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    heinoko Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 16. Februar 2017
    "Hilfreich"-Bewertungen: 47
    355 Rezensionen
    60 Kilo Kinnhaken Hallgrímur Helgason
    60 Kilo Kinnhaken (Buch)
    19.09.2023

    Schöne Sprachbilder, aber insgesamt mühsam zu lesen

    Da ich selbst Islandpferde hatte, war ich stets interessiert an dem Land Island. Obwohl ich nie selbst dort war, hatte ich durch Filme und Fotos eine gewisse Vorstellung von dieser spröden Landschaft. Keine Vorstellung jedoch hatte ich von der Geschichte und von den Menschen mit ihren Besonderheiten. Deshalb war ich äußerst neugierig auf den vorliegenden, viel gelobten Roman, der als Fortsetzungsband zu „60 Kilo Sonnenschein“ das Leben von Gestur erzählt. Den ersten Band kenne ich nicht, deshalb empfand ich den gewaltigen Umfang des vorliegenden Romans mit fast 700 Seiten als ziemliche Herausforderung. Und ich hatte große Mühe, mich in das Geschehen einzufinden. Die Fülle an Eigennamen, die ich mir erst einmal nicht merken konnte, überforderte mich. Das relativ kurze Glossar am Buchende half mir dabei nicht wirklich.
    Gestur, ein Waise, ist in diesem zweiten Teil zum jungen Mann geworden. Er stürzt sich kopfüber in das Leben. Der fiktive Ort Segulfjördur boomt dank der erfolgreichen Heringsfischerei. Der einst einsame Fjord wird überschwemmt von Fremden, von Fabriken, von Geschäftsleuten. Die Isländer in ihren Torfkaten werden zur Minderheit. Und in Europa bricht der Krieg aus. Gestur nimmt alles mit, was sich ihm bietet. Doch wie immer im Leben: Was zu schnell wächst, stürzt irgendwann in sich zusammen. Der Schicksals-Kinnhaken schlägt mit Wucht zu.
    Der Autor wird hochgelobt, was ich durchaus verstehe. Denn sein Sprachstil ist besonders und außerordentlich eindrücklich. Hallgrimur Helgason bezeichnet sich selbst als „eine Eule im eigenen Werk, … alles sehend“. Der episch breit angelegte Roman ist imposant, originell, von Sprachbildern sprühend. Und doch war das Lesen sehr anstrengend. Und mir persönlich war der Roman einfach zu dick. Es gab lange Passagen mit ausführlichen Landschafts- und Wetterschilderungen. Und die ich, das muss ich zugeben, teilweise übersprungen habe.
    Fazit: Ein Roman in einem besonderen, bildhaften Sprachstil geschrieben, aber die epische Breite des Erzählens überforderte mich streckenweise.
    Verlogen Eva Björg Ægisdóttir
    Verlogen (Buch)
    19.09.2023

    Ein rundum gelungener Kriminalroman

    Ein Hochgenuss war für mich die Lektüre dieses Kriminalromans. Denn er enthält alles, was das Leserherz erfreut: einen über die Seiten hinweg andauernden Spannungsbogen, eine geschickt und mehrbödig sich entwickelnde Story, psychologisch logisch nachvollziehbare Protagonisten und einen flüssig-lebendigen Sprachstil.

    Marianna, eine völlig überforderte alleinerziehende Mutter, verschwindet spurlos. Alle vermuten Selbstmord. Doch sieben Monate später wird ihre Leiche in einem Lavafeld vollkommen verwest entdeckt. Marianna war zweifelsfrei ermordet worden. Kommissarin Elma und ihr Team beginnen den damalig vermuteten Suizid neu aufzurollen und entdecken völlig Unerwartetes…

    Zu Beginn der Lektüre hatte ich einige Schwierigkeiten, die Fülle an Namen zeitlich und in ihren Beziehungen zueinander geordnet in meinem Kopf zu sortieren, da die Autorin immer wieder die Zeitperspektive wechselt. Vermutlich hätte die Kenntnis des ersten Bandes diese Schwierigkeiten zu vermeiden geholfen. Das hilfreiche Personenverzeichnis entdeckte ich leider erst ganz zum Schluss der Lektüre. Dennoch war ich sehr schnell von der raffiniert sich entwickelnden Geschichte fasziniert. Immer wieder gab es neue Wendungen, immer wieder wurde ich als Leserin völlig überrascht. Immer wieder ergaben sich neue Sichtweisen, sodass ich mit meinen Vermutungen und Überlegungen immer wieder in Sackgassen geriet. Die Autorin versteht es perfekt, durch einen gekonnt flüssig-lebendigen Sprachstil und die raffiniert gestrickte Geschichte den Spannungsbogen stets hoch zu halten. In die psychologisch klug dargestellten Protagonisten konnte ich mich gut einfinden. Ganz besonders beeindruckt war ich jedoch von den feinen Schilderungen der isländischen Landschaft, die den idealen Rahmen bildeten zu diesem rundum empfehlenswerten Kriminalroman.
    KRYO - Die Verheißung Petra Ivanov
    KRYO - Die Verheißung (Buch)
    29.08.2023

    Ist Leben ohne Tod möglich?

    Auf diesen vorliegenden Thriller, den ersten Band einer geplanten Trilogie, war ich sehr gespannt. Die Autorin ist Gerichtsreporterin und Journalistin, kann also sowohl gut beobachten als auch gut schreiben. Zudem ist sorgfältige Recherche Grundlage ihres Berufes. Genau deshalb hatte ich durchaus hohe Erwartungen an dieses Buch, insbesondere wegen des brisanten Themas.
    Zum Inhalt: Nichts lässt größeren Umsatz erwarten als das Versprechen auf Überwindung des Todes. So arbeiten große Unternehmen weltweit auf ganz unterschiedlichen Wegen an der Erforschung, das menschliche Leben zu verlängern. Doch welche Forschungswege sind ethisch vertretbar, welche nicht? Können Maschinen tatsächlich menschliches Bewusstsein übernehmen? Der angehende Arzt und Journalist Michael Wild stellt solche und weitere Fragen. Sein plötzliches Verschwinden zwingt Julia, seine Mutter, eine Frau mit brisanter Vergangenheit, aus ihrem zurückgezogenen Leben herauszutreten. Ihre Nachforschungen bringen sie jedoch in allergrößte Gefahr.
    Glücklicherweise wurde dem Buch ein Personenverzeichnis vorangestellt. Denn durch die Zeitsprünge und die vielen Personen kommt man beim Lesen leicht durcheinander, auch wenn der Schreibstil als solcher leicht und gut lesbar ist. Mir persönlich fehlte irgendwie die Möglichkeit, mich emotional mit den Protagonisten zu verbinden. Zu nüchtern, zu verstandesmäßig orientiert wurden die handelnden Personen dargestellt. Den Schwerpunkt legte die Autorin ganz offensichtlich auf wissenschaftliche Erläuterungen, auf die Ergebnisse ihrer durchaus fundiert wirkenden Recherchen. Interessant einerseits und eigene Überlegungen anregend, den Spannungsbogen andererseits jedoch immer wieder unterbrechend.
    Fazit: Ein Thriller, der mit seiner brisanten Thematik, wissenschaftlich gut recherchiert, punktet, dabei jedoch die erzählerisch-emotionale und Spannung gebende Seite eines Thrillers ein wenig vernachlässigt.
    Das Pferd im Brunnen Valery Tscheplanowa
    Das Pferd im Brunnen (Buch)
    17.08.2023

    Starke Sprache, verwirrende Erzählweise

    in kleines Buch mit luxuriösem Lesebändchen, mit einem augenverwirrenden Cover und in einer augenunfreundlichen Schrift. Die Inhaltsangabe machte neugierig. Doch die Lektüre ließ mich verwirrt zurück – also sehr passend zum Cover. Ein Buch, für das ich nur die Beurteilung „einerseits – andererseits“ finde.

    Zum Inhalt verweise ich ausnahmsweise auf die Verlagsangabe. Mir persönlich ist es nicht möglich, einen roten Faden zu finden, anhand dessen ich eine Handlung in Kurzform erzählen könnte. Die Autorin erzählt teils autobiographisch, wie ich annehme, von vier verschiedenen Frauen aus ihrer Familie, jede für sich in dieser Familie besonders, eigen, teils skurril wirkend, immer aber hart zu sich selbst und zu anderen, vielleicht liebend, aber es nie zeigend.

    Einen gelungenen Titel hat das Buch, denn die Geschichte des Pferdes im Brunnen, die dem Kind erzählt wird, steht für die Vision einer anderen Welt, jenseits unserer Realität. Und genauso erzählt die Autorin. Nie weiß man, woran man ist. Ist es Realität, ist es Lüge, ist es Fantasie, ist es Traum, ist es Wunsch? Und so komme ich zum Einerseits: Bestechend schön ist die Sprache, in der Valery Tscheplanowa erzählt. Sie schreibt in einer außerordentlich starken, bildhaft-poetischen Sprache. Was sie schildert, hat man bei Lektüre sofort bildhaft vor Augen. Andererseits jedoch besteht aus Buch aus Erzählsplittern, die weder chronologisch noch von Erzählerseite irgendeiner Ordnung folgen. Erinnerungen legen sich über Gegenwärtiges und ergeben ein neues Muster. Für mich äußerst verwirrend. Von der Lektüre ist mir außer der Freude an der starken Sprache nur geblieben, dass die Großmutter „das hässliche Gift, niemand zu brauchen“ weitergegeben hat. Vielleicht auch an die Autorin, die sich nicht sonderlich darum bemühte, verstanden zu werden.
    Fazit: Starke Sprache – verwirrende Erzählweise
    Mein Leben als einsamer Axolotl Linda Bondestam
    Mein Leben als einsamer Axolotl (Buch)
    02.08.2023

    Hinreißend gestaltetes Bilderbuch über unsere geschundene Welt

    Die finnische Autorin hat ein ganz besonderes Bilderbuch geschaffen, das sowohl vom Text her als auch von den Illustrationen und der dahinterstehenden Botschaft absolut ungewöhnlich und besonders ist. Ein Bilderbuch, das für Vorschulkinder in allen Facetten vielleicht noch nicht verständlich ist, aber das beim Vorlesen und begleitenden Gesprächen mit den vorlesenden Erwachsenen durchaus seine Botschaft verständlich werden lässt. Und ein Bilderbuch, das älteren Kindern und Erwachsenen mehr als Herz geht als man vielleicht erwartet.

    Der namenlose Axolotl ist der letzte seiner Art. Er ist einsam, aber er freut sich dennoch seines Lebens. Er erfreut sich an Fundstücken, die die Plumplinge ins Wasser werfen. Er besucht die Unterwasserschule und hat eine Weile lustige Tigersalamander-Freunde, bis diese an Land auswandern. Das Wasser wird trüber, die Luft wird heißer, die Einsamkeit wird größer. Bis eine Riesenwelle den Axolotl durch die Gegend schleudert und er, völlig unerwartet, in eine neue Zukunft startet.

    Von der naiv wirkenden, aber unsagbar eindringlichen Gestaltungskraft von Linda Bondestam bin ich hingerissen. Ich wüsste nicht, welche Geschichte über die Zerbrechlichkeit unserer Erde mir bisher so sehr ans Herz gegangen wäre. Der liebenswerte Axolotl, der sich mit allem, was ist, zufrieden gibt, hat es verdient, zu überleben und letztlich sein Glück zu finden. Vielleicht ganz ohne Plumplinge. Denn die Erde weiß sich zu helfen. Wenig einfacher und doch sehr aussagekräftiger Text ist eingebettet in intensivfarbige großflächige Illustrationen, aus denen der winzige Axolotl hervorscheint. Vieles aus unserer gegenwärtigen Umwelt lässt sich in den Bildern finden. Und der Wandel, den die Erde vollzieht, ist elementar. Was Plumpiane nicht schaffen, gelingt Axolotl wie von selbst: unerschöpflicher Lebensmut.
    Nincshof Johanna Sebauer
    Nincshof (Buch)
    18.07.2023

    Ratlos

    Am besten gelungen am Buch ist meiner Meinung nach das Cover. Es zeigt ein Dorf, versteckt hinter Schilf. Und genau das wollen die Oblivisten, deren verschrobenes Anliegen ist, das Dorf Nincshof im Burgenland in die Vergessenheit zu führen. Erst wenn keine Fremden, keine Durchreisenden, keine Touristen mehr nach Nincshof kommen, könnte das Dorf in völliger Ruhe und Freiheit leben, so wie es nach historischer Überlieferung schon einmal geschehen war. Erna Rohdiebl, die freiheitsliebende alte Frau, wollen die Oblivisten dazu bewegen, ihre Pläne, den Ort verschwinden zu lassen, zu unterstützen. Doch Planung und Wirklichkeit passen wie so oft nicht zusammen.
    Um es klar zu sagen: Was die Autorin uns mit ihrem Roman sagen will, ist und bleibt mir schleierhaft. Der Roman mäandert zwischen volkstümelnder Heimatliebe und politisch fragwürdigen Gedankenexzessen. Teils komisch, teils unendlich langweilig, teils surreal wandert die Handlung von Ruanda über Bosnien zum Nachbarpool und verliert sich in reichsbürgerähnlichen Fantasien. Zusammenhanglos reihen sich einzelne Szenen aneinander ohne Tragweite für das Gesamtgeschehen. Für mich ohne erkennbaren Sinn. Der Text ist meist leicht lesbar, an weiteren Stellen dröge langweilig und mitunter mit seltsam pseudoliterarischen, gewollt wirkenden Wortbildern geschmückt. Uneinheitlich also.
    Ein Roman, den ich nicht ernst nehmen kann, weder vom Inhalt noch vom Schreibstil her. Allein schon die Bezeichnung „Roman“ erscheint mir überhöht zu sein. Aber vielleicht fehlt mir auch einfach nur das Verständnis für dieses Buch.
    Lindqvist, J: Refugium: Lindqvist, J: Refugium: (Buch)
    11.07.2023

    Faszinierende Thriller-Erzählkunst

    „Lindqvist ist unglaublich gut“ steht auf dem Buchrücken. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Denn dieser erste Band der „Stormland-Trilogie“ zeigt sich als brillant geschriebener, in feinen Nuancen ausgearbeiteter, internationaler agierender und psychologisch höchst interessanter Thriller. Kein Haudrauf- oder Blutgemetzel-Thriller, sondern ein in allen Details stimmiger, detailliert erzählter Thriller, dessen durchgehende Spannung der Schreibekunst des Autors zuzuschreiben ist.

    Die ehemalige Polizistin und Schriftstellerin Julia Malmros soll eine Fortsetzung der Millenium-Trilogie schreiben. Kim Ribbing, ein Mann außergewöhnlich in seiner äußeren Erscheinung, soll ihr dabei mit seinem Fachwissen helfen. Doch unweit von Julias Ferienhaus wird die komplette Gästeschar während eines Mitsommerfestes unerbittlich hingerichtet. Nur ein junges Mädchen, posttraumatisch verstummt, überlebt. Julias Exmann Johnny wird mit den Ermittlungen betraut. Julia und Kim machen sich daran, die Täter zu verfolgen, und zwar sowohl im Word-Wide-Web als auch real um den Globus.Die Jagd auf die Auftragskiller und deren Hintermänner gestaltet sich als äußerst schwierig, auch weil Kim mit seinen Alleingängen Julia immer wieder vor neue offene Fragen stellt.

    Der Thriller ist trotz vieler Drehungen und Wendungen und Perspektivwechsel überraschend leicht lesbar. Das mag zum einen an den kurzen Kapiteln liegen, zum anderen aber auch und vor allem an der faszinierenden Erzählkunst des Autors. Die beiden Protagonisten Julia und Kim werden so empathisch und psychologisch tiefgründig geschildert, dass man sich als Leser gefühlsmäßig mit ihnen verbunden fühlt. Insbesondere die schillernde Persönlichkeit des Kim Ribbing übt eine ganz eigene Faszination aus. Die Handlung dreht und wendet sich, überrascht, schockiert und berührt den Leser.
    Kurzum, wie ich oben schon zitierte: „Lindqvist ist unglaublich gut.“
    Nicht ein Wort zu viel Andreas Winkelmann
    Nicht ein Wort zu viel (Buch)
    11.07.2023

    Rezensenten, hütet euch vor unbedachten Worten

    Als bekennender Winkelmann-Fan öffnete ich seinen neuesten Thriller mit hohen Erwartungen. Und war bereits nach den ersten Seiten hoffnungslos gefangen im Spinnennetz seiner neuesten Geschichte, die mich bis zum Ende nicht mehr losließ. Denn die Welt der Wörter, der Schriftsteller, der Buchhändler, der Buchblogger, der Rezensenten ist eine mir vertraute Welt mit all ihren Highlights, aber auch mit ihren Schatten und Eitelkeiten, die Winkelmann perfekt in seine Thriller-Szene verpackt hat.

    Faja, Buchhändlerin, erhält eine verstörende Aufgabe, mit deren Erfüllung sie ihren Kollegen Claas retten könnte, der in Todesangst gefesselt, in Folie verpackt, dem Tode nahe ist. „Erzähl mir eine spannende Geschichte. Sie darf fünf Wörter haben. Sonst muss dein Freund sterben.“ Doch ist wirklich sie gemeint? Sie zögert. Ein weiteres Opfer unterstreicht den Ernst dieses perfiden Spiels. Das Schwarmwissen der Buchblogger-Community ist gefragt. Aber auch die beiden Ermittler Simon Schierling und Jaroslav Schrader stoßen bei ihren sehr unterschiedlichen Nachforschungen an ihre Grenzen.

    Die Geschichte wird geschickt aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Die Handlung besteht aus verschiedenen Strängen, die sich im Laufe der Lektüre mehrfach kreuzen, sich unerwartet aufeinander zubewegen und auf diese Weise das raffinierte Spinnennetz entstehen lassen, das den Thriller zum unausweichlichen Pageturner macht. Der kluge und raffinierte Plot packte mich. Der Autor hat eine besondere Fähigkeit, seine Protagonisten so differenziert, feinfühlig und psychologisch nachvollziehbar zu schildern, dass man glaubt, sie zu verstehen. Und eine ihm wichtige Botschaft hat Winkelmann ganz unauffällig in der Handlung versteckt als Kämpfer für die Leisen und gegen die Schreihälse in der Branche: „Bücher brauchen keinen Krawall, keine Marktschreierei…. Ihr Inhalt schleicht sich auf leisen Sohlen in die Gedanken der Menschen … hinterlässt Spuren, die niemals verwischen…“

    Fazit: Ein kluger, ein raffinierter und durchweg spannender Thriller, der die Kraft der Wörter gekonnt in Szene setzt.
    Die Zeitreisende Ute Lemper
    Die Zeitreisende (Buch)
    11.07.2023

    Ein absoluter Lese-Leckerbissen


    Normalerweise sind Autobiographien, von Prominenten (oder Ghostwritern) geschrieben, nur mäßig interessant und vor allen Dingen sprachlich ohne Anspruch. Das Buch von und über Ute Lemper, zum 60. Geburtstag herausgebracht, ist eine rühmliche Ausnahme. Ute Lemper haben wir in Deutschland irgendwie aus den Augen verloren, obwohl sie doch eine der Wenigen ist, die sich ein echter Weltstar nennen darf und auf die wir stolz sein könnten. Ihre Vielseitigkeit, ihr überragendes Können als Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin, kurzum als beeindruckende Künstlerin, hat die Welt überzeugt. Dazu kommt für mich nach Lektüre des Buches noch ihre außerordentliche schriftstellerische Begabung. Das Buch lohnt sich zu lesen!



    Ute Lemper hat schon einmal vor Jahren eine Autobiographie geschrieben. Aus dieser zitiert sie in der ersten Buchhälfte sehr viel, aber nicht aus Bequemlichkeit, sondern unter gleichzeitiger Reflektion ihrer Entwicklung seit diesem ca. 30 Jahre alten ersten Buch. Solch eine Reflektionsfähigkeit ist wahrlich nicht jedem Künstler gegeben. Sie beschreibt die hellen und dunklen Seiten ihres prall vollen Künstlerlebens ungeschönt, offen und selbstkritisch. Immer aber spricht aus den Erzählungen ihre unabdingbare Leidenschaft für ihr Tun. Sie weiß was sie kann, wurde mit vielen Preisen im Verlauf ihrer Weltkarriere ausgezeichnet, aber sie zeigt sich an keiner Stelle im Buch überheblich. Wir gewinnen einen tiefen Einblick in die vielen Facetten des Denkens und Fühlens der Ute Lemper als Künstlerin, als Mensch, als Frau, als Mutter. Und wir dürfen erahnen, welch ungeheuere Bandbreite ihr künstlerischen Tun auszeichnet. Ihre hellwachen Gedanken zu zeitgeschichtlichen Ereignissen fand ich ebenso interessant. Was für mich das Buch jedoch zusätzlich zu einer besonderen Lektüre machte, war die wunderbare, teilweise fast poetisch zu nennende Sprache, in der Ute Lemper erzählt. Ihr gelingt es auf beeindruckende Weise, Innerseelisches in Wortbilder zu fassen. Manche Sätze möchte man am liebsten in großen Buchstaben an die Wand hängen.



    Kurzum: Eine außergewöhnlich gut geschriebene, facettenreiche und sehr offene Autobiographie einer Vollblutkünstlerin und ein echter Lese-Leckerbissen!
    Nicht ein Wort zu viel Andreas Winkelmann
    Nicht ein Wort zu viel (Buch)
    20.06.2023

    Rezensenten, hütet euch vor unbedachten Worten

    Als bekennender Winkelmann-Fan öffnete ich seinen neuesten Thriller mit hohen Erwartungen. Und war bereits nach den ersten Seiten hoffnungslos gefangen im Spinnennetz seiner neuesten Geschichte, die mich bis zum Ende nicht mehr losließ. Denn die Welt der Wörter, der Schriftsteller, der Buchhändler, der Buchblogger, der Rezensenten ist eine mir vertraute Welt mit all ihren Highlights, aber auch mit ihren Schatten und Eitelkeiten, die Winkelmann perfekt in seine Thriller-Szene verpackt hat.

    Faja, Buchhändlerin, erhält eine verstörende Aufgabe, mit deren Erfüllung sie ihren Kollegen Claas retten könnte, der in Todesangst gefesselt, in Folie verpackt, dem Tode nahe ist. „Erzähl mir eine spannende Geschichte. Sie darf fünf Wörter haben. Sonst muss dein Freund sterben.“ Doch ist wirklich sie gemeint? Sie zögert. Ein weiteres Opfer unterstreicht den Ernst dieses perfiden Spiels. Das Schwarmwissen der Buchblogger-Community ist gefragt. Aber auch die beiden Ermittler Simon Schierling und Jaroslav Schrader stoßen bei ihren sehr unterschiedlichen Nachforschungen an ihre Grenzen.

    Die Geschichte wird geschickt aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Die Handlung besteht aus verschiedenen Strängen, die sich im Laufe der Lektüre mehrfach kreuzen, sich unerwartet aufeinander zubewegen und auf diese Weise das raffinierte Spinnennetz entstehen lassen, das den Thriller zum unausweichlichen Pageturner macht. Der kluge und raffinierte Plot packte mich. Der Autor hat eine besondere Fähigkeit, seine Protagonisten so differenziert, feinfühlig und psychologisch nachvollziehbar zu schildern, dass man glaubt, sie zu verstehen. Und eine ihm wichtige Botschaft hat Winkelmann ganz unauffällig in der Handlung versteckt als Kämpfer für die Leisen und gegen die Schreihälse in der Branche: „Bücher brauchen keinen Krawall, keine Marktschreierei…. Ihr Inhalt schleicht sich auf leisen Sohlen in die Gedanken der Menschen … hinterlässt Spuren, die niemals verwischen…“

    Fazit: Ein kluger, ein raffinierter und durchweg spannender Thriller, der die Kraft der Wörter gekonnt in Szene setzt.



    Der Follower Chris Meyer
    Der Follower (Buch)
    14.06.2023

    Vorsicht: Abgrundtief grausam und böse


    Wer den Prolog nervlich schafft, kann getrost weiterlesen. Denn der Thriller lässt nichts aus an Szenen äußerster Brutalität und abgrundtiefer Bosheit, die bis ins letzte Detail beschrieben werden. Mich hat das Buch durchgehend sehr, sehr gut unterhalten, auch wenn die Handlung nicht unbedingt immer logisch-plausibel nachzuvollziehen war.

    Tom Bachmann mit seinen besonderen Seelenleser-Fähigkeiten, der mit gewissen Schatten aus seiner Vergangenheit belastet ist, wird von einer Bekannten um Hilfe gebeten, deren Freundin verschwunden ist. Da die Vermisste weiterhin Fotos von sich auf Instagram hochlädt, nimmt niemand die Sorge der Freundin ernst. Tom jedoch erkennt, dass die Fotos eine Tote zeigen und ahnt sehr schnell, dass er einem Serienmörder auf der Spur ist.

    Die Autorin schreibt von der ersten Seite an bis zum Ende hinreißend spannend. Ihr klarer Schreibstil, der ohne jegliche lyrische Schnörkel nüchtern und deutlich erzählt, packt den Leser und reißt ihn mit in diesen Strudel aus in der Kindheit erlittenen Seelenverletzungen und den psychologisch nachvollziehbaren qualvollen Versuchen, den früheren Traumata zu entfliehen. Rasant und in einem sich stetig weiter aufbauenden Spannungsbogen wird die Handlung vorangetrieben, wobei deren Vielschichtigkeit die Spannung auf keiner Seite schmälert, im Gegenteil. Die außerordentlich stark und eindrücklich gezeichneten Charaktere lassen ins tiefste Innere blicken und den Leser erschaudern.

    Fazit: Ein unglaublich gut geschriebener, unglaublich grausam-brutaler und unglaublich spannender Thriller!
    Ein Garten voller Bücher Alba Donati
    Ein Garten voller Bücher (Buch)
    06.06.2023

    Die Buchhandlung als Fenster zur Welt


    Dieses Buch wurde völlig unerwartet zu meinem Schatzkästchen, inspirierend, bereichernd und beglückend, aber auch durch seine Überfülle stellenweise ermüdend. Auf jeden Fall ein Buch, das ich immer wieder in die Hand nehmen werde.
    Alba Donati ist Dichterin mit einem immensen Buchwissen. Dass sie auf die Idee kommt, in ihrem Heimatdorf mit 180 Einwohnern auf 1000 m Höhe eine Buchhandlung zu etablieren, ist ziemlich verrückt. Doch als moderne Frau mit unfassbarer Liebe zu Büchern ausgestattet, setzt sie ihre Idee dank Vernetzung in den Sozialen Netzwerken, Crowdfunding und einigen Unterstützern durch. Mit viel Liebe zum Detail startet ihre Gartenzimmer-Buchhandlung. Doch Corona beginnt und ein Jahr nach Eröffnung zerstört ein Brand die Buchhandlung. Doch Alba Donati gibt nicht auf und viele Bewohner des Dorfes packen mit an, um die Buchhandlung wieder auferstehen zu lassen.
    Die Autorin lässt uns im vorliegenden Buch durch tägliche Notizen ein halbes Jahr lang teilhaben an allem, was rund um die Buchhandlung geschieht, an Familienverstrickungen, Dorfgeschichten, welche Besucher von welchen Büchern angelockt werden und welche Buchbestellungen täglich eingehen. Wir erfahren auch Nachdenkenswertes über innere Befindlichkeiten und Überlegungen der Autorin über das Leben, oftmals angeregt durch ihre eigene Lektüre. Die Tagebucheinträge brachten sehr viel kreative Inspiration. Sie waren meistens unterhaltsam zu lesen, weil mit leichter erzählerischer Hand geschrieben. Doch es gab auch Stellen, die mir zu viel wurden, wie zum Beispiel die Berichte über die undurchsichtigen, verworrenen Familienverhältnisse. Es gab viel zu googeln während des Lesens, das war ebenso anstrengend wie das Lesen an sich durch die kleine Serifenschrift. Schade auch, dass der Einband trotz sorgfältigster Behandlung an den Ecken und Kanten seine Farbe verlor und so das Buch sehr schnell ein schäbiges Äußeres bekam.
    Das Titelbild, ein Blick aus dem Fenster der Buchhandlung hinaus in die umgebende Landschaft, ist perfekt gewählt, denn was sonst ist eine Buchhandlung, auch eine kleine, als ein Fenster zur Welt. Eine Buchhandlung, in der es „nicht alles, aber viel von dem gibt, was wir brauchen“.
    Der fabelhafte Herr Blomster - Ein Schulkiosk voller Geheimnisse Sven Gerhardt
    Der fabelhafte Herr Blomster - Ein Schulkiosk voller Geheimnisse (Buch)
    04.06.2023

    Ein rundum gelungenes Kinderbuch


    Da ist dem erfahrenen Kinderbuch-Autor Sven Gerhardt ein verlockender Start einer neuen Reihe rund um den fabelhaften Herrn Blomster gelungen, so verlockend, dass man jetzt schon ungeduldig auf das Erscheinen des nächsten Bandes wartet.

    Herr Blomster mit Fliege am Hemdkragen verkörpert einen sehr ungewöhnlichen, schlicht wirkenden und doch sehr klugen und ideenreichen Hausmeister, den Kindern zugewandt und sehr, sehr verständnisvoll. So fabelhaft, wie man ihn sich nur wünschen kann. Die Meta-von-Magnolien-Schule ist auch irgendwie anders, genauso wie sein Hausmeister. Doch das ahnt Anton noch nicht, als er sehr unsicher seinen ersten Schultag an der MvM-Schule startet. Doch schon Antons erste Begegnung mit Herrn Blomster verläuft so, dass Anton schnell seine Angst verliert. Herr Blomster hütet nämlich in einem unterirdischen Gewölbekeller allerlei „Gerümpel“ und holt manchmal etwas daraus hervor, was einem Kind helfen kann. Und tatsächlich findet Anton überraschend schnell neue Freunde. Ein geheimnisvoller Schlüssel, eine spannende Schatzsuche und eine Riesenüberraschung zum Schulfest lassen die Lektüre zu einem aufregenden Leseerlebnis werden.

    Die Geschichte hat alles, was Kinder lieben. Das bekannte Umfeld eines Schulalltags wird in diesem Buch Schauplatz einer aufregenden Schatzsuche. Ein wenig fantastisch, sehr fantasievoll und vor allen Dingen richtig spannend erzählt Sven Gerhardt. Mit Herrn Blomster wurde eine Figur geschaffen, die jedem Menschen Wertschätzung erweist und damit Unsicherheiten und Ängste wegnimmt und auf kreative Weise Konflikte aus dem Weg schafft. Überhaupt ist die Botschaft des Buches, Toleranz auszuüben, anderen Menschen Toleranz und Respekt zu erweisen und den Wert von Freundschaft zu erkennen. Es vermittelt Werte, die bleiben, auch wenn die Welt sich weiter und weiter dreht wie ein Karussell. Ein geschickter schriftstellerischer Kunstgriff sind die gelegentlich eingefügten kurzen Tagebucheinträge der Schulgründerin Meta von Magnolien aus dem Jahr 1902, durch die sich so manche Seltsamkeiten in der Gegenwart der Meta-von-Magnolien-Schule nach und nach erklären.
    Kurzum: Fantasie, Spannung und sympathische Protagonisten, dazu feine Illustrationen von Marie Braner sind die ideale Mischung für ein Kinderbuch, das ich schon 6-Jährigen vorlesen würde und ab 8 Jahren zum Selberlesen sehr, sehr gerne empfehlen möchte.
    Die Unverbesserlichen - Die Revanche des Monsieur Lipaire Die Unverbesserlichen - Die Revanche des Monsieur Lipaire (Buch)
    29.05.2023

    Hat mich nicht überzeugt


    Das Autorenpaar als Schöpfer der Kluftinger-Romane war mir wohlbekannt. Dass die Beiden nun ihre geistige Wirkstätte vom Allgäu nach Frankreich verlegt haben, war an mir vorüber gegangen und erst jetzt durch den vorliegenden Band bewusst geworden. Irgendwie befremdlich wirkte für mich der Wechsel. Dennoch ließ ich mich neugierig auf dieses Buch ein, hatte aber prompt aufgrund der fehlenden Kenntnisse des ersten Bandes einige Schwierigkeiten, mit den handelnden Personen bzw. ihren Namen vertraut zu werden.
    Der Inhalt in aller Kürze: Die Gaunertruppe rund um Monsieur Lipaire möchte gerne ungestört die Sonne der Cote d’Azur genießen, doch die selbsternannte Adelsdynastie Vicomte will das Städtchen Port Grimaud völlig unter ihre Herrschaft bringen. So müssen sich die Gauner erneut zusammenraufen, um der Familie Vicomte Einhalt zu gebieten und Port Grimaud wieder zu einem idyllischen und bezahlbaren Örtchen zu machen.
    Nach den ersten Startschwierigkeiten, siehe oben, bekamen die Personen nach und nach für mich Kontur. Dank der bildhaften Schilderungen gewannen sie zunehmend in ihren Gesten und filmreifen Outfits vor meinem inneren Auge Individualität. Aber meine Sympathie gewannen sie nicht. Die überzeichnete Klamaukigkeit war ganz und gar nicht mein Geschmack und traf an keiner Stelle meinen Humor. Zu oft hatte ich die Filme von Louis Funès vor Augen. Und war von der angestrengten Witzigkeit erschöpft. Zwar ließ sich der Roman leicht und flüssig lesen, aber gefesselt hat er mich dank seiner Vorhersehbarkeit leider nicht. Die ellenlangen Dialoge wirkten auf mich wie die Seiten aus einem Drehbuch. Mag übrigens gut sein, dass mit guten Schauspielern und einer geschmackvollen Regie „Die Unverbesserlichen“ zu einem vergnüglichen Ganoventruppe-Film werden könnte. Im Buch haben mich die Gauner und ihre Schöpfer leider enttäuscht.
    Für jede Liebe ein Problem Anita Kelly
    Für jede Liebe ein Problem (Buch)
    29.05.2023

    Für mich das schlechteste Buch seit langem


    Es gehört schon etwas Mut dazu, die eigene Meinung zu diesem Buch klar und direkt auszudrücken. Deshalb überlegte ich erst eine Weile, ob ich meine Meinung „sanft“ verpacken sollte. Aber das wäre letztlich unehrlich. Da soll man mir lieber nachsagen, ich sei altmodisch, von gestern, nicht up to date. Weil ich Sprache liebe, gute, inspirierte Sprache, die zu lesen Genuss ist und die die erzählte Geschichte zu einem mit allen Sinnen erlebbaren Abenteuer macht.
    Das vorliegende Buch könnte vom Plot her eine nette, leichte Unterhaltung sein. So war zumindest meine Erwartung. Doch der entsetzliche, zwanghaft vergewaltigte Sprachstil, um queerem und nonbinärem Sein modisch gerecht werden zu wollen, ist für mich so schmerzhaft grausig und unlesbar, dass ich die Lektüre irgendwann abbrechen musste.
    Die verquasten Sätze, die oberflächliche, mit nichts wirklich in die Tiefe gehende Schilderung der Personen und die Verhohnepipelung der deutschen Sprache empfand ich als Beleidigung. Beleidigung des Lesers und vor allen Dingen Beleidigung eines Themas, das wahrlich mehr Ernsthaftigkeit und mehr psychologische Tiefe verdient hätte. Wenn wenigstens ein wenig echte Freude am Kochen vermittelt worden wäre. Doch auch hier nichts als Plattitüden und Klischees.
    Fazit, sorry: Für mich das schlechteste Buch seit langem.
    Wenn Worte töten Anthony Horowitz
    Wenn Worte töten (Buch)
    21.05.2023

    Gemächliche Erzählweise einer geschickt verschachtelten Handlung


    Große Lesefreude hatte ich mit dem Kriminalroman „Der Tote aus Zimmer 12“ von Anthony Horowitz, in dem der Autor auf raffinierte und exzellente Weise den modernen englischen Kriminalroman ins Extreme führte. Ich zumindest hatte Spaß an den raffinierten Wegen langsam-schleichender Aufklärung. An dem vorliegenden Kriminalroman hatte ich allerdings völlig unerwartet nicht so viel Freude.
    Auf der Kanalinsel Alderney findet ein Literaturfestival statt, zu dem der Ex-Polizist Daniel Hawthorne zusammen mit Anthony Horowitz, seinem „Assistenten“, eingeladen sind. Horowitz möchte seinen neuesten Roman vorstellen, einen weiteren Kriminalfall mit Hawthorne. Doch der Mäzen des Festivals wird brutal ermordet, und so bleibt Hawthorne und Horowitz nichts anderes übrig, als eigene Nachforschungen zu betreiben, umso mehr, als ein weiterer Mord die beschauliche Insel erschüttert.
    Langsam, sehr langsam wird erzählt. Zwar lässt sich der Roman flüssig und abwechslungsreich lesen, aber es braucht schon eine große Portion innerer Gelassenheit, um dem Kriminalroman in alle Winkel hin zu folgen. Die Fülle detailreicher, atmosphärisch gut nachspürbarer Schilderungen und allerlei sich öffnender Nebenschauplätze lassen nach einer Weile die Neugier auf das Buch kleiner und kleiner werden. Zumindest ging es mir so, weil ich nicht genug entspannte Lesezeit hatte, um mich auf den Facettenreichtum und die gemächliche Erzählweise wirklich einzulassen. Eine interessante Idee ist es ja durchaus, dass sich der Autor selbst in die Geschichte einbaut. Aber wie die beiden Hauptakteure miteinander umgehen, störte mich, fand ich stellenweise sogar recht unschön. Falls das englischer Humor sein sollte, habe ich ihn leider nicht verstanden. Für den Leser ist es fast unmöglich, dem Mörder auf die Spur zu kommen. Viel zu raffiniert mit vielen Irrwegen wird erzählt. Das ist schon besondere Schreibekunst. Dennoch hat mich das Buch nicht wirklich überzeugt, was jedoch an mir liegen mag.

    Fazit: Ein sehr langsam erzählter und dadurch nur mäßig spannender Kriminalroman mit geschickt verschachtelter Handlung.

    Der Traum vom einfacheren Leben Anna Fredriksson
    Der Traum vom einfacheren Leben (Buch)
    16.05.2023

    Ermüdend dahinplätschernder Roman

    Hmmm, ich hatte nicht erwartet, dass ich beim Lesen dieser Familiengeschichte regelmäßig müde wurde, richtig müde. Gut, mir fehlt die Kenntnis von Band 1 und dadurch die Chance, dass mir die handelnden Personen bereits ans Herz gewachsen wären. Dass ich jedoch auch im Verlauf des Weiterlesens nicht wirklich warm wurde mit den Protagonisten, war unerwartet und sehr enttäuschend.
    Es widerstrebt mir, die Verlagsangabe zum Buchinhalt stupide zu wiederholen. Aber es gelingt mir auch nicht, die Handlung aus meiner Sicht einigermaßen überschaubar darzustellen. Der Roman erzählt die Familiengeschichte rund um die Frauen aus drei Generationen in einem schwedischen Fischerdorf, die auf unterschiedliche Weise versuchen, sich zu verwirklichen, jedoch untereinander schwierige Beziehungen unterhalten.
    Der Autorin gelingt es bildhaft-plastisch, die Landschaft und die jeweilige Umgebung zu schildern. Hier gewann ich beim Lesen eine gute Vorstellung der entsprechenden Atmosphäre. Überhaupt keine Vorstellung jedoch gewann ich von den Protagonisten und entsprechend entstand in mir auch keinerlei emotionale Bindung zu den einzelnen Frauen. Erzählt wurde aus verschiedenen Perspektiven. Immerzu ging es um innere oder auch äußere Konflikte untereinander, ohne dass jedoch ein Bild dazu in meinem Kopf entstand. Entsprechend egal wurde mir irgendwann auch, was die einzelnen Frauen umtreibt, insbesondere da nicht alles für mich psychologisch nachvollziehbar war. Letztlich las ich nur noch aus Pflichtgefühl weiter in diesem ermüdend dahinplätschernden Roman. Schade.

    Reiz niemals einen Drachen (Band 2) Annette Roeder
    Reiz niemals einen Drachen (Band 2) (Buch)
    13.05.2023

    Band 2 einer aufregenden Drachen-Geschichte

    Leider fehlt mir die Kenntnis von Band 1. Das bedauere ich sehr, denn ohne Wissen um die Vorgeschichte kam ich nur mühsam hinein in die Handlung von Band 2. Insbesondere mit den Namen, die teilweise ja doch sehr seltsam sind (Defnes z. B.), hatte ich zunächst einige Schwierigkeiten. Vielleicht wäre ein Personen- und Tierverzeichnis mit ein paar zusätzlichen Stichwörtern zu Beginn der Geschichte hilfreich gewesen.
    Museumsdirektor Wahnschaffe und die Postbotin Sina Sinnreich sind auf der Jagd nach Papalote, dem Drachen, um ihn zu töten und das Drachenblut zu Kosmetika zu verarbeiten. Es gibt einen Brief von Anne, der Malerin, mit Hinweisen darauf, dass es einen zweiten Drachen geben soll, der aber noch in seinem sicheren Versteck schläft. Clemens und Bahira, die mit Ehepaar Maus nach Mallorca gefahren sind, setzen alles daran, Papalote zu beschützen und den beiden Drachenfängern, die nachgereist gereist sind, eine Falle zu stellen. Und natürlich wollen sie Papalotes Artgenossin finden. Doch Doktor Wahnschaffe und Sina Sinnreich lassen sich nicht abschütteln und bleiben Clemens und Bahira gefährlich nah auf den Fersen…
    Das Buch ist aufwändig und reizvoll aufgemacht. Papalote blickt durch ein Fenster im Buchdeckel den Leser mit gewitztem Blick an, und der pinkfarbene Buchtitel lädt zusätzlich unübersehbar zum Lesen ein. Die Illustrationen im Buch selbst sind sehr fein und detailgenau gezeichnet, allerdings wiederholen sie sich leider. Warum für die Zielgruppe der 9-Jährigen noch eine große Schrift nötig ist, erschließt sich mir nicht, macht aber auf jeden Fall das Vorlesen angenehmer und lockt vielleicht auch jüngere Leser an. Die Geschichte ist abwechslungsreich und mitunter humorvoll. Die Kinder lösen die Probleme sehr ideenreich. Durch viele Wendungen im Geschehen bleibt die Geschichte durchweg spannend. Doch was mir persönlich gar nicht gefällt, sind diese dumpfen Redewendungen wie „Mein lieber Scholli“ oder „Bullshit“ oder „Logo“ usw. Wenig lustig finde ich auch, wenn die Kinder eine Eistüte in den Flummi-Automaten drücken oder wenn mit Essen geworfen wird. Das hätte nicht sein müssen.
    Fazit: Ein gut zu lesendes, unterhaltsames Buch für Drachenfans. Bitte jedoch unbedingt vorher Band 1 lesen!
    Richter jagen besser Thorsten Schleif
    Richter jagen besser (Buch)
    12.05.2023

    Unterhaltsame, humorvolle Lektüre

    Der Erstlingsroman dieses Autors hatte mich restlos begeistert. Denn gerade die ausgewogene Mischung von kritischer Intelligenz und unterhaltsamem Humor fand ich ganz wunderbar. Beim nun erschienenen Nachfolgeband waren meine Erwartungen dementsprechend hoch. Zu hoch vermutlich.

    Amtsrichter Siggi Buckmann hat sich der bedingungslosen Gerechtigkeit verschworen, obwohl er doch selbst einen dunklen Fleck auf der ansonsten reinen Weste hat.
    Als sein früherer Mentor tot im Wald tot aufgefunden wird, macht sich Siggi zusammen mit der äußerst anziehenden und klugen Journalistin Robin Bukowsky auf die Suche nach dem Schuldigen. Und sticht dabei in ein Wespennest von Korruption, Mafia-Morden und miesen Immobilien-Geschäften. Schlimmer noch – einige Vorkommnisse lassen in Siggi wachsendes Misstrauen gegenüber Robin entstehen.

    Ja, auch in diesem zweiten Band gab es Stellen zum Schmunzeln und ab und zu einen kleinen Seitenhieb in Richtung Justiz-Schelte. Gut erzählt ist die Geschichte auch. Wenn ich nicht Band 1 gekannt hätte, wäre ich mit dem Leseerlebnis durchaus zufrieden gewesen. So aber komme ich nicht umhin, die Brillanz von Band 1 zu vermissen. Mit fehlte die sarkastische Scharfzüngigkeit und der manchmal bissige, manchmal urkomische Witz von Band 1. Allzu klischeehaft wurden der Ministerpräsident und sein dümmlich-reicher Sohn gezeichnet. Schade auch, dass die vielen Leerseiten einen Buchumfang vortäuschen, den das Buch gar nicht hat. Glücklicherweise durfte Kater Grisu, mein absoluter Liebling, gegen Ende des Buches mehrmals deutlich seine Meinung vertreten.

    Fazit: Sehr unterhaltsamer, humorvoller Krimi, der leider an die Brillanz von Band 1 nicht ganz heranreicht.

    Diabolisch Jonas Wagner
    Diabolisch (Buch)
    10.05.2023

    Das teuflisch Böse im Menschen


    Bei diesem Thriller stand für mich an erster Stelle der Plot, dessen Ausgangssituation von Beginn an für Entsetzen sorgte. Das Buch ist leicht und schnell lesbar und alles in allem sehr spannend. Und doch gibt es negative Anmerkungen, die mir jedoch das packende Leseerlebnis nicht wirklich schmälerten.
    Zwei Kinder, Alex 6-jährig und seine wenig ältere Schwester Lotte, werden von ihrem Vater nach dem Turnen nicht abgeholt. Es ist Winter, es beginnt zu schneien, die Kinder frieren. Etliche Erwachsene sehen die Kinder in der Kälte stehen, kümmern sich jedoch nicht. So machen sich die Beiden schließlich im Finstern zu Fuß auf den langen Heimweg. Lotte kommt zuhause an, Alex nicht. 27 Jahre später geschieht ein brutales Verbrechen nach dem anderen im ehemaligen Heimatdorf von Lotte und Alex. Oberkommissarin Larissa Flaucher stößt bei ihren Ermittlungen im Laufe der Zeit mehr und mehr auf unerwartete und entsetzliche Zusammenhänge.
    Das Cover ist genial gestaltet, auch wenn ich erst auf den zweiten Blick erkannte, dass es sich um die im Thriller so wichtige Straße mit Bushaltestelle handelt. Die Handlung switcht in kurzen Kapiteln zwischen den Jahren 1995 und 2022 hin und her. Dazwischen eingefügt sind die kindlich-naiven und ans Herz gehenden Tagebuchnotizen von Lotte. Auch wenn ich recht schnell vermutete, welche Zusammenhänge hinter den gehäuften Morden stehen, las ich das Buch in einem Rutsch durch, weil mir Aufbau und Erzählstil spannende Lesekost servierten. Erst nach Beendigung der Lektüre wurde mir bewusst, dass uns der Autor hier einen Thriller serviert, der böse ist, teuflisch böse. Insofern hat das Buch den perfekten Titel. Es gibt keine einzige Person, die als Sympathieträger taugt oder gar dem Bösen versucht Einhalt zu gebieten. Abstoßende, widerwärtige, egoistische, ekelerregende, grausame Protagonisten und brutal-teuflische Rache bestimmen die Handlung. Es hätte dem Thriller sicher gut getan, wenn er die Welt nicht nur Schwarz gemalt hätte, sondern auch Platz gelassen hätte für Grau und Weiß. Erst im Kontrast wäre das eigentlich Diabolische, das abgrundtiefe Schlechte im Menschen, glaubwürdig geworden.


    La Cucina con Amore Giuseppe Messina
    La Cucina con Amore (Buch)
    08.05.2023

    Für Kocherfahrene mit dickerem Geldbeutel

    Eine gute Idee ist es durchaus, ein Kochbuch auf den Markt zu bringen, das Anregungen und Unterstützung bietet, um einen Freundeskreis oder mehrere Familienmitglieder zu verköstigen, ohne total in Stress zu geraten. Völlig zu Recht wird im Vorwort auf die Wichtigkeit hingewiesen, dass Menschen in sozialen Kontakt zueinander treten, dass Geselligkeit das A & O menschlichen Miteinanders ist und dass man diese Zusammenkünfte durch gutes Essen feiern sollte. Das Kochbuch tritt mit dem Vorsatz an, dem oder den Einladenden den Stress der Essenszubereitung zu erleichtern.
    Das Äußere des Buches ist vom Material her so gemacht, dass es in der Küche ruhig mitten drin liegen kann. Die Buchseiten sind auf schwerem, glattem Papier gedruckt. Eventuelle Flecken haben da wenig Chancen sich niederzulassen. Die Covergestaltung allerdings wirkt durch das relativ kleine Foto wenig ansprechend und schon gar nicht die Freude des Zusammenkommens vermittelnd. Weiße Schrift auf gelbem Untergrund lässt weder den Autor noch den Buchtitel gut erkennen. Leider bringen auch die Fotos im Inneren des Buches keine Freude am Kochen zum Ausdruck. Ich persönlich finde die tätowierten Fingerglieder und Arme, die auf den Fotos gelegentlich auftauchen, abstoßend. Und das platte Abfotografieren des fertigen Gerichts als Draufsicht von oben ist erstens wenig künstlerisch, zweitens vermitteln diese Fotos an keiner einzigen Stelle einen appetitanregenden „Glanz“, das besondere Etwas. Das Essen duftet nicht, es wirkt nicht. Das ist sehr schade. Tja, und dem eigentlichen Anspruch, Gästeverköstigung stressfrei werden zu lassen, kommt das Buch aus meinen Augen auch nicht wirklich nach. Ich bin keine routinierte, erfahrene Köchin. Allein schon beim Durchlesen der Rezepte bricht mir der Schweiß aus, denn aus Laiensicht ist viel Aufwand nötig. Viel Unbekanntes (was ist zum Beispiel Pecorino) wird als bekannt vorausgesetzt. Zutaten, die man an meinem kleinen Wohnort nicht erhält, werden ohne Alternative benötigt. Wenn man die Rezepte durchliest, habe ich den generellen Eindruck, dass ich mir es gar nicht leisten könnte, diese Rezepte für mehrere Personen umzusetzen. Und, was ich auch für sehr wichtig halte, fehlt bei den Rezepten: Nämlich klare Angaben der benötigten Arbeitszeit, sowohl was Vorbereitung als auch Zubereitung betrifft.

    Fazit: Ein Kochbuch für Kocherfahrene mit dickerem Geldbeutel und reichlich freier Zeit.
    Kommissarin Moll und die Tote aus der HafenCity Isabel Bernsmann
    Kommissarin Moll und die Tote aus der HafenCity (Buch)
    30.04.2023

    Mäßig spannende Krimiunterhaltung mit einigen Schwachstellen

    Dieser zweite Band der Reihe um Kommissarin Moll ist definitiv nicht dafür geeignet, gelesen zu werden, wenn man Band 1 nicht kennt. Der Leseeinstieg war für mich recht holprig, denn es machte mir einige Mühe, mich zwischen den Protagonisten zurecht zu finden. Vielleicht hätte die Autorin ein wenig mehr Mühe aufwenden können, die wichtigen Personen für „Neuleser“ so darzustellen, dass man sich ein inneres Bild hätte machen können. Es gibt ja mehrere schreibtechnische Kniffe, dies zu tun, ohne den Erzählfluss zu stören.
    Der Inhalt hier kurz angerissen: Hauptkommissarin Fredrica Moll kommt aus „vornehmem“ Haus. Sie ist Privilegien gewohnt und handelt stets eigenwillig ohne Rücksicht auf andere. Ihr Kollege Christian Lauterbach war wohl schon einmal Opfer dieser Rücksichtslosigkeit geworden, was die Zusammenarbeit durchaus belastet. Die beiden sollen eine Cold Case Unit aufbauen, eine langweilige Akten-Tätigkeit. Überraschend beauftragt sie der Chef, sich ganz konkret um den Fall einer nicht identifizierten Leiche kümmern, die vor sieben Jahren in einer Baugrube in der Hamburger HafenCity gefunden worden war. Es lassen sich keine Ansatzpunkte finden, um weiterzukommen. Doch Frederica mit ihren unkonventionellen Ideen bringt Überraschendes zu Tage.
    Was mir gut gefällt, sind die Ortsbeschreibungen, auch wenn sie oftmals so klingen, als seien sie aus einem Reiseführer abgeschrieben worden. Auf jeden Fall machen die Beschreibungen Lust, einige der beschriebenen Stadtteile und Winkel selbst einmal zu entdecken. Was mir einerseits gefällt, ist aber auch gleichzeitig ein Negativum, denn diese Ortsinformationen werden oftmals handelnden Personen in den Mund gelegt, die dann monologartig im Gespräch mit Kollegen langatmig referieren. Überhaupt sind die Dialoge oftmals weit, weit weg von dem, wie sich Menschen im Berufsleben miteinander unterhalten. Dieses Redenhalten statt echter Dialoge lässt das Miteinander oftmals hölzern und langatmig wirken. Der Spannungsbogen ist mäßig, leider ahnt man sehr schnell die Lösung. Unnötige vielfache Wiederholungen wie der Griff in den Shopper, der Griff nach Gummibärchen usw. nervt. Was jedoch jemanden „vom Fach“ wirklich aufregt, ist die Neigung der Autorin, mit psychiatrischen Diagnosen und fragwürdigen psychologischen Deutungen um sich zu werfen. Unnötig und vor allen Dingen oftmals nicht richtig.
    Fazit: Der zweite Band einer Kriminalromanreihe, der mit guten Ortsbeschreibungen und mäßiger Spannung aufwartet. Für unkritische Leser sicher durchaus unterhaltsam zu lesen.
    Vida und der Sommerzauber Bjarne Reuter
    Vida und der Sommerzauber (Buch)
    26.04.2023

    Zauberhaft und fantasieanregend



    Im Titel findet man völlig zu Recht das Wort Zauber. Denn tatsächlich finde auch ich bei der Beschreibung meines Eindruckes über dieses Buch immer wieder das Wort Zauber als das am besten passende. Der vielfach ausgezeichnete dänische Autor kennt sich in Psychologie ebenso gut aus wie in Kinderseelen. Das spürt man diesem Buch in eindrücklicher Weise an.
    Zum Inhalt nur ganz kurz: Das Geschwisterpaar Vida und Karl fahren für ein paar Ferientage zu ihrem recht wunderlichen Großvater nach Røste Espeløv, einer wunderschönen skandinavischen Landschaft. Dort erleben sie allerlei Überraschendes, Aufregendes, Rätselhaftes und Spannendes.
    Das Buch zeichnet sich bereits äußerlich durch sein großes Format aus als eine Mischung zwischen Vorlese- und Bilderbuch. Die Fülle an farbigen Illustrationen mit vielen zu entdeckenden Details belebt die mehr als 100 Seiten Text und lässt die zuhörenden Kinder auch visuell in das Geschehen eintauchen. Sehr, sehr gelungen ist meiner Meinung nach das zauberhaft schöne Cover, denn es zeigt vordergründig eine fröhliche, tierliebe Vida, spielende Tierkinder und blühende Bäume, Sommergefühle pur. Im Hintergrund jedoch zeigt sich ein undurchdringlich wirkender Wald, der Geheimnisse beherbergen könnte. Die Geschichte selbst entführt Kinder (und so manchen Erwachsenen) in eine spannende, aufregende Entdeckungsreise. Ganz großartig finde ich die Handlung, weil sie eine tolle Gratwanderung zeigt zwischen der Realität (was die Kinder mit ihrem Großvater unternehmen) und der Fantasie. Gemeint ist damit nicht eine vom Autor ausgedachte Fantasyerzählung, sondern die durch die Quatschgeschichten des Großvaters ausgelösten Fantasien einer verzauberten Welt bei Vida und Karl. Was man so alles an Abenteuern im Kopf erleben kann, wenn man der Wirklichkeit einen Funken Fantasie einhaucht, das zeigt diese Erzählung auf zauberhafte Weise. Für die Vorleser finden sich zusätzlich als kleine Bonbons mehrdeutige humorige Stellen, die nur Erwachsenen auffallen dürften.

    Fazit: Eine zauberhafte, kluge Erzählung, fantasieanregend und spannend.
    Die Guten und die Toten Kim Koplin
    Die Guten und die Toten (Buch)
    26.04.2023

    Hingerotzte Umgangssprache, nichts für mich


    Wer immer sich hinter diesem Pseudonym versteckt: Besser ist es wohl, wenn er/sie in seinem/ihrem Versteck verbleibt. Denn dieser Thriller ist offensichtlich nur für Leser geeignet, die keinen Wert auf Sprache legen. Für mich jedenfalls war die Lektüre eine einzige Leidenstour.

    Ausnahmsweise spare ich mir, den Inhalt detaillierter wiederzugeben. Denn zum einen gibt die Buchrückseite das Notwendige bekannt, zum anderen wurde es mir beim Lesen irgendwann egal, wer wann mit wem und warum. Nur so viel: Nihal Khigarian, die junge Kommissarin und Saad mit Tochter Leila finden durch alle Wirrungen hindurch irgendwie zueinander, während ringsherum Mord und Verfolgung und Korruption und Drogenrausch herrschen. Berlin halt. So will es jedenfalls der Thriller.

    Dass die Geschichte rasant ist und rasant wieder vorbei ist, liegt am Schreibstil. Im Präsens geschrieben gewinnt jede Handlung an Schnelligkeit. Wenn Personen nicht detailliert ausgearbeitet werden, sondern nur als Handelnde in Aktion in Erscheinung treten, suggeriert das Tempo. Personen ohne Persönlichkeit binden den Leser nicht ein. Klischees verstecken sich im nüchtern-reduzierten Sprachstil. Ich fand keine Schilderungen, die im Leser Bilder hätten entstehen lassen können. Gefühle flackern nur ganz sporadisch auf wie kaputte Glühbirnen. Und hinterfragen sollte man als Leser sowieso besser gar nichts. Was für mich jedoch am schlimmsten zu ertragen war, ist diese entsetzliche Sprache: Abstoßende Worthülsen, Halbsätze, hingerotzte Umgangssprache ohne Grammatik.
    Fazit: Das war für mich ein Thriller, eine Berlin-Hymne zum Abgewöhnen

    Abschied auf Italienisch Andrea Bonetto
    Abschied auf Italienisch (Buch)
    10.04.2023

    Ein wahres Lesevergnügen mit viel Lokalkolorit

    Kriminalromane, die in mir unbekannten Gegenden spielen, mag ich sehr. Ligurien war mir bislang völlig fremd. Im Internet holte ich mir das nötige Wissen rund um diesen Landstrich und durch Fotos zusätzlich einen visuellen Eindruck. Mit dieser Vorbereitung konnte ich sehr viel besser die beeindruckenden Landschaftsschilderungen im Buch nachvollziehen: Häuser, die an Felskanten kleben, mit winzigen Gärten, dem Fels abgetrotzt. Wirklich etwas ganz Besonderes, diese Reise nach Ligurien, die ich mit Andrea Bonetto unternehmen durfte.

    Commissario Vito Grassi verlässt seine Dienststelle in Rom. Er hatte sich in die Provinz versetzen lassen, denn sein Vater, zu dem er relativ wenig Kontakt hatte, war gestorben und hatte ihm das über Jahre hinweg selbst gebaute Landhaus in Ligurien vererbt, ein Haus mit atemberaubender Aussicht auf die Küste der Cinque Terre. Im Haus findet er Toni vor, eine streitbare Mitbewohnerin des Vaters, die sich bislang um das Anwesen und wohl auch um den Vater gekümmert hatte und keine Absichten zeigt auszuziehen. Zwei Morde halten den Commissario sofort in Trab. Zusammen mit seiner neuen jungen Kollegin muss Vito Grassi seine besonderen Fähigkeiten unter Beweis stellen und tritt dabei in so manches Fettnäpfchen.

    Dieser erste Band einer neuen Kriminalroman-Reihe rund um den feinfühligen Commissario Vito Grassi nahm mich von Anfang an gefangen, denn die Lektüre ließ mich einen Krimi entdecken, wie ich ihn liebe: Viel Lokalkolorit, was farbig und atmosphärisch intensiv geschildert wird. Dazu psychologisch nachvollziehbar und fein gezeichnete Protagonisten, die ganz ohne die derzeit so oft in Krimis üblichen Traumata auskommen, aber auch keine Überhelden sind, sondern die sich menschlich nah anfühlen und denen man mit Sympathie oder zumindest Verständnis begegnet. So menschelt es auch in den Dialogen unter den Kollegen, die humorvoll und teilweise mit spitzer Zunge geschrieben sind. Wohltuend empfand ich ganz besonders die folgerichtige Erzählweise, die den Spannungsbogen stets aufrecht erhält.

    Fazit: Ein ruhiger, durchaus spannender, komplexer, mit viel Lokalkolorit geschriebener Kriminalroman mit einem sympathischen Commissario, von dem ich gerne mehr lesen möchte.
    26 bis 50 von 355 Rezensionen
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