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    SusanK Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 22. Februar 2017
    "Hilfreich"-Bewertungen: 12
    164 Rezensionen
    Unser kostbares Leben Unser kostbares Leben (Buch)
    15.02.2022

    Umweltzerstörung, Arzneimitteltests und Aufbegehren

    In dem hessischen Ort Mainheim, der von der Schokoladenfabrik Cassada und der nahen Ruberus AG beherrscht wird, wachsen in den 70er und 80er Jahren die besten Freundinnen Caro, Tochter des Firmenchefs der Cassada und die Bürgermeister-Tochter Minka auf, die sich zunehmend für den Umweltschutz engagieren. Ergänzt wird das Duo durch die gleichalte Claire, die aus dem kriegsverwüsteten Vietnam nach Deutschland in ein Kinderheim kommt, wo an den Kindern Medikamententests durchgeführt werden....

    Mit großen Erwartungen, da auch ich zur gleichen Zeit aufgewachsen bin wir die Hauptfiguren dieses Buches, habe ich dieses Buch begonnen und konnte zunächst nur schwer Zugang zu der erzählten Geschichte finden. Die Autorin Katharina Fuchs hat - neben ihren beiden angeprangerten Leitgedanken der "Umweltzerstörung" und der "Psychopharmakatests" - ein großes Aufgebot an Details aus dieser Zeit aufgefahren, die die Sätze manchmal etwas sperrig wirken ließen und die Handlung bremsten. Auf der anderen Seite boten die vielen Themen aber auch Anlass zu einer Fülle an Erinnerungen und mehr und mehr wurde ich in dieses außergewöhnliche Buch und unsere Deutsche Geschichte hineingezogen. Und ich bin sicher, dass Nachgeborene aus der Lektüre ein gutes Bild dieser Epoche erhalten können, ist doch die Nachlässigkeit, mit der Chemieabfälle in die Umwelt geblasen werden und giftiger Regen in dieser Form kaum noch vorstellbar. So ist es spannend, die Proteste gegen die Taunusautobahn, die Entstehung des Ersten Hüttendorfes und die Kinderschuhe der Partei "Die Grünen" nachzulesen und tief in die Welt und die Gedanken der damaligen Zeit einzutauchen. Insbesondere die geschilderten Arzneimittelstudien, die tatsächlich noch bis in die 70er Jahre vor allem an Heimkindern erlaubt waren und durchgeführt wurden (und nicht zuletzt gravierende Auswirkungen und Abhängigkeiten für die Menschen hatten), haben mich emotional aufgewühlt.

    Die Figuren sind mehrdimensional beschrieben und ihre Handlungen bleiben authentisch und zeitgemäß, wenn auch nicht wirklich sympathisch. Leider fehlte mir hier an bisschen die Emotionalität und dass sich eine Beziehung zu den Figuren aufbaute, die mir allesamt seltsam fremd blieben.

    Hinter den Beschreibungen der MIsstände und der Rebellion der Mädchen stand die Spannung in der Handlung etwas zurück; auch gibt es kein Happy-End und einige Fragen blieben für mich offen, insbesondere was den vietnamesischen Jungen Guy betrifft. Aber trotz allem bot Katharina Fuchs tiefgehende Unterhaltung und regte zum Erinnern und Nachdenken an.

    Insgesamt vergebe ich mit einigen Abstrichen vier Sterne.
    Schicksalszeit Katja Maybach
    Schicksalszeit (Buch)
    27.01.2022

    Wie der Erste Weltkrieg die GEsellschaft veränderte

    In dem mondänen Kurort Bad Lichtenberg führt die vermögende Familie Laverne das gesellschaftliche Leben an und steht im Mittelpunkt des öffetliches Interesses. Die Kinder Franz, Louise und Viktoria versuchen, aus den gewohnten Bahnen auszubrechen und ihren eigenen Weg zu finden. Während der Erste Weltkrieg zunächst zu euphorischer Begeisterung führt, kippt die Stimmung in der Bevölkerung immer mehr und bald bleibt kein Stein auf dem anderen.

    Mit "Schicksalszeit" legt die erfolgreiche Autorin Katja Maybach den ersten Band ihrer neuen Familiensaga, "die Chronik der Familie Laverne" vor. Die Idee dazu kam ihr bei Nachforschungen zu ihrem Großonkel Franz Leiling, dem sie hier in der Figur des ältesten Sohnes der Hoteliersfamilie ein Denkmal setzt. Als Hauptmann im Ersten Weltkrieg ließ er an der Westfront einen drei Stockwerke tiefen Schutzschacht bauen, der auch Zivilisten das Leben rettete und später zum Kulturerbe ernannt wurde. Die gesamte (fiktive) Erzählung ist absolut authentisch und lässt den/die Leser*In tief eintauchen in die Jahre 1914-1918 und macht deutsche Geschichte lebendig und nachvollziehbar.

    Bildgewaltig und einfühlsam erzählt Katja Maybach von ihren Figuren und es gelingt ihr, den Leser schnell in ihren Bann zu ziehen und ihn teilhaben zu lassen an den Schicksalen der Menschen. Von der ersten Seite an war das Buch ein echter Page-Turner - bis hin zu einem dramatischen Finale, das mich in großer Erwartung des zweiten Bandes zurücklässt, da viele Schicksale offen bleiben und neue Fragen aufgeworfen werden.

    Auch, wenn der elegante Kurort "Bad Lichtenberg" ein fiktiver ist, hatte ich sofort das Fünf-Sterne-Hotel "Deutscher Kaiser", den Kurbrunnen und den Palmengarten vor Augen.

    Die Autorin wechselt häufig die Perspektive und lässt uns den Gedanken und Gefühlen einer ganzen Anzahl von Figuren beiwohnen, so dass der der/die Leser*in einen weitumfassenden Einblick erhält. Auch die Figuren selbst sind wunderbar authentisch und nachvollziehbar beschrieben, so dass jede, bis hin zur meistgehassten, obsessiven Gerda wichtig und passend ist. Dabei sind alle mehrdimensional gezeichnet und entwickeln sich mit den veränderten Umständen weiter; sie ließen mich mitfiebern und auch miträtseln bei ihrem Schicksal.

    Wer mehr über die Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts lernen und sich dabei auch noch hervorragend unterhalten lassen möchte, kommt an diesem Roman nicht vorbei!

    Ich vergebe gute 4,5 Sterne.


    Die Brücke der Ewigkeit Wolf Hector
    Die Brücke der Ewigkeit (Buch)
    25.01.2022

    Die Entstehung der Karlsbrücke

    Als in einer Gewitternacht die steinerne Judithbrücke in Prag durch die aufgepeitschte Moldau zerstört wird, schwört der halbwüchsige Jan Otlin, als Erwachsener eine unzerstörbare Brücke zu bauen, sofern seine Mutter die Katastrophe überlebt, was durch ein Wunder passiert. Als Kaiser Karl IV tatsächlich eine "Brücke für die Ewigkeit " in Prag erbauen lassen will, bewirbt sich Jan als Baumeister, nichtsahnend, dass er in dem ehrgeizigen und missgünstigen Rudolph von Straßburg einen erbitterten Gegner hat.
    Zur gleichen Zeit versucht die von ihrem Vater getrennte Halbwaise Maria Magdalena, als Junge Max verkleidet, in Prag zu überleben - und wird zum Spielball mächtiger Feinde....

    Der mehrfach preisgekrönte Autor legt hier unter dem Pseudonym "Wolf Hector" einen historischen Prag-Roman vor, der sich ohne weiteres an den Großen seiner Zunft messen lassen kann. Angelehnt an wahre historische Vorkommnisse und Personen, spinnt Hector eine spannende Geschichte über den Bau der berühmten seteinernen Karlsbrücke, die heute noch ein Anziehungspunkt für viele Touristen ist.

    Der Roman ist unterteilt in vier "Bücher", die ungewöhnlicherweise jeweils mit "Das Ende" beginnen, bevor die Ereignisse erzählt werden, die zu diesem Ende führen. Dabei fokussiert sich der Autor auf wechselnde Sichtweisen, so dass der Leser einen umfassenden Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelten der einzelnen Figuren erhält. Da lange offen bleibt, wer der wahre Verantwortliche der sich abspielenden Dramen ist und was letztlich die Motive und ZUsammenhänge für die Verurteilung Maria Magdalenas sind, kreiert der Autor eine unglaubliche Spannung. UNd während anfangs verschiedene Handlungsstränge nebeneinander herlaufen, verbinden sich diese immer mehr zu einem harmonischen Ganzen; am Ende wird alles schlüssig und nachvollziehbar aufgelöst und es kommt zu einem absolut befriedigenden Ende. Ich fand dieses zwar nicht wirklich durchdacht, sondern zugunsten der Dramatik gewählt, doch letztlich zufriedenstellend im Ergebnis..

    Der Schreibstil ist flüssig, keinesfalls platt und der Zeit des Hochmittelalters angemessen. Sehr gut gelingt es Hector, den Leser mitzunehmen in die Zeit des ausklingenden 14. Jahrhunderts und beeindruckt mit viel Geschichtswissen, das harmonisch in die Handlung eingebettet ist. Zum Beispiel kommt auch die derzeit bereits schwierige Situation der Juden in Prag zur Sprache.

    Die Figuren sind authentisch und mehrdimensional gezeichnet und keinesfalls nur "schwarz/weiß" beschrieben. Schnell fühlte ich mich auf die Seite von Jan Otlin und vor allem Maria Magdalena / Max gezogen, die heimliche Hauptrolle nimmt jedoch der schweigsame Mönch Rübelrap ein, der erstaunliche Kampf-Fähigkeiten hat und der zum Spielball böser Intrigen gewordenen Maria Magdalena liebevoll beisteht. Eine überaus interessante Figur ist auch die "edle Frau Ricarda", deren Heilkunst und vor allem Sterndeuterei nicht nur entscheidenen Einfluss auf den Fortgang der Geschichte nehmen, sondern auch spannendes Wissen über Astrologie vermittelt.

    Eine Karte der Stadt Prag, ein Verzeichnis der Personen, das auch die historischen und fiktiven voneinander abgrenzt, eine Zeittafel und ein Glossar runden den Roman perfekt ab.

    Ich vergebe für diesen spannenden historischen Roman, der sich zweifelsohne mit Ken Follett und Rebecca Gablé vergleichen lässt, 4,5 Sterne und kann ihn allen Freundes des Genres nur empfehlen!
    Nach der Lektüre kann ich es kaum erwarten, Prag und die älteste Steinbrücke Europas in natura kennenzulernen.
    Das Collier der Königin Beate Maxian
    Das Collier der Königin (Buch)
    06.12.2021

    Zweigeteilt

    Als die Wiener Versicherungsangestellte Leah völlig überraschend ein wertvolles Diamentencollier von ihrer zurückgezogen lebenden Tante als vorgezogenes Erbe erhält, beginnt sie Nachforschungen anzustellen. Dabei finden sich nicht nur Verbindungen zu Marie Antoinette und der Französischen Revolution, sondern auch im privaten Bereich von Leah ergeben sich neue Wege.....

    In zwei unterschiedlichen Erzählsträngen erzählt die Autorin Beate Maxian eine Familiengeschichte in der Gegenwart und einen spannenden historischen Blick in das Paris des Jahres 1794 und auf die Französische Revolution anhand der Schicksals von Isabelle Blanc. Ich muss zugeben, dass mir dabei gerade der spannende geschichtliche Teil wesentlich besser gefallen hat als die doch etwas vorhersehbare und süßliche Geschichte der Gegenwart, in der sich zwei entfremdete Schwestern wiederfinden und Leah die Liebe findet und einen verhassten Job aufgibt.

    Beate Maxian vermag jedoch, ihre Leser*Innen mit einem flüssigen Schreibstil und den wunderschön gezeichneten Bildern in ihrer Sprache in den Bann zu ziehen und einen lebhaften Einblick in die Geschichte zu geben. Die Spannung und Eindringlichkeit waren selbstredend im historischen Teil größer, doch anhand des roten Fadens konnte die Autorin das Buch jederzeit zu einem Page-Turner entwickeln.

    Die Autorin verwebt in der Handlung fiktive und historische Persönlichkeiten (die im Personenverzeichnis aufgegriffen werden) zu einer mitreißenden Geschichte. Dabei konnte ich mit den Figuren sehr mitfühlen und habe mich gerne mit Leah zusammen auf die Entdeckungsreise begeben.

    Dieses Buch wird für mich sicher nicht das letzte dieser Autorin sein!
    Witness X - Deine Seele ist der Tatort Witness X - Deine Seele ist der Tatort (Buch)
    06.12.2021

    Technologie in der Mordermittlung

    2035; die Neuropsychologin Kyra Sullivan arbeit an einer Technologie namens CASNDRA, die Erinnerungen von Personen "auslesen" soll. Doch birgt dies auch die Gefahr, die psychologische Gesundheit der Beteiligten anzugreifen.
    Als nun die Leiche einer brutal ermordeten Frau aufgefunden wird, lassen sich zahlreiche Parallelen zu einer Mordserie von vor 14 Jahren finden - doch der verurteilte Täter sitzt in HochsicherheitsHaft. Wurde der Falsche verurteilt? Da die Schwester von Kyra zu den früheren Opfern gehörte, will Kyra unbedingt die Ermittlungen unterstützen und bringt ihre Entwicklung zur Anwendung. Doch dies hat fatale Folgen.....

    Als ich zu Beginn des Buches von der Zeit 2035 las, war ich zunächst erschrocken; bin ich doch kein Fan von Science Fiction. Doch diese Angst erwies sich schnell als unbegründet, denn alle beschriebenen technischen Entwicklungen sind gut denkbar und durchaus realistisch in der nahen Zukunft. Die technischen Aspekte sind sehr gut beschrieben und verständlich und insbesondere das Verfahren CASNDRA regt zum Nachdenken an!

    Der Schreibstil ist flüssig und leicht lesbar. Die Autorin blendet immer wieder Szenen aus der Perspektive des Mörders und seiner Opfer ein; die vielen Puzzlestücke setzen sich zunehmend zusammen und der Spannungsbogen steigt stetig an bis hin zu einem furiosen Showdown am Ende, in dem sich - nach einigen überraschenden Wendungen - alles für den Leser nachvollziehbar auflöste.

    Die Figuren sind mehrdimensional angelegt bis in die Nebenrollen hinein und wussten zu überzeugen. Trotzdem behielt ich eine gewisse Distanz zu der Wissenschaftlerin Kyra und dem Ermittler Tom.

    Mich hat dieses komplexe Debüt der britischen Autorin S. E. Moorhead sehr gut unterhalten und ich empfehle den Thriller gerne weiter.
    Goldenes Gift Tom Hillenbrand
    Goldenes Gift (Buch)
    03.12.2021

    Honigpanscherei und Gentechnik

    Der Luxemburger Koch und Restaurantbesitzer Xavier Kieffer beginnt, eigene Nachforschungen anzustellen, als der Stadtimker Pol Schneider verunfallt und seine Bienen auf merkwürdige Weise verschwinden. UNd auch seine Freundin Valérie Gabin kommt internationalen krummen Machenschaften auf die Spur, nachdem sie auf einer Geschäftsreise den Diebstahl von Bienen beobachtet. Doch wie hängt alles zusammen und was ist das eigentliche Ziel der Kriminellen?

    Tom Hillenbrand legt mit "Goldenes Gift" seinen siebten kulinarischen Krimi um den Luxemburger Koch und Restaurantbesitzer Xavier Kieffer vor. Diesmal widmet er sich dem Thema "Honig" und dem besorgniserregenden Bienensterben weltweit; Pestizide, Honigpanscherei und Gentechnik dürfen da natürlich nicht fehlen. Keine Frage, dies sind wichtige Themen, für die Hillebrand wieder gut recherchiert hat und dem Leser etliche Informationen und Denkansätze gibt. Ich habe definitiv einiges gelernt.

    Dabei ist der eigentlich "Fall" nicht so spannend und mitreißend, wie es begeisterte Hillenbrand-Leser gewohnt sind. Die Ermittlungen, die diesmal nicht nur von Xavier, sondern auch zu einem Großteil von Valérie geführt werden, teilen sich in zwei Handlungsstränge auf - und gerade Valérie agiert naiv bis dumm, unüberlegt bis unlogisch und hat mich oft geärgert, bis es am Ende zu einem großen Showdown kommt, in dem alle offenen Fragen geklärt werden.

    Unschwer zu erkennen, dass ich kein großer Fan von Valérie bin, die Xavier stets "Süßer" nennt und für ihren Freund eigentlich nie greifbar ist. Ansonsten gab es ein schönes Wiedersehen mit dem unprätentiösen ehemaligen Sternekoch und seinem finnischen Stammgast Pekka, der stets die richtigen Kontakte hat und sich mit seinem LIeblingskoch und Weinlieferanten nette Wortgefechte liefert.
    Für mich als Fan der Reihe war es wieder ein Treffen mit vertrauten und liebgewonnenen Figuren; für Einsteiger gibt es nur wenige Informationen zu diesen.

    Im Mittelpunkt steht - neben dem Honig und den Bienen - natürlich wieder die Heimat Kieffers: Luxemburg oder auch "Stad Lëtzebuerg" mit seiner besonderen Topografie und als Sitz zahlreicher europäischer Institutionen und Finanzunternehmen. In seinem Restaurant "Deux Èglises" kocht Kieffer natürlich typisch Luxemburger Gerichte wie "Biwwelamoud", "Kanéngche mit Moschterzoos", "Judd mat Gaardebounen" oder "Mummentaart" (keine Angst, die Gerichte werden im angehängten Glossar erklärt) und macht einfach total Lust, selbst einmal die Stadt und seine Spezialitäten zu entdecken.

    Aufgrund der Brisanz des Themas und als absoluter Fan der Reihe kann ich - mit viel gutem Willen - gerade noch 4 Sterne vergeben. Lesenswert.
    Bis zum Mond und zurück Dani Atkins
    Bis zum Mond und zurück (Buch)
    03.12.2021

    Märchenhaft

    Als die begeisterte Astronomin Lisa zu einer Messe nach London fährt, bei der sie einen Vortrag halten soll, verunglückt der Zug und LIsa stirbt - und lässt ihren Mann und und ihren 6jährigen Sohn leidend zurück. Gegen sein Wissen hatte Lisa sich als Organspenderin registrieren lassen, und so erhalten Molly ihr Herz, Mac ihre Hornhäute, Barbara ihre Niere und Jamie ihre Lunge. Während ihr Sohn Connor sich immer mehr in sich zurückzieht, such ihr Mann Alex nach einer tieferen Bedeutung und drängt auf ein persönliches Kennenlernen der Gruppe.....

    Dani Atkins erzählt die Geschichte abwechselt aus der Sicht der beiden Haupt-Figuren Alex und Molly und schafft es so, einen umfassenden Blick auf die Geschichte zu werfen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf Anziehungskräften und der Liebe.

    Obwohl ich keine Freundin von Liebesromanen bin, konnte das Buch mich in seinen Bann ziehen und ich mochte es nicht mehr aus der Hand legen.
    Aber: Ich habe mich gefragt, ob ich es nicht ein wenig Schade finde, dass das Thema der Herz-Transplantation selbst bei der Hauptfigur Molly komplett ausgespart wurde.... All die vielen Fragen und Probleme, die Risiken usw. aus diesem Zusammenhang wurden weggelassen; es klingt alles ein wenig danach, als wenn es "keine große Sache" sei, was natürlich nicht stimmt. Aber vielleicht ist das gerade das Positive: die Konzentration auf die Zeit danach und das Menschliche im Gegensatz zum Technischen. Nachdem ich mich damit arrangiert hatte, konnte ich mich wieder voll auf die Geschichte fokussieren - und mein Fazit zu Aufbau und Verlauf sind positiv.

    Die Figuren sind interessant gezeichnet und zu allen kann ich eine Verbindung aufbauen. Spannend, wie völlig unterschiedlich eine jede ist und wie alle Varianten abgedeckt sind. Selbst die negativen Eigenschaften, wie Jamies offensichtliche Übertreibungen oder Lügengeschichten erscheinen irgendwie charmant; ich mag grundsätzlich jeden einzelnen - was nicht heißt, dass ich einige Figuren lieber mag als andere. ;)
    Am meisten berührt es mich, wie Alex und Connor leiden und wie Connor mit dem Verlust seiner Mutter umgeht: Er leugnet ihren Tod und rechnet fest mit ihrer Rückkehr. Da Connor insgesamt viel zu reif für sein Alter scheint und sich immer mehr in sich zurückzieht, tut er mir unendlich leid. Oftmals treibt mir dieses Schicksal Tränen in die Augen. Demgegenüber steht Molly, die unglaublich positiv mit ihrem Schicksal umgeht und offenbar einfach nur glücklich mit ihrem neuen Herzen ist. Selbst die Albträume, Schlaflosigkeit und ähnliches werden zwar erwähnt, scheinen Molly jedoch nicht besonders herunterzuziehen. Dies erscheint mir dann ein wenig zu fantastisch zu sein und fernab der Realität; hier hätte ich mir etwas mehr Spielraum gewünscht.

    Die Botschaften des Buches sind eindringlich:
    NIMM DEIN SCHICKSAL AN UND MACHE DAS BESTE DARAUS -
    dies ist die Kernaussage!
    Molly ist ohnehin ein absolut positiver Mensch; nie hadert sie mit ihrer Krankheit und der schweren Operation - oder gar mit der Tatsache, dass ihre Lebenserwartung, trotz der erfolgten Transplantation begrenzt ist! Mittlerweile lesen wir von zwei überaus schwierigen Punkten in bezug auf eine Herztransplantation: Die vielen Medikamente, die die Patientin bis an ihr Lebensende einnehmen muss und die Tatsache, dass Molly auch mit ihrem neuen Herz nicht ALT werden wird. Diese Probleme werden jedoch gar nicht weiter thematisiert, sondern werden von der Autorin wirklich nur am Rande erwähnt - sie konzentriert sich einfach völlig auf IHR THema und lässt alles schwierige komplett außen vor.

    Alex "Forschungen" über das Thema der "zellulären Erinnerung" fand ich sehr interessant; ich hatte davon schon gehört. Nachdem er sich zunächst auf seine Gedanken an und um Lisa versteift hatte, gelingt es ihm mehr und mehr, sein Schicksal anzunehmen und sich der Realität zu stellen; auch für Connor kann er zunehmend der Vater sein, den Connor braucht. Insofern macht er die größte Entwicklung durch.
    Auch alle anderen Figuren sind fernab der Realität ohne eigene Schwierigkeiten gezeichnet; was die Geschichte ein wenig flach erscheinen lässt - womit ich dem Buch die gute Unterhaltung aber nicht absprechen möchte!

    Und noch ein Thema möchte ich ansprechen, das mir ganz besonders am Herzen liegt:
    BITTE REGELT ALLE RECHTZEITIG EURE ANGELEGENHEITEN !!!
    Es ist sträflich, jeden Gedanken an die eigene Sterblichkeit zu verdrängen und das Thema sowie die entsprechenden vorausschauenden Regelungen nicht zu treffen!
    IM Buch ist Alex derjenige, der nie über diese Themen sprechen wollte, während Lisa (hinter seinem Rücken) ihre Organspende-Unterlagen organisiert und damit die Handlung erst möglich gemacht hat. Zum einen natürlich gut, DASS sie alles geklärt hatte trotz ihres jungen Alters - zum anderen zeigt es, wie sehr eine solche Entscheidung direkt im Falle des Todes die Angehörigen überfordert!
    Egal, was für Wünsche ihr habt (auch, wenn ihr keine Organe spenden wollt!) LEGT ES FRÜHZEITIG FEST! Wahrscheinlich braucht ihr es nie - aber ihr tut euren Lieben damit etwas Gutes.

    Zuletzt Ich muss zugeben, dass ich einigermaßen verstimmt vom Ende bin!
    Während die komplette Geschichte ja das Thema "Organspende" sehr positiv darstellt und alle schwierigen Fragen und Themen überwiegend ausklammert - und mich dabei trotzdem fesseln und in den Bann ziehen konnte - fand ich den großen Showdown mit Connors Verschwinden und der abenteuerlichen Suche nach ihm mit HInweisen aus Träumen und der schnellen Rettung aus dem tosenden Meer fernab jeglicher Realität und geradezu märchenhaft. Das war mir einfach too much - und der wirklich positive Eindruck ist zerstört. Schade!

    So bleiben letztlich - trotz der schönen Unterhaltung - nun doch nur noch 3,5 Sterne übrig. Ich bin aber sicher, dass viele Leserinnen das anders bewerten und nicht so kritisch sehen.
    Die Blankenburgs Die Blankenburgs (Buch)
    21.11.2021

    Deutsche Geschichte

    Die Porzellanmanufaktur der Familie Blankenburg feiert ihr 150jähriges Bestehen, als die Weltwirtschaftskrise, die im "Schwarzen Freitag" 1929 ihren Höhepunkt findet, auch sie betrifft: Das Familienoberhaupt Adalmar und sein Schwiegersohn Richard begehen Selbstmord, als das Vermögen durch den Börsencrash verloren ist. Seine Töchter Ophelie und Elise, die sich bisher nicht um geschäftliche Angelegenheiten gekümmert haben, sehen sich plötzlich großer Verantwortung gegenüber. Und dass auch noch ein unehelicher Sohn Adalmars auftaucht, macht es nicht besser. Während sie versuchen, zu retten, was kaum noch zu retten ist, gewinnen die Nationalsozialisten immer mehr Einfluss - in der Politik, im Alltag und im Leben der Blankenburgs ....

    Eric Berg, das Pseudonym des höchst erfolgreichen deutschen Schriftstellers Eric Walz, legt mit "Die Blankenburgs" den Auftakt zu einer neuen Familiensaga vor. Im Mittelpunkt stehen in diesem Band die Erben des Magnaten Adalmar Blankenburgs, Besitzer einer Frankfurter Porzellanmanufaktur., die vor der großen Herausforderung stehen, die Firma nach der großen Weltwirtschaftskrise zu retten und damit ihr eigenes Schicksal, das aller Familienangehöriger und der zahlreichen Mitarbeiter. Historisch korrekt, wunderbar recherchiert und sehr emotional beschrieben, stellt Berg heraus, welche Rolle die ersten "Braunhemden" spielen, die verzweifelte hungernde Arbeitslose auf ihre Seite ziehen, immer mehr Macht gewinnen und so auch immer größeren Einfluss auf die Firma und die Familie Blankenburgs nehmen. Dass Blankenburg mit ihrem größen Wettbewerber, der Manufaktur Löwenstein fusioniert und Elise auch privat dem jüdischen Besitzer näher kommt, führt so natürlich nur vordergründig zu einer Entspannung, sondern birgt neuen Konfliktstoff.
    Wer sich heute fragt, wieso die Nationalsozialisten in kürzester Zeit einen derart großen Einfluss bekommen konnten, wieso sie solchen Zulauf hatten, findet in dieser Geschichte viele Antworten. Selten habe ich eindrucksvoller über diese schreckliche Zeit gelesen!

    Der Schreibstil gefällt mir gut und korrespondiert mit den verschiedenen Figuren. Diese sind mehrdimensional geschildert und entwickeln sich im Laufe der Handlung weiter - dass dies nicht immer einen sympathischen Blick auf sie zeigt, liegt wohl in der Natur der Sache. Die Perspektiven wechseln häufig zwischen den einzelnen Familienmitgliedern, was ein vollumfängliches Bild der ganzen Familie zeichnet.

    Jedem Kapitel, die allesamt recht lang sind, vorangestellt, ist immer ein kurzer Abriss der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, was ich als sehr gelungen empfinde. Auch hilft es, die zeitliche Abfolge besser einzuschätzen, da der Autor auf genaue Zeitangaben über seinen Kapiteln verzichtet und des öfteren kleinere oder größere Zeitsprünge vorhanden sind, bis es 1936 zum fast schon folgerichtigen Abschluss dieses Bandes kommt.

    Wenngleich ich das Buch nicht unbedingt als spannungsgeladen bezeichnen würde, hat es mich vollumfänglich in seinen Bann gezogen durch seinen dezidierten Blick auf die schlimmen Fakten und die schonungslose Offenlegung der menschlichen Abgründe.

    Insgesamt war die Geschichte in ihren fast 500 Seiten vollgepackt mit Figuren, ihren Motiven, den Handlungen und Verflechtungen. Man mag darüber diskutieren können, ob es notwendig war, auch noch die chinesischen Triaden miteinzubeziehen oder das Thema "Opium" mit seiner Geschichte und seinen Auswirkungen, die beide fast ein eigenes Buch verdient hätte, jedoch auch hier eine wichtige Rolle spielen.

    Hilfreich bei den vielen Figuren war das Personenverzeichnis bzw. der Stammbaum, wenngleich eine zu frühr Beschäftigung hiermit auch etwas spoilern dürfte. Wirklich sympathisch war mir nur Tante Arabella, doch konnte ich mich in viele Handlungen der Figuren hineinversetzen - aus der Zeit heraus gesehen (!) - und empfand sie als authentisch.

    Das Nachwort mit einer geschichtlichen Einordnung rundet das Buch ab.

    Für mich ein äußerst gelungenes Werk über einen schlimmen Abschnitt Deutscher Geschichte mit absoluter Leseempfehlung. Ich freue mich auf den nächsten Band und die weiteren GEschicke der Familie Blankenburg.
    Die Schokoladenfabrik - Die Tochter des Apothekers Rebekka Eder
    Die Schokoladenfabrik - Die Tochter des Apothekers (Buch)
    14.11.2021

    Lebendige GEschichte

    Anna Sophia, Tochter eines Apothekers, hilft diesem in der Apotheke, berät abseits der Schulmedizin viel in Sachen "Heilpflanzen" und stellt ihre eigenen Kräuterbonbons her. Als der Geselle ihres Vaters um ihre Hand anhält, stellt sie jedoch seine Motive in Frage und verdächtig ihn, ihren Vater zu vergiften, um die Apotheke zu übernehmen. Denn auch Franz Stollwerck möchte Anna Sophia zur Frau nehmen ....

    Rebekka Eder hat es sich zum Ziel gemacht, die Geschichte der berühmten Firma Stollwerck auf unterhaltsame Weise ihren Lesern näherzubringen. Doch hier gibt es ein kleines Manko, denn der vorliegende gesamte 1. Band handelt noch in keinster Weise auf seinen 656 Seiten von Schokolade im Allgemeinen, sondern diese taucht erstmals auf der letzten Seite auf - und so muss ich zugeben, dass meine diesbezügliche Erwartungshaltung enttäuscht wurde.

    Nichtsdestotrotz ist die Saga gut und flüssig geschrieben, so dass ich nur so durch die Seiten flog. DIe wechselnden Erzählperspektiven brachten verschiedene Sichtweisen zum Ausdruck und rundeten die Geschichte ab, verwirrten jedoch auch manchmal ein bisschen, weil sie teilweise doch sehr von der eigentlichen Geschichte abwichen.
    Dass Rebekka Eder wahnsinnig viele Themen in ihr Werk eingebracht und mit viel Liebe kleinste Details ausgearbeitet hat, bringt zahlreiche eigene kleine Spannungslinien hervor, die ich mit großem Interesse verfolgt haben; allerdings hätte man hier auch manchmal etwas straffen können, um die eigentliche Geschichte voranzutreiben und den roten Faden nicht aus den Augen zu verlieren.

    Der Schausplatz Köln im Jahr 1838 wird überaus lebhaft und anschaulich dem Leser vorgestellt und ich konnte mich sehr gut in das Setting hineinversetzen. Interessant waren hier auch die Geschichten vom Bau des Kölner Doms und der beteiligten Arbeiter. Überhaupt kommt das Lebensgefühl des 19. Jahrhunderts in seinen verschiedenstens Formen sehr schön zum Ausdruck und auch literarische Anklänge sind zu finden - hierin liegt die große Stärke der Saga!

    Ein wenig überfordernd empfinde ich die große Anzahl an Figuren; neben den Haupt-Protagonisten erfahren wir viel über weitere Personen, die fast schon ein eigenes Buch verdient hätten wie beispielsweise Anna Sophias Schwester. Glücklicherweise findet sich am Ende des Buches ein Personenverzeichnis, das auch Hinweis darauf gibt, welche Figuren historisch real und welche der Fantasie der Autorin entspringen; mir gefällt es sehr zu wissen, wenn ich aus einem Buch tatsächliche Historie lernen kann.
    Allerdings tat ich mich ein wenig schwer mit einzelnen Figuren; mit keiner konnte ich wirklich uneingeschränkt mitgehen, es gibt wirklich viele "Bösewichter" und Franz fand ich absolut unsympathisch. Anna Sophia ist auch nicht die "starke Frau", als die ich sie erwartet hatte, sondern einfach noch zu naiv und verrennt sich gerne in Dinge.

    Alles in allem hat mir das Buch Vergnügen bereitet und mein Interesse an den Folgebänden geweckt, denn ich möchte nun unbedingt wissen, wie es nun zu den wirklichen Anfängen der Firma Stollwerck gekommen ist!

    Wer sich nicht allzu sehr auf die Kerngeschichte der Stollwerck-Familie versteift, sondern Interesse an einem mitreißend gezeichneten Bild Zeitgeschichte hat, wird mit diesem Buch voll auf seine Kosten kommen - mir hat es jedenfalls sehr viel Freude bereitet!
    Ich vergebe ein "sehr gut" (was vier Sternen entspricht).


    Manski, N: Niedersachsen-Quiz Manski, N: Niedersachsen-Quiz (Div.)
    07.11.2021

    unterhaltsam und Informativ

    SusanDs avatar
    SusanD vor 16 Minuten

    Das Niedersachsen-Quiz bietet auf einzelnen Kärtchen 100 verschiedenste Fragen über Niedersachsen, die teils offen, teils mit Antwortmöglichkeiten von den Mitspielern beantwortet werden müssen

    Die Reihe "Quiz im Quadrat" vom Grupello Verlag bietet auf einzelnen Kärtchen in einem schmucken Kästchen jeweils 100 Fragen und Antworten zu einem Wissensgebiet von einzelnen Regionen oder Themen. Nun hat sich die Krimiautorin und Redakteurin Natascha Manski (endlich!) dem zweitgrößten Bundesland Niedersachsen angenommen und stellt dieses so vielfältige und oft unterschätzte Land den Mitspielern in unterhaltsamer Weise vor.

    Zunächst einmal zum "Technischen": Das Quiz misst nur 8,5 x 8,5 x 3,5 cm und passt damit in jede Handtasche und ist hervorragend für Reisen oder einfach zum Mitnehmen auf jede Veranstaltung geeignet. Die Gestaltung und Aufmachung ist wertig und überaus ansprechend.

    Natascha Manski ist es gelungen, unterhaltsame und spannende Fragen aus den verschiedenstens Themenbereichen einzubinden, sei es Geographie ("Wie lang ist die Deichlinie an der Niedersächsischen Küste?!) , Geschichte, Sprache ("Was heißt: Na, warste gestern aufm Swutsch?"), Medien (Die Stadt Lüneburg ist Drehort und Schauplatz welcher beliebten Telenovela?")oder weiteres; Allgemeinwissen bis hin zu Bizarrem (z. B. das größte Labskausessen der Welt) oder Außergewöhnlichem. Ob waschechter Niedersachse oder interessierter Fremder, hier lässt sich für jeden Bekanntes (wieder-) entdecken oder Neues lernen. Die Liebe der Autorin zu ihrer Heimat ist in jeder Frage zu erkennen und jeder Mitspieler lernt das Land von Nordsee bis Harz im Detail kennen.

    Die Fragen sind dabei klar und deutlich geschrieben, die Spielregeln einfach, so dass wirklich jeder mitspielen und mitraten kann - und dabei eine Menge lernen!

    Wir sind begeistert von diesem schönen Quiz, das ich absolut weiterempfehlen kann!
    Korten, A: Dornen der Stille Korten, A: Dornen der Stille (Buch)
    07.11.2021

    Überraschend

    Als Alex Martin bei der Polizei erscheint, um einen (weiteren) Mord zu verhindern, gerät er schnell selbst in Verdacht, seine Freundinnen auf brutale Art ermordet zu haben, denn sein Tagebuch, das er vorlegt, lässt die Ermittler auf ihn schauen.

    Astrid Korten hat wieder einmal einen höchst anspruchsvollen Psychothriller vorgelegt: Auch, wenn sie unprätentiös das Leben ihrer Figur Alex Martin beschreibt, muss man als Leser sehr aufpassen, die vielen Andeutungen und Hinweise zwischen den Zeilen nicht zu verpassen - und wird dennoch von einem unvermuteten Ende überrascht.

    Die Haupt-Figuren Alex und sein "Bruder" David sind authentisch und mehrdimensional geschildert und es gibt ständig Neues zu entdecken; wirklich greifbar wurden und blieben sie niemals und das Rätsel vergößerte sich zusehends.

    Wenngleich ich auch anfangs etwas Schwierigkeiten hatte, mit Alex und der Geschichte warm zu werden, zog mich die Autorin immer mehr in den Bann und verführte zu zahlreichen Gedankenexperimenten, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen mochte.

    Der gewohnt flüssige Schreibstil war teilweise wohl gewollt unterbrochen, um die Brüche in den Gedanken und Handlungen der Protagonisten anzudeuten, die den Leser zutiefst verstören.

    Astrid Korten ist wieder einmal ein unter die Haut gehender Psychothriller gelungen, der aus der Masse heraussticht und damit besonders lesenswert ist.
    Inside Strafverteidigung Burkhard Benecken
    Inside Strafverteidigung (Buch)
    13.10.2021

    Das Wort hat die Verteidigung

    Burkhard Benecken und Hans Reinhardt sind Strafverteidiger aus vollem Herzen. In gemeinsamer Kanzlei im Ruhrgebiet tätig, bieten sie Rechtsbeistand in allen Rechtsgebieten und stehen regelmäßig mit besonders medienwirksamen Fällen oder Prominenten im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit - häufig mit der Frage "Wie kann man so eine Person denn noch verteidigen?" Mit ihrem neuen Buch "Inside Strafverteidigung" geben die hoch qualifizierten Juristen einen Einblick in ihren Arbeitsalltag und ihre Strategien, ein möglichst gutes Ergebnis für den Beschuldigten zu erreichen. Die dabei geschilderten Fälle aus ihrer Praxis sind dabei nicht nur "True Crime" und dem interessierten Leser oftmals aus den Medien bekannt, sondern geben aufschlussreiche Hintergrundinformationen fungieren als Beispiele zu den aufgestellten Thesen.

    Eines ist natürlich gewiss: Burkhard Benecken und Hans Reinhard sind als erfolgreiche Anwälte Meister des Wortes und nicht zuletzt auch der Manipulation! Geschickt verstehen sie es, den Leser auf ihre Seite zu ziehen und so beginnt das Buch gleich mit dem Fall des "falschen Sittichs", dem zu Unrecht der Pädophilie beschuldigten Familienvaters, dem durch die geschickte Verteidigung ein falsches Urteil - und noch schlimmere als die schon entstandenen Nachteile - erspart blieben; was aufzeigt, dass ein Tatverdacht nicht gleichzusetzen ist mit Schuld. Doch auch brutale Mörder zählen zu ihren Klienten, was ihnen den Titel "Advokaten des Bösen" eingebracht hat. Hier ist es den Anwälten ein Bedüfnis, aufzuzeigen, dass das Beistehen eines Beschuldigten kein Gutheißen der Tat ist; allerdings hat jeder Verdächtige eine effektive und faire Verteidigung verdient, denn dieses ist ein grundlegender Gedanke unserer Rechtstaatlichkeit. Und als "Hüter unserer Verfassung" möchten sie gesehen werden und mit den Vorurteilen gegen ihren Berufstand aufräumen, was ihnen in weiten Teilen sehr gut gelingt. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Perspektive in der Verteidigung eine einseitige ist und die Anwälte nicht nur das hohe Gericht, sondern hier auch den Leser auf ihre Seite zu ziehen versuchen, und das will ich keinesfalls als Kritik verstanden sehen. Dieses Buch ist eben eine Ode an den Beruf des Strafverteidiger - dass unser Staat gerade auch durch solch gewiefte Anwälte immer mehr von einem Täter- zu einem Opferstaat abrutscht, ist ein anderes Thema, für das es hier keinen Raum gibt. Auf jeden Fall lässt sich nach der Lektüre das Deutsche Rechtssystem und seine Umsetzung als ein Segen ansehen!

    Auch, wenn das Buch als "Sachbuch" gelistet ist und Benecken und Reinhardt häufig Fachsprache verwenden sowie die entsprechenden Rechtsnormen zitieren (diese sind meist als Fußnoten angegeben und stören den Lesefluss in keinster Weise), ist die Publikation unterhaltsam und gut und flüssig zu lesen; die "True Crime" Fälle untermauern die geschilderten Argumente und veranschaulichen die Aussagen. Beim Lesen ertappte ich mich häufiger dabei, dass mir die ein oder andere Sache bereits aus der Presse bekannt war, und ich fand es überaus spannend, diese nun aus einer anderen Sichtweise als durch die Journalisten dargestellt zu bekommen. Für meinen Geschmack hätten diese Rechtssachen durchaus etwas ausführlicher und in weiteren Aspekten geschildert werden dürfen, da sie bei mir mehr Fragen ausgelöst denn Antworten gegeben haben, was aber durchaus auf meine große Wissbegierde in diesem Bereich zurückzuführen ist; gerade zum Ende hin geht es Schlag auf Schlag und ich war versucht, im Internet weiter nachzuforschen.

    Abschließend kommt der Leser zu dem Schluss, dass ein Verteidiger mit Leib und Seele gewiss einer überaus abwechslungsreichen Tätigkeit nachgeht, einen hohen Reiseaufwand und hohe Arbeitsbelastung und dafür einen großen Verdienst hat, was jedoch nicht die wesentlichen Aspekte in der Berufswahl sein dürften, denn es braucht die starke Persönlichkeit, die hier geschildert wird.

    Herr Benecken und Herr Reinhardt, Sie sind vom Vorwurf des Bösen freigesprochen, sofern die Seite des Staatsanwaltes, die mir versagt blieb, keine Einwände erhebt! Ich vergebe 4,5 Sterne und empfehle das Buch gerne weiter. (Allerdings gebe ich zu bedenken, dass es - aus meiner Sicht - sehr schwierig ist, den Titel alleine für sich zu lesen, lösen die vermittelten Themen doch einen großen Diskussionsbedarf bei mir aus!) Und jetzt möchte ich gerne ein Buch der Gegenseite lesen....
    Schach mit dem Tod Steffen Jacobsen
    Schach mit dem Tod (Buch)
    18.09.2021

    Das geheime Leben in Los Alamos

    David Adler, Elektroingenieur und damit mit einem gewissen technischen Verständnis, wird vom englischen Geheimdienst zusammen mit seinem Onkel Niels Bohr nach Los Alamos geschickt, um dort bei der Entwicklung der Atombombe zu spionieren. Schnell wird er zum persönlichen Assistent von Oppenheimer und erhält Zugang zu allen wichtigen Informationen. Doch offenbar hat auch die Sowjetunion ihre Finger im Spiel ....

    Steffen Jacobsen erzählt mit leisen Tönen und sehr unaufgeregt faszinierende Geschichte; hat doch die Entwicklung der Atombombe nicht nur den Zweiten Weltkrieg mit ihren beiden Abwürfen auf Hiroshima und Nagasaki beeinflusst, sondern die Welt insgesamt verändert. Die Schreibweise konnte mich durchaus in ihren Bann ziehen, doch leider kam für mich wenig echte Spannung auf; nicht zuletzt, weil vieles nur zwischen den Zeilen erzählt wurde und der Schwerpunkt nicht auf einem atmeberaubendem Thriller liegt.

    Mit großem Interesse habe ich die hier geschilderten, aus der Zeit heraus gut bekannten historischen Personen Bohr, Oppenheimer und viele weitere Wissenschaftler verfolgt, sowie oder insbesondere das geheime Leben in Los Alamos. Hier lag auch für mich der interessanteste Aspekt des Buches, denn wer möchte nicht mehr wissen über das so bedeutsame Manhattan-Projekt, das fernab der Zivilisation in der amerikanischen Wüste stattfand?! Dabei verzichtete der Autor zum Glück auf detaillierte Beschreibungen der Atomphysik, so dass auch für einen Laien keine Verständnisprobleme auftraten.
    Erstmals wurde mir so bewusst, dass den Bomben "Little Boy" und "Fat man" unterschiedliche physikalische Gesetznäßigkeiten und Elemente zugrunde liegen.

    Die Figuren und ihre Motive waren sehr gut ausgearbeitet und haben mir viel Freude bereitet; nur die weilbliche Hauptfigur war mir zu klischeehaft. Bedeutsam empfand ich auch die Interessenskonflikte zwischen Politik und Wissenschaft.

    Insgesamt ein gutes Buch, das jedoch hinter meinen (zugegebenermaßen großen) Erwartungen zurück blieb.
    Die Teehändlerin Susanne Popp
    Die Teehändlerin (Buch)
    18.09.2021

    Emanzipation im Biedermeier

    Friederike Ronnefeldt ist die Ehefrau des Frankfurter Kaufmannes Tobias Ronnefeldt, der mit Tee und anderen Importgütern aus Ost- und Westasien handelt. Entsprechend der Zeit des Biedermeiers bestehen ihre Pflichten in der Führung des Haushaltes und der Erziehung der (vier) Kinder; darüberhinaus pflegt sie gesellschaftliche Beziehungen und musiziert. Als ihr Mann Tobias seinen lange gehegten Traum verwirklicht und zu einer Reise in die Heimat des Tees nach China aufbricht und es Anlass zum Misstrauen gegenüber dem neuen Geschäftsführers gibt, erlernt Friederike die Grundlagen des Kaufmännischen und übernimmt immer mehr das Geschäft, was den Argwohn ihrer Mitmenschen weckt. Und auch ihre Schwester Käthe sowie die heimliche Geliebte ihres Schwagers finden sich in der Zeit außergewöhnlichen und schwierigen Situationen wider ....

    Als passionierte Teetrinkerin und Kennerin der renommierten Firma Ronnefeldt, die nun bald ihr 200. Jubiläum feiert, war ich außerordentlich gespannt auf den neuen Roman der Geschichtsdidaktikerin Susanne Popp - und ich wurde absolut nicht enttäuscht!

    Susanne Popp hat genau recherchiert und erzählt in ihrem Roman von einer starken Frau, die sich zur Zeit des Biedermeiers von einer klassischen Hausfrau zu einer außergewöhnlichen und "ihren Mann stehenden" Geschäftsfrau entwickelt und verbindet dabei wahre Geschichte mit fiktiven Elementen zu einem wunderschön erzählten Roman, der mit viel Zeitgeschichte aufwartet. Denn wenn auch die frühen Jahre des Handelshauses im Vordergrund stehen, so geht es vielmehr um starke Frauenleben, um frühe Emanzipation, um die freie Stadt Frankfurt und das Leben im 19. Jahrhundert. Ein Personenregister am Anfang des Buches, in dem historische Personen von fiktiven Figuren unterschieden werden und ein Nachwort, das wahre Geschichte von fiktiven Elementen abgrenzt, runden das Ganze ab und machen den Roman umso interessanter.

    Durch den herrlichen Schreibstil der Autorin konnte ich tief in die Geschichte abtauchen und fühlte mich zuhause in Zeit und Ort. Der Roman lebt von den vielen Informationen, die anschaulich und unaufgeregt den Leser*Innen näher gebracht werden und ich habe die nicht unbedingt große Spannung zu keiner Zeit vermisst.

    Die Figuren sind zumeist mehrdimensional angelegt und entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter. Herausragend ist dabei die Titelheldin Friederike, die aufgrund der äußeren Umstände ihre angestammte Rolle als Ehefrau, Mutter und Hausfrau verlassen muss und sich zu einer toughen Geschäftsfrau entwickelt, was nicht gerade auf Sympathien in ihrem weiteren Umfeld trifft; war Emanzipation der Frauen im Biedermeier keinesfalls tolerabel oder gar üblich. Ihr Mann Tobias war in seinen Einschätzungen ein Produkt seiner Erziehung, wenngleich ich ihn dennoch als liebevollen Familienvater zu schätzen wusste. Und auch weitere Frauen (wie Clotilde Koch oder die Buchdruckerin Amalie Stein) in Friederikes direktem Umfeld waren durchaus unangepasst und fortschrifttlich. Lediglich der Bösewicht Julius sorgte für menschliche Dramen neben den zeitgeschichtlichen.

    Ein zweiter Erzählstrang, der von Tobias' jahrelanger Reise nach China berichtete, den Gefahren, Erlebnissen in der Fremde und Vorschriften rund um den Teehandel, war ebenfalls höchst interessant und aufschlussreich; diese Reise hätte durchaus ein eigenes Buch verdient, hätte aber mit größerer Ausführlichkeit den Rahmen dieses Buches gesprengt

    Quasi nebenbei habe ich erfahren von der Seckenberggesellschaft für Naturforschung und ihrem heute noch bestehenden Naturmuseum, von Shungas (Bildern jeder Art, die in expliziter Weise sexuelle Handlungen darstellen) und Antisemitismus im 19. Jahrhundert.

    Und immer wieder kam "Bohea" ins Spiel, der frühere englische Handelsname der exquisiten Tees aus dem nördlichen China, von dem ich gerne ein Tässchen genieße.

    Für mich ein höchst gelungener Auftakt einer großen Saga, der Lust auf die weiteren Bände macht!
    Montecrypto Tom Hillenbrand
    Montecrypto (Buch)
    03.06.2021

    THriller mit Anspruch

    Gregory Hollister ist durch Kryptowährungen reich geworden, doch in der Szene ist er unbeliebt. Nachdem er tödlich verunglückt ist, beauftragt seine Schwester den britischen Finanzfachmann und Ermittler Dante das Vermögen, das die Fachwelt "Montecryto" getauft hat, zu finden - und Dante muss tief in die Materie eintauchen, die offenbar von einer eingeschworenen Gemeinde beherrscht wird ...

    Tom Hillenbrand, vielen Lesern in erster Linie bekannt durch seinen kulinarischen Krimis um den Koch Xavier Kieffer, hat sich diesmal mit dem Thema der "Kryptowährungen" befasst und genau recherchiert. Und eben wie seiner Hauptfigur Dante ging es mir beim Lesen: Ich musste erst einmal viel Theorie lernen, um der eigentlichen Suche folgen zu können.Und so wirkt "Montecrypto" an vielen Stellen eher wie ein SAchbuch als ein Thriller und ich musste sehr genau lesen und verstehen, als dass ich mich dem Lesefluss hingeben konnte. Trotzdem genoss ich wieder einmal den angenehmen Schreibstil Hillebrands, der mir einfach liegt.

    Die eigentliche Spannungskurve ist durch die vielen Erklärungen durchaus eingeschränkt, trotzdem wurde ich hineingezogen in die Geschichte und wollte wissen, ob Dante erfolgreich wird und was es mit dem riesigen Vermögen nun auf sich hat.

    Die Figuren Hillenbrands sind allesamt recht extreme Charaktere, die vielleicht nicht besonders tiefgehend beschrieben wurden, aber dennoch schillern.
    Dante, als der schon fast klischeehafte Ermittler, ist eine im normalen Bankalltag gescheiterte Existenz und dem Alkohol zugeneigt, was sich in vielen Cocktail- und Alkoholikabeschreibungen widerspiegelt.

    Besonders nett fand ich den besonderen Musikgeschmack Dantes (in Richtung Punk) und die zitierten Bands und Texte untermalten die Handlung.

    Ich habe mich gefreut, auf so unterhaltsame Art und Weise an das schwierige Thema herangeführt worden zu sein und habe mich neben dem Lerneffekt auch gut unterhalten gefühlt.
    Wer sich von etwas mehr Anspruch und Lerneffekt nicht abschrecken lässt, findet mit "Montecrypto" einen besonderen Finanz-Thriller.
    Die Senfblütensaga - Zeit für Träume Clara Langenbach
    Die Senfblütensaga - Zeit für Träume (Buch)
    24.05.2021

    Unterhaltsamer Schmöker mit Schwächen

    1908. Das lothringische Metz ist Festungsstadt im Deutschen Reich und es gibt Spannungen zwischen Franzosen und den zugezogenen Deutschen. Hier lebt die junge Emma in kleinbürgerlichen Verhältnissen mit ihren Eltern. Sie ist allerdings ihrer Zeit voraus und anders als andere Mädchen, denn ihr Traum ist es, zu lernen und an einer Universität zu studieren - einer Zukunft als Hausfrau an der Seite eines Ehemannes, wie ihre Eltern es sich vorstellen und vorantreiben, möchte sie unbedingt entfliehen. Doch schon ihr erster Besuch an der Universität Straßburg zeigt ihr ihre Grenzen auf, denn sie wird hinausgeworfen; Frauen bleibt der Zugang (noch) verwehrt. In einem zweiten Handlungsstrang lernen wir Carl kennen, dessen Herz ausschließlich für die Senfherstellung schlägt; auch er will nicht den Vorstellungen seiner Eltern folgen und das väterliche Fuhrunternehmen übernehmen, sondern eine eigene Fabrik gründen. Und die Wege der beiden störrischen jungen Leute kreuzen sich immer wieder ...

    "Zeit für Träume" ist der erste Teil der "Senfblüten-Trilogie" und Debütroman der Autorin Clara Langenbach, die hier ihre Leidenschaft für historische Stoffe und Liebesromane lebt.

    Die Autorin hat einen schönen Schmöker geschrieben, der sich leicht und flüssig lesen lässt und dabei auch ein wenig Geschichtswissen weitergibt. So gefiel mit die Schilderung über das Leben in Lothringen, das immer wieder zwischen Deutscher und Französischer Herrschaft wechselte, sehr gut.
    Allerdings passt gerade das Benehmen der Emma häufig überhaupt nicht in den geschichtlichen Kontext; sie nimmt sich viele Dinge heraus oder mischt in einer Art und Weise mit, die absolut unrealistisch und der Zeit nicht angepasst sind und zunehmend bei mir zu Missfallen führten. Und auch die anderen Figuren agierten oft übertrieben und waren recht eindimensional gezeichnet. Schade, denn ein wenig mehr Anspruch erwarte ich als Leserin doch bei meiner Lektüre. Immerhin passte am Ende wieder alles zusammen und führte zu einem runden Abschluss, der aber noch einiges für die Folgebände offen lässt.

    Ein Highlight ist der charmante Franzose Emile Perrin, in dessen Buchhandlung Emma Unterschlupf findet bei Kamillentee und der Katze Gusti; und auch den homosexuellen Henri schloss ich in mein Herz.

    Obwohl es sich um eine fiktive Geschichte handelt, erfahren wir im Nachwort, dass sich die Autorin von Otto und Frieda Frenzel hat inspirieren lassen, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Metz die "Erste Lothringische Essig- und Senffabrik" gründeten, aus der der weltbekannte "Löwensenf" hervorging, sowie weitere historische Fakten, die sich im Roman wiederfinden.

    Wer sich einfach gut unterhalten lassen möchte und nicht allzu großen Wert auf sachliche Genauigkeit legt, wird mit diesem Buch richtig liegen. Ich vergebe 3,5 Sterne für die gemütlichen Lesestunden und bin gespannt, wie es mit dieser Familiensaga weitergeht.


    Lange Schatten über der Côte d'Azur Christine Cazon
    Lange Schatten über der Côte d'Azur (Buch)
    22.05.2021

    Unbekannte französische Geschichte

    Im jüdischen Teil des Friedhofes "Le Grand Jas" wird die Leiche eines jungen Mannes entdeckt. Kommissar Dupin stößt bei seinen Ermittlungen - auch durch die Mithilfe seiner Lebensgefährtin Annie, einer enthusiastischen Journalistin - auf die Schatten einer grauenvollen Vergangenheit Frankreichs in bezug auf Antisemitismus. Die Verbindungen führen zu einflussreichen Familien und die Staatsanwaltschaft möchte weitere Ermittlungen in dieser Richtung unterbinden, doch Duval lässt nicht locker ...

    Christine Cazon legt mit "Lange Schatten über der Cote d´Azur" bereits ihren achten Band um den Pariser Kommissar Duval vor, der in Cannes seine neue Heimat gefunden hat und hier ermittelt. Vorkenntnisse aus den vorhergehenden Bänden sind nicht erforderlich, um den Fall verfolgen zu können, jedoch hilfreich, wenn es um die privaten Verhältnisse Duvals geht.

    Der Schwerpunkt liegt bei Christine Cazon hier nicht darauf, einen spannenden Kriminalfall zu erzählen, sondern lässt die Leser*innen tief in die Geschichte Südfrankreichs eintauchen. Die unrühmliche Rolle Frankreichs bezüglich der Zusammenarbeit mit den Deutschen Nazis und des Antisemitismus mit erfolgten Juden-Deportationen ist gut recherchiert sowie einfühlsam und detailreich berichtet. Wer also einen leichten Südfrankreich-Urlaubs-Krimi erwartet, wird hier enttäuscht werden!

    Allerdings verliert Cazon keinesfalls den eigentlichen Mord aus den Augen und kommt am Ende - etwas plötzlich, nachdem ein zweiter Mord geschieht - zu einer schlüssigen Aufklärung.

    Leon Duval, der mir bereits bekannt war, ist sehr sympathisch und durchaus authentisch. Die anderen Figuren sind von der Autorin allerdings für meinen Geschmack etwas eindimensional beschrieben; insbesondere Annie, Duvals Lebensgefährtin und Mutter seines Kindes, ist zwar als Informationsgeberin wichtig, aber mir durch ihre zickige Art und ständige Unzufriedenheit unsympathisch; die Staatsanwältin weniger an der Aufklärung als an Verschleierung zugunsten einflussreicher Leute interessiert und die Kollegen der Polizei weniger an der Aufklärung beteiligt als mit eigenen Macken beschäftigt.

    Der Schreibstil ist flüssig und unaufgeregt und angenehm zu lesen; die Autorin versteht es, Unterhaltung und Geschichtswissen auf angenehme Weise zu verbinden.

    Die Location und das Ambiente runden dieses Buch auf jeden Fall angenehm ab,

    So war das Buch für mich informativ und hat zum Nachdenken angeregt, was ich sehr schätze; ich freue mich schon auf den nächsten Fall in Cannes. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass es insgesamt etwas wenig Krimi in den Augen eingefleischter Krimi-Leser ist.
    Einsames Grab Eva Ehley
    Einsames Grab (Buch)
    08.05.2021

    Ein Cold Case

    Während die Verlegerin Maria Wallot auf Sylt ein Treffen mit der traumatisierten Alice Zabriski und dem als Ghostwriter vorgesehenen Fred Hübner abhält, wirde bei Landschaftspflegearbeiten ein Skelett ohne Kopf ausgegraben. Silja Blanck, Bastian Kreuzer und Sven Winterberg beginnen in diesem Cold Case zu ermitteln und bald tauchen Hinweise auf einen Serienmörder auf, der auch Siljas Schwester umgebracht hat ...

    Mit "Einsames Grab" legt die Autorin Eva Ehley schon ihren bereits achten Sylt-Krimi um das Ermittlertrio um Silja Blanck vor; eine Vorkenntnis ist jedoch nicht erforderlich und auch Neueinsteiger werden den Fall genießen können.

    Dieses Mal nimmt sich die Autorin dem Thema "sexualisierte Gewalt an KIndern" an, das ja zurzeit in aller Munde ist - und sicher wird nicht nur die familiär Betroffene Figur der Silja Blanck getriggert werden.

    Ein flüssiger Schreibstil und Orts- und Zeitangaben über den einzelnen Kapitel verhelfen zu einem echten Lesevergnügen. DIe Spannungskurve zieht sich durch das komplette Buch, bevor es in einem etwas überraschenden Ende zur Auflösung kommt.

    Sylt-Kenner werden sich an den vielen geschilderten Orten erfreuen, aber auch Ortsunkundige werden sich zurechtfinden.

    Besonders gelungen finde ich - wieder einmal - die liebevoll gezeichneten deutlich mehrdimensionalen Figuren und deren Interaktionen; eine echte Stärke Eva Ehleys. Allerdings stehen diese in diesem achten Fall deutlich im Vordergrund und lassen manches Mal den eigentlichen Fall in den Hintergrund treten. Wer also viel Wert auf einen fokussierten Krimi legt, ist mit diesem Buch nicht gut bedient.

    Ich fühlte mich sehr gut unterhalten.


    Heirate nie auf Spiekeroog Johannes Wilkes
    Heirate nie auf Spiekeroog (Buch)
    08.05.2021

    Der etwas andere Krimi

    Kommissar Mütze und sein Lebensgefährte verbringen ihren Sommerurlaub wieder auf ihrer geliebten Insel Spiekeroog. Während Karl-Dieter sich dem süßen Nichtstun hingibt und sich gedanklich viel mit der dem zukünftigen Familienzuwachs Klein-Lasse und seiner amerikanischen Leihmutter beschäftigt, hilft Mütze lieber dem Inselpolizisten Ahsen, das Rätsel um ein Brautkleid im Meer und eine direkt nach der Trauung verschwundene Braut aufzuklären ....

    Erst beim Lesen bemerkte ich, dass sich "Heirate nie auf Spiekeroog" bereits der zwölfte Band um den umtriebigen Kommissar Mütze ist, und so fehlte mir einiges von der Vorgeschichte des Paares und einiger im Buch auftretender Figuren. Dies sollte mich aber nicht daran hindern, den Fall um die verschwundene Braut zu genießen, wenngleich ich auch nicht besonders glücklich war mit dem etwas trotteligen Inselpolizisten und dem hohen Schnapskonsum. Auch hier zeigte sich, dass die Krimihandlung nicht wirklich im Zentrum stand.

    Der Schreibstil ist flüssig und amüsant und manches Mal fühlte ich mich wie in einer Persiflage auf das Genre "Krimi". Dieser Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass die - liebevoll gezeichneten Figuren - viel Raum einnahmen und der Krimi manches mal hinter den privaten Verwicklungen zurücktrat.

    Spannung war jedoch gegeben, da lange Zeit nicht ersichtlich war, wie die einzelnen Schnipsel zusammenhingen und wer wem eigentlich schaden wollte.Doch am Ende klärte sich alles zufriedenstellend auf und auch die mystischen Auftritte der Verstorbenen fanden eine logische Erklärung.

    "Heirate nie auf Spiekeroog" ist der etwas andere Krimi, der mir aber einiges Vergnügen bereitet hat.
    Die Perlenprinzessin. Rivalen Iny Lorentz
    Die Perlenprinzessin. Rivalen (Buch)
    18.04.2021

    Auftakt in Hamburg

    Ende des 18. Jhds. sind Simon Simonsen und Jörgen Mensing zwei junge, excellente Kapitäne der Hamburger Kaufleute. Um die Hand der schönen Mina Thadde zu bekommen, verabreden sie einen Wettstreit, den Jörgen nicht nur durch eine böse Lüge gewinnt, sondern auch Simons Existenz fast vernichtet. In der Folge bestimmen Hass und Rachegedanken das Verhältnis zwischen den beiden Familien; und Jörgen geht dabei wortwörtlich über Leichen. Einzig Mina möchte die Verfeindeten wieder zusammenführen....

    "Die Perlenprinzessin" ist der Auftakt der "Südsee-Saga" des erfolgreichen Autorenpaares Iny Lorenz, doch Vorsicht: bis auf die aufregenden Schiffsreisen in nahe und ferne Orte liegt das Setting ausschließlich in Hamburg - und die Namen von Reihe und Titel sind vorerst nur eine Ankündigung auf das, was künftig kommen wird.

    Ausnehmend gut gefallen hat mir die lebendige Darstellung der Hansestadt zu Zeiten der Romantik; gerade über die zweimalige französische Besatzung Hamburgs konnte ich viel lernen. Trotz der Tragik und dem Schrecken dieser Zeit war dieser Abschnitt für mich der beste. Aber auch die zahlreichen Hintergrundinformationen und die anschaulichen Ausführungen über die Kaufleute, die Schiffahrt, aber auch die Stellung der Frau zu dieser Zeit kann ich positiv hervorheben. Schade, dass dabei die spannende Geschichte der ehemaligen Sklavin Mabel nur so wenig Raum einnahm.

    Enttäuscht war ich jedoch von der schwachen Eindimensionalität der Personen: So konnte die Familie Simonsen nur patente, loyale, charakterlich feste Angehörige zählen, während in der Familie Mensing ein Mitglied das andere noch an Bösartigkeit und anderen Schwächen übertraf. Keine Frage, wo da die Sympathien lagen....

    Und genauso verlief auch die Handlung: Jörgen, bzw. seine Nachkommen stürzten Simon und Familie wiederholt in ein großes Drama - und nachdem man kurz gebangt hatte, konnten diese sich dann, welch Wunder, daraus befreien und wurde noch stärker und besser als zuvor. Dies führte irgendwann bei mir nur noch zu dem Gedanken: "Ach, was hat er denn jetzt schon wieder?!" Da hätte ich mir doch etwas mehr Finesse gewünscht!

    Insgesamt umfasst der Band einen Zeitrahmen von 55 Jahren, was durchaus ungewöhnlich ist, und drei Generationen. Die hierbei entstehenden Sprünge sind meiner Meinung nach jedoch gut gekennzeichnet und störten den Lesefluss für mich nicht.
    Und auch die vielen auftretenden Figuren ließen sich gut einordnen, das Verzeichnis dieser benötigte man kaum.

    Das Buch endet schließlich mit einem ganz fiesen Cliffhanger, der zum nächsten Band überleitet und natürlich die Neugier des Lesers weckt, wie es mit den Familien Simonsen und Mensing, nun wohl an exotischeren Orten, weitergeht.

    Ein historischer Überblick, ein Glossar und ein Personenverzeichnis vervollständigen das Buch.

    Insgesamt bin ich leider ein bisschen enttäuscht und mag trotz der vielen interessanten Passagen "nur" 3 Sterne geben.
    Toskanisches Vermächtnis Camilla Trinchieri
    Toskanisches Vermächtnis (Buch)
    28.03.2021

    Gemächlicher Krimi mit viel Flair

    SusanDs avatar
    SusanD vor 2 Minuten

    Nico Doyle ist vom Dienst bei der NYPD suspendiert und zieht nach dem Tod seiner Frau auf einen alten Hof in der Toskana, wo er ein recht abgeschiedenes Leben führt, unterbrochen von seiner Hilfe im Restaurant der Familie seiner Frau. Als er eines Morgens Schüsse hört, führt ihn ein streunender Hund zu einem Toten mit goldenen Schuhen, dem das Gesicht weggeschossen wurde. Und schnell besitzt Nico sowohl einen Hund als findet er sich auch wieder mitten in den Ermittlungen des Falles, die möglicherweise auch seine Familie betreffen,....

    Camilla Trinchieri führt uns Mitten in die Toskana, in das Weinanbaugebiet des Chiantis. Dabei schildert sich die wohltuende Landschaft, die Bewohner und das vorzügliche Essen sowie den ausgezeichneten Wein auf wunderbar authentische Art und Weise, so dass ich mich beim Lesen wie im Urlaub gefühlt habe.

    Die Handlung des Kriminalromans ist eher ungewöhnlich, steht zwar der Krimi im Mittelpunkt, so ist die Ermittlung doch eher gemächlich und wird immer vom Genuss begleitet. Wer auf schnelle, actionreiche und blutrünstige Unterhaltung setzt, für den ist dieses Buch sicher nichts.
    Trotzdem empfand ich diesen atmosphärischen Krimi als überaus unterhaltsam und durchaus spannend bis hin zu der einigermaßen überraschenden Löung am Ende, bei der alle losen Fäden zusammengeführt wurden und, wie könnte es anders sein, mit einem großen Fest gefeiert wurde.

    Die Figuren sind mit großer Liebe zum Detail und absolut mehrdimensional gezeichnet, mit Ecken und Kanten, und ich habe alle direkt vor mir gesehen: den verschlossenen, etwas eigenbrötlerischen Nico, der wider Willen in die Ermittlungen hineingezogen wird, den etwas überforderten, aber sich bemühenden Kommissar Perelli, der weiß, wie er Hilfe bekommt, den eifrigen und schnell verliebten Daniele, den seltsamen Gogol, die überarbeitete Tilde und vor allem OneWag, den tierischen Begleiter, sowie viele viele mehr. Durch sie erwacht die Geschichte zum Leben, das berührt und entführt - und kennen wir nicht alle diese Persönlichkeiten?

    Wenn auch der eigentlich Ort Gravigny fiktiv sein mag (?), so kenne ich viele der angesprochenen Orte und fühlte mich sofort zurückversetzt in wunderschöne Urlaube.

    Bei den geschilderten Gerichten lief mir oftmals das Wasser im Munde zusammen - es fehlten eigentlich nur noch die Rezepte am Schluss!

    Zusammengefasst ein sehr athmosphärischer Krimi mit Wohlfühlgarabtie, den ich gerne weiterempfehle! Ich freue mich schon auf den nächsten Teil, der sicher bald auch auf Deutsch veröffentlicht wird.
    Inspektor Takeda und die stille Schuld Henrik Siebold
    Inspektor Takeda und die stille Schuld (Buch)
    28.03.2021

    Mord, Pflegenotstand und Robotik

    Der Japaner Ken Takeda ist im Rahmen eines polizeilichen Austauschprogramms in Deutschland und ermittelt hier zusammen mit einem Deutschen Team. Bei einem Brand in einer Seniorenresidenz gibt es schnell Hinweise auf ein Verbrechen - und nach ersten Ergebnissen in verschiedenen Richtungen weist alles darauf hin, dass die Anschläge mit dem neu eingesetzten Pflegeroboter Lisa und ihrem "Vater" Dr. Nakamura in Verbindung stehen ...

    Mit "Inspektor Takeda und die stille Schuld" legt der deutsche Autor Henrik Siebold bereits den fünften Bank um den japanischen Ermittler Ken Takeda vor und ich kann mich nur wundern, diese besondere Krimi-Reihe erst jetzt entdeckt zu haben!

    Deutlich kommt zum Ausdruck, dass Siebold ein Kenner Japans ist und viele seiner Erfahrungen und Erlebnisse in die Handlung einfließen lässt:
    Ken Takeda, der während eines behördlichen Austauschprogrammes in Deutschland weilt, spricht zwar perfekt Deutsch und hat sich in vielen Dingen gut an seine Deutsche Umgebung angepasst, doch er pflegt seine Traditionen (sehr schön beschrieben: die Tee-Zeremonie) und besitzt einen interessanten Blick auf Deutschland und macht sich über vieles Gedanken und zieht Vergleiche zu seiner Heimat. Beispielsweise stellt er sich die Frage, warum es in Deutschland kaum öffentliche Toiletten gibt und ob die Deutschen wohl weniger "müssen" müssen....
    Diese Einblicke in die japanische Welt schätze ich sehr und vieles hat durchaus zum Nachdenken angeregt!

    Neben diesen Aspekten der japanischen Kultur bleibt jedoch der zugrunde liegende Krimi durchaus spannend; die große Spannungskurve findet in einer einigermaßen überraschenden, aber absolut schlüssigen Aufklärung ihren Höhepunkt. Ergänzt wird das Ganze durch ein sehr interessantes Nachwort des Autors, der die zugrundelegenden Fakten auf erschütternde Weise verdeutlicht.

    Die Haupt-Figuren sind gut ausgearbeitet und authentisch. Takedas Liebe zum Saxophon und der Jazz-Musik bieten nette Einschübe und bilden eine schöne Begleitmusik; die angesprochenen Stücke sind dabei aber wohl eher etwas für Kenner der Materie.
    Allerdings finde ich die Einstellung der deutschen Ermittlerin Claudia Harms zur Liebe und ihre schwierige "Beziehung" zu Takeda einigermaßen schade: ein etwas frustrierender Aspekt, dem realtiv viel Raum eingeräumt wird.
    Nebenfiguren - außer dem charismatischen, aber doch sehr exotischen Nakamura bleiben eher oberflächlich.

    Schauplatz der Handlung ist Hamburg, und diese beliebte wunderschöne Stadt nimmt einen besonderen Platz in der Handlung ein, wenn immer wieder Gastronomie, Gebäude, Straßenzüge oder ähnliches harmonisch in die Handlung eingebunden sind. So erhielt ich ganz nebenbei schöne Tipps für meinen nächsten Besuch in der Hansestadt.

    Henrik Siebold greift in diesem Krimi ein sehr aktuelles Thema auf: Die Pflege von den immer zahlreicher werdenden Pflegebedürftigen / Senioren in Deutschland, ihre Bedürfnisse und die Überforderung der schlecht bezahlten Pflegekräfte. Die Möglichkeit einer Unterstützung durch Pflegeroboter (die im wahren Leben noch eine Utopie ist) wird schon in der Handlung überaus kontrovers diskutiert und wird auch in der Realität zukünftig einiges an Konfliktpotential aufweisen - ein überaus spannendes Thema! Neben dem Einsatz von Robotik allgemein ist natürlich auch die Frage der "Schuld" von besonderer Bedeutung, wenn Personen zu Schaden kommen sowie von Ethik und Moral.

    Spannung, Einblicke in die japanische Kultur und Thema konnten mich vollauf begeistern und ich kann diesen Kriminalroman nur wärmstens empfehlen!
    Der Todesbote Ellen Puffpaff
    Der Todesbote (Buch)
    03.03.2021

    Hochspannend

    Anna hat ihre Entführung inzwischen verarbeitet und führt ein zurückgezogenes, unaufgeregtes Leben in Hamburg. Doch nur zufällig entgeht sie einem Bombenanschlag am Arbeitsplatz, und als auch noch ihre befreundete Kollegin ermordet wird, scheint die Gefahr für Anna immer greifbarer. Als auch noch ihr früherer Entführer auf der Bildfläche erscheint, ist nicht mehr sicher, wer Freund und wer Feind ist ...

    "Der Todesbote - Alles auf Jetzt" ist der zweite Teil einer Trilogie. Da ich den ersten Teil (noch) nicht kannte, fragte ich mich anfangs, ob mir vielleicht einige wichtige Informationen aus dem Vorgängerband fehlen würden oder ob die so vielen Verwirrungen und Geheimnisse gewollt sind; schließlich packte mich das Buch aber so sehr, dass ich unbedingt Vorgänger- und Nachfolgeband lesen will!

    Ellen Puffpaff gelingt es mühelos, den Leser mit ihrem flüssigen und mitreißenden Schreibstil zu fesseln. Dabei webt sie aus einer schnellen mitreißenden Handlung mit überraschenden Wendungen und Geheimnissen einen hochspannenden Plot, der es unmöglich macht, das Buch zur Seite zu lesen - bis zu einem absolut unerwarteten und atemberaubenden Ende. Da sich nicht alle Fragen abschließend aufklären, bleibt nur der Trost auf ein baldiges Erscheinen des dritten Teils!

    Die Figuren werden lebensnah und mit einer großen Tiefe geschildert und es fällt leicht, ihre Handlungen und Motive schließlich nachzuvollziehen, Sympathien und Antipathien zu entwickeln und mitzurätseln. Insbesondere zu Anna konnte ich viel Nähe aufbauen.

    Abschließend möchte ich noch anmerken, dass der jungen Autorin es mit ihren selbst verlegten Büchern mühelos gelingt, sowohl logisch korrekt als auch ohne nennenswerte Rechtschreib- und Grammatikfehler ihre Bücher zu veröffentlichen - was ich mir viel häufiger wünschen würde!

    Von dem für mich etwas schwierigen Einstieg abgesehen, habe ich lange keinen so spannenden, faszinierenden und packenden Thriller mehr gelesen! Absolute Leseempfehlung.
    Die Mauern von Porto Mario Lima
    Die Mauern von Porto (Buch)
    03.03.2021

    Howcatchem

    Nach einem Brand im ältesten Teil Porto werden bei den Aufräumarbeiten zwei Skelette gefunden. Doch weil die Ermittlungen ergeben, dass der zugehörige Mord bereits 22 Jahre zurückliegt und in Portugal Mord nach 15 Jahren verjährt, gibt es keine weiteren Nachforschungen. Doch dann tötet der Mörder erneut - und das Team um Inspektor Fonseca setzt alles daran, den Schuldigen seiner gerechten Strafe zuzuführen.

    Mario Lima legt mit "Die Mauern von Porto" bereits den dritten Fall für Insepektor Fonseca vor, der in Porto ermittelt, und es ist auch für Neueinsteiger überhaupt kein Problem, der Handlung zu folgen. Die Schreibweise ist wunderbar flüssig und zieht den Leser schnell in seinen Bann.

    Eher ungewöhnlich ist, dass dem Leser der Mörder schon auf den ersten Seiten präsentiert wird und die Spannung - im Gegensatz zu den klassischen "whodunit"-Krimis - sich daraus ergibt, dass der Schuldige nahezu unantastbar erscheint und nur fraglich ist, ob die Mordkommission der Polícia Judiciária ihn dingfest machen kann, bevor er weiteren Schaden anrichten kann ("Howcatchem"). Für mich zog sich auf jeden Fall ein wunderbarer Spannungsbogen durch das gesamte Buch, das ich gar nicht mehr aus der Hand legen mochte, und endete in einem fulminanten Showdown.

    Eine besondere Rolle nimmt das Setting ein: mit viel Ortskundigkeit und wunderbar athmosphärisch werden die Orte in Porto beschrieben und wecken direkt Fernweh und Reiselust.

    Die Figuren sind entsprechen ihren Rollen authentisch beschrieben. Ein besonderes Augenmerk liegt in diesem Band auf der neu hinzugekommenen Ermittlerin TéTé, die in Angola aufgewachsen und von dort geflüchtet ist. In diesem Zusammenhang wird ein schlimmer Teil der Portugiesischen Geschichte, der Kolonialherrschaft und dem folgenden brutalem Bürgerkrieg nach der Nelkenrevolution geschildert; für mich höchst interessante und sehr emotional geschilderte Informationen, die mir so nicht bewusst waren.

    Und auch die Verjährungsdebatte (die in Deutschland bereits Ende der 60er Jahre aktuell war) wird hier wieder neu angestoßen - wobei ich die Meinung der hier ausgebremsten Ermittler teile, dass Mord nicht verjähren darf!

    Mich hat dieser Krimi nicht nur bestens unterhalten, sondern auch interessante Denkanstöße gegeben und ich freue mich schon auf die nächsten Fälle von Inspektor Fonseca und seinem Team!
    Totentanz im Pulverschnee Joe Fischler
    Totentanz im Pulverschnee (Buch)
    23.02.2021

    Excellente Unterhaltung und Spannung

    Arno Bussi, der sich in Wien eigentlich auf einen Triathlon vorbereitet, soll seine Mutter Marina auf ein exclusives Wochenende in Maria Schnee begleiten. Doch aus den geplanten Urlaubstagen wird nicht, denn seine Mutter macht in der Nacht geheimnisvolle Beobachtungen und am nächsten Tag wird eine Leiche gefunden. Auf Drängen Marinas beginnt Bussi eigene Ermittlungen durchzuführen. Und obwohl seine Vorgesetzten in Wien alles andere als erfreut davon sind, lässt Bussi nicht locker, bis er, gemeinsam mit der zuständigen Ermittlerin Erna Katz, die düsteren Machenschaften des Ortes aufgedeckt hat.

    Mit "Totentanz im Pulverschnee" legt der Innsbrucker Autor Joe Fischler seinen dritten Tirol-Krimi um den sympathischen Inspektor Arno Bussi vor, der immer wieder - wider Willen - in Mordfälle seiner Heimat Tirol verwickelt wird.

    Ich muss an dieser Stelle meinen höchsten Respekt für Joe Fischler aussprechen: DIe Krimis um Arno Bussi sind nicht nur höchst vergnüglich, sprich unterhaltsam und humorvoll, sondern auch wirklich spannend und mit komplexer Auflösung - also viel mehr als lustig! DIese Kombination ist selten und hier höchst gelungen!

    So steigerte sich die Spannung immer weiter, falsche Fährten wurden gelegt, einige Geheimnisse blieben bis zum Ende im Dunkeln - und dann folgte ein spektakuläres Finale mit so einigen Leichen und großem Durcheinander - und dann schließlich die Auflösung aller offenen Fragen. Und auch menschlich war es höchst befriedigend, denn die "Unsympathen" bekamen ihr Fett weg und die "Netten" duften sich freuen.

    Der Kriminalroman lebt durch seine mit großer Liebe gezeichneten Figuren - und in dem kleinen Ort finden sich viele Tiroler Originale. Die Hauptfigur Arno Bussi ist sehr sympathisch; und obwohl er häufig in prekäre Situationen hineinrutscht, die durchaus skurril sind, ist er doch niemals eine Witzfigur, nicht einmal ein tragischer Held, denn - bis auf seine oft unerwiderten Lieben - ist er erfolgreich und geachtet. Und auch seine offiziell zuständige Mitstreiterin Katz ist ebenfalls ein liebenswertes Unikum mit ihrem nicht ganz echten Berlinerisch, die Bussi sehr schätzt.

    Erwähnenswert sind die vielen kleinen Geschichten am Rande, die zwar nicht immer direkt für den Fortgang des Krimis wichtig sind, aber die Unterhaltung perfekt abrunden: Seien es die Kaiserschmarrn-Orgien des Inspektors, die ihm schwere Albträume bescheren oder der Klima-Exkurs, weil es in Maria Schnee eigentlich ja schon seit Jahren keinen Schnee mehr gibt. Doch Arno wäre nicht Bussi, wenn bei seinem Aufenthalt alles normal verlaufen würde....

    Viel zu schnell war das Lese-Vergnügen vorbei und ich freue mich schon sehr auf den nächsten Fall mit Arno Bussi - wer weiß, wohin bzw. in welche Abgründe uns dann ein Cold-Case führen wird?!
    Meine Leseempfehlung für excellente Unterhaltung und Spannung!
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