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    heinoko Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 16. Februar 2017
    "Hilfreich"-Bewertungen: 47
    355 Rezensionen
    Casa Zarrella Johann Lafer
    Casa Zarrella (Buch)
    13.09.2022

    Ein unnützes Kochbuch


    Wenn mir schon das Konterfei eines Semi-Prominenten auf einem Kochbuch entgegenlächelt, erwacht in mir das Misstrauen. Im vorliegenden Buch werden sogar zwei Zugpferde vor den Verkaufskarren gespannt: Frau Zarrella und Johann Lafer. Alles klar!

    Leider wird versäumt, auf dem Cover oder als Untertitel oder sonstwie deutlich zu machen, dass es sich um vegetarische Rezepte handelt. Das ist schade, denn eigentlich wäre das ein wichtiges Merkmal für dieses Kochbuch. Allerdings frage ich mich dabei auch, wo da der versprochene brasilianische Einschlag, der ja wirklich sehr fleischlastig wäre, geblieben ist.

    Johann Lafer’s Tipps sind mehr oder weniger trivial und bringen mir leider keine neuen Erkenntnisse. Zwiebeln soll man mit einem scharfen Messer schneiden. Und Aufräumen ist auch gut. Ein Wochenplan ist auch nicht schlecht. Und so geht es weiter mit trivialen „Hacks“, die seit Jahren in jeder beliebigen Frauenzeitschrift zu finden sind.

    Doch weiter geht es zu den Rezepten. Tja, da lese ich dann, dass man eine gute Küchenmaschine benötigt, wenn man gefrorene Früchte mixen möchte. Soso…. Und Acai-Bohnen fürs Frühstück bekomme ich im Online-Handel. Toll. Als Maßeinheit eine Tasse benutzen. Gut, dass mir Frau Zarrella diesen Rat gibt. Und so geht es weiter und weiter. Triviale Anweisungen oder Tipps, die mich, je mehr ich davon lese, richtig gehend ärgern.
    Ab und zu finde ich allerdings doch ein Rezept, das meine Aufmerksamkeit erregt. So zum Beispiel die gesunde Version einer Schoko-Nuss-Creme. Gerade für Kinder wirklich sinnvoll. Doch ansonsten sind die Rezepte Durchschnitt. Gemüsesticks in einen Dip tauchen? Kürbis-Möhren-Suppe? Oder gar eine Tomatensuppe? Chili sin carne? Ach ja, nicht zu vergessen, eine Tomatensauce. Wow! Dafür darf ich 26 € bezahlen. Frau Zarrella und Herrn Lafer freut’s.
    Wer mit den Toten spricht A. K. Turner
    Wer mit den Toten spricht (Buch)
    06.09.2022

    Der zweite Band hat mich leider sehr enttäuscht


    Ich war so begeistert gewesen von Band 1 „Tote schweigen nie“, dass ich mich voller Vorfreude auf Band 2 stürzte. Doch welch eine Enttäuschung! Wenig bis fast keine Thriller-Elemente, sondern das Ausschöpfen familiärer Dramen, was sicher erläuternd oder erklärend zu Band 1 zu verstehen ist, aber letztlich durch seine detailreichen Längen mühsam bis langweilig zu lesen ist – weit, weit weg vom faszinierend-geistreichen und spannungsreichen Reiz von Band 1.

    Cassie Raven, die ungewöhnliche, tattooreiche, der Gothic-Szene nahe und doch so sensibel-feinfühlige Sektionsassistentin erfährt, dass ihre geliebte Großmutter sie von Kindheit an belogen hatte. Die Eltern von Cassie waren nicht, wie sie so viele Jahre geglaubt hatte, durch einen Unfall ums Leben gekommen, sondern stattdessen war ihr Vater für den brutalen Mord an ihrer Mutter verurteilt worden und saß 17 Jahre im Gefängnis. Cassie ist völlig durcheinander. Dass Cassies Vater plötzlich bei ihr auftaucht und behauptet, am Tod der Mutter unschuldig zu sein, bringt noch mehr Erschütterung in Cassies Leben. DS Phyllida Flyte, mit deren Hilfe sie ihren ersten Fall gelöst hatte, hilft ihr auch dieses Mal bei den Recherchen, wobei sich immer weitere Fragen auftun, denn die dumpfen Kindheitserinnerungen von Cassie bringen keine Klarheit. Doch auch Phyllida hat mit einer privaten Tragödie zu kämpfen. Und beide schlagen sich mit Schuldgefühlen herum.

    Nein, ein Thriller ist das nicht, ganz und gar nicht. Da kann auch nicht das letzte Drittel des Buches, in dem die Geschichte endlich Fahrt aufnimmt, etwas daran ändern. Die breit und detailreich ausgewalzten persönlichen Familiengeschichten sind durchaus gut geschrieben und können im besten Sinn einem gemächlichen Kriminalroman zugeordnet werden. Aber den geistreichen, intelligenten und spannungsreichen Charme des ersten Bandes konnte ich in Band 2 leider nicht entdecken. Sehr schade!
    Dieser Beitrag wurde entfernt Hanna Bervoets
    Dieser Beitrag wurde entfernt (Buch)
    06.09.2022

    Seltsames Geschreibsel-Konstrukt


    . „Wer oder was bestimmt unsere Weltanschauung?“ soll die zentrale Frage im Buch sein laut Verlag. Die Weltanschauung, die uns die Autorin in ihrem Büchlein verkaufen will, ist erbärmlich. Oder vielleicht bin ich einfach nur zu dumm, den Inhalt zu verstehen.

    In der Verlagsankündigung wird behauptet, dass uns die Autorin erzählt von den „Abgründen des virtuellen Raums“. Ja, in der Tat, das tut sie – ungefähr etwas mehr als 20 Seiten auf der Gesamtseitenzahl von ganzen 106 Seiten für 20,00 €. Diese ca. 20 Seiten zeigen scheußliche Beispiele menschlicher Widerlichkeiten. Aus dieser Schockwirkung, der der Leser damit ausgesetzt wird, hätte man etwas machen können. Wenigstens hätte man psychologisch aufarbeiten können, was es mit der Protagonistin macht, die zum Geldverdienen diese „Abgründe“ sichten und – wenn es die strengen Regeln erlauben – löschen muss.

    Doch leider, leider folgt nach diesem „Aufhänger“ nur heiße Luft, eine sexuelle Bedürftigkeit, eine Liebesabhängigkeit, deren Details ich ehrlich gesagt wirklich nicht wissen will und die absolut nichts mit den Auswirkungen virtuellen Abschaums zu tun hat. Ein seltsames Geschreibsel-Konstrukt ohne logischen Aufbau, ohne nachvollziehbaren sinnhaften Inhalt, und ohne jegliche Achtung vor dem Werkzeug Sprache wird da für viel Geld verkauft.
    Liebe machen Susanne Fröhlich
    Liebe machen (Buch)
    23.08.2022

    Schreiendes Pink macht das Buch auch nicht besser


    Wenn sich „Spiegel-Bestseller-Autorinnen“ ein Jahr darüber unterhalten, wie viel Zeit zwei Menschen zusammen verbringen sollten oder wann man dem neuen Mann seine Kinder vorstellen sollte oder ähnlich essentielle Themen wälzen - wenn man also diese Unterhaltungen dann mehr oder weniger öde gesammelt in heftiges Pink verpackt und dem Ganzen noch den , sorry, saublöden Titel „Liebe machen“ verpasst, dann bleibt mir nur noch, den Kopf zu schütteln. Das Machwerk ist mir schlichtweg zu unsinnig, um es komplett zu lesen und meine Lebenszeit damit zu verplempern.

    Herrjeh, wie schafft man es nur, Probleme zu verbalisieren, die man vor Lektüre des Buches gar nicht hatte? Wie schafft man es, diesen blödsinnigen Titel „Liebe machen“ derart ungeniert mit Klischees, Oberflächlichkeiten und journalistisch geübtem Pseudowitz zu füllen? Der Mann geistert als Beute durch die Seiten, die Frauen definieren sich über den dank toller Schamhaarfrisur erbeuteten, chemisch anziehenden Mann – wie armselig, wie hintergestrig – und wie traurig! Und ja, dank der mehrfachen Wiederholungen habe sogar ich es verstanden: Susanne Fröhlich ist eine erfolgreiche, kluge Frau, die genug Geld verdient und bekannt ist. Die Beute soll das ruhig wissen, aber sich darüber nicht beunruhigen. Schön, dass wir das nun auch wissen. Ja klar, Emanzipation ist wichtig. Aber der Mann soll doch bitteschön den ersten Restaurantbesuch zahlen. Und was mache ich, wenn es nicht „matcht“? Was ist das? Tolle Sprache.

    Die eine Autorin ist schon lange verheiratet, die andere frisch verliebt. Offenbar reicht das, um sich anzumaßen, die erdachten Fragen selbstsicher „wissend“ und „klug“ zu beantworten. Was für Zeitschriftenartikel genügen mag, wirkt in diesem Buch sowohl unglaubwürdig als auch sehr fragwürdig. Denn die Antworten sind teils unausgereift, teils respektlos, teils emanzipierter Frauen nicht würdig und würden übrigens einem lebensklugen und reifen Menschen niemals in den Sinn kommen.
    Bruch: Ein dunkler Ort Frank Goldammer
    Bruch: Ein dunkler Ort (Buch)
    23.08.2022

    Auf die Nerven gehende psychisch gestörte Ermittler langweilen


    Vom Autor hatte ich bislang keines seiner Bücher gelesen. Insofern war ich unvoreingenommen neugierig. Und am Ende des Buches, das bis zu Ende zu lesen mir viel Überwindung kostete, blieb nichts als Enttäuschung und die Gewissheit, von Frank Goldammer nichts mehr lesen zu wollen.

    Der erste Fall um die Ermittler Bruch und Schauer wird als „spannend, beklemmend, einzigartig“ angepriesen. „Einzigartig“ war jedoch das einzige Adjektiv, das ich als zutreffend bezeichnen würde. Der Kriminalroman war für mich einzigartig langweilig, einzigartig abstoßend und einzigartig unglaubwürdig. Felix Bruch ist ein undurchsichtiger, ungewaschener, ungehobelter Ermittler, der stumm und eigenbrötlerisch sein Ding macht. Seine neue Partnerin Nicole Schauer fällt durch vieles Reden auf (aus Sicht von Bruch) und bringt, wie könnte es anders sein, ebenfalls schwerwiegende private Probleme mit. Offensichtlich gibt es in der aktuellen Thriller- und Kriminalliteratur nur noch ge- und verstörte, durch frühere oder akute Traumata beeinträchtigte Ermittler. Der aktuelle Fall eines verschwundenen Mädchens mit Parallelen zu einem früheren Geschehnis, in dem ein ebenfalls verschwundenes Mädchen nach zwei Wochen zurückgekehrt war, würde eigentlich die Zusammenarbeit zwischen Bruch und Schauer erfordern, aber der völlig empathielose, sich mit Tabletten durch den Tag bringende Bruch und die unbeherrschte, aggressive Schauer schaffen es, dass mir als Leser der Fall irgendwann völlig egal wurde. Zu lang, zu breit und dennoch Hintergründe oder Ursachen nicht erläuternd, wurden die seelischen und sozialen Defizite der beiden Ermittler breit getreten und in immer neuen unmöglichen Situationen „eingearbeitet“. Langweiliger und unsympathischer ging es nicht mehr! Erst gegen Schluss kam Fahrt in die eigentliche Krimi-Handlung – für mich jedoch zu spät.

    Fazit: Zwei unsympathische Ermittler, die durch ihre breitgetretenen psychischen Defizite dem Leser auf die Nerven gehen, was den eigentlich guten Plot des Kriminalromans insgesamt langweilig und unglaubwürdig macht.
    Tolonen, T: Agnes und der Traumschlüssel Tolonen, T: Agnes und der Traumschlüssel (Buch)
    17.08.2022

    Eine kluge und sensible Geschichte, die ganz ohne Getöse auskommt


    Wie schön, mit dem vorliegenden Buch endlich wieder einmal eine Geschichte gefunden zu haben, die sich aus den vielen lauten, um Aufmerksamkeit heischenden Kinderbüchern erfreulich positiv heraushebt. Tuutikki Tolonen, eine engagierte Autorin, erzählt uns hier eine träumische, leise, feine Geschichte, die ganz ohne Getöse auskommt und dennoch sehr spannend zu lesen ist.

    Die 11-jährige Agnes ist mit ihrer Mutter aus der teueren Großstadt Helsinki in den kleinen Ort Harmala gezogen. „Weil der Mensch eine Herde braucht“, versuchen Agnes und ihre Mutter dort so schnell wie möglich neue Menschen kennen zu lernen. Agnes hilft sofort einem alten Nachbarn, der nicht mehr die Kraft hat, seinen Hund Oskar auszuführen. Das übernimmt Agnes sehr gerne. Mit Oskar zusammen streift sie durch den Ort und findet sich plötzlich in einem alten Friedhof wieder. Wie seltsam: ein sehr alter, vermooster Grabstein trägt doch tatsächlich den gleichen Namen wie Agnes und das identische Geburtsdatum, allerdings die Jahreszahl 1938. Wer war dieses Mädchen, das anscheinend nur einen Tag gelebt hat? Glücklicherweise hilft ihr bei den Nachforschungen der Nachbarsjunge Muffin. Aber auch die seltsamen Träume von Agnes scheinen helfen zu wollen. Sogar Oskar trägt seinen Teil bei zur Lösung des Rätsels. Wie, das müsst ihr unbedingt selbst lesen.

    Die Autorin versteht es außerordentlich gut, kindgerecht und gut verständlich zu schreiben, dabei durchaus etliche schwierige Themen einzubauen, ohne dass sie belastend wirken. Ganz leicht, feinfühlig und fast ein wenig träumerisch wird erzählt. Dabei bewirken rätselhafte Träume und fast mystisch wirkende Vorkommnisse eine permanente Spannung, die zum Weiterlesen drängt. Die zart-schönen Illustrationen von Kati Vuorento, die wie aus der Zeit gefallen wirken, passen perfekt zum Buchinhalt. „…Vielleicht hatte alles, auch eine schlechte Erfahrung, eine Art Sinn…“ Wie wahr!

    Fazit: Ein sensibles, kluges, feines Kinderbuch, das zum Mehrfachlesen einlädt.
    Das siebte Mädchen Stacy Willingham
    Das siebte Mädchen (Buch)
    12.08.2022

    Moderate Spannung, handwerklich gut geschrieben



    Ein Debüt ist für mich stets generell eine spannende Lektüre. Was habe ich von der Autorin zu erwarten? Bietet sie Neues, Ungewöhnliches? Oder betritt sie mehr oder weniger gekonnt bereits ausgetretene Pfade? Alles ist offen bei einem Debüt.

    Journalistisch geschult schreibt Stacy Willingham gekonnt, mit atmosphärisch dichten Schilderungen, leicht lesbar und schlüssig in der Handlung. Sehr beeindruckt hat mich die Beschreibung der Kulisse der undurchdringlich sumpfigen Natur rund um Louisiana, die auf unheimliche Weise ihre Geheimnisse verborgen hält. Das Thriller-Debüt ist kein Buch, das mit der Tür ins Haus fällt. Langsam entwickelt sich die Handlung, man erfährt nur schrittweise mehr. Doch leider, ärgerlich und unnötig, bedient die Autorin mit der Hauptperson Chloe, einer promovierten Psychologin in eigener Praxis, die landläufige Klischeemeinung, dass Psychiater oder Psychologen selbst therapiebedürftig seien. Denn Chloe, nach außen hin perfekt, kann ein tiefliegendes Trauma nur mit Tabletten aus ihrem Alltagsbewusstsein heraushalten. Ihr Vater, an den sie nur positive Erinnerungen hat, sitzt im Gefängnis, verurteilt als Serienmörder. Er hatte gestanden, für das Verschwinden von sechs Teenagern verantwortlich zu sein, obwohl deren Leichen nie gefunden worden waren. Exakt 20 Jahre später verschwindet eine von Chloe’s Patientinnen. Ein Bewunderer des Vaters, der ihn zum Jahrestag nachahmt? Oder der wahre Täter, der immer noch frei ist?
    Meisterlich schafft es die Autorin, auf intensive Weise innerste Regungen der handelnden Personen zu beschreiben und nachspürbar werden zu lassen. Trotz der oft kleinzelligen Beschreibungen von Umfeld und anderen äußeren Gegebenheiten wächst dadurch ganz leise, fast unbemerkt, die Spannung an, um schließlich gegen Ende des Buches sich geradezu zu überschlagen und das Geschehene in Vergangenheit und Gegenwart aufzulösen – allerdings für den aufmerksamen Leser leider ohne wirkliche Überraschung.

    Fazit: Das Debüt hat mir weitgehend gut gefallen, wobei zu hoffen ist, dass die Autorin in Zukunft zu ungewöhnlicheren Plots ohne Klischees findet.



    Elternhaus Jennifer Mentges
    Elternhaus (Buch)
    09.08.2022

    Drohendes Unheil von der ersten Seite an


    Allein schon die Szenerie einer seit Jahren leer stehenden Villa, dunkel und irgendwie abweisend, vermittelt unangenehme Gefühle, so wie sie das Cover perfekt einfängt. Der Barpianist Tobias Hansen beobachtet seit Jahren, im Auto sitzend, das Haus im noblen Hamburger Vorort. Jahre vergehen. Schließlich verliebt sich Yvette Winkler in die Villa, träumt sich weg aus ihrem von der Schwiegermutter bevormundeten Leben in Österreich hin in ihre frühere Heimatstadt, in der sie für ihre Familie das ideale Nest gefunden zu haben glaubt. Viel Platz für ihre vier Kinder, viel Platz für geschmackvolle Neugestaltung. Ihr Mann stimmt dem Umzug zu. Doch was ist mit Tobias Hansen? Er freundet sich mit der Familie an, gibt den Kindern Klavierunterricht. Doch was will er wirklich und warum?

    Aus verschiedenen Perspektiven erzählt die Autorin eine Geschichte, die ihre Spannung schöpft aus der nicht greifbaren, aber immanent vorhandenen Bedrohung, die über viele Seiten hinweg nicht erklärbar ist und damit die Spannung immer aufrecht erhält. Für mich ist der Roman eher ein Psychothriller als ein Thriller. Zumindest legt die Autorin sehr viel Wert auf die psychologisch nachvollziehbare Ausgestaltung der Protagonisten, die allesamt auf ganz unterschiedliche Weise beschädigte Seelen sind und im Aufeinandertreffen der Eskalation nicht mehr entkommen können. Dieses schicksalhafte und fast unaufhaltsam wirkende Aufeinander-Zubewegen der ganz unterschiedlichen Menschen mit ihren verborgenen Sehnsüchten, Defiziten und Traumata löst im Leser von Seite zu Seite wachsende spannend-bedrohliche unheilvolle Gefühle aus. Gerade dadurch, dass sich erst im Laufe des Lesens die einzelnen Szenen zu einem Gesamtbild zusammenfügen, dass sich erst nach und nach die Psychogramme der Protagonisten erschließen, wird die unaufhaltsam wachsende Gefahr real.

    Fazit: Psychothriller mit sehr spannendem Aufbau, leicht lesbarem und schönem Sprachstil, mit psychologisch interessant dargestellten Protagonisten, dem ich allerdings etwas mehr Tiefe gewünscht hätte. Auf jeden Fall eine ideale fesselnde Sommerlektüre.
    Die Cellistin Daniel Silva
    Die Cellistin (Buch)
    26.07.2022

    Kein Buch für mich


    Vielleicht war es nicht klug, mit dem 21. Band in eine Roman-Reihe einzusteigen. Vielleicht weckte der Buchtitel in mir als klassischem Musikfan falsche Erwartungen. Vielleicht war es mir zu viel, sogar in einem Agenten-Thriller mit Corona konfrontiert zu werden. Vielleicht war es auch einfach das falsche Buch für Außentemperaturen von 35° und mehr.
    Jedenfalls las ich das Buch irgendwie nur halbherzig, eher pflichtbewusst. Und ich fühlte mich überfordert, denn trotz sofort angelegter Personen-Listen war ich teilweise verwirrt, wer wer ist. Aber auch die Fülle der oberflächlich angerissenen Themen ließ mich beim Lesen in die Beliebigkeit abschweifen, und zwar so sehr, dass mir der rote Faden verloren ging, um den Romaninhalt im Nachhinein logisch und folgerichtig nachzuvollziehen oder gar darzustellen.
    Der Autor kann schreiben, er kann spannend schreiben – und dennoch las ich den Thriller nicht gern. Was an mir liegen mag (siehe oben). Oder an diesem dicken Bündel an Themen, unter dem ich mich geradezu erdrückt fühlte. „Ein Thriller voller Energie, Scharfsinn und grandiosem Timing“ wird da auf der Rückseite des Buches gejubelt. Mir dagegen fehlte es an ausreichend Energie, um mich mit all den negativen Themen des Thrillers auseinanderzusetzen, denn die Wirklichkeit überholt derzeit wohl jeden erdachten Agententhriller, in dem Russland so oder so eine wesentliche Rolle spielt.
    Der Aufstieg - In eisiger Höhe wartet der Tod Amy McCulloch
    Der Aufstieg - In eisiger Höhe wartet der Tod (Buch)
    20.07.2022

    Eiskalter, authentisch erzählter Bergsteiger-Thriller



    Einen besseren Zeitpunkt zur Lektüre dieses Thrillers hätte ich kaum finden können. Extreme Hitzetage, die nach Abkühlung verlangen. Und dieses Bergsteigerdrama schafft Gänsehautmomente. Eisige Kälte birgt Lebensgefahr, aber auch ein gefährlicher Mörder.Trotz der Hitze um mich herum war mir oftmals kalt, sehr kalt…

    Cecily, eine ehrgeizige Journalistin, setzt alles daran, ein Interview mit dem berühmten Bergsteiger Charles McVeigh führen zu dürfen. Seine Bedingung: Cecily muss mit ihm erfolgreich den Achttausender Manaslu besteigen. Erst danach bekommt sie das Interview, das ihrer Karriere größten Erfolg bringen wird. Doch Cecily hat nicht nur mit ihren eigenen Unsicherheiten und ihrer bergsteigerischen Unerfahrenheit zu kämpfen. Denn bereits im Basislager kommt es zu einem tödlichen Unfall. Ein Zettel an Cecilys Zelt schafft weitere Zweifel. „Ein Mörder ist am Berg. Bring dich in Sicherheit.“ Doch Cecily überwindet sich und steigt weiter und weiter auf, bis in die Höhen der Todeszone, wo nicht nur der Berg Lebensgefahr birgt…

    Zwar habe ich nicht die geringste Ahnung vom Klettern oder Bergsteigen, geschweige denn von den unfassbaren Anforderungen, die das Besteigen eines Achttausenders den Mutigen, oder soll ich sagen den Besessenen, abfordert. Doch die Tatsache, dass die Autorin selbst den Manaslu mit 8.163 m Höhe in Nepal bestiegen hat, und nicht nur den, sondern auch den Aconcagua, den höchsten Berg Amerikas mit knapp 7.000 m Höhe, ließ mich den Thriller viel intensiver lesen als einen x-beliebigen erdachten Reißer. Die überaus authentisch geschilderten Anforderungen an Körper und Geist bei solch einem Aufstieg schildert die Autorin hinreißend intensiv, insbesondere die Tatsache, dass der mögliche Tod der stete Begleiter ist. Dass Amy McCulloch die Todesgefahr durch einen Mörder am Berg noch intensiviert, gibt der Lektüre eine zusätzliche Würze, allerdings auch mitunter ein paar unrealistische Momente. Doch insgesamt war ich dem fesselnd-spannenden Thriller und der fantastischen Bergwelt völlig verfallen und konnte das Buch nicht mehr weglegen.

    Beifang Martin Simons
    Beifang (Buch)
    13.07.2022

    Wenn es an allem mangelt



    Dieser kleine große Roman hat in mir dauerhafte Spuren hinterlassen Und wegen dieser Spuren wünsche ich inständig, dass das Buch gelesen wird, von vielen gelesen wird. Gerade weil wir geneigt sind, bereits heftig zu jammern, wenn nicht ausreichend Salatöl in den Regalen des Supermarktes steht. Der im Roman beschriebene Mangel ist ein so viel größerer, umfassenderer, über die Generationen hinweg lebensbestimmender, als man es sich vorstellen kann.

    Frank Zimmermann, der Erzähler, sagt von sich selbst, er sei unfähig, ein normales Leben zu führen. Er sieht seinen eigenen Sohn nur zweimal im Jahr und seine Geliebte alle paar Wochen. Wenn er aus dem Fenster schaut, blickt er auf eine weiße Feuerschutzwand. Ein unregelmäßiger Job finanziert Miete und Nahrung. Ein Leben ohne Lebendigkeit. Als er erfährt, dass sein Elternhaus verkauft wird, gerät Frank in Bewegung. Er macht sich, überrascht von sich selbst, auf die Spurensuche. Denn der Vater sagte immer nur: „Ich erinnere mich nicht.“ Dessen Vater, der Großvater von Frank, lebte in den Nachkriegsjahren in einer Zechenhaushälfte am Rande des Ruhrgebiets. Als Hilfsarbeiter und zwölffacher Vater verlief sein Leben in unvorstellbarer Armut. Man klaute aus den Abfalleimern der Nachbarn Zeitungspapier, um die Säuglinge damit zu wickeln. In der Enge entwickelten sich prächtig Schläge, Hunger und Streit. Brutalität, sowohl körperlich als auch seelisch, war Alltag. Um einen besseren Zugang zum Vater zu bekommen, besucht Frank nach und nach Brüder und Schwestern seines Vaters und erfährt, wie dieses Aufwachsen in Tristesse und Härte in den unterschiedlichen Lebensläufen auf immer Spuren hinterlassen hat. Und wie zwischen einem armen, geradezu armseligen Leben stets ein Stolz hochgehalten wurde, der kein Selbstmitleid erlaubte.

    Dem Autor ist es gelungen, mit ganz leichter Feder Schweres und Schwerstes in Worte zu fassen. Stark und eindringlich wirken seine Schilderungen. So manche der erzählten Szenen werde ich wohl nie mehr los. Denn dieser Roman hat mich fassungslos gemacht, fassungslos und bedrückt und nachdenklich. Denn niemand kann etwas für seine Herkunft und trägt dennoch deren Last auf den Schultern, ob er davon weiß oder nicht.



    Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen Claire Paulin
    Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen (Buch)
    28.06.2022

    Leicht lesbarer historischer Roman ohne höheren Anspruch


    Wer sich mit Kunst ernsthaft befasst, sollte von Büchern wie diesem hier Abstand halten. Zu trivial, zu oberflächlich, ohne tieferen Kunstverstand geschrieben. Wer sich jedoch auf leicht-unterhaltsame Weise annähern möchte an das damalige Zeitgefühl Ende des 19. Jahrhunderts und dabei etwas mehr über die Lebensumstände von Claude Monet erfahren möchte, der wird diesen Roman sicher mit Gewinn lesen.

    Der gut recherchierte historische Roman erzählt die Lebensgeschichte von Blanche Hoschedé, die sich bereits als Kind hingezogen fühlte zur Kunst. Ihr Vater war erfolgreicher Kaufmann und ein passionierter Kunstsammler, der insbesondere Claude Monet sehr unterstützte. Als er jedoch bankrottging und die bislang heile Welt der Familie Hoschedé zerbrach, übernahm Claude Monet die Unterstützung der 9-köpfigen Familie und förderte besonders Blanche mit ihrem feinen Gefühl für Farben und für die Licht- und Schattenspiele der Freiluftmalerei.

    Es ist der Autorin sehr gut gelungen, die Lebensgeschichte von Blanche spannend und gefühlvoll zu erzählen. Die schwierige Stellung der Frau zu dieser Zeit, die vielen zu bewältigenden Schicksalsschläge, die Spannung zwischen innerer Berufung und gesellschaftlicher Anforderung werden in diesem Roman atmosphärisch dicht und nachvollziehbar geschildert. Der tragische soziale Abstieg des geliebten Vaters und die durch Monet verbotene Liebe zu dem Maler John Leslie Breck konnten die starke Persönlichkeit der Künstlerin Blanche Hoschedé nicht brechen. Die Person Claude Monet wirkt im Roman nicht sehr sympathisch in seiner Ich-Bezogenheit und mangelnden Einfühlung in andere Menschen. Hier fehlte mir etwas mehr psychologische Tiefe in der Darstellung dieses Ausnahmekünstlers und die künstlerische Einordnung seiner Werke im Rahmen der Kunstgeschichte, wodurch auch die Lebensgeschichte von Blanche Hoschedé mehr Tiefe erfahren hätte.

    Fazit: Gefühlvolle, leicht lesbare Lebensdarstellung einer starken Frau und Künstlerin im Umfeld von Claude Monet.
    Das Letzte, was du hörst Andreas Winkelmann
    Das Letzte, was du hörst (Buch)
    14.06.2022

    Für mich einer der besten Thriller-Autoren

    Eigentlich könnte ich es ganz kurz machen: Andreas Winkelmann ist für mich einer der besten Thriller-Autoren. Punkt.
    Und dies ist er nahezu gleichbleibend von Buch zu Buch. Immer wieder ein neues Grundthema, immer wieder neue und bemerkenswerte Protagonisten. Und immer wieder ein atemloses Jagen durch die Seiten, weil die Spannung von Anfang bis Ende hoch ist.

    Im vorliegenden Thriller geht es um einen Podcast, um süchtig machende Manipulationen, um Trost versprechende Kraft weicher Worte. Der vermeintliche Selbstmord von Martina nach einem Hilferuf, ein folgenschwerer Autounfall der Journalistin Roya, Sarah, die sich von der Stimme des Podcasters Marc Maria Hagen durchs Leben tragen lässt und die unangepasste, spröde Kommissarin Carole Barreis, sie alle tragen eine Handlung, wie sie spannender nicht sein könnte. Denn die Gefahren im Internet, die Gefahren, die von Influencern ausgehen, sind vielfältig und genauso todbringend wie häusliche Gewalt im realen Leben.

    Ein weiteres Mal überzeugte mich Andreas Winkelmann mit seiner Gabe, auf perfekte Weise und ohne komplizierende Szenen- und Perspektivwechselspiele den Leser zu packen. Seine Protagonisten werden psychologisch durchdacht geschildert und rücken uns insbesondere mit ihren Unsicherheiten sehr nahe. Grausiges Schauern, atemlose Spannung, Entsetzen und Abscheu werden in einem für lange Zeit undurchsichtigen Plot verpackt. Mehr als einmal wird der Leser völlig überrascht, denn nichts ist so wie es zu sein scheint. Der Autor stochert wieder einmal tief in unseren eigenen Ängsten und Sehnsüchten herum und führt uns einmal mehr die möglichen Abgründe unserer Zeit vor Augen.

    Deshalb auch bei diesem Buch das Fazit: Andreas Winkelmann ist für mich einer der besten Thriller-Autoren. Punkt.

    Power Sisters 01 William Maury
    Power Sisters 01 (Buch)
    30.05.2022

    Ein Comic-Büchlein, das ich Kindern nie in die Hand geben würde


    Warum nicht auf meine alten Tage noch ein Comic lesen? Dachte ich mir neugierig-wohlwollend. Und scheiterte auf der ganzen Linie.

    Zum Inhalt: In kürzesten Episoden erfahren wir von den alltäglichen Querelen zwischen zwei Schwestern. Aus Sicht von Marine, der kleineren (und raffinierten) Schwester wird erzählt. Und Wendy, die große Schwester, neigt zu explosiven Ausbrüchen. Trotz aller Streitereien mögen und brauchen sie einander.

    Zunächst scheiterte ich schon rein äußerlich an der Tatsache, dass das Comic-Büchlein klein ist. So klein, dass meine Augen ganz große Mühe hatten, sowohl die Texte zu entziffern als auch Details der Zeichnungen zu erkennen. Gut, die genannte Zielgruppe ab 9 hat mehrheitlich noch gute Augen. Aber muss es wirklich so winzig sein? Was ich auch überhaupt nicht mochte, ist die extreme Kürze der einzelnen „Vorfälle“. Wenn schon Comic, dann doch eine Geschichte, die sich aufbaut und mit einem Überraschungs-Gag endet. Diese Winzig-Episoden erzählen jedoch im Grunde kaum etwas anderes als gegenseitige Gemeinheiten, die innerhalb einer einzigen Seite auserzählt sind. Zunächst fand ich es ganz witzig, aber nach ein paar Seiten klischeehafter Momentaufnahmen machte sich schließlich Langeweile breit. Und am Ende sogar Abneigung, denn die Art und Weise der Illustrationen in ihrer hässlichen überzeichneten Gestaltung gefielen mir überhaupt nicht.

    Fazit: Weder vom Inhalt noch von der Gestaltung her würde ich dieses Comic-Büchlein Kindern in die Hand geben.
    Amelia Anna Burns
    Amelia (Buch)
    29.05.2022

    Harter Tobak, nichts für mich

    Beim Lesen dieses Romans ist sie wieder aufgetaucht, diese grundsätzliche Frage: Soll ich ein Buch zu Ende lesen, wenn es mir nicht gut tut, wenn es die Tage und meine Gedanken verfinstert? Vielleicht aus reinem Pflichtgefühl? Oder weil andere das Buch literarisch hoch loben? Nein, ich habe die Lektüre abgebrochen, und ich bin froh und erleichtert darüber.

    Vordergründiges Thema sind die „Troubles“ in Nordirland, die IRA, die Kämpfe der protestantischen Iren, der Bürgerkrieg und all die damit verbundenen Unruhen, beginnend im Jahr 1969. Doch man erfährt im Roman so gut wie nichts über die politischen Hintergründe. Da müsste sich der Leser anderweitig informieren. All die blutigen Wirren sind im Buch „nur“ Staffage, tauchen wie Bühnenbilder das Geschehen der Brutalitäten in ein blutiges Licht, und Amelia betrachtet aus kindlich-naiver Sicht die gesellschaftlichen und familiären Veränderungen, ohne dass man im Roman über die Zeit hinweg einen Reifeprozess erkennen könnte.

    Erzählt werden bruchstückhafte Sequenzen, die jedoch nicht wirklich zu Ende erzählt werden. Es gibt Zeitsprünge und Entwicklungssprünge. Es bleibt alles verwirrend und verworren, aber auch seltsam gefühllos in einer Art von Berichterstattung. Und es gibt immer und überall schockierende Ereignisse, düstere, abstoßende Brutalitäten. Wie nebensächlich hingeworfene Szenen sinnloser Grausamkeiten, die Menschen und Tieren angetan werden. Jugendliche, die sich im „knee-capping“, dem Zerschießen von Kniescheiben, hervortun. Warum soll ich das lesend miterleben und mich damit durch das Buch in die finstersten Ecken der Depression katapultieren lassen? Ich habe mich letztlich für das Zuklappen des Buches entschieden, denn unsere Gegenwart ist schlimm genug, und sie ist real und in ihrer brutalen Seite täglich in den Berichterstattungen zu erleben. Leider konnte ich auch sprachlich nicht nachvollziehen, was an diesem Roman so lobenswert sein soll. Die pseudo-umgangssprachliche deutsche Übersetzung empfand ich irgendwie unpassend. Sie hat mit Sicherheit eine völlig andere Qualität als die im Original von mir vermutete Gegenüberstellung von irischem Slang und Schrift-Englisch.

    Kurzum: Eine in bruchstückhaften, verwirrenden Szenen gesammelte Aufzählung an schockierend-abstoßenden Brutalitäten mit abgestumpft wirkenden Protagonisten. Der schädlich-verfinsternden Gemütswirkung musste ich mich schließlich aus Selbstschutz entziehen.
    Falk, S: Fast ein Idyll Falk, S: Fast ein Idyll (Buch)
    24.05.2022

    Miniaturen, die wie Fingerübungen eines Klavierspielers anmuten



    Eigentlich klang die Verlags-Ankündigung zu diesem Buch recht verlockend. Realen Berühmtheiten fantasierte Geschichten anzudichten, klingt reizvoll, klingt aber auch nach einer recht herausfordernden literarischen Aufgabe, der sich die Autorin gestellt hatte. Leider konnte mich das Ergebnis nicht überzeugen.

    Der Schreibstil gefällt mir durchaus. Er kommt sehr leichtfüßig daher, manchmal entlarvend satirisch, manchmal mit einem bösen Augenzwinkern, manchmal sogar mit trauriger Ernsthaftigkeit, dann wieder mit eigenwilligem österreichischem Humor. Aber seltsam ist, dass man die Geschichtchen liest und jedes Mal auf einen Aha-Effekt wartet – der dann nicht kommt. Ist es das, was der Verlag als „Sommergeschichten“ bezeichnet? Reine Unterhaltung ohne bleibenden Eindruck? Ohne echten historischen oder psychologischen oder sonstwie tiefergehenden Sinn? Egal welcher Persönlichkeit die Autorin ihre Fantasie zuwendet – man liest und hat nach Abschluss der Geschichte diese sofort wieder vergessen. Nichts bleibt zurück, weder ein inneres Bild noch ein Gefühl noch eine Erkenntnis, nichts.

    Fazit: Fingerübungen einer Autorin, die so wenig mit Literatur zu tun haben wie Fingerübungen eines Pianisten mit begnadetem Klavierspiel.
    Schinko, B: Nebel von Walhalla (Bd. 1) Schinko, B: Nebel von Walhalla (Bd. 1) (Buch)
    17.05.2022

    Gelungene Interaktion zwischen Pferd und Mensch


    Aus der Flut an Pferdebüchern, die sich auf dem Markt befinden, ragt dieser als Fortsetzungsreihe geplante erste Band „Alessas Seelenpferd“ sehr wohltuend hervor.

    Alessa und ihre Cousine Nell, beide begeisterte Reiterinnen, müssen sich aufgrund eines Umzugs einen neuen Reiterhof suchen. Auf dem Speerhof erleben sie, wie auf ganz besondere Weise das richtige Pferd zur richtigen Reiterin findet und welch intensive Wechselwirkung die Beziehung zwischen Pferd und Mensch auslöst. Die etwas träge Nell wird aktiver, und die unsicher-ängstliche Alessa gewinnt Mut und wächst letztlich über sich hinaus. Die Verbindung zu der Welt der nordischen Götter, aus denen diese ganz besonderen Pferde stammen, lernen die Mädchen mit Hilfe der Pferde kennen und erfahren dadurch ihren Auftrag, als Team Valkyrie Menschen und Tiere vor den übernatürlichen Kräften der Götter- und Unterwelt zu beschützen.

    Der Autorin ist es großartig gelungen, mystische Szenen so realistisch zu schildern, dass man sich beim Lesen vorstellen könnte, selbst durch Nebelfetzen zu reiten und Trugbildern der Natur zu erliegen. Die Grenzen zwischen Mystik und Psychologie bleiben stets verschwimmend und damit besonders fesselnd. Dass die stumme Interaktion zwischen Pferd und Mensch Wunder bewirken kann, weiß in besonderem Maß die pferdegestützte Psychotherapie, die glücklicherweise zunehmend wissenschaftliche Anerkennung findet. Barbara Schinko verpackt dieses Wissen in eine geheimnisvolle, mystisch anmutende und altersgerecht-spannende Geschichte, was dieses Pferdebuch zu einem ganz besonderen, absolut lesenswerten Buch macht. Die Vorfreude auf weitere Bände ist groß.
    Flug 416 T. J. Newman
    Flug 416 (Buch)
    11.05.2022

    Atemlose, unfassbar dramatische Spannung


    Wer einen Thriller sucht, der von der ersten Seite bis zum Schluss den Leser so sehr gefangen nimmt, dass er von seiner Umwelt nichts mehr wahrnimmt und zeitweilig fast vergisst zu atmen, der ist mit diesem Debüt bestens bedient.

    Der Inhalt in Kürze: Flugkapitän Bill Hoffman hat soeben mit seiner Maschine den Flughafen von Los Angeles Richtung New York verlassen, als er einen Anruf erhält, dass ein Entführer seine gesamte Familie in seine Gewalt gebracht hat. Der Entführer fordert, Bill solle die Maschine mit den 149 Menschen an Bord zum Absturz bringen, oder seine Familie würde sterben. Ein Komplize des Entführers sei an Bord und würde alle Rettungsversuche verhindern. Was tun? Diese hoffnungslose Patt-Situation ist der Ausgangspunkt des Thrillers. Bill liebt seine Familie über alles. Aber er ist auch über die Maßen verantwortungsbewusst. Egal wie er sich entscheidet, am Ende steht immer der Tod.

    Unfassbar spannend und an Dramatik nicht zu überbieten – dieser Thriller hat alles, was einen echten Pageturner ausmacht. Packend geschrieben, wendungsreich zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit mäandernd wird man als Leser in 10.000 Metern Höhe in eine völlig hilflose Situation versetzt und hat sehr schnell das Gefühl, kaum mehr atmen zu können. Man spürt, dass die Autorin, selbst jahrelang Flugbegleiterin, weiß wovon sie schreibt. Vielleicht könnte man ein paar kleine Kritikpunkte anbringen, was Logik und Verwendung von Klischees betrifft, aber die temporeiche Hochspannung macht das Ganze mehr als wett.

    Im Grunde braucht es über dieses Buch nur diesen einen Satz in Fettschrift:
    Absolute Leseempfehlung für diesen genial konstruierten und unfassbar spannenden Thriller!!!
    Leistenschneider, U: Die wunderbare Florentine Feiertag: Ein Leistenschneider, U: Die wunderbare Florentine Feiertag: Ein (Buch)
    09.05.2022

    Heile Welt als innere Stärkung


    Es mag so manche Eltern geben, die nichts davon halten, wenn Kinderbücher von einer schönen, herzerwärmenden, positiven Welt erzählen. Die es für wichtig halten, dass ihre Kinder beim Lesen mit der zwar kindgerecht aufbereiteten, aber dennoch nüchtern-realistischen Welt konfrontiert werden. Mir persönlich ist es jedoch wichtig, dass Kinder sich beim Lesen wegträumen können und dürfen, in eine Geschichte hinein, in der alles leicht und einfach und gut ist, in der die meisten Menschen warmherzig sind und wandlungsfähig, in der Kinder und Erwachsene zusammen helfen, wenn es Probleme gibt. Solch ein rundum positiv-wohltuendes Buch hat Uli Leistenschneider geschrieben und mit der Figur der „wunderbaren Florentine“ eine Protagonistin geschaffen, die uns tatsächlich ein klein wenig wärmend-positives Vorbild sein könnte, egal wie alt wir sind.

    Zum Inhalt: Wie aufregend: Die neue Mieterin Florentine Feiertag zieht ein, mit kunterbunten Möbeln, mit Pieps, dem zahmen Rotkehlchen und vor allen Dingen mit einer Hütte mit Crepe-Ofen, die ihren Platz im Hinterhof findet. Florentine Feiertag kann aber nicht nur super leckere Crepes machen, sie hat auch einen ganz besonderen Beruf: Sie ist nämlich Wunscherfüllerin. Ab sofort wird das Leben der Nachbarn für Kinder und Eltern genau so bunt und froh wie Florentine Feiertag selbst.

    Es ist für Kinder wichtig, lesend oder zuhörend abtauchen zu dürfen in eine heile, fröhlich-unbeschwerte Welt, weit weg von Alltagspflichten und Ärgernissen. Dieses Abtauchen gibt Kindern eine große innere Stärke, wie nicht nur die Waldorf-Pädagogik weiß. Und unter diesem Aspekt habe ich viel Wertschätzung für die heile Welt der Florentine Freitag und natürlich für ihre Person überhaupt. Denn sie hört aufmerksam zu. Sie fühlt sich in andere hinein. Sie ist zupackend, wenn es nötig ist. Sie ist fröhlich und schafft es, mit guter Laune und guten Worten auch Griesgrame mit der Welt und mit sich selbst zu versöhnen. Sie nimmt sich selbst nicht so wichtig und kümmert sich stattdessen um Tiere und Pflanzen und Menschen, wo immer sie Gutes bewirken kann. Ein besseres Vorbild könnte ich mir für Kinder gar nicht wünschen.

    Fazit: Ein Kinderbuch, das im besten Sinne das Gute und Schöne und Fröhliche und Bunte zum Vorbild werden lässt.

    Sei wie ein Baum! Maria Gianferrari
    Sei wie ein Baum! (Buch)
    05.05.2022

    Ein poetisches Geschenk für Jung und Alt

    Dieses Bilderbuch ist nicht nur für Kinder ein Gewinn. Ich halte das Buch, sowohl was seine Gestaltung als auch seine Botschaft betrifft, für ein wertvolles und sinnvolles Geschenk für Freunde.

    In schönen, poetischen Gleichungen und Entsprechungen schauen wir uns den Baum in seinen Details und in seiner Gesamtheit ganz genau an und spüren dem nach, was wir Menschen an Ähnlichkeiten, Bedürfnissen und Fähigkeiten den Bäumen vergleichbar besitzen . Das kommunizierende Wurzelwerk, die Rinde als beschützende Haut, das nährende, versorgende innere Holz – dieses und vieles mehr an bildhaften Vergleichen zwischen Baum und Mensch führt uns die Autorin vor Augen. Wir Menschen sind wie Bäume und noch viel mehr, denn die Vielfalt der Bäume zeigt die Vielfalt des Lebens. Niemand ist allein. Wir tauschen und teilen, wir warnen und stärken uns gegenseitig wie die Wurzeln der Bäume untereinander, wir sind ein Netzwerk an Informationen und damit ein Miteinander in Gemeinschaft. Und genau dieses Miteinander stärkt uns.
    Die vielsagenden Zeichnungen in ihrer dezenten Farbigkeit und Vielfalt unterstreichen die Mut machende Botschaft des Buches auf sehr feinfühlig-nonverbale Weise.

    Die Anmerkungen der Autorin zum Schluss des Buches sind, wie ich finde, ein sehr wichtiger informativer Teil des Buches!

    Fazit: Ein ganz besonderes Bilderbuch, das viel mehr ist als ein rein unterhaltendes Kinderbuch. Es vermittelt am Beispiel der Bäume, was uns stark macht, egal wie alt wir sind.

    Johnson, P: Wie man 13 wird und die Nerven behält (Wie man Johnson, P: Wie man 13 wird und die Nerven behält (Wie man (Buch)
    03.05.2022

    Supercool - echt jetzt?


    Das war mein erstes Buch dieser Reihe und vermutlich auch das letzte, auch wenn der Autor als „Spiegel-Bestseller-Autor“ bezeichnet wird. Ich kenne keine Teenager, die sich mit dieser kindlich-fantasyartigen Geschichte anfreunden könnten, geschweige sie „supercool“ finden würden. Vielleicht wäre das Buch etwas für jüngere Leser, denen die kurzen Kapitel, die einfachen Illustrationen und die „magische“ Geschichte entgegen kommen. Aber ehrlich, da gibt es für 10-Jährige weitaus bessere Kinderbücher.

    Der Inhalt in aller Kürze: Chester, ein schüchterner, bücherliebende Junge, wird nachts von einem Vampir heimgesucht. Doch glücklicherweise gibt es die Vampirjäger Markus und Tallulah, die Chester zu Hilfe kommen.

    Hmmm… Chester hat eine bionische Handprothese. Die Hauptfigur hat also ein Handicap. Und dieses Handicap dient im Buch mehrfach zu witzigen Situationen. Finde ich persönlich weder lustig noch geschmackvoll. Dass Chester sehr schüchtern und naiv ist, dass er für manche Mitschüler nur als Zielscheibe für blöde Streiche dient, finde ich auch weder cool noch lustig. Insgesamt gesehen beginnt das Buch erst einmal ganz unterhaltsam, wird aber von Seite zu Seite langweiliger. Die Story kreist langatmig um Chester, der sich immer und immer wieder naiv in die Irre führen lässt. Das Gute im Buch: Chester bekommt durch seine neuen Freunde Markus und Tallulah mehr Selbstwertgefühl und sein Mut wächst. Warum das unbedingt mit Halb- und Ganz-Vampiren geschehen muss, erschließt sich mir allerdings nicht.

    Fazit: Für mein Empfinden ein Kinderbuch, das weder witzig noch „super-cool“ ist, sondern echt langweilig.
    Kaltherz Henri Faber
    Kaltherz (Buch)
    03.05.2022

    Großartig geschrieben, wendungsreich und fesselnd

    Endlich wieder einmal ein Thriller, der mich von Anfang an gefangen nahm und mich erst wieder freigab, als die letzte Seite gelesen war. Da ich den Autor bislang nicht kannte, war das Buch für mich eine grandiose Überraschung.

    Die eigenwillige Kommissarin Kim Lansky bekommt in der Vermisstenabteilung der Kripo München noch eine letzte Chance, sich zu beweisen. Die fünfjährige Marie ist verschwunden, aus dem Auto verschwunden, während ihre Mutter für wenige Minuten auf der Toilette war. Die Ermittlungen von Kim Lansky bleiben über Monate erfolglos. Sie führen nur tiefer und tiefer hinein in eine Vielzahl ungelöster Fälle von verschwundenen Kindern. Und in die eigene dunkle Vergangenheit von Kim.

    Am meisten hat mich die Schreibekunst des Autors fasziniert. Henri Faber schreibt so, wie ein großer Schauspieler agiert: Extrem wandlungsfähig in verschiedensten Rollen (bzw. Sprachstilen), um dem jeweiligen Geschehen Ausdruck zu verleihen. Jedem Erzähler verleiht er seine eigene Sprache. So differenziert unterschiedliche Sprachstile haben nur wenige Autoren in ihrem Repertoire! Überhaupt lebt der Thriller von der Sprache. Mit starker, fast expressionistischer Ausdruckskraft liest man fesselnde Szenenbeschreibungen, impulsiv und explosiv, eindringlich sich einwühlend ins eigene Kopfkino. Die eher kurzen Kapitel der verschiedenen Erzählerperspektiven enden oftmals mit Cliffhängern oder einem unerwarteten Überraschungsmoment. Der Thriller ist in seiner Gesamtheit gekonnt komponiert. Die einzelnen Kapitel brechen überraschend ab, setzen wenig später wieder ein und erhöhen von Mal zu Mal die Spannung. Alle Protagonisten werden psychologisch klug und eindringlich geschildert. Und als man schließlich ziemlich sicher ist, die Lösung zu kennen – da wird man noch einmal kräftig überrascht!

    Fazit: Ein großartig geschriebener, durchweg spannender, wendungsreicher Thriller.

    Der Tote aus Zimmer 12 Anthony Horowitz
    Der Tote aus Zimmer 12 (Buch)
    26.04.2022

    Raffiniert konstruierter "Roman im Roman"

    Der moderne englische Kriminalroman, wie u. a. von Agatha Christie perfekt in Szene gesetzt, wird durch den Autor Anthony Horowitz ins Extreme geführt, und zwar auf exzellente und faszinierende Weise. 600 Seiten pure Lesefreude bietet das vorliegende Buch für den, der Spaß an den raffinierten Wegen langsam-schleichender Aufklärung hat.

    Susan Ryeland lebt mit ihrem Lebensgefährten auf Kreta und führt ein kleines Hotel, der Alltag ist voll von viel anstrengender Arbeit und wenig Ertrag. Gelegentlich denkt sie mit Sehnsucht zurück an ihr Leben in London mit und für Bücher als Lektorin. Der überraschende Besuch des Ehepaares Treheme mit der Bitte, bei der Suche nach der verschwundenen Tochter Cecily zu helfen, kommt ihr deshalb gerade recht. Möglicherweise ist eine Spur zu finden in dem Roman „Atticus unterwegs“, den Susan seinerzeit lektoriert hatte. Zusätzlich werden ihr 10.000 Pfund angeboten, Geld, das das Hotel dringend benötigt. Susan nimmt den Auftrag an, fährt nach England und gerät in einen Wirrwarr von Lügen und lebensgefährlichen Intrigen.

    Das Raffinierte an diesem im klassischen Whodonit-Stil geschriebenen Kriminalroman ist, dass ein fiktiver Kriminalroman Wege zur Aufklärung des tatsächlich geschehenen Verbrechens auf versteckte Weise enthalten soll. Dieser fiktive Roman ist komplett abgedruckt. Man liest also sozusagen einen „Roman im Roman“ und versucht dabei, selbst auf die Lösung zu kommen, woran ich übrigens kläglich scheiterte. Anstrengend und verwirrend war für mich die Herausforderung, aus zwei Romanen die Protagonisten auseinander zu halten. Auch störten mich mitunter die längeren Einschübe von Mail- und Telefonat-Verläufen. Die Spannung bleibt über beide Romane hinweg relativ gleich und mäßig hoch. Die lebendige Erzählweise macht dies jedoch mehr als wett, denn ich hatte bei der Lektüre insgesamt gesehen ganz großes Vergnügen. Schon allein die wunderbar eindrücklich-lebendige Sprache des Autors ist ein Genuss. Sätze wie „mit der Nagelschere zurechtgeschnitten“ oder wenn Kräne dem „Gerippe der Stadt das Fleisch von den Knochen reißen“ zeigen die bildliche Sprachkraft des Autors. Mit allergrößter Raffinesse werden zwei Kriminalromane auserzählt und letztlich miteinander so verwoben, dass Anagramme und andere Entsprechungen auf äußerst komplizierte Weise zur Aufklärung führen.

    Fazit: Ein raffiniert konstruierter Kriminalroman im klassischen Whodunit-Stil – ein Lesevergnügen für alle, die gerne an verschlungenen Ermittlungswegen mittüfteln mögen.

    Die Knochenleser Jacob Ross
    Die Knochenleser (Buch)
    20.04.2022

    Ein sozialkritischer Kriminalroman, hart und farbig


    Einen Kriminalroman zu lesen, der in einer exotischen Gegend spielt, ist sehr reizvoll, keine Frage. Und so ist eine der besonderen Stärken des Buches, dass der Autor, der in der Karibik geboren ist und heute in England lebt, das Umfeld der Handlung, die auf einer Insel in den Kleinen Antillen spielt, sehr genau trifft. Misslungen ist meiner Meinung nach jedoch, den Slang der Einheimischen ins Deutsche zu „übersetzen“. Das wirkt gekünstelt bis unfreiwillig komisch und behindert das ansonsten sehr flüssige Lesen.

    Worum es geht: Auf einer Insel der Kleinen Antillen lebt der junge Digger in hoffnungsloser Armut. Detective Superintendent Chilman erkennt jedoch die Intelligenz und Wachheit dieses jungen Mannes und wirbt ihn für die Polizeiarbeit an. Digger sieht dies trotz aller inneren Widerstände als Chance, um nach seiner verschollenen Mutter zu suchen. Gesetzesferne Methoden sind üblich. Doch Digger geht seinen Weg, wird ausgebildet zum außerordentlich fähigen Forensiker und kommt bei seinen Ermittlungen zusammen mit Miss Stanislaus, der Tochter von Chilman, bis an seine äußersten Grenzen.

    Gut liest sich der Kriminalroman, abgesehen von den verunglückten Slang-Übersetzungen. Geschrieben ist er in einer bildhaft-intensiven Sprache, voller Farben und Gerüche, aber auch mit lethargischen Bildern von verletzten Seelen. Es fehlt zwar an einem sich steigernden Spannungsbogen, doch die Welt, in der sich die Polizeiarbeit abspielt, ist eine solch grausame, sexistische, männerdominierte Welt voll von Mord und Totschlag, Machtmisbrauch, Korruption, Terror, Pädophilie und fanatisch-religiösen Auswüchsen, dass man als Leser schaudert. Jacob Ross zeichnet ein gesellschaftskritisches Bild weit, weit weg von der Postkarten-Urlaubs-Idylle der Karibik, wie wir sie kennen. Dies macht meines Erachtens die besondere Qualität des Kriminalromans aus. Irgendwie tröstlich, den Entwicklungsweg von Digger aus diesem Sumpf heraus hin zu einem glühenden Verfechter von Gerechtigkeit zu verfolgen.

    Fazit: Ein sozialkritischer Kriminalroman, der uns den Postkartenkitsch der Karibik in unseren Köpfen gründlich vermiest.
    Die andere Schwester Die andere Schwester (Buch)
    05.04.2022

    Fragwürdige, aber spannend erzählte Geschichte

    Das Gute vorweg: Die beiden Autoren schreiben richtig, richtig gut! Es gelingt ihnen durchweg, mich als Leserin ans Buch zu fesseln, und zwar mit allen kunstfertigen Mitteln, über die gute Kriminalroman-Autoren verfügen sollten. Kurze Kapitel, Cliffhanger, Perspektivwechsel – alle Stilmittel finden ihren Einsatz, um die Spannung auf hohem Level zu halten. Doch das Schlechte folgt auf den Fuß: Nachdenken sollte man beim Lesen besser nicht. Zu viele Fragwürdigkeiten werden durch die Protagonisten in Szene gesetzt. Wer sich also einfach zur Entspannung unterhalten lassen möchte, wird vollumfänglich mit diesem Roman bedient. Wer jedoch moralische oder psychologische oder gar ethische Ansprüche an den Inhalt stellt, dürfte sehr enttäuscht sein. Da ich den ersten Band nicht kenne, kann ich leider nicht vergleichen, ob die Autoren grundsätzlich keinen Wert legen auf Wertevermittlung.

    Die Handlung kann man ganz oberflächlich so darstellen: Stella, Geschäftsführerin einer neuen Dating-App, wird ermordet aufgefunden. Ihre Schwester Alicia, die von jeher ein schwieriges Abhängigkeitsverhältnis zu Stella hatte, gerät unter Verdacht. John Adderley, gebürtiger Amerikaner, der unter neuer Identität in Schweden lebt, taucht bei seinen Ermittlungen tief in die Vergangenheit der beiden Schwestern ein und löst damit eine undurchsichtige und lebensgefährliche Kettenreaktion aus.

    Wie oben gesagt: Die Geschichte ist spannend, kurzweilig und lebendig geschrieben. Und doch wirkte sie im Gesamten auf mich unglaubwürdig und abstoßend. Schon die Ansammlung von kaputten Typen wirkt völlig übertrieben. Alicia wird als seelisches Wrack dargestellt. Ihr Gesicht ist entstellt (worauf wir unzählige Male im Verlauf des Romans hingewiesen werden), weshalb sie Menschen meidet. Zwar ist sie ein Programmier-Ass, aber ohne ihre Schwester Stella nahezu lebensunfähig. Regelmäßig stürzt sie durch exzessiven Alkoholmissbrauch bis zur Bewusstlosigkeit ab. John Adderley ist seit einem missglückten Undercover-Einsatz schwer traumatisiert. Er misstraut der Wirklichkeit, wittert überall Hinterhalt und Lüge. Die Liste der „beschädigten“ Menschen könnte man noch weiter fortsetzen. Sympathieträger konnte ich keine finden. Die Interaktionen der Protagonisten werden von einer unglaubwürdigen Reihe an rettenden glücklichen Zufällen vorangetrieben. Am meisten stört mich dabei, dass John Adderly lügt, betrügt und das Gesetz beugt, so wie er es gerade braucht, um seine eigene Haut zu retten.

    Fazit: Eine Geschichte mit inakzeptablen „kaputten“ Protagonisten ohne Moral, spannend erzählt, aber völlig unglaubwürdig.

    76 bis 100 von 355 Rezensionen
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