnert an Stephen Kings beste Zeiten. Fans des Genres kommen bei "Der unsichtbare Freund" voll auf ihre Kosten!
    Eine himmlische Katastrophe Thomas Montasser
    Eine himmlische Katastrophe (Buch)
    10.08.2019

    Himmlische Unterhaltung

    Die junge Frau Louise aus einer Pariser Vorstadt wird straffällig und von einem Gericht verurteilt, einige Monate bei ihrer Tante Madeleine zu verbringen. Madeleine ist eine von drei noch verbliebenen Nonnen in einem von der zivilisierten Welt abgeschnittenen alten Kloster im Burgund - und Lou ist zunächst wenig begeistert und sehr gelangweilt. Als sie dann auch noch feststellt, dass das Kloster hoch verschuldet ist und das Nötigste fehlt, kommt ihr die Idee, mit der besonderen Musikalität der Nonnen das Kloster zu retten. Sie nutzt ihre Kontakte, um erst einige Konzerte, dann eine ganze Tournee für "den göttlichen Harem" zu organisieren. Währenddessen wollen die Dienstherren in Rom das Kloster schließen....

    Thomas Montasser hat mit "Eine himmlische Katastrophe" einen großartigen, das Herz erwärmenden Roman geschrieben über Freundschaft, Lebensfreude, Musik und wahre Menschlichkeit. Die wunderschöne Geschichte ist gespickt mit vielen Kleinigkeiten, die beim Lesen einfach nur Spaß machen - und oft auch zum Nachdenken anregen (wie z.B. "Der Islam ist eine großzügige Religon für großzügige Menschen. Nur diejenigen, die geistig klein sind sehen ihn eng".)

    Auch die Beschreibung der Orte kommt nicht zu kurz und dem Leser offenbart sich sowohl das abgelegene KLoster - natürlich ohne Internet! - als auch die vielen Orte auf der Tournee, die in der hässlichen Vorstadt Grigny beginnt ("Ein Gotteshaus ist wie der Mensch, der es nutzt: Mag es auch äußerlich unansehnlich sein, so ist seine Seele doch schön.")

    Die Protagonisten sind authentisch beschrieben, so dass ich ein klares Bild vor meinem geistigen Auge hatte und entwickeln sich auch herrlich weiter im Laufe des Geschehens. Der Schreibstil ist sehr fesselnd, so dass das Buch ein echter Page-Turner für mich war. Überraschende Wendungen und viel feiner Humor sorgen für beste Unterhaltung.

    Für mich ist dieses Buch definitiv ein Highlight des bisherigen Lese-Jahres!!! Unbedingt lesen!
    Die Obsession - Wenn eine Begegnung zum Verhängnis wird Nuray Çe¿me
    Die Obsession - Wenn eine Begegnung zum Verhängnis wird (Buch)
    18.07.2019

    Unterhaltsame Psychologie

    Amelia, die in Italien geboren wurde, kam schon früh nach Deutschland und ist mittlerweile eine hübsche, erfolgreiche und temperamentvolle Frau. Auf einer Online Dating-Platform lernt sie Marlon kennen und lieben, doch nach einer kurzen folgenschweren Affaire wird sie zum Opfer von Ghosting. Doch Amelia ist besessen von Marlon und hofft, ihn zurückgewinnen zu können. Sie beginnt ein umfassendes Stalking und steigert sich immer mehr in einen Wahn hinein, der zunehmend bedenklicher wird.
    Der Schreibstil ist überaus flüssig; teilweise sogar recht einfach gehalten, was die Gedankenwelt von Amelia jedoch sehr gut abbildet.
    Die Geschichte ist spannend aufgebaut; immer beklemmender wird die Gefühlswelt der Beteiligten und läuft unhaltbar auf ein Drama zu. Aufgrund der großen Anspannung der Protagonistin und die Beschäftigung mit der Psyche derselben ist meiner Ansicht nach auch durchaus von einem Psychothriller zu sprechen, wenngleich auch einem eher untypischen, gerade auch, weil die Protagonistin Amelia eben auch weniger Opfer und Heldin als Täterin ist.
    Der Leser erhält tiefe Einblicke in die Gefühlswelt der Charaktere und gerade diese erklären die behandelten Themen "Ghosting", "Stalking" und "Obsession" bzw. "Psychose" sehr gut. Dass die Handelnden damit nicht unbedingt sympathisch erscheinen bzw. man kein Verständnis für ihre Taten aufbringen kann, liegt in der Natur der Sache - mir hat dieses Buch eine neue Sicht auf die Abgründe der Menschen gebracht und konnte mir Taten näherbringen, wenn auch nicht entschuldigen. Intensiver wäre es sicher, wenn man als Leser wenigstens mit EINER Person mitfühlen und sympathisieren könnte.
    Interessant wiederum fand ich, dass dieses Buch sich sehr intensiv mit dem Thema "Liebe" auseinandersetzt, die von den verschiedensten Standpunkten aus betrachtet wird, ANtrieb für alle Handlungen darstellt und eigentlich niemals glücklich ist.

    Einige Schwachstellen im Buch möchte ich auf die noch junge unerfahrene Autorin zurückführen. In manchen Fällen wäre weniger vielleicht mehr gewesen - es hätte sicher gereicht, nur eines der großen o.g. Themen einzubeziehen und dieses noch tiefer auszuarbeiten.
    Sofern man bereit ist, sich auf einen eher ungewöhnlichen Psychothriller einzulassen, kann ich dieses Buch nur empfehlen - mich hat es zu viel Nachdenken und Diskussionen veranlasst.
    Der Auserwählte Der Auserwählte (Buch)
    04.03.2019

    Großartig

    Bei der Geburt von Konrad Sammer schlägt ein Blitz in das Haus ein und trifft das Baby am Po. Seine Eltern erwarten daraufhin Außerordentliches von ihm, doch Konrad wird Journalist und lebt ein unauffälliges Leben. Bis er mit 52 Jahren plötzlich eine Stimme in seinem Kopf hört, die ihn zu ihrem Propheten beruft. Ist es Gott? Konrad glaubt nicht wirklich an ihn, doch merkwürdige Dinge passieren in seinem Umfeld: Ein Mann verwandelt sich in einen Baum, im Urwald erscheint unvermittelt eine Hütte und versorgt die Halbverhungerten mit Nahrung - und der eher bindungsunfähige Konrad lernt seine Traumfrau kennen. Und plötzlich sieht sich Konrad Sammer als möglicher Retter der Welt in einem Kampf gegen Raubtierkapitalismus, Gier und unmenschliche Ausbeutung der Schwachen und wird zur Zielscheibe skrupelloser Gegner....

    Dem Österreichischen Journalist und Autor Hermann Knapp ist ein außerordentliches Buch gelungen, dass die Elemente eines höchst unterhaltsamen Romans mit Satire, Utopie, Krimi und Sachbuch vermischt. Seine Protagonisten erscheinen dabei wie aus dem Leben gegriffen mit allen uns bekannten Fehlern und Schwächen; die Hauptfigur Sammer ist dabei fast der nette Eigenbrötler von nebenan. Auch der Einfallsreichtum des Autors ist bemerkenswert und die immer wieder neuen Wendungen überraschten mich positiv.

    Einige herausgegriffene Probleme dieser Welt (u.a. die Ausbeutung der Näherinnen in Fernost für die Modebranche, der Missbrauch von Frauen, die Millionenablösen und -gagen der Top Fußballer, die Palmölproduktion mit Kinderarbeit, Pestizideinsatz ohne Schutzmaßnahmen usw.) sind gut recherchiert und sehr anschaulich beschrieben - auch verweist der Autor hier auf eine umfangreiche Literaturliste. Trotz einer Betroffenheit fühlt man sich als Leser jedoch nicht durch einen erhobenen Zeigefinger gegängelt, sondern tatsächlich mitgenommen im Geschehen.

    Herausragend fand ich die Schilderung und den Umgang mit "der Stimme" und damit den Umgang mit theologischen Fragen, die zum Nachdenken anregen: GIbt es einen Gott und wenn ja, für wen (Christen, Moslems, Buddhisten, Naturvölker)? Wie würde ich damit umgehen, wenn ich eine Stimme hören würde? Könnte ich konsequent eine unglaubliche Meinung vertreten und letztlich mein Leben für eine bessere Welt einsetzen?
    Die BEschreibungen und Folgerungen sind in sich immer logisch und nachvollziehbar, und so blieb der Roman trotz seiner mystischen Komponente und der abschließenden Utopie durchaus realistisch..

    Hermann Knapps Schreibstil ist - trotz großer Themen - leicht und flüssig und dabei mit einer ordentlichen Portion Humor versetzt, so dass ich oftmals laut lachen musste ob der schrägen Vorkommnisse und Formulierungen. Dabei gelang es ihm stets, mich so mitzunehmen, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

    Der fesselnde Schreibstil zusammen mit dem Fortlauf der Handlung, den Rätseln um Freund und Feind und der spannenden Thematik birgt großes Lesevergnügen. Lesern, die einem gewissen Maß an Sarkasmus nicht abgeneigt sind, kann ich diesen außergewöhnlichen Roman nur wärmstens empfehlen!!! Schon lange hat mich ein Roman nicht mehr so gut unterhalten und gleichzeitig so berührt!
    Frau Einstein Frau Einstein (Buch)
    27.02.2018

    Spannendes Leben Einsteins erster Frau

    Milena Maric, körperlich durch ein Hüftleiden eingeschränkt, wird von ihrem Vater in Slowenien stark gefördert. Dank der Unterstützung und ihrer hohen Intelligenz wird sie eine der ersten weiblichen Studentinnen am Potytechnikum in Zürich. Hier schließt sie erste Freundschaften mit anderen Studentinnen und lernt den jungen Albert Einstein kennen, dessen Werben sie - trotz anderer Lebenspläne - bald nachgibt. Das junge Paar trotz etlichen Widrigkeiten und arbeitet zunächst gemeinsam an ehrgeizigen wissenschaftlichen Projekten, bis Milena - noch unverheiratet - überraschend schwanger wird.

    Spannend und überaus authentisch erzählt die Autorin dabei einen tragischen Lebensweg einer außergewöhnlichen Frau; dabei kommt der Zeitgeist und das Leben zur Jahrhundertwende außerordentlich gut zum Ausdruck. Die Verachtung der "Ostgebiete", die stark untergeordnete Stellung der Frau, die steife Kommunikation zwischen den Geschlechtern, das studentische Leben und die Caféhauskultur sowie vieles mehr wird dem Leser anschaulich erzählt.
    Der Autorin gelang es, mich völlig in die Zeit und das Leben der Protagonisten hineinzuziehen und ich war emotional gefesselt von der Lebensgeschichte Milenas, die mich total beeindruckt hat. Auch, wenn geschichtlich ungeklärt ist, ob die Entdeckung der Relativitätstheorie nun tatsächlich Milenas oder Alberts Können zuzuschreiben ist, erscheint Albert Einstein in einem völlig neuen Licht: Menschlich fragwürdig, sozial inkompetent, narzisstisch, schwierig, mutterbezogen, sprunghaft, wenig zielstrebig und weitere negative Persönlichkeitsmerkmale scheinen ihm anzulasten zu sein.

    Marie Benedicts Roman ist eine - wie die Autorin auch deutlich zum Ausdruck bringt - fiktive Erzählung der Lebensgeschichte von Milena Maric und keine Biografie, dessen sollte sich der Leser bewusst sein. Allerdings hat die Autorin vielfältig recherchiert und beruft sich auf diverse überlieferte Tatsachen und den Briefwechsel der Protagonisten. Angeregt hat mich das Buch auf jeden FAll, weiter zu forschen und zu lesen, was tatsächlich wahr ist.

    Auf deutlichste kommt das Thema der Stellung der Frau in der Gesellschaft bzw. das der Gleichberechtigung zum Tragen, das unbedingt zum Nachdenken anregt. Der Leser kann eigentlich nicht anders, als Partei ergreifen für die schändlichst ausgenutzte und im Stich gelassene erste Frau Einstein

    Insgesamt bin ich begeistert von diesem fesselnden Roman, den ich unbedingt empfehlen möchte!
    Das Buch der Spiegel Das Buch der Spiegel (Buch)
    22.02.2017

    Top Thriller

    "Das Buch der Spiegel" ist der erste deutschprachig erschiene Roman des rumänischen Autors E. O. Chirovici - und er legt damit die Messlatte sehr hoch!
    Im Mittelpunkt steht hier der Mord an dem Psychologie-Professor Wieder, der am menschlichen Gedächtnis forschte (unsere Erinnerungen sind mehr oder weniger nur Fake) und eine besondere Beziehung zu verschiedensten Menschen seines Umfeldes (Studenten, Kollegen und Patienten) pflegte.
    Beginnend mit der Vorlage eines (fiktiven) Buch-Manuskriptes bei einem Literaturagenten, von dem nur der erste Teil existiert, passt der Autor aus wechselnden Erzählerperspektiven einzelne Sichtweisen auf die Geschichte eines Mordes wie viele Puzzlestückchen zusammen.
    Auch, wenn eine gewisse Distanz zu den Protagonisten bestehen bleibt, werden sie in wesentlichen Merkmalen sehr eingehend und treffend geschildert, so dass der Leser sie bildhaft vor Augen hat und fast meint, ein eigenes Urteil bilden zu können über ihre Charaktereigenschaften.
    Die Spannungskurve ist und bleibt während des gesamten Buches unverändert überaus hoch; der Leser ist animiert, das Ratespiel um die Mordaufklärung mitzuspielen und ergeht sich permanent in neuen Spekulationen - um am Ende nochmals durch eine weitere überraschende Wendung verblüfft zu werden.
    Für mich ist diese Mordaufklärung brillant geschrieben und lässt auf weitere Bücher des Autors hoffen! Ich wünsche E.O. Chirovici den Erfolg in Deutschland, der diesem Thriller gebürt! Erstklassig!
    151 bis 164 von 164 Rezensionen
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