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    heinoko Top 50 Rezensent

    Aktiv seit: 16. Februar 2017
    "Hilfreich"-Bewertungen: 47
    355 Rezensionen
    Madame Tricot: So süß schmeckt das Leben Madame Tricot: So süß schmeckt das Leben (Buch)
    05.10.2019

    Wort-Pralinen - zum staunenden Schauen und genussvollen Lesen


    Die genialen Strickkunstwerke von Madame Tricot durfte ich bereits mehrmals im Original in Augenschein nehmen und war fasziniert, begeistert und voll der höchsten Bewunderung, wie es möglich ist, einen Wurstsalat oder einen Pressack oder ein Stück rohes Bratenfleisch so lebensecht zu stricken, dass man das Gefühl hat, an der Theke einer echten Metzgerei zu stehen und gleich eine Scheibe Wurst zum Probieren angereicht zu bekommen. Madame Tricot ist für mich im wahrsten Sinne des Wortes eine Strickkünstlerin! Und genau wegen ihres Namens fand das vorliegende Buch meine besondere Aufmerksamkeit. Erst mit dem zweiten Blick entdeckte ich den Glückswert dieses Geschenkbuches.
    Wer vielleicht erwartet hatte, hier konkrete Anleitungen zu finden, um selbst Bockwürstchen zu stricken oder Salami, der würde enttäuscht werden. Aber das Büchlein ist dennoch ein Anleitungsbuch, nämlich zum Glücklich-Sein und –Werden, zur Wahrnehmungsschulung für das, was gut tut. „So süß schmeckt das Leben“ ist eine Sammlung von Aphorismen, humorvollen oder nachdenklichen Texten, von Rezepten für Gelassenheit oder für einen Seelenkuchen. Allesamt wundervoll ausgewählte Texte, die Mut machen, süß wie eine Praline, Wort-Pralinen sozusagen. Die feinsinnig ausgewählten Texte werden durch die süße Maschenkunst der Madame Tricot auf liebenswerte Weise vertieft.
    Welch ein schön gestaltetes, beglückendes Geschenkbuch, dessen Texte immer wieder gelesen werden wollen. Mit einer Botschaft, die der kluge Peter Handke in kürzester Form so ausgedrückt hat: „Ich bin ja zum Vergnügen auf der Welt“. Was kann man besseres schenken als dieses die Lebenszeit Versüßendes Buch - zum Schauen, zum Lesen, zum Denken, zum Genießen!
    Gröner, S: Leles Geheimclub, Band 1: Keine Kings im Hauptqua Gröner, S: Leles Geheimclub, Band 1: Keine Kings im Hauptqua (Buch)
    27.09.2019

    Viel mehr als reine Unterhaltung


    An diesem Buch hatte ich ganz besonders viel Freude, denn die wunderbare Mischung von spannender Geschichte und allerlei Mitmach-Animationen verschafft mir als Lesepatin Anregungen für mehrere Wochen!
    Lele ist Mutmach-Botschafterin und versteckt anonyme Zettel an allen möglichen Orten in ihrer Umgebung, damit die von ihr liebevoll geschriebenen Botschaften von anderen gefunden werden können. Zusammen mit Elif, die Fremdwörter liebt, und Cleo, der besten Skateboard-Fahrerin, haben sie einen Geheimclub, die Queens, mit einem ganz und gar geheimen Treffpunkt. Doch die Jungenbande, die Kings, haben diesen Ort entdeckt und wollen ihn mit einer Drohne genauer ausspähen. Die Rache der Queens geht allerdings gründlich schief…
    Eine gekidnappte Drohne, ein verschwundener Hund und ein kluger Deal, der im gemeinsamen Handeln der beiden eigentlich verfeindeten Geheimclubs mündet – all das liest sich sehr gut, weil es vergnüglich, lebendig und durchaus spannend erzählt wird. Was mir persönlich nicht so gut gefiel, ist, dass man in der Geschichte arg leichtfertig umgeht mit Tiffi, dem Hund, als Erpressungsmittel. Der arme Tiffi muss einiges mitmachen, ohne dass dies wirklich in der Erzählung reflektiert wird. Hier wären vielleicht schon mal ein paar Sätze angebracht gewesen zum Thema, dass Hunde kein Spielzeug sind und dass man sie keinesfalls so leichtfertig und gedankenlos behandeln darf.
    Sehr schön und das Buch aufwertend sind die zusätzlich enthaltenen Mitmach-Angebote. So manch eine zum Nachdenken anregende Liste will ausgefüllt werden. Anregungen für eine Geheimsprache, eine Fremdwörterliste, die endlos ergänzt werden kann – das Buch ist ideal zum interaktiven Lesen mit meinen Lesepatenkindern. Rivalität und Freundschaft, Vertrauen und Verlässlichkeit, aber auch wie man verantwortungsvoll und feinfühlig mit Tieren umzugehen hat – all diese Themen werden offen (oder versteckt) durch das vorliegende
    Tagebuch meines Verschwindens Camilla Grebe
    Tagebuch meines Verschwindens (Buch)
    26.09.2019

    Wenn Vergessen die einzige Chance ist


    600 Seiten Lesefutter, nicht zum Nägelkauen nervenaufreibend, aber so fesselnd, dass man liest und liest und nicht mehr mitbekommt, wie die Zeit um einen herum vergeht…
    Da gibt es einen Cold Case mit einem vor vielen Jahren gefundenen Skelett an einem einsamen Platz mitten im Wald, und jetzt wiederum eine Tote, genau an dem gleichen Platz abgelegt. Ein Kommissar verschwindet. Und eine wirre Frau ohne Gedächtnis wird im Wald aufgegriffen. Da gibt es einen verunsicherten Jungen, der so gerne Frauenkleider trägt und dies als Krankheit sieht. All dies geschieht im und um den trostlosen Ort Ormberg, der mitten in den finsteren Kiefernwäldern liegt und in dem noch andere eigenbrötlerische Menschen leben, die meisten alt und resigniert. Niemand versteht, dass genau an diesem gottverlassenen Ort Flüchtlinge einquartiert werden, denen von Staats wegen viel geschenkt wird, genau vor den Augen der Bewohner, die selbst nichts haben bis auf ihre eigene heruntergekommene Bleibe.
    Camilla Grebe schreibt ohne Schnörkel, ohne unnötige Zeitsprünge, ohne die Handlung in Schnipseln zu servieren. All diese „Stilmittel“ hat sie nicht nötig. Sie schreibt aus insgesamt drei Blickwinkeln, aber immer die Handlung klar verfolgend, und das macht das Lesen so überaus angenehm. Sie nimmt sich viel Zeit, die Protagonisten in ihrer jeweiligen Sichtweise, in ihrem jeweiligen Erleben darzustellen, wobei ich persönlich die größte emotionale Nähe zu Jake, dem von vielerlei Problemen gequälten Jungen, empfand. Die junge Polizistin Malin, die in Ormberg aufgewachsen ist, tut sich schwer, erneut mit der Tristesse ihres Heimatortes zu Recht zu kommen. Und Hanne, die Profilerin, spürt zunehmend die Qualen der fortschreitenden Demenz. Durch die Augen dieser drei Personen erleben wir eine lange Zeit auf der Stelle tretende Ermittlungsarbeit, die erst gegen Ende des Buches in einer überraschenden Wendung zur Aufklärung findet. Die Stärke der Autorin liegt eindeutig in der Kraft ihrer Schilderungen der allgewaltigen Natur, deren immenser Sog grenzenlose Hoffnungslosigkeit zurücklässt. Camilla Grebes atmosphärisch dichte Schilderung der mächtigen Wälder und des von der Welt vergessenen Ortes Ormberg lassen die Menschen dort geradezu machtlos wirken, einsam und in ihrer eigenen Verlorenheit ohne Chance des Entkommens. Eisig kalt wird es dem Leser beim Eintauchen in dieses Psychogramm eines Ortes des Schweigens, denn, wie die Autorin im Nachwort schreibt: „Ormberg ist überall…“
    Menschen neben dem Leben Ulrich Alexander Boschwitz
    Menschen neben dem Leben (Buch)
    24.09.2019

    Bedrückende und beschämende Milieustudie


    1942 torpediert ein deutsches U-Boot das britische Passagierschiff, auf dem sich der 27-jährige Ulrich Alexander Boschwitz befindet. Boschwitz wird dabei getötet. Zwei Romane sind von ihm geblieben und wurden glücklicherweise von Peter Graf herausgegeben. Unfassbar tiefen Eindruck hinterließ bei mir „Der Reisende“. Aber auch das vorliegende Buch, das Boschwitz mit 22 (!) schrieb, ließ mich in seiner Intensität erschauern. Welch ein Autor!

    „Menschen neben dem Leben“ könnte keinen besseren Titel haben, denn es schildert das Berlin in den 1930er Jahren, in der Zeit der Weltwirtschaftskrise, und zwar die Welt der „kleinen Leute“, des Lumpenproletariats, der Menschen, die weit weg von Varieté und ausschweifendem Nachtleben um ihr Überleben kämpfen und um jedes Stück trocken Brot betteln müssen. Für die es einem Fest gleicht, wenn sie sich nach einer ertragreichen Betteltour ein Essen in einem der zur damaligen Zeit modernen Automatenrestaurants leisten können. Wir lernen Protagonisten kennen, deren Leben sich reduziert hat auf das Stillen der Grundbedürfnisse, die aber dennoch auch von Sehnsucht nach ein paar unbeschwerten Stunden erfüllt sind. Und so finden sie sich abends immer wieder im Fröhlichen Waidmann zusammen, einer typischen Berliner Kneipe. Der blinde Sonnenberg, der am Tag Streichholzschachteln verkauft und voll innerer Wut steckt, mit seiner geistig zurückgebliebenen Frau, die so gerne in Schaufenster guckt. Oder Tönnchen, der alles verspeist, was sich nur finden lässt. Der feige Grissmann, die verrückte Frau Fliebusch, der zu lang geratene klapperdürre Fundholz - jeder der Protagonisten verkörpert ein für die damalige Zeit typisches Leben als Bettler, Kriegsheimkehrer, Prostituierte, Verrückte. Sie treffen zusammen im Fröhlichen Waidmann, und obwohl sie nichts Gemeinsames haben außer der bitteren Armut, so gelingt es dem Alkohol auf sezierende Weise, ihre wahren Persönlichkeiten zum Vorschein zu bringen. Der Roman schildert diese aus der Zeit ins Elend Geworfenen mit einer Intensität, dass man glaubt, den Geruch feuchter modriger Kellerräume nie mehr loszuwerden. Und immer wieder hatte ich beim Lesen die Zeichnungen von Heinrich Zille vor Augen.
    Ein unfassbar dichter, intensiver, eindrücklicher, lange nachwirkender Roman, der mich bedrückte und beschämte gleichermaßen, denn wie schreibt der Herausgeber Peter Graf in seinem Nachwort so treffend: „… bei der Lektüre von Ulrich Alexander Boschwitz wird einem … die eigene alltägliche Gleichgültigkeit gewahr, denn man weiß von fremdem Unglück immer so viel, wie man wissen will…“

    Naoura, S: Superflashboy/ Geheimnis von Shao-Shao Naoura, S: Superflashboy/ Geheimnis von Shao-Shao (Buch)
    21.09.2019

    Wirklich super?


    Ehrlich gesagt – ohne Test mit meinen Lesepaten-Kindern wage ich kein ernsthaftes Urteil über dieses Buch abzugeben. Aus Erwachsenensicht war mir alles viel zu super und vor allen Dingen viel zu durcheinander…
    Klar verstehe ich, dass ein Junge, der Torben-Henrik heißt, viel lieber ein Superheld wäre, statt in seiner musikalischen Familie zu leben. Schließlich kann er mühelos 40 Liegestütze! Er gerät durch einen geheimen Zugang in die Heldenstadt Hero City, dem Ort, an dem alle Superhelden wohnen. Doch sein unbedingtes Idol Flashboy erweist sich als Musikus mit Schaumstoffmuskeln, der eigentlich viel besser in die Familie von Torben-Henrik passen würde. Da könnte man doch die Rollen tauschen. Als jedoch Torbens bester Freund Mehmet verschwindet und mit ihm noch andere Kinder, muss dieser sich beweisen…
    Die Geschichte ist actionreich, ein bisschen verrückt, streckenweise spannend erzählt. Sie enthält viele witzige Ideen, wie z. B. die sich selbst tragenden Schwebekoffer. Oder durchaus sinnvolle Gedanken wie die Tatsache, dass radioaktiver Müll aus dem Atomkraftwerk die Lebewesen verändert und dass man sich besser nicht ärgert, wenn man erfolgreich sein will. Aber dann wiederum schickt man seine eigene Kopie zum Zahnarzt. Dieses Vermeidungsverhalten gefällt mir nicht. Auch die Sprache gefällt mir nicht wirklich, sie ist durchsetzt mit Anglizismen, die ich für 8-jährige Leser für zu schwierig halte. Auch dass man beim Lesen schon mal schnell die Orientierung verliert, denn wer ist nun echt und wer eine Kopie von wem?
    Wie gesagt, ich bin gespannt, wie „meine“ Kinder auf die Geschichte reagieren werden. Vielleicht stellt sich ja heraus, dass das Buch eine super Geschichte mit super Handlung für super mutige, super tapfere kleine Lese-Helden ist, die im übrigen mit super ausdrucksstarken Illustrationen ausgestattet ist. Und dass die Botschaft ankommt, wie gut es ist, wenn man völlig unverstellt, ohne Verkleidung, zu seiner eigenen Persönlichkeit steht. Das wäre dann wirklich echt super!
    Ein anderer Takt Ein anderer Takt (Buch)
    09.09.2019

    Vollmundige Verlagswerbung - zu Recht?


    Vor mir liegt die Wiederentdeckung eines Romans, 1962 erschienen, und zwar eines Erstlingsromans eines (fast) vergessenen Autors. „Gigant“ wird der Autor in der Presse genannt, „Eine literarische Sensation“ lobt man den Roman. Warum? Das Thema ist schon in so vielen Variationen behandelt worden, in so vielen unterschiedlichen Schreibstilen verpackt, mal mehr, mal weniger packend. Warum ist dieses Buch eine Sensation? Ehrlich gesagt – ich weiß es nicht.
    Die Geschichte spielt in dem kleinen Dorf Sutton, in einem fiktiven Staat im Süden der USA gelegen. Der afroamerikanische Farmer Tucker Caliban versalzt seine Felder, schlachtet Pferd und Kuh, brennt sein Haus nieder und verlässt den Staat, gefolgt von dessen gesamter afroamerikanischer Bevölkerung. Was für ein Szenario, diese gesammelte Weigerung, noch länger in Unterdrückung zu leben. Besonders an der Erzählweise ist sicher, dass ein Afroamerikaner aus der Perspektive der zurückbleibenden Weißen berichtet. Wer wird von nun an die Feldarbeit übernehmen? Was soll nun überhaupt geschehen? Zorn und Hilflosigkeit gleichermaßen machen sich breit, schaukeln sich hoch zu einer gefährlichen Mischung…
    Sehr hilfreich war für mich der dem Roman vorangesetzte erhellende Aufsatz über Leben und Werk des Autors William Melvin Kelley. So konnte ich den Roman etwas besser einordnen, auch den manchmal beißenden Humor besser verstehen. Dennoch hatte ich Mühe mit diesem Buch und habe es insgesamt gesehen einfach nicht gerne gelesen. Mit dem Schreibstil kam ich nicht zu Recht oder anders gesagt, die Sprache gefiel mir überhaupt nicht. Ich fand für mich keinen inneren Bezug zur Handlung und zu den Personen. Ich las das Buch gewissermaßen als Pflichtübung und empfand dies als anstrengend. Auch wenn der Inhalt natürlich letztlich heute noch so aktuell ist wie damals, keine Frage. Aber mir gab das Buch leider nichts, es hat mich nicht gepackt. Auch wenn es etwas Besonderes ist, dass ein schwarzer Autor aus Sicht der Weißen erzählt. Auch wenn es durchaus einzelne fesselnde Passagen im Buch gibt. Nein, für mich war das Buch leider keine Sensation.

    Atme! Atme! (Buch)
    06.09.2019

    Thriller im Kopf


    Angelockt von einem großartig gestalteten Cover, minimalistisch und erschreckend gleichermaßen, las ich mich nahezu ohne Pause durch einen besonderen Thriller. Besonders, weil sich die in Thrillern erwarteten brutalen Szenen im Kopf abspielen. Klingt fast ein wenig langweilig für grausamkeitserprobte Thriller-Fans, und doch war ich vom Buch von Anfang bis Ende restlos gefesselt.
    Nile und Ben – das ist die ganz große Liebe. Ein unzertrennbares Paar, so scheint es. Da verschwindet Ben spurlos während eines Einkaufsbummels und Nile stürzt von einem Gefühlschaos ins andere, von Hoffnung zu Verzweiflung, von Hysterie zu logischem Nachdenken. Was könnte geschehen sein? Niemand will Nile glauben oder ihr gar helfen, nicht die Verkäuferin, nicht Bens Freunde. Lediglich Bens Frau Flo zeigt sich seltsamerweise kooperativ, und beide Frauen stoßen bei ihren Nachforschungen auf merkwürdige Ungereimtheiten in Bens Leben. Die Suche wird zur Jagd, bei der letztlich niemandem zu trauen ist.
    Mir kommt das Buch vor wie ein sorgsam schön und mehrfach verpacktes Geschenk. Der Leser muss einige Geduld aufbringen, um alle Schleifen, alle Klebestreifen zu entfernen und Stück für Stück das Geschenkpapier zu lösen, bis er schließlich zum Inneren des Buches gelangt. Doch die geduldige Mühe heißt nicht, dass man gelangweilt vorgeht, sondern voller Spannung, was sich wohl hinter all der Verpackung verbirgt, was die Wahrheit hinter allem Geschehen sein könnte. Kurze Kapitel, eindringliche Schilderungen, beunruhigende Vorkommnisse schaffen im Leser eine permanente innere Unruhe, die zum Weiterlesen treibt. Minutiös erzählt die Autorin von feinsten Regungen, Erinnerungen, von Gedanken der Hoffnung und Befürchtung. Und in all dem Chaos scheint Unerklärliches verpackt zu sein. Wenn Innen- und Außenwelt nicht mehr kongruent sind, wenn Liebe und Angst zu einer gefährlichen explosiven Mischung werden, die die Wirklichkeit verzerrt - all dies ist in den vielen unvorhersehbaren Wendungen so atemlos erzählt, dass der Titel Atme! wie ein hilfreicher Zuruf an den Leser wirkt.
    Über die Grenze Maja Lunde
    Über die Grenze (Buch)
    05.09.2019

    Eine Botschaft der Mitmenschlichkeit unter Kindern


    Das beste Kinderbuch, das ich seit langem gelesen habe!
    Es befasst sich mit einem schwierigen Thema, ist aber dennoch ausgesprochen kindgerecht mit leichter Feder geschrieben.
    Die Geschichte spielt in Norwegen im Jahr 1942, das Land steht unter deutscher Besatzung. Da es für die zwei jüdischen Kinder Sarah und Daniel zu gefährlich wird, müssen sie das Land verlassen und über die Grenze nach Schweden gelangen, wo ihr Vater auf sie wartet. Doch die erwachsenen Helfer werden plötzlich verhaftet. Im Haus, in dem Sarah und Daniel versteckt gehalten werden, wohnen Gerda und Otto, zwei sehr unterschiedliche Kinder. Gerda ist zehn, hat gerade „Die drei Musketiere“ gelesen, ist abenteuerlustig und mutig. Ihr Bruder Otto dagegen wirkt eher ängstlich, zögerlich, überlegter als Gerda. Doch für Gerda steht sofort fest, dass sie zusammen mit Otto den beiden jüdischen Geschwistern bei der Flucht helfen müssen. Dass es sich um ein Abenteuer auf Leben und Tod handeln wird, ahnen sie nicht…
    Der Autorin ist auf großartige Weise gelungen, Zeitgeschichte, schlimme Zeitgeschichte, auf eine kindgerechte Weise zu erzählen, spannend, eindringlich, aber eben so, dass Kinder einerseits Verständnis entwickeln für eine furchtbare, angstbesetzte Zeit, andererseits aber nicht von Albträumen geplagt werden. Sondern vielmehr eine Ahnung davon bekommen, dass Mut und Hilfsbereitschaft, Solidarität und Einsatz für andere die wertvollsten Zeichen für Mitmenschlichkeit sind und allemal erstrebenswert.
    Sowohl Sarah und Daniel als auch Gerda und Otto werden in ihrem Kindsein absolut glaubwürdig dargestellt. Sie sind lebendig, fröhlich und ängstlich, abenteuerlustig, trotzig, leichtsinnig, immer verführbar zu Spielen, immer fähig, die harte Wirklichkeit im Spiel auszublenden. Und dennoch ernsthaft genug, um den Gefahren in einer bedrohlichen Zeit auf mutig-kreative Weise zu begegnen und das eine oder andere Mal zu erleben, wie man über sich selbst hinauswachsen kann.

    Du gehörst mir Du gehörst mir (Buch)
    29.08.2019

    Ein schmerzhaft dunkles Buch


    Ein Buch, das verstört. Das den Leser fordert. Das geradezu unerträglich ist. Das gewaltsam gewaltig ist. Aber auch bescheiden. Einfach und schwierig. Und poetisch dazu. Intensiv allemal. Ein Buch, das schwer zu ertragen ist.

    Das Buch beginnt etwas trügerisch so, als hätte es ursprünglich ein Thriller werden wollen: Tille, der Junge, erlebt hilflos mit, wie das Bein seines Vaters vom Mähdrescher „aufgefressen“ wird. Und er erlebt, dass er keine Rolle spielt, keiner sieht ihn an. Nicht nach dem Unfall, nicht später. Er ist ein Geringgeschätzter, lebt im Unvorhandensein. Er ist ein Niemand, der heranwächst, Familienvater wird. Tagaus tagein verrichtet er die Arbeit auf dem Bauernhof. Er ist pflichtbewusst, hat klare Regeln. Frau und Sohn bleiben Statisten in seinem Leben. Nur seine Tochter löst in ihm Gefühle aus, verwirrende Gefühle. Ein Mord an einem jungen Mädchen geschieht. Doch der Vergewaltiger und Mörder wird 13 Jahre lang nicht gefunden. Obwohl doch ein Flüchtlingsheim in der Nähe ist.

    Ja, der Leser versteht schnell, dass Tille der Mörder war. Und dass das fremde Mädchen stellvertretend für seine Tochter Opfer seines Begehrens geworden war. Insofern weicht das Buch in seiner Erzählweise völlig ab von allen Regeln des Spannungsaufbaus. Es sammelt Einblicke in das Innenleben von Tille, Puzzleteile eines klaustrophobisch engen Lebens. Der Leser ist gefordert, denn es wird nicht chronologisch erzählt, sondern die Zeiten fallen durcheinander, werden dem Leser wie Scherben vor die Füße geworfen. Wegweiser durch das Buch ist noch am ehesten die Natur, der Wandel der Natur durch die Jahreszeiten, und dann auch die Vögel, immer wieder die Vögel. Einerseits erzählt der Autor hart und nüchtern, was der harte und nüchterne Tille denkt, beobachtet, sich selbst auferlegt. Andererseits sind Sätze im Buch zu finden, die von einer wunderbar poetischen Sprache sind, wie: „Nachts lag der Mond hinter den Pappeln halb tot auf dem Rücken.“ Oder „Der Herbst verblätterte grau das Jahr.“
    Ein großartig geschriebenes, verwirrendes, dunkles, schmerzhaftes Buch, das aufmerksame Leser fordert und vom Wortmagier Peter Middendorp so tief in unser Buchgedächtnis eingepflanzt wird, dass wir die Erinnerung an so manche Szene nicht mehr loswerden.
    Es wird Zeit Ildikó von Kürthy
    Es wird Zeit (Buch)
    26.08.2019

    Lesen im Schleudergang zwischen Lachen und Weinen

    Lesen im Schleudergang zwischen Lachen und Weinen
    Auf dieses Buch war ich nicht gefasst! Kannte ich doch Ildikó von Kürthy als humorvolle Kolumnistin und Verfasserin heiterer Frauenromane. Und jetzt dieses Buch, das mich umwarf, das mich mitten ins Zentrum traf, das mich schier zerquetschte zwischen Lachen und Weinen, das mich in einen Schleudergang versetzte zwischen Aufbegehren und Einsicht, zwischen Heiterkeit und tiefer Traurigkeit.
    Judith, knapp 50, kehrt in ihre Heimat zurück, um ihre Mutter zu begraben. Doch sie kehrt auch zurück zu altbekannten Hoffnungen, Träumen und Albträumen - und zu einem 20 Jahre alten Geheimnis. Eine wiedergefundene Freundin lebt mit einer todbringenden Krankheit und Judiths bisheriges Leben einschließlich ihrer langjährigen Routine-Ehe gerät zunehmend aus den Fugen.
    Leben, Tod, Lieben, Heimat, Verzeihen, Altern, Hoffen – keines dieser Themen bleibt ausgespart. „Es wird Zeit handelt davon, dass Hoffnung nie falsch sein und man sich nie zu früh freuen kann. Es geht um die Schuld und die Wahrheit, um das Bindegewebe und die Liebe. Oder um das, was mal das Bindegewebe war. Und die Liebe. Dieses Buch ist ein Versprechen und eine Reise. Eine Reise bis ans Ende der Welt und vielleicht bis darüber hinaus,“ sagt Ildikó von Kürthy selbst über ihr Buch, und auch, dass ihr das Buch am Herzen liegt wie noch keines davor. Zurecht! Die Autorin schafft es auf unvergleichliche Art, geschliffen scharfe Pointen zum Bauchwehlachen zu setzen unmittelbar neben messerscharfe, sezierende, den Atem nehmende Innen- und Außenansichten eines Lebens in seiner Vergänglichkeit. Ja, ja, genau – so möchte man alle paar Seiten ausrufen, fühlt sich ertappt oder verstanden oder beides und bewundert zutiefst, wie die Autorin es schafft, sich genial zweischneidig durch das Innengeflecht des Lebens hindurchzuschreiben, tief traurig und hellauf lachend. Großartig!
    Schomburg, A: Die besten Tantenretter der Welt Schomburg, A: Die besten Tantenretter der Welt (Buch)
    20.08.2019

    Rosa-Laune-Buch


    Witzig und lebendig wird eine fröhlich-kunterbunte Geschichte erzählt. Ein Kinderbuch, das einfach rundum Spaß macht und auf keinen Fall ernst genommen werden möchte. Ein Buch mit Rosa-Laune-Garantie…
    Jonas und Fabian leben bei ihrer Tante Erdmute, die Gute. Und sie haben es mit ihrer Tante nicht leicht, denn sie benimmt sich so, als wäre sie eine erwachsene Pippi Langstrumpf. Sie ist unberechenbar und hat stets außergewöhnliche Ideen. Als der Vermieter ihre Wohnung verkaufen will und Tante Erdmute deshalb dringend Geld benötigt, überfällt sie aus der Not heraus in einem wunderbar auffälligen roten Kleid eine Bank. Jonas und Fabian wird ganz anders, als sie sich zusammen mit ihnen und dem Geldsäckchen auf eine rasante Flucht in ein abgelegenes Waldhotel begibt. Dass dort recht wunderliche Leute wohnen und dass auch noch ein wertvolles Briefmarkenalbum geklaut wird, führt zu sehr spannenden Verwicklungen und Jonas und Fabian haben alle Hände voll zu tun, um aus ihrer Tante die Unschuld vom Lande zu zaubern.
    Ein so fröhliches, unbeschwertes Kinderbuch habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Es ist frei von allzu ernstem pädagogischem Anspruch und erzählt mit Spaß und Spannung und sehr ideenreich eine flotte Geschichte. Dass man vom Singen rosa Laune bekommen kann oder dass man jemanden mit den Augen in den Arm nehmen kann – solch schöne im Text versteckte Sprachbilder verraten, dass die Autorin (auch) Lyrikerin ist. Ein meiner Meinung nach rundum gelungenes, spritzig erzähltes, mit liebenswerten Protagonisten versehenes Kinderbuch ab 10 zum Selberlesen, zum Vorlesen durchaus auch für jüngere Kinder.
    Klartext: Impfen! - Ein Aufklärungsbuch zum Schutz unserer Gesundheit Klartext: Impfen! - Ein Aufklärungsbuch zum Schutz unserer Gesundheit (Buch)
    12.08.2019

    Bitte, bitte lesen!


    Meine Kinder besuchten vom Kindergartenalter an die Waldorfschule – und so war ich als Mutter damals mitten drin in der Impf-Diskussion: Klar begründetes Pro von Seiten des Kinderarztes – und ein klar anthroposophisch begründetes Nein von Seiten des Kindergartens. Und ich glaube, genau diese persönlichen Erfahrungen zeigen deutlich die heute noch viel größer gewordene Grätsche zwischen sachlicher und emotionaler oder gar ideologisch gefärbter Argumentation.
    Hätte ich nur damals bereits das vorliegende Buch gekannt, geschrieben von einem Kinderarzt der Berliner Charité und einem Biologen und Journalisten, so hätte ich mir manch inneres Ringen ersparen können. Denn die beiden Autoren schreiben nicht nur gut lesbar. Sie argumentieren wohltuend sachlich, informieren umfassend, ohne zu beschönigen, ohne zu dramatisieren – kompetent, gelassen, fundiert. Besonders wichtig finde ich persönlich die ausführliche Aufklärung rund um die jeweilig empfohlenen Impfungen, ihre Wirkweisen, ihre möglicherweise auftretenden Nebenwirkungen und die Beschreibung der den Impfungen zugrunde liegenden Krankheiten, deren Gefährlichkeit und möglichen Folgeschäden. Das umfassende Wissen, das uns die Autoren vermitteln, muss bei jedem vernunftbegabten Menschen zu der Erkenntnis führen, dass Impfen Leben rettet und Nicht-Impfen lebensgefährlich sein kann. Allerdings habe ich die große Befürchtung, dass die emotional argumentierenden Eltern nicht zugänglich sind für sachlich-wissenschaftliche Fakten, sondern im Gegenteil weiterhin mit unbewiesenen Behauptungen wie „Die werden doch nur bezahlt von der Pharma-Industrie“ auf ihrem Standpunkt beharren. Genau denen möchte ich besonders laut zurufen: Bitte, bitte lest dieses Buch!
    Opfer Bo Svernström
    Opfer (Buch)
    12.08.2019

    Ein überragendes Thriller-Debüt

    Ein überragendes Thriller-Debüt - allerdings nichts für Zartbesaitete!
    Kommissar Carl Edson wird in eine Scheune in der Nähe von Stockholm gerufen. Dort liegt ein nackter Mann, brutal misshandelt und gefoltert. Der Ermittler entdeckt mit Entsetzen, dass der Mann noch lebt. Das Opfer ist ein Krimineller mit vielen Feinden. Doch er stirbt, bevor er eine Aussage machen kann. Die Journalistin Alexandra Bengtsson berichtet als erste über den Fall und bleibt auch in der Folge am Ball, denn es geschehen weitere entsetzlich grausame Morde. Einen Zusammenhang oder eine konkrete Spur können Carl Edson und sein Team nicht finden, jeder weitere Mord schafft noch mehr Verwirrung…
    Der Autor Bo Svernström hat mich mit seinem Thriller-Debüt restlos überzeugt, geradezu begeistert. Er hat einen Pageturner geschrieben, bei dem alles, aber auch wirklich alles stimmt. Das Buch hat mich von Anfang bis Ende gefesselt. Passend zum Inhalt würde ich sagen, es hat mich geradezu festgenagelt. Es liest sich wie im Flug, sowohl durch den klaren schnörkellosen Schreibstil als auch durch die leserfreundlichen Kapitellängen. Die in ihren Persönlichkeiten recht unterschiedlichen Protagonisten werden ebenso nüchtern und präzise, auf ihre wesentlichen Merkmale reduziert, geschildert, kurz, aber so treffend, wie einem guten Karikaturisten prägnante Portraits gelingen. Der Buchaufbau und Spannungsaufbau sind besonders. Der Thriller beginnt „normal“, mit diversen Morden, frustraner Ermittlungsarbeit und verwirrenden Spuren. Dann dreht die Handlung überraschend, und wir drehen uns in der Welt des Mörders schwindelig um uns selbst. Ich hatte das Gefühl, der Autor lässt uns beim Lesen keine Zeit zu atmen, weil blutige Grausamkeiten und detailreich geschilderte Nervenkitzel einerseits und wendungsreiche Überraschungen andererseits von Anfang bis Ende Hochspannung und Faszination erzeugen. Perfekt!
    Die Gärten von Monte Spina Die Gärten von Monte Spina (Buch)
    03.08.2019

    Versteht die Autorin mehr von Pflanzen als von Menschen?


    Allem voran: Um das Buch zu mögen, muss man Pflanzen mögen, mehr noch, man muss sie unabdingbar lieben, wie passionierte Gärtner es tun. Denn in diesem Roman ist die Liebe zu den Pflanzen der Wegweiser durchs Geschehen, die eigentliche Stärke des Buches.
    Worum geht es: Auf der abgelegenen Insel Monte Spina, einer Privatinsel, wird ein neuer Gärtner gesucht. Für Toni, 30, deren Mann vor kurzer Zeit durch einen Autounfall gestorben war, findet das Leben nur noch hinter einem grauen Schleier statt. Sie hängt in ihrer Trauer fest. Da scheint die Aufgabe, als Gärtnerin auf dieser einsamen Insel zu arbeiten, genau richtig. Sie schuftet hart, trifft auf seltsame Menschen, hört von dem noch seltsameren Inselbesitzer, der immer nur für wenige Wochen auftauchen soll, und je tiefer sie durch ihre Arbeit in die Pflanzenwelt der Insel eintaucht, umso mehr erwacht ihre Neugier – auf Max Bror, den bösartigen, unangenehmen Inselbesitzer, auf merkwürdige Geheimnisse, über die niemand sprechen will, aber auch auf eine neue Lebensneugier bei sich selbst.
    Könnte es sein, dass die Autorin mehr von Pflanzen als von Menschen versteht? Ihre Protagonisten sind überzeichnete, klischeehafte, durchweg unsympathische Typen, deren Verhalten und Konversationen nicht nachvollziehbar und unrealistisch konstruiert wirken. Lediglich Toni in ihrem Trauergefängnis, aus dem sie Stück für Stück ausbricht, erreicht den Leser emotional. Leon, ihr verstorbener Mann, taucht in kritischen Situationen vor Tonis innerem Auge auf und fungiert wie eine Art Lebens-Souffleuse. Solche Szenen sind gelungen und getragen von einem leisen Humor. Überhaupt ist das Buch eine Sammlung von Stilbrüchen. Wunderschöne Naturschilderungen, unglaublich schöne lyrische Wortbilder wie z. B. „misstrauisch entknittern sich die Stauden“ (nach einem Sturm), wechseln sich ab mit abstoßenden, frauenfeindlichen, widerwärtigen Szenen oder unpassend-lächerlichen Schilderungen wie z. B. „Beine wie Wiener Würstchen“. Kluge Sätze wie „Alleinsein ist die kleine Schwester von Frieden“ wechseln ab mit dem nervigen sprachlosen Einheitskommentar, der wieder und wieder von der Autorin eingesetzt wird: „Pffff…“.
    Und so bleibe ich in meinem Urteil über diesen Debütroman hin- und hergerissen zwischen wunderschön und abstoßend, zwischen gekonnt und laienhaft. Auf jeden Fall ist das Cover wunderschön gelungen.
    Schrocke, K: Immer kommt mir das Leben dazwischen Schrocke, K: Immer kommt mir das Leben dazwischen (Buch)
    18.07.2019

    Vergnügliche Jugendlektüre


    Noch selten habe ich solch ein witziges Jugendbuch gelesen. Auch Wenigleser jeden Alters kann man mit dieser Geschichte auf den Geschmack bringen, dessen bin ich mir sicher.
    Worum geht es? Der 13-jährige Karl steckt die Trauer um seinen toten Opa im Allgemeinen sehr geschickt weg. Dass ihm Opa in einem Traum einflüstert, er solle YouTube-Star werden, macht es ihm einerseits leichter, andererseits klappt es mit der Karriere nicht, weil Oma plötzlich in ein Mehrgenerationenhaus umziehen möchte und er ihr helfen möchte, die Eltern eigene, bedrohlich wirkende Pläne haben, und dann ist da auch noch Irina…
    Sehr gekonnt und mit leichter Feder berührt die Autorin viele durchaus ernsthafte Themen, die nicht nur in der Pubertät eine Rolle spielen. Mir gefällt sehr, wie humorvoll und locker Kathrin Schocke erzählt und der realen Welt entlehnte Geschehnisse überzeichnet und in Situationskomik verpackt. Nicht nur die Zwillinge Master und Desaster sind dafür ein großartiges Beispiel. Durch das gesamte Buch zieht sich diese augenzwinkernde Erzählweise, und so bringt das Buch zwar auch Tiefe für den Leser, der sie erspürt, aber vor allem eine rundum vergnügliche, lebendig-frische Lektüre, nicht nur für Jugendliche!

    Brot backen mit Christina Christina Bauer
    Brot backen mit Christina (Buch)
    15.07.2019

    Brotbacken - eine sinnliche Freude


    Vorweg: Man schlägt den Buchdeckel auf, sieht einen kross gebackenen halben Brotlaib und meint, das frische Brot zu riechen… herrlich! So liebevoll und anregend ist das vorliegende Buch gestaltet. Allein schon das Durchblättern macht Hunger und Lust aufs Backen.
    Was mir auch sehr gut gefällt, ist, dass wissenswerte Informationen zu den Grundzutaten zu Beginn des Buches kurz und knackig abgehandelt werden, ohne großes Brimborium. Nur schade, dass sich eine Werbung für eine bestimmte Küchenmaschine eingeschlichen hat. Es folgen die Zubereitungsangaben für die Grundteige wie Sauerteig, Hefeteig oder Teig mit Über-Nacht-Gare und hilfreiche Tipps bei möglicherweise auftretenden Problemen. Alles ausreichend informativ und übersichtlich kurz dargestellt. Anschließend können wir schwelgen in 50 verschiedenen Brotback-Rezepten, allesamt auch diese klar strukturiert mit allen Zutaten, mit Gesamtzubereitungs- und reiner Arbeitszeit, mit Backzeit und ausführlichen, gut nachzuarbeitenden Angaben zur Zubereitung versehen. Dazu jeweils beigefügt die verlockend appetitanregenden Fotos. Besser geht es nicht!
    Fazit: Ein rundum gut gelungenes Brotbackbuch für sinnliche, entspannende Backstunden und anschließendes genussvolles Verzehren. Geeignet für Knetwütige genauso wie für eilige Ruck-Zuck-Bäcker, für Anfänger ebenso wie für Erfahrene.

    Wo die Freiheit wächst Wo die Freiheit wächst (Buch)
    08.07.2019

    Dieses Buch schnürt dem Leser den Hals zu


    Ein Briefroman – wollen Jugendliche einen Briefroman lesen? Ein Buch, das die schlimmen, die schlimmsten Kriegszeiten unter der NS-Diktatur schildert – wollen Jugendliche das lesen? Ich fürchte nein. Oder nur wenige vielleicht. Denn das Buch ist keine Spaßlektüre. Es ist auch nicht besonders spannend. Es schnürt dem Leser einfach nur den Hals zu.
    Der Verlag bewirbt das Buch so: „Köln, 1942. Lene Meister ist 16 Jahre alt und Auszubildende in einem Friseursalon. Doch der Zweite Weltkrieg raubt ihr viel von dem, was sich ein Mädchen in ihrem Alter erträumt. Ihre Heimatstadt wird seit einem Jahr regelmäßig von Bombenangriffen erschüttert. Lene lässt sich aber nicht unterkriegen und versucht tapfer, die Familie zusammenzuhalten. Mit jeder neuen Todesnachricht von der Front und mit dem allmählichen Verschwinden ihrer jüdischen Freunde beginnt sie mehr am NS-Regime zu zweifeln. In dieser Zeit zwischen Furcht, Verzweiflung und Hoffnung lernt sie Erich kennen und verliebt sich. Bald entdeckt Lene, dass Erich ein gefährliches Spiel spielt. Er gehört zu den Jugendlichen, die nicht in Reih und Glied marschieren wollen: zu den Edelweißpiraten. Sie tragen keine Uniformen und singen ihre eigenen Lieder. Sie beschmieren die Wände mit Anti-Nazi-Parolen und teilen regimekritische Flugblätter aus. Und das alles ist der Gestapo ein großer Dorn im Auge.“
    Dieses großartige Buch braucht den ernsthaft interessierten Leser, denn es hat durchaus, zumindest im ersten Drittel, einige Längen, solange die jugendlichen Briefschreiber sich über ihrem Alter angemessene, naiv wirkende Problemchen austauschen. Durch die unterschiedlichen Briefschreiber öffnen sich jedoch zunehmend wechselnde Perspektiven auf das politische und private Geschehen. Köln wird zur Steinwüste, kaum jemand hat noch ein Dach über dem Kopf. Es geht bald nur noch um das nackte Überleben. Bei Kalle, dem kleinen Bruder, hat die Nazi-Gehirnwäsche jeglichen Realitätssinn ausgelöscht. Franz, der große Bruder, marschiert auf Stalingrad zu und erlebt Grauenhaftes, wovon er nur in wenigen dürren Worten berichtet. Rosi schuftet bei Bauern auf dem Land und hat einen distanziert-kühlen Blick auf alles Geschehen. Bei Lene erleben wir eine Wandlung hin zum Erwachsen-Werden, zum Mut, nicht länger zu schweigen.
    Dem Autor ist mit den fiktiven unterschiedlichen Briefschreibern und mit der Grundlage sorgfältiger Recherche ein vielschichtiger Blick auf eine entsetzliche, auf eine grauenhafte Zeit gelungen, so intensiv, dass es dem Leser im Verlauf des Buches zunehmend mehr den Hals zuschnürt. Aber meine Frage bleibt dennoch bestehen: Wie viele Jugendliche wollen und werden dieses Buch lesen? Zu wenige, fürchte ich.
    Sahler, M: Zarin und der Philosoph Sahler, M: Zarin und der Philosoph (Buch)
    01.07.2019

    Opulent erzählt


    Mit dem Buch „Die Zarin und der Philosoph“ legt Martina Sahler den zweiten Band rund um St. Petersburg vor. Im ersten Band ist die Hauptfigur Peter der Große, im neuen Buch liegt der Schwerpunkt auf Katharina die Große, und zwar beschränkt auf die Zeit der Aufklärung. Wieder fällt die schöne Ausstattung des Buches ins Auge: Geprägter, mit Glanzschrift versehener Schutzumschlag, mit einem wunderschönen Gemälde aus der Finnischen Nationalgalerie „Blick auf Petersburg“. Innen findet sich ein Stadtplan von St. Petersburg um 1765. Dem Text vorangestellt sind das (dringend nötige) Personenverzeichnis und eine den Überblick verschaffende Zeittafel von 1725 bis 1775. Auch letztere habe ich als überaus hilfreich empfunden als „Roten Faden“ durch die vielfältigen Szenen im Buch. Sehr gut gefallen hat mir auch das Nachwort, in dem Martina Sahler auf sehr interessante weiterführende Literatur verweist, auf einen Fundus an geistesgeschichtlichem, literarischem und politisch-historischem Wissen. Spätestens hier bekommt man eine Ahnung davon, wieviel Arbeit in dem Buch steckte, um die Gratwanderung zwischen historisch Belegtem und Fiktion unterhaltsam und gut lesbar zu absolvieren.
    Den Buchinhalt umreißt der Verlag so: „Die junge Katharina krönt sich nach einem Putsch selbst zur Zarin. Sie sieht sich als Nachfolgerin von Peter dem Großen und will Russland nach Westen öffnen. Doch die Welt hält den Atem an, kann man der Deutschen auf dem Zarenthron trauen? Preußens König Friedrich II. schickt einen Philosophen nach Petersburg, um die Pläne der neuen Herrscherin auszuspähen. Stephan Mervier ist beeindruckt von Katharina, von ihrer Klugheit, ihrem Charisma, aber Russlands Rückständigkeit und das Elend der Leibeigenen machen ihn wütend. Dabei wächst der Widerstand im Winterpalast längst heran. Eine enge Vertraute Katharinas kämpft auf Seiten der Unterdrückten. Stephan verliebt sich in die mutige Rebellin, die in großer Gefahr schwebt. Denn die Zarin fördert zwar Fortschritt, Bildung und die Wissenschaften, aber ihre Herrschaft ist absolut, und sie setzt ihre Macht mit äußerster Härte durch.“
    Martina Sahler erzählt in einer opulenten, sehr schönen und sorgfältigen Sprache. Ihre Schilderungen sind anschaulich, bildhaft und detailreich. Dadurch liest sich das Buch weitgehend fesselnd und interessant-lebendig, auch wenn für große Emotionen kein Platz ist. Manchmal hatte ich Mühe, die durch mehrere Erzähl“nebenstraßen“ recht große Anzahl handelnder Personen richtig einzuordnen, auch waren mir manche politischen Exkurse etwas mühsam zu lesen, aber in der Summe bleiben mir nach Lektüre sehr intensive Bilder der Pracht des damaligen St. Petersburg zurück, ebenso wie bleibende Eindrücke der überaus interessanten, etwas zwiespältig zu beurteilenden, geistvoll-intelligenten Persönlichkeit Katharina die Große.

    Das Gemälde der Tänzerin Das Gemälde der Tänzerin (Buch)
    28.06.2019

    Opulentes Lesefutter


    Zwar war mein Lesevergnügen etwas eingeschränkt, weil die digitale Version etliche Fehler enthält, bis hin zu Satzverworrenheiten und Zeilen mit (arabischen?) Unleserlichkeiten. Lesefreude sieht eigentlich anders aus. Dass mich der Roman dennoch gefesselt hat, spricht für die Qualität des Textes.
    Hauptperson Helena lebt am Existenzminimum. Sie ist arbeitslos und versucht, sich und ihre pubertären Zwillinge durchzubringen. Leider ist sie gezwungen, ausgerechnet in dem Schweizer Hotel als Zimmermädchen zu arbeiten, dessen Besitzer Kronenberg schuld ist an ihrer Lebensmisere. Helena erfährt von einem Mord an einem Zimmermädchen im Jahr 1942 und von einem seitdem verschollenen Gemälde. Nach dessen Verbleib forscht eine Amerikanerin namens Jessica Dixon-Löwenfeld ebenso wie der Sohn Noah der Familie Kronenberg. Helene will helfen, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Doch je weiter sie eindringt in die damaligen Zusammenhänge, desto mehr gerät ihr eigenes bestgehütetes Geheimnis in Gefahr, ans Licht zu kommen.
    In verschiedenen Zeitsträngen und Perspektivwechseln wird auf wunderbare Weise in einem großen Zeitbogen ein Familienroman erzählt, dessen verworrene familiäre Verstrickungen mit Schuld und Sühne beladen sind. In überbordener Erzählfreude, mit malerisch ausgearbeiteten, atmosphärisch dichten Schilderungen bringt uns die Autorin mitten hinein in eine Familiengeschichte voller Geheimnisse. Die gefühlvollen Darstellungen der vielen Protagonisten, dazu eine krimigleiche Geschichte um ein verschollenes Gemälde, halten die Lesefreude auf jeder Seite hoch. Die Autorin hat sorgfältig recherchiert und gibt durch die im Roman enthaltenen Einblicke in die politische Lage der Juden während der Nazizeit in der Schweiz und in das große Thema entartete Kunst bzw. Beutekunst dem Buch eine besondere Tiefe.
    Fazit: Absolut lesenswert.
    Find mich da, wo Liebe ist Find mich da, wo Liebe ist (Buch)
    25.06.2019

    Zerzaust und entflammt


    Meine ursprüngliche Erwartung an das Buch war, eine leichte, vielleicht sogar ein wenig kitschige, locker und leicht lesbare Sommerlektüre vorzufinden. Ich war nicht darauf gefasst gewesen, dass mich die Geschichte in ihrer Intensität so komplett in ihren Bann zog, dass ich mich nicht mehr davon lösen konnte.
    Grace steht als leidenschaftliche Cellistin am Beginn ihrer Karriere, bricht diesen Weg jedoch nach einer traumatischen Erfahrung rigoros ab und repariert in einem kleinen Örtchen in England Musikinstrumente. Ihr ganzes Denken und Handeln ist auf David ausgerichtet, der seit 8 Jahren ihre große Liebe ist, David, der beruflich erfolgreich, einfühlsam, liebevoll ist. Grace trifft sich mit ihm immer nur für wenige Stunden oder Tage in Paris, hat sich mit diesem Arrangement abgefunden und zweifelt keine Sekunde an David. Mit Sicherheit wird er irgendwann Frau und Kinder verlassen und das gemeinsame Leben mit ihr beginnen. Doch Grace wird durch ein unerwartetes Ereignis jäh aus ihrem ruhigen und hoffnungsfrohen Lebensgleichmaß gerissen und verliert völlig den Boden unter den Füßen…
    Soweit klingt die Handlung tatsächlich nach einem üblichen Klischee: Junge Frau ist Geliebte eines verheirateten Mannes, der entgegen seiner Versprechungen die Familie nie verlassen wird. Doch die Autorin schafft es schier unbemerkt, dem Leser seine eigenen Vorurteile vor Augen zu führen und der Handlung eine unerwartete Wendung zu geben. Plötzlich befinden wir uns mitten in einer Geschichte der Selbstfindung, der wachsenden Selbstachtung, der Wertschätzung dessen, was ist, und der Gelassenheit gegenüber Unveränderbarem. Alle Protagonisten sind auf ihre besondere Art sympathisch dargestellt, weshalb es dem Leser unmöglich ist, Distanz zu wahren. Er wird unweigerlich hineingezogen in das Geschehen und erlebt die ganze Welt der Gefühle direkt mit. Die schmerzhaftesten Sätze graben sich ein wie Tattoos in die Haut. Und das Buch ist eine Hymne an die Musik! „Zerzaust und entflammt“ bleiben Nadja und Grace nach dem gemeinsamen Musizieren zurück. Und zerzaust und entflammt bleibt der Leser nach Lektüre dieses wunderbaren Buches zurück.
    Unbarmherzig Inge Löhnig
    Unbarmherzig (Buch)
    17.06.2019

    Wenn zwei Autorenseelen gemeinsam erzählen


    Bislang hatte ich aus der Reihe rund um Kommissar Tino Dühnfort und Gina Angelucci nur einen Band gelesen (Sieh nichts Böses), und zwar mit großer Begeisterung. Genauso begeistert hatte ich gelesen Die Vergessenen von Ellen Sandberg, dem Psedonym von Inge Löhnig. Insofern freute ich mich sehr auf das vorliegende Buch.
    Worum geht es? Gina Angelucci arbeitet in der Abteilung für Cold Cases, während ihr Ehemann Tino Dühnfort die kleine Tochter Chiara betreut. Eine Radfahrerin findet in dem idyllischen Dorf Altbruck in der Nähe von München die Knochenfragmente eines Schädels. Es stellt sich heraus, dass an dieser Stelle die Gebeine von zwei Toten liegen, und zwar schon seit Jahrzehnten. Obwohl Ginas Vorgesetzter weitere Nachforschungen unterbinden will, lässt sie nicht locker, um die Identität der Toten und ihre Todesumstände zu klären. Und sie findet Verbindungen zu einer Munitionsfabrik am Ort, die während der Zeit des Nationalsozialismus Zwangsarbeiter beschäftigte. Je mehr Gina in die Thematik eintaucht, desto mehr stößt sie auf Abwehr, auf Schweigen, auf Lügen…
    Inge Löhnig erzählt in gewohnt routinierter Weise den gut durchdachten, sorgfältig recherchierten Plot. Die Personen werden psychologisch nachvollziehbar und lebendig geschildert. Insofern habe ich das Buch gerne gelesen. Und doch fehlte mir etwas. Die Geschichte wird als Kriminalroman ausgewiesen, aber ich vermisse einen konstanten, vielleicht sich noch steigernden Spannungsbogen. Ich vermisse eine verwirrende Spurenlage, die den Leser auf der Suche nach dem Täter immer wieder in die Irre führt. Für keinen der Protagonisten konnte ich echte Sympathie entwickeln, sie blieben blass, manchmal sogar unglaubwürdig. So als wären sie ohne echtes Autoren-Herzblut entstanden. In kursiv gesetzten Rückblenden erfahren wir viel über die Ausbeutung der Menschen in der Heeresmunitionsanstalt während des Zweiten Weltkrieges, aber auch Eindringliches über das Schicksal des lettischen Volkes. Das sind für mich die besten Passagen des Buches. Obwohl ich eigentlich kein Freund von Zeitsprüngen bin, passen sie in diesem Buch perfekt, weil gerade sie den Kriminalroman, wenn er denn wirklich einer ist, aus der Beliebigkeit des Krimi-Genres herausheben und mit einer wichtigen politischen Stellungnahme versehen. Mir kommt es ein wenig so vor, als hätten sich Inge Löhnig und Ellen Sandberg bei diesem Buch nicht wirklich einigen können, wer von beiden denn nun eigentlich erzählen soll…

    10 Stunden tot 10 Stunden tot (Buch)
    12.06.2019

    Gespaltenes Leseerlebnis


    Insofern gespalten, weil mir das Buch einerseits richtig spannende, packende Leseunterhaltung bot, andererseits die Handlungsstränge unfertig blieben und ich deshalb irgendwie frustriert nach knapp 500 Seiten die Lektüre beende. Liegt es daran, dass ich die Vorgängerbände nicht kenne? Oder ist das eine besonders fiese Masche des Autors, damit man stets die nachfolgend erscheinenden Bücher des Autors rund um den Ermittler Fabian Risk lesen will?
    Der Verlag kündigt das Buch so an: „Helsingborg ist nicht mehr der idyllischen Ort an der schwedischen Küste, der er mal war. Während eine Reihe von Morden die Stadt erschüttert, kämpft Kommissar Fabian Risk gegen sein ganz persönliches Leid: Seine Familie droht an seiner Arbeit als Mordermittler zu zerbrechen. Aber sein Job ist sein Leben. Er kann nicht anders und nimmt sich der Aufklärung der Morde an, doch er findet keine Spur. Risk und seine Kollegen ahnen nicht, dass der Täter seine Opfer durch ein Würfelspiel rein zufällig auswählt, genau wie die Mordwaffe und den Tatort. So lassen sich keinerlei Verbindungen zu ihm herstellen. Wird dieser Fall ungelöst bleiben?“
    Der Autor kann schreiben, und wie! Packend, lebendig, fesselnd, spannend. Eine faszinierende Tätergestalt, die anhand eines komplizierten Würfelsystems Opfer und Mordmethode auswählt, unberechenbar, eiskalt, bedrohlich. Kurze Kapitel, rasche Szenenwechsel halten den Leser permanent in Spannung. Die Zeitsprünge und verschiedene Handlungsstränge fordern den Leser allerdings sehr. Umso ärgerlicher ist es, dass offensichtlich die Kenntnis der Vorgängerbände ratsam ist, was jedoch von Verlagsseite nicht kommuniziert wird. Besonders das offene Buchende habe ich als ärgerlich empfunden.
    Perfekt für dich Chantal Schreiber
    Perfekt für dich (Buch)
    07.06.2019

    Witzig, frisch, fröhlich


    Das Cover finde ich häßlich, aber das mag daran liegen, dass ich ü60 bin – also nicht zur eigentlichen Zielgruppe des Buches gehöre. Dennoch lese ich ab und zu gerne und neugierig Kinder- und Jugendbücher.
    Im vorliegenden Buch (ab 12) geht es um Kim, die am liebsten Fußball spielt und deren großer Schwarm das Mathegenie Danny ist. Kim ist schlecht in Mathe und braucht dringend Nachhilfe, am liebsten natürlich von Danny. Doch ihre Mutter setzt ihr ungefragt Mila, die Streberin, als Nachhilfelehrerin vor die Nase, was natürlich gar nicht gut gehen kann…
    Was mich von der ersten Seite an für das Buch eingenommen hat, ist der Schreibstil. Der Autorin gelingt es perfekt, sich mit viel Humor in das Leben der 13-jährigen Kim hineinzuversetzen und ihren Alltag, ihre schwärmerischen Gedanken, ihren Trotz und alles, was sonst noch zum Erwachsen-Werden gehört, lebendig zu schildern. Frech, ungeheuer witzig und frisch wird erzählt. Und, was ich wichtig finde, die Sprache ist nicht auf „jugendlich“ gemacht, sondern sie wirkt echt, aus dem Leben gegriffen, dabei aber immer ansprechend. Die gelegentlich eingestreuten Kurznachrichten mit Emojis peppen das Buch zusätzlich auf. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Protagonisten liebenswert, besonders Oma Bine und Leo haben es mir in ihrer herzerfrischenden Art angetan. Die erzählte Geschichte nimmt die Achterbahn der Gefühle der Altersgruppe der Zwölf- bis Vierzehnjährigen ernst, lässt nicht aus, dass unbedachte Handlungen durchaus unangenehme Konsequenzen haben können und wie wichtig gerade dann ein verständnisvolles Umfeld ist.
    Mir hat das Buch rundum gut gefallen – bis auf das Cover…
    Das Verschwinden der Stephanie Mailer Das Verschwinden der Stephanie Mailer (Buch)
    27.05.2019

    Spannend und anstrengend gleichermaßen


    Eine Leseprobe hatte mich „angefixt“, so dass ich mich mit Begeisterung auf den dicken Wälzer mit fast 700 Seiten stürzte.
    Die recht verschlungene Handlung wird vom Verlag so erzählt: „Es ist der 30. Juli 1994 in Orphea, ein warmer Sommerabend an der amerikanischen Ostküste: An diesem Tag wird der Badeort durch ein schreckliches Verbrechen erschüttert, denn in einem Mehrfachmord sterben der Bürgermeister und seine Familie sowie eine zufällige Passantin. Zwei jungen Polizisten, Jesse Rosenberg und Derek Scott, werden die Ermittlungen übertragen, und sie gehen ihrer Arbeit mit größter Sorgfalt nach, bis ein Schuldiger gefunden ist. Doch zwanzig Jahre später behauptet die Journalistin Stephanie Mailer, dass Rosenberg und Scott sich geirrt haben. Kurz darauf verschwindet die junge Frau ...“
    Eigentlich erzählt Dicker so packend und lebendig-fesselnd, dass das Buch leicht lesbar ist. Und doch verlangt das Lesen volle Konzentration, denn nicht nur der oft willkürlich wirkende Wechsel zwischen zwei Handlungssträngen mit einem Zeitabstand von 20 Jahren ist irgendwie anstrengend. Auch die Schilderung der Personen in Vergangenheit und Gegenwart und deren Umgang miteinander empfand ich als anstrengend. Dennoch bin ich dem Autor sehr gerne auf allen von ihm auf den Leseweg gestreuten Puzzle-Teilchen gefolgt, kreuz und quer, hin und her, bildhaft-atmosphärisch füllig erzählend. Immer wenn mich das Lesen zu ermüden begann, packte mich der Autor erneut, mit einem Cliffhanger, mit einer überraschenden Wendung, mit einer skurrilen Nebengeschichte… Kurzum: Der Roman ist sowohl leicht lesbar und packend erzählt, als auch fordernd-anstrengend. Mir hat er sehr gefallen.
    Die Katze im Lavendelfeld Hermien Stellmacher
    Die Katze im Lavendelfeld (Buch)
    26.05.2019

    Ein lebenskluges, warmherziges Buch


    Schön ist es, ab und zu ein Buch zu entdecken, das den Leser ganz und gar einhüllt in den Kokon seiner warmherzig erzählten Geschichte, ein leicht lesbares Wohlfühlbuch also, so etwas wie eine Seelenwärmflasche. Genau das schafft Hermien Stellmacher auf bezaubernde, ganz und gar nicht kitschige Weise.
    Alice, Biologin und Foodbloggerin, ist nach einem Schicksalsschlag, von dem wir erst im Laufe des Buches Näheres erfahren, auf der Suche nach einem, nein, nach dem idealen Haus in der Provence, in dem sie mit ihren beiden Katzen ein Zuhause finden könnte. Doch diese Suche gestaltet sich außerordentlich schwierig. Ein kleines Findelkätzchen vertreibt dann auch noch Alice’s Katzen, die sich in den verwunschenen Garten eines ehemaligen Hotels, heute verlassen und leerstehend, zurückziehen. Doch damit nicht genug, Alice wird ihre kleine Wohnung gekündigt, die 70-jährige Nachbarin Jeanine gleitet mehr und mehr in die Demenz ab und der Restaurantbesitzer Georges muss nach einer gewaltigen Pachterhöhung um seine Existenz fürchten.
    Wir erleben den Sommer in der malerischen Provence, wir sehen, riechen und schmecken die Natur, die wunderbaren Farben, das leckere Essen – rundum, wir genießen, was uns die Autorin serviert, mit allen Sinnen, bis wir völlig abgetaucht sind in ein entspanntes Urlaubs-Wohlgefühl. Alice selbst und der Freundeskreis um sie herum werden ebenfalls sehr lebendig und lebensnah geschildert. Schön auch, wie leiser Humor immer wieder aufblitzt und dem Buch eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Wir lernen Individualisten kennen, die dennoch mehrheitlich gewillt sind, in Freundschaft auf einander zu achten, die zu kämpfen haben, aber nicht aufgeben. Die weniger sympathischen Protagonisten und die erzählten Lebensprobleme sind wichtig, um dem Roman ein wenig Tiefe zu geben. Und natürlich wünschen wir uns alle beim Lesen das dann tatsächlich eintretende märchenhaft gute Ende. Mit einem wohligen Seufzer schließen wir das Buch ab und fühlen uns gut.
    Ein atmosphärisch schön geschriebener Roman, warmherzig und lebensklug.
    251 bis 275 von 355 Rezensionen
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