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    SusanK Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 22. Februar 2017
    "Hilfreich"-Bewertungen: 12
    164 Rezensionen
    Fräulein Gold: Scheunenkinder Anne Stern
    Fräulein Gold: Scheunenkinder (Buch)
    31.01.2021

    Bildgewaltiges Gemälde der wilden 20er

    Nachdem die frei schaffende Hebamme Hulda Gold zu einer jüdischen Schwangeren ins Berliner Scheunenviertel gerufen wurde, verschwindet das Neugeborene nach einer schwierigen Geburt von der Bildfläche. Doch Hulda wäre nicht die tatkräftige Frau, die jedem Rätsel hinterherspürt, wenn sie die Mauer aus Schweigen so hinnehmen würde. Ihre hartnäckigen Ermittlungen führen sie über viele Geheimnisse auf die Spur von Kinderhändlern und schließlich ist sie selbst in höchste Gefahr ...

    Die waschechte Berlinerin Anne Stern hat mit "Scheunenkinder" ihren zweiten Roman um die tatkräftige Hebamme Hilda Gold vorgelegt, der sich auch problemlos ohne Vorkenntnis des ersten Bandes lesen lässt.

    In ihrem Werk führt sie uns zurück in das farbenfrohe Berlin der aufregenden 20er Jahre und erschafft ein eindringliches Sittengemälde dieser wilden, aber auch schwierigen Zeit. Auf anschauliche Weise gelingt es Anne Stern, die Deutsche Geschichte - und hier gerade auch den sich verstärkenden Judenhass, die Zwiespältigkeit der Polizei, aber auch die wirtschaftlichen Probleme und die Verknappung der Lebensmittel - ihren Lesern zu veranschaulichen.

    Die Figuren sind dabei absolut authentisch, durchaus mehrdimensional und wachsen dem Leser mit all ihren Ecken und Kanten ans Herz. Mir gefällt sehr, wie nachvollziehbar die Handlungen sind, selbst oder auch gerade vor den Umständen einer so anderen Zeit, in der wir uns befinden. Gerne habe ich mitgefühlt und -gelitten und hatte ständig ein buntes Kopfkino beim Lesen.

    Absolut stimmig für mich ist, dass die moderne und emanzipierte Hulda Gold dabei auch keine klassische Liebesgeschichte erlebt, sondern auch ihre Beziehungen zu den Männern nicht gerade einfach, sondern eben auch von den Problemen der Zeit geprägt sind.

    Eine wichtige Rolle spielt auch das Setting, und es lässt sich erspüren, wie sehr Anne Stern die Metropole "Berlin" liebt und hier gut recherchiert hat, so dass man sich mittendrin fühlt in dieser brodelnden Stadt.

    In einer Mischung aus historischem Roman und Krimi kommt die Spannung nicht zu kurz und die Autorin legt einige Fährten, bis am Ende alles zu einem großen Showdown kommt und schließlich alle losen Fäden zu einem befriedigenden Ende führen. Für mich war jedoch der Geschichtsaspekt noch faszinierender und ich habe die gesamte Atmosphäre komplett aufgesogen.

    Ich freue mich bereits auf den nächsten Band, um Hulda Gold wieder auf ihren Wegen in den goldigen Zwanzigern begleiten zu dürfen.
    Trauboth, J: Jakobs Weg Trauboth, J: Jakobs Weg (Buch)
    19.01.2021

    Aufrüttelnder Krimi über die sexualisierte Gewalt an Kindern oder: Der Mord an der Seele

    In einem Internat spielen sich furchtbare Szenen ab: Einige Schüler werden systematisch verkauft an Pädophile. Doch es gibt heimliche Aufnahmen der Perversionen und so werden einige der - beruflich höchst erfolgreichen - Täter Jahre später aufgefordert, als Reisegruppe den Jakobsweg zu gehen, wenn sie nicht wollen, dass diese Aufnahmen an die Öffentlichkeit gelangen. Ebenfalls mit dabei auf dem Camino sind der BKA-Ermittler Joe "Hunter" Jäger und die Investigativ-Journalistin Hanna Donahnyi.
    Wer wird das Ziel erreichen und am Ende des Weges das belastende Material ausgehändigt bekommen? Und wird dem "Hunter" endlich ein großer Schlag gegen das abartige Pädophilen-Netzwerk gelingen? Jede Etappe des Weges birgt ihre Überraschungen, einige Todesfälle überraschen und schließlich geraten auch die Ermittler in Lebensgefahr.....

    Jörg H. Trauboth, international tätiger Krisenmanager und ehemaliger Generalstabsoffizier der Luftwaffe, Notfallseelsorger und gefragter Experte, hat mit "Jakobs Weg" seinen vierten Roman auf den Weg gebracht, in dem er sich dem Thema der "sexualisierten Gewalt an Kindern" beschäftigt. Die in der Presse immer wieder nur kurz auftauchenden Schlagzeilen über Pädophile und die Tatsache, dass die herrschende Corona-Pandemie mit häuslicher Isolation zu vermehrtem Missbrauch führt, machen es wichtig, sich mit diesen Problemen genauer auseinanderzusetzen.
    Trauboth hat, um das Thema "lesbarer" zu machen und so einer breiteren Masse zuzuführen, als Genre hier nicht das Sachbuch, sondern den Krimi gewählt. Dabei vermag er es geschickt, zahlreiche Fakten und wichtige Informationen in den Text einzuarbeiten und dem Leser so auf leichte Art eine Menge an Fachwissen zu vermitteln. Gleichzeitig gelingt es ihm, die Grausamkeit der sexualisierten Gewalt oftmals nur so anzureißen, dass die Perversitäten nicht ausgeschlachtet werden, sondern sich Handlungen oftmals nur im Kopf des Lesers abspielen, der hier nicht zum Voyeur wird und das Grauen nicht bis ins kleinste Detail nachlesen muss. Doch auch so lief es mir bei der Lektüre immer wieder kalt den Rücken hinunter und der "Mord an der Seele" der Kinder macht mich sprachlos. Deutlich wird, wie aus Opfern später selbst Täter werden, welches Geschäft hinter dem Grauen steht und mit welchen großen Problemen die Polizei bei der Aufklärung der Verbrechen zu kämpfen hat.

    Am Ende wendet sich Trauboth noch in einer persönlichen Angelegenheit an die Leser und erläutert seine Motivation als Autor für dieses Buch, mit dem er das Thema des Missbrauchs aus der Tabuecke herausholen will sowie Menschen aufrütteln und animieren, genau hinzuschauen - was ihm interessanterweise schon mit dem Cover gelingt, das, neben dem Titel, den gelben Pfeil des Jakobsweges auf einer rauen Baumrinde zeigt. Überaus gelungen! Ergänzend gibt es am Ende auch noch konkrete Informationen für Erste Hilfe und Anlaufstellen, was das Buch absolut abrundet.
    Trauboth hat ausnehmend gut recherchiert und sich in das Thema nicht nur sachlich, sondern auch mitfühlend eingearbeitet und nimmt den Leser mit.

    Trotz der vielen Sachinformationen ist der Krimi spannend von Anfang bis Ende und ein wahrer Page-Turner, den ich nicht aus der Hand legen wollte. Viele Fragen ergaben sich und beschäftigten mich lange mitzurätseln nach Tätern und Motiven und mitzufiebern mit dem Gelingen der Operation bis zu einer überraschenden Wendung am Schluss.
    Ich bin sehr glücklich, dass dieser Krimi zu einem ruhigen und doch einigermaßen glücklichen Ende findet, so dass ich mit Hoffnung in die Zukunft blicken kann und mich keine Albträume plagen.

    Wieder einmal mehr hat sich der Autor intensiv mit seinen Figuren auseinandergesetzt und erweckt diese vor den Augen des Lesers zum Leben. Ihr Handeln ist authentisch, sie sind mehrdimensional und ihr Schicksal bewegt in jeder Richtung - und das auch, wenn man sie nicht unbedingt mögen muss.

    Last not least ist auch das Setting von besonderer Bedeutung und ergibt ein drittes Genre, das genannt werden muss neben Krimi und Sachbuch: Der Reiseführer. Durch die intensive Beschäftigung mit den Etappen des Camino Francés (sehr schön dazu auch die Grafik am Anfang des Buches) habe sogar ich Lust bekommen, auf dem Jakosweg zu pilgern und viele Eindrücke zu erwandern.

    Für mich ergibt sich hieraus eine klare 5-Sterne-Bewertung, denn dieses Buch ist absolut herausragend und ich kann die Lektüre einfach nur klar empfehlen: Bitte unbedingt lesen und Konsequenzen ziehen!!!
    Allerdings möchte ich eine Triggerwarnung aussprechen für Missbrauchsopfer, selbstverletzendes Verhalten, suizidale Gedanken u.a.


    Ein Lied in der Nacht Simone Dorra
    Ein Lied in der Nacht (Buch)
    10.01.2021

    Bildgewaltiger fünfter Band der großen Kashmir Saga

    Ex-Agent Vikram Sandeep führt mit seiner Frau Sameera, Traumatherapeutin, das Waisenhaus Dar-as-Salam im politisch instabilen Kashmir. Als einer ihrer Schützlinge in einem Zeitungsartikel über eine hochrangige Persönlichkeit einen seiner Peiniger entdeckt, beschließen Vikram und Sandeep, gemeinsam mit ihrem Freund Raja Sharma, einem Kinderschänderring das Handwerk zu legen. Dabei geraten sie nicht nur in höchste Gefahr, sondern durch das Auftauchen eines Mannes aus Vikrams Vergangenheit scheint auch die tiefe Freundschaft zwischen den FAmilien zu zerbrechen ....

    "EIn Lied in der Nacht" ist bereits der fünfte Band der KASHMIR-SAGA um das Waisenhaus Dar-as-Salam und die befreundeten Familien von Vikram und Sameera und Raja und Sita, in denen die beiden tollen Autorinnen Simone Dorra und Ingrid Zellner nicht nur eine tief emotionale Familiensaga ersonnen haben, sondern auch das ferne Kashmir mit seinen großen Problemen den Lesern näherbringen. Gerade die politische Instabilität, die Ablösungsbestrebungen von Indien und die daraus resultierenden Probleme verdienen ein Hingucken der westlichen Welt!
    Natürlich lässt sich dieser Band auch lesen, ohne die vorhergehenden Bücher zu kennen; durch das Personenverzeichnis und die vielen Rückblenden und Gespräche ist das Geschehen absolut nachvollziehbar. Schöner ist natürlich der Einblick in das große Ganze, die ganzen Entwicklungen und Verflechtungen - und die bildgewaltige Saga verdient auch das Lesen der kompletten Reihe.

    Langsam und ruhig beginnen die beiden Autorinnen diesen Roman, als das Schicksal von völlig unerwarteter Seite zuschlägt. Die scheinbare exotische Idylle, die der Leser begierig aufsaugt, schlägt schnell ins Gegenteil um und nichts bleibt, wie es ist. Besonders erscheint in diesem Band auch, dass die eingeschworenen Familien diesmal nicht nur gegen die bösen Mächte außerhalb kämpfen, sondern auch ihre Freundschaft, der sichere Boden der Saga, in Gefahr gerät. Dabei werden die Leser konfrontiert mit der Frage nach Schuld und Sühne und müssen sich hier auch mit ihren eigenen Einstellungen auseinandersetzen.

    Und Simone Dorra und Ingrid Zellner können auch "Krimi" - wenn die Ermittlungen zur Zerschlagung des Kinderschänderrings in atemberaubender Spannung den Leser voran treiben!

    Obwohl es sich um eine Familien-Saga handelt, steht für mich doch immer das Land Kashmir im Mittelpunkt - dieses fremde Land zwischen exotischer Schönheit und innerer Zerrissenheit, zwischen Moderne und Tradition, zwischen Menschlichkeit und unvorstellbarer Brutalität. DAbei haben die Autorinnen nicht nur sehr gut recherchiert, sondern lassen ihre eigene Liebe zu diesem Land in jeden Satz einfließen.

    Zum Glück gibt es ein ausführliches Glossar am Ende des Buches, so dass die fremden Begriffe genau erklärt werden. Dennoch hatte ich auch immer wieder Lust, weiter zu recherchieren und mehr zu erfahren, so dass ich viel lernen konnte.

    Das Thema "Kindesmissbrauch" ist für sich genommen sehr schwer zu verkraften, doch ersparen uns Dorra/Zellner oft die wirklich schmutzigen Details, so dass es aushaltbar bleibt, darüber zu lesen. Unfassbar, wie rückständig die Gesetzeslage dazu in Indien und Kashmir ist!

    Die Figuren sind mit sehr viel Liebe authentisch und mehrdimensional gezeichnet und ich konnte mit allen mitfiebern und mitfühlen; alle scheinen mir lebensecht zu begegnen und in Gesprächen erscheinen sie wie gute Bekannte oder gar Freunde, und das erlittene Leid fühlt sich fast an wie eigener Schmerz. Sehr schön, wie sie sich auch mit den Büchern weiterentwickeln und immer wieder neue Facetten kenntlich werden.

    Und nur deshalb verzeihe ich dem Autorinnenpaar den fiesen Cliffhanger, der mich schon wieder sehnsüchtig auf den 6. Band warten lässt!

    Bildgewaltig, emotional, ergreifend, spannend, nachdenklich, lehrreich - natürlich muss ich da eine Leseempfehlung aussprechen!
    Permanent Error Karl-Heinz Land
    Permanent Error (Buch)
    04.01.2021

    Die Probleme unserer Zeit

    Der stets neugierige Wirtschaftsjournalist Michael Baker soll von einem Freund und Informanten brisante Informationen erhalten, doch dieser wurde ermordet und Baker gerät selbst unter Mordverdacht. Durch seine Recherchen beschäftigt er sich mit dem Diesel-Skandal bei VW, der Regenwald-Mafia, Monsanto und Korruption und wird tief hineingezogen in den Sumpf der Konzerne und Politiker, bis er schließlich den grundlegenden Irrtum in unserem System erkennt.

    Karl-Heinz Land und Leonie Schulze Bölling beschäftigen sich in ihrem genreübergreifenden "Inspirationskrimi" mit den Problemen unserer Zeit. Keinem Leser werden die - hier sehr gut recherchierten und ausgezeichnet nachvollziehbar aufgezeichneten - Skandale gänzlich unbekannt sein. Und auch, wenn nicht immer eindeutig ist, was Realität ist oder war oder was Fiktion - der Leser kommt auf höchst unterhaltsame und spannende Art mit dem Diesel-Skandal, der Monsanto-Problematik und der südamerikanischen Regenwald-Mafia in Kontakt. Doch die Autoren belassen es nicht einfach bei der Problematik, sondern sie wecken Verständnis für die "normalen" Menschen, die kriminell agieren und zeigen sogar Lösungsansätze des "permanten Irrtums" auf.

    Die Figur Michael Baker steht dabei im Zentrum des Entdeckens und Aufklärens und nimmt den Leser mit auf ein großes Abenteuer. Er wie auch die weiteren Figuren sind dabei authentisch und nachvollziehbar gezeichnet und ich konnte gut mitfiebern.

    Trotz der vielen Sach-Aspekte verlor die zugrunde liegende Krimihandlung nicht an Spannung; der an den Missständen unserer Zeit interessierte Leser wird tief hineingesogen in die spannende Aufarbeitung der Themen.
    Warum Elektroautos keinesfalls zukunftstauglich sind, wieso trotzdem in diese Art der Mobilität investiert wird und wer davon profitiert, bzw. welche Alternativen sinnvoll sind, ist dabei nur ein Beispiel für die wichtige Aufklärung, die Karl-Heinz Land mit seinem Werk betreibt.

    Sprachlich begann das Buch für mich leider etwas unrund, sodass ich die Lektüre anfangs fast abgebrochen hätte, was wirklich ein großer Verlust gewesen wäre - doch deshalb kann ich leider "nur" vier Sterne vergeben, obwohl ich diesen Krimi für unbedingt lesenswert halte und ihn allen geneigten Lesern dringend weiterempfehlen möchte!
    Paracelsus -  Auf der Suche nach der unsterblichen Seele Paracelsus - Auf der Suche nach der unsterblichen Seele (Buch)
    04.01.2021

    Bildgewaltiger Roman über den wohl bekanntesten Arzt Europas

    Theophrastus Bombast von Hohenheim, von seinen Freunden scherzhaft "Paracelsus" genannt, lebt und studiert an der ältesten Universität der Schweiz, in Basel Medizin. Allerdings macht er sich über die meisten Vorstellungen der Ärzte im 16. Jahrhundert lustig; vor allem sieht er einen ganzheitlichen Ansatz in der Medizin und ist darum auf der Suche nach der menschlichen Seele, um so den Kranken besser helfen zu können. Während seine Forschungen an Toten zunächst von der Wissenschaft und der Kirche gefödert werden, ändert sich - nicht nur für Paracelsus - alles, als ein neuer machtbesessener und äußerst brutaler Bischof das Sagen in der mittelalterlichen Stadt hat. Denn während dieser bereits das Aufschneiden von Leichen als Blasphemie betrachtet, wendet sich der Arzt tatsächlich dem Okkultismus zu, um sein höheres Ziel zu erreichen und wird so schließlich verfolgt und muss fliehen. Und auch seine Freunde gelangen ins Visier des Bischofs....

    "Paracelsus - Auf der Suche nach der menschlichen Seele" ist der Auftakt einer historischen Reihe um den wohl berühmtesten Arzt Europas, Alchemist und Naturphilosoph Paracelsus.

    Eva-Isabel Schmid hat sehr gut recherchiert und bringt dem Leser auf höchst unterhaltsame Weise das historische Leben des 16. Jahrhunderts nahe. Verbriefte Fakten ergänzt sie dabei durch Fiktion, so dass ein buntes Bild der Protagonisten und des Lebens im Spätmittelalter entsteht. Besonders spannend fand ich dabei die - doch zumeist sehr gruseligen - Ansichten der frühen Medizin, doch Schmid schreibt über so viel mehr. Wer einen Roman ausschließlich über den großen Arzt erwartet, wird hier wohl enttäuscht werden, da die MEdizin doch nur einen recht kleinen Teil des Buches einnimmt. Spannend zeigt die Autorin das Stadtleben Basels und die Macht des Bischofs und seiner zu Widerstand mutierenden Handlungen auf.

    Die Figuren sind authentisch und bilderreich geschildert; schnell bilden sich beim Leser Sympathien und Antipathien aus - und, welch Überraschung - Paracelsus ist keinesfalls der umjubelte Heilsbringer, sondern stößt mit seinen Ecken und Kanten und seiner besessenen Suche nach der menschlichen Seele auf zahlreiche Widerstände.

    Während die faszinierenden Schilderungen mich sehr fesselten und eine große Spannungskurve das Buch umspannte, fanden sich ein paar kleinere Längen, die jedoch dem Lesevergnügen keinen Abbruch taten.

    Das Setting liegt überwiegend auf Basel und ich habe mich in dieser - noch immer - beeindruckenden Stadt schnell wiedergefunden und konnte die Wege der Handlung gut nachvollziehen.

    Mir hat die Lektüre dieses gewaltigen historischen Romans sehr viel Freude bereitet und ich habe dabei auch noch einiges lernen können!
    Daher bewerte ich das Buch mit einem "sehr gut" und ****.
    Eine klare Empfehlung für alle Freunde der Historischen Romane.
    Eiskalte Provence Eiskalte Provence (Buch)
    15.11.2020

    Weihnachten in der Provence

    Es geht auf Weihnachten zu und Albin Leclerc muss mit Erschrecken festellen, dass seine Lebensgefährtin Véronique ein großes Familienfest plant, was ihm gehörig gegen den Strich geht, Zudem hat sein Hausarzt eine Zyste an seiner Niere entdeckt, und so hat Leclerc quasi schon den Tod vor Augen...
    Als eine Frauenleiche in einer "Borie", einer Steinhütte gefunden wird, stürzt sich der pensionierte Ermittler als Berater der Polizei in Ermittlungen, die ihn zu einer obskuren Sekte, die ´sich offenbar nicht nur um ihr eigenes Seelenheil kümmert....

    Mit "Eiskalte Provence" legt Pierre Lagrange (ein bekannter Deutscher Autor, der hier unter seinem Pseudonym versteckt ist) nun schon den sechsten Fall seines kauzigen, doch höchst liebenswerten Ermittlers Albin Leclerc vor. Leclerc ist inzwischen pensioniert, was ihn jedoch nicht davon abhält, seinen Kollegen weiter unterstützend bis nervend zur Seite zu stehen. Dabei entwickelt der Autor auch die Geschichte um seine Figuren um Leclerc immer weiter fort, so dass der Leser auch in diesem Buch wieder auf vertraute und geliebte Personen stößt. Es lässt sich auch für Neuleser problemlos erst jetzt in die Reihe einsteigen, allerdings stehen einige Elemente dann ein wenig im leeren Raum, was sich aber problemlos verschmerzen lässt.

    Eine besondere QUalität sind bei Pierre Lagrange die liebevoll ausgearbeiteten Protagonisten; insbesondere die Kernfigur Leclerc ist ein höchst interessanter, mehrdimensionaler Ermittler, der seinen Lesern inzwischen ans Herz gewachsen ist. Dabei ist es natürlich klar, dass neben dem eigentlichen Krimi auch immer private Geschichten von Bedeutung sind. Diesmal ist es vor allem die Auseinandersetzung mit einer vielleicht tödlichen Krankheit und der Umgang damit, vor allem aber der Kult um Weihnachten. Auf humorvolle Weise wird geschildert, wie sich Leclerc den Anforderungen seiner Partnerin, sie bei der Vorbereitung eines fulminanten Weihnachtsfestes zu unterstützen, widersetzt und zwingt so den Leser auch zum Nachdenken über dieses Fest. Selten habe ich so viel schmunzeln bis lauthals lachen müssen in einem Krimi!

    Und natürlich findet sich auch eine ordentliche Portion Provence-Atmosphäre in diesem Krimi, der Fernweh weckt und schöne Gedanken an Südfrankreich aufkommen lässt. Allerdings spielt der Krimi nicht während der touristischen heißen Sommermonate, sondern im kalten und recht verlassenen Winter, was in meinen Augen eine angenehme Abwechslung zum normalen Trott darstellt.

    Doch auch das Wichtigste, der Krimi, kommt nicht zu kurz. Von Beginn an besteht Spannung mit der Schilderung des Mordes über eine recht frühe Präsentation des Täters, der jedoch überraschender Weise gar nicht die Lösung des Falls ist, bis hin zum großen Showdown am Ende des Buches, das cineastische Züge hat. Während anfangs der Schwerpunkt noch mehr im Privaten liegt, nimmt die Ermittlungstätigkeit und die Spannung eine immer größere Rolle ein.

    Spannend ist für mich das Thema der "Banater", der Menschen, die massenhaft aus Rumänien nach Frankreich eingewandert sind- wieder etwas gelernt! - und berührend und nachdenklich machend die religiösen Fanatiker, hier in einer kleinen unscheinbaren Sekte, die so eine große Gefahr ausüben können.

    Mir hat dieser eher ungewöhnliche Krimi sehr viel Spaß gemacht und ich empfehle ihn sehr gerne weiter. Allerdings werden Hardcore-Krimi-Leser vielleicht ein wenig Schwierigkeiten mit den Nebenschauplätzen haben, wenngleich der sympathische Leclerc auch nicht in den Einheitsbrei der rauchenden, trinkenden und a-sozialen klassischen Ermittler passt.
    Ich freue mich jedenfalls schon auf den siebten Fall von Commissaire Leclerc in der Provence!
    Kreuzberg Blues Kreuzberg Blues (Buch)
    09.11.2020

    Der Kampf um bezahlbares Wohnen

    Olgas Freundin Silke Herzog soll entmietet werden, und so setzt ein Immobilienhai aggressive Ratten in seinen Häusern einer Plattenbausiedlung aus, um mit neuen Mietverträgen zukünftig höhere Einnahmen zu erhalten.. Dengler lässt sich überreden, sein Stuttgarter Umfeld zu verlassen und Ermittlungen in Berlin aufzunehmen, die ihn jedoch in einen weitUs größeren Sumpf ziehen als zunächst angenommen.


    Wolfgang Schorlau legt mit “Kreuzberg Blues“ nun seinen bereits zehnten politischen Krimi um den außergewöhnlichein Privaterermittler Georg Dengler vor und fasst diesmal das hochaktuelle brisante Thema des „bezahlbaren Wohnens“ und die illegalen Machenschaften der großen Finanzunternehmen auf. Zweites Schwerpunktthema in diesem Band ist die aufkommende Corona-Krise, und in diesem Zusammenhang schreibt Schorlau auch von Impfgegnern, Verschwörungstheorien, Aluhutträgern, den absurden Argumenten der Demonstranten usw. sowie den Ungereimtheiten der Anthroposophie.


    Mit vielen gut recherchierten Hintergrundinformationen gelingt es Schorlau wieder einmal, ein hochaktuelles Thema verständlich und umfassend aufzubereiten und dem Leser auf unterhaltsame Weise näherzubringen. Dazu kommt, dass dieses Buch für mich nun das erste ist, in dem die weltweite Corona-Krise thematisiert wird - schon seit geraumer Zeit habe ich mich gefragt, wann die momentane Wirklichkeit Einzug in die geschriebene Welt finden wird.


    Allerdings muss ich kritisieren, dass Schorlau bei Randthemen nicht sorgfältig gearbeitet hat: Da ist zunächst einmal das Verhalten der Zuschauer in einer Fußball-VIP-Lounge zu nennen, in der die Gäste, trotz aller Absurdidät sonst, sicher KEINE AbendGarderobe tragen, und - für mich noch schwerwiegender -der gezogene Zusammenhang zwischen Impfgegnern und Borreliose - gegen Borreliose gibt es keine Impfung und somit ist diese Erkrankung den Impfgegern nun einmal nicht anzulasten und somit ein ganz schlechtes Beispiel!!!


    „Kreuzberg Blues“ ist - wieder einmal - ein spannender Fall mit authentisch beschriebenen Figuren, den der sympathische Dengler in Zusammenarbeit mit seiner cleveren und unerschrockenen Freundin Olga in aufopfernder Weise zu einem befriedigenden Ende führt, das jedoch diesmal noch einen Cliffhanger beinhaltet!


    Allerdings wäre für mich in diesem Buch weniger mehr gewesen, denn Schorlau verstrickt sich in vielen einzelnen Themen, von denen die Genforschung an Ratten zum Verstehen der Domestizerung, das skrupellose Vorgehen der Finanzoligarchen, die amerikanische Business-Mentalität, brutale Vergewaltigung unter Zuhilfenahme von k.o.Tropfen und Ähnliches zwar noch zum Fall gehören, die Machenschaften einer politisch rechten „Gruppe“ in Berlin zur Unterstützung von Bundesministerien, ein Entwurf einer Verfassungsänderung und extreme Einflussnahme auf die Politik von außen usw. allerdings ein wenig nebenher laufen und in meinen Augen den Lesefluss erschweren, ohne notwendig zu sein für das eigentliche Kernthema.


    Diese beiden Kritikpunkte führen für mich leider zu einem Punktabzug in der Bewertung, auch wenn ich Denglers zehnten Fall wieder als hochklassig und absolut lesenswert weiterempfehlen möchte.


    Ein umfassend geschildertes, hochaktuelles brisantes Thema wird nicht nur gut verständlich und unterhaltsam bis spannend dargeboten, erweitert den Horizont des Lesers und regt zum Nachdenken an. Bitte gerne noch viel mehr davon, Wolfgang Schorlau!
    Tödliche Algarve Carolina Conrad
    Tödliche Algarve (Buch)
    14.09.2020

    Authentisches Portugal

    Auf einem alten Pilgerweg verschwinden nacheinander drei Wanderer. Besonders heikel ist die Tatsache, dass auch die Halbschwester des ermittelnden Chefinspektors Joao Almeida vermisst wird. Doch damit nicht genug: Um den Tourismus nicht zu gefährden, soll möglichst alles vertuscht werden....

    "Tödliche Algarve" ist bereits der dritte Band um die Dolmetscherin Anabela Silva in ihrer portugiesischen Heimat; er kann aber auch problemlos ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

    Der Autorin Carolina Conrad gelingt es auf höchst unterhaltsame Weise, den Leser mitzunehmen auf eine spannende Reise nach Portugal und in den Sommerurlaub. Beeindruckende Beschreibungen der Landschaften und der portugiesischen Lebensart spiegeln das wundervolle Land wider; vervollständigt durch eine genaue Algarve-Karte am Anfang und einem kleinen Register mit verwendeten portugiesischen Sprichwörtern und Redewendungen am Ende des Buches ein perfekter POrtugal-Genuss!

    Vervollständigt wird das Ganze durch einen erfrischenden Schreibstil sowie authentische, durchaus mehrdimensionale Figuren und eine tolle Spannungskurve.

    Dieser wunderbare Sommerkrimi hat mich begeistert und ich empfehle ihn sehr gerne weiter - nicht nur allen Portugal-.Fans.


    Die Dornen des Bösen Die Dornen des Bösen (Buch)
    14.09.2020

    Band 2

    Der Profiler Ibsen Bach, der nach dem ersten Fall gerade in Schottland auf der Suche nach seiner Ehefrau ist, erhält von dem russischen General Sorokin den Auftrag, dessen Tochter Leonela zu suchen, die spurlos verschwunden ist. Ibsen glaubt, entgegen jeder Vernunft daran, dass Leonela noch lebt und wird hineingezogen in einen Strudel aus Verwicklungen, Abhängigkeiten und Beziehungen.

    "Die Dornen des Bösen" ist der zweite Fall aus der Reihe um den Profiler Ibsen Bach, und es empfiehlt sich sehr, den Band 1 "Die Akte Rosenrot" zuerst zu lesen. Da ich hier erst eingestiegen bin, hatte ich zunächst ein wenig Schwierigkeiten, die vielen Anspielungen und Verflechtungen nachzuvollziehen.

    Astrid Korten versteht es, Gänsehaut zu erzeugen und führt den Leser über eine hohe Spannungskurve zu einem fulminanten Showdown, in dem der Pharmariese ProCell eine bedeutende Rolle spielt. Dabei sind wechselnde Perspektiven und Zeitebenen ein wichtiges Stilelement - und es ist wichtig, auf die entsprechenden Angaben vor den Kapiteln zu achten, hier ist jede Kleinigkeit von entscheidender Bedeutung.

    Die politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen mit einem spannenden Thriller gefielen mir sehr gut.

    Die Figuren sind mehrdimensional und mit großer Entwicklung; dabei ist Gut und Böse auch immer eng beisammen und nicht sofort deutlich.Nicht nur der Ermittler Ibsen Bach ist von großer innerer Zerrissenheit und regt das Gedankenspiel an.

    Die Sprache und der Stil sind sehr gut und konnten überzeugen; leider weist das Print sehr viele Fehler auf, was meinen Lesefluss doch etwas getrübt hat.

    Wieder ein gutes Buch aus der Feder der Erfolgsautorin Astrid Korten!
    Hauff, J: Verschnitt Hauff, J: Verschnitt (Buch)
    14.09.2020

    Unbedingt lesen

    Der KInderchirurg Johannes Gelders ist überzeugt davon, dass ausschließlich die Erziehung unsere Kinder zu dem macht, was sie sind - und darum operiert er die nicht eindeutig einem Geschlecht zuzuordnenden Babys nicht nur, sondern führt auch heimlich Hormonbehandlungen durch. Um seinen narzisstischen Ehrgeiz zu stoppen, ist die OP-Schwester Liane aktiv, denn ihre Familie wurde durch die Menschenexperimente des Professors zerstört....

    Ca 1 KInd von 1000 kommt mit den Merkmalen beider Geschlechter auf die Welt; eine Tatsache, die oftmals totgeschwiegen wird und der Umgang der Mitmenschen damit zu dramatischen Folgen führt. Diesem wissenschaftlichen Fakt hat sich die Autorin Jennifer Hauff nun in einem spannenden Thriller angenommen, und es gelingt ihr, dieses Thema so auch der breiten Masse eindringlich und vorurteilsfrei näherzubringen.

    Jennifer Hauff hat hervorragend recherchiert und Gespräche mit Betroffenen geführt, und nicht nur die reinen Tatsachen, sondern auch die Gefühle und die seelische Zerrissenheit der Intersexuellen Menschen und ihren Angehörigen erzeugen Gänsehaut beim Leser. Dazu gelingt es ihr, die Tatsachen in einem hochspannenden Fall zu verpacken, der den Leser von ANfang an mit auf eine atemberaubende Reise nimmt.

    Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und vielschichtig beschrieben; gerade bei der Hauptperson gibt es nicht einfach nur Gut und Böse, sondern ein komplexes Produkt, das viel Verständnis weckt.

    Wechselnde Perspektiven und ein mitreißender Schreibstil machen das Buch zu einem Lesegenuss.

    Ich möchte das Buch am liebsten jedem in die Hand drücken und sagen: Lest! Ein so wichtiges Thema, das leider in der Öffentlichkeit viel zu sehr unterschätzt oder gar belächelt wird, wird hier auf eine anschauliche Art und Weise behandelt. EMpfehlenswert, großartig, wichtig!
    Kinder ihrer Zeit Kinder ihrer Zeit (Buch)
    10.09.2020

    Deutsche Geschichte - spannend erzählt

    Die Zwillinge Emma und Alice werden in früher Kindheit auf der Flucht aus Ostpreußen vor den herannahenden Sowjets getrennt und wachsen in völlig unterschiedlichen Systemen auf; so ist die eine überzeugte Westdeutsche, die andere überzeugte Kommunistin, als sie sich im geteilten Berlin der 50er Jahre wiedertreffen und tief in die düsteren Machenschaften der Mächte hineingezogen werden....

    Claire Winter hat hervorragend recherchiert und erweckt die Deutsche Geschichte zu Zeiten des Kaltes Krieges in der fiktiven Erzählung um die Zwillinge Emma und Alice zum Leben. Besser als in jedem Geschichtsbuch begreift der Leser, was es mit den "Wolfskindern" auf sich hat, was die "Kampftruppe gegen Unmenschlichkeit" tat, wie Deutsche Wissenschaftler quasi als Reparationszahlungen in die Sowjetunion gezwungen wurden, dass die DDR Staatsflüchtlinge auf offener Straße im Westen brutal entführt hat, wie Menschen sich gegenseitig bespitzelt und verraten haben und der Unrechtsstaat seine Bürger unterdrückt hat und vor allem, wie das tägliche Leben im geteilten Berlin, aber noch ohne Mauer und mit offenen Grenzen vonstatten ging.

    Die Handlung ist atemberaubend spannend und wird schließlich schier unerträglich, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Mehr noch als in jedem anderen Thriller geht das GEschehen unter die Haut, weil jeder Leser sich bewusst ist, dass es zwar um fiktive Figuren geht, doch ausschließlich echte Tatsachen zugrunde liegen und all dies unsere Deutsche Geschichte ist.

    Wenn das Buch auch schließlich mit dem (zu erwartenden) Berliner Mauerbau sein Ende findet, kommt es dennoch zu einem schönen Happy-End, das den Leser beruhigt abschließen lässt.

    Die Figuren sind absolut authentisch und mehrdimensional gezeichnet und (abgesehen einmal von einem Mann) nicht einfach in Gut oder Böse einzuteilen. Ihr Handeln regt den Leser zum Nachdenken und Diskutieren an und zeigt meiner Meinung nach auch auf, warum und wie es im Kommunismus in großem Ausmaß zu den Bespitzelungen untereinander kommen und wie der Staat überhaupt seine Macht aufrecht erhalten konnte. Dabei wird klar, dass niemandem zu trauen ist.

    Die wechselnden Erzählperspektiven geben ein umfassendes Bild des Geschehens und bringen die Gedanken und Gefühle der Figuren gut zu Tage. Überhaupt ist der Erzählstil fesselnd, die Sprache sehr gut und weist zahlreiche schöne Formulierungen auf.

    Ich bin begeistert von diesem Roman, der die Deutsche Vergangenheit so veranschaulicht und dabei eine fesselnde Geschichte über interessante Menschen erzählt. Eine Pflichtlektüre!!!
    Wie schön, dass ich mit diesem Buch die Autorin Claire Winter kennenlernen durfte - ich freue mich noch auf viele weitere Bücher in diesem Stil!
    Die Modeschöpferin Die Modeschöpferin (Buch)
    10.08.2020

    Ein buntes Bild nicht nur der Modewelt

    Die berühmte Modeschöpferin Simonetta de Rosa arbeitet mit ihrem Team mit vollem Einsatz daran, ihre Kollektion bis zur Herbstpräsentation fertigzustellen. Doch neben den typischen Problemen des Business wie Modespionage bis hin zu Mord, erbitterter Ehrgeiz und der näherrückenden Deadline, holt sie auch ihre Vergangenheit ein...

    Katja Maybach gelingt es hervorragend, das Lebensgefühl der 60er Jahre in Rom nachzuzeichnen und ich hatte fast wie bei einem Film sehr viele bunte Bilder im Kopf. Obwohl das Hauptthema die Modebranche ist, in der die Autorin als langjährige Modedesignerin selbst genaue Einblicke hatte und nun ihre Leserinnen teilhaben lässt, finden auch weitere zeittypische Elemente ihren Raum: Allen voran Homosexualität, Mutterschaft, aber auch Faschismus, Judentum und Frauenschicksale im letzten Jahrhundert, die viel Anlass zum Nachdenken und Diskutieren geben.

    Durch häufige Wechsel der Blickrichtung werden Episoden sehr spannend und nachvollziehbar erzählt. Dabei treibt die Autorin ihre Handlung schnell und manchmal etwas stakkatohaft voran, was die Leserin kaum zum Luftholen kommen lässt. In die rund 300 Seiten ist so viel hineingepackt, dass man als Leser einen voll gefüllten Korb an Geschichten erhält - gerne hätte ich an manchen Stellen noch viel mehr erfahren!

    Die Figuren sind lebhaft und authentisch sowie mehrdimensional beschrieben und entwickeln sich durchaus weiter. In Simonettas Umfeld ist nur schwer zu Durchschauen, wer welche Ziele verfolgt, was die Spannung hoch hält.

    Großartig, wie alle Fäden schließlich zusammenlaufen und einen runden Schluss ohne offenen Enden bilden; auch der "Krimi" mit dem Geheimnisverrat und Ideendiebstahl wurde aufgeklärt.

    Für mich wirkt die ganze Erzählung absolut realistisch und glaubhaft, ohne in Klischees zu verfallen (was man ja gerade beim Stichwort "Mode" leicht im Kopf haben könnte), obwohl ich in eine völlig fremde Welt entführt wurde.
    Das perfekte Sommerbuch - ich fühlte mich großartig unterhalten und habe einen tollen Eindruck aus den 60er Jahren erhalten.
    DANKESCHÖN an Katja Maybach!
    Sommer auf den Inseln Sommer auf den Inseln (Buch)
    01.08.2020

    Ein KRIMI

    Die Schwedin Agneta Lindahl ist zusammen mit ihrem Mann Mikael auf die Scilly Islands gezogen. Sie darf dort den beeindruckenden Botanischen Garten leiten, während er sich als kauziger Schriftsteller scher tut mit dem Leben im Exil. Als der Ehemann Johnny ihrer Freundin Suzie Pooth verunglückt, soll alles nach einem Unfall aussehen, doch die jungen Polizeichefin Lisa Wooley vermutet, dass mehr dahinter steckt und beginnt nachzufragen.

    Mary Trentham schreibt in einem wunderbar leichten Stil von einer landschaftlich beeindruckenden Inselgruppe, auf die ich auch gerne einmal reisen würde.

    Doch VORSICHT: In Klappentext und Kurzbeschreibung weist nichts darauf hin, dass es sich bei diesem Roman doch eher um einen (Cozy) Krimi handelt. Leser*Innen, die eine romantische Liebesgeschichte erwarten, werden sicher enttäuscht sein.

    Und ich habe das Gefühl, dass auch die Autorin sich nicht wirklich für ein Genre entscheiden konnte, und so bleiben manche Ansätze stecken und und Krimi, Spionagethriller und Beziehungsdrama bleiben unausgegoren. Und so war auch die Spannung eher maßig.

    Die Personen sind durchaus interessant und mehrdimensional, wirklich sympathisch ist jedoch keine und überall gibt es mehr oder noch größere Dramen, die leider nicht wirklich zu Ende erzählt werden.

    Dennoch konnte mich der Roman gut unterhalten und war durch die lebhafte Erzählweise recht kurzweilig.
    Unter den Linden 6 Unter den Linden 6 (Buch)
    23.07.2020

    Authentisch erzählter Beginn der Emanzipation

    Nachdem die junge Physikerin Lise Meitner in Wien ihren Abschluss gemacht hat, reist sie 1907 nach Berlin, um dort an der Friderich-Wilhelms-Universität Unter den Linden 6 unter dem berühmten Max Planck arbeiten zu dürfen. Durch einen Zufall lernt sie die schon bald Hedwig Brügger kennen, die einen längeren Sanatoriumsaufenthalt ihres Mannes August nutzen will, um heimlich zu studieren und das Dienstmädchen Anni, die sich nichts mehr wünscht, als das Abitur zu machen. Doch zu dieser Zeit ist Frauen Bildung verwehrt und die drei unterschiedlichen Frauen kämpfen - jede auf ihre Art - gegen der erbitterten Widerstand der Männer um Emanzipation.

    Ann-Sophie Kaiser hat, ausgehend von der wahren Geschichte der Physikerin Lise Meitner, zwei weitere spannende weibliche Figuren ersonnen. Anhand dieser FrauenLeben zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelingt es der Autorin, nicht nur ein ausdrucksstarkes und stimmiges Sittengemälde der Belle Epoque zu zeichnen, sondern auch den beginnenden Kampf der Frauen um ihre Emanzipation darzustellen. Oftmals mit Wut, Fassungslosigkeit und Entsetzen musste ich von der Behandlung der Evastöchter durch ignorante bis bösartige Männer lesen und bewunderte den Mut und die Stärke der Handelnden - ohne diese Kämpferinnen ginge es uns Frauen heute sicher deutlich schlechter!

    Kaiser zeichnet ihre Figuren überaus authentisch und mehrdimensional, die sich im Laufe der Handlung durchaus weiterentwickeln. Dabei habe ich oftmals die Power und Entschlossenheit bewundert, gerade auch bei den zahlreichen Rückschlägen. Angenehm sind zahlreiche bekannte Historische Persönlichkeiten in die Geschichte eingebaut, was einen besonderen Reiz darstellt.

    Obwohl die Geschichte der Frauenbewegung durchaus spannend ist, fesselte mich vor allem die Aufarbeitung des Themas der Stellung der Frau, das die Autorin auf hervorragende mitfühlende Weise zu vermitteln vermag.

    Der Schreibstil ist flüssig, authentisch und konnte mich zu jeder Zeit mitnehmen, so dass ich das Buch in einem Rutsch durchlesen wollte. In den einzelnen - entsprechend markierten - Absätzen steht jeweils eine der drei Protagonistinnen im Mittelpunkt, aus deren Sicht das Geschehen von einem personalen Erzähler berichtet wird, was das Leben äußerst eindringlich werden lässt. Mit allen drei Hauptpersonen habe ich mitgefühlt und mitgelitten. Viel zu schnell endete das Geschehen mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges, der das Bemühen der Frauen in neue Bahnen lenkte.

    Mit "Unter den Linden 6" habe ich schon jetzt mein Highlight in diesem Lese-Jahr gefunden und kann es absolut weiterempfehlen. Insbesondere für Frauen eine Pflichtlektüre!
    Der Würfelmörder Stefan Ahnhem
    Der Würfelmörder (Buch)
    06.07.2020

    Morde ohne Motiv

    In Helsingborg geschehen verschiedene Mordfälle, die so unterschiedlich sind, dass die Polizei, allen voran der Ermittler Fabian Risk und Irene Lilja, zunächst keinerlei Verbindung zwischen den Ereignissen ziehen und das Motiv völlig im Dunklen bleibt. Sie können nicht ahnen, dass der Mörder seine Opfer nicht selbst auswählt, sondern das Schicksal in Form seiner Würfel entscheiden lässt und diesem emotionslos folgt - und genau so lässt er auch die Mordwaffe und den Tatort bestimmen. Kommissar Fabian stürzt sich mit seiner ganzen Kraft in die Ermittlungen, woran nun auch seine Ehe zu zerbrechen droht - und überdies ermittelt er im Geheimen auch noch gegen einen Kollegen.

    "Der Würfelmörder" ist der Auftakt der Würfelmörder-Serie des erfolgreichen schwedischen Bestseller-Autors Stefan Ahnhem, das bereits 2019 unter dem Titel "10 Stunden tot" veröffentlicht worden ist. Hier muss der Fan schwedischer Krimis aufpassen, um einer Enttäuschung zu entgehen!

    Desweiteren ist das Buch bereits der vierte Band aus der Reihe um den Ermittler Fabian Risk. Dies erklärt, warum ich bei diesem für mich ersten Buch des Autors zunächst einige Fragezeichen im Kopf hatte, da ich die Vorgeschichte nicht kenne. Diese hatten jedoch keinen Einfluss auf das Verständnis des aktuellen Falls.

    Die Figuren sind mehrdimensional gezeichnet und entwickeln sich im Verlauf weiter. Ungewöhnlich erscheint mir dabei, dass nicht ausschließlich der EINE Ermittler, hier Fabian Risk, im Fokus steht, sondern auch die Handlungen seiner Kollegin. Uneingeschränkt sympathisch sind dabei alle nicht, jeder Charakter weist seine Schwächen auf. Dass die Chefin der Einheit, Tuvesson, ein Alkoholproblem hat, erscheint überflüssig, mag jedoch aufgrund der Vorgeschichte wichtig sein. Da jedoch alle uneingeschränkt authentische wirken, habe ich gerne mit ihnen mitgefiebert.

    Der Erzählstil gefiel mir sehr gut. Berichtet wird die Handlung abwechselnd aus vielen unterschiedlichen Sichtweisen; so wird erzählt aus der Sicht der verschiedenen Ermittler, des Täters und der Opfer, was dem Leser ein umfassendes Bild ermöglicht. Allerdings stehen in diesem ersten Band somit viele einzelne Bauteile nebeneinander, die nur schwer oder gar nicht zu einer einzigen, schlüssigen Geschichte zusammenfinden und ich hatte Mühe, den roten Faden zu behalten.

    Das Ende des Buches kam für mich dann einigermaßen überraschend und es blieben sehr viele offene Fragen, wenn nicht gar schwerwiegende Fragezeichen zurück, da sich Kreise nicht schlossen und ich absolut unbefriedigt bliebt. Zum Glück kann ich nun gleich in der Fortsetzung, "Der Rückkehr des Würfelmörders", weiterlesen und danach ein abschließendes Fazit ziehen.

    Für sich alleine gesehen ist das Buch doch eher enttäuschend...

    Abschließnd möchte ich noch darauf hinweisen, dass die Gestaltung des Umschlags überaus gelungen ist mit der gelben Farbe, den Würfelelementen und vor allem dem Rundherum-Cover! Ein echter Blickfang im Bücherregal!
    Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung (Buch)
    26.05.2020

    Fesselnder Auftakt einer neuen Reihe

    Sophia darf 1920 ihren großen Traum leben und als eine der ganz wenigen Frauen an der Universität Chemie studieren. Voller Naivität lässt sie sich auf eine Affaire mit ihrem verheirateten Professor ein, der sie schmählich im Stich lässt, als sie schwanger wird. Und auch ihre Eltern verstoßen sie schwer enttäuscht. Gemeinsam mit ihrer Freundin Henny zieht sie nach Paris, in der Hoffnung, dort ein neues Leben beginnen zu können. Schon fast am Ende, gelingt es ihr tatsächlich mit einer selbstgerührten Creme, die große Helena Rubinstein von ihren Fähigkeiten als Chemikerin zu überzeugen und sie einzustellen. Und so beginnt ihr Aufstieg in dem amerikanischen Kosmetik-Unternehmen, das einen weiteren Umzug zur Folge hat.

    "Sophias Hoffnung" ist der Auftakt zur neuen Serie "Die Farben der Schönheit" um die starke Heldin Sophia, die mutig ihren Weg geht und in Männerdomänen eindringt in einer Zeit, in der Frauen zumeist weit hinter der Männerwelt zurückstanden - und der Autorin Corina Bomann gelingt ein farbenprächtiges Bild.

    Das Buch enthält viele Dramen, starke Gefühle und eine große Portion Zeitkolorit; u.a. wird auch vom "Puderkrieg" zwischen den Kosmetikgrößen Helena Rubinstein und Alizabeth Arden erzählt und ich nahm beim Lesen sehr viel Anteil nicht nur am Schicksal der Hauptfigur Sophia.

    Der Schreibstil ist überaus flüssig und fesselnd und ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Besonders fies ist dabei, dass es mit einem großen Cliffhanger endet, so dass ich sehnsüchtig auf den zweiten Band der Reihe warte!

    Trotz der fesselnden Schreibweise kann ich allerdings nicht von großer Spannung sprechen, da selbst die furchtbarsten Dramen durch eine baldige glückliche Fügung aufgelöst werden und ich mir so nicht allzu große um meine Heldin gemacht habe, mit der ich jedoch intensiv mitgelitten habe.

    Die Hauptfiguren sind gut ausgearbeitet, ihrer Zeit angemessen dargestellt und sehr lebensnah, schnell hatte ich das Gefühl, alle selbst zu kennen. Besonders gut gefielen mir die unangepassten starken Frauen, die im Mittelpunkt stehen und so für die beginnende Emanzipation der Frauen stehen.

    Die von Corina Bomann gut recherchierten Details, die harmonisch in die Geschichte eingearbeitet sind, wie die Themen Chemie in der Kosmetik und die Kinderschuhe der Wernbung machen dieses Buch zu einem großen Lesevergnügen, mit dem man als Leser auch sein Wissen erweitern kann.

    Mir hat dieser Auftakt der Reihe um die starke Frau Sophia sehr gut gefallen und ich spreche eine klare Leseempfehlung aus.
    Martin, N: Raffael - Das Lächeln der Madonna Martin, N: Raffael - Das Lächeln der Madonna (Buch)
    25.05.2020

    Ein Stern der Renaissance

    Raffaello Sanzio da Urbino, ein italienischer Maler und Architekt, gilt noch heute als einer der bedeutendsten Künstler der italienischen Hochrenaissance. Bereits im Alter von 17 Jahren wurde ihm der Titel "Meister" verliehen.
    Geboren in Urbino, führte ihn sein Leben und Schaffen für weltliche Auftraggeber über Perugia, Città di Castello und Florenz schließlich nach Rom, wo er im Apostolischen Palast die päpstlichen Gemächer mit monumentalen Wandgemälden schmückte und schließlich mit zum Architekten und Bauleiter der Peterskirche ernannt wurde. Beeinflusst wurde er dabei stets von seiner Zeit: den zahlreichen Fehden von Päpsten, Fürsten und Königen, aber auch einem neuen Denken und Wissen, seinen Begegnungen mit Michelangelo und Leonardo da Vinci - und seiner Liebe zu der Margherita Luti.

    Ausgangspunkt für diesen opulenten Roman von Noah Martin waren nach eigenen Angaben des Autors Spekulationen eines Kunsthistorikers über eine geheime Hochzeit Raffaels mit Margareta, über die er eine wunderschöne, wenn auch dramatische LIebesgeschichte erdachte. Doch alles andere in diesem Buch ist akribisch recherchiert und zu einem historisch belegten, spannenden und faszinierenden Gemälde über Raffaels Leben und seine Zeit komponiert.
    Immer wieder habe ich neben der Lektüre die beschriebenen Werke von Raffael im Internet betrachtet und mich auch über die vielen historischen Personen und Ereignisse informiert und hatte somit eine Geschichtsstunde, wie sie lehrreicher, anschaulicher und eindrucksvoller nicht sein könnte.

    Die Schreibweise und der Erzählstil von Noah Martin ist bildgewaltig und farbenprächtig, dabei aber absolut flüssig und spannend. Tief wurde ich in die Zeit der Hochrenaissance hineingezogen und fühlte mit Raffael, seinen Förderern und Freunden sowie seinen Feinden mit.

    Die Protagonisten sind äußerst lebendig, authentisch, absolut mehrdimensional und gefühlsbetont ausgearbeitet und Martin gelang es, dass es von allen ein klares Bild vor Augen hatte. Wie gerne hätte ich Leonarda da Vinci selbst kennengelernt, wie gerne hätte ich Raffael bei seiner Arbeit live über die Schulter gesehen!

    Überaus beeindruckt bin ich davon, wie der Autor so viele Puzzlesteine aus dem Leben Raffaels und der Geschichte der Renaissance zu einer einzigen gefälligen Geschichte zusammenfügt, niemals den roten Faden verliert und den Leser durch ständige Spannung bei der Stange hält in diesem opulenten Epos.

    Für mich ist "Raffael - Das Lächeln der Madonna" von Noah Martin ein Meisterwerk über einen der bedeutendsten Künstler der Geschichte und ein Romangenuss der Extraklasse und ich bin sicher, dass nicht nur Kunst- und Geschichtsinteressierte ihre Freude an diesem herausragenden Roman haben werden.
    Auf jeden Fall werde ich diesen interessanten Autor weiter im Auge behalten und freue mich schon auf weitere Werke von ihm!
    Trotzdem Ferdinand von Schirach
    Trotzdem (Buch)
    19.05.2020

    REchtsPhilosophisch

    Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge, beide Juristen und Schriftsteller, führen zur Corona-Zeit einen elektronischen Briefwechsel, in dem sie sich über die Krise, ihre Folgen und ihre (möglichen) Auswirkungen auf unsere Demokratie und Freiheit austauschen. Hierzu werden einige geschichtliche Informationen und Vergleiche angeführt.

    von Schirach habe ich in zahlreichen Büchern bereits als einen Rechtsphilosophen zu schätzen gelernt, der keine Lösungen anbieten will, sondern Denkanstöße gibt. Und das ist sicher auch im vorliegenden, gerade einmal 80 Seiten umfassenden Büchlein so. Ich muss zugeben, dass ich eine klare Stellungnahme gegen die Verschwörungstheoretiker, die auch ein Ende der Demokratie, die Aufgabe unserer Grundrechte und das Ende der Freiheit sehen, vermisst habe. Auch die beiden Rechtswissenschafter sehen eine Gefährdung, doch haben sie Hoffnung.

    Mit zahlreichen höchst interessanten Beispielen aus der Geschichte zeigen sie auf, wie das gesellschaftliche Denken meist in Krisen gewandelt hat.

    Das Büchlein ist eine spannende, informative und vor allem zum Nachdenken, philosophieren und diskutieren anregendes Werk, das ich absolut empfehlen kann
    Portugiesische Wahrheit Luis Sellano
    Portugiesische Wahrheit (Buch)
    19.05.2020

    Enttäuschend

    Als Henrik Falkner, ehemaliger deutscher Kriminalkommissar und nach einer Erbschaft in Lissabon nun Hobby-Ermittler, seine Mutter im noblen Oriente-Hotel trifft, wird eine vor 25 Jahren im Hotelpool einbetonierte Leiche gefunden. Vermutlich um die portugiesische Ermittlerin Helena aufs ABstellgleis zu stellen, wird diese mit den Ermittlungen beauftragt, doch auch Falkner wittert Zusammenhänge zu seinen privaten Untersuchungen und kommt dem Mörder seines Onkels immer näher.

    "Portugiesische Wahrheit" ist der fünfte Band der Lissabon-Krimis um den Deutschen Henrik Falkner und es wird schnell klar, dass man die vorhergehenden Bände zwingend gelesen haben muss, um überhaupt Freude an diesem Buch haben zu können: immer wieder gibt es Anspielungen und Verbindungen zu den bisherigen Ereignissen, die aber so vage sind, dass sich einem Neueinsteiger nur Fragezeichen stellen und vieles im Dunklen bleibt.

    Der rote Faden, der sich durch alle Bände zieht, sind die Geheimnisse, die Falkners Onkel ihm, zusammen mit einem Antiquariat, hinterlassen hat - und auch der eingangs ausgelöste Fall bleibt eher eine völlig unbedeutende Nebengeschichte.

    Wirklich Spannung kommt im gesamten Krimi nicht auf und zahlreiche Handlungen bleiben für mich nicht nachvollziehbar und unerklärlich (warum trifft Henriks kühle berechnende Mutter sich plötzlich ständig mit einem unbekannten Mann?) oder vorhersehbar (die Kellnerin, die plötzlich mit zu ihm nach Hause geht und ihn beklaut). Und auch das offene Ende mit vielen ungeklärten Fragen lässt mich alles andere als glücklich zurück.

    Die Figuren bleiben seltsam blass, eindimensional und allesamt nicht besonders sympathisch und ich mochte mit keinem der Protagonisten wirklich mitfühlen.

    Lediglich das Setting im wunderschönen Lissabon konnte mich überzeugen. Immer wieder hatte ich Bilder im Kopf von der Baixa, der Alfama, den Plätzen und Gebäuden und wunderbaren Parks und konnte auch die sommerliche Hitze spüren.

    Für Lissabn-Fans, die die Reihe von Beginn an verfolgen, noch empfehlenswert, alle anderen sollten lieber die Finger davon lassen!
    Matt, I: Schonungslos offen Matt, I: Schonungslos offen (Buch)
    14.05.2020

    Vielschichtiger Krimi vom Hochrhein

    Die Waldshuter Kommissarin Alexandra Rau und ihr Assistent Isidor Rogg werden mit einer Serie von Morden und verschwundenen jungen Menschen konfrontiert. Da der Täter absolut keine Spuren hinterlässt, geraten die Ermittlungen schnell ins Stocken und das Team beschließt, den Täter öffentlich zu provozieren. Doch nun gerät auch Alexandra ins Visier des Mörders....

    Die Autorin Irene Matt beschreibt den Alltag der Kriminalisten auf eine schonungslose Art und zeigt die mühsame, frustrierende Arbeit auf. Dennoch zieht sich durch das gesamte Buch eine immer weiter ansteigende Spannungskurve, die in einem dramatischen Show-down endet und alle Rätsel für den Leser auflöst.

    Überaus spannend ist auch der zweite Erzählstrang, der neben den polizeilichen Ermittlungen steht: Eingeschoben sind regelmäßig Therapiegespräche des Täters, in denen deutlich wird, wie und warum seine Psyche geprägt wurde und die ein gewisses Verständnis erwecken, trotz aller Krankheit. Hier stellt sich die Frage nach der Schuld eines Täters.

    Die Figuren werden von Irene Matt überaus authentisch gekennzeichnis. Sie sind nicht nur bildhaft beschrieben, sondern auch mehrdimensional und zeigen eine fortlaufende Entwicklung. Das sympathische Ermittlerteam von Alexandra und Isidor ist mir dabei schnell ans Herz gewachsen.

    Neben hoher Krimi-Erzählkunst bestückt die Autorin ihr Werk ebenso mit einer guten Prise Humor und Wissen, besonders festzustellen bei den eingeflochtenen etymologischen Erklärungen des Hobby-Wortforschers Isidor, die mir viel Spaß gemacht haben.

    Ganz nebenbei ist das Setting am wunderschönen Hochrhein angesiedelt - zwischen Waldshut, Todtmoos und Murg, Bad Säckingen und Wehr, was mir ein zusätzliches Maß Heimweh garantiert.

    Für diesen intelligenten Krimi spreche ich eine deutliche Leseempfehlung aus!
    Die Fotografin - Die Welt von morgen Die Fotografin - Die Welt von morgen (Buch)
    13.05.2020

    Die Welt verändert sich

    Die Fotografin Mimi versucht, als Wanderfotografin ihren Lebensunterhalt zu verdienen und reist gemeinsam mit Anton, der mit dem Verkauf von Portkarten einen neuen Geschäftszweig entdeckt, durch die Lande. Durch das Aufkommen der kleinen neuen Kameras, die sich nun viele Menschen leisten können, wird es immer schwerer für sie, Anstellungen zu finden und Aufträge zu erhalten. In Berlin entdeckt sie die Werbe-Fotografie, eine völlig neue Art der Werbung - und lernt fortschrittliche, selbstbestimmte Frauen kennen. Dann verschlägt es sie zurück auf die Schwäbische Alb, wo Schafzucht ein bedeutender, wenn nicht sogar der einzige Wirtschaftszweig ist .....

    "Die Welt von morgen" ist bereits der 3. Band um "Die Fotografin" Mimi Reventlow. Bereits ab der ersten Seite fühlte ich mich auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände mitten im Geschehen angekommen, und auch kurze Rückblicke machten es mir leicht, mich einzufinden.

    Petra Durst-Benning knüpft in ihren Roman um die Fotografin viele spannende Geschichten aus der Zeit von vor gut 100 Jahren und macht so Geschichte höchst anschaulich. Auch das karge Leben auf der Schwäbischen Alb und die Arbeit der Schafbauern wird äußerst ausdrucksvoll dargestellt.

    Die Figuren, die Durst-Benning beschreibt, werden lebendig vor den Augen des Lesers; und gerade Mimi und Anton sind mehrdimensional gezeichnet und entwickeln sich weiter. Beeindruckend ist, dass bei der Autorin zahlreiche starke Frauen im Mittelpunkt stehen, die "ihren Mann stehen" und sich über die Einschränkungen gerne hinwegsetzen und sich selbst behaupten. Nicht nur bei den Schilderungen der vielen Vorurteile der männlichen Bevölkerung gegenüber radfahrenden Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist immer die Emanzipation des weiblichen Geschlechts das Ziel!
    Da ich Mimi schnell ins Herz geschlossen hatte, fand ich es ein wenig Schade, dass die zweite, eher komplett eigene Geschichte der Schäferei sehr ausführlich und vorhersehbar nebenher lief.

    Der Schreibstil von Petra Durst-Benning ist absolut leicht und flüssig und ich fühlte mich sehr gut unterhalten. Wirklich Spannung kam allerdings nicht auf, was zum Teil sicher auch daran lag, dass sehr viele Zufälle und Hervorsehbares jede Situation letztlich zum Guten führten und es eigentlich kaum Momente gab, in denen ich mit den Figuren wirklich mitfiebern konnte.

    Überhaupt nicht gefallen hat mir der Schluss: Mitten im Drama bricht die Geschichte einfach ab und wird mit Band 4 fortgesetzt, was noch schlimmer als ein knackiger Cliffhanger ist.

    Insgesamt gefiel mir dieser historische Roman über die Fotografin sehr gut und ich gebe gerne eine Leseempfehlung. Gute Unterhaltung, starke Frauen und viele Informationen zeichnen dieses Buch aus!
    Die Toten vom Lärchensee Joe Fischler
    Die Toten vom Lärchensee (Buch)
    22.04.2020

    Unterhaltsamer Krimi mit österreichischem Charme

    Arno Bussi, beim Bundeskriminalamt Wien in die Abteilung für Statistik abgeschoben, wird von dem ihm nicht gerade wohlgesonnenen Innenminister nach Stubenwald am Lärchensee geschickt, um einen fünf Jahre alten Fall aufzuarbeiten. Und nicht nur, weil ihm dort lediglich der schweigsame Dorfpolizist Bernhard mit seinem Bernhardiner zur Seite gestellt ist, hat Bussi die Vermutung, dass es etwas ganz anderes als der Cold Case hinter seinem Besuch in Tirol steckt. Bald gibt es eine weitere Leiche, und der Mord scheint mit dem Cold Case in Verbindung zu stehen, und der Gruppeninspektor stürzt sich mit vollem Elan in die Ermittlungen - nicht zur Freude aller....

    Der Autor Joe Fischler legt mit "Die Toten vom Lärchensee" nun bereits seinen zweiten Fall um den aus Tirol stammenden Gruppeninspektor Arno Bussi vor; und auch ohne den ersten Fall zu kennen, hatte ich keinerlei Einstiegsprobleme.

    Ich muss zugeben, dass dieser Tirol-Krimi mich durchaus positiv überrascht hat, denn ich hatte befürchtet, dass die Krimihandlung hinter Klamauk zurückstehen würde, doch glücklicherweise wurde ich getäuscht. Am Lärchensee entwickelt sich ein durchaus spannender Krimi, gute Polizeiarbeit und eine überraschende Auflösung des Falles.

    Geschrieben hat Joe Fischler seine Geschichte mit einer guten Portion Humor, viel österreichischem Charme und oftmals mit einem kräftigen Augenzwinkern. So heißen beispielsweise Hund und Herrchen beide Bernhard und haben auch beide kein Interesse an zuviel Aufregung. Der Schreibstil mag nun nicht gerade literarisch wertvoll sein, vermittelt jedoch gute Unterhaltung mit einem eiskalten Fall im brandheißen Alpenland-Sommer und findet ein logisches Ende. Nur die mysteriösen Eigenschaften des Brunnenwassers im Dorf und die Person der Laura bleiben ein Rätsel.

    Die Figuren sind liebevoll gezeichnet und ich hatte schnell ein Bild vor Augen. Der strahlende Held Arno Bussi ist dabei definitv nicht der trottelige Kriminalist, den man vielleicht erwarten könnte, sondern ein engagierter, schlauer Mann, der durchaus liebenswert ist und zutiefst menschlich. Gerne habe ich mit ihm mitgelitten. Auch seine (wieder einmal) unglückliche Liebe macht ihn sehr authentisch.

    Eine Skizze des Ortsplanes auf der Innenseite rundet das Buch ab.

    Gerne empfehle ich diesen Krimi als nicht ganz bierernsten unterhaltsamen Lesestoff für zwischendurch - bestimmt herrlich als Sommer-Urlaubs-Lektüre!
    Karl Valentin ist tot Sabine Vöhringer
    Karl Valentin ist tot (Buch)
    18.04.2020

    Die Schule brennt

    Das Münchner Karl-Valentin-Gymnasium gilt nicht nur dank eines überaus engagierten Schuldirektors als Vorzeige-Schule, doch Eltern und Schülern berichten von krassen Missständen. Als bei einem Brand die Vize-Direktorin Marianne Eichstätt tot aufgefunden wird, beginnt Tom Perlinger zu ermitteln und findet bald einen Sumpf von erschreckenden Tatsachen. Und auch der Todesfall des 17jährigen Fabians in der Schule zwei Jahre zuvor scheint eine Rolle bei der Aufklärung zu spielen. Während immer mehr Verdächtige ein Motiv zu haben scheinen, sieht Tom auch plötzlich seine Familie in Gefahr....

    Mit dem Krimi "Karl Valentin ist tot" legt die Münchner Autorin Sabine Vöhringer nun bereits den dritten Regionalkrimi um den Münchner Kommissar Tom Perlinger vor, der sich auch ohne Vorkenntnis der Reihe problemlos lesen lässt. Dabei hat die Autorin das überaus beliebte Münchner Original in den Mittelpunkt ihres Buches gestellt, der in kleinen Andeutungen (ob als nach ihm benannter Schule oder Brunnen, ob in Zitaten oder nach seinem Leben ausgerichteter Escape-Room) immer wieder auftaucht und für so manches Augenzwinkern sorgt.

    Wenngleich auch viele Münchner Straßen, Plätze und Attraktionen im Plot auftauchen und der Kommissar aus einer alten Münchner Brauer-Familie stammt, die noch immer ein bekanntes und beliebtes Brauhaus führt, so geht die Qualität des Krimis meiner Meinung nach über einen simplen Regionalkrimi hinaus. Im Vordergrund steht ein verzwickt aufgebauter Kriminalfall, der mit vielen Wendungen und sehr spannend erzählt wird; die von der Wahl-Münchnerin geliebten Orte, Lebensart und Geschichte Münchens fließen dabei harmonisch in die Geschichte ein.

    Wie immer hat die Autorin gut recherchiert und gibt dem Leser viele neue Informationen; und auch Schüler und Lehrer werden sicher vieles aus ihrem Schul-Alltag wiedererkennen.

    Tom Perlinger als strahlender Mittelpunkt, sowie seine Assistentin Jessica stechen aus den Figuren heraus und wachsen dem Leser schnell ans Herz. Die Nebenfiguren bleiben doch eher eindimensional und grenzen sich hierdurch ab. Wer noch nicht ganz vertraut mit den Personen ist, findet im Anhang eine gute Übersicht.

    Sabine Vöhringer beherrscht einen locker leichten und sehr fließenden Erzählstil, der mich das Buch einfach nur so weglesen lässt. Dabei kommt auch eine Prise Humor und Augenzwinkern nicht zu kurz, was sehr gekommt eingesetzt ist und den Ermittlungen sowie der Spannung keinesfalls widerspricht. In diesem Zusammenhang sei auch der alte Mitbewohner mit seinem Hund erwähnt, der sich fast täglich von Tom Perlingers Ermittlungen berichten lässt und diese zu einem Buch zusammenfasst. ;)

    Immer neue Wendungen und Verdächtige sowie Verwicklungen halten den Leser in Atem; beim Mitraten wird man oft auf falsche Pfade geführt. Das Ende ist durch einen großen Showdown gekennzeichnet, in dem sich dann alles zufriedenstellend klärt und sich der Leser schon auf den nächsten Fall Perlingers freuen darf!

    Meiner Meinung nach hat sich die Autorin mit diesem dritten Band noch einmal gesteigert. Ich empfehle dieses Buch allen Krimi-Lesern und München-Fans gerne weiter - mir gefällt der erfrischende Stil Sabine Vöhringers sehr.
    Die Detektive vom Bhoot-Basar Die Detektive vom Bhoot-Basar (Buch)
    18.04.2020

    Brillianter Roman aus dem heutigen Indien

    Der neunjährige Jai lebt, zusammen mit seinen Eltern und seiner großen Schwester Runu, in einem Elendsviertel am Rande einer nordindischen Stadt. Während seine Familie nur eine illegale Hütte mit einem Raum und einem Bett bewohnt, Wasser von einem Wasserhahn mitten im Basti geholt werden muss, die Familie selbst zum Waschen (mit kaltem Wasser!) und zum Toilettengang anstehen muss und meist nur Geld für täglichen Reis mit Linsen da ist, sind die Hochhäuser der oberen Mittelschicht in Sichtweite. Als der gleichaltrige Bahadur verschwindet, ernennt Jai, der großer Liebhaber von Fernsehserien wie "Police Patrol" ist, sich zum Detektiv und beginnt mit seinen Freunden Pari und Faiz zu ermitteln. Verbotenerweise streunen die Kinder durch den Bhoot-Basar mit seinen vielfältigen Geschäften. Doch immer mehr Kinder verschwinden, und trotz immer größer werdender Ausflüge beginnt den Kindern die SAche über den Kopf zu wachsen - während die Polizei untätig bleibt ...

    Deepa Anappara, aufgewachsen in Indien, und als Journalistin intensiv mit dem Leben der Armenkinder auseinandergesetzt, ist mit ihrem Debütroman ein brillianter Roman aus dem heutigen Indien gelungen, der den Leser tief in seinen Bann zieht.

    Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des neunjährigen Jais, der unaufgeregt und eben aus der Sichtweise eines Kindes erzählt. Voller Details wirkt sein Bericht absolut authentisch und vermittelt einen tiefen Blick in den Alltag, das Alltagsleben und das Verschwinden der Kinder; meiner Meinung nach viel berührender, als ein auktoriale Erzählperspektive es erreichen könnte.Durch die Sprache, die insgesamt, neben den indischen Eigennamen, sehr viele indische Wörter (die in einem Glossar am Ende des Buches übersetzt bzw. erklärt werden), wird die Authentizität verstärkt. Ergänzt wird Jais Sicht durch kurze Einschübe eines personalen Erzählers über die letzten Erlebnisse der Verschwundenen und Mythen und Legenden, die den Kindern Hoffnung verleihen sollen. Bei aller Schwere der Themen beherrscht die Autorin eine hervorragende Erzählkunst, die die Dramatik abfedert, ohne sie vergessen zu machen.

    Die Figuren sind perfekt ausgearbeitet, mehrdimensional und werden sofort zum Leben erweckt. Noch mehr als der Erzähler Jai selbst ist mir seine patente, kluge Freundin Pari ans Herz gewachsen, die intelligent und strebsam ihren Weg geht. Interessanterweise schreibt Anappara insgesamt sehr viel von starken Frauen, die häufig den Männern überlegen sind.

    Auch, wenn der Titel des Buches, das Verschwinden der Kinder und die Detektivarbeit der Kinder vielleicht anderes vermuten lassen, handelt es sich bei "Die Detektive vom Bhoot-Basar" keinesfalls um einen Krimi, denn die Aufklärung spielt eine eher untergeordnete Rolle und die Spannung ist nur eingeschränkt vorhanden. Dagegen vielmehr im Vordergrund steht die Erzählung von dem wahren Leben im heutigen Indien, seinen Widersprüchen, den sozialen und religiösen Spannungen zwischen Hindus und Moslems, Korruption und Ungerechtigkeiten, aber auch von der Freundschaft der Kinder, ihrer Fantasie und ihrer Unschuld. Wenn die Autorin im Nachwort kundtut, dass es ihr ein großes Bedürfnis war zu zeigen, dass auch oder gerade diese Elends-Kinder frech, witzig, selbstbewusst und voller Energie und Träume sind, so ist dieses ihr großartig gelungen.
    So darf der Leser auch nicht mit einer vollumfänglichen Aufklärung des Verschwindens der Kinder und Verurteilung der Täter rechnen. Das Ende, das ich als einzig richtiges empfunden habe, und das mich voller tiefer Gefühle und Gedanken zurücklässt, ist ein offenes - wie eben auch die Zukunft der Kinder und des Bastis.

    Für mich ist dieses Buch ein wahres Highlight, das ich jedem Leser ans Herz legen möchte - und es lässt mich in Demut zurück und dem Gefühl, in einem Paradies leben zu dürfen!
    Der freie Hund Der freie Hund (Buch)
    28.03.2020

    Venedigs Probleme

    Der sizialinische Commissario Antonio Morello (genannt »Der freie Hund«) wird auf unbestimmte Zeit nach Venedig versetzt, da er nach einigen Erfolgen gegen die Mafia auf deren Todesliste steht. Er hasst die Lagunenstadt von Anfang an und steht darin seinen Kollegen und anderen Bewohnern nichts nach, die große Vorbehalte gegen Süditaliener haben. Doch zum Glück gibt es ja auch noch eine Assistentin, die dann doch zu dem Sizilianer passt und eine hübsche Nachbarin namens Silvia, die Morello die Schönheit der Stadt näherbringt.
    Sein erster Fall besteht darin, den Mord an dem jungen Anführer einer Bürgerinitiative aufzuklären, die gegen die Kreuzfahrtschiffe protestiert, die die Lagune verpesten und deren Reisende die Stadt überschwemmen, ohne wirtschaftlich zu nützen - eine Haltung, die Morello gut nachvollziehen kann.

    Wolfgang Schorlau hat sich mit diesem Krimi von seinem bisherigen Ermittler Dengler abgewandt und erschafft - zusammen mit dem sizialinischen Schauspieler Claudio Caiolo - den unbequemen Antonio Morello als Ermittler in einer neuen Serie.

    Im Mittelpunkt steht die imposante Lagunenstadt Venedig; und den Autoren gelingt es hervorragend, ein vielschichtiges Bild von der dieser besonderen Stadt zu zeichnen, die zunächst durch ihre Schönheit blendet, deren Verfall und Probleme einen entsetzen und die ein einziges Kunstwerk ist, das man erst nach und nach begreifen lernt. Viele meiner eigenen Empfindungen habe ich so auf den Punkt gebracht gesehen.
    Natürlich bleibt es nicht aus, dass man als Leser gar nicht darum herum kommt, einen Vergleich zu den Brunetti-Krimis von Donna Leon zu ziehen; doch in diesen ist der Blickwinkel doch - neben Korruption und Verbrechen - noch mehr aus dem Blickwinkel von Brunettis Liebe zu seiner Stadt gekennzeichnet und ich habe den Eindruck, dass Ortskenntnis und Detailgenauigkeit bei Leon mehr im Vordergrund stehen.

    Alle Figuren sind in diesem Krimi detailreich beschrieben und überraschen durchaus auch mit ihrem Verhalten. Die unterschiedlichen Standpunkte waren gut nachzuvollziehen und erschufen ein buntes Bild.

    Schorlau wäre nicht Schorlau, wenn nicht auch in diesem Krimi mehr als ein "einfacher Mord" besprochen würde: Korruption und Vetternwirtschaft, wirtschaftliche und Umweltprobleme (nicht nur) Venedigs und vor allem das Treiben der Mafia, die offensichtlich nicht nur allein in Sizilien wirkt, werden dem Leser intensiv nähergebracht. So gelingt es den Autoren, immer auch sachliche Informationen in die unterhaltsame Handlung mit einzubauen. Gekrönt wird das Ganze dann aber durch die herrliche Beschreibung der korrekten Zubereitung der "Caponata". ;)

    Der Schreibstil ist locker und flüssig, die Sprache eher einfach. Negativ empfand ich allerdings den etwas zu inflationär gebrauchten Ausdruck "cazzo", der Morello einfach ständig in den Mund gelegt wird. Und auch einen Schmunzler hatte ich das ein oder andere Mal auf den Lippen, sowie das Buch überraschende Wendungen enthielt - ich denke da nur an den doch sehr unkonventionellen Assistenten Morellos.

    Für einen echten Kriminalroman ist der Spannungsbogen eher niedrig gehalten, denn, wie schon beschrieben, ist die Verbrechensaufklärung doch eher das Mittel zum Zweck, die gravierenden Missstände im allgemeinen und die Venedigs im speziellen aufzuzeigen. Doch trotzdem wollte ich das Buch nicht aus der Hand legen und hatte viel Lese-Vergnügen.

    Mir hat der Auftakt dieser neuen Venedig-Krimi-Reihe um den Commissario Antonio Morello gut gefallen und ich freue mich auf die weiteren Folgen!

    PS:
    Zu den Vorwürfen, dass das Autorenduo Schorlau/Caiolo bei der Autorin Petra Reski geklaut haben soll, kann ich mich nicht äußern.
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