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    SusanK Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 22. Februar 2017
    "Hilfreich"-Bewertungen: 12
    164 Rezensionen
    24 gute Taten Jenny Fagerlund
    24 gute Taten (Buch)
    24.09.2022

    Wohlfühlbuch

    Heiligabend vor zwei Jahren hat Emma ihren Verlobten Niklas und ihr ungeborenes KInd verloren; und da sie sich die Schuld an dem Unfall gibt, vergräbt sie sich in ihrem kleinen Laden und kapselt sich von aller Welt ab. Doch der Laden mit Einrichtungs- und Geschenkartikeln steht kurz vor der Insolvenz und Emmas Schwester müht sich vergeblich, den Laden und auch Emma selbst aus ihrer Krise zu retten. Als Emma durch Zufall am Vorabend des 1. Dezembers einem alten Mann im Schneesturm hilft, kommt ihr die Idee zu einem ganz persönlichen Adventskalender: Sie beschließt, an jedem Adventstag eine gute Tat zu begehen.

    Was auf den ersten Blick fast ein wenig kitschig wirkt, erweist sich als eine bezaubernde Weihnachtsgeschichte über Verlust und Trauer, Schuld und Sühne, Verzeiflung und Hoffnung.

    Der Schreibstil ist sehr gut lesbar und vermittelt ein Gefühl der Wärme. Ein roter FAden zieht sich durch das gesamte Buch, auch wenn die Spannung nicht sehr hoch ist und das Ende mehr oder weniger vorhersehbar; alles andere als ein Happy End will ich auch nicht an Weihnachten!

    Emma ist eine symphatische, aber tief verzweifelte junge Frau, die von der Autorin Jenny Fagerlund mehrdimensional und durchaus ungeschönt gezeichnet ist. Ihr Leid und ihr mühsamer Weg zurück ins Leben gehen ans Herz und passen wunderbar in die Weihnachtszeit mit ihrer Botschaft der Hoffnung, doch lässt dieses Buch sich durchaus das ganze Jahr über lesen (wobei der viele Schnee besser in die kalte Jahreszeit passt).

    Nicht nur Jenny, sondern auch mir haben die "24 guten Taten" gut getan und ich vergebe hoffnungsvolle vier Sterne.
    Byrd, S: Kunstschätzerin Byrd, S: Kunstschätzerin (Buch)
    23.09.2022

    Der Funke sprang nicht über

    1866, viktorianisches England.
    Nachdem ihr Vater verstorben ist, führt Eleanor die Firma weiter und findet auch im Mitinhaber, ihrem Onkel, keine Unterstützung, denn er erweist sich als dement. Der einzige Mitarbeiter traut ihr ebenfalls nicht viel zu und versucht, sie aus "praktischen Erwägungen" zur Heirat zu drängen. Das Geld fehlt an allen Ecken und Enden, als Eleanor auch noch von Lord Lydney den Auftrag bekommt zu prüfen, ob sein Sohn Harry sich seines Erbes würdig erweist oder bereits wertvolle Kunstgegenstände aus Lord Lydleys Sammlung rechtwidrig versetzt hat. Das Problem: Harry ist Eleanors Jugendliebe und er ist mit einer schönen Italienerin von einer langen Reise zurückgekehrt.....

    Sandra Byrd beschreibt mit leichter Hand sehr bildhaft und detailliert die Erlebnisse der jungen Eleanor in der Ich-Perspektive. Dabei beherrschen viele (abschweifende) Gedanken und Gefühle das Geschehen und das Buch weist, gerade zu Beginn, etliche Längen auf. Ich muss zugeben, dass der Funken für mich nicht wirklich übersprang und ich mich ziemlich durch die Seiten quälte, da mich das Geschehen lange nicht sehr fesselte und lange Zeit nicht richtg Spannung aufkommen wollte.

    Eleanor Sheffield ist eine starke junge Frau, die "ihren Mann stehen muss", denn ihr werden viele Probleme und Herausforderungen in den Weg gelegt. Sie war mir durchaus sympathisch und konnte bei einigen Herausfordnungen mit ihr mitleiden. Gerade die Männer machen ihr das Leben schwer. Auch, wenn ich Geschichten über starke Frauen sehr schätze, kommt mir doch einiges sehr unrealistisch für diese Zeit der Unterdrückung der Frauen; auch die Sprache ist eher modern. Gerade den Auftrag des Lord Lydneys finde ich durchaus fragwürdig. Gesellschaftskritik ist hier nicht zu finden; blüht die Haupt-Figur doch erst in der ihr zugewiesenen Rolle erst richtig auf.

    Die verschiedenen Figuren sind durchaus nicht uninteressant ausgearbeitet; ansprechend ist dabei, wie rätselhaft gerade Harry dargestellt wird und der Leser mit der Frage um seine Redlichkeit miträtselt.

    Sehr gut gefiel mir allerdings auch, wie schön die Autorin die Lebensumstände und das Umfeld des viktorianischen Englands darstellt, ebenso war einiges über Kunst, Kunstraub und -schätzung sowie die Sammelleidenschaft der viktorianischen Engländer zu lernen. Hier hat Sandra Byrn nicht nur gut recherchiert, sondern das Thema auch im Nachwort zusätzlich informativ bearbeitet.

    Insgesamt ein solider Roman, den ich mit guten drei Sternen bewerte.


    Die Buchhändlerin von Paris Kerri Maher
    Die Buchhändlerin von Paris (Buch)
    06.09.2022

    Das Werk der Sylvia Beach

    Als die junge Amerikanerin Sylvia Beach nach Paris zurückkehrt, wo sie mit ihrer Familie aufgewachsen ist, lernt sie die kämpferische Buchhändlerin Adrienne Monnier kennen. Diese unterstützt sie darin, in der französischen Hauptstadt 1919 eine englischsprachige Buchhandlung zu eröffnen: "Shakespeare and Company". Schon bald wird diese zum großen Anziehungspunkt der literarischen Szene und die berühmtesten Schriftsteller*Innen der Zeit gehen bei ihr ein und aus - und in Adrienne findet Sylvia ihre große Liebe. Als "das gefährlichste Buch aller Zeiten", "Ulysses" von James Joyce, in den USA verboten wird und die Karriere dieses wichtigsten Schriftsteller der Moderne im Keim zu ersticken droht, setzt Sylvia ihre gesamte Existenz aufs Spiel und wird zu seiner Verlegerin ....

    Mit ihrem Roman "Die Buchhändlerin von Paris" widmet sich die Amerikanerin Kerri Maher mit Sylvia Beach einer starken und aufopferungsvollen Frau, die in ihrem Leben Großes geleistet hat - eine wahre Geschichte.

    Mit großer Begeisterung stürzte ich mich auf dieses Buch, das nicht nur als eine LIebeserklärung an alle Buchhändlerinnen gefeiert wird, sondern auch eine Geschichte von mutigen Frauen ist, die für ihre Überzeugungen einstehen. Und Maher beschreibt in flüssigem Stil eine großartige Frau und einen wichtigen Schriftsteller - doch ich muss zugeben, dass der Funke bei mir nicht wirklich überspringen wollte. Zu emotionslos übergeht sie große Katastrophen und lässt ihre Heldin den mehr als schwierigen Joyce mehr oder weniger achselzuckend gewähren. Und so plätschert die Handlung sanft vor sich hin ohne größere Spannung.

    Natürlich habe ich mich gefreut, über die großen Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts zu lesen und diese näher "kennenzulernen", und selbstverständlich kann ich Syvia Beach als eine Frau würdigen, die mutig ihren Weg gegangen ist, ihre gleichgeschlechtliche Liebe gelebt hat und sich aufopferungsvoll - nicht nur - um James Joyce und seinen richtungsweisenden "Ulysses" verdient gemacht hat.
    Aber ein wenig mehr Emotionen und Spannung hätten dem Unterhaltungsfaktor sicher gut getan.

    Auch sind mir ein paar kleinere Fehler bzw. Fragen aufgestoßen, die auf eine schlampige Übersetzung deuten - schade.

    Alles in allem habe ich mit der Lektüre diesen Buches einiges gelernt - und trauere ein wenig den "guten alten Zeiten" des Buchhandels hinterher.
    Ich vergebe gute drei Sterne und empfehle das Buch an alle literatisch interessierten Leser.
    Stille blutet Ursula Poznanski
    Stille blutet (Buch)
    05.09.2022

    modern und ungewöhnlich

    Die Moderatorin Nadine Just liest vor laufender Kamera die Schlagzeile vor, in der sie selbst die Hauptrolle innehat: Sie soll demnächst tot aufgefunden werden. Und tatsächlich: Gefunden wird ihre in Blut schwimmende Leiche von ihrem Ex-Freund Tibor Glaser, der zwar für diesen Mord ein Alibi hat, doch schon bald, als die nächste Leiche nach gleicher Ankündigung gefunden wird, immer mehr zum Hauptverdächtigen mutiert. Die sozialen Medien werden geflutet von Anschuldigungen, aber auch Nachahmerbeiträgen, und machen der Wiener Mordgruppe um die junge Ermittlerin Fina Plank die Arbeit schwer. - Darüberhinaus, von allen Seiten unbemerkt, beobachtet eine weitere geheimnisse Figur das Geschehen und verfolgt ihre ganz eigenen tödlichen Pläne ....

    Eine der erfolgreichsten Autorinnen deutscher Sprache, Ursula Poznanski, die mit ihren zahlreichen Jugendbüchern und Thrillern für Erwachsene regelmäßig die Bestsellerlisten stürmt, legt nun mit "Stille blutet" den ersten Thriller um die junge Ermittlerin Serafina Plank in der Wiener "Mordgruppe" vor, die sich nicht nur mit einem verzwickten Fall und einer aufgebrachten Öffentlichkeit, sondern auch mit dem toxisch männlichen Kollegen Oliver Homburg herumschlagen muss.

    Als Jugendbuch-Autorin hat Ursula Poznanski eine Triggerwarnung angebracht; allerdings fände ich diese am Anfang des Buches sinnvoller als - wie hier - am Ende.

    Der lebendige Schreibstil von Poznanski und die spannende Handlung machen das Buch zu einem wahren Page-Turner. Schon früh in der Handlung hatte ich eigene Theorien, die sich im weiteren festigten oder widerlegt wurden, und ich fieberte der Auflösung und den Hintergründen der Morde und der Frage, ob der Werbetexter Glaser seinen Kopf aus der perfekt angelegten Schlinge ziehen kann, geradezu entgegen. Als sich diese immer weiter zuzog, musste ich mich sehr beherrschen, nicht zum Ende vorzublättern!

    Die Handlung ist in Poznanskis Heimatstadt Wien angesiedelt und so gibt es einige mir wenig vertraute Begriffe und Bezeichnungen der österreichischen Polizei, die jedoch keinesfalls störten; auch von unnötigen Ortsbeschreibungen sieht die Autorin ab.

    Besonders gefallen hat mir die Aktualität der Handlung und das Einbeziehen der sozialen Medien und zahlreicher Hashtags (wie #inkürzetot oder #gehtgarnicht und vieler mehr). Mit Schaudern musste ich davon lesen, welche Macht hier - nicht nur - anonyme Trolle haben, andere stalken, beschimpfen und niedermachen und schnell mit Vorverurteilungen bei der Sache sind und so anderen Schaden zufügen; und wie vermeintlich amüsante Nachahmerbeiträge verheerende Kosequenzen haben können. So erspart die Autorin uns Lesern nicht einen kritischen Blick auf das eigene Medien-Verhalten.

    Die Figuren in Ursula Poznanskis Thriller könnte man allesamt als ein wenig klischeehaft bezeichnen; gibt es doch die schöne, intrigante, unbegabte Sprecherin, die sich nach oben schläft, den gutaussehenden, erfolgreichen, wenig empathischen Frauenschwarm und Werbetexter und die Männerdomäne der Polizei. Allerdings zeigt sich Tibor Glaser durchaus mehrdimensional und entwickelt sich deutlich weiter und in Fina Plank hat die Autorin eine neue und ungewöhnliche Ermittlerin erschaffen. Sie ist keine Alleskönnerin oder die bekannte dreifachbelastete Mutter, sondern eine an sich selbst zweifelnde junge Frau, ohne perfekte Maße, die sich in einem Männerumfeld durchsetzen muss. Gerade das herablassende, genervte und arrogante Verhalten des alten Hasens, Oliver Homburg, konnte auch mich immer wieder auf die Palme bringen.

    Nicht zuletzt gibt es in "Stille blutet" einen sehr ungewöhnlichen anonymen Erzähler, dessen Passagen immer wieder in die aktuelle Handlung eingeschoben sind. Er nimmt den Leser quasi an die Hand und macht ihn zu seinem Komplizen bei einem perfiden Trittbrett-Mord. Und (um ein kleines bisschen zu spoilern) dieser Mord wird nicht aufgeklärt, sondern lässt mich den nächsten Fall der "Mordgruppe" sehnlichst erwarten!

    Für mich ist "Stille blutet" nicht nur ein gelungener Auftakt einer neuen Reihe, sondern ein außergewöhnliches Buch mit durchaus neuen und vor allem modernen Elementen, für das ich fünf Sterne vergebe.
    Liebe machen Susanne Fröhlich
    Liebe machen (Buch)
    29.08.2022

    ERfrischend

    Die Journalistinnen Susanne Fröhlich (geb. 1962) war lange Zeit Single und ist frisch verliebt, Constanze Kleis i(geb. 1956) lebt seit 30 Jahren in einer festen Beziehung.- und da offenbar jede so viele Fragen zu allen Themenbereichen hat, wenn es um die Liebe geht, stellen sie sich den lustigen, traurigen, intimen, peinlichen und trostlosen in ihrem Bestseller über die LIebe - wie wir sie finden, halten und genießen. Dass die beiden Frauen unterschiedliche Meinungen zu manchen Themen haben, sich andererseits aber auch sehr einig sind, ist kein Wunder. Und so setzen sich beide auseinander mit den höchst praktischen Fragen wie zum Beispiel: "Was tun, wenn sich der Mann in eine andere verliebt?", "MUss ich seine Mutter mögen?" oder einfach "Hat die Liebe einen BMI?".

    Wie vielleicht schon das knallpinke Cover verrät oder bereits der Name der Autorinnen: zu erwarten ist hier keinesfalls ein langweiliges Sachbuch zum Thema Lebensführung. Vielmehr legen Fröhlich und Kleis ihre höchst persönlichen Gedanken zu den vielfältigen Fragen dar, ergänzt durch einige Fakten; auf jeden Fall aber äußerst unterhaltsam, immer mit einer Portion Humor und sehr viel Wärme und Menschlichkeit. So findet die Leserin sicher nicht allgemeingültige Antworten (gibt es die überhaupt?), sondern jede Menge Aregungen zum Nachdenken und Weiter-Diskutieren - oder wir sanft wieder eingenordet, wenn sie sich vielleicht doch verrannt hat ("Will man einen Mann, der eine Ü50jährige per se gar nicht in Betracht zieht,? Selbst, wenn er in derselben Altersklasse zu Hause ist?")

    Der locker-leichte Schreibstil ist eine wahre Freude zu lesen. Aufgelockert wird das Ganze darüberhinaus mit passenden Zitaten zu Beginn jedes Kapitels, das sich jeweils um eine Frage dreht, die die Autorinnen von verschiedenen Seiten beleuchten. ("Everybody's got a hungry heart. - Bruce Springsteen.")

    Ich habe mich fantastisch unterhalten, oftmals gelacht oder zumindest geschmunzelt und einige Fragen hallen auch immer noch nach.

    EIne klare Leseempfehlung und fünf Sterne für dieses erfrischende Buch über die schönste Sache der Welt - die Liebe!
    Das letzte Grab Lukas Erler
    Das letzte Grab (Buch)
    29.08.2022

    Rasant

    Als die erfolgreiche Strafverteidigerin Carla Winter von ihrer Sekretärin aus dem Schlaf geklingelt wird, beginnt das Grauen: Zunächst wird ihr mitgeteilt, dass ihr Exmann und große Liebe einen tödlichen Autounfall in der Türkei hatte. Zurück in ihrer Wohnung, findet sie diese verwüstet vor und ihren One-night-stand der letzten Nacht brutal ermordet. Als sie dann noch erfahren muss, dass ihr geschiedener Mann wahrscheinlich in hochbrisante Schmuggeleien verwickelt war und ihr ein erbarmungsloser Killer auf den Fersen ist, der eine gestohlene, äußerst wertvolle Ishtar-Statue sucht, beginnt eine Jagd auf Leben und Tod ....

    "Das letzte Grab" ist ein äußerst rasanter Thriller; nicht nur die spannende Handlung, die auf knappen 288 Seiten erzählt wird, sondern auch die prägnante, angenehm zu lesende Sprache und die kurzen Kapitel treiben die Geschichte voran und ich war schon bald am Ende angekommen.

    Der Spannungsbogen zieht sich tatsächlich vom ersten Satz bis zum Ende auf äußerst hohem Niveau. Dass ein paar sehr zufällige Lösungen und schnelle Schnitte nicht uneingeschränkt lebensnah sind, lässt sich da sicher leicht verschmerzen.

    Lukas Erler kennt sich aus mit dem hochaktuellen und brisanten Thema des Raubkunstschmuggels.und präsentiert seinen Leser*Innen viele informative und sehr interessante Informationen über den globalen Handel mit antiker Kunst. Auch, weil das Thema für mich recht neu war und ich wenig Detailwissen hatte, habe ich vieles nebenbei gelernt. Gerade, weil dieses Gebiet mittlerweile den zweiten Platz nach Drogen in der internationalen Kriminalstatistik einnimt, finde ich es wichtig, sich damit zu beschäftigen. (Selten wird so deutlich ausgesprochen, dass Museen, die illegal aus dem Nahen Osten geschmuggelte Artefakte ankaufen, damit direkt unter anderem den IS unterstützen! "Ihre Nachfrage setzt alles in Gang!")

    Carla Winter ist eine toughe Strafverteidigerin, die gerade bei der Polizei und Gericht nicht besonders beliebt ist, weil sie einen Clan-Chef erfolgreich verteidigt hat. Sie ist allerdings ehrlich und gradlinig und sieht viel Positives in ihren Mitmenschen, so dass sie mir sehr sympathisch war. Leider nimmt Lukas Erler sich nicht die Zeit, Carla und die weiteren Figuren genauer vorzustellen, sondern wir müssen uns mit wenigen Spotlights begnügen; hier hätte ich mir manchmal etwas mehr gewünscht, da sowohl Carla als auch weitere Figuren durchaus mehrdimensional schienen und interessante Charaktere durchblitzten.

    Dass der Untertitel "Ein Fall für Carla Winter" lautet, lässt darauf hoffen, dass noch mehr Fälle mit dieser Anwältin in Planung sind! Ich würde mich jedenfalls sehr über ein Wiedersehen mit Carla, ihrer eigenwilligen Sekretärin Mathilde und dem kauzigen Professor Tillmann Bischoff freuen.

    Ich vergebe vier Sterne für diesen atemberaubenden ersten (?) Fall.
    Elternhaus Jennifer Mentges
    Elternhaus (Buch)
    14.08.2022

    Traumatische Kindheit

    Der Pianist Tobias Winkler hat ein besonderes Interesse an einer alten leerstehenden Villa in Hamburg. Als sich der Traum von Yvette Winkler erfüllt und ihr Mann ihr den sehnlichen Wunsch erfüllt, zurück nach Hamburg zu ziehen und ausgerechnet dieses Haus das ersehnte neue Zuhause ihrer Familie wird, treffen sich die Wege von Yvette, Tobias, der Putzfrau Consuelo und der blinden Gerda Hoff. Alle werden von ihrer Vergangenheit beeinflusst und haben ihre Geheimnisse ....

    Jennifer Mentges erzählt aus verschiedenen Perspektiven die Ereignisse rund um die alte Hamburger Villa, und immer wieder fließen Rückblicke auf eine traumatische Kindheit in die Erzählung ein. Dabei ist der Schreibstil flüssig und bildhaft und sehr angenehm zu lesen.

    Die Spannung baut sich allerdings nur langsam auf und viele der kommenden Ereignisse zeichnen sich schon früh ab, so dass sich kaum von unerwarteten, überraschenden Wendungen sprechen lässt, bis es schließlich zum psychologisch grausamen Finale kommt. Allerdings fährt die Autorin hier noch zu guter Letzt eine Entdeckung auf, die einen Fortgang der Handlung offen lässt. Und hier überraschtesie auch tatsächlich noch mit einem vorher nicht geahnten Zusammenhang. Auch nahmen einige Längen etwas vom möglichen Thrill.

    Obwohl Mentges ihre Figuren und deren Gedanken und Gefühle genau und anschaulich zeichnet, blieben diese mir seltsam fremd; wirklich sympathisch wurde mir - außer der alten Nachbarin Gerda Hoff - keine und ihre Schicksale berührten mich nur am Rande. Dass Tobias Winkler einen kranken Verstand besitzt, der mit seinem Elternhaus zu tun hat, war schon früh klar; und so wollte ich Yvette, Consuelo und Gerda oftmals zurufen: Haltet euch von diesem Pianisten fern!

    Insgesamt fühlte ich mich von diesem Thriller gut unterhalten und empfehle ihn gerne weiter an Leser*Innen, die sich für die Psychologie der Figuren und ihre menschlichen (Ab-)Gründe interessieren und dies noch vor atemlose Spannung setzen.
    Toxische Tiefe: Ostsee Karen Kliewe
    Toxische Tiefe: Ostsee (Buch)
    07.08.2022

    Ostsee in Nöten

    Die angehende Journalistin Johanna Arnold wird von dem Forschungsleiter Dr. Hanke Martens eingeladen, die nächste Expedition zu begleiten und einen wissenschaftlichen Artikel für eine renommierte Fachzeitschrift zu schreiben. Mitten auf hoher See verschwindet mit Alett Roux ein Mitglied des Forschungsteams spurlos und schnell fällt der Mordverdacht auf einen weiteren Forscher. Als eine weitere Person verschwindet, beginnt Johanna selbst zu ermitteln und sucht den großen Zusammenhang.

    Mit "Toxische Tiefe" legt die Autorin Karen Kliewe bereits den dritten Band um die Journalistin Johanna Arnold vor. Obwohl ich die vorhergehenden zwei Bände nicht kannte, hatte ich keine Probleme einzusteigen und den Fall um das Forschungsschiff Neptun zu verfolgen; die zahlreichen Anspielungen auf Trauma von Johanna Arnold blieben für mich allerdings im Dunklen.

    Die Spannungskurve ist in diesem Krimi um die Hobbydetektivin Arnold ungemein hoch und es machte Spaß, mitzurätseln und eigene Gedanken zu den Vorkommnissen zu entwickeln. Die Auflösung um die Verschwundenen war keinesfalls vorhersehbar, aber absolut schlüssig und befriedigend.
    Zusammen mit dem überaus lebendigen und flüssigen Schreibstil von Karen Kliewe war das Buch ein wahrer Page-Turner.

    Kliewe gelingt es, die Figuren mehrdimensional zu entwickeln; sie wirken authentisch und interessant. Gerade die Zusammenarbeit auf einem Schiff und das Zusammentreffen mit höchst unterschiedlichen Charakteren habe ich gerne gelesen.

    Besonders hervorheben möchte ich auch das wichtige Thema:
    Die Klimakrise und die daraus folgende Erwärmung der Ostsee hat zahlreiche verheerende Folgen, die letztlich auch für uns Menschen von Bedeutung sind. Über den Sauerstoffgehalt von Ost- und Nordsee und den Wasseraustausch konnte ich viel Neues lernen. Die Autorin beschreibt die wissenschaftlichen Vorgänge und ihre Auswirkungen für den Laien sehr gut verständlich und auf spannende und unterhaltsame Weise. Obwohl für die Geschichte völlig ausreichend, hatte ich zusätzlich die Motivation weiteres zu googlen und mich zu informieren.

    Für diese spannende und intelligente Unterhaltung mit Lerneffekt vergebe ich fünf Sterne und kann "Toxische Tiefe" nur wärmstens empfehlen! Ich freue mich, diese Autorin für mich entdeckt zu haben und freue mich schon auf das nächsten Buch von ihr.
    Das Haus der Hebammen - Carolas Chance Marie Adams
    Das Haus der Hebammen - Carolas Chance (Buch)
    07.08.2022

    2. Band

    Mittlerweile feiert das von den drei Hebammen Susanne, Carola und Ella gegründete Geburtsthaus in Köln seinen fünften Geburtstag. Immer mehr Frauen möchten hier anstatt in nüchterner Klinikatmosphäre ihr Kind bekommen, und so gibt es auch genug Arbeit für die neu hinzugekommene Annett. Als eingespieltes Team kümmern die vier Hebammen sich fürsorglich und kompetent um ihre Patientinnen. Doch jede von ihnen hat auch privat einiges durchzustehen....

    "Das Haus der Hebammen - Carolas Chance" ist der zweite Band der "Die Hebammen von Köln"-Trilogie von der Autorin Marie Adams, die bereits diverse Romane und Sachbücher unter ihrem echten Namen veröffentlicht hat; es lässt sich aber auch problemlos lesen ohne das der erste Band "Susannes Sehnsucht" bekannt ist.

    In diesem Band steht die Hebamme Carola im Fokus, die neben ihrem heißgeliebten Beruf damit zu kämpfen hat, dass ihr einst als Hausmann tätiger Ehemann nun große Erfolge als Autor feiert und ihr Engagement immer kritischer sieht, so dass sie mehr und mehr zwischen Beruf und ihrer Familie mit drei Kindern zerrissen ist und auf einen Burnout zu geht.
    Allerdings liegt das Augenmerk der Autorin auch weiterhin auf den Mitgründerinnen Susanne und Ella, die ebenfalls ihre privaten Sorgen haben: Susanne leidet unter ihrem unerfüllten Kinderwunsch und denkt an eine Kinderwunschbehandlung, Ella scheint in ihrem Leben keinen Platz für einen Partner zu haben.
    Marie Adams hat drei so unterschiedliche Figuren geschaffen, die einen so großen Bereich abdecken, dass sich (fast) jede Leserin in der ein oder anderen Szene wiederfindet. Dabei sind alle Figuren authentisch und lebensnah beschrieben und ich konnte beim Lesen direkt in ihre Gedanken und Gefühlswelt eintauchen, ihre Sorgen und Nöte, aber auch ihre Freude und Begeisterung spüren.

    Großartig finde ich, wie Marie Adams - neben dem Thema "Geburt" selbst - viele aktuelle gesellschaftliche Fragen und Probleme thematisiert und mit Fakten untermauert. Ob es nun Emanzipation, künstliche Befruchtung, Überforderung oder Intersexualität (Chapeau: endlich einmal ein wichtiges Thema, das so oft unbeachtet bleibt!) betrifft - das Buch regt zum Nachdenken an, ohne in eine Richtung zu drängen oder den Zeigefinger zu erheben.

    Der flüssige, lebhafte Schreibstil ließ mich geradezu durch das Buch fliegen auch ohne eine große Spannungskurve, da eben die vielen kleinen Geschichten in und um das Geburtshaus so schön zu lesen sind.

    Dass die Handlung in den frühen 90er Jahren angesiedelt ist, ist sogar noch ein gewisser Mehrwert, da bei mir viele Erinnerungen geweckt wurden und ich so auch immer gleich einen Vergleich vor Augen hatte, was sich seither geändert hat. Joschka Fischer in Turnschuhen bei der Vereidigung, Punica-Saft oder die Meinung der Bevölkerung über "arbeitenden Frauen" - es gab vieles Wiederzuentdecken.

    Man muss sicher nicht zwingend Kinder haben oder wollen, um Freude an diesem Buch zu haben!! Ich freue mich auf den nächsten Band und vergebe vier Sterne.
    Susanna Alex Capus
    Susanna (Buch)
    04.08.2022

    Von Emanzipation bis Geistertanz

    1844 kommt Susanna Faesch als jüngstes von vier Kindern von Anna und Lukas Faesch in Kleinbasel zur Welt. Bereits als Kind zeigt sie ein selbstbewusstes, aber ungewöhnliches Verhalten. Susannas Mutter, die unglücklich in der Ehe mit dem zwar wohlhabenden, aber selbstverliebten und oft in Kriegsdiensten abwesenden Lukas ist, folgt dessen Söldnerkameraden, dem Arzt und Revolutionär Karl Valentiny, nach Amerika und nimmt einzig ihre Tochter mit. In Brooklyn zeigt Susanna ihr großes Talent für die Kunst und beginnt Portraits zu malen, was sie unabhängig macht. Während ihre aus pragmatischen Gründen geschlossene Ehe bald wieder geschieden wird, bekommt sie einen Sohn aus einer Affaire. Von ihrem intellektuellen Stiefvater beeinflusst, wendet sie sich den amerikanischen Ureinwohnern und ihrer traurigen Geschichte zu und tritt mit ihrem Sohn Christie eine große Reise an, um den legendären Stammeshäupting Sitting Bull zu warnen....

    In seinem neuen biografischen Roman wendet sich der Schweizer Autor Alex Capus der schon fast in Vergessenheit geratenen Künstlerin und Bürgerrechtlerin Caroline Weldon zu, die unter dem Namen Susanna Carolina Faesch in Kleinbasel zur Welt kam.Doch quasi nebenbei schildert Camus einen großen Epochenumbruch, die bürgerlich-revolutionären Erhebungen gegen politische und soziale Strukturen in Europa, die Geschichte der nordamerikanischen Ureinwohner und nicht zuletzt ein Stück Emanzipationsgeschichte.

    Wieder einmal bestechend für mich ist der unglaublich poetische, teils überraschend ironische Schreibstil, der mich vollkommen in seinen Bann zog. Oftmals blieb ich an einzelnen Sätzen oder Abschnitten hängen, die mich amüsiert auflachen ließen oder in weitere Gedanken hineinzogen. LIebevoll und detailgetreu beschreibt Camus manche Kleinigkeiten, um dann wieder Jahre zu überspringen, wobei er doch nie das große Ganze aus den Augen verliert. So unaufgeregt und ruhig die Erzählweise auch ist, so stark konnte der Autor mich wieder in seinen Bann ziehen. Lediglich das abrupte Ende mitten in der Begegnung mit dem großen "Chief" ließ mich ein wenig frustriert zurück - hier hätte ich zu gerne noch weitergelesen!

    Wenn gleich Camus sich seinen Figuren eher von außen als durch ihr Innerstes nähert, bekommt der Leser doch einen tiefen Einblick in ihre Psyche. Hierzu springt die Erzählersicht ab und zu auf unterschiedliche Protagonisten, was mir durchaus gefiel.

    Der gut recherchierte zeitliche Hintergrund, die sozialen und wirtschaftlichen Umbrüche des 19. Jahrhunderts, aber auch das Schicksal der indigenen Bevölkerung, ihre Geistertänze als Krisenkult wurden auf höchst unterhaltsame Art und dennoch sehr einprägsam dem Leser nähergebracht.

    Mit "Susanna" beweist ALex Capus wieder einmal seine Klasse.
    Ich vergebe (mit einem halben Punkt Abzug aufgrund des ENdes) 4,5 Sterne.
    Das Leuchten vergangener Sterne Rena Fischer
    Das Leuchten vergangener Sterne (Buch)
    25.07.2022

    >Mehr als ein Liebesroman

    Nina Winter ist Unternehmensberaterin in München und schlägt einem Großkunden vor, seinen Ruf durch eher ungewöhnliche Investitionen zu verbessern. Für dieses Projekt reist sie nach Andalusien, um die Ausgrabungen unter der Leitung des Dr. Taran Sternbergs zu prüfen und ihrem Kunden näherzubringen. Für die fachliche Expertise heuert sie den Archäologen Orlando Torres an, nichts ahnend, dass dieser die rechte Hand eines berüchtigten Clan-Chefs ist. Schnell beginnen die beiden Männer um die Ausgrabungen selbst, aber auch um die attraktive Nina zu revalisieren ....

    Eher durch Zufall bin ich zu diesem Roman gelangt, denn die Beschreibung "eine Frau zwischen zwei Männern" hätte mich wohl eher abgeschreckt. Doch schnell konnte die Autorin Rena Fischer mich überzeugen - dieses Buch ist viel mehr als eine seichte LIebesgeschichte!

    Rena Fischer hat umfassend recherchiert und es gelingt ihr, die oft als trocken betrachteten Themen "Archäologie" und "Ausgrabungen", aber auch "Schatzsuche" sowie das Sondeln nachvollziehbar, einfühlsam und spannend aufzugreifen; durch die kriminalistischen Fragen nach Raubgrabungen, Hehlerei mit antiken Kunstschätzen und Drogenmafia verleiht sie der LIebesgeschichte einen gewissen Thrill und treibt die Leser*Innen durch das Buch. So habe ich quasi nebenbei viel lernen können.

    Besonders ist in diesem Roman auch das Setting: Als Schnittpunkt zwischen Afrika und Europa und Treffpunkt von Mittelmeer und Atlantischem Ozean wurde Andalusien jahrhundertelang von dem Beginn der Geschichte und sogar Vorgeschichte an von zahlreichen Kulturen begehrt. NInas (Rund) Reise zu den andalusischen Städten Sevilla, Cordoba und Granada nimmt die Leser*Innen mit an bemerkenswerte Orte und macht Lust, sofort die Koffer zu packen und selbst auf Entdeckungsreisen zu gehen!

    Vor allem besticht "Das Leuchten vergangener Sterne" aber durch seine Figuren. Auch, wenn alle drei Protagonisten durch ein traumatisches Erlebnis in ihrer Kindheit geprägt wurden, finden wir in Nina, Taran und Orlando drei völlig unterschiedliche Charaktere, deren Leben in extreme Richtungen ging, und die nun durch das Zusammentreffen neu überdacht werden müssen. Die Figuren sind mehrdimensional angelegt, spannend beschrieben und die Autorin legt Wert auf ihre Entwicklung im Rahmen der Handlung, was sehr gut gelungen ist.

    Dieses Buch konnte mich überzeugen - auch, wenn es nicht zu meinen bevorzugten Genres gehört und ich vergebe ein "sehr gut" mit vier Sternen.
    Wie man sich einen Lord angelt Sophie Irwin
    Wie man sich einen Lord angelt (Buch)
    04.07.2022

    Leicht und amüsant

    Kittys verstorbene Eltern haben ihr einen Haufen Schulden, ein marodes Haus auf dem Land und die Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister hinterlassen. Die einzige Möglichkeit, ihre Familie zu retten, sieht Kitty darin, reich zu heiraten. So zieht sie vorübergehend zu einer alten Freundin ihrer Mutter nach London, um hier unter Zeitnot einen Heiratsantrag zu erlangen, wobei sie ihr Glück hinter das ihrer Schwestern stellt ....

    Im Stil von Bridgerton und Jane Austen erzählt Sophie Irwin die Geschichte der findigen Kitty, die möglichst schnell einen vermögenden Ehemann fangen muss. Und auch, wenn Irwin hier mit der Qualität einer Jane Austen nicht mithalten muss, so ist ihr ein durchaus unterhaltsamer und vor allem amüsanter Roman aus der Feder geflossen.

    Ohne den Anspruch auf geschichtliche Korrektheit, fühlt man sich beim Lesen zurückversetzt in die Zeit der großen Bälle, des Standesdünkels des Adels und der Heiratsplanungen zu Gunsten der Beteiligten. Die spritzigen Dialoge, der SArkasmus und die geschilderten Probleme auf der Männerjagd sorgen für eine gute Unterhaltung und machen einfach Spaß.

    Die Hauptfigur Kitty ist eine eher moderne selbstbewusste Frau, die nicht so recht in ihre Zeit passt, aber ich konnte mich schnell mit ihren Gedanken, Hoffnungen und Wünschen anfreunden und fieberte bei ihrer Suche nach dem willigen Heiratskandidaten mit. Die weiteren Figuren blieben überwiegend eindimensional in ihrer Rolle.

    Spannung erhielt die Geschichte durch die Frage, ob es Kitty gelingen würde, rechtzeitig den Heiratsantrag und damit das nötige Kapital zu erhalten oder ob ihre Hochstapelei vorher aufgedeckt würde. Das Ende war, dem Genre geschuldet, recht vorhersehbar, aber dennoch zufriedenstellend. Und auf dem Weg dorthin gibt es doch einige überraschende Wendungen.

    "Wie man sich einen Lord angelt" ist eine schöne leichte Unterhaltungslektüre für zwischendurch und macht einfach Spaß.
    Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen Claire Paulin
    Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen (Buch)
    04.07.2022

    Eine unbekannte Kümstlerin

    Blanche Hoschedé wächst behütet in vermögenden Verhältnissen in Montgeron auf; ihr Vater ist Kunstsammler und Förderer des jungen Claude Monets. Doch der Mäzen geht bankrott und Madame Hoschedé zieht mit allen Kindern zur Familie Monet. Während Blanche den innovativen Künstler beobachtet und selbst anfängt zu malen, zieht sich eine Reihe von Schicksalsschlägen durch das Leben aller....

    "Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen" ist mittlerweile schon der sechste Band aus der Serie Ikonen ihrer Zeit / Starke Frauen der Geschichte.

    Claire Paulin hat umfangreich recherchiert und gibt ihren Leser*Innen ein genaues und farbenprächtiges Bild der zumeist unbekannten Künstlerin Blanche Hoschedé, der späteren Schwiegertochter des großen Künstlers Claude Monet; doch auch der berühmte Impressionist Claude Monet spielt eine entscheidende Rolle in Blanches Leben und in diesem autobiografischen Roman.
    Im Nachwort grenzt die Autorin sauber Fiktion und Wirklichkeit voneinander ab, was mir sehr gut gefällt; ebenso ist das Schaubild der Familie und ihrer Verflechtungen am Ende sehr hilfreich, das ich einige Male zu Rate zog.

    Ich muss zugeben, dass mir die Künstlerin Blanche Hoschedé, die ihre Werke auch tatsächlich nur mit ihrem Mädchennamen signierte, bisher gänzlich unbekannt war und ich habe mit großem Interesse ihre wechselhafte Lebensgeschichte verfolgt. Was für eine unglaublich starke Frau, die Unmenschliches zu leisten hatte! Aber auch über den von mir sehr geschätzten Claude habe ich viel Neues erfahren und so einiges gelernt aus den vorliegenden 400 Seiten.

    DIe Autorin schreibt mit leichter Hand und entwirft ein höchst lesenswertes Porträt, das getragen wird von den vielen Bildern, deren Entstehung nicht nur beschrieben werden, sondern die dem Leser auch im Kopf entstehen. Nicht nur der Garten Monets in Giverny mit seinen riesigen Seerosenteichen und der neu entwickelte Impressionismus mit seiner Kunst, das Licht einzufangen, wird wunderschön beschrieben.
    Doch neben der Kunst spielen auch die widrigen Umstände eine große Rolle und Claire Paulin entwirft ein genaues Bild der Zeit und der Gesellschaft in den Jahren von 1876 bis 1946, wobei leider auch die Zeitsprünge immer größer werden. Paulin konzentriert sich in diesem autobiografischen Roman eben auf die wichtigen Ereignisse für die Personen!

    Insgesamt hat mich dieser Roman ungemein gefesselt und ich habe begierig Kapitel um Kapitel gelesen.

    Nicht nur, weil ich Romane über starke Frauen liebe, bin ich begeistert von diesem Buch, für das ich fünf Sterne vergebe. Ich freue mich sehr, die bemerkenswerte Blanche entdeckt zu haben und möchte nun auch die weiteren Romane der Serie "Ikonen ihrer Zeit" lesen! Auch hoffe ich auf weitere Bücher der Autorin Claire Paulin, deren wunderbarer Schreibstil mir sehr gefallen hat.
    Schatten über Saint-Tropez Sabine Vöhringer
    Schatten über Saint-Tropez (Buch)
    16.06.2022

    Geheimnisvolles SAint Tropez

    Die Journalistin Conny von Klarg hat eine neue Stelle bei einem Reisemagazin angetreten und ihr erster Auftrag führt sie ins mondäne Saint-Tropez, wo sie über das illustre Hotel ihrer mütterlichen Freundin Simonette Bandelieu schreiben möchte. Doch statt Pastis und Südfrankreichflair erwarten sie eine unter Mordanklage stehende und inhaftierte Simonette, schweigende Vertraute und viele Geheimnisse....

    Nach ihrer erfolgreichen und sehr lesenswerten Reihe um den Kriminalisten Tom Perlinger, der mit seinem Team unterwegs auf den schönsten Plätzen und in den geheimsten Ecken Münchens ist, startet die Autorin Sabine Vöhringer nun eine neue Reihe, die ihre Leser zusammen mit der Reise-Journalistin ins mondäne Südfrankreich führt; "Schatten über Saint-Tropez" ist der Auftaktband hierzu.

    Im Mittelpunkt steht nun natürlich der exklusive Ort Saint-Tropez und die stimmungsvollen Ortsbeschreibungen und zahlreichen französischen Ausdrücke schicken den Leser auf eine gedankliche Urlaubsreise nach Südfrankreich.

    Sabine Vöhringer lässt ihre Protagonistin Conny eine große Anzahl an Puzzlestückchen sammeln, die lange Zeit scheinbar überhaupt nicht zusammenzupassen scheinen und nur durch die Frage um das große Geheimnis Simonettes zusammengehalten werden. Erst im letzten Drittel steigt die Spannung rasant, bevor alle offenen Fragen schlüssig und befriedigend aufgeklärt werden. Selten hatte ich so spät erst eine Idee, wie sich das Rätsel lösen könnte.

    Die Figuren um Conny von Klarg sind geheimnisvoll und nicht besonders sympathisch geschildert, was den Vermutungen Vorschub leistet.
    Die Themen reichen von Mord über Kunstraub, Drogen, und Vergewaltigung bis hin zu düsteren Familiengeheimnissen.

    Alles in allem ist Sabine Vöhringer ein durchaus außergewöhnlicher Krimi gelungen, der seinen Leser*Innen einiges abverlangt. Ich bin gespannt auf die nächsten Erlebnisse der Journalistin in Südfrankreich.
    Der Plan - Zwei Frauen. Ein Ziel. Ein gefährliches Spiel. Julie Clark
    Der Plan - Zwei Frauen. Ein Ziel. Ein gefährliches Spiel. (Buch)
    05.06.2022

    Starke Frauen

    Nachdem Megs Mutter die Villa, die sich seit Generationen im Familienbesitz befand, an einen widerlichen Betrüger verloren hat, muss Meg ums Überleben kämpfen. Durch einen Zufall erkennt sie, dass sie dabei auch Rache an den Männern ausüben kann, die arglose Frauen ausbeuten und ausnehmen - und schließlich nimmt sie denjenigen ins Visier, der ihr Leben so entscheidend beeinflusst hat. Doch dann tritt Kat in ihr Leben, die Meg für das Drama in ihrem Leben verantwortlich macht. Die Journalistin plant eine Enthüllungsstory über Megs Betrügereien - und gerät selbst in Schwierigkeiten...

    Nach ihrem großartigen Debütroman legt die US-Amerikanerin Julie Clark nun ihren zweiten Spannungsroman vor, der meiner Meinung nach locker an ihr erstes Werk heranreicht!

    Die Geschichte wird abswechselnd erzählt aus der Sicht der beiden Frauen Meg und Kat - und der Leser kann sich gut in ihre jeweiligen Gefühlswelten einfinden. Dabei sind beide Frauen vielseitig und durchaus authentisch ausgearbeitet, so dass es mir leicht fiel, mich mit ihnen und ihren Handlungen anzufreunden.

    Durch die lebendige Schreibweise fühlte ich mich tief in die Handlung hineingezogen und konnte nicht mehr aufhören zu lesen, so dass das Buch zu einem waren Page-Turner für mich wurde.
    Auch, wenn quasi von Beginn an alles auf den großen Plan hinauslief und eigentlich eindeutig war, wer hinters Licht geführt werden soll und warum, war die Handlung zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar oder langatmig. Darüber hinaus war der große Showdown durchaus amüsant und überaus befriedigend, da nur die "Bösen" ihr Fett weg bekamen. ;)

    Auf unterhaltsame Weise zeigt Julie Clark in "Der Plan" aber auch auf, wie leicht wir Menschen zu betrügen sind und welche Rolle die sozialen Medien dabei spielen - und zeigt somit auch einen gewissen Lerneffekt!

    Insgesamt hat mir dieser Thriller über zwei starke Frauen, die sich gegen die Intrigen der Männerwelt - wenn auch nach einigen Umwegen - zu behaupten wissen, viel Vergnügen bereitet.

    In meinen Augen ein großartiges Buch, für das ich volle fünf Sterne vergebe!
    Der Strom des Lebens Ingrid Zellner
    Der Strom des Lebens (Buch)
    05.06.2022

    Der FLuss setzt seinen Weg zum Meer fort ....

    Vikram Sandeep hat die Leitung seines Waisenhauses, dem "Haus des Friedens" in die Hände eines seiner Zöglinge gelegt und möchte nun seinen Lebensabend zusammen mit seiner Familie und seinem Nenn-Bruder Raja Sharma genießen, doch das Leben im krisengeschüttelten Kashmir lassen die Familie nicht zur Ruhe kommen ....

    Mit der "Der Strom des Lebens" , dem siebten und finalen Band findet die Kashmir-Saga um zwei befreundete Familien und ein außergewöhnliches Waisenhaus, das "Haus des Friedens" seinen krönenden Abschluss. Der Satz "Der Fluss setzte seinen Weg zum Meer fort, ob das Rad der Mühle gebrochen ist oder nicht.." gibt eigentlich auch die Essenz dieser bemerkenswerte Reihe wieder, in dem der Strom des Lebens von keinem Ereignis, sei es noch so schön oder furchtbar, unterbrochen wird - es geht immer weiter!

    Da auch dieser Band anfangs wieder eine geschickte kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse in die aktuelle Handlung beinhaltet und es ein umfassendes Personenverzeichnis am Ende gibt, können auch Neueinstieger in die Serie mit diesem siebten Band der Saga etwas anfangen, doch sie verpassen die wunderbaren Geschichten aus den vorherigen Bänden.

    Der flüssige Schreibstil und die hoch emotionale Geschichte zieht die Leser*Innen in ihren Bann und so sind die knapp 600 Seiten eines ungewöhnlichen Formates auch schneller gelesen, als einem lieb sein kann! Auch dieser Band strotzt nur wieder von Schönem: Liebe, Beziehungen, Freundschaften, Vertrauen und Zusammenhalt, aber auch Grausamen: Terror und Tod, Korruption und Hinterhältigkeit in der Region des Himalyas, die vor allem durch ihre Vielfältigkeit und Schönheit und leider auch Unruhen ausgezeichnet ist. Die beiden Autorinnen Simone Dorra und Ingrid Zellner scheuen sich nicht, die Probleme Kashmirs und ihre Auswirkungen auf die Bewohner zu benennen und so ist natürlich manches Drama vorprogrammiert. Trotz allem gelingt es ihnen, dabei nie ins Kitschige abzugleiten und die großen Bollywood-Schinken begegnen uns Lesern nur in den Filmen und Liedern, die die Waisenhaus-Bewohner zitieren. Die zahlreich verwendeten Bezeichnungen in den verschiedenen in Kashmir genutzten Sprachen sind in einem Anhang erklärt, so dass einiges Blättern erforderlich ist.

    Im Roman wechseln sich hochspannende Passagen mit eher ruhigen, aber sehr informativen und anschaulich beschriebenen Ereignissen ab und ich bin immer wieder aufs Neue überrascht, wie die einzelnen Dramen ihre Auflösung finden - authentisch, leider nicht immer positiv.

    Besonders berührt hat mich diesmal die Beschreibung der Frauenschicksale in Indien, die oftmals ausschließlich zur Produktion eines männlichen Erbens benutzt werden und unter furchtbaren Bedingungen nicht selten in den Selbstmord getrieben werden.

    Die mehrdimensional angelegten Figuren lösen in den Leser*innen starke Emotionen aus und schnell hat man das Gefühl, alle persönlich zu kennen, entwickelt Vorlieben und Abneigungen. Und immer liegen Freud und Leid dicht beieinander.

    Ich kann einfach nur fünf Sterne vergeben und empfehle jede*r Leser*In , sich einfach die gesamte Kashmir-Saga zu gönnen. Und ich hoffe darauf, dass dieses tolle Autorinnen Duo uns bald wieder mit einer neuen Geschichte aus fremden Landen überrascht!
    Die Sammlerin der verlorenen Wörter Pip Williams
    Die Sammlerin der verlorenen Wörter (Buch)
    31.05.2022

    Starke Frauen und Sprache

    34 Jahre arbeitete der schottische Gelehrte James Murray im 19. und frühen 20. Jahrhundert an einem Wörterbuch, das auch heute noch alle Welt kennt: am Oxford English Dictionary. Bei ihm angestellt ist Esmes Vater, der seine kleine Tochter ohne Mutter aufziehen muss und sie deshalb stets mit in die Gartenlaube nimmt, wo er als Lexikograph Zitate überprüft. Während es zunächst die heruntergefallenen Belegzettel sind, die ihr Interesse wecken, sammelt Esme bald Wörter in einem großen Koffer, die von den gebildeten Männern nicht aufgenommen werden und stellt fest, dass es insbesondere "Frauen-Wörter" sind. Viele Wörter sammelt sie auch auf dem Markt, den sie immer öfter mit dem Dienstmädchen Lizzie zusammen besucht - und hier trifft sie auch auf Frauen, die sich Emmeline Pankhurst angeschlossen haben, um für das Wahlrecht der Frauen zu kämpfen, die Suffragetten.....

    Ihre Recherchen in den Archiven des Oxford English Dictionarys inspirierten die australische Sozialwissenschaftlerin Pip Williams zu ihrem ersten Roman - und ihr ist damit ein außergewöhnliches Buch gelungen über die Liebe zu Wörtern, ihren Bedeutungen und den Umgang mit Sprache im allgemeinen und Auswirkungen auf ganze Bevölkerungsschichten im besonderen.

    Dabei hat die Autorin sorgfältig recherchiert und viele Details fließen in dieses Werk mit ein, in dem sie - neben der fiktiven Figur der Esme - auch zahlreichen historischen Persönlichkeiten ein Denkmal setzt. Informationen über diese (einschließlich von Bildern von James Murray und seinem Umfeld) sowie eine Zeittafel grenzen Fiktion von Realität ab.

    Doch Pip Williams beschränkt sich nicht auf das Thema der "Wörter" und des berühmten Wörterbuches, sondernthematisiert auch die Frauenbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die Ansichten der Suffragetten, die teils mit Worten und teils mit Gewalt für die Einführung des Wahlrechts kämpften, werden anschaulich geschildert. Dazu kommt der Einfluss des Ersten Weltkrieges auf das Wörterbuch, aber vor allem auch auf die Menschen sehr plastisch zum Ausdruck.
    Neben guter Unterhaltung habe ich auch viel Wissen mit dem Lesen dieses Buches erhalten!

    Die Erzählweise ist sehr ruhig, detailliert und wortgewaltig und es braucht anfangs ein wenig Zeit, sich auf diesen ungewöhnlichen Schreibstil einzulassen., der sehr atmosphärisch bleibt. Dies geht zu Lasten von Spannung, die erst gegen Ende ein wenig aufkommt; so ist dieser Roman nicht geeignet für Leser, die einen Thrill in ihrer Lektüre erwarten.

    Die Figuren sind mit großer Liebe gezeichnet, und mir sind neben Esme und ihrem - oft mit ihrer Erziehung überfordertem Vater - auch das Dienstmädchen oder auch "bondmaid" Lizzie und vor allem Tante Ditte mit ihrer liebevollen Fürsorge, aber auch ihrem ungewöhnlichen Lebensstil, sehr ans Herz gewachsen. Ich liebe einfach Geschichten über starke Frauen!

    Ein Kompliment geht auch an die Übersetzerin Christiane Burkhardt, die Esmes gesammelte Wörter und die zugehörigen Zitate in Englisch beibehalten hat (zusätzlich ins Deutsche übersetzt, so dass es keine Sprachbarriere gibt), so dass der besondere Zauber von Esmes Wörterbuch für Frauen bestehen bleibt.

    Alles in allem ein wirklich herausragendes Buch nicht nur für starke Frauen, für das ich fünf Sterne vergebe - mit einem kleinen Abzug aufgrund des nicht ganz einfachen Einstiegs.
    Verhängnisvolle Lügen an der Côte d'Azur Christine Cazon
    Verhängnisvolle Lügen an der Côte d'Azur (Buch)
    08.05.2022

    Eine der größten Katastrophen des 20. Jahrhunderts

    Richter Dussolier wird auf den Stufen des Amtsgerichts in Grasse erschossen und zunächst sieht alles nach einer Racheaktion wegen der Inhaftierung des Gangsterkönigs Cosenzas aus bzw. einem eskalierenden Bandenkrieg um die Vorherrschaft in der Unterwelt. Doch schnell stößt Kommissar Léon Duval auf ein interessantes Detail: Dussolier recherchierte über eine der schlimmsten Katastrophen des 20. Jahrhunderts, als die Talsperre von Malpasset am 2. Dezember 1959, fünf Jahre nach ihrer Fertigstellung, unter einer Flutwelle einstürzte und 423 Menschen den Tod fanden. Duval stößt auf ein Netz von Lügen und Geheimnissen und gerät bald selbst mit seiner Familie in Gefahr ....

    Christine Cazon legt mit "Verhängnisvolle Lügen an der Cote d´Azu"r ihren neunten Fall aus der Reihe um die Ermittlungen des smarten Kommissars Duval an der französischen Mittelmeerküste vor. Und da ich bereits einige der Bände gelesen hatte, freute ich mich auf die Fortsetzung.

    Leider enttäuschten mich - nicht nur - die Figuren in diesem Band. Der sympathische Kommissar erscheint recht eindimensional und aus seiner toughen Partnerin, der erfolgreichen Journalistin Annie, wird eine ewig unzufriedene, quengelnde und nervende überforderte Mutter.

    Und auch das Setting tritt in diesem Band leider in den Hintergrund und wir erfahren kaum etwas über den Flair der Cote d`Azur.

    Normalerweise schätze ich es überaus, wenn ich aus Büchern etwas lernen kann und so habe ich gerne über den Staudammbruch von Malpasset aus dem Jahre 1959 gelesen, von der ich zuvor nichts wusste. Bedauerlicherweise sind diese Ereignisse jedoch nicht harmonisch in den Krimi eingebunden und die schon fast sterilen Informationen stehen isoliert, genau wie die Zusammenhänge in der französischen Vergangenheit mit Algerien, die Pieds-Noirs usw.

    Während der Fall sehr spannend beginnt und man sofort in das Geschehen hineingezogen wird, tritt die Aufklärung des Falles hinter viele Fakten zurück und der rote Faden franst aus. Auch das Ende bleibt unbefriedigend und lässt mich ratlos zurück.

    Da ich weiß, dass Christine Cazon es besser kann, hoffe ich natürlich, dass dieser Fall eine Ausnahme bleibt. DIeser Band lässt mich allerdings enttäuscht zurück und ich bleibe bei 2,5 Sternen.
    Der Weg der Teehändlerin Susanne Popp
    Der Weg der Teehändlerin (Buch)
    02.05.2022

    Die zweite Generation

    Wir schreiben das Jahr 1853 und die Kinder von Friederike und dem inzwischen verstorbenen Tobias Ronnefeldt, Gründer des Teehandels, sind erwachsen. Friederike als Inhaberin schlägt sich mit ihrem konservativen Geschäftsführer herum, der ihre Ideen ablehnt und sehnt sich danach, das Unternehmen in die Hände ihrer KInder zu legen und ihre Töchter gut zu verheiraten. Doch diese haben ihren eigenen Kopf: Carl genießt das Leben in Hamburg, wo er seine Ausbildung fortsetzt, Elise möchte lieber Lehrerin werden anstatt zu heiraten, Wilhelm entdeckt sein künstlerisches Talent und Minchen verlobt sich heimlich mit einem Schauspieler....

    Mit "Der Weg der Teehändlerin" legt die Biografin und Autorin Susanne Popp den zweiten Band ihrer Saga um das bekannte Teehaus Ronnefeldt vor, zu dem sie wieder hervorragend recherchiert hat. Nach Auswertung vieler Briefe aus dem Besitz der Familie Ronnefeldt und weiteren zeitgeschichtlichen Dokumenten ergänzt sie die Geschichte mit fiktiven Personen und spinnt einen fesselnden Roman. Dabei lässt das Personenverzeichnis zu Anfang des Buches erkennen, welche der Charaktere tatsächlich existiert haben und welche der Fantasie der Autorin entspringen.

    Alle Figuren sind liebevoll gezeichnet, authentisch und lassen durch ihr Handeln ein Sittengemälde des ausklingenden 19. Jahrhunderts vor den Augen der Leser entstehen. Insbesondere die Rolle der Frau ist der Autorin dabei wichtig - und so sind die starke Friederike Ronnefeldt, die weiterhin ihren Mann stehen muss und die ich im ersten Teil bereits ins Herz geschlossen habe, und ihre Tochter Elise, die lieber einen Beruf ergreifen möchte denn einen für sie ausgesuchten Mann heiraten, die Kernfiguren, die sich vor rund 170 Jahren den gar nicht emanzipierten Ansichten der Männerwelt unterwerfen mussten. Damit konnte ich beim Lesen so manches Mal ein Stoßgebet zum HImmel schicken, als Frau in der heutigen Zeit leben zu dürfen!

    Ein jedes der vier Ronnefeldt-Kinder hat seine eigenen Wünsche und Ziele, und so vermag Susanne Popp uns Leser*Innen ein buntes Geschichtsbild zu vorzuführen. In vielen Details ist lebendiges Geschichtswissen verborgen; so erfahren wir etwas über die Lehrerinnen-Ausbildung der damaligen Zeit, die Panoramen-Malerei von Enslen, den Höhepunkt der Auswanderungswelle nach Amerika, die Badische Revolution und vieles mehr.

    Nicht zuletzt ist natürlich der Tee ein Thema, über das es eine Menge zu erfahren gibt, sowie die Schwierigkeiten bei Import und Handel mit ihm, was mir als passionierter Teetrinkerin selbstredend besonders gefällt.

    Das Setting liegt in Frankfurt am Main, dem Stammsitz des Hauses Ronnefeldt und wir erfahren einiges über diese Stadt; aber auch das quirlige und gefährliche Hamburg mit seinem Überseehafen und buntem Volk spielt eine größere Rolle.

    Die Schreibweise ist leicht und flüssig, die Handlung fesselnd und die kleinen und größeren Dramen passen perfekt in die Zeit, so dass das Buch ein echter Pageturner ist. Am Ende finden alle losen Fäden eine Verbindung und das letzte Kapitel gibt bereits einen kurzen Ausblick auf den im Frühjahr 2023 erwarteten abschließenden Band der Trilogie.

    Ich vergebe 4,5 Sterne (da mir der erste Band - den man definitv kennen sollte, da die Geschicke der Familie Ronnefeldt nun weitergeführt werden und es einige Entwicklungen und Anspielungen auf Vergangenes gibt, aber nicht gelesen haben muss - eine kleine Spur besser gefallen hat) und eine klare Leseempfehlung!
    Stille Befreiung Petra Hammesfahr
    Stille Befreiung (Buch)
    16.04.2022

    Extremes Verhalten

    Als die behütet aufgewachsene Sandra 18jährig Ronnie kennenlernt, verliebt sie sich Hals über Kopf in den Gedanken, mit ihm eine Beziehung aufzubauen. Als sie schon bald schwanger wird, schlägt sie alle Warnungen in den Wind und das Paar heiratet und zieht in das Haus von Ronnies Mutter. Akute Geldnot, eine übergriffige bis verrückte Schwiegermutter und ein mit seiner Arbeit verheirateter Ehemann setzen Sandra zu, bis sie die Stelle einer Pflegerin für die schwerst behinderte Rebekka annimmt. Wird sich nun das Blatt für Sandra und ihre Tochter Josie zum Besseren wenden?

    Petra Hammesfahr lässt in "Stille Befreiung" die albtraumhafte Geschichte von dem Opfer Sandra in der Ich-Perspektive erzählen; eine Erzählperspektive, mit der ich mich insgesamt ein wenig schwer tue.
    Unterteilt ist die Handlung nicht nur in die beiden Teile "Ronnie" und "Rebecca", den Figuren, die Sandras Leben bestimmen, sondern der eigentliche Erzählfluss wird immer wieder unterbrochen von Einschüben aus dem (späteren) "Sommernachtsalbtraum", der zwar die Klimax vorwegnimmt, aber damit die Frage, wie es dazu kommen konnte und wer der Schuldige ist, schon früh verdeutlicht.

    Die Spannung baut sich nur langsam auf, bevor sie im letzten Teil exponentiell ansteigt und in einem überraschenden Schluss endet. Trotzdem haben mich die fein ausgearbeiteten psychologisch komplexen Figuren und eine Handlung, die mich zwar immer wieder den Kopf schütteln ließ, jedoch absolut authentisch erzählt wurde, von Beginn an in ihren Bann gezogen., so dass mich dieser Thriller absolut fesselte.

    Die von der Autorin erdachten Figuren waren allesamt recht extrem in ihrem Verhalten und in der Mehrheit dadurch nicht gerade sympathisch, so dass manches Mal gerne eingegriffen und Sandra oder auch Ronnie, Carina und ihrer Schwiegermutter den Kopf zurecht gerückt hätte; allerdings habe ich ihnen ihr Benehmen durchaus abgekauft, erschien es doch jederzeit authentisch und entwickelte sich im Laufe der Handlung fort.

    Begeistert hat mich, wie scheinbar bedeutungslose Hinweise Fragen aufwarfen oder dern Leser zum Miträtseln animierten, bis sich am Ende alles zu einem schlüssigen Ganzen verband und dennoch weitere Überraschungen bereithielt.

    Die verarbeiteten Themen verdienen meiner Meinung eine Triggerwarnung (Missbrauch, Übergriffigkeiten, Abhängigkeit, Schwerbehinderung, Pflege, Armut, Unselbständigkeit....) und haben mich emotional sehr berührt, so dass ich einige Male selbst Albträume nach der Lektüre hatte.

    Für mich ein sehr guter Thriller, also vier Sterne.
    Oxen. Noctis Oxen. Noctis (Buch)
    10.04.2022

    Noctis - schwarz wie die NAcht

    Als aus dem Hinterhalt von einem Sniper erschossene Veteranen aufgefunden werden, übernimmt der Dänische Inlandsgeheimdienst (PET) die Ermittlungen in Person von Margrethe Franck. Und auch Niels Oxen wird von Ex-PET-Chef Mossmann um Unterstützung gebeten. Als Oxen sich die Informationen der Polizistin Sally Finnsen, die merkwürdigerweise an verschiedenen Tatorten auftaucht, anschaut, erkennt er plötzlich eine Spur, die ihn in die Abgründe menschlicher Grausamkeit zieht ....

    "Oxen. Noctis" ist bereits der fünfte Band des dänischen Erfolgsautors Jens Henrik Jensen um den Kriegsveteranen und ehemaligen Soldaten der dänischen Spezialeinheit Jægerkorpset Niels Oxen, der an Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und wiederkehrenden Albträumen leidet. Dieser fünfte Band ist in sich abgeschlossen und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden; allerdings gibt es allerhand Anspielungen auf die vorhergehenden Ereignisse, deren Kenntnis sicher hilfreich sein könnte.

    Während sich der erste Teil des Thrillers - passend zu den nicht vorankommenden Ermittlungen - ein wenig zieht, nimmt die Handlung immer weiter an Fahrt auf und führt zu atemloser Spannung bis hin zu einem dramatischen Finale, das alle offenen Fragen schlüssig aufklärt.

    Und diese Handlung hat es in sich und ist sicher nichts für schwache Nerven, denn zu lesen ist von menschenverachtender Grausamkeit, bizzarem Sex und Organisationen, deren Macht und Reichtum schier unermesslich sind. Und wenn Jensen den Ex-PET-Chef Axel Mossman am Ende des Buches sagen lässt: "Die Wirklichkeit übertrifft jegliche Fiktion" möchte ich mir das dann wirklich nicht mehr vorstellen, da hier sämtliche Grenzen überschritten wurden. (Und ich bin sicher nicht zartbesaitet!)

    Dass in einem Mordfall nicht nur die Kriminalpolizei ermittelt, sondern auch der Politiets Efterretningstjeneste (PET), der dänische Inlandsnachrichten- und Sicherheitsdienst, ist nachvollziehbar und die Unterstützung Externer (Oxen) und der Fahndungsbehörde (Sally) wird schlüssig erklärt. Was für eine Anzahl weiterer internationaler Geheimdienste und (östlicher) Länder dann schließlich mit involviert sind und welche Grausamkeiten beschrieben wurden, war mir dann aber doch ein wenig "too much" und ich musste mich anstrengen, den Überblick zu behalten. Und dabei war jede einzelne Kleinigkeit auch wichtig und notwendig für die Handlung, so dass Aufmerksamkeit erforderlich ist!

    Die Figuren sind allesamt gut entwickelt, mehrdimensional und nachvollziehbar in ihren Handlungen und auch negative Eigenschaften fügten sich harmonisch ins Bild ein, so dass ich mit ihnen mitfieberte und mir vor allem Niels Oxen, seine kongeniale Partnerin Margrethe Franck, die junge Überfliegerin Sally Finnsen und der so gut vernetzte Axel Mossman schnell ans Herz wuchsen.

    Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass der Text etliche Fehler aufweist, die möglicherweise nicht dem Autor, sondern der Übersetzerin Friederike Buchinger anzulasten sind. (Beispiele: Im letzten Teil tragen die Männer heimlich "Handfeuerwaffen" - wobei es sich per Definition um Gewehre handelt, gemeint sind aber sicherlich "Faustfeuerwaffen" = Pistolen/Revolver. Oder es findet sich "die Olympiade 1972", was richtigerweise "die Olympischen Spiele von 1972" und nicht der Verjahreszeitraum zwischen den Spielen ist. Auch das Personalpronomen "sie" ist groß geschrieben, wenn es sich ausdrücklich nicht um eine Höflichkeitsanrede handelt.) Meiner Meinung nach darf so etwas bei einem Paperback zum Preis von 16,95€ im dtv-Verlag nicht passieren.

    Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten, ich folge jedoch nicht den Begeisterungsstürmen und vergebe ein "gut", also drei Sterne.
    Engel des Todes Thomas Ziebula
    Engel des Todes (Buch)
    03.04.2022

    Traumata, Morde und Angriffe auf die Weimarer Republik

    1920. Ein schwer traumatisierter Ex-Soldat verübt Rache an seinen vermeintlichen Peinigern, die er gnadenlos jagt und brutal erwürgt. Kriminalinspektor Stainer ermittelt unter erschwerten Bedingungen, denn die bürgerkriegsähnlichen Zustände in Leipzig nehmen seine Kollegen und ihn in Beschlag ....

    Mit "Engel des Todes" legt Thomas Ziebula seinen dritten historischen Krimi um den charismatischen Kriegsveteran Paul Stainer vor, der nach seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg einen Neuanfang in der "Wächterburg" Leipzigs als Kriminalinspektor wagt.

    Nicht nur, weil ich die beiden vorhergehenden Bände nicht kannte, hatte ich anfangs ein wenig Mühe, in die Handlung hineinzufinden und die Anspielungen auf Vorhergehendes einzuordnen. Doch es hat sich auf jeden Fall gelohnt, dranzubleiben und sich auf diese überaus lebendig erzählte Deutsche Geschichte einzulassen.

    Überaus ergreifend schildert Thomas Ziebula die Stimmung in der frisch entstandenen Weimarer Republik, in der der Spartakusbund den proletarisch-internationalen Klassenkampf vorantrieb, während Angehörige der Reichswehr und ihr nahestehende Organisationen durch den Kapp-Putsch die junge Republik angriffen. MIsstrauen zwischen den Bürgern, Proteste und Aufmärsche bis hin zu scharfen Schüssen auf Demonstrierende und nicht selten Verletzte und Tote bestimmten das Straßenbild - und ich bin beeindruckt, wie es dem Autor gelingt, die komplizierten Verhältnisse nachvollziehbar zu schildern, die Düsternis und sogar Melancholie der Zeit zu transportieren und den Leser tief hineinzuziehen in das Geschehen. So manches Mal musste ich bestürzt nach Luft schnappen, zum Beispiel als die unschuldige Tochter eines Kollegen auf offener Straße angeschossen wird oder MIlitärs ohne Befehl auf Arbeiter schossen. Selten habe ich die Deutsche Geschichte so intensiv nacherleben können.

    Ein wenig erinnerten mich die Geschehnisse an die so populäre Verfilmung Kutschers "Babylon Berlin", nur dass es hier um das ebenso betroffene Leipzig zu Republikzeiten geht; und ich muss sagen, dass Ziebulas Stainer seinem durch die Verfilmung populären Vorläufer in keinster Weise nachsteht.

    Der eigentliche Kriminalfall, die Mordserie an Militärs, tritt hinter das Zeitgeschehen ein wenig zurück; nicht zuletzt, weil dem Leser der traumatisierte Mörder und seine Gedanken von Anfang an vertraut sind und es teilweise schon nicht mehr so wichtig scheint, ob und wie Stainer diesem auf die Schliche kommt.

    Nach dem - wie gesagt - etwas schwierigen Einstieg entwickelte die Geschichte einen starken Sog und wies ihre ganz eigene Spannung auf, die sich in einer schönen Kurve von Anfang bis Ende durchzog und einen befriedigenden Abschluss fand.

    Die Figuren sind authentisch und mehrdimensional entwickelt und man nimmt jeder einzelnen seine Facetten ab. MIr gefiel dabei auch sehr, wie deutlich die Kriegserlebnisse, Traumata und das Erlebte Einfluss auf die Protagonisten haben, ihre Seele beschädigten und ihre Handlungen bestimmten, so dass der Krieg auch noch mal zu einem anderen Bewusstsein beim Leser kommt sowie die Ecken und Kanten der Handelnden gut nachvollziehbar sind.

    Der gute, flüssige Schreibstil rundete das Leseerlebnis ab.

    Wer sich auf das zugegebenermaßen nicht ganz leichte Thema und die Anfangshürde einlässt, findet in "Engel des Todes" ein hervorragendes Buch über ein wichtiges Stück Deutsche Geschichte, unterhaltsam aufbereitet als Kriminalfall von einem Autor, dessen Name man sich merken sollte!
    Ich vergebe 4,5 Sterne.
    Gezeitenmord Dennis Jürgensen
    Gezeitenmord (Buch)
    22.03.2022

    Spannende Ermittlungen eines neuen Teams

    Direkt im Dänisch-Deutschen Grenzgebiet im Wattenmeer wird die Leiche des Kriminellen Bjarke Laumann gefunden; gleichzeitig wird der elfjährige Villard vermisst. Während die lokale Polizei die Entführung aufklären soll, wird die Kriminalassistentin Lykke Teits zur Aufklärung ihres ersten Mordes nach Melum geschickt, ihr zur Seite steht der erfahrene Ermittler Rudi Lehmann aus Flensburg. Schnell stoßen die Kriminalisten auf weitere Rätsel im gar nicht so beschaulichen Melum und es stellt sich die Frage, ob und wie die Vermisstenfälle und Morde zusammenhängen ...

    Dennis Jürgensen, einer der beliebtesten dänischen Autoren, legt mit "Gezeitenmord" den Beginn einer neuen Reihe um das dänisch-deutsche Ermittlerteam Lykke Teits und Rudi Lehmann vor und endlich sein erstes Buch, das im deutschen Sprachraum veröffentlicht wird.

    Hierbei liegt neben dem eigentlichen Kriminalfall ein weiterer Schwerpunkt auf der Einführung der Hauptprotagonisten Lykke und Rudi, die authentisch und mehrdimensional auch mit ihren persönlichen Abgründen, Ecken und Kanten beschrieben werden. Zu Beiden konnte ich schnell eine Beziehung aufbauen und mich gut in ihre Gedankengänge hineinversetzen. Positiv empfand ich auch, dass sie nicht dem Klischee des rauchenden, trinkenden Einzelgängers entsprachen, das so oft in skandinavischen Kriminalromanen zu finden ist.

    In diesem Zusammenhang möchte ich nicht zuletzt dem Übersetzer Ulrich Sonnenberg ein Lob aussprechen, dem es gelungen ist, den feinen Wortwitz in der deutschen Übersetzung zu erhalten. Oftmals musste ich vor allem bei Rudis Einwürfen zumindest schmunzeln und so entstand ein angenehmer Kontrast zu den sehr brutalen Mordfällen.

    Der Krimi ist von der ersten Seite an spannend und spitzt sich durch zahlreiche neue Informationen und überraschende Wendungen immer weiter zu bis zu einem großen Showdown am Ende, in dem sich alle losen Fäden verbanden und es nachvollziehbare, schlüssige Aufklärungen gab.

    Und auch Jürgensens Schreibstil gefällt mir gut; flüssig führt er uns durch die Ermittlungen und ich wurde perfekt unterhalten.

    Mein einziger Kritikpunkt gilt der Tatsache, dass wieder einmal mehr eine Nazi-Vergangenheit beschrieben wird, was im Ausland ja immer wieder mit Deutschland in Verbindung gebracht wird und das auch nicht einmal mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat, doch glücklicherweise ist dieses Thema auf ein Kapitel beschränkt.

    Insgesamt hat mich dieser Krimi begeistert und ich vergebe 4,5 Sterne - und freue mich schon auf neue Fälle dieses harmonischen ErmittlerDuos.

    Allerdings möchte ich abschließend noch eine Triggerwarnung aussprechen, da die Themen "Pädophilie" und "Kindesentführungen" sowie die brutal ausgeführten Morde den ein oder anderen Leser negativ berühren könnte.
    Die Schokoladenfabrik - Das Geheimnis der Erfinderin Rebekka Eder
    Die Schokoladenfabrik - Das Geheimnis der Erfinderin (Buch)
    16.03.2022

    Heimliche Erfinderin

    Dies ist der zweite Teil der Stollwerck-Saga, jedoch kann er auch unabhängig vom ersten Teil gelesen werden. Vorwissen kann jedoch nicht schaden.

    Die Kinder Anna Sophias sind Erwachsen geworden und die Stollwercksche Fabrik läuft gut. Da wird es höchste Zeit, die Söhne zu verheiraten. Eine geeignete Kandidatin scheint die Nachbarstochter Apollonia Krusius zu sein. Doch diese denkt eigentlich gar nicht ans Heiraten, wurde sie doch von ihrem verstorbenen Vater stets als Wunderkind bezeichnet und naturwissenschaftlich erzogen. Mit der Zeit kommt die Liebe ins Spiel; es stellt sich nur die Frage, ob diese Liebe auch den Deutsch-Französischen Krieg und Apollonias Drang, Maschinen zu erfinden, standhalten kann.

    Die Schreibweise ist flüssig und gut verständlich. Die Geschichte ist in verschiedene Abschnitte unterteilt, die jeweils davor eine kurze Anmerkung des zeitliches Rahmens haben. In den Kapiteln an sich kommen diese Jahreszahlen leider nicht mehr vor und so war ich teilweise von den Übergängen etwas verwirrt und wollte immer nachrechnen, was nicht gut funktionierte. Entweder, man gibt einen genauen zeitlichen Rahmen, wofür ich mir dann mehr Angaben wünschen würde, oder man lässt es ganz weg; so war es für mich jedenfalls unrund.

    Es gibt sehr viele Handlungsstränge und einige Fäden aus dem ersten Band finden nun zusammen. Generell haben nicht alle viel miteinander zu tun, aber das ist der Stil dieser Saga. Interessant ist auch, dass ein Teil der Geschichte nun auch in Übersee spielt und wir eine Kakaoplantage, das Leben auf einem Schiff und das Amerika zu dieser Zeit etwas kennenlernen.

    Durch das Geheimnis Apollonias, aber auch noch andere Familienverstrickungen, kommt zwischendurch immer mal wieder Spannung auf. Eine Familiensaga hat m. M. aber auch nicht den Anspruch einer klassischen Spannungskurve, und daher passt es hier sehr gut zum Genre.

    Ich liebe die Grundidee und das Sittenbild der Zeit. Was ich allerdings als etwas störend empfinde, ist die – aus meiner Sicht – sehr überspitzte Darstellung der Geschlechterrollen. Die Männer sind übergriffig und bestimmend und die Frauen schwach oder aufmüpfig. Keine Figur ist rein sympathisch, was generell in Ordnung ist, auch, wenn ich die ein oder andere Figur wirklich nicht leiden kann. Allerdings sind die „böseren“ Figuren nicht 100% nachvollziehbar. Mehr Facetten wären hier wünschenswert. Auch finde ich es schade, dass die Figuren aus dem ersten Band hier jetzt sehr blass wirken.

    Apollonia ist, wie auch Anna Sophia, eine spannende Persönlichkeit und der Alltag in einer Fabrik wird sehr lebensnah dargestellt. Insgesamt wurde ich durch die gute Recherche, aber auch spannende Fiktion, sehr gut unterhalten und habe mit den Figuren mitgefiebert. Unterm Strich bin ich fast auf jeder Seite dankbar, in der heutigen Zeit zu leben. Ich vergebe 4 Sterne.
    Der dreizehnte Mann Florian Schwiecker
    Der dreizehnte Mann (Buch)
    16.03.2022

    Ein unglaubliches Experiment

    Im Rahmen eines Experimentes eines Sozialpädagogen wurden über 30 Jahre lang Jugendliche und Pflegekinder aus zerrütteten Familien von Berliner Jugendämtern in die Obhut von pädophilen Männern gegeben. Dazu gehörten auch Timo Krampe und Jörg Grünwald, die nach mehreren erfolglosen Versuchen, ihre Geschichte öffentlich zu machen und Wiedergutmachung zu erlangen, sich an die Journalistin Anja Liebig wenden. Doch Jörg Grünwald verschwindet spurlos - und taucht nach einigen Tagen als Wasserleiche wieder auf. Liebig und Krampe wenden sich an den Rechtsanwalt Rocco Eberhardt, der zusammen mit seinen Freunden, dem Rechtsmediziner Justus Jarmer und dem Privatermittler Tobias Baumann schon bald zahlreiche Hinweise finden, dass der hochrangige Politiker Markus Palme dieses Experiemt gefördert hatte und es stellt sich die Frage, ob er auch bei dem Mord an Grünwald seine Hände im Spiel hatte .... Eine aufsehenerregende Gerichtsverhandlung bringt Überraschendes zu Tage.

    Mit "Der dreizehnte Mann" legen der Berliner Strafverteidiger Florian Schwieker und der Professor für Rechtsmedizin Michael Tsokos bereits ihren zweiten Titel um - Achtung: Duplizität! - den Rechtsanwalt Rocco Eberhardt und den Rechtsmediziner Justus Jarmer vor. Es ist für das Verständnis dieses Falles nicht zwingend nötig, den ersten Band zu kennen; da es jedoch zahlreiche Anspielungen und Verweise gibt, könnte es hilfreich sein.

    Die Schreibweise ist geprägt von der Sachkenntnis und dem juristischen Stil der Autoren. Die Kapitel sind allesamt sehr kurz und jeweils überschrieben mit Ort und Zeit der Handlung, was meiner Meinung nach insgesamt etwas zu genau ist. Und auch die Schreibweise ist kurz und knapp und auf das Wesentliche beschränkt, was gut zum Thema passt, manche Fragen für mich jedoch offen ließ.

    Anfangs hatte ich ein wenig Mühe, mich in den Stil hineinzufinden, wurde aber mehr und mehr von der Geschichte gepackt und diese wurde doch noch spannend. Obwohl von Anfang an eigentlich kein Geheimnis um den wahren Schuldigen an den widerlichen Experimenten gemacht wurde, gab es dennoch eine einigermaßen überraschende Wendung im Prozess am Ende.

    Mit dem Wissen, dass es dieses unfassbare Experiement tatsächlich gegeben hat und so vielen Kindern von Jugendämtern dadurch schwerstes Leid zugefügt wurde, ging mir dieser Krimi besonders unter die Haut und ich denke, dass mich diese Geschichte noch lange beschäftigen wird, auch wenn die (fiktiven) Figuren dieses True-Crime Buches ein wenig blass blieben hinter dem Fall.

    Und wer sich nun fragt, was der Titel zu bedeuten hat:
    Dies ist der Fall des dreizehnten Mannes - denn nach einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation ist jeder 13. Junge und jedes 5. Mädchen weltweit von Missbrauch betroffen!

    Trotz einiger Kritikpunkte vergebe ich 4 Sterne und eine klare Leseempfehlung. Das unerträgliche Handeln der Jugendämter verdient, in die Öffentlichkeit getragen und Kinder geschützt zu werden.
    76 bis 100 von 164 Rezensionen
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